• Keine Ergebnisse gefunden

Welt-Lepra-Tag

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Welt-Lepra-Tag"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

82 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Januar 2021 | www.diepta.de

D

er Welt-Lepra-Tag wurde von dem Journalisten und S c h r i f t s t e l l e r Raoul Follereau 1954 ins Leben gerufen, um auf das Schicksal Betroffener aufmerksam zu ma- chen. Der internationale Akti- onstag fällt stets auf den letzten Sonntag im Januar und wurde von Follereau gewählt, weil er an den Todestag von Mahatma Ghandi erinnert, der Lepra- kranke unterstützte. Weltweit

setzen sich verschiedene Orga- nisationen dafür ein, Patienten zu helfen, über die Erkrankung aufzuklären und Spenden zu sammeln. In Deutschland organisiert die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V.

den Gedenktag – am 31. Januar findet der nächste Welt- Lepra- Tag statt.

Triple-Zero-Ziele 2018 gab es laut Angaben der Weltge- sundheitsorganisation (WHO)

mehr als 200 000 Neuinfektio- nen. Dies sind zwar etwa ein Prozent weniger als im Vorjahr, doch wenn sich der Trend weiter fortsetzt, müssen auch in 50 Jah- ren noch Menschen mit der Er- krankung leben. Somit sind die Ziele der WHO „Keine Anste- ckung, keine Behinderung und keine Diskriminierung“, die für die Jahre 2016 bis 2020 ange- dacht waren, nicht erreicht.

Zum Zeitpunkt der Diagnostik zeigten mehr als 10 000 Patien-

ten bereits irreversible Behin- derungen, darunter etwa 300 Kinder.

Hansen´s Disease Bei der Lepra handelt es sich um eine der am längsten bekannten Krankheiten, die auch als Aus- satz, Morbus Hansen, Misel- sucht oder Hansen-Krankheit bezeichnet wird. Die Erkran- kung wird durch das Mycobak- terium Leprae verursacht, dieses ist eng mit dem Tuberku-

© Yogi Pramadhika / iStock / Getty Images Plus

Viele Menschen glauben, dass Lepra eine Erkrankung ist, die nicht mehr existiert.

Sie ist zwar unter Kontrolle, aber weltweit nicht ausgerottet. Vor allem in Afrika, Asien und Südamerika gibt es noch Lepra-Fälle.

Welt-Lepra-Tag

AKTIONSTAGE

PRAXIS

(2)

83

DIE PTA IN DER APOTHEKE | Januar 2021 | www.diepta.de

lose-Bazillus verwandt. Das My- kobakterium ist ein säurefestes, grampositives Stäbchen und vermehrt sich sehr langsam. Be- reits 1873 wurde es erstmals von dem norwegischen Arzt Dr.

Gerhard Armauer Hansen be- schrieben.

Die Erreger befallen die Haut, die Schleimhäute und das Ner- vensystem, ebenso können die Augen, das Knochenmark, die Hoden oder die oberen Atem- wege geschädigt werden. In der frühen Erkrankungsphase er- scheinen hypopigmentierte Hautflecken (bei dunkler Haut wirken sie hell, bei heller Haut eher rötlich), bevor sich Knoten und Beulen ausbilden. Man spricht im Anfangsstadium von der interdeterminierten Lepra.

Durch die Schädigung des Ner- vensystems bemerken Betrof- fene die Verletzungen und Wun- den nicht unbedingt, sodass es zu chronischen Geschwüren kommt. Typisch sind auch Läh- mungen, Verkrümmungen, der Verlust von Gliedmaßen sowie eine Erblindung. Die interdeter- minierte Lepra kann spontan abheilen oder weiter fortschrei- ten. Betroffene werden häufig stigmatisiert und diskriminiert, da die Erkrankung durch die Hautveränderungen, die auch im Gesicht auftreten, optisch stark entstellt. Infizierte mit einem schwachen Immunsys- tem, die nicht medikamentös behandelt werden, können an der Erkrankung versterben.

Die Bakterien werden bei länge- rem körperlichen Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen, vermutlich über Tröpfchenin- fektion durch das Nasensekret sowie über Hautläsionen. Auch eine transplazentare Übertra- gung in der Schwangerschaft auf das ungeborene Kind ist mög- lich. Insgesamt gilt die Erkran- kung als wenig ansteckend, ist relativ gut zu diagnostizieren und zu behandeln. Die Inkuba-

tionszeit kann wenige Monate bis 20 Jahre betragen – ob und wann Lepra ausbricht, hängt von verschiedenen Faktoren wie dem körpereigenen Immunsys- tem und genetischen Einflüssen ab. Die durchschnittliche Inku- bationszeit liegt zwischen drei und vier Jahren. In ärmeren Ländern sorgt Lepra noch immer für Angst und Schre- cken, häufig wird die Krankheit erst entdeckt, wenn sie schon zu Behinderungen geführt hat. In Europa gibt es keine Lepra-In- fektionen mehr, hier scheinen die Erreger ausgerottet zu sein.

Kategorisierung Man unter- scheidet verschiedene Formen der Lepra: Die paucibazilliäre,

tuberkuloide Lepra verläuft langsam und gutartig, während die multibazilliäre, lepromatöse Lepra als schwerste Form gilt.

Bei der paucibazilliären Lepra ist die Erregerdichte gering, die Bakterien können durch das Ab- wehrsystem einigermaßen in Schach gehalten werden. Die Krankheit ähnelt der Tuberku- lose und kennzeichnet sich durch die typischen Hautfle- cken. Die multibazilliäre Lepra entwickelt sich bei Personen mit einem schwachen Immunsys- tem, die Erregerdichte ist hoch und die Hautveränderungen er- scheinen auf dem gesamten Körper, insbesondere im Ge- sicht. Patienten verlieren Wim- pern und Augenbrauen, die Bakterien befallen auch die Or- gane und es bleiben Narben und Verstümmelungen zurück. Ihr

Gesicht ähnelt im Verlauf der Erkrankung einem Löwenkopf und wird medizinisch als „Fa- cies leontina“ bezeichnet.

Sichere Diagnostik Die aus- gebrochene Lepra zu diagnosti- zieren, gilt als recht simpel: Spü- ren Betroffene bei Berührung der typischen Hautveränderun- gen nichts, ist die Erkrankung sehr wahrscheinlich. Auch die Krankengeschichte gibt Hin- weise darauf, ob es sich um Lepra handelt (langer Kontakt mit Erkrankten, Aufenthalt in einem Entwicklungsland unter schlechten hygienischen Bedin- gungen). Die Mykobakterien können auch mikroskopisch oder durch eine Biopsie nachge-

wiesen werden. Schwierig ist hingegen die Früherkennung einer Infektion während der In- kubationszeit. Nach Paragraph 7 des Infektionsschutzgesetzes be- steht bei Lepra Meldepflicht.

Dreifachtherapie Wegen der Schädigungen des Nervensys- tems ist es wichtig, die Behand- lung möglichst früh zu begin- nen. Lepra ist heilbar: Die Standardtherapie (Multi-drug therapy, MDT) besteht seit 1981 aus den drei antibiotischen Wirkstoffen Dapson, Rifampicin und Clofazimin. Bei der pauci- bazilliären Form reicht eine sechsmonatige Therapie aus, bei der multibazilliären Lepra erhal- ten Betroffene die Wirkstoffe über einen Zeitraum von zwölf Monaten. Bereits nach der ers- ten Antibiotika-Behandlung

sind Lepra-Kranke nicht mehr ansteckend. Tritt eine Unver- träglichkeit auf oder liegen Re- sistenzen vor, kommen ersatz- weise die Antibiotika Clari - thromycin, Minocyclin, Rifa- pentin, Bedaquilin oder Ofloxa- cin zum Einsatz.

Vorbeugung durch PEP Es ist sogar möglich, durch eine Chemoprophylaxe die Anste- ckung von Personen, die Kontakt zu Leprakranken hat- ten, zu unterbinden. Die WHO empfiehlt die Postexpositions- prophylaxe (PEP) für Kontakt- personen als Standard, voraus- gesetzt eine aktuelle Lepra oder Tuberkulose sowie weitere Kon- traindikationen liegen nicht vor.

Die Einmalgabe des Antibioti- kums Rifampicin ist hierfür aus- reichend und kann die Übertra- gung unterbrechen.

Lepra trifft Corona Vermut- lich werden für 2020 noch weni- ger Lepra-Fälle registriert, je- doch nicht, weil es weniger Infektionen gibt, sondern weil die Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren die Suche nach Betroffenen erschweren. Es ist zu befürchten, dass Neuin- fektionen nicht oder zu spät er- kannt und daher nicht behan- delt werden, sodass es bei Infizierten unter Umständen vermehrt zu Behinderungen kommt.  n

Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologin, Fachjournalistin

Um irreversible Schädigungen des

Nervensystems zu verhindern, muss

die Therapie frühzeitig beginnen.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

dung zu produciren vermögen, denn diese kann ohne das Vorhandensein von Gefässen nicht zu Stande kommen, die normale Intima ist aber nicht vascnlarisirt. Nur Hand in Hand

rakter von Lepraheerden beilegen mußte. Als solche Lepra- Heerde ließen sich zunächst die westlich vom Wirzjärw belege- nen Kirchspiele Saara, Tarwast und

Die aufgezeigten polaren Formen verhalten sich stabil, nie wird aus einer leprösen Form eine tuberku- loide, allerdings kann (selten) aus einer tuberkuloiden eine lepröse

Bis zu meinem Besuch wurden die Lepra- kranken in den meisten Gebieten mit Dapsone behandelt, einer Monothera- pie, die eine lebenslange Behandlung er- forderlich machte und die

Weiterer Verlauf: Am dritten fieberfreien Tage ist nur noch links vorn oben und links hinten oben kleinblasiges, feuchtes klingendes Rasseln feststellbar.. Röntgenuntersuchung —

Marlowe SN, Hawksworth RA, Butlin CR, Nicholls PG, Lockwood DN: Clinical outcomes in a randomi- zed controlled study comparing azathioprine and prednisolone versus prednisolone alone

Erythema nodosum leprosum Die WHO empfiehlt folgen- des Schema: Clofazimin 100 mg dreimal täglich für maxi- mal 12 Wochen, dann Dosis- reduktion über 100 mg zwei- mal täglich für

Zweifellos haftet diesen Sonn- wendfeuern noch eine tiefgrei- fende Symbolik an, denn Bräu- che ohne Sinngehalt sind be- stenfalls vorübergehende Zeit- erscheinungen, es fehlt ihnen