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Möglichkeiten der minimal-invasiven Nebenschilddrüsen- und Schilddrüsen- chirurgie

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Academic year: 2022

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Möglichkeiten der minimal-invasiven Nebenschilddrüsen- und Schilddrüsen- chirurgie

Steffen Leinung Einleitung

Die Behandlung von Patienten mit Schilddrüsen- und Nebenschilddrü- senerkrankungen hat in der Chirur- gie der Universität Leipzig eine schon lange bestehende Tradition. Etab- lierte Forschungsgebiete betreffen die Pathogenese von Autoimmun- krankheiten der Schilddrüse und das Management des Hyperparathyreoi- dismus (HPT) [1,8]. Eine prospektive Studie mit einer Analyse von über 700 Schilddrüsenoperationen und zahlreiche klinische sowie experimen- tellen Arbeiten befassten sich mit dem Risiko der Stimmbandlähmung und mit Strategien zu deren Vermei- dung [5,6]. Als überregionales Be- handlungszentrum maligner Schild- drüsenerkrankungen ist eine hohe Versorgungsqualität sowie eine kon- tinuierliche Nachsorge der Schilddrü- senkarzinompatienten durch eine onkologische Spezialambulanz mög- lich. Dabei werden auch Operations- techniken und der postoperative Ver- lauf über Jahre kritisch analysiert [10].

Grundlagen

Vorraussetzungen für eine minimal- invasive Nebenschilddrüsen- und Schilddrüsenchirurgie sind derzeit:

präoperative Lokalisationsmög- lichkeiten (Sestamibiszintigraphie, Sonographie, MRT, CT),

Einbeziehung von minimal-inva- siven Instrumentarium und einer 5 mm Kamera mit Videotechnik (Abb.1.),

intraoperative Quick-Parathormon- bestimmung (qPTH) zur Erfolgs- kontrolle der Operation,

intraoperative histopathologische Schnellschnittuntersuchung.

Für die Kombinationsbasisuntersu- chung durch Sestamibiszintigraphie und Sonographie liegt die Sensitivität bei 71 – 94% und die Spezifität bei –

91 – 100% [7]. Diese guten Ergeb- nisse der präoperativen Diagnostik ermöglichen ein minimal-invasives Vorgehen fokussiert auf das Neben- schilddrüsenadenom (NSD). Eine Exploration aller Nebenschilddrüsen- regionen durch einen Kocher´schen Kragenschnitt ist bei lokalisiertem NSD-Adenom heute nicht mehr er- forderlich. Bei nichtlokalisiertem NSD- Adenom, Hinweisen auf Mehrdrüsen- erkrankung bzw. sekundärem HPT sind minimal-invasive Verfahren kon- traindiziert.

Von Wichtigkeit ist der internationale Ausstausch mit den erfahrensten Zentren, die die verschiedenen mini- mal-invasiven Operationstechniken entwickelt haben. Dies ist durch Kooperation mit folgenden Instituti- onen in hervorragendem Maße mög- lich:

European Society of Endocrine Surgeons (ESES),

International Association of Endo- crine Surgeons (IAES),

Datenaustauch insbesondere im World Journal of Surgery, regelmäßige überregionale „Mee- tings of Endocrine Surgeons”, praktische Trainingskurse in der minimal-invasiven endokrinen Chirurgie.

Technische Möglichkeiten

Eine konventionelle offene Para-/Thy- reoidektomie kann bei subtiler Tech- nik mit minimaler Schnittführung (4 – 5 cm) durchgeführt werden [2].

Die erste endoskopische Operation eines primären Hyperparathyreoidis- mus erfolgte in den USA 1996 durch Michael Gagner. Seitdem wurden durch verschiedene innovative Arbeits- gruppen unterschiedliche minimal- invasive Zugangswege und OP-Tech- niken entwickelt, die im Folgenden dargestellt werden.

Dabei sind grundsätzlich zwei Tech- niken voneinander zu unterschei- den:

1. die total-endoskopische Techni- ken mit Schaffung eines CO2- gefüllten Arbeitsraumes, von 2. video-assistierten Techniken durch

einen Minizugang mit Offenhal- –

– – – –

ten des OP-Feldes durch zwei kleine Haken ohne Gasinsuffla- tion.

Total-endoskopischen Techniken wer- den über drei Minitrokarincisionen in verschiedenen Regionen durchge- führt:

lateraler Zugang mit Trokarincisi- onen am Rand des M. sternoclei- domastoideus [7].

zentraler Zugang mit Schnittfüh- rung über dem Jugulum, wobei der Vorteil der Technik darin be- steht, dass beide (Neben-) Schild- drüsenseiten exploriert werden können [3,4] (Abb. 2.).

Schilddrüsenresektionen sind ebenso in dieser Technik beschrie- ben [4], benötigen am

Ende jedoch eine Verlängerung der zentralen Inzision zur Ber- gung des Präparates.

extrazervikale Zugänge mit axil- lären, submammären oder vor- deren Brustwandzugangswegen.

Sie gehören zu alternativen Methoden, die darauf abzielen, auf Schnitte am Hals zu verzich- ten [10].

Minizugänge mit videoassistierter Technik (Abb. 5 – 7.):

Bei einem lokalisierten Nebenschild- drüsenadenom erfolgt das minimal- invasive Operationverfahren fokus- siert auf das NSD-Adenom (1,5 bis 2,5cm, Abb. 3.). Orientierend an der Lage des NSD-Adenoms wird der Minizugang zentral (über dem Jugu- lum) oder lateral (rechts / links, kra- nial / kaudal). Modifizierte Techniken sehen zur NSD-Adenomexstirpation neben dem zentralen 5 mm Kamera- zugang eine weitere laterale Minihilf- sinzision vor (Abb. 4.). Die Erfolgs- kontrolle der Operation durch die intraoperative quick-Parathormonbe- stimmung ist bei dieser minimal-inva- siven Technik obligat.

Eine Thyreoidektomie erfolgt mini- mal-invasiv videoassistiert über einen 1,5 cm langen Schnitt oberhalb des Jugulums [12,13]. Im Sprachge- brauch sind zwei Operationsbezeich- nungen üblich:

MIVAT, minimal-invasive videoas- sistierte Thyreoidektomie und –

– Originalie

394 Ärzteblatt Sachsen 7 / 2007

(2)

Originalie

Ärzteblatt Sachsen 7 / 2007 395

Abb. 1. Minimal-invasives Instrumentarium Abb. 2. Total-endoskopischer „Drei-Trokar-Zugang“

Abb. 3. Fokussierter minimal-invasiver Zugang zur NSD Abb. 4. Kombinierte Schnittführung für spezielle Situationen

Abb. 5. Minimal-invasive Darstellung und Schonung des

N. laryngeus recurrens Abb. 6. Minimal-invasive Darstellung eines

NSD-Adenoms vor Exstirpation

Abb. 7. Minimal-invasiv exstirpiertes NSD-Adenom Abb. 8. Mini-Kocher nach Miccoli zur Thyreoidektomie (1,5 cm)

(3)

EVATS, endoscopic video-assisted thyreoid surgery.

Über die Miniinzision („Mini-Kocher“

nach Miccoli, Abb. 6) erfolgt mit Hilfe einer 5 mm Optik und Mikro- instrumenten die laterale „konventi- onelle“ Freilegung der Schilddrüse mit Darstellung des N. laryngeus recurrens und der NSD, die Durch- trennung der Gefäße des Ober- und Unterpols sowie des Isthmus mittels

„Ultracission“ (Ultraschall-Dissektor- Schere) oder zwischen gesetzten Titanclips. Danach wird der SD-Lap- pen durch die Miniinzision über Hautniveau gebracht und konventio- nell reseziert (Abb. 7). Mit dieser Technik können ebenfalls alle typi- schen NSD-Lokalisationen exploriert werden.

Die italienische Arbeitsgruppe um P.

Miccoli publizierte die Ergebnisse von 579 minimal-invasiven Thyreoi- dektomien, die über die Jahre 1998 bis 2003 in dieser Technik durchge- führt wurden. Um gute Ergebnisse erzielen zu können, ist eine Patien- tenselektion für dieses OP-Verfahren essentiell. Aus einem Gesamtpatien- tenkollektiv von 5450 Patienten, die zur Schilddrüsenresektion zugewie- sen wurden, erfolgten bei Miccoli nur etwa 10% der Operationen videoassistiert [12].

Zusammenfassung

Als Vorteile der minimal-invasiven Nebenschilddrüsen- und Schilddrü- senchirurgie werden in der Literatur diskutiert:

geringes Zugangstrauma und in Folge weniger Vernarbungen, weniger Schmerzen, bessere Kos- metik, weniger Komplikations- möglichkeiten, kürzere OP-Zeiten, kurzzeitstationärer Aufenthalt, ambulante Operation möglich, geringere Rate an postoperativen Hypokalziämien,

keine Reklination des Halses (keine HWS-Beschwerden post- operativ),

Zugangswege können außerhalb des Halses liegen (axillär, sub- mammär) [10],

Möglichkeit der Operation in Lokalanästhesie.

– –

In den meisten Fällen ist ein NSD- Adenom sicher durch eine subtile präoperative Diagnostik beim pHPT zu diagnostizieren. Aufgrund dieser Entwicklung sind fokussierte minimal- invasive Verfahren beim lokalisierten NSD-Adenom ein absoluter Zuge- winn für den betroffenen Patienten.

Für die minimal-invasive Operation eines pHPT sind eine Vielzahl von Techniken beschrieben. Unter Berück- sichtigung der individuellen Befund- konstellation ist eine sorgfältige Pati- entenselektion für das geeignetste Operationsverfahren besonders wich- tig.

Auch bei Operationen kleinvolumiger Schilddrüsen können minimal-inva- sive Verfahren sicher durchgeführt werden. Ob es nötig ist, eine Schild- drüsenoperation mit einer Schnitt- länge von 1,5 cm (MIC) vs. 3 – 5 cm (konventionell) anzubieten, wird kon- trovers beurteilt werden. Wir denken aber, dass diese Operationstechnik in einer modernen endokrinen Chirur- gie verantwortungsbewusst angebo- ten werden sollte.

Literatur beim Verfasser Korrespondenzadresse:

Priv.-Doz. Dr. Steffen Leinung Chirurgische Klinik II der Universität Leipzig Liebigstraße 20, 04103 Leipzig Tel.: 0341 9719968, Fax: 0341 9717299 E-Mail: Steffen.Leinung@medizin.uni-leipzig.de

Originalie

396 Ärzteblatt Sachsen 7 / 2007

Abb. 9. Thyreoidektomie nach videoassistierter Nervendarstellung und Durchtrennung des oberen und unteren Schilddrüsenpols

Die Sächsische Landesärztekammer im Internet

http://www.slaek.de

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