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Nachweis des Bacteriums der ])seudotuberkulose der Nagetiere in einem Fall yon Otitis media chronica suppurativa.

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Academic year: 2022

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~Aus dem Laboratorium der 3. reed. Universit~tsklinik (Vorstand: P~of. C h v o s t e k )

und der k. k. Universit~tsohrenklinik Wien.

(Vorstand: Hofrat Prof. U r b a n t s c h i t s c h . ) ]

Nachweis

des Bacteriums der ])seudotuberkulose der Nagetiere in einem Fall yon Otitis media chronica suppurativa.

Von

Dr. O s k a r W e l t m a n n und Dr. R u d o l f F i s c h e r .

P f e i f f e r hat als erster den in die Gruppe der h~morrhagischen Septik~mie gehSrigen Bacillus Pseudotuberculosis rodentium, den er als Ursache einer Laboratoriumstierseuche feststellen konnte, eingehend be- schriebem Bei einer im Grazer Institut ffir experimentelle Pathologic aufgetretenen Masseninfektion vou Laboratoriumstieren konnte B y l o f f spater ein mit dem Pfeifferschen Stamme ia den wesentliehen Eigen- schaften fibereinstimmendes Bacterium zfichten. Das Bacterium ,,Pseudo- tuberculosis rodentium" tr~gt seinen Namen auf Grund der pathologisch- anatomischen Veriinderungen, die es bei geeignetem Infektionsmodus an

~Nagetieren hervorzurufen imstande ist, und die makroskopisch mit dem Bilde der Meerschweinchenmberkulose eine weitgehende ~hnlichkeit zeigen. Seinem morphologischen Verhalten, dutch das dieser Stature dem Erreger der Pest nahesteht, hat er auch den I~amen ,,Pseudopest" zu verdankem

Aus der Reihe der Publikationen, die in den letzten Jahren fiber Infektionen beim Menschen mit Bakterien aus der Gruppe der hhmor- rhagischen SeptikSmie vorliegen, greifen wir diejenigen Arbeiten heraus, die sich mit der sogenannten Pseudotuberkulose befassen, uud zwar weil der yon uns gefundene Stamm iu diese Gruppe einzureihen ist. In

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448 OSKA~ WEI, T~ANN UI~D RUDOLF I~ISCHER:

erster Linie w~r.e bier der Arbeiten von A l b r e c h t , L o r e y und S a i s a w a zu gedenken, in denen in einwandfreier Weise eine menschliche Infektion mit dem yon P f e i f f e r genau studierten Bacillus nachgewiesen wurde.

Die anderen als Pseudotuberkulose beim Menschen bekannt gewordenen Fiille sind einerseits nut zum Tell bakteriologisch genau analysiert, andererseits zeigen sic im biologischen und morphologischen Verhalten der nachgewiesenen Stiimme so wesentliche Differenzen yon dem P f e i f f e r - schen Stamme, dab eine Identifizierung mit demselben nicht anghngig, und auoh die ZugehSrigkeit in diese Gruppe zumindest zweifelhaft ist.

Die Orientierung in der einsehli~gigen Literatur wird dadurch erschwert, daI3 die mit der angewendeten Nomenklatur verbundenen Begriffe auBer- ordentlich variieren. Wiihrend man z. B. in manchen Lehrbfichern 1 a]s Pseudotuberkulose s~iurefeste Sthbchen bezeichnet finder, die abet bezfig- lieh der Tier- oder Menschenpathogenits sich als different yon der Kochschen Tuberkulose erweisen, also die Bezeichnung Pseudotuberkulose offenbar aus der morphologischen )lhnliehkeit abgeleite~ wird, gebrauchen die meisten Autoren die Bezeichnung Pseudotuberkulose mit Bezugnahme auf gewisse pathologisch-anatomische Ver~nderungen, speziell im Tier- versuch, Veriinderungen, denen eine gewisse Ahnlichkeit mit der KnSt- chenbildung der echten Tuberkulose nicht abzusprechen ist. Erst seit der Pfeifferschen Monographie beginnen sich die Begriffe etwas zu konso- lidieren, so dab die letzten Arbeiten ( A l b r e c h t , Lorey, S a i s a w a u.a.m.) fiber Pseudotuberkulose sich auf das zur Gruppe der h~morrhagischen Septikiimie gehSrige Bacterium Pseudotuberculosis rodentium Pfeiffer be.

ziehen. Wie bereits erwiihnt, hat jedoch das Bacterium Pseudotuberculosis abgesehen yon tier rein ~ul~erlichen ~hnlichkeit der pathologisch.anato- mischen Ver~nderungen, die es hervorruft, keiner]ei Beziehung zur echten Tuberkulose, steht vielmehr biologisch und mcrphologisch der eohten Pest sehr nahe.

Wenn wit unseren Standpunkt in der Frage der ZugehSrigkeit eines Bacteriums in die Gruppe der Pseudotuberkulose der Nagetiere priizisieren wollen, so stellen wit als Postulate folgende Bedingungen auf:

1. Morphologisehe und kulturelle ~3bereinstimmung in den wesent- lichen Punkten mit dem yon P f e i f f e r beschriebenen Typus.

2. Pathogeniti~t fiir l~agetiere und tuberkulose~hnliche KnStchen- bildung in den Organen beim Tierversuch.

Eine Zusammenstellung der als Pseudotuberkulose beim Menschen bezeiehneten Falle finden wit bei Saisawa; das wesentliche, gemeinsame Moment der meisten daselbst angeffihrten F~lle stellt ein anniihernd

~ S c h m a u s , .~ehrSuch d. path. Analomie.

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~ACHWEIS D. BACTERIUMS D. PSEUDOTUBERKUIJOSE D. ~AGETIERE. 449 gleieher pathologisch-anatomischer Befund im Tierversuch dar, die tuberkel-

~hnliehe Kn5tchenbildung, whhrend das biologische und tinktorielle Ver- halten der gefundenen Erreger in wiehtigen Punkten yon dem yon P f e i f f e r beschriebenen Typus abweieht. M a n f r e d i , H e n l e und W r e d e z. B. beschreiben ein grampositives Bacterium, L e g r a i n einen gelatine- verflfissigenden Stature, beides Eigenschaften, die der Pseudotuberculosis rodentium Pf. abgehen. Morphologiseh und biologisch identisch mit dem Pfeifferschen Stature sind die yon A l b r e c h t , L o r e y und S a i s a w a gefundenen Erreger.

A l b r e c h t gelang die Zfichtung seines Stammes aus einem Darm- stfick, das die Ver~nderungen einer Enteritis follicularis suppurativa zeigte, aus den Darmfollikeln und den eitrig eingeschmolzenen Lymphdrtisen.

Der Fall war unter der Diagnose Appendicitis zur Operation ge]angt und ging in Heilung aus.

L o r e y berichtet fiber einen Fall, der unter dem klinischen Bilde eines Typhus abdominalis verlief, und bei dem er aus dem Blute intra vitam und aus einem LeberabszeB post mortem alas Bacterium zfiehten konnte.

S a i s a w a beschreibt einen Fall, der naeh tonsillaren Initialsymptomen den Verlauf einer letal endigenden Sepsis zeigte, und bei dem intravital und postmortal die Zfichtung des P f e i f f e r s c h e n Bacillus aus dem Blute gelang.

Im folgenden soll fiber einen Fall berichtet werden, bei dem ein dem Pfeifferschen Stamme jedenfalls sehr nahestehendes Bacterium aus der Gruppe tier h~morrhagischen Septik~mie gezfiehtet werden konnte. Es handelt sieh um eine 19j~hrige Patientin, die wegen einer chronischen Mittelohreiterung zur Behandlung kam. Anamnestisch war nut zu er- heben, dab die Erkrankung im Ansehlusse an eine fieberhafte Affektion aufgetreten war, die yon der Patientin als Scharlach bezeichnet wurde und vor etwa 10 Jahren fiberstanden worden war. 1

Aus dem im Mittelohr dieser Patientin angesammelten Eiter konnte wiederholt, und zwar immer absolut rein ein Bacterium geziichtet werden, das, wenn auch anseheinend nicht identisch mit dem Bacterium Pfeiffer, doeh diesem als ~uBerst nahestehend bezeiehnet werden muB. l~aeh dem kulturellen und morphologischen Verhalten war das yon uns gefundene Bacterium mit Sicherheit in die Gruppe der h~morrhagischen Septikiimie einzureihen. Mit Rficksicht auf die Tatsache, dab wir in 4 bis 14t~gigen Intervallen, im ganzen viermal, jedesmal absolut rein, denselben Stamm

1 Beziiglich n~herer Details des klinischen Verlaufcs verweisen wir auf die aus- fiihrllchere Publikation R. F i s c h e r s dicses Falles in dcr Monalsschmfl f. Ohrenheil.

kunde u. Lar~ngo.RhinoIogie.

Zeitsehr. L Hygiene. LXXVHI 29

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450 O S K A R W E L T M A N N UI~D R ~ D O L ] ~ FISCHER:

zfichten konnten, sind wir geneigt, das yon uns gefundene Bacterium als

~tiologischen Faktor ffir die Otitis media supp. chron, zu bezeichnen.

Das Bacterium weist eine ausgesprochene Polymorphie auf, die yon dem Alter der Kultur und der Art des N~hrbodens abh~ingig ist.

Die aus der 24stfindigen Agarkultur untersuchten Bakterien sind grSBtenteils plumpe, an den Enden abgerundete Kurzst~bchen, die keine weitere Differenzierung ihres Protoplasmas erkennen lassen. Daneben finden sich in geringerer Anzahl l~ingere St~bchen, die tells schlank, ein wenig gekriimmt und homogen sind, tells plump mit stiirker differenzierteu Endcn, ganz sp~irlich sehr plumpe, blab tingierte groBe St~bchen (etwa 5 bis 6 real so groB als die kokkenfSrmigen) mit deutlichen PolkSrperchen.

Die 60stfiudigen Agarkulturen weisen im Abstrich nut .spiirliche kokkenfSrmige stark tingierte Bazillen auf, der ttauptsache nach sind die grol~en phmpen, blassen, an den Enden starker tingierten Formen zu finden. Daneben sehen wir noch auBerordentlich plumpe, stark tingierte, mit keulenfSrmigen Auftreibungen versehene Individuen, die h~ufig eine leichte Krfimmung und vielfach eine Parallellagerung erkennen lassen.

Endlich schlanke, lunge F~den, die manchmal zu kurzen Ketten ver- einigt sind.

In der frischen Bouillonkultur sind fast ausschlieBlich die plumpen homogenen stark tingierten Kurzsti~bchen zu finden. In der alten Gelatine- kultur ist eine ungeheure Formenmannigfaltigkeit der Bakterien zu beob- achten. Kurze Kokkenformen, daneben plumpe Stiibchen mit hellerer Mitre und starker gefarbten Enden. Lange gekrfimmte St~bchen, zum Teil blab und mit einer zarten Kapsel, zum Teil lebhaft tingiert mit Differenzierung des Protoplasmas bis zur ausgesprochenen Siegelringform.

Deutliche Kettenbildung speziell der Stabchenformen.

Die Bakterien entf~rben sich nach G r a m und sind mit den ge- brSuchlichen Anilinfarben gut darstellbar. Die Polk5rperchen sind nach Alkoholfixation besonders gut mit Meth)'lenblau zur Anschauung zu bringen. Am besten erhielten wir sie jedoch in einem Pr~parat, das mit Karbolfuchsin in der Hitze gef~rbt und mit verdfinnter Essigs~ure nach- behandelt wurde. Das Bacterium erweist sich als nicht s~urefest und er- seheint bei der Ziehl-Neelsenf~rbung blau. Aus den 24 stfindigen Kulturea konnten mit Hilfe der fiblichen Kapselmethode und des Tuschverfahrens bisweilen, abet nicht immer, schmale Kapseln nachgewiesen werden. Bei der Neisserschen Doppelf~rbung wurden keine B a b e s - E r n s t s c h e n KSrperchen gefunden. Das Bacterium zeigt keine Eigenbewegung, n u r - speziell in jungen Kulturen - - ziemlich lebhafte Molekularbewegung.

Weder im Ultramikroskop noch mit Hilfe des Tuschverfahrens noch nach der Zettnowschen Methode waren GeiBeln nachweisbar.

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IN~ACHWEIS D. BACTERIUMS D. ~Ps:EUDOTU:BERKULOSE D. ~TAGETIERE. 451 Das Bacterium w~chst am besten bei 37 ~ jed0ch auch, wenngleich entsprechend langsamer, im Eisschrank und bei Zimmertemperatur. Bei unseren wiederholten Ziichtungen yore Patienten erhielten wit in den ersten Kulturen ein versehieden schnelles Wachstum und konnten die Beobachtung machen, alas die schneller gewachsenen Sti~mme sich als miuder virulent erwiesen, wiihrend wir mit den langsam gewachsenen Stammen besonders foudroyant verlaufende Tierinfektionen erzeugen konnten.

Nach erfolgter Umztiehtung zeigte uuser Stamm folgendes Verhalten:

A g a r p l a t t e : Nach 24 Stunden Bruttemperatur dnrchscheinende, gelbliche, tropfenartige Kolonien, die leicht fiuoreszieren. Bei schwacher VergrSBerung in tier Mitte rehbraun, am Rand heller, gekSrnt, mit eben erkennbarer streifenf6rmiger Struktur. Die Streifen zum Teil wellenfSrmig, gegen den Rand zu senkrecht ausstrahlend. Der Rand wellig gekerbt, feinst gez~hnelt. Die tiefliegenden Kolonien der Schiittelknltur zeigen linsenfSrmige Gestalt. Die i~ltereu Agarkulturen zeigen eine schleimige Beschaffenheit und Kristallbilduug, dem Striche folgend, im 5iahrboden.

Das Wachstum erfolgt in deutlich sichtba.rer Appositionszone.

A g a r s t i c h : An der Oberfl~che reichliches Wachstum, l~ngs des Stichkanales zarter Schleier.

S c h i e f a g a r : Sehr fippiges Wachstum, schleimiger als auf der Platte, die Kulturen in den unteren Partien ins Kondenswasser abrutschend.

G e l a t i n e p l a t t e : Die Kolonieu schleimig erhaben, die Oberfl/iche erscheint bei Lupenvergr0$erung ungleichm~$ig h0ckerig. Bei auf- fallendem Lichte gelblieh, bei durehfallendem Lichte bl~iulich, poly- gonal begrenzt. Bei schwacher VergrSBerung zeigen d i e einzelnen Kolouien ein gelbes Zentrum und hellgrauen Rand. Dieser ist wellen- fSrmig strukturiert und erinuert an die kartographische Darstellung eines Gebirgszuges, ein Verhalten, das sich auch bei anderen Autoren erw~hnt finder. Bei ~lteren Kulturen (ungefahr yore 3. oder 4. Tage a n) ist ein zarter bl~ulicher Schleier um die Kolonie im l~ahrboden sicht- bar, keine u

G e l a t i n e s c h f i t t e l k u l t u r : Rundliche oder langsovale gelbliche Kolonien, deutlich grauuliert. Der Rand geziihnt, kein Verfl~issigungswall.

G e l a t i n e s t i c h : An der Oberfl~che iippiges, liings des Stichkanales zarteres Wachstum. Kein Verfliissignngstrichter.

B o u i l l o n : Nach 24 Stunden diffuse Triibung, ganz geringer flockiger Bodensatz. INach mehreren Tagen stSrkerer Bodensatz, Kahmhaut.

P e p t o u w a s s e r : Diffus getr~ibt, flockiger Bodensatz.

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452 0SKAR WF~LTMANN UND RUDOLF FISCHER:

I n d o l r e a k t i o n : Negativ. Aaf Zusatz yon Natriumnitrit und kon- zentrierter Schwefels~ure zur Peptonwasserkultur deutliche Rotf~rbung, die jedoch nicht in Amylalkohol fibergeht.

Milch: Keine Gerinnung.

L a c k m u s m o l k e : Nach 24 Stunden rot, 48 Stunden violett~ sp~ter bl~ulich.

T r a u b e n z u c k e r : Keine Gasbildung.

L S f f l e r s c h e r S e r u m a g a r : Uppiges Wachstum, keine Verflfissigung.

D r i g a l s k i : Blau.

M a n n i t : Rot.

N e u t r a l r o t a g a r : Schfittelkultur. An der Oberfl~che reichliohes Wachstum unter Aufhellung des N~hrbodens.

B l u t a g a r p l a t t e n : Auf Hammel- und Menschenblutplatten keine tt~molyse.

K a r t o f f e l : Kein deutliches Wachstum.

Resfimee: Fassen wir also die morphologischen und kulturellen Eigenschaften unseres Stammes zusammen, so finden wir eine weitgehende

~bereinstimmung mit denen des Pfeifferstammes. Eine Abweichung zeigte unser Stature in dem Wachstum auf Bouillon, im Verhalten zur Lackmus- molke und bezfiglich der Kapselbildung.

T i e r p a t h o g e n i t ~ t : Wie bereits hervorgehoben, zeigte unser Stature zu verschiedenen Zeiten auffiillige Unterschiede in der u und diese ist, wie auch yon anderen Autoren hervorgehoben wird, sehr wenig kon- stant und geht naeh 2 bis 3 wSehentlicher Fortzfiehtung auf kfinstlichen N~hrbSden zum gro•en Teil verloren. Eine Normierung d er letalen Dosis ist eben wegen dieser Inkonstanz schwer mSglich. Als u

verwendeten wir weil~e M~use, weiBe Ratten, ]~Ieerschweinchen und Kaninchen.

Weil~e Maus: 18. III. Subkutan 1/2 Ose 24stfindiger Agarkultur in phFsiologischer KochsalzlSsung. Am 28. III. getStet. Sektionsbefund: Etwa zweihellerstiickgro~er AbszeB an tier Einstichstelle mit fadenziehendem Eiter erffillt. Organe ohne besondere u aus dem Eiter konnte alas Bacterium in Reinkultur gezfichtet werden, w~hrend die yon der l~Iilz und dem tterzblut beschickten Platten steril blieben.

W e i ~ e M a u s : 18. III. 1/2 ()se 24stfindiger Agarkultur in physio- logischer KochsalzlSsung intraperitoneal. Nach 36 Stunden eingegangen.

Kleine punktfSrmige, rStliche tterde in der Lunge. Organe stark hyper-

~misch, sp~irlich leicht getrfibte schleimige Flfissigkeit in der BauchhShle, aus der die Zfichtung des Bacteriums in Reinkultur ge]ingt.

Wei~e R a t t e I: 16. III. 1 ()se 24 stfindiger Agarkultur in physio- logischer KochsalzlSsung intraperitoneal. Nach 12 Stunden eingegangen. In

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~A~HWEIS D. BACTERIUMS D. PSEUDOTUBERKULOSE D. ~AGETIERE. 453 der BauchhShle etwas freie Flfissigkeit, die Organe hyper~misch, die D~irme schwappend, Serosa stark injiziert, die Follikel des Darmes ebenso wie die Mesenterialdrfisen geschwollen und h~imorrhagisch. In der linken hTiere ein hanfkorngro~es graues KnStchen. Aus dem Ascites, dem Herzblut und der Milz wird in Reinkultur das Bacterium gezfichtet.

W e i ~ e R a t t e I I : 1 0 s e 2&stfindiger Agarkultur in physiologischer KochsalzlSsung intraperitoneal. •aeh 30 Stunden eingegangen. In der BauchhShle reichlich trfibes Exsudat. Die Lunge blaB, Herz kontrahiert, keine freie Flfissigkeit im Pleuraraume. Leber verfettet, Zentren der Acini stark injiziert, Milz night auffallend vergrSfiert, Serosa des Darmes stellen- weise stark hyper~misch. Der Darm mit gallig gef~rbtem, breiig-flfissigem Inhalt erffillt. Odem des Gesichtes intra vitam. Aus dem Asoites und dem Herzblut sowie aus der Milz wird das Bacterium in Reinkultur erhalten.

Weil~e R a t t e I I I : 26. III. 1 0se 2& stfindiger Agarkultur in physio- logischer KoebsalzlSsung intraperitoneal. ]qaeh 12 Stunden eingegangen.

Ziemlich reichlich trfibes Exsudat in der BauchhShle, die Serosa des Darmes stark injiziert, die D~rme schwappend, Darmfollikel leicht gesehwellt. In der Leber stecknadelkopfgrofie, wei~liche zarte knStehenfSrmige Auflage- rungen, die Zentren der Leberl~ppchen starker injiziert. GesichtsSdem intra vitam. Aus Milz und Herzblut typische Reinkultur des Erregers.

WeiBe R a t t e IV: 0"1 c c m 24 stfindiger Bouillonkultur intraperitoneal.

~ach etwa 8 bis 12 Stunden (in tier :Naeht) eingegangen. Der ganze Dfinn- darm schwappend mit stark gallig gef~rbtem, w~sserigem Inhalt. Das Mesen- terium stark injiziert, die Mesenterialdrfisen vergrSSert. Aus dem Blute Ziichtung des Erregers in Reinkultur.

WeiBe R a t t e u 23. III. 4 ()sen 24stfindiger Agarkultur in physio- logischer KochsalzlSsung mittels Nelatonkatheters in den Magen eingeffihrt.

Am 1. IV. eingegangen. Baucheingeweide durch eine fibrinSs-sulzige Masse zu einem Klumpen zusammengeballt. FibrinSser Beschlag des inneren Peri- kardblattes. (Cor villosum.) Sulziges Exsudat auf der Pleura und auf dem

~uBeren Perikardblatte. Der Magen mit der Leber verlStet, die Magen- wand stark verdiekt, das Duodenum in sulzig-fibrinSses Gewebe eingebettet und ebenfalls mit der Leber der ganzen Ausdehnung nach verwachsen. Da das Tier fiber Nacht in Yerwesung iibergegangen war, wurde yon einer bakteriologischen Untersuchung abgesehen.

W e i S e R a t t e V h 1. IV. 1 0se 24stiindiger Agarkultur in physio- logischer KochsalzlSsung subkutan. An der Impfstelle entwickelt sich ein fiber hellergroSes welches Infiltrat, das in ein Geschwfir fibergeht. Dieses zeigt h~morrhagische R~nder und einen speckig belegten Grund und reicht bis in die Bauehdeckenmuskulatur. Am 16. IV. getStet. Die inneren Organe weisen keine besonderen u auf. Milz etwas vergrS$ert. Darm- follikel bedeutend geschwellt, stark prominent, die Mesenterialdrfisen ver- grSt~ert und weich. Ausstrich aus Herzblut und Milz ergibt Reinkultur des Erregers.

W e i ~ e R a t t e VII: 18. III. 1 (')se 24 stiindiger Agarkultur in physio- ogischer KochsalzlSsung subkutan. ~ach geringen Krankheitserscheinungen

geringe Fret]lust, struppiges Aussehen) fiberlebt das Tier.

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454 0SKAR W E L T ~ A N N UND RUDOLF FISCHER:

M e e r s c h w e i n c h e n h 10. III. 2 c m m 48 stfindiger Bouillon subkutan.

Nach 4 Tagen moribund durch Nackenschlag getStet. Infiltrat yon sulzig- eitriger Beschaffenheit .an der Einstichstelle. Keine freie Flfissigkeit in der BauchhShle. Leber vergrSl3ert und yon zahlreichen etwa hirsekorngro~en grau-weil~lichen unregelm~i~ig begrenzten KnStchen durchsetzt. Die Milz vergrS~ert, keine KnStchen. Die Lungen weisen an der Oberfi~che zahl- reiche KnStchen his zu HanfkorngrS~e auf, die grau-weiL~lich gef~rbt, rund oder polygonal sind und fiber die Oberfii~che prominieren. Gravider Uterus mit 4 F6ten. Aus der Milz, dora tterzblut und der Plazenta wird der Bacillus in Reinkultur gezfichtet.

M e e r s e h w e i n c h e n 2 und 3: Am 31. III. j e 2 cram 48 stiindigerBouillon- kultur intraperitoneal, innerhalb 18 Stunden eingegangen. Bei beiden Tieren in analoger Weise folgender Obduktionsbefund: 3 bis 5 c~m leieht h~mor- rhagischen triiben Exsudates yon schleimig-fadenziehender Beschaffenheit in der BauchhShle. Leber, Milz und Darmserosa mit einem fibrin6sen Belag bedeckt. In Leber und Milz sp~rlich feine graue KnStchen, die Nieren trfib geschwollen, frei yon KnStchen, die Nebennieren auf das Doppelte des normalen Volumens vergrSL~ert, tief dunkelrot. Die Serosa des Darmes stark injiziert, der Darminhalt breiig, flfissig, stark gallig gefiirbt, die Darmfollikel vergrSBert, vielfach stark injiziert. Die Lungen durchsetzt yon stecknadel- kopfgrol~en grauen und grauroten iiber die Oberfis KnStchen.

Aus dem Herzblut und dem Ascites wird der Bacillus in Reinkultur erhalten.

K a n i n c h e n 1: 1. IV. 2 r176 24:stfindiger Bouillonkultur intraperitoneal.

Die ersten Tage macht das Tier einen schwerkranken Eindruck (starke Abmagerung, keine Frel31ust, Haarausfall), erholt sich dann und fiberlebt.

K a n i n e h e n 2: 16. III. 2 oom 24 stfindiger Bouillonkultur intraperitoneal.

Das Tier magert stark ab, am 16. IV. durch Nackenschlag get6tet. Das Tier ist fast zum Skelett abgemagert. Subkutanes Fettgewebe und das Mesenterialfett fast vollst~ndig geschwunden. Leber und Milz verkleinert.

_&lie Organe an~miseh, Nieren fettig degeneriert, sonst keine Veriinderungen.

K a n i n c h e n 3: 1. IV. 1 ~~ 40stfindiger Bouillonkultur intravenSs, In der Lunge zahlreiche kaum stecknadelkopfgrol~e h~morrhagische Herde, Milz etwas vergrSl3ert. Enteritis. Im Dfinndarm eine etwa kleinbohnen- grol3e scharf umschriebene h~morrhagische Stelle. Beim Aufschneiden des Dfinndarmes wird die starke Schwellung der Follikel und einzelne H~mor- rhagien sichtbar. Aus dem Herzblut und der Milz wird das Bacterium in Reinkultur gezfichtet.

Fassen wir die tierpathogenen Eigenschaften unseres Stammes zu- sammen, so k5nnen wir folgendes Verhalten konstatieren:

Das Bacterium erwies sich fiir M~use bei intraperitonealer Appllkation als hochpathogen. Bei subkutaner Injektion entwiokelt sieh an der Impf- stelle ein eitriges Infiltrat. Bei der Ratte wirkt die intraperitoneale In- jektion tSdlich, w~hrend sich bei subkutaner Injektion nur Ver~nderungen an der Impfstelle ]m Sinne einer Phlegmone entwicke]n. Das Tier wird dabei zum Bazillentri~ger. Die Ver~nderungen bei den intraperitoneal

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~X~ACHWEIS D. BACTEI~IUMS D. PSEUDOTUBERKU:LOSE D. NAGV~TIEI~E. 455 infizierten Ratten bestehen in Schwellung der Darmfollikel und e i n e r - allerdings nie sehr ausgesprochenen - - VergrSBerung der Mesenterial- driisen. Zeitweise ausgesprochene HyperSmie der Darmfollikel. KnStchen waren makroskopiseh und mikroskopiseh nicht naehweisbar, huch der stomaehale Infektionsmodus fiihrt, wenn auch in etwas lhngerer Zeit, zur tSdlichen Erkrankung. Dabei finden sich Ver~nderungen im Sinne einer fibrinSsen Entziindung aller serSsen I-I~ute. Das Exsudat tr~gt sulzigen Charakter, die Darmschlingen sind zu einem Konvolut verklebt und mit Leber und Milz verwachsen. Die Magen- und Darmsehleimhaut sind m~chtig verdiekt. Fiir Meerschweinchen ist unser Stamm bei sub- kutaner und intraperitonealer Infektion hochpathogen, und zwar zeigen sich hier jene u am ausgesproehensten, deren ~hnlichkeit mit der echten Tuberkulose die Bezeichnung Pseudotuberkulose ihre Entstehung zu verdanken hat. Wit fanden in der Leber, der Milz und den Lungen reichlieh miliare KnStehen, bei intraperitonealer Injektion eine fibrin(is eitrige Peritonitis. Die Follikelsehwellung im Darm und die YergrSBerung der Mesenterialdriisen tritt beim Meerschweinehen weniger deutlieh hervor.

Das Exsudat in der Bauchh5hle und das Infiltrat an der Injektionsstelle zeigt ausgesproehen sehleimige Beschaffenheit. Besonders auffallend war auch das Verhalten der Nebennieren, die, stark geschwollen, jene dfister rote F~rbung aufwiesen, die wit sonst nur als konstanten Befund bei tier Diphtherieintoxikation finden. Fiir Kaninchen erwies sich unser Stature ebenfalls pathogen, allerdings konnten wir nur in einem Falle einen foudroyanten Yerlauf der Infektion beobachten. Dabei fanden wit auBer h~morrhagischen miliaren Herden in der Lunge Blutungen im Darme auf Grund eines embolischen Verschlusses eines Astes tier Vena meseraica.

In einem anderen Falle trat als Ausdruck der Infektion nur eine raseh progrediente Kachexie ein, ohne dab wir fiir diese irgend ein pathologiseh- anatomisehes Substrat aufdecken konnten.

Histologische Befunde.

Entsprechend dem makroskopischen Befunde fanden wir die aus- gesprochensten histologischen Ver~inderungen in den Organen der Meer- schweinchen. Wir beschrfinken uns im folgenden darauf, nur das Cha- rakteristische anzufiihren.

Lunge: Die Lunge zeigt das Bild leichter B15hung. Stark verdiinnte Alveolarsepten, vielfach geplatzt, mehrere Alveolen kontluierend. Verstreut im Lungengewebe Infiltrate, in welchen man tells zusammengefallene Al- veolarpartien, tells solche mit 5dematSser Durchtr:Ankung erkennen kann.

Sp~rliche kn5tchenfSrmige Infiltrate meist perivaskular gelegen, anscheinend ausschlieSlich aus lymphozyt~iren Elementen bestehend. Keine Riesenzellen.

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456 0SKAR WELTmANN U N D RUDOLF FISCHER:

L e b e r : Trfibe SchweIlung. Zahlreiche frische Nekroseherde ohne ent- zfindliehe Erseheinungen; diese tIerde weisen z. T. homogenisierte Zellen mit blab tingierten Kernresten auf, z.T. Zellen, die noch deutlich die Struktur des Kernes erkennen lassen, w~ihrend dessen F~rbbarkeit verloren gegangen ist.

Im Zentrum der Nekroseherde Kerntrfimmer. Die Herde sind tells unseharf begrenzt und gehen ohne Demarkation in das normale Gewebe fiber, teils weisen sic einen aus Rundzellen bestehenden Wall auf. Keine Riesenzellen.

In dem mit polyehromem Methylenblau gefiirbten Pri~parat sind in den Nekroseherden nieht mit Sicherheit Bakterien nachweisbar.

Milz: Die Milz sehr blutreieh, enth~ilt viel hKmatogenes Pigment, Kapsel nicht verdickt, die Follikel deutlich vergrS$ert.

I n j e k t i o n s s t e l l e : Tiefgreifender phlegmon~iser Prozeg, bis in die l~uskelfasern eindringend. Das interstitielle Fett- und Bindegewebe 5dematSs aufgeloekert und infiltriert. In dem mit polyehromem Methylenblau gef~rbten Priiparat sind zwisehen den Leukozyten vielfaeh blal~ tingierte St~behen sichtbar. Die Muskulatur zeigt den typisehen Befund sekundi~rer Degeneration.

Das Infiltrat besteht hauptsi~chlich aus polynukle~iren Leukozyten, zerfallenden Eiterzellen, Plasmazellen und einzelnen Eosinophilen.

N i e r e : Bietet das Bild der parenchymatSsen Degeneration.

N e b e n n i e r e n : Rinde hochgradig hyperiimiseh, weist kleine Blutungs- herde auf; im Mark keine besonderen Ver~nderungen.

I n der Lunge des Kaninehens finden sich neben zentralen lobulSr- pneumonischen Herden verstreut kleine, h~ufig perivaskuliir gelegene Infiltra- tionsherde aus Rtmdzellen. In den Organen der Ratte und Maus lassen sich auger der Follikelsehwellung im Darm und kleinen lobulSrpneumonischen Herden keinerlei typisehe Yeriinderungen naehweisen, was wohl durch den foudroyanten Verlauf der Infektion, die in wenigen Stunden zum Tode ffihrte, zu erkl~ren ist.

Dutch intravenSse Injektion zunRehst yon steigenden Dosen abgetSteter Bakterien und sodann yon entsprechenden Dosen lebender Kultur bei einem 3 kg schweren Kaninchen konnten wir ein Serum erhalten, das den eigenen Stature bis zum Titer 1 : 3 2 0 0 agglutinierte. Die aufgestellte Agglutination mit dem Bacterium pseudotuberculosis rodentium Pfeiffer, dem Bact. pseudotuberculosis Albrecht, dem Bact. muriseptic. Winslow sowie mit dem Bacterium der Hog-Cholera und der Kanarienvogelseuche ergab folgende Resultate.

Y e r s u c h 1.

1:50 1:1001:2001:4001:8001:16001:32001:6400 Kontrolle Eigener Stature 9 / +

Stature Pfeiffer. .

/

, Albrecht . ,, Winslow . - -

-

a u s g e f 1 o t spontan ausgeflockt

, , desgl.

- I - I - I - L - E - !

(11)

~ A C H W E I S D. BACTERIU:~S I). PSEUDOTUBERKULOSE D. ~ A G E T I E R E . 457

u 2.

E i g e n e r S~amm . . Hog-Cholera . . K a n a r i e n v o g e l s e u c h e

1:50 1:100 1:200 1:400 1:800 1:1600 1:3200 K o n t r o l l e

+ + +

m

+ + n

Wie wir aus der Tabelle ersehen, ist der Ausfall der Agglutination bei den St~mmeu Albrecht und Pfeiffer nicht verwertbar, da die St~mme eine spontane Ausflockung zeigten, die sich auch dutch wiederholte Um- ziichtung und Kultivierung auf flfissigen N~hrboden nicht beheben liet~

und sowohl bei Verwendung einer Aufsehwemmung in physiologischer KochsalzlSsung als auch einer 12 stiindigen Bouillonkultur immer wieder auftrat. Entsprechend der Angabe A l b r e c h t s und S a i s a w a s , dab ihre St~mme yon spezifischem Pestserum wenigstens in niederen Verdiinnungen agg]utiniert werden, haben auch wir unseren Stature mit einem yon den Dresdner Serumwerken stammenden Pestserum (Titer 1 : 4000) zu aggluti- nieren versucht. Das Resultat war negativ.

Wir waren bemiiht, die Frage der Identitiit unseres Stammes mit den uns zur Yerffigung stehenden St~mmen yon P f e i f f e r und A l b r e c h t , sowie mit einem Stamme Bact. muriseptic. Winslow mittels Komplement- bindung zu 15sen. Das Serum des mit unserem Stamme vorbehandelten Kaninchens hemmte den eigenen Stature bei einer Verwendung yon 0.2 ~ kaum andeutungsweise. B e i den zu vergleichenden St~immen konnte eine Komplementbindung nieht nachgewiesen werden. Die Kom- plementbindung wurde in der yon T a k e s h i M a t s u d a speziell ffir die Gruppe der h~morrhagischen Septikiimie angegebenen Methode ausgeffihrt.

Morphologisch gleicht unser Stature der yon Saisawa beschriebenen Form, nur dai~ wir eine ausgesproohene Neigung zur Bildung yon In- volutionsformen konstatieren und auBerdem im Gegensatz zu S a i s a w a Kapseln nachweisen konnten. Auch beziiglich tier F~rbbarkeit stimmen wit mit P f e i f f e r , A l b r e c h t und S a i s a w a iiberein, insofern als auch wit eine Entf~rbung nach Gram, keine S~iure- und Alkoholfestigkeit und eine meist sehr schSne bipolare Tinktion nachweisen konnten. Im Gegen- satz zu B y l o f f und fibereinstimmend mit Saisawa konnten wit nur eine molekulare Beweglichkeit und das Fehlen yon G eil3ehl nachweisen. In bezug auf das kulturelle Verhalten ergab sich gleichfalls eine weitgehende ]~bereinstimmung mit den Befunden S a i s a w a s bis auf das Wachstum in Lackmusmolke, die yon unserem Stamme zuerst rot, dann violett gefhrbt

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458 OSKAI% WELTMANN UND RUDOLF FISCtIEI~:

wurde, w~hrend Saisawa sofort eine Bl~uung erhMt. In der Bouillon w~chst unser Stamm diffus mit geringer Neigung, sich als Bodensatz oder als H~utchen anzusammeln. Saisawa gibt eine leiehte Trfibung und reichlichen Bodensatz an, w~hrend die uns zug~nglichen St~mme Albrecht und Pfeiffer die Bouillon klar ]ie~en und als reichlicher krtim- liger Bodensatz wuchsen.

Schwererwiegend als diese wohl innerhalb der Yariabilit~tszone ge- legenen morphologisch-kulturellen Differenzen k~me gegen die sonst nahe- liegende Identit~t unseres Stammes mit dem Bacterium pseudotuberculosis rodentium Pfeiffer der negative Ausfall der serologischen Reaktionen in Betraeht,

Die Agglutination ist mit Rficksicht auf die spontane Ausflockung tier Stamme Albrecht und Pfeiffer zu dieser Identifizierung nicht geeignet.

Aueh B y l o f f hat bei seinen Untersuehungen mit dem eigenen und dem Pfeifferschen Stature eine spontane Sedimentierung der Bakterienauf- schwemmung beobaehtet, die das makroskopische Ablesen der Agglutination unmSglich maehte. Demgegenfiber stehen allerdings die Befunde Sai- sawas, der trotz der gleiehen Sehwierigkeit bei .Verwendung derselben Stamme makroskopisch eine positive Agglutination festgestellt hat. Der negative Ausfall der Komplementbindung l~iBt ebenfalls keine zwingendea Schlfisse zu, weil das zur Yerffigung stehende Serum auch dem eigenen Stamme gegenfiber nut ein sehr geringes HemmungsvermSgen zeigte. Auch Saisawa, d e r m i t verschiedenen aus den Kontrollst~mmen hergestellten Seren arbeitete, fand die Komplementbindungsreaktion fast durchwegs schwach und unspezifisch.

Dagegen sprechen die tierpathogenen Eigensehaften unseres Stammes und die beobachteten anatomisehen Ver~inderungen gegen die Berech- tigung, unseren Stamm mit dem Pfeiffersehen zu identifizieren. Ge- meinschaftlich mit diesem sind unserem Stamme seine hohe Pathogenit~it ffir Nagetiere und die anatomischen Ver~nderungen im Sinne einer KnStchenbildung in Leber und Lunge. Abweichend yon dem anato- mischen Bilde bei Infektion mit dem Pfeifferschen Bacillus zeigten die mit unserem Stamme infizierten Tiere nicht dieselbe starke Beteiligung des Lymphdrfisenapparates an tier Erkrankung insofern, als wir nut eine Schwellung der Darmfollikel und der mesenterialen Lymphdrfisen beob- achten konnten, die jedoch hie bis zur Verk~isung oder Yereiterung fiihrte.

Augerdem haben wir bei unseren Tieren im Gegensatz zu P f e i f f e r keine KnStehenbildung in tier Milz feststellen k5nnen.

Abweichend yon den Beobachtungen der anderen Autoren gestaltete sich auch der Infektionsverlauf bei einer Anzahl yon Versuchstieren. Die Infektion verlief bei den Ratten bisweilen so foudroyant, dal~ es nicht

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~ACH~VEIS D. BACTERIUMS D. ~SEUDOTUBEI~KULOSE D. ~AGETIE]~]~. 45(J zur Ausbildung yon spezifiscchen pathologiscch anatomischen Yer~inderungen kam, obwohl wir fast regelm~i~ig aus dem Blute unseren Stamm zur~cck- gewinnen konnten. Beim Meerschweinehen konnten wir auc.h bei ganz akutem Verlauf der Erkrankung die Aussaat yon KnOtc.hen in der Lunge und Leber konstatieren. Wir mScchten abet diese erwShnten Abweicchungen niccht als gar zu schwerwiegend ansehen, da ja aus zahireiehen Arbeiten, die iiber die Pseudotuberkulose bei Nagetieren erscchienen sind, die groBe YariabilitSt der anatomischen und histologisehen YerSnderungen im Tier- experiment hervorgeht.

Wenn wir also resflmieren, so kommen wir zu dem Ergebnis, dalt das yon uns aus dem Eiter einer Otitis media chronic.a suppurativa ge- gezflcchtete Bacterium auf Grund seiner weitgehenden morphologischen

~md kulturellen Ubereinstimmung mit dem Bacterium pseudotubercculosis rodentium Pfeiffer und mit Hinsiccht darauf, da6 wir im Tierexperiment die eharakteristiscche KnStehenbildung night tuberkulSser I~atur und die hocchgradige Pathogenit~t unseres Stammes ffir Nagetiere nacchweisen konn- ten, in die Gruppe der bazillaren Pseudotuberkulose einzureihen ist. Wenn auch die Identit~t unseres Stammes mit den untereinander identischen St~mmen Pfeiffer, Albreccht~ Lorey und Saisawa nic.ht absolut sigher zu stellen ist, so mtissen wir doc.h eine enge ZugehSrigkeit unseres Bacteriums zu den genannten St~mmen annehmen. Die AngehSrigen der Gruppe der bazill~ren Pseudotuberkulose der Nagetiere scheinen, wie aus zahlreichen Arbeiten hervorgeht (Zlatogoroff, l ( u t s e h e r . Messersaahmidt und Keller), au6erordentlic.h weir verbreitet zu sein, wenn aueh die Zahl der yon diesem Erreger verursaehten Erkrankungen des Menschen naaah den bisherigen Beriehten eine geringe ist. Jedenfalls hat es den Anschein, als w/~rden die mensehenpathogenen St~mme dieser Gruppe auf Grund ihrer morphologischen, kulturellen und tierpathogenen Eigensc.haften eine engere ZusammengehSrigkeit erkennen lassen, doc.h wird ein abschlie6en- des Urteil in der Frage der menscchenpathogenen Stamme der Pseudo- tuberkulose erst dann mSglieh sein, wenn zah]reicchere Beobachtungen vorliegen, und wir verspreehen uns eine Bereicherung unserer Kenntnis dieses interessanten Baccteriums yon einer erhShten Beacchtung, die ihm in der klinisehen Bakteriologie zu sc.henken wiire.

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460 0SKAR W E L T M A N N U. RUDOLF FISCHER: PSEUDOTUBERKUL0SE.

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