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Deutschlands Verantwortung neu denken – ab jetzt besser organisiert Von Lutz Meyer, Fullberry Foundation

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Deutschlands Verantwortung neu denken – ab jetzt besser organisiert

Von Lutz Meyer, Fullberry Foundation

vom 15.02.2016

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Deutschlands Verantwortung neu denken – ab jetzt besser organisiert

Bonn, 15.02.2017. Deutschland ist wirtschaftlich führend, politisch berechenbar, geografisch zentral und vergleichsweise angenehm bescheiden. Wir zahlen bereitwillig und viel in europäische und inter- nationale Töpfe, wir helfen mit Rat und Technik, wir drängen uns niemandem auf. Die Geschichte hat Deutschland zu einem Riesen mit Anstand werden lassen. Kein Wunder also, dass die Welt Deutschland die höchsten Sympathien entgegenbringt: Wir sind das beliebteste Land der Welt! Wir können stolz sein.

Deutschland soll mehr Verantwortung übernehmen, und Deutschland will mehr Verantwortung über- nehmen: Dieser „Münchner Konsens“ von 2014 hat die Nachkriegs-Ära beendet und den Wirkungskreis für die Zivilmacht Deutschland vergrößert. Aber wenn wir unsere Werte und Ziele ernst nehmen, unsere Ansprüche an Wahrhaftigkeit und Gerechtig- keit, dann müssen wir tatsächlich mehr tun als heu- te. Vor allem müssen wir es besser tun.

Deutschland ist der Meister der Regeln und Ver- fahren

Kaum ein Land kann sich so erregen und mitfühlen.

Deutsche Interessen werden durchgesetzt, aber lieber über den Markt als über politischen Druck.

Deutschland bringt Forderungen vor, aber besser über Partner und politische Systeme als in direkter Konfrontation. Deutschland ist der Meister der Re- geln und Verfahren, der Menschenrechte und des Multilateralismus. Damit ist unser Land der perfekte Partner für eine verstrickte Welt mit all ihren unter- schiedlichen Interessen und Konflikten. Doch organi- satorisch ist unser Land zu schlecht aufgestellt für die neue Zeit. Es knarzt an allen Ecken und Enden, wenn es um die Abstimmung zwischen den Ressorts geht, um die Formulierung von außenpolitischen Zielen und Strategien, um die Schrittfolge und Er- folgsmessung des deutschen Engagements in der Welt.

Komplizierte außenpolitische Abstimmung Wir haben es mit vier getrennten Machtzentren zu tun, die sich nur begrenzt zu einer Linie verbinden lassen. Im Kanzleramt kümmert sich ein Staatsminis- ter um die Koordination der Innenpolitik, während das außenpolitische Engagement in einem Viereck mit den Ministerien für Außen, Verteidigung und Entwicklung abgestimmt wird, ohne dass ein zwei- tes kraftvolles Staatsministeramt die Koordination in die Hand nehmen kann. Diese Position fehlt im Ge- füge der Institutionen. Auch die politischen Aus-

schüsse des Bundestages entsprechen in ihrem Zu- schnitt eher den Aufgaben der Nachkriegsjahrzehnte als denen einer globalisierten Welt, in der Deutsch- land eine zivilisierte Leitmacht sein muss. Die Bud- getstruktur ist ebenfalls etwas „Old School“, die Ressorts konkurrieren mehr, als dass sie kooperieren, und dies gerade in wichtigen Fragen. Der Einsatz in Afghanistan hat offengelegt, dass das Zusammen- spiel der verschiedenen Kräfte nicht wirklich einsatz- tauglich ist. Vor diesem Hintergrund drängen sich vermehrt Fragen auf: Was muss Deutschland neu denken, wenn die verschiedenen Handlungsfelder unseres internationalen Engagements effizienter vernetzt werden sollen? Was sind die für uns geo- strategisch wichtigsten Regionen, welche unsere Interessen und Ziele dort? Welche haben wir im Rest der Welt? Wie können wir Außen-, Entwicklungs- und Sicherheitspolitik besser aufeinander abstim- men, ohne die Eigenständigkeit der Ressorts aufzu- geben? Was ist Konsens in der Berliner Republik im Jahre 2017, und welche konkreten Veränderungen sollten der nächste Bundestag und die nächste Bun- desregierung auf den Weg bringen?

Nur noch 13 Jahre bis 2030

Die globalen Selbstverpflichtungen der »Agenda 2030« müssen auch in Deutschland schon in 13 Jahren erbracht sein. Wir erleben Krieg am Rande Europas und Flüchtlinge, die zu uns kommen. In China geht jeden zweiten Tag ein neues Kohlekraft- werk ans Netz. Der Anstieg des Meeresspiegels be- droht nicht nur die Malediven, sondern auch Schles- wig-Holstein, Hamburg, Bremen und Mecklenburg- Vorpommern.

Zeit also, dass wir Deutschen mit noch mehr Ent- schlossenheit und mehr Ergebnis handeln. Deutsch- land ist Mitglied in den 13 größten internationalen multilateralen Organisationen und Partner von über 40 wichtigen internationalen Verträgen. Deutsch- land ist der größte Beitragszahler in der EU, der drittgrößte Beitragszahler für die Vereinten Natio- nen und der drittgrößte Geber in der Entwicklungs- zusammenarbeit. Wenn wir all dies besser koordinie- ren, neue Schwerpunkte setzen und von der Analyse bis zur Umsetzung vernetzt agieren, kann Deutsch- land seine eigenen Ansprüche und die Erwartungen von außen erfüllen. Sich richtig aufstellen und einer menschenwürdigen und intakten Welt in den ent- scheidenden nächsten 30 Jahren als zivilisierte Leit- macht ein standhafter Diener sein, das ist Deutsch- lands Neue Verantwortung.

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Die aktuelle Kolumne, 14.02.2017

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