Jahrgang 23 / Folge 52

Meute auf Seite 3: %mstlet im Sturm fo, Zeit

Jahrgang 23 / Folge 52

Organ der Landsmannschaft Ostpreußen e. V.

D e u t s c h l a n d ist d a , w o t a p f e r e H e r z e n s i n d

Wir dürien uns nicht in die Gleichgültigkeit treiben

?' T ^{Die Has}'^des ^Wtagrs, der sich Ge- rade die Redaktion einer Zeitung nicht zu ent- ziehen vermag, zwingt oft zu schnellen Entschei- oupoen So mag denn hin und wieder auf der I g e l t e unserer Zeitung ein Bild veröffentlicht worden sein, das nicht den ungeteilten Beifall aller Leser finden konnte. Wir sind offen genuq darüber zu reden. Wir kennen die zahlreicher Briefe empörter Leser: sie wollen dieses ode, lenes Gesicht einfach nicht mehr sehen! Bei allem Verständnis für Ärger und Verbitterung gegen- über jenen Politikern, die nach der Meinung eines großen Teiles unseres Volkes und dei heimatvertriebenen Mitbürger eine Politik be treiben, von der man sagen darf, daß sie schwer lieh zu einem gerechten Frieden führen kann mochten wir meinen, daß es schwerlich möglich ist, ein Thema, an dem etwa Herr Bahr be- teiligt ist, mit dem Foto des Großen Kurfürsten zu illustrieren. Wir glauben, uns hier ausrei- chend verständlich gemacht zu haben.

Gerade weil wir wissen, daß die Leser unsere Zeitung genau studieren, haben wir uns ein- gehend überlegt, welches Bild wir diesmal aut der ersten Seite bringen sollten. Sicherlich, es gibt in unserem Archiv eine große Anzahl weih- nachtlicher Motive. Ostpreußen, Städte und kleine Dörfer, ohne und meist mit Schnee. Un abhängig aber davon, daß die „Wetterfrösche"

für dieses Jahr „grüne Weihnachten" signali- sierten, haben wir bewußt aui traditionelle Weihnachtsbilder mit viel Schnee und Lichter- bautn — liebgewordene Erinnerungen an eine weit zurückliegende Zeil — verzichtet. Statt des- sen haben wir als Titelbild für diese letzte Aus- gabe im Jahre 1972 ein Foto der Luisenbrücke in Tilsit gewählt: jener Brücke, die im Jahre 1907 eingeweiht wurde als eine imposante Kon struktion, die mit einer Länge von 416 Meterr die Memel überspannte. Nach dem Ersten Welt- krieg verliei genau in der Mitte der Brücke die Grenze zu dem neugeschaffenen litauischen Staat.

Brücke der Hoffnung

Weshalb wir das Bild dieser Brücke wählten?

Nun, diese Brücke trägt den Namen jener preu- ßischen Königin Luise, die am 6. Juli 1807 — also 100 Jahre vor der Einweihung der Brücke — in Tilsit mit Napoleon 1. zusammentrat, der zu dieser Zeit noch als der Herr über Europa be- zeichnet werden konnte. Die Königin wie ihi Gemahl, Friedrich Wilhelm III., haben sich in Tilsit bei der Begegnung mit dem Kaiser von Frankreich für das geschlagene Preußen einge- setzt. Wenn Napoleon auf die Durchführung ursprünglicher Pläne verzichtete, so waren hier- für andere politische Planungen entscheidend Das aber schmälert nicht das Verdienst jener preußischen Königin, deren Namen die Luisen- brücke in Tilsit trägt.

Bereits 10 Jahre nach der Einweihung dieser Brücke über die Memel, im Jahre 1917, siegte in Rußland der Bolschewismus und weitere 28 Jahre später, im Frühjahr 1945, schickte Josef Stalin sich an, dieses alte preußisch-deutsche Land in den Machtbereich der Sowjetunion ein- zugliedern.

Im Schloß Cäcilienhol bei Potsdam, dem Sitz des letzten Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen, saßen im Sommer 1945 mit Josef Stalin die Staatsmänner der westlichen Großmächte am Tisch und im Zuge der von ihnen konzipierten Politik wurde durch ein Kontroll- ratsgesetz das Land Preußen für aufgelöst er klärt. Eine der wenigen „Leistungen", bei denen West und Ost Einigkeit demonstrierten.

Das geschlagene Deutschland, dessen Bürger darauf aehofft hatten, nach den Jahren der Dik- tatur nunwirklich im Schutz einer l™he,tl,*en Demokratie leben zu können, w u r d e n , wenig stens was die Menschen in M i « e / d ^ l « * / a n d anaina bitter enttäuscht. Aus der von Moskau

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als Region Kaliningrad aneignete.

ober mehr als zwei ^^XcTgfZhlTe freien Teil Deatsdüan^demoktamAg^^

Volksvertretung-und!

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gen sich nicht bereit erk,art' f „ "die Realitä- Ichen Forderungen ^sprechend * |

ten" anzuerkennen und ei£ " d e u t s ch e n Deutschlands und der Abtretung u

und uns das Bekenntnis zum unteilbaren Vaterland nicht abkaufen lassen

Die Luisenbrücke in Tilsit

Ostens zuzustimmen. „Kerkermeister unseres Volkes", so nannte selbst Willy Brandt noch das kommunistische Regime auf deutschem Bo den. Allerdings zu einer Zeit, da er noch nicht Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, wohl aber Regierender Bürgermeister von Berlin war

Sollten wir hier und heute noch einmal wie- derholen, was wir in den letzten Jahren immer wieder gesagt und belegt haben: es hat sich in Mitteldeutschland ebensowenig geändert wie an den grundsätzlichen Zielen des Kommunis- mus und der sowjetischen Politik.

Eine entscheidende Weichenstellung hat sich jedoch bei uns in den letzten drei Jahren voll- zogen: die sozialliberale Regierung Brandt/

Scheel hat im Moskauer Vertrag den Forde- rungen der Sowjetunion nach Anerkennung der

„Realitäten" entsprochen. Damit wurde jene Linie aufgegeben, nach der es oberstes Ziel der bundesdeutschen Politik bleiben muß, für eine Wiedervereinigung in Freiheit einzutreten und Selbstbestimmung auch für das deutsche Volk zu fordern. Nachdem der Vertrag von Moskau unterzeichnet war, folgte der Vertrag von War- schau und in diesen Tagen setzte Egon Bahr seine Unterschrift unter den Grundvertrag mit der „DDR" und verpflichtete damit die Bundes- republik Deutschland zur Anerkennung eines zweiten deutschen Staates. Mit all den bitteren Folgen, die sich im Verlaufe der nächsten Jahre ergeben werden.

Dabei müssen wir davon ausgehen, daß diese Anerkennung der „DDR" keineswegs als ein Abschluß der innerdeutschen Entwicklung an zusehen ist. Vielmehr können wir damit rech- nen, daß, nachdem der Wille zur Wiederver- einigung in Frieden und Freiheit bereits zu einem Lippenbekenntnis herabgesunken war, er nach dem jetzt geschlossenen Grundvertrag schwerlich noch als ein ernsthalt angestrebtes Ziel vorgegeben werden kann. Wenn wir aber diesen Wiedervereinigungsanspruch aulgeben dann wird er ganz zwangsläufig von der „DDR"

erhoben werden. Schon seit Jahren läßt Ost- Berlin auch keinen Zweifel daran, daß man dort eine Veränderung der gesellschaftlichen Verhält- nisse in der Bundesrepublik als die Voraus setzung für ein Zusammenwachsen der beiden Teile Deutschlands ansieht. Wir kennen die Krälte im (vorwiegend) vorparlamentarischen Raum der Bundesrepublik, die sich offen und unbehindert dafür einsetzen, daß die Bundes- republik, dieses „dreckige und miese Nest, in dem sich nicht zu leben lohnt", ausgemistet wird.

Das alles sind sicherlich wenig erfreuliche Dinge. Aber wir finden, trotz allem sollten wii in dieser Stunde und angesichts solcher Lage nicht resignieren. Als Preußens Königin Luise in Tilsit mit Napoleon zusammentraf, geschal das in einer für Preußen dunklen Stunde. Weit und breit war kein Zeichen eines Wandels zu erkennen. Doch schon Heraklit sagte: „Alles

Foto Ruth Hallensleben

fließt." Und so Ist es in der Tat. Nichts hat dauernden Bestand! Nur die Kleingläubigen kapitulieren vor der Ungunst der Stunde. Es wäre sicherlich vermessen und sträflich leicht- fertig zugleich, wollten wir heute die Fata Mor- gana einer besseren Zukunft malen. Dazu be- steht keinerlei Veranlassung.

Uns ist auch in solcher Zeit weder mit Pathe- tik noch mit Prophetie geholfen. Wir sollten viel- mehr — nüchtern und klar — wissen, daß unser deutsches Schicksal dann endgültig besiegelt ist, wenn deutsche Patrioten daraul verzichten, Recht, Freiheit und Selbstbestimmung auch für die Deutschen zu fordern. Niemand sollte sich daraul verlassen, daß sich irgendwo in der Welt jemand findet, der die eigenen hinter die deut- schen Interessen zurückstellen würde.

Auch andere Völker haben dunkle Epochen ihrer Geschichte erlebt. Und sie haben sie zu überwinden gewußt. Entscheidend scheint uns heute, daß wir uns nicht in die Gleichgültigkeit treiben und uns das Bekenntnis zum unteilbaren Vaterland nicht abkauten lassen. Gerade die Ostpreußen haben sich stets als ein harter und unbeugsamer Menschenschlag erwiesen Gerade sie sollten in einer Zeit, da billige Anpassung als staatsmännische Leistung ausgegeben wird, ihr ganzes Gewicht iür die Gemeinschaft unse- res Volkes einsetzen, getreu Huttens Wort, daß Deutschland da ist, wo tapfere Herzen sind.

Politik £xn> Oflpmiftnitilai! 23. Dezember 1972 / Folge 52 / Seite 2

N E U E S A U S B O N N

Bonner Beobachter sprechen von einem m ö g - lichen R ü c k z u g von Franz Josef S t r a u ß in die bayrische Politik. S t r a u ß wolle nicht auf eine Zeit nach 1980 planen, in Bayern dagegen k ö n n t e er als M i n i s t e r p r ä s i d e n t „ P o l i t i k machen". Wenngleich es auch in der C D U Stimmen gibt, die eine solche L ö s u n g b e g r ü ß e n w ü r d e n , wird allgemein doch entgegengehalten, d a ß e i n „ A b s e t z e n " von Bonn ein echter V e r - l u s t für d i e C D U / C S U- B u n d e s t a g s f r a k t i o n dar- s t e l l e n werde. Allerdings r ä u m t man in Bonn e i n , d a ß S t r a u ß im H i n b l i c k auf die n ä c h s t e n Landtagswahlen sicherlich in Bayern einen S c h w e r p u n k t s e i n e r politischen Arbeit sehen w i r d .

F r a u A n n e m a r i e R e n - ger (53), l a n g j ä h r i g e S e k r e t ä r i n des v e r - s t o r b e n e n S P D - V o r - s i t z e n d e n u n d B u n d e s - t a g s a b g e o r d n e t e w u r d e a m 13. 12. i n B o n n z u r P r ä s i d e n t i n des 7.

D e u t s c h e n B u n d e s t a g s g e w ä h l t . F r a u R e n g e r e r h i e l t 438 v o n 516 S t i m m e n ; 45 A b g e - o r d n e t e s t i m m t e n m i t N e i n u n d 30 e n t h i e l - t e n s i c h d e r S t i m m e . F o t o : dpa

Nach dem jetzt bekanntgewordenen Boykott des Landesbezirks Nordrhein-Westfalen der IG Druck und Papier g e g e n ü b e r einem K ö l n e r G e s c h ä f t s m a n n , der sich im Wahlkampf für die C D U ausgesprochen hatte, b e f ü r c h t e n politische Beobachter weitere „ B o y k o t t - M a ß n a h m e n " . V o n einer solchen M a ß n a h m e bis zum offenen Auf- ruf, bei CDU-freundlichen G e s c h ä f t s l e u t e n nicht mehr zu kaufen, ist kein weiter W e g . M a n ist befremdet d a r ü b e r , d a ß sich die SPD zu die- sem Vorgang noch nicht g e ä u ß e r t hat.

A u s d e r T a t s a c h e , d a ß e i g e n t u m s p o l i t i s c h e F r a g e n b e i d e n K o a l i t i o n s v e r h a n d l u n g e n k a u m e i n e R o l l e g e s p i e l t h a b e n , s c h l i e ß e n p o l i t i s c h e Beobachter, d a ß S P D u n d F D P i n d i e s e n F r a g e n e i n i g s i n d . V o r a l l e m h i n s i c h t l i c h des B o d e n - rechts s i n d k e i n e S c h w i e r i g k e i t e n z w i s c h e n d e n K o a l i t i o n s p a r t n e r n z u e r w a r t e n .

Der Termin des n ä c h s t e n CDU-Parteitages wird zur Zeit innerhalb der Partei lebhaft dis- kutiert. Dabei gehen die Meinungen weit aus- einander. M a n rechnet damit, d a ß bei der K l a u - surtagung im Januar die Entscheidung ü b e r den Termin des Parteitags f ä l l t . Im A n s c h l u ß an diese Tagung d ü r f t e sich herausstellen, wer für das A m t des Parteivorsitzenden kandidiert.

D i e P r e i s e f ü r N a h r u n g s m i t t e l s i n d i m M o - nat N o v e m b e r g e g e n ü b e r d e m V o r m o n a t u m 0,6 P r o z e n t g e s t i e g e n u n d l a g e n u m 7,9 P r o - zent h ö h e r a l s v o r e i n e m J a h r . N a c h A n g a b e n des B u n d e s l a n d w i r t s c h a f t s m i n i s t e r i u m s w a r e n g e g e n ü b e r d e m V o r j a h r v o r a l l e m e r n t e a b - h ä n g i g e P r o d u k t e t e u r e r .

Einem Bericht der polnischen Agentur P A P zufolge wurde in Hamburg von Politikern, Kommunalpolitikern und Gewerkschaftsfunk- t i o n ä r e n eine „ d e u t s c h - p o l n i s c h e Gesellschaft"

g e g r ü n d e t , deren Ziel es ist, auf der Grund- lage des Warschauer Vertrages der „ R e v i s i o n der Vorstellungen vom modernen Polen zu dienen." Neben SPD- und F D P - R e p r ä s e n t a n t e n des Senats und der Senatsfraktionen haben auch der o s t p r e u ß i s c h e Schriftsteller Siegfried Lenz und der Historiker Prof. Immanuel G e i ß den ersten A p p e l l der Gesellschaft unterzeich- net. Eine Attacke gegen die „ v o r h a n d e n e n S c h u l b ü c h e r " wird als erster konkreter Ge- sichtspunkt e r w ä h n t . Trybuna Ludu hat die Hamburger G r ü n d u n g begeistert b e g r ü ß t .

D i e D e u t s c h e J u g e n d des O s t e n s b l e i b t w e i t e r h i n M i t g l i e d des D e u t s c h e n J u g e n d - r i n g e s . A u f d e r 42. V o l l v e r s a m m l u n g d e r D a c h - o r g a n i s a t i o n der J u g e n d v e r b ä n d e h a t e i n d i e D J O betreffender A u s s c h l u ß a n t r a g nicht d i e er- f o r d e r l i c h e M e h r h e i t g e f u n d e n . A u c h d e r B e i r a t f ü r V e r t r i e b e n e n - u n d F l ü c h t l i n g s f r a g e n b e i m S P D - P a r t e i v o r s t a n d hat d ^ V e r b l e i b e n d e r D.JO i m B u n d e s j u g e n d r i n g b e g r ü ß t . D i e w e i t e r e a k t i v e M i t a r b e i t der D J O i m B u n d e s j u g e n d r i n g m ü s s e v o n j e g l i c h e r D i s k r i m i n i e r u n g frei s e i n .

I n einer noch mit „ g e h e i m " gekennzeichneten K a b i n e t t s v o r l a g e bereitete das Finanzministe- rium dem Bundesrat eine klare Absage. Die Forderungen der L ä n d e r v e r t r e t u n g b e z ü g l i c h des Haushalts 1972 werden nicht e r f ü l l t . Die Opposition sieht in der bevorstehenden Haus- haltsdebatte in der n ä c h s t e n Woche eine erste Kraftprobe. Es steht zu erwarten, d a ß Oppo- s i t i o n s f ü h r e r Barzel das in den W a h l e n ver- lorene Profil seiner Partei wieder aufpolieren will.

W i e aus P r a g z u h ö r e n ist, w ü r d e P a r t e i c h e f H u s a k es g e r n s e h e n , w e n n B u n d e s k a n z l e r B r a n d t i m F r ü h j a h r 1973 z u m S t a a t s b e s u c h i n d i e T s c h e c h o s l o w a k e i k o m m e n w ü r d e . Bis da- h i n hofft m a n d i e N o r m a l i s i e r u n g d e r Be- z i e h u n g e n z w i s c h e n B o n n u n d P r a g s o w e i t v o r - a n g e b r a c h t zu h a b e n , d a ß B r a n d t mit der V e r - t r a g s u n t e r z e i c h n u n g i n P r a g den N e u b e g i n n b e w u ß t m a c h e n k ö n n t e . In V e r b i n d u n g mit der N o r m a l i s i e r u n g macht sich d i e CSSR sehr g r o ß e H o f f n u n g e n auf dem G e b i e t der wirtschaft- l i c h e n K o o p e r a t i o n e n und hofft auf eine Be- l e b u n g des H a n d e l s a u s t a u s c h e s .

Die sowjetische Ost-West-Bank in Frankfurt/

Main hat für 1973 g r o ß e P l ä n e . Sie will von ihrem jetzigen Sitz an der Bockenheimer Land- s t r a ß e in einen Hochhausneubau am Eschers- heimer T u r m tibersiedeln und ihren Persona/

apparat verachtiachen.

Grund vertrag:

Karlsruhe muß angerufen werden

Die Ablehnung der Union allein kann nicht genügen

B o n n — Nachdem die von der CDU eingesetzte Grundvertragskommission unter Leitung von Dr. Marx MdB ihre Beratungen über den Grundvertrag „im Grundsatz und im Detail" abgeschlossen hat, hat die Kommission der Bundestagsfraktion emp- fohlen, dem Grundvertrag nicht zuzustimmen. Daraufhin hat die CDU/CSU-Opposition diesmal wirklich zügiger gehandelt und die Ablehnung des Grundvertrages mit der

„DDR" beschlossen. Gegen fünf Stimmen bei einer Enthaltung beauftragte die Fraktion eine Sonderkommission, die Begründung der Ablehnung auszuarbeiten und der Frak- tion vorzulegen. Die Stellungnahme der Opposition soll noch vor der Unterzeichnung des Grundvertrages am 21. Dezember fertiggestellt sein.

such s e i n e r i m S t e r b e n b e f i n d l i c h e n 8 6 j ä h r i g e n G e g e n d e n B e s c h l u ß d e r F r a k t i o n s t i m m t e n

d i e b e i d e n C D U - A b g e o r d n e t e n W a l t e r L e i s l e r - K i e p u n d N o r b e r t B l ü m , d i e sich d a f ü r a u s s p r a - chen, e i n e e n d g ü l t i g e E n t s c h e i d u n g n o c h offen- z u h a l t e n . D i e S t i m m e n t h a l t u n g k a m v o n d e m

H a m b u r g e r C D U - A b g e o r d n e t e n D i e t r i c h R o l l - m a n n .

S o w e i t h e u t e z u ü b e r s e h e n , w i r d O p p o s i t i o n s - f ü h r e r B a r z e l auf d i e R e g i e r u n g s e r k l ä r u n g des B u n d e s k a n z l e r s k u r z a n t w o r t e n u n d d a b e i das

„ N e i n " der O p p o s i t i o n z u m G r u n d v e r t r a g be- g r ü n d e n . N a c h B o n n e r I n f o r m a t i o n e n macht d i e C D U / C S U n a c h s t e h e n d e A r g u m e n t e g e l t e n d :

1. A u s der Tatsache, d a ß i n Z u k u n f t z w e i deut- sche S t a a t e n als V ö l k e r r e c h t s s u b j e k t i n d e r U N O S i t z u n d S t i m m e h a b e n , w e r d e d e r G r u n d v e r t r a g i n v i e l e n T e i l e n der W e l t als T e i l u n g s v e r t r a g v e r s t a n d e n a n g e s e h e n .

2. D u r c h d e n G r u n d v e r t r a g s e i d e r D e u t s c h - l a n d v e r t r a g aus d e m J a h r e 1955 a u s g e h ö h l t w o r - d e n .

3. D i e deutsche F r a g e s e i nicht m e h r d e m G r u n d g e s e t z e n t s p r e c h e n d o f f e n g e h a l t e n w o r - d e n .

4. D i e m i t d e m G r u n d v e r t r a g v e r b u n d e n e n m e n s c h l i c h e n E r l e i c h t e r u n g e n s e i e n nicht i n aus- r e i c h e n d e r W e i s e v e r b i n d l i c h festgelegt w o r d e n .

B e r e i t s v o r h e r h a t t e der f r ü h e r e V e r t r i e b e n e n - m i n i s t e r G r a d l v e r l a n g t , „ i m I n t e r e s s e a l l e r D e u t s c h e n " d i e U n t e r z e i c h n u n g des G r u n d v e r - t r a g e s z u v e r s c h i e b e n . Es s e i d o k u m e n t a r i s c h offenbar g e w o r d e n , d a ß O s t - B e r l i n d i e m e n s c h - l i c h e n B e g e g n u n g e n z u d r o s s e l n suche. Staats- s e k r e t ä r B a h r scheint j e d o c h e n t s c h l o s s e n z u s e i n , w i e v o r g e s e h e n , d e n V e r t r a g a m 21. D e - z e m b e r i n O s t - B e r l i n z u u n t e r z e i c h n e n . U n b e - schadet d e r E i n s c h ü c h t e r u n g s v e r s u c h e , d i e g a n z z w e i f e l s o h n e „ D D R " - B ü r g e r n g e g e n ü b e r b e g a n - g e n w u r d e n . In B o n n macht m a n i n d i e s e m Z u - s a m m e n h a n g d a r a u f a u f m e r k s a m , d a ß es d e r B u n d e s r e g i e r u n g nicht g e l u n g e n s e i , i m V e r - k e h r s v e r t r a g m i t d e r „ D D R " g e n ü g e n d rechts- v e r b i n d l i c h e V o r s c h r i f t e n e i n z u b a u e n . I n d i e - s e m Z u s a m m e n h a n g w i r d auf e i n A n t w o r t - s c h r e i b e n des S t a a t s s e k r e t ä r s B a h r auf d i e B e - s c h w e r d e e i n e s B ü r g e r m e i s t e r s aus d e m G r e n z - b e z i r k L a u e n b u r g - S ü d h i n g e w i e s e n , d e m d e r B e -

M u t t e r i n W i t t e n b e r g e nicht e r l a u b t w o r d e n w a r .

I n d i e s e m A n t w o r t s c h r e i b e n B a h r s an d e n B ü r - g e r m e i s t e r h e i ß t es:

„Die Bundesregierung geht davon aus, daß Reisegenehmigungen in der Regel erteilt werden, wenn die in den ,DDR-Vorschriften genannten Voraussetzungen vorliegen. Doch wird es in Einzelfällen, selbst wenn die Vor- aussetzungen erfüllt sind, auch zu Ableh- nungen kommen, da nach den Anordnungen der ,DDR' die Genehmigung erteilt werden kann, aber nicht muß.

Die Bundesregierung hat auf die Entschei- dung der ,DDR'-Behörden leider keinen Ein- fluß."

H i e r z u h e i ß t es aus S c h l e s w i g - H o l s t e i n , i n d i e s e m E i n g e s t ä n d n i s B a h r s m ü s s e d i e B e s t ä t i - g u n g f ü r d i e b e r e c h t i g t e K r i t i k a n d e m V e r - k e h r s v e r t r a g g e s e h e n w e r d e n . In O s t - B e r l i n d a - g e g e n ist m a n a n e i n e r s c h n e l l e n U n t e r z e i c h - n u n g aus d e m G r u n d e i n t e r e s s i e r t , w e i l m a n v e r h i n d e r n w i l l , d a ß d i e F r a g e d e r V e r f a s s u n g s - k o n f o r m i t ä t g e p r ü f t w i r d u n d B o n n d a n n e v e n - t u e l l a n e i n e r Z w e i d r i t t e l m e h r h e i t nicht v o r b e i - k o m m e n w ü r d e . E i n u n t e r z e i c h n e t e r V e r t r a g a b e r w ü r d e selbst d a n n , w e n n das V e r f a s s u n g s - gericht g e g e n i h n e n t s c h e i d e n w ü r d e , s c h w e r l i c h r ü c k g ä n g i g gemacht w e r d e n k ö n n e n . In B o n n e r p o l i t i s c h e n K r e i s e n w i r d d e s h a l b d i e F r a g e ge- stellt, w e s h a l b d i e U n i o n s p a r t e i e n z w a r d e m V e r t r a g i h r e Z u s t i m m u n g v e r s a g e n w o l l e n , w e s - h a l b sie a b e r nicht b e r e i t s i n d , sofort das B u n - d e s v e r f a s s u n g s g e r i c h t a n z u r u f e n . A u f d i e s e W e i s e w ü r d e es d e r R e g i e r u n g j e t z t m ö g l i c h s e i n , a m G r u n d g e s e t z v o r b e i z u m a n ö v r i e r e n . D i e A b l e h n u n g d e r U n i o n s p a r t e i e n e r s c h e i n t n u r d a n n g l a u b h a f t , w e n n d i e O p p o s i t i o n e n t s p r e - c h e n d e F o l g e r u n g e n z i e h t u n d d i e s e k ö n n e n n u r d a r i n b e s t e h e n , d a ß s i e — w i e b e r e i t s i n d e r l e t z t e n F o l g e des O s t p r e u ß e n b l a t t e s g e f o r d e r t — d e n W e g nach K a r l s r u h e a n t r i t t . D e r W e i h - nachtsfriede u n d d i e F e r i e n d e r A b g e o r d n e t e n d ü r f t e n k e i n G r u n d s e i n , u m d i e s e r E n t s c h e i d u n g a u s z u w e i c h e n .

N . T .

Berufung auf Deutschland-Vertrag:

G r e n z e n u n t e r l i e g e n F r i e d e n s v e r t r a g Westmächte weiterhin in der Deutschlandfrage verpflichtet

B r ü s s e l (hvp). D i e W e s t m ä c h t e s o l l e n w e i t e r - h i n auf d i e i m A r t i k e l 7 des „ D e u t s c h l a n d - V e r t r a g e s " e n t h a l t e n e n B e s t i m m u n g e n v e r - pflichtet b l e i b e n , w e l c h e d i e F r a g e der W i e d e r - v e r e i n i g u n g D e u t s c h l a n d s u n d d e r G r e n z - z i e h u n g i n e i n e m F r i e d e n s v e r t r a g b e t r e f f e n . D i e s e r W u n s c h w u r d e a m V o r a b e n d d e r l e t z - t e n N A T O - M i n i s t e r r a t s t a g u n g v o n deutscher S e i t e v o r g e t r a g e n u n d n a c h s i c h e r e m V e r l a u t e n u n v e r z ü g l i c h v o n d e n w i c h t i g s t e n N A T O - P a r t n e r n a k z e p t i e r t . H i n g e g e n w i r d d i e s o g e n .

„ L o n d o n e r E r k l ä r u n g " v o m 3. O k t o b e r 1954 als „ o b s o l e t " b e t r a c h t e t , w e l c h e d i e „ A l l e i n - v e r t r e t u n g s k l a u s e l " z u m G e g e n s t a n d hat. D e r d a r i n z u m A u s d r u c k gebrachte S t a n d p u n k t , d a ß a l l e i n d i e B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d das deutsche V o l k v e r t r e t e , k a n n angesichts d e r T a t s a c h e nicht w e i t e r h i n g ü l t i g b l e i b e n , d a ß d i e W e s t m ä c h t e s i c h a n s c h i c k e n , d i p l o m a t i s c h e B e z i e h u n g e n z u r „ D D R " a u f z u n e h m e n . D a b e i s p i e l t es n a t ü r l i c h e i n e R o l l e , das W a s h i n g t o n , L o n d o n u n d P a r i s w e n i g s t e n s f o r m e l l a n d e n V i e r - M ä c h t e - A b m a c h u n g e n f e s t h a l t e n w o l l e n , w o n a c h B e r l i n „ a l s G a n z e s " nicht z u r ehe- m a l i g e n s o w j e t i s c h e n B e s a t z u n g s z o n e u n d s o m i t auch nicht z u r „ D D R " g e h ö r t , d. h . m a n w i l l t r o t z A u f n a h m e d i p l o m a t i s c h e r B e z i e h u n g e n

z u r „ D D R " e i n e A n e r k e n n u n g O s t - B e r l i n s a l s

„ H a u p t s t a d t d e r D D R " v e r m e i d e n , w e n i g s t e n s

„ a u f d e m P a p i e r " . E s w i r d d e s h a l b e r w o g e n , d i e „ Q u a d r a t u r des K r e i s e s " i n d e r W e i s e z u v e r s u c h e n , d a ß d i e w e s t l i c h e n B o t s c h a f t e n i h r e n S i t z in P o t s d a m e r h a l t e n u n d in O s t - B e r l i n so e t w a s w i e „ A u ß e n s t e l l e n " e i n r i c h t e n .

P o l i t i s c h v o n B e d e u t u n g w i r d n i c h t s d e s t o - w e n i g e r d i e A u f r e c h t e r h a l t u n g d e r „ O p t i o n s - m ö g l i c h k e i t " f ü r e i n e W i e d e r v e r e i n i g u n g D e u t s c h l a n d s u n d f ü r d i e G r e n z r e g e l u n g i n e i n e m F r i e d e n s v e r t r a g s e i n , w o r a u f B u n d e s - a u ß e n m i n i s t e r S c h e e l s e i n e w e s t l i c h e n V e r - h a n d l u n g s p a r t n e r h i n g e w i e s e n hat, w a s i m p l i - c i t e e i n B e k e n n t n i s z u r „ G e m e i n s a m e n E r - k l ä r u n g " des B u n d e s t a g e s z u d e n O s t v e r t r ä g e n b e d e u t e t u n d auch d e n „Brief z u r D e u t s c h l a n d - frage" u n t e r s t r e i c h t .

I m A r t i k e l 7 des „ D e u t s c h l a n d v e r t r a g e s "

h e i ß t es, „ Z i e l der P o l i t i k " der v e r t r a g s c h l i e - ß e n d e n P a r t e i e n s e i e i n e „ f r i e d e n s v e r t r a g l i c h e R e g e l u n g für g a n z D e u t s c h l a n d " , u n d es h e r r s c h e E i n m ü t i g k e i t d a r ü b e r , „ d a ß d i e e n d - g ü l t i g e F e s t l e g u n g d e r G r e n z e n D e u t s c h l a n d s b i s z u d i e s e r R e g e l u n g a u f g e s c h o b e n w e r d e n m u ß " .

Wie A N D E R E

es sehen:

S a l o n f ä h i g :

„ M e i n Stiefbruder vielleicht legt er s p ä t e r einmal ab"

Zeichnung aus Frankfurter Allgemeine Zeltung

W e n n m a n a l s A g g r e s s i o n s f o r s c h e r d i e W o r t e „ h ö h e r e r Z w e c k " u n d „ h ö h e r e s Z i e l "

h ö r t , s p i t z t m a n sofort d i e O h r e n , w e i l s i c h im N a m e n h ö h e r e r Z w e c k e u n d Z i e l e fast j e d e B r u t a l i t ä t r e c h t f e r t i g e n l ä ß t .

D e r P s y c h o a n a l y t i k e r P r o f e s s o r F r i e d r i c h H a c k e r D i e m o d e r n e M e n s c h h e i t hat z w e i A r t e n v o n M o r a l : e i n e , d i e s i e p r e d i g t , a b e r nicht a n - w e n d e t , u n d e i n e a n d e r e , d i e s i e a n w e n d e t , a b e r nicht p r e d i g t . B e r t r a n d R u s s e l l

E i n g u t e r D i p l o m a t m u ß m i t d e n O h r e n s e h e n u n d m i t d e n A u g e n s c h w e i g e n k ö n n e n . L a w r e n c e D u r r e l l Z w i s c h e n V e r s c h l a g e n h e i t u n d L e i c h t g l ä u b i g - k e i t e r s t i c k t d i e S t i m m e d e r V e r n u n f t .

E d m u n d B u r k e D i e P r e s s e ist d e r P u l s s c h l a g der ö f f e n t - l i c h e n M e i n u n g . M a n s o l l t e nicht v e r s u c h e n , i h n k ü n s t l i c h z u b e s c h l e u n i g e n o d e r z u v e r - l a n g s a m e n .

D e r a m e r i k a n i s c h e J o u r n a l i s t J o h n G u n f h e i W e n n j e m a n d a l l das l e s e n m ü ß t e , w a s bei uns ü b e r B i l d u n g u n d B i l d u n g s z w e c k e . K u l - t u r p r o b l e m e g e s c h r i e b e n w i r d : o b er d a n n nicht reif f ü r s I r r e n h a u s w ü r d e ?

R i c h a r d D e h m e l . 1910 L e u t e , d i e B ü c h e r s c h r e i b e n , s i n d s e l t e n i n t e l - l e k t u e l l . D i e I n t e l l e k t u e l l e n s i n d L e u t e , d i e ü b e r d i e B ü c h e r r e d e n , d i e a n d e r e L e u t e ge- s c h r i e b e n h a b e n .

D i e f r a n z ö s i s c h e S c h r i f t s t e l l e r i n F r a n c o i s e S a g a n

D i e m a t e r i e l l e n u n d m o r a l i s c h e n V e r l u s t e des p o l n i s c h e n V o l k e s , d i e g e w a l t i g e n V e r l u s t e d e r Z i v i l b e v ö l k e r u n g e i n g e s c h l o s s e n , s i n d b i s h e r in k e i n e r W e i s e e n t s c h ä d i g t w o r d e n . . E i n e d e r F r a g e n , d i e i m Z u g e d e r N o r m a l i s i e r u n g e r l e d i g t w e r d e n m i ß t e n , ist d i e E n t s c h ä d i g u n g für d i e O p f e r h i t l e r i s c h e r V e r b r e c h e n .

H. Korotynski,

KP-Abgeordneter im polnischen Sejm

L M O :

Glückwunsch und Dank zugleich

Der Vorstand der Landsmannschaft Ost- preußen, der in der vergangenen Woche zu einer Arbeitstagung in Bad Pyrmont zusam- mengetreten war, hat Bundestagsvizepräsi- dent Dr. Richard Jaeger zu seiner Wahl in den 7. Deutschen Bundestag herzliche Wün- sche übermittelt und dabei hervorgehoben, daß er zu den Abgeordneten gehört, die am 17. Mai den Ostverträgen ihre Zustimmung versagten.

Ein gleichlautendes Schreiben erhielten alle anderen Abgeordneten, die gegen den Warschauer Vertrag gestimmt hatten und wieder in den Bundestag gewählt wurden.

In diesem Schreiben des Vorstandes der Landsmannschaft, das von dem amtierenden Sprecher, Freiherr von Braun, und dem stellvertretenden Sprecher, Gerhard Pren- gel, unterzeichnet ist, heißt es u. a.:

„Ihr Nein damals ist uns der bleibende Beweis, daß Sie auch in schwerer Zeit be- harrlich dem ganzen Deutschland dienen wollen. Diese patriotische Haltung in unse- rer freiheitlichen Ordnung hat uns mit Ach- tung erfüllt, aber gibt uns auch die Hoff- nung, künftig Beistand im Ringen um die Staatserhaltung zu finden. Neue Belastun- gen stehen bevor, die zunächst einmal durch den „Grundvertrag" und seine freiheitsge- fährdenden Folgen verursacht werden."

& a s Oiiptuifmibiiui H e r a u s g e b e r :

Landsmannschaft O s t p r e u ß e n e. V C h e f r e d a k t e u r :

Hugo Wellems

Verantwortlich für den politischen Teil Stellvertr. C h e f r e d a k t e u r :

Ruth Maria Wagnet Kultur. Unterhaltung, Frauenseite G e s c h i c h t e , L a n d e s k u n d e u n d A k t u e l l e s

Hans-Ulrich Stamm

S o z i a l e s , J u g e n d , H e i m a t k r e i s e , G r u p p e n Horst Zander

A n z e i g e n : Heinz Passarge B o n n e r R e d a k t i o n : Clemens J Neumann

Oas Ostpreußenblatt ist das Organ der Land9 mannschaft Ostpreußen und erscheint wöchentlich zur Information der Mitglieder des Förderkreis^s

der Landsmannschaft Ostpreußen Bezugspreis Inland 3.20 DM monatlich -

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tut Anzeigen QIII Pr»latl»f Nr. IT

23. Dezember 1972 / Folge 52 / Seite 3

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„ g e n i a l e n K ü n s t l e r dieser E p o c h e - u n d franzosische K u n s t z e i t s c h r i f t b e z e i c h n e t « t d e

den g r ö ß t e n P o r t r ä t i s t e n u n s e r e * l e U "

9r nße fit?„M1ann der ^ n z ö s i s c n e n K u n s t A r i stide M a i l l o l , h i e l t i h n für d e n „ d e u t s c h e n M i c h e l a n g e l o " u n d J e a n C o c t e a u m e i n d

„ v o n s e i n e n B ü s t e n die d e n k b a r g r T ß t e F a s z t n a t i o n ausgeht". A n e r k e n n u n g u n d Hochacn- S r d e 7 A ? a n d e S 9elten d e m deutschen B i S - h a u e r Z e i c h n e r u n d A r c h i t e k t e n , Professor

feS^F/tSSf'

^{g eb° reV m 1 9}- 1900 i n E i n e r ' metsters 61065 Bildhauers un d Steinmetz-

Das S c h i c k s a l hat d e m g r o ß e n K ü n s t l e r w i e v i e t e n a n d e r e n nach 1945 stark m i t g e s p i e l t

; i ,

^{l h n} trafen V e r f e m u n g , V e r l e u m d u n g ^ V e r o l g u n g . V i e l e seiner W e r k e w u r d e n zer- Er h J \ i TTie dle Einsamke i t g e z w u n g e n Er hat s . * a l l e r d i n g s n i e m a l s i n s e i n e m mit m n e r e m R e i c h t u m e r f ü l l t e n L e b e n w e d e r den M i c h t i g e n noch d e n K r i t i k a s t e r n gebeugt. D a r i n gleicht er den v o n i h m i n h o h e r V o l l e n d u n g geschaffenen G e s t a l t e n . J e d o c h - die E r ö f f n u n g der G a l e r i e M a r c o E n d e O k t o b e r 1972 in B o n n che k ü n f t i g das gesamte W e r k A r n o B r e k e r s v e r w a l t e n w i r d , k a n n als B e w e i s d a f ü r ange- sehen w e r d e n , d a ß die O h n m a c h t e r z w u n g e n e n S c h w e i g e n s n u n auch h i e r z u l a n d e zu Ende geht. R u n d 400 R e p r ä s e n t a n t e n aus P o l i t i k D i p l o m a t i e und Gesellschaft w i e auch aus der a k a d e m i s c h e n J u g e n d u m r i n g t e n den i n D ü s s e l - dorf und P a r i s w i r k e n d e n K ü n s t l e r . In d e i H a u p t s t a d t F r a n k r e i c h s begann i n den z w a n - z i g e r J a h r e n der k ü n s t l e r i s c h e L e b e n s w e g A r n o B r e k e r s . B i s z u seiner Ü b e r s i e d l u n g nach D e u t s c h l a n d i m J a h r e 1934 hatte er sich bereits in der i n t e r n a t i o n a l e n K u n s t w e l t e i n e n g r o ß e n N a m e n gemacht.

In d i e s e m J a h r erschienen i n Deutschland sein b e e i n d r u c k e n d e r E r i n n e r u n g s b a n d „Im

Aus dem Zeitgeschehen

P r o f e s s o r A r n o B r e k e r

S t r a h l u n g s f e l d der E r e i g n i s s e v o n 1925—1965"1) u n d der g r o ß f o r m a t i g e K u n s t b a n d „ B i l d n i s s e u n s e r e r E p o c h e "2) . U n s e r M i t a r b e i t e r , H e i k o M ö h r i n g , berichtet h i e r ü b e r e i n G e s p r ä c h , das er mit d e m K ü n s t l e r f ü h r t e . E r hatte i h n ge- fragt, ob er angesichts der b i t t e r e n F o l g e n für i h n den v o r 38 J a h r e n v o n F r a n k r e i c h nach D e u t s c h l a n d erfolgten Schritt bereue.

B r e k e r : „ D a s ist eine Schicksalsfrage.

U r s p r ü n g l i c h s o l l t e m e i n erstes g r o ß e s A u f - treten i n d e n U S A stattfinden. Im F r ü h j a h r 1929 hatte m i r der bedeutendste a m e r i k a n i s c h e K u n s t h ä n d l e r B r u n n e r e i n e n g e r a d e z u sensa- t i o n e l l e n V e r t r a g angeboten. D e r B ö r s e n k r a c h i m S e p t e m b e r l i e ß d a n n j e d o c h gerade auf dem G e b i e t e der K u n s t a l l e P l a n u n g e n z u s a m m e n - schrumpfen: M e i n e Ü b e r s i e d l u n g nach A m e r i k a fand nicht statt.

Ich hatte k e i n e V e r a n l a s s u n g , P a r i s z u v e r - lassen. D e r V o r s c h l a g einer R ü c k k e h r w u r d e m i r 1932/33 w ä h r e n d meines A u f e n t h a l t e s an der D e u t s c h e n A k a d e m i e i n R o m v o n Seiten des D r . H a u s e n s t e i n u n d der N i c h t e M a x L i e - bermanns, G r e t e R i n g , d r i n g e n d nahegelegt.

Beide w a r e n der M e i n u n g , d a ß ich i n der neuen p o l i t i s c h e n S i t u a t i o n , d e r e n A u s m a ß oder Richtung ich v o n P a r i s aus j a gar nicht ü b e r - sehen k o n n t e , r e t t e n k ö n n e w a s z u retten s e i . E i n w e i t e r e s A n g e b o t folgte aus der Sowjet- union u n d w u r d e m i r v o n M o l o t o w 1939 i n B e r l i n ü b e r b r a c h t . Z u m e i n e m g r ö ß t e n Erstau- nen bot er m i r b e i e i n e m g r o ß e n E m p f a n g auf a u s d r ü c k l i c h e n W u n s c h v o n S t a l i n m o n u m e n - tale A u f t r ä g e i n R u ß l a n d an. Ich w a r jedoch mit A r b e i t e n i n D e u t s c h l a n d derart b e s c h ä f t i g t , d a ß ich ablehnte. N a c h dem E n d e des K r i e g e s l i e ß S t a l i n b e i m K o n t r o l l r a t i n B e r l i n nach m i r suchen und sandte z w e i Offiziere z u m i r mit einer W i e d e r h o l u n g des A n g e b o t e s v o n 1939.

D i e U m s t ä n d e des Z u s a m m e n b r u c h s u n d die V e r n i c h t u n g m e i n e r k ü n s t l e r i s c h e n E x i s t e n z hatten mich k ö r p e r l i c h jedoch arg m i t g e n o m - men u n d z u e i n e r e r n e u t e n A b l e h n u n g v e r - a n l a ß t .

D i e ersten J a h r e nach 1934 i n B e r l i n w a r e n für mich sehr schwer, ich hatte gegen die gleiche m a s s i v e Presse z u k ä m p f e n w i e heute.

K ü n s t l e r i s c h u n d g e s i n n u n g s m a ß i g w u r d e ich angegriffen u n d damals des K o m m u n i s m u s bezichtigt w i e heute der A n h ä n g e r s c h a f t z u m N a t i o n a l s o z i a l i s m u s . W i d e r E r w a r t e n w u r d e ich s c h l i e ß l i c h z u e i n e m W e t t b e w e r b für P l a - s t i k e n des Reichssportfeldes e i n g e l a d e n g e w a n n sofort z w e i g r o ß e Auft,r. ^ !rwp

O l y m p i a d e 1936, z u der es erfreulicherweise und Zur

„Die Berufung", eine der bekanntesten Breker-Plastiken

noch e i n e n i n t e r n a t i o n a l e n W e t t b e w e r e b der K ü n s t e gab, w u r d e ich v o n dem italienischen P r ä s i d e n t e n der Internationalen K u n s t k o m m i s - s i o n p e r s ö n l i c h aufgefordert, mich mit A r b e i t e n daran z u b e t e i l i g e n , und w e n i g s p ä t e r w u r d e meine F i g u r des „ Z e h n k ä m p f e r " e i n s t i m m i g zur G o l d m e d a i l l e vorgeschlagen."

Frage: „Ihrer Ausstellung in der Orangerie im Pariser Tuileriengarten August 1942 war ein Erfolg beschieden wie kaum jemals zuvor deut- scher Kunst im Ausland. Wie erklären Sie sich diese breite Zustimmung im besetzten Frank- reich und woher rührt es, daß die positive Ein- stellung maßgeblicher französischer Intellektuel- ler zur deutschen Kultur gerade während dieser Zeit enorm zunahm?'

B r e k e r : „ A u s genauer K e n n t n i s der Z u - s a m m e n h ä n g e behaupte ich, d a ß die geistige E l i t e F r a n k r e i c h s g e r m a n o p h i l war, i m besonde- ren M a ß e das L i t e r a t u r - u n d M u s i k l e b e n . In der B i l d e n d e n K u n s t gaben die F r a n z o s e n ihre z ö - gernde H a l t u n g g e g e n ü b e r Deutschland e r k e n n - bar auf. M a n darf nicht vergessen, d a ß i n Deutschland nach dem D r e i ß i g j ä h r i g e n K r i e g e i n Zusammenbruch auf k u l t u r e l l e m G e b i e t erfolgte, der sich bis ins 19. J a h r h u n d e r t h i n z o g . Deutsch- l a n d w a r aber auch für die F r a n z o s e n erkennbar i m Begriff, das alles z u ü b e r w i n d e n , g e n ü g e n d Substanz aufzuholen u n d einen neuen A n s c h l u ß - p u n k t z u finden an D ü r e r , die P l a s t i k e n v o n da- mals u s w . Diese Z e i t der k u l t u r e l l e n A n n ä h e - r u n g deckte sich mit dem W u n s c h nach p o l i t i - scher A u s s ö h n u n g zwischen beiden g r o ß e n N a - t i o n e n .

D i e B r o n z e g ü s s e aus der d a m a l i g e n A u s s t e l - l u n g s i n d s ä m t l i c h v o n der f r a n z ö s i s c h e n Regie- r u n g nach der R ü c k e r o b e r u n g v o n Paris beschlag- nahmt u n d noch bis 1962 versteigert w o r d e n . Durch V e r m i t t l u n g meiner Freunde habe ich e i n i g e w e n i g e S t ü c k e z u r ü c k e r w o r b e n , noch heute bezahle ich für meine eigenen A r b e i t e n ab. E t w a 80 Prozent meines Schaffens g i n g ver- l o r e n . Das Niederschmetterndste für mich war, d a ß e i n J a h r nach dem K r i e g e m e i n B e r l i n e r A t e l i e r , i n dem s ä m t l i c h e G i p s o r i g i n a l e lager- ten, z e r s t ö r t w u r d e — nicht durch Feuer oder Bombentreffer, sondern aus Z e r s t ö r u n g s w u t der a m e r i k a n i s c h e n Befreier, die das g r o ß e A t e l i e r als Depot benutzen w o l l t e n . A l l e s l a g zusam- mengeschlagen auf einem g r o ß e n Schutthaufen.

H i e r l a g auch m e i n Schicksal, und es erinnerte mich daran, d a ß ich u r s p r ü n g l i c h e i n m a l i n das L a n d dieser K u l t u r n a t i o n hatte gehen w o l l e n . "

Frage: „Ihre Bindungen zu Frankreich sind unverändert stark geblieben und Frankreich hat Ihnen offizielle Achtung bis heute nicht versagt.

Woran liegt es, daß Ihre Kunst von unserem westlichen Nachbarn besser verstanden wird als in Deutschland?'

B r e k e r : „Der Franzose ä u ß e r t sich spontan, w e n n er v o r e i n e m K u n s t w e r k steht. Er fragt nicht, w e r das gemacht hat, w o h e r es kommt, aus welchen S t i l e l e m e n t e n es sich zusammen- setzt u n d welche E i n f l ü s s e eine R o l l e gespielt haben m ö g e n , sondern er steht v o r der A r b e i t , mitten i n i h r e m Z e n t r u m , u n d l ä ß t sich daraus auch nicht mehr v e r t r e i b e n durch eine v e r ö f f e n t - lichte M e i n u n g , durch K u n s t k r i t i k e n oder soge- nannte Fachgutachten. B e i uns ist das v o l l k o m - men umgekehrt."

Frage: „Sie haben als erster die individu- elle Einzelphase einer augenblicklichen Empfin- dung als künstlerischer Ausdruck des späten 19.

und beginnenden 20. Jahrhunderts umgesetzt in die überpersönliche Idee monumental-heroischen Gestaltungswillens. Welche künstlerischen Sta- tionen kennzeichnen diesen Ihren Weg?"

B r e k e r : „ A u s g a n g s p u n k t war für mich die f r a n z ö s i s c h e K u n s t , w a r Rodin, der auf mich einen ungeheuren Eindruck gemacht hat. Den- noch habe ich k e i n e n geraden W e g beschreiten k ö n n e n aus den geistigen Z w i e s p ä l t e n der Epoche heraus. D i e geistige K r i s e i n Europa nach dem Ersten W e l t k r i e g war eine sehr v i e l tiefgreifendere als nach 1945. Die s p ä t e r so ge-

der S e n s i b i l i t ä t l u i Z e i t s t r ö m u n g e n . Es hat sich ia gezeigt, d a ß abstrakte K u n s t auch d i e j e n i g e n machen k ö n n e n , die v o m H a n d w e r k l i c h e n her gar keine Begabung erkennen lassen. M i t geo- metrischen F o r m e n k a n n jeder operieren, mit den F o r m e n des menschlichen K ö r p e r s aber nur

•1er, der sie bis ins Letzte beherrscht "

Frage: „Es wird heute verschiedentlich da- von gesprochen, daß im Dritten Reich eine .Kunstdiktatur' herrschte. Können Sie das be- stätigen?"

B r e k e r : . E s w i r d behauptet, H i t l e r und andere f ü h r e n d e N a t i o n a l s o z i a l i s t e n h ä t t e n einen bestimmten K u n s t s t i l gehabt und d i k t i e r t . Nichts ist falscher als das. H i t l e r , ich spreche jetzt v o n meinen p e r s ö n l i c h e n Erfahrungen mit ihm, war v i e l z u bescheiden, u m einen T i t e l , ein M o t i v oder die formale G e s t a l t u n g für einen k ü n s t l e r i s c h e n A u f t r a g vorzuschlagen. Er w a r begabter, als v i e l e heute annehmen w o l l e n , und w u ß t e , d a ß man K u n s t nicht d i k t i e r e n k a n n . W e n n ich den M o d e l l i e r t o n in den H ä n d e n habe, wer soll mich dann f ü h r e n ? H i t l e r hat kein A t e - lier betreten u n d k e i n e r hat jemals gewagt, irgendetwas z u bestimmen oder nach Vorschrift etwas anfertigen zu lassen."

Frage: „Das Wort von der .deutschen Kunst' im Gegensatz zur .entarteten' wurde von 1933 bis 1945 viel gebraucht. War dieser Anspruch berechtigt und kann er für die gegenwärtige Kunstsituation noch Verwendung linden?"

B r e k e r : „Dazu k a n n ich k a u m Stellung neh- men. Ich w e i ß nicht, ob es eine deutsche K u n s t im Sinne Ihrer Frage gegeben hat oder noch gibt. Beeinflussung v o n a u ß e n hat es immer ge- geben, heute aber ist sie i n einem M a ß e ge- wachsen, d a ß das deutsche Element kaum noch zum Tragen kommt. Das gleiche P h ä n o m e n ha- ben w i r auch i n F r a n k r e i c h . D i e gewaltige p o l i - tische und wirtschaftliche M a c h t A m e r i k a s hat Europa auf k u l t u r e l l e m Gebiet umgeformt, und es bleibt dahingestellt, w i e w e i t es sich d a v o n w i r d befreien k ö n n e n . "

Frage: „Wir sprechen heute davon, daß die Kunst zerfällt, daß ihre Formen ver- und miß- braucht werden, daß sie stirbt — oder sind es vielleicht die Künstler, die absterben?"

B r e k e r : „ L a s s e n Sie mich dazu nur i m Be- reich der B i l d h a u e r e i S t e l l u n g nehmen. F r ü h e r war es einfacher, K ü n s t l e r z u sein. H e u t e ist der G e s t a l t u n g s w i l l i g e v o n einer V i e l z a h l wach- sender finanzieller Bedingungen bedrohlich e i n - gegrenzt: die K o s t e n eines M o d e l l s , die L ö h n e für H i l f s k r ä f t e , die Preise der M a t e r i a l i e n usw.

ü b e r s t e i g e n bei w e i t e m die materielle K a p a z i t ä t der meisten K ü n s t l e r . A u ß e r d e m nimmt die Z a h l w i r k l i c h e r M ä z e n a t e n s t ä n d i g ab. Das alles stellt n a t ü r l i c h eine starke G e f ä h r d u n g für jede s c h ö p - ferische A r b e i t dar, mag K ü n s t l e r v o n ihrer e i - gentlichen A u f g a b e abbringen u n d sie verschie- dentlich z u gemanagten A u s f ü h r u n g s o r g a n e n absinken lassen."

Frage: „Kunst sollte eine Kralt sein, die nicht entzweit, sondern eint. Woher rührt es dann, daß gerade bei uns die Kunst immer mehr in den Sog politischer Entscheidungen gerät?'

B r e k e r : „Bei uns gibt es k e i n e v o l k s n a h e homogene K u l t u r p o l i t i k mehr. Das, was heute gezeigt w i r d , ist dem M a n n auf der S t r a ß e eine fremde W e l t . Sie erreicht i h n nicht. D i e Folge

Künstler im Sturm der Zeit

Gespräch mit Großen der Bildenden Kunst: Prof. Arno Breker

nannte „ E n t a r t e t e K u n s t " sehe ich als typischen A u s d r u c k dieser umfassenden K u l t u r k r i s e an.

Damals w a r die E r s c h ü t t e r u n g ü b e r die unbe- greifliche U m w e r t u n g der W e r t e so g r o ß , d a ß man die K u l t u r als mitschuldig am Zusammen- bruch Europas ansah. D i e V e r g a n g e n h e i t sollte a u s g e l ö s c h t und z. B. der L o u v r e a n g e z ü n d e t werden, um e i n Zeichen des N e u b e g i n n s zu setzen. U n s alle e r f a ß t e der Sog des Z w e i f e l s . A u c h ich versuchte, neue W e g e zu ertasten und w u r d e der erste abstrakte B i l d h a u e r i m W e - sten. A b e r das Spiel wurde mir v e r d ä c h t i g . Ich hielt es für eine Sackgasse, brach mit einem Schlage diese Versuche ab und s t ü r z t e mich w i e - der auf das N a t u r s t u d i u m . W e n n ich bis heute bei der N a t u r als V o r b i l d geblieben bin, dann nicht etwa aus U n v e r m ö g e n oder aus mangeln-

ist, d a ß K u n s t und V o l k sich immer mehr v o n - einander trennen. D i e g e g e n s t ä n d l i c h e K u n s t w i r d v e r d ä c h t i g t . D i e G r ü n d e sind erkennbar politischer N a t u r . Nicht e i n m a l die g r o ß e n p o l i - tischen Parteien, die sich für das W o h l der A r - beitnehmer v e r a n t w o r t l i c h fühlen, nehmen die C h a n c e wahr, i h n e n die g r o ß e W e l t der schöp- ferischen K r ä f t e z u e r s c h l i e ß e n . Dabei lehrt die Erfahrung, d a ß das B e d ü r f n i s dieser Menschen, K u n s t z u erfassen, gewaltig, j a elementar ist."

M Arno Breker: Im Strahlungsfeld der Ereignisse von 1925—1965. Schütz-Verlag, Pr. Oldendorf 1972, 450 S. mit 24 Bildtafeln, Großformat, Leinen, 29,80 DM.

2) Arno Breker: Bildnisse unserer Epoche. Podzun- Verlag, Dorheim 1972. 13 Seiten dreisprachiger Text mit 153 meist ganzseitigen Bildtafeln, Groß- format, Leinen 42,— DM.

Oktober 1972, Bonn, Galerie Marco.

J e a n - C o c t e a u - B ü s t e von Breker

Frau Wilhelmine Lübke mit Galerieleiter Boyenstein an der