Einf¨ uhrung in die Theoretische Astrophysik
WS 18/19 Anwesenheitsaufgabenblatt II
Diese ¨Ubung hat zum Inhalt das aus der Vorlesung bekannte Jeans Kriterium f¨ur Gravitationsin- stabilit¨at ¨uber einen St¨orungsansatz herzuleiten.
Aufgabe 2:
Sir James Hop- wood Jeans (1877 – 1946) hat auch Artikel und B¨ucher zu Mechanik, Elek- trodynamik und Quantentheorie publiziert.
Die urspr¨ungliche Herleitung des Jeans-Kriteriums ist mittels St¨orungs- rechnung erfolgt. Bevor diese im Folgenden reproduziert werden soll, gilt es zun¨achst zu kl¨aren ob eine Gaswolke (RadiusRw = 1 pc, Teilchenzahl- dichtenw = 10 cm−3) sich ¨uberhaupt ¨uber die Hydrodynamik beschreiben l¨asst.
(a) Zwecks dieser Vor¨uberlegung soll die mittlere freie Wegl¨ange l = (√
2σ n)−1 der Wasserstoffatome (Radius RH = 5.3 cm−9) in der Gaswolke mit der Ausdehnung der Gaswolke verglichen werden.
Der totale (geometrische) Wirungsquerschnitt σ is gegeben ¨uber die Trefferfl¨ache zweier Wasserstoffatome (unter Vernachl¨assigung jeglicher Kr¨afte).
Die im Folgenden ben¨otigten hydrodynamischen Grundgleichungen sind die Kontinuit¨atsgleichung
∂ρ
∂t +∇ ·~ (ρ~u) = 0 (Massenbilanz), die Impulsgleichung
ρ∂~u
∂t +ρ(~u·∇)~ ~u=−∇p~ +ρ ~∇V (Impulsbilanz), und die Poissongleichung
∆V =−4π Gρ ~∇V (Gravitationsfeld),
mit der Massendichte ρ, Str¨omungsgeschwindigkeit ~u, Druck p, (Selbst-)Gravitationspotential V. Zudem wird noch die Zustandsgleichung p = c2sρ ben¨otigt, mit der Schallgeschwindigkeit cs = p
kBTw/(µ mH) = konst unter der Annahme einer isothermen Zustands¨anderung (Tw = konst).
(b) Verwenden Sie des St¨orungsansatzes X = X0+X1, mit X ∈ {ρ, ~u, p, V} und kX1k kX0k und zeigen Sie dass f¨ur~u0 = 0 und unter Linearisierung
∂2ρ1
∂t2 − 4πGρwρ1+c2s∆ρ1
= 0,
folgt, wobei ρ0 =ρw.
(c) Verwenden Sie den ebenen-Wellen-Ansatz f¨ur den St¨ortermρ1 und zeigen Sie, dass
Rw >
s
πkBTw GµmHρw
falls Sie eine mit der Zeit anwachsende St¨orung fordern und die Wellenzahl zuk '2π/Rw absch¨atzen.
(d) Vergleichen Sie mit dem aus der Vorlesung bekannten Wert f¨ur den JeansradiusRJ. (e) Zeigen Sie, dass aus der in der Vorlesung angegeben Beziehung f¨ur die sogenannte Jeans-
Masse
MJ = 5 r15
4π
kB
GµmH
3/2s Tw3 ρw folgt, dass MJ ∼ Pw3/2
G3/2ρ2w wobei Pw = nwkBTw der thermische Druck der Wolke sei mit der Teilchenzahldichtenw =ρw/(µmH).
(f) Berechnen Sie die Jeans-Masse f¨ur drei verschiedene Molek¨ulwolken mit den Dichten nw = 1cm−3, 102cm−3 und 104cm−3, jeweilsTw = 100 K. Ber¨ucksichtigen Sie, dass µ= 2 f¨ur H2-Wolken.