Numerische Methoden der Umwelphysik
Computer- ¨ Ubungen zur Wellengleichung 2. Februar 2006
Die Ausbreitung von Erdbebenwellen (P-Wellen) wird in einfachsten F¨ allen durch die homogene Wellengleichung
∂
2Φ
∂t
2 −c
2·∂
2Φ
∂x
2= 0
beschrieben, wobei Φ die Auslenkung von der Ruhelage bezeichnet, und c die Ausbreitungs- geschwindigkeit der P-Wellen. Im homogenen Fall ist c ortsunabh¨ angig, im inhomogenen Fall ortsabh¨ angig.
1. Installation und Ausf¨ uhrung des Matlab-Programms 1. Holen Sie die Matlab Programme von:
http://www.iac.ethz.ch/staff/schaer/Vorlesungen/NumUmwelt/index.html 2. Starten Sie Matlab.
3. Starten Sie das Programm wave.
Im Startfenster k¨ onnen Sie nun das Problem, die Modellgleichung, die Randbedingun- gen und die Anfangsanomalie ausw¨ ahlen und die entsprechenden Parameter eingeben.
Mit dem Start-Button starten Sie die Berechnung, deren Visualisierung in einem neu- en Fenster angezeigt wird.
2. Homogenes Medium: Verschiedene Arten von Randbedingungen
Wir betrachten die Wellengleichung auf einem eindimensionalen, endlichen Gitter. Damit stellt sich die Frage, wie die beiden R¨ ander behandelt werden sollen.
Φ
1Φ
2Φ
3Φ
N−2Φ
N−1Φ
NIn dieser Aufgabe geht es darum, verschiedene Arten der Randbehandlung miteinander zu vergleichen. Bereits implementiert sind:
– Periodische Randbedingungen: Der linke und der rechte Randpunkt werden mit- einander identifiziert: Φ
n= Φ
1. Eine St¨ orung, die am rechten Rand rauswandert, wird dann am linken Rand wieder auftauchen, und umgekehrt.
– “Solid-wall” Randbedingungen: Die Randwerte werden fest vorgegeben, Φ
n= Φ
1= 0, ohne dass ein ¨ Ubergangsbereich wie bei der Relaxation existiert.
Aufgaben
a. Betrachten Sie die Advektionsgleichung und f¨ uhren Sie einen Test mit den obigen Randbedingungen aus.
b. Wiederholen sie nun die entsprechenden Tests mit der Wellengleichung
1
c. Die allgemeine L¨ osung der Advektionsgleichung ist Φ(x, t) = F(x
−ct), wobei F eine (im wesentlichen) beliebige Funktion ist. Die allgemeine L¨ osung der Wellengleichung ist Φ(x, t) = F(x
−ct) + G(x + ct), wobei F und G beliebig sind. Was stellen F und G f¨ ur das Advektions- und Wellenproblem dar? Was ist die Beziehung zwischen F und G bei der Wellengleichung mit “solid wall”-Randbedingungen? Warum ist beim Advektionsproblem keine Reflektion m¨ oglich?
d. Implementieren Sie eine Wellen-absorbierende Randbedingung:
Bei diesem Typ Randbedingungen werden die Randwerte so vorgegeben, dass es f¨ ur das numerische Schema scheint, als ob gar kein Rand vorhanden w¨ are. Die theoreti- schen Grundlagen und einige Hinweise zur numerischen Implementierung der Rand- bedingung am rechten Rand sind:
∗
Sie haben oben gesehen, dass die L¨ osung der Wellengleichung aus zwei Termen besteht:
Φ(x, t) = F (x
−ct) + G(x + ct)
Der erste Term F stellt die nach rechts propagierende St¨ orung dar, der zweite Term G eine nach links propagierende St¨ orung. Die Reflexion ist auf die nach links laufende St¨ orung zur¨ uckzuf¨ uhren. Wir m¨ ussen also daf¨ ur sorgen, dass dieser Anteil in der L¨ osung nicht auftritt.
∗
Die neuen Werte Φ
n+1if¨ ur 2
≤i
≤N
−1 werden durch das unter Discretization gew¨ ahlte Verfahren bestimmt. Dabei entspricht die Diskretisierung “Centered time, centered space” dem Schema (7.18) im Skript. Der neue Wert Φ
n+1Nam rechten Rand soll bestimmt werden aus
Φ
n+1N −Φ
nN∆t + c
N ·Φ
n+1N −Φ
n+1N−1∆x = 0
Dies entspricht einer Diskretisierung der Advektionsgleichung mit Advektions- geschwindigkeit +c. Implementieren Sie dieses Verfahren (innerhalb der Funk- tion LocIntegrate) f¨ ur den rechten Rand. F¨ ur die numerische Implementation m¨ ussen Sie folgendes wissen:
Das Flag irelax bestimmt die Art der lateralen Randbedingung: irelax=3 Absorber am rechten (eastern) Rand, irelax=4 Absorber am linken (western) Rand, irelax=5 Absorber an beiden R¨ andern. Die lokale Wellengeschwindigkeit c steht im Array alpha(i), die zwei Zeitniveaus der Auslenkung sind in unow(i) und unew(i). Der Index i l¨ auft in allen F¨ allen ¨ uber 1:nx+4, wobei i=1,2 und i=nx+3,nx+4 intern reserviert sind. Die relevanten Indices sind also i=3 am linken und i=nx+2 am rechten Rand.
∗
Wie lautet der entsprechende Ansatz f¨ ur den linken Rand Φ
n+11? Implementieren Sie auch das und bauen sie beides zusammen f¨ ur den Fall irelax == 5 ein!
∗
F¨ uhren Sie nun einen Advektions- und einen Wellenausbreitungstest aus, indem Sie den rechten Rand auf absobierend, den linken auf reflektierend setzen.
3. Wellenausbreitung in einem inhomogenen Wellenleiter
Eine zeitabh¨ angige St¨ orung am linken Rand f¨ uhrt zu einer Ausbreitung der St¨ orung nach rechts. Am rechten Rand wird eine Wellen-absorbierende Randbedingung verwendet.
2
Die Amplitude der St¨ orung und auch ihre Geschwindigkeit wird massgeblich durch die ortsabh¨ angige Ausbreitungsgeschwindigkeit c(x) (bzw. alpha(i) im Programm) bestimmt.
In dieser Aufgabe geht es darum, qualitativ die ¨ Anderungen zu verstehen.
a. Unter “Define the problem”, w¨ ahlen Sie “Homogenous/inhomogeneous wave con- ductor”. Vergleichen Sie die Ausbreitung einer sinusf¨ ormigen St¨ orung (Men¨ ueintrag activation, Wahl “Sine-like activation”) in einem homogenen Medium mit der Aus- breitung in einem inhomogenen Medium. W¨ ahlen Sie f¨ ur das inhomogene Medium einmal eine positive Anomalie und einmal eine negative Anomalie mit Amplitude 0.3.
b. W¨ ahlen Sie eine transiente St¨ orung, und erh¨ ohen Sie die Anzahl der Gitterpunkte auf 200 oder mehr. Die Amplitude der Anomalie setzen Sie auf -0.4.
4. Inhomogenes Medium: Eigenschwingungen
Es soll die Eigenl¨ osung Φ(x, t) = A(x)
·exp(iωt) des Problems
∂
2Φ
∂t
2 −c(x)
2·∂
2Φ
∂x
2= 0 mit Φ(0, t) = Φ(L, t) = 0
gesucht werden. F¨ ur den Fall eines homogenen Ausbreitungsmediums ist das einfach ana- lytisch herleitbar. Der Ansatz Φ(x, t) = A(x)
·exp(iωt) liefert eine Differentialgleichung f¨ ur A(x):
∂
2A
∂x
2+ ω
2c
2 ·A = 0 mit A(0) = A(L) = 0
Mit dem Ansatz A(x) = sin(kx) und unter den Randbedingungen A(0) = A(L) = 0 ergeben sich die Eigenfrequenzen zu:
ω
n= π
·c
L
·n mit n = 1, 2, 3, ...
Das l¨ asst sich auf eine Schwingungsdauer τ mittels 2π/τ = ω umrechnen: τ
n= 2L/nc.
Aufgaben
a. Im homogenen Fall, c =const, sei c =
12und L = 1. Bestimmen Sie ω
nf¨ ur n = 1, .., 6 numerisch.
b. Der inhomogene Fall, c = c(x), ist im allgemeinen analytisch nicht mehr l¨ osbar. Um die Eigenfrequenzen ω und die Amplitudenverteilungen der dazugeh¨ origen Eigenl¨ o- sungen zu bestimmen, kann man zum Beispiel die “Shooting”-Methode verwenden.
Die einzelnen Schritte sind:
3
6
x = 0
x = L ω
3ω
2ω
1“Shooting” f¨ ur drei verschiedene Frequenzen ω
1, ω
2, ω
3. Bei der Wahl von ω
3wird A(L) = 0, dh. diese Frequenz entspricht einer Eigenfrequenz.
∗
W¨ ahlen Sie eine Eigenfrequenz ω
1, die nahe bei der erwarteten liegt. Bei kleinen Inhomogenit¨ aten wird die exakte Eigenfrequenz nur wenig von derjenigen des homogenen Falles abweichen. Sie k¨ onnen also eine solche als erste Sch¨ atzung verwenden.
∗
Jetzt wird die gew¨ ohnliche Differentialgleichung f¨ ur A(x) unter der linken Rand- bedingung A(0) = 0 bis zum rechten Rand x = L integriert.
∗
Ist auch dort A(L) = 0, so hat man eine Eigenl¨ osung und eine Eigenfrequenz gefunden. Geben Sie dazu den zu testenden Eigenwert im Feld Eigen frequency ein. Im Matlab Command Window erhalten Sie dann A(L).
∗