Research Collection
Doctoral Thesis
Ueber den Abbau von Chlorophyll und Blutfarbstoff
Author(s):
Fischer, Max Publication Date:
1914
Permanent Link:
https://doi.org/10.3929/ethz-a-000102812
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ETH Library
Über den Abbau
von
Chlorophyll und Blutfarbstoff
Von der
Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich
zur
Erlangung
der Würde einesDoktors der Naturwissenschaften genehmigte
Promotionsarbeit
vorgelegtvon
Max Fischer, dipl. Fachlehrer,
aus Meisterschwanden (Kt.Aargau)
Referent: Herr Prof. Dr. H.
Staudinger.
Korreferent: Herr Prof. Dr. F. P. Treadwell.
Leipzig
1914Spamersche
Buchdruckerei.Leer
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laboratorium des Herrn Prof. Dr. R. Willstätter an der
Eidg.
tech¬nischenHochschule in Zürich
begonnen
undvom Herbstvorigen
Jahresan im Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin-Dahlem unter der
Leitung
meines hochverehrten Lehrersfortgesetzt.
Ich erachte es als eine
angenehme Pflicht,
an dieser Stelle Herrn Prof. Dr. R. Willstätterfür das rege Interesse und die
vielseitigen Anregungen
bestens zudanken.
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Seite
jfl. Betrachtungen
überdie Konstitutiondes Eämins 9 IL Die Stammsubstanzen derPhylline
undPorphyrine
aus,Chlorophyll
21Theoretische
Einleitung
. . . 21Ätiophyllin
... 23Ätioporphyrin
25III.
Zwischenprodukte
derHamatoporphyrinbildung
. 29Theoretische
Einleitung
29Einwirkung wässeriger
Bromwasserstoffsaure . . 34Einwirkung
vonEisessig-Bromwasserstoff
... 36Einwirkung
vonflüssigem
Bromwasserstoff. 39 Einwirkung vonflüssigem
Chlorwasserstoff 42 IV. DiePorphyrine
mit mehr als vierSauerstoffatomen (Giuppedes
Hämatoporphyrins)
45Hämatoporphyrin
45Darstellung
inamorphem
Zustand . . 45Darstellung
inkrystallisiertem
Zustand . 48Analyse
48Beschreibung
. . 51Spektrum
. . 52Esterifizierung
... 53Tetramethylverbindung
. 54Dimethylather
58Monoacetylverbindung
. 59Häminoporphyrin
.... 61Hämidoporphyrin
63V.
Ätioporphyrin
aus dem Blutfarbstoff . 64Theoretische Einleitung 64
Ätioporphyrin
65Leer
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Diese
Untersuchungen
sollen dazubeitragen,
das Gemeinsame und das Unterscheidende in der Struktur vonChlorophyll
und Häminklarzulegen.
Wenn die beiden Farbstoffe stark
abgebaut werden,
sotritt zwischen ihren Derivaten einegewisse
Verwandtschaftauf,
die freilichweniger
nah
ist,
als man immer angenommen hat und in ihrerBedeutung
überschätzt worden ist. Die
Porphyrine
ausChlorophyll
und Häminsind einander
ähnlich,
nämlichHämatoporphyrin,
dem die FormelC32H34N4(OH)2(COOH)2
zugeschrieben wird,
undMesoporphyrin,
nach Zaleski vonder FormelC32H36N4(COOH)2,
erinnern
optisch
und im Verhalten anPhyllo-
undPyrroporphyrin
von der Formel
C31H35N4COOH
und noch mehr an
Rhodo-, Erythro-
undRuhiporphyrin
von derFormel
C31H34N4(COOH)2.
Identische Produkte sind bei dem Abbau beider
Pigmente
nochnicht erhalten
worden,
außer beidurchgreifender Spaltung
des Farb¬stoffs,
bei derOxydation
zur Hämatinsäure:CH3-C-C=0
II >NH
C02H-CH2-CH2-C-C=0
und zum
Methyläthylmaleinimid
:CHj-C-C=0
II >NH
CH,-CH2-C-C=0
und bei der Reduktion zu den
Hämopyrrolen,
einem Gemisch vonPyrrolhomologen,
worinhauptsächlich
enthalten sind:CH3—C—C—CH2—CH3 CH3—C—C—CH2—CH3
Il II II ll
CH3-C C-CH3 CHg-C
CH\y \/
NH NH
Phyllopyrrol Isohämopyrrol
CH3— C—C—CH2—CH3
II II HC
C-CH3
\/
NH Kxyptopyrrol
Den von Willstätter und seinen Schülern
ausgeführten
Abbauder beiden
Chlorophyllkomponenten
durch Alkalien bei hoher Tem¬peratur,
der eine Reihe von Carbonsäuren mitkomplex gebundenem Magnesium,
diePhylline, ergab,
habe ich zu dencarboxylfreien
Ver¬bindungen,
den Stammsubstanzen dieserGruppe, fortgeführt (Ka¬
pitel II),
nämlich zumÄtiophyllin, C31H34N4Mg
und dem durch
Abspaltung
vonMagnesium
durchEinwirkung
vonSäure daraus entstehenden
Ätioporphyrin, C31H36N4.
Diese sauerstoffreien
Verbindungen
sindgut krystallisierende
Sub¬stanzen, die sich in ihren
Eigenschaften
demGruppenbilde einfügen,
das mit den zahlreichen von Willstätter und seinen Mitarbeitern
zuvor untersuchten
Phyllinen
undPorphyrinen gezeichnet
worden ist.Zum
Ätioporphyrin
habe ich nun auch den Abbau des Häminsgeführt (Kapitel V).
Während Hämin undHämatoporphyrin
beimErhitzen mit
methylalkoholischer Kahlauge
inamorphe
hochmolekulare Produkteumgewandelt werden,
lassen sie sich bei Zusatz von vielPyridin
zur alkalischenFlüssigkeit
in einfacherePorphyrine
um¬wandeln1).
AusHämatoporphyrin
entsteht ein schönkrystallisierendes Porphyrin
mit vierSauerstoffatomen, Hämoporphyrin,
ausHämin ent¬steht unter denselben
Bedingungen
diekomplexe Eisenverbindung
desMesoporphyrins.
Die beidenPorphyrine
stehen einander in der Zu- x) DieseUntersuchungen
vonR. Willstätter und L. Forsén. Siehe Unter¬suchungen
über den BlutfarbstoffvonR. Willstätter und M. Fischer, Zeit¬schrift f.
physiol.
Chemie i. Druck.sammensetzung
sehrnahe,
sie sind entweder isomer oder Hämo-porphyrin
enthält zwei Atome Wasserstoffweniger
alsMesopor- phyrin.
Die
Abspaltung
derCarboxyle gelingt
beimHämoporphyrin
wiebeim
Rhodoporphyrin
nach derNatronkalkmethode,
nämlich durch kurzes Erhitzen sehr kleinerSubstanzmengen
mit dem Alkali. Da dieMagnesiumverbindungen
leichter Kohlensäureabspalten,
führte ich in dasHämoporphyrin
zuerstMagnesium
ein undspaltete
es nach derDecarboxylierung
aus demgebildeten Ätiophyllin
wieder ab. DasReaktionsprodukt
ist identisch mit demÄtioporphyrin
aus Chloro¬phyll
nachZusammensetzung
undEigenschaften
wie demSpektrum
und seiner basischen
Natur,
die mittels derVerteilung
zwischenÄther
und Salzsäure
quantitativ geprüft
wurde.Aus der
Zusammensetzung C31H36N4
desÄtioporphyrins ergibt sich,
daß seine DicarbonsäureHämoporphyrin
der FormelC33H3804N4
ent¬spricht,
daß sie also mit den zweibasischenPorphyrinen
aus Chloro¬phyll (Rhodo-, Erythroporphyrüi)
isomer ist. DieAnalyse
des Hämo-porphyrins
stimmt damitgut überein,
während sie mit einerC34-Formel
schwer in
Einklang gebracht
werden könnte. Da dieBildung
vonHämoporphyrin
ausHämatoporphyrin
ohne Verlust von Kohlenstoffstattfindet,
sogeht
daraus weiterhervor,
daßHämin,
Hämato- undMesoporphyrin
nicht mit den üblichen FormelnC34H3204N4FeCl, C34Hs806N4
undCg4H3804N4
auszudrückensind,
sonderngleichfalls
durch Formeln mit 33
Kohlenstoffatomen,
nämlich:Hämin, C33H3204N4FeCl.
Unabhängig
von derBildung
desÄtioporphyrins
habe ich es auchbei der
Analyse
einer Anzahl von Derivaten des Hämins wahrschein¬lich
gefunden,
daß die Formel des Hämins undHämatoporphyrins
in diesem Sinne abzuändern sind.
Das bedeutende
analytische
Material der Literaturfügt
sich zumgroßen
Teil dieserAbänderung gut,
wie in demexperimentellen
Ab¬schnitte IV
gezeigt wird;
auch für Hämin trifft dieszu. Aus dergründ¬
lichen
analytischen Untersuchung
von W. Küster über Hämin seiz.B. der Durchschnittswert von 16
Analysen
des Hämatins neben den theoretischen Werten für die Formeln mitC^
undC34 angeführt:
Berechnet für
C^H^C-gN^e
C
64,43
H5,25
CgjHjgOgN^e gefunden
63,74 63,98
5,35 5,34
Die ältere Häminformel
C32H3103N4FeCl
ist auf Grund der sorg¬fältigen Analysen
desMesoporphyrins
vonJ.Zaleski1)
in die nun all¬gemein
angenommene mitC34 abgeändert worden;
dabei sindaber,
worauf Willstätter undPfannenstiel2)
aufmerksamgemacht haben,
Formeln mitC33
nicht in Betracht gezogen worden. Zwischenso nahestehenden Formeln
ergibt
dieAnalyse
nicht leicht eine sichereEntscheidung,
um soweniger
als bei manchen Derivaten des Hämins dieBestimmungen
erheblich differieren. DieEntscheidung
durch dieÜberführung
in die sauerstoffreieVerbindung,
derenFormulierung
sich auf die
Ableitung
aus denChlorophyllderivaten,
also auf eingroßes analytisches
Materialstützt,
istdahervongrößerer
Beweiskraft.Um für die Struktur des
Ätioporphyrins
einen Ausdruck zufinden,
sind dieErgebnisse
derOxydation
und Reduktion von Hämin undChlorophyllderivaten
zuberücksichtigen.
Danach setzt sich das Mole¬kül der Stammsubstanz aus vier
Pyrrolkernen
zusammen. Die Zahlseiner Wasserstoffatome ist auffallend
gering,
diePyrrole
müssen da¬her so verbunden und substituiert
sein,
daß dabei imVergleich
miteinfachen
Bindungen
acht Atome Wasserstofferspart werden,
sei es durchDoppelbindung
oder weitereRingschlüsse. Einige Vorstellungen
hinsichtlich der
Art,
in der man diePyrrolkerne verknüpft
denkenkann,
finden sich in der Literatur über Hämin.W.
Küsters3) wichtige
Arbeiten haben das Gebiet des Blutfarb¬stoffs mit
folgender
Konstitutionsformel des Hämins:CH
CH3-C-C
C=C-CHC02H
Il\ N
/ .N
^H2- -CH2-C-C 1
// \
C=(3—CH
\
CH Cl Fe / CH
CH2--CH2-C-C \
\C-C-CHS
C02H
CH.-C
\ N
\
\
C-(
3-CH, CH,
CH2
CH x) Zeitschr. f.
physiol.
Chemie 3T, 54 [1902].2) Annalen d. Chemie 358, 205, 213 [1907] und 3T1, 45 [1909].
3) Zeitschr. f.
physiol.
Chemie 82, 463[1912].
beleuchtet,
welche besonders dem Verlauf derOxydation
und Re¬duktion
Rechnung trägt.
Diese Annahme fordert indessen den Ein¬wand
heraus,
daß von den beiden mit dem Eisen verbundenen Imino- gruppen nur die eine als das saure Imin einesPyrrols dargestellt wird,
die andere aber als basischeIminogruppe
einesDihydropyrrols.
DasUnwahrscheinliche dieser Formel
liegt
namentlich in der Annahme eines aus 4 Stickstoffatomen und 12 Kohlenstoffatomen bestehenden16-gliedrigen Ringgebildes:
-C=CH C=
I I
N -N
II I
-C C=
I I
C-H H-C
II II
-C c—
N -N
ll I
-C—CH=C-
Die ersten
Umwandlungen
deskomplizierten Pigmentes
sind soschwer zu enträtseln und sogar die
reagierenden Atomgruppen1)
soschwer zu
bestimmen,
daß die Ansichten verschiedener Forscher weit auseinandergehen.
Von 0.Piloty2)
wird das Hämin auf zwei mit¬einander verbundene kondensierte
Systeme zurückgeführt,
die ausPyrrolen
mit Kohlenstoff-6- und5-Ringen
bestehen:/CH.
NH=CH-C-CK
I \C
C-CH=II II H.C-C02H|| 1
=CH-C
<X
I^C-C-CHj-CHj,
OH und
x)
Siehe dazu R. Willstätter und M.Utzinger, Annalen d. Chemie 383, 129, 141 [1911] unddagegen
0.Piloty
und E. Dormann, Annalend. Chemie 388, 329 [1912].») 0.
Piloty
und E. Dormann, Annalen d. Chemie 388, 313 [1912].CH2-C02H
NH CH
=CH-C C
C-C-CH3
II II II II li
==CH-C-C C CH C NH
CH8
OHEine solche
Auffassung
ist nur unter derVoraussetzung möglich,
daßdie
Cyclopentan-
undCyclohexanringe
und diebizyklischen Systeme
bei der Reduktion leicht zerfallen. Das ist
wenig wahrscheinlich1).
Noch bedeutsamer ist der
Widerspruch
zwischen denErgebnissen
derOxydation
und dem wesentlichen Inhalt dieserKonstitutionsannahmen.Aus Hämin und seinen Derivaten
gemäß
den Formeln von Pilot y könnte Hämatinsäure nichthervorgehen.
Die tertiären Kohlenstoff¬atome der beiden
Systeme (I
undII),
z. B.C
c/\\/ \i
C\ /C\ I /C
Cxnhx xCr
machen die
Bildung
desPropionsäurerestes
der Hämatinsäureunmög¬
lich;
derselbe Einwand ist gegen die Formel der Bilirubinsäure(Bilin- säure)
vonPiloty
und S. J.Thannhauser2)
zu erheben. Dieeigen¬
tümlichen
Ringgebilde,
welche dieangeführten
Formelndarstellen, ergaben
sich aus derSchwierigkeit,
dieVereinigung
derPyrrole
zueinem so wasserstoffarmen Molekül auszudrücken. Es ist eben nicht wohl
möglich,
wenn man die zurErklärung
derOxydationsprodukte
erforderlichen
Äthylgruppen vorsieht,
dasÄtioporphyrin
ohne An¬nahme mindestens eines
Kohlenstoffringes
zu formulieren.Eine
Verknüpfung
von vierPyrrolen
durch eineinziges
Kohlen¬stoffatom führt nicht zu einem
Farbstoff;
eineVerbindung
vonPyrrol
zu
Pyrrol
mitMethylen-
oderMethingruppen gemäß
der Formel vonKüster ist nicht
wahrscheinlich,
weil sie einenungewöhnlich kompli¬
zierten
Ring ergibt.
J) Vergleiche
H. Fischer und E.Bartholomäus,Zeitschr. f.physiol.
Chemie 83, 50 [1912].2) Annalen d. Chemie 390, 191 [1912].
Als eine einfache
Verknüpfung
von vierPyrrolkernen,
von nurzwei salzbildenden und zwei
komplexbildenden
zum Kern eines Farb¬stoffs ist mir
folgende
Formel wahrscheinlich:HC—CH CH-CH
II >N N< II
HC-C C CH
-0{
HC=C C==CH
| >NH NH< |
HC=CH CH=CH
Läßt man in diese Grundsubstanz
entsprechend
den bekanntenOxy¬
dationsprodukten
dreiMethyl-
und dreiÄthylgruppen
und mit Rück¬sicht auf die
Reduktionsprodukte
mindestens noch einMethyl
ein¬treten, so bleibt schließlich für die letzten drei Kohlenstoffatome des
Ätioporphyrins
nur soviel Wasserstoffübrig,
daß entweder zweiDoppel¬
bindungen
oder zweiKohlenstoffringe
oderje
eines von beiden an¬genommen werden muß. Wenn man nun,
gemäß
dem Verlauf derReduktion,
von einemRing
mitgroßer Beständigkeit,
einemCyclo- pentan-
oder-hexanring absieht,
so resultieren miteiniger
Wahr¬scheinlichkeit
folgende
Formeln fürÄtioporphyrin
undÄtiophyllin:
CH=CH
I I
CH3-C-CH
C CII >N N\
'II
CH3-CH2-C-C
C CH>c c<
CÏÏ3—CH2—C
=C C—C—CH.2—CHg
I >NH NH< |
CH3—C=C—CH3 CHS—C C—CH3
Ätioporphyrin CsiH56N4 CH=CH
I I
CH3-C-C
c—cII >N'-. 'N< II
CH,-CH2-C-C /
C CHCH3—CH2—C=C
CC—CH2—CH3
| )N-Mg-N< |
CH,-C=C e=C-CHs
I I
CH8 CH8
ÄUophyllln C,,HM\,Mg
Diese Formel sucht die Wasserstoffzahl des
Ätioporphyrins
durch dieVerbindung
einesVinylrestes
mit einemPyrrol
zumCyclobutanring
zu erklären. Mehrere Einzelheiten sind
willkürlich,
so könnte derCyclobutanring
inß-ß-Ste\hmg
an dasPyrrol angegliedert
sein.Die
Carboxyle
desPhyllo-
undPyrroporphyrins
und anderer saurerPorphyrine
substituierenÄthylgruppen;
die Formel istunsymmetrisch
genug, um den Isomerien zu
genügen.
Versucht man nun die
Beziehung
zwischen demÄtioporphyrin
unddem Hämin
klarzulegen,
so treten dieFragen entgegen,
welche dieersten
Umwandlungen
des Hämins noch stellen.Willstätter und
Fritzsche1)
haben vor vier Jahren darauf auf¬merksam
gemacht,
daß im Hämingemäß
denVersuchenvonM. Nene kiund J.
Zaleski2)
über dieEsterbildung
zwei freieCarboxyle
an¬genommen werden müssen. W.
Küster3)
hat diese Ansicht einwand¬frei
bewiesen,
während 0. Pilot y an der Annahmefesthält,
Hämin enthalte die beidenCarboxyle
in der Form vonLactamgruppen
unddie zwei
übrigen
Sauerstoffatome alsHydroxyle.
Indessen stehen mit dieser Lactamformel derDialkylester
von Nencki undZaleski,
deren Werte Formeln wie
C32H30(COOCH3)2N4FeCl
entsprechen,
und dann dieOxydation
desDimethylhämins
zuHämatin-säureester nach Küster im
Widerspruch.
Mit dem Austritt des Eisens aus dem Hämin
erfolgt
nach Pilot yzugleich
dieLösung
der angenommenenLactamgruppen,
Hämato-porphyrin
wäredemnach dieeisenfreie,
dem Hämin genauentsprechende Verbindung.
Dementgegen
betrachtet W. Küster zweiVinylgruppen
imHäminals
Angriffsstellen
derReagenzien,
z.B. des Bromwasserstoff-Eisessigs
bei derEliminierung
desEisens,
und H.Fischer4)
hält esfür
wahrscheinlich,
daß esDoppelbindungen
zwischenMethingruppen
und
Pyrrolkernen sind,
dieHalogenwasserstoff,
also mittelbar Wasser aufnehmen.Die
Erklärung
von H. Fischer ließe erwarten, daß die Farbe derVerbindungen
bei den Additionen in Mitleidenschaft gezogen, nämlichabgeschwächt
würde:*) Annalen d. Chemie 3Ï1, 49 [1909].
2) Zeitschr. f.
physiol.
Chemie 30, 384 [1900].3) Zeitschr. f.
physiol.
Chemie 66, 165 [1910]; Chem. Ber. 45, 1935 u. 2503 [1912]; Zeitsohr. f.physiol.
Chemie 86, 185 [1913].4) H.Fischer,E.Bartholomäus und H.Rose,Zeitschr. i.
physiol.
Chemie 84, 262 [1913].C-C c=c
Il II II
c c-c=c c=
NH NH
C-C
I
c=c
II II II
c c-c—c c=
\/ I \\y
NH OH HNH
was nicht zutrifft. Nach der
Betrachtung
von Küster wären es un¬wichtige,
diekomplexe Bindung
nichtbeeinträchtigende Gruppen,
anwelche Additionen stattfinden würden.
Ich habe über die
Beziehung
zwischen Hämin und seinen Por¬phyrinen,
namentlich über den Verlauf derHämatoporphyrinbildung,
Versuche
angestellt (Kapitel
III undIV),
derenErgebnisse
dort er¬örtert werden. Dabei hat es sich
gezeigt,
daß bei derEh'minierung
des EisensanHämin zunächst zwei Moleküle
Halogen
Wasserstoff addiert werden und dadurch dieBindung
des Eisens eineLockerung
erfährt.Erst dann ist es
möglich,
das Eisenabzuspalten,
während aus Häminselbst das Metall noch mit keinem Mittel
abgespalten
wurde.Zur
Erklärung
der Reaktion beim Austritt des Eisens scheint mir die Annahmebegründet,
daß dieGruppen,
die sich durch ihr Additions¬bestreben
auszeichnen,
mit Stickstoffatomen inVerbindung stehen,
etwa nach
folgendem
Schema:N
/ \
c c c
c
c- -c
Diese Formel für einen Teil des Häminmoleküls stimmt sehr
gut
zu einermerkwürdigen,
aber noch unsicherenBeobachtung
vonO. Pilot y und J.Stock1),
die in der Form des Pikrates einpolymerisiertes,
wahrscheinlich am Stickstoff
äthyliertes Pyrrol,
nämlich vielleicht ein bis-a-/?-Dimethyl-N-Äthylpyrrol
von der Formel:x) Annalen d. Chemie 39*. 215 [1912]; siehe aber
dagegen
O.Piloty
undK.Wilke, Chem. Ber. 46, 1597 [1913].
2
H
CH3-C—C
11 I
H
_C—C-CH3
I 11
-Os /C-CHa NH
I
CH2
•CH3
I
CH2
•CH3
unter den
Hämopyrrolen aufgefunden
haben. Daß dieÄthylgruppe
aus dem als Lactam vorhandenen
Carboxyl
und einem Kohlenstoff¬atom des Kohlenstoff
ünfringes hervorgeht,
wie Pilot y und Stock annehmenCH
=CH-C-
-C/x| XC—C-CH2-CH3
=CH—C\/C\.
/N/>
\/
cCH
I j|
__'
/C\/C—CH3
/
NHCO 1 OH
ist sehr unwahrscheinlich.
Wenn schon das
Ätioporphyrin
von der FormelC3iH36N4
auffallend wasserarm
erscheint,
so leitet sich HäminC33H3204N4FeCI
von einer noch um zwei Wasserstoffatome ärmeren Grundsubstanz
C31H34N4
ab,
welche die Annahme vonDoppelbindungen
undKohlenstoffringen erzwingt.
Auf derGrundlage
der angenommenenVerknüpfung
vonvier
Pyrrolen
durch dieGruppe
\,C-C<
und der
Bindung
von zweiVinylen
an Stickstoffatome wird imfolgen¬
den
versucht,
eine dem Verhalten bei derOxydation,
der Reduktion und derPorphyrinbüdung genügende
Konstitutionsformel des Häminszu
entwickeln,
die in mehreren Einzelheiten unsicher undzu verbessernist,
aber für weitereUntersuchungen
nützlich sein kann:CH3_CH=—CH
CH CCH=CH^N N^CH=CH/
C C .
. C CH
>c=i==c<
C02H-CH2-CH2-C—=C
CC-CHa-CHa-COaH
| >N-Fe-N< |
CH3-C
C I CC-CH8
I u I
CH3 CH3
Hämin CH.jO.NjTeCl
Bei der
Bildung
desHämatoporphyrins
werden sich die Brückenvon den zwei
Pyrrolstickstoffatomen loslösen,
worauf sich die mittlereGruppe
>C=C<
in>C-0(
umwandeln kann.
Bei der
Umwandlung
desHämatoporphyrins
inHämoporphyrin
soll nach dieser Annahme die Kondensation eines
Vinylrestes
miteinemKohlenstoffatomdes
Pyrrolkemes erfolgen,
welches dasStruktur¬bild des
Ätioporphyrins
zum Ausdruckbringt.
Demmöglicherweise
um zwei Wasserstoffatome reicheren
Mesoporphyrin
käme dann die Formel desHämoporphyrins
mitSättigung
der kondensiertenVinyl-
gruppe zu.
Die Formel
veranschaulicht,
daß das Molekül des Hämins sich beim Abbau inunsymmetrischer
Weiseändert,
worauf mehrere Reaktionen hindeuten. Während bei derOxydation
keinMethyläthylmaleinimid auftritt, liefert1) Mesoporphyrin
diesesImid,
indessen nicht mehr als ein Molekül.Da auf dem
Wege
vom Hämin zu denPorphyrinen Änderungen
in der Konstitution
vorkommen,
so ist derVorschlag
vonKüster2)
nicht
einwandfrei,
Hämin und seine Derivate mit einer einheitlichenBezeichnung
auf eine scheinbargemeinsame
Grundsubstanz Hämaterin zurückzuführen.Diese
Betrachtungen
über die Konstitution des Hämins undHämatoporphyrins
setzen die einfacheMolekulargröße
dieser Ver¬bindungen
voraus, welche die Formeln mit 33 Atomen Kohlenstoff x) H.Fischer und F.Meyer-Betz,
Zeitschr.f.physiol.
Chemie8»,96[1912]
und W. Küster und P. Deihle, Chem. Ber. 45, 1935, 1945 [1912] und Zeitschr.
f.
physioL
Chemie 8«, 463 [1912].*) Zeitschr. f.
physiol.
Chemie 86, 55 u. 190 [1913].2*
20
ausdrücken. Diese Annahme läßt die
Ergebnisse
der Arbeiten vonPiloty
und Dormann und Pinkunberücksichtigt,
wonach dieMolekulargewichte
von Hämin undHämatoporphyrin
zuverdoppeln
wären. Diebetreffenden
Angaben
werde ich im Abschnitt über Hämato¬porphyrin
erörtern und meine mit derkrystallisierten Tetramethyl¬
verbindung
desHämatoporphyrins ausgeführten Bestimmungen
mit¬teilen,
welche die einfacheMolekulargröße bestätigten.
Obwohlnun
Chlorophyll
und Hämin auf dasgleiche Ätiopor¬
phyrin zurückgeführt
wordensind,
das man als eine Stamm¬substanz bezeichnen
kann,
so darf aus denUntersuchungen
über den Abbau
keineswegs
der Schluß einer nahen Struktur¬verwandtschaft zwischen
Chlorophyll
und Hämin gezogen werden. HierMagnesium,
dortEisen,
hierEsterbildung
mitPhytol,
dortPaarung
mitGlobin;
zusolchen,
denungleich¬
artigen
Punktionenentsprechenden
Unterschieden kommen noch Verschiedenheiten in demeigentlichen Parbstoffkern,
die erst beitiefgreifendem
Abbau verschwunden sind.Auf dem
Wege
vom Hämin zumÄtioporphyrin gibt
es zwei Ver¬wandlungen,
die den Bau des Moleküls wesentlichändern,
nämlich denÜbergang
von Hämin zuHämatoporphyrin
und von diesem zumHämoporphyrin,
das mit denPorphyrinen
desChlorophylls
isomer ist.Auch zwischen
Chlorophyll
und demÄtiophyllin,
genauer zwischenChlorophyll
und den zweibasischenPhyllinen, liegen
zwei das Molekül wesentlichumgestaltende Einwirkungen,
die sich mit den Reaktionen des Hämins nicht in Parallelebringen
lassen.Der eine Schritt ist die
Umlactamisierung1)
derChlorophyllkompo¬
nenten, durch die ein
Ringsystem aufgespalten,
einneuessynthetisiert
wird. Die
zweite, gleichfalls
erheblicheUmformung2)
desMoleküls,
dieweniger augenfällig stattfindet, geschieht
durch dieEinwirkung
vonAlkali beihoher
Temperatur
und führtvondenChlorophyllinen
zu deneinfacher konstituierten
Dicarbonsäuren,
z.B.Rhodophyllin,
oder vomPhytochlorin
undPhytorhodin
zu denentsprechenden Porphyrinen.
Künftigen Untersuchungen
fällt dieAufgabe
zu, die Konstitution desÄtioporphyrins
inwichtigen
Einzelheiten zuerforschen,
um dievorliegende
Strukturannahme zuprüfen
und zu verbessern und dieAufgabe,
die konstitutionellenÄnderungen aufzuklären,
die vom Hämin und andererseits vomChlorophyll
zu denPorphyrinen
führen.!) R. Willstätter und M. Utzinger, Annalen d. Chemie 382, 129 [1911].
*) R. Willstätter, M. Fischer und L. Forsén, XXII.
Abhandlung
überChlorophyll,
Annalen d. Chemie 400, 147[1913].
II. Die Stammsubstanzen der Phylline und Porphyrine
aus
Chlorophyll.
Theoretische
Einleitung.
Die
Decarboxylierung
derChlorophyllderivate
beim Erhitzen mitmethylalkoholischer Kalilauge
imgeschlossenen
Gefäß führt nur biszu den Monocarbonsäuren. Dann
erfolgt
bei gegen 250°Zersetzung
unter
Bildung
vonamorphen
braunen Produkten und von Hämo-pyrrolen,
undesgelingt nicht,
dascarboxylfreie Phyllin
oderPorphyrin
so zu bilden. Wahrscheinlich dauert bei diesem Versuch das Erhitzen
zu
lange.
Beim Erhitzen mitVerdünnungsmitteln,
z.B. vonPhyllo- porphyrin
mit Chinolin oder Acridin trat keineÄnderung
ein. De-carboxylierende
Bakterien(eine
Reinkultur vonBakterien,
die Histidinglatt decarboxylierten,
verdankteich der Fabrik von F. Hoffmann- La Roche inGrenzach) griffen Rhodophyllin
nicht an. Die Ab¬spaltung
des letztenCarboxyls hingegen gelingt
mit der klassischenNatronkalkmethode,
und zwar am besten bei kurzem Erhitzen kleinerMengen
vonPhyllinen
undPorphyrinen
mit Natronkalk imReagier¬
rohr;
man muß dabei dieTemperatur treffen,
bei der Kohlensäure schonabgespalten,
aber dieempfindliche
Substanz nicht alsbald zer¬setzt wird. Die
Schwierigkeit liegt darin,
daß dasReaktionsprodukt
unterhalb seiner
Bildungstemperatur
schon zersetzlich ist. Natürlich kann man keine hohe Ausbeute an den sauerstoffreienVerbindungen
erwarten ; einTeil
angewandte
Substanz bleibtunverändert,
während ein anderer Teil schonzerstörtwird. Immerhinerhielt ich eine Ausbeutevon14%
der Theorie anÄtiophyUin
ausRhodophyllin
und gegen10%
ander
magnesiumfreien Verbindung
bei ihrerBildung
ausPhylloporphyrin.
Bei
derDarstellung
desPhyllins
ist mit besonderer Vorsicht daraufzu
achten,
daß keinFremdmetall,
z.B. kein Eisen an die Stelle vonMagnesium
tritt; dasPorphyrin
läßt sich wohlvollständig
vonfremdenMetallen
befreien,
aber nicht dasPhyllin.
Die
carboxylfreien Verbindungen
sindüberhaupt
sehrschwierig
zureinigen. Infolge
ihrer Indifferenz gegen Alkalien kann man wohl diesauren
Beimischungen
entfernen. Auch läßt sich dasÄtiophyllin
mitverdünnter
Salzsäure,
gegen die esgroße Beständigkeit zeigt,
waschenund das
Porphyrin
damit nach derallgemeinen
Methode für die Tren¬nung der
Chlorophyllderivate
fraktionieren. Aber diese Verfahrenwaren nicht ausreichend. Dem
Ätiophyllin
bliebhartnäckig
einemagnesiumhaltige unbeständige
Substanzbeigemischt,
die allein durch Ausfällen mit Petroläther aus der ätherischenLösung
entfernt werden22
konnte. Das
Ätioporphyrin
wurde am reinsten aus seinemkrystalli-
sierten
Styphnat
isoliert.Die
Phylline spalten
Kohlensäure merklichglatter
ab als die Por¬phyrine;
es entstehtweniger Nebenprodukt
und fast keinHämopyrrol.
Es ist daher
leichter, ÄtiophyUin
darzustellen alsÄtioporphyrin
unddas beste Verfahren für das
carboxylfreie Porphyrin
führt über dasPhyllin,
welches beiEinwirkung
von ziemlich starker Säure auf seine ätherischeLösung
vonMagnesium
befreit wird.Umgekehrt gelingt
es nach der Methode von Willstätter und
Forsén,
dasMagnesium
wieder in
Ätioporphyrin einzuführen,
nämlich durchEinwirkung
vonGrignardschem Reagens.
Bei dem Abbau der verschiedenen
Chlorophyllderivate
erhielt ich das nämlicheÄtioporphyrin,
nämlich ausRhodophyllin
undPyrro- porphyrin
dasselbe wie ausPhylloporphyrin.
DieAnnahme,
daßPhyllo-
undPyrroporphyrin
sichlediglich
durch den Ort desCarboxyls unterscheiden,
ist dadurch bewiesen worden.Das
ÄtiophyUin krystallisiert gut,
es istprächtig
violettrot inLösung
und fluoresciert intensiv.Einige Eigenschaften
sindunerwartet.Man hätte wohl vermutet, daß durch die
Abspaltung
desCarboxyls
der basische Charakter verstärkt würde. Indessen
geht Ätioporphyrin
aus
Äther
erst in3proz.
Salzsäure reichlichüber,
es erfordert also viel stärkere Säure alsPhylloporphyrin (Salzsäurezahl 3/4)
undPyrro¬
porphyrin (Salzsäurezahl l1/^.
DieCarboxyle
bewirken also nicht eineVerminderung
der basischenEigenschaften
derPorphyrine,
ihr Ein¬fluß scheint vielmehr
abhängig
zu sein von ihrerStellung.
Hiernachist es nicht mehr
unverständlich,
daß die mehrbasischenPorphyrine
aus
Hämin,
nämlichHämatoporphyrin
undMesoporphyrin,
weit stärker basisch sind als diezweicarboxyligen Porphyrine
ausChlorophyll.
Das
ÄtiophyUin
ist in ätherischer(nicht
aber inpetrolätherischer) Lösung
ziemlichwiderstandsfähig
gegenMineralsäure,
währendPhyllo- phyllin, Cyanophyllin
und andereVerbindungen
derReihe sehr leicht dasMagnesium verlieren,
schon bei kurzem Verweilen in ätherischerLösung.
Es
zeigt sich,
daß eine saureGruppe
imeigenen
Molekül desPhyllins
auf den
Magnesiumkomplex
viel leichter einwirkt als Mineralsäure.Die
carboxylfreien Verbindungen
sind von Wert für den weiterenAbbau,
sie eröffnen dafür neueMöglichkeiten.
Auch schon ihre Ana¬lyse
ist vonBedeutung,
da sie die von Willstätter und seinen Mit¬arbeitern vertretenen Ansichten über die
Bindung
desMagnesiums
inden
Phyllinen
und dieZusammensetzung
des aus vierPyrrolkemen
bestehenden
Porphyrinmoleküls bestätigt.
Ätiophyllin, C^H^Mg.
Bildung: Bhodophyllinkalium
wirdsorgfältig
mit der vier- bis fünffachenMenge
von reinem(eisenfreiem)
Natronkalk verrieben und imReagierrohr
in Portionen ausje
0,05bis 0,1 gKaliumsalz über einer kleinen Flammevorsichtig
aber rascherhitzt,
wobei durchständiges Bewegen
das Anhaften der Substanz an der Glaswand verhütet wird.Bei dem
gleichmäßigen
Erhitzen ist einplötzlicher
Farbwechsel vonHellgrau
inBraunzubemerken; zugleich
tritt etwasHämopyrrolgeruch
auf. Bei diesem Punkt ist das Erhitzen sofort zu unterbrechen und durch Abkühlen in einer Schale mit
Kupferpulver
dieTemperatur
schnell herabzudrücken.
Das erkaltete
Reaktionsprodukt
wurde mit etwas Wasser an¬gefeuchtet
und unter kurzem Erwärmen und Schütteln mit reinem(fettfreiem) Äther
ausgezogen; die aus 10 gRhodophyllinkalium
er¬haltenen
Lösungen
wurdenvereinigt
und durchaufeinanderfolgende Einwirkung
von Alkali und Säuregereinigt.
Da dasÄtiophyllin
keineausgesprochenen
saurenEigenschaften aufweist,
habeichdie ätherischeLösung
zunächst mit reiner(zink-
undkupferfreier)
konzentriertermethylalkoholischer Kalilauge durchgeschüttelt.
DieLauge
nahm mitbrauner Farbe saure
Nebenprodukte
und einen Teil desÄtiophyllins auf;
ohne vomÄther abzutrennen,
verdünnte ich die alkalische Schicht mitWasser,
wobeiamorphe
Flocken ausfielen und dasPhyllin
wiedervollständig
inÄther überging.
DiePrüfung
aufallfällig
vorhandenesÄtioporphyrin geschah
durch Schütteln mit4proz. Salzsäure;
dasPhyllin
istbeständig
gegensie, beigemischtes Porphyrin geht
mitvioletter Farbe in die Säure über. Nach dem
ausgearbeiteten
Verfahrenentsteht indessen so
gut
wie keinPorphyrin.
Dennochempfiehlt
essich,
die ätherischeLösung
miteinigen
hundert Kubikzentimeternöproz.
Salzsäure etwa 10 maltüchtig auszuschütteln,
wodurch wieder braune Flockenausgefällt
werden. Zuletzt wird mit verdünntem Am¬moniak alle Säure entfernt. Die bis auf 2ccm
eingedampfte Lösung
erstarrtein einem Versuchzueinem
bystallinischen Brei;
dasPräparat
ließ sich mit
Äther umkrystallisieren,
worin es sichspielend
löste. DieLösung
wurde ohneTrocknung
filtriert und auf 1 ccmeingeengt.
Dann schied sich das
Ätiophyllin
in schönen blauviolettenKrystall-
drusenaus, die unter dem
Mikroskop tafelige
undprismatische
Formenzeigten
undje
nach der Dicke rosarot bis violett in der Durchsichtwaren. Die Ausbeute an
Rohprodukt betrug 0,5
bis0,6
g, an um-krystallisierter
Substanz0,4
g.In anderen Versuchen
krystallisierte
dasÄtiophyllin
nicht aus,wahrscheinlich weil es
weniger
rein war. Auch wurde beilängerem Stehen
seineanfangs blaustichig
roteLösung
inÄther
oder in Benzolmißfarbig.
Nach dem Konzentrieren ließ sich mit Petroläther eineBeimischung ausfällen,
die zwargleich
denPhyllinen fluorescierte,
aber von unschöner brauner Farbe war. Siegab
mit Säure unter reichlicherBildung amorpher
Flocken ein inÄther gelbbraunes
Por¬phyrin.
DasNebenprodukt,
selbstunbeständig,
scheint die Haltbar¬keit des
Ätiophyllins
zubeeinflussen. Es hat keinesaurenEigenschaften,
ist aber
sauerstoffhaltig,
vielleicht hat es den Sauerstoff erst während derOperationen aufgenommen.
Nach seinerEntfernung
mit Hilfe vonPetroläther ist das
Ätiophyllin
reinund auch in verdünnter ätherischerLösung gut
haltbar mit sehr schöner fuchsienroter Farbe.Bildung
ausÄtioporphyrin:
Die konzentrierteLösung
introcknem
Äther
wird durchMagnesiummethylJodid vollständig
alshellroter
Niederschlag gefällt;
beim Schütteln derSuspension
mitprimärem Phosphat
entsteht die stark fluorescierendePhyllinlösung.
Analyse:
DasÄtiophyllin
ist dafür im Hochvakuum bei 100° ge¬trocknet
worden;
es erlitt wie die anderenPhylline,
diedurchwegs
ge¬bundenen
Äther enthalten,
einen erheblichen Gewichtsverlust(gegen 10%).
Für die I. und LI.Bestimmung
diente einRohprodukt,
fürIII. ein mit Petroläther
gereinigtes,
für IV. ein ausÄther umkrystalli-
siertes
Präparat.
I.
0,2267
ggaben 0,6334
gC02
und0,1482
gH20,
IL
0,02412
ggaben 0,00178
g Asche(MgO),
III.
0,1415
ggaben 0,3988
gC02
und0,0924
gH20,
IV.
0,00871
ggaben 0,00067
g Asche(MgO).
Berechnet für
C31H34N4Mg
Gefunden I II HI IVC
76,44 76,20
—76,86
—H
7,04 7,32
—7,31
—Mg 4,99
—4,45
—4,64
Die mit Petroläther
ausgefällten
Flocken enthielten nur74,15%
Cund
6,91%
H(ber.
fürC31H34ON4Mg:
C74,01,
H6,82);
ein von dieserBeimischung
nicht befreitesPräparat
desÄtiophyllins,
das frisch dar¬gestellt zufolge
derAnalyse
I rein gewesen,ergab
nacheintägigem
Stehen in benzolischer
Lösung
nur noch75,23
C und7,02 H,
ein an¬deres
Präparat 74,83
C und7,14
H.Beschreibung: Ätiophyllin
ist in ätherischerLösung
gegen 4- bis7proz.
Salzsäure beim Durchschütteln undmehrstündigem
Stehen be¬ständig,
also vielwiderstandsfähiger
als die Carbonsäuren derPhyllinreihe.
Erst an
löproz.
Salzsäure wird sofort ein kleiner Teilabgegeben,
während die ätherische
Lösung
noch in Farbe und Fluorescenz un¬verändert bleibt. Auch beim Vermischen der ätherischen
Lösung
mitEisessig
verliert dasÄtiophyllin
nicht leicht dasMagnesium.
Erstnach
einigem
Stehen verschwindet die Fluorescenz.Ganz anders und sehr auffallend ist das Verhalten einer
petrol-
ätherischen
Ätiophyllinlösung
gegen verdünnte Säure. Schon mit0,05
proz. Salzsäureschlägt
die Farbe sofort in den Bronzeton desÄtioporphyrins
um, mit noch verdünnterer Säureallerdings
nichtmehr.
Gegen
1-bis 3 proz. Salzsäure verhält sichÄtiophyllin
in Petrol-äther nicht anders als
fertiges Ätioporphyrin.
Ein Teil desPorphyrins geht
inLösung,
ein anderer Teilkrystallisiert
alsChlorhydrat
inglitzern¬
den
langen
Nadeln aus.Beim Erwärmen mit
methylalkoholischer Kalilauge geht
die Sub¬stanz mitroterFarbe in
Lösung;
kocht man den Alkohol weg, so fällt sie aus undgeht
beim Verdünnen unverändert inÄther.
Das
Ätiophyllin
ist inÄther
und Alkohol äußerst leicht und auch in den anderenorganischen Lösungsmitteln
sehr leichtlöslich,
mitAusnahme von
Petroläther,
worin es ziemlich schwer löslich ist. Die alkoholischeLösung
ist blaurot und besitzt starke Fluorescenz wie dieLösung
inÄther,
verdünntzeigt
sieprächtige
violettrote Farbe.Beim Verdunsten der
Lösung
in Petrolätherkrystallisiert
dasPhyllin
inrhombenförmigen
Täfelchen aus, ähnlich demCarotin,
aber noch tiefer rot. Diese Rhomben sind oftspindelförmig gerundet
undneigen
zurBildung
vonZwillingen
undDurchwachsungsdrillingen.
Beim Trocknen im Hochvakuum ändert sich die Löslichkeit nicht.
Im
Schmelzpunktsrohr
sintert die Substanz über160°,
schmilzt un¬scharf bei etwa 205° und erweist sich noch bei 250° als unverändert.
Ätioporphyrin, C31H3gN4.
Darstellung:
Diegereinigte Lösung
desÄtiophyllins
wurde mit20proz.
Salzsäuredurchgeschüttelt;
dieZersetzung erfolgt
dann augen¬blicklich und das
Porphyrin geht
mit violettroter Farbe in die Säure über. Daraus wurdees durch Neutralisieren mit Ammoniak in frischenÄther übergeführt
und von neuem mit 4proz. Salzsäureextrahiert,
wofürmehrmaliges
Ausziehen erforderlich war. DerÄther
behielt nurschwach bräunliche Farbe. Unter annäherndem Neutralisieren brachte ich das
Porphyrin
wieder inÄther
unddampfte
bis auf 10 bis 20ccmein;
dannbegann
sich dasPorphyrin abzuscheiden;
es bildete eine schöneviolettglänzende krystallinische
Kruste(Ausbeute
0,6g aus 6 gRhodophyllinkahum ).
Zur
Bildung
ausPhyllo- (und Pyrro-
oderRhodo-) Porphyrin
wurde dieinnig
verriebeneMischung
mit dem Natronkalk ebenso kurz aber höher erhitzt als bei demPhyllin,
bisplötzlich heftige Entwicklung
von
Dämpfen
eintrat. Nach dem Anfeuchten und Ausziehen mitÄther
habe ich dievereinigten Lösungen
aus zahlreichen kleinen Portionen mitlproz.
Salzsäure viermalgewaschen.
Dabei wird ein ingeringer Menge auftretendes,
stark basischeskrystaUisierbares Nebenprodukt entfernt,
das mit leuchtend roter Farbe in die Säuregeht.
Sodannwurde der
Äther
mitlOproz.
Ammoniak öftersausgeschüttelt
unddadurch das Ammoniumsalz einer Säure in Flocken
niedergeschlagen,
die schwächer basisch ist als
Phyllo-
undPyrroporphyrin.
Wird dasÄtioporphyrin
nunisoliert,
soist esnicht freivonMineralbestandteilen,
deshalb führte ich es mindestens einmal aus demÄther
inlOproz.
Salzsäure
über,
wobei einwenig metallhaltiges
Produkt imÄther
hinterbleibt. Dann ätherte ichledighch
durch Verdünnen wieder ausund ließ die
Substanz,
die in reinem Zustand schwer löslichist,
aus dermäßig
konzentriertenÄtherlösung krystallisieren
; siebildetekrystallini-
sche
Aggregate.
Die Ausbeutebetrug
6 bis10%
vomAusgangsmaterial.
Analyse:
Für die I.Bestimmung
hat ein ausÄtiophyllin
er¬haltenes und mittels des schönen
styphninsauren
Salzesgereinigtes Präparat gedient,
für die anderenBestimmungen
ausPhylloporphyrin dargestelltes
undausätherischerLösung ausgeschiedenes Ätioporphyrin.
Die
Präparate
warenaschefrei;
ihr Gewichtsverlust beim Erhitzen im Hochvakuum wargering.
I.
0,1080
ggaben 0,3187
gC02
und0,0747
gH20,
IL
0,00679
ggaben 0,01999
gC02
und0,00465
gH20 (nach Pregl),
HI.
0,00476
ggaben 0,01400
gC02
und0,00348
gH20 (nach Pregl),
IV.
0,00670
ggaben 0,725
ccmStickgas
bei 22° und 727mmDruck(nach Pregl).
Berechnet für
C31H36N4
Gefunden I II III IVC
80,11 80,48 80,29 80,21
—H
7,86 7,74 7,66 8,18
—N
12,09
— — —11,96
Beschreibung:
Die Salzsäurezahl desPorphyrins
ist3,
seine Ver¬teilungszahl1)
für3proz.
Salzsäure 40. DasÄtioporphyrin
bildet einPulver,
das ähnliche Farbezeigt
wie Alizarin auf Chrombeize und das beiungefähr
280° schmilzt. DasPorphyrin
ist in Alkohol in derKälte!) Siehe R. Willstätter,M. Fischer und L. Forsén, XXII.
Abhandlung
über
Chlorophyll,
Annalen d. Chemie 400, 147 [1913].wenig,
vielmehr,
aber doch nochziemlichschwer,
beimKochenlöslich.Die
Lösung
istbraunrot,
vonetwasmehrroterNuance als dieätherische undfluoresciert,
viel schwächer als diePhylline,
stärker alsPyrro- porphyrin.
InEisessig
ist es in der Wärmebeträchtlich,
in Acetonleicht löslich. In Ameisensäure löst es sich
spielend
mitprächtig
blau-stichig
roter Farbe. Beim Kochen mitmethylalkoholischer Kalilauge
bleibt die Substanz
unverändert,
mitDimethylaminobenzaldehyd reagiert
die salzsaureLösung
nicht.Mit Schwermetallsalzen bildet das
Ätioporphyrin
charakteristischeKomplexverbindungen.
DieEisessiglösung
wird beim Erwärmen mit Zinkacetat rein rot, mitKupferacetat rotviolett,
beimÜberführen
inÄther gleichfalls
rot. DasKupferderivat
widersteht derEinwirkung
von konzentrierter
Salzsäure,
dieZinkverbindung
wird von verdünnterMineralsäure wie
Ätiophyllin gespalten.
Mit
Pikrinsäure,
Platinchlorwasserstoffsäure und anderen Säuren bildet dasÄtioporphyrin
schöne Salze. Das Pikrat wird ausÄther
in roten Flockengefällt,
beilangsamer Ausscheidung
bildet es schönerote Prismen mit domatischer
Begrenzung.
Mit ätherischem Gold- ehlorid entsteht eine rotviolettekiystallinische Fällung.
Das
Chlorhydrat krystallisiert
inlangen
olivbraunenNadeln,
wennman die ätherische
Porphyrinlösung langsam
mit chlorwasserstoff-haltigem Äther
versetzt.Styphninsaures Salz, Cg^rljjN^CgHjOgNg.
Die ätherische Lö¬sung des
Ätioporphyrins zeigt
mitStyphninsäure
einen Farbum¬schlag
von Braunrot inBlaurot undgibt
einen rotenflockigen
Nieder¬schlag.
Aus sehr verdünnterLösung krystallisiert
dasStyphnat
inprächtigen,
leuchtendrotenPrismen,
die oftgedrehte Aggregate
bilden.Es ist inheißem Alkohol
leicht,
in kaltem und inÄther
schwer löslich undläßt sich aus diesemumkrystallisieren,
durch Petroläther wird esvollständig gefällt.
Das Salz schmilzt bei 170° nach vorangegangenem Sintern. DasAnalysenpräparat
war nicht ganz frei vonüberschüssiger Styphninsäure.
0,1693
ggaben 0,3782
gC02
und0,0785
gH20.
Berechnet für
Cj^HjgOg^
GefundenC
62,58 60,92
H