bei Abü Sulaimän Ibn Zabr ar-Raba'I
Von Stefan Leder, Frankfurt
Der Damaszener Abü Sulaimän Muhammad ibn 'Abdalläh ibn
Ahmad Ibn Zabr ar-Raba'i (st. 379/989) ist Verfasser eines jener
Ta'rih-Werke, welche sich mit der Auflistung von Lebensdaten
begnügen. Sein Ta'rih maulid al-'ulamä' wa-wafayätihim wendet
sich an den muhaddit, dem die chronologische Einordnung der
Traditionarier ein Instrument an die Hand geben soll, um die in
Isnäden angegebenen Überlieferungswege zu überprüfen. Der
nur in einer Handschrift des British Museum erhaltene Text liegt
nun gedruckt vor; der Herausgeber hat das Werk mit einem er¬
giebigen Vorwort und in den Fußnoten mit vielen Belegstellen
und Querverweisen versehen und durch Indices erschlossen'.
Ibn Zabrs Ta'rih ist eine wichtige Quelle für spätere tarägim-
Werke. al-Hatib al-Bagdädi hat das Werk in Damaskus von 'Ab¬
dal'aziz ibn Ahmad al-Kattäni (st. 466/1074) aufgenommen^ und
' Ibn Zabr ar-Raba'i, M.B. 'Abdallah ad-DimasqT: Ta'rih mauhd al-'ulamä'
wa-wafayätihim. Ed. 'Abdallah b. Ahmad b. Sulaimän al-Hamad. 1-2. Riad
1410/(1990). Ferner zitiert TM'U. Derselbe Herausgeber hat auch die Fortsetzun¬
gen des Werkes ediert: al-KattänT, Abij M.'Abdal'aziz b. Ahmad: Dail Ta'rih maulid al-'ulamä' wa-wafayätihim. Riad 1409. Ibn al-Akfäni, AbO M. Hibatalläh b. Ahmad: Dad Dad Ta'rih maulid al-'ulamä' wa-wafayätihim. Riad 1409/1989. In
Kuweit {Mansürät Markaz al-mahtütät wat-turät wal-watä'iq) sind im Jahre
1410/1990 alle drei Werke in einem Band von Muhammad al-Masri herausgege¬
ben worden.
' Ibn 'Asäkir: Ta'rih Madinat Dimasq. (Süra min nushat al-Maktaba az-
Zähiriya bi-Dimasq wa-kummila naqsuhä min an-nusah al-uhrä bil-Qähira wa-
Marräkus wa-Istänbül (...).) 1-19. Madina 1407 (1986-87), 10/347. Ferner zitiert
TMD S. al-Kattäni (Abü Muhammad at-Tamimi) war bekannt für die Vielzahl
seiner Abschriften und hat selbst von al-Hatib dessen Ta'rih abgeschrieben: kata¬
ba Ta'rih Bagdäd 'ani bHatib, nach ad-Dahabi: Siyar a'läm an-nubalä'. 1-23. Ed.
Su'aib ai-Arna'üt, Husain al-Asad u.a. Beirut 1401/1981-1405/1985, 18/249, mit weiteren Quellenangaben.
im Ta'rih Bagdäd zitiert^ Für Ibn 'Asäkir ist Abü Sulaimäns
Ta'rih eine Quelle ersten Ranges; der Herausgeber hat im Ta'rih
Madinat Dimasq 423 Zitate festgestellt". Ibn 'Asäkir zitiert, ge¬
mäß der von ihm auch sonst befolgten Methode, immer unter
Anführung eines Isnädes^ und wiederholt in allen hier überprüf¬
ten Zitaten gewissenhaft die bei Abü Sulaimän nur am Anfang
des Werkes genannte Quellenangabe*. Auch ad-Dahabi, der Abü
Sulaimän als Verfasser des berühmten Ta'rih ausweist', hat das
Werk zur Quelle*. Da ad-Dahabi aber nicht mit Quellenangaben
zitiert, sondern sich nur auf die in älteren Werken angeführten
Autoritäten bezieht, lassen sich die Quellen, denen er seine Ma¬
terialien entnimmt, nur aus sekundären Anhaltspunkten er¬
schließen (siehe unten).
Das Wissen um den Wert der Lebensdaten von Traditionariern
für die Hadit- bzw. Isnädkritik wird schon in den Worten deut¬
lich, die von alten Autoritäten überliefert werden', und die Ta'rih-
Werke von Traditionariern wie Abü Zur'a ad-Dimasqi (st.
281/894) und al-Buhäri (st. 256/870) belegen, daß diese Disziplin
schon in der Zeit der Entstehung der großen kanonischen
Haditsammlungen zum festen Bestand der Haditkunde gehörte.
Im Unterschied zu den genannten Werken, deren Anordnung sich
aus den behandelten Personen ergibt, hat Abü Sulaimän seinen
Ta'rih annalistisch angelegt und die behandelten Personen nach
dem Todesjahr, im Falle verschiedener Angaben auch an mehre¬
ren Stellen seiner Aufstellung eingefügt. Für diese Angaben zitiert
Abü Sulaimän Autoritäten, die vornehmlich in der zweiten Hälfte
' Vorwort TM'U 40; für den von al-Hatib für dieses Werk angeführten Isnäd siehe z. B. Ta'rih Bagdäd 7/110.
" Vorwort TM'U 41.
* Z. B. Ta'rih Madfnat Dimasq (Min al-guz' 34, 'Abdallah ibn Sälim - 'Ab¬
dallah ibn Abi 'Ä'i^A.) Ed. Mutä' at-Taräbisi. Damaskus 1404/1984, 257.
' Siehe unten; zu Zitaten Ibn 'Asäkirs von Abü Sulaimän siehe auch die unten stehende Liste (TMD S). Der direkte Überlieferer von Abü Sulaimän ist in den
Isnäden von al-Hatib und Ibn 'Asäkir derselbe: Makki ibn Muhammad ibn al-
Gamr al-Mu'addlb (st. 418/1027; TMD S 17/188f.: Dad Ta'rih maulid al-'ulamä'
158 f.). Makki ibn Muhammad und Abü Muhammad al-Kattäni werden auch in
der riwäya des Ta'rih maulid al-'ulamä' als Überlieferer genannt (TM'U Vorwort 52-55).
' Siyar 16/441: lahü kitäb ab Wafayät 'alä s-sinin, mashürun.
* Ba§Sär 'Auwäd Ma'rüf: ad-Dahabi wa-manhaguhü fi kitäbihi Ta'rih al-
Isläm. Kairo 1976, 399.
' TM'U Vorwort 28.
des 2. Jh.s d.H. bzw. in den ersten Jahrzehnten des folgenden
Jahrhunderts wirkten. Unter ihnen bezieht er sich auch 7 Imal auf
al-Haitam ibn 'Adi (st. 207/821) für Angaben zum Todesjahr,
Todesort und zuweilen auch zum Namen von Prophetengenossen,
ihren Nachfolgern und Traditionariern und Regenten der späte¬
ren Zeit bis zum Jahre 170/786-7.
Die Haitam-Zitate bei Abü Sulaimän sind von besonderem Ge¬
wicht, weil sie vielfach nicht nur eine, sondern mehrere im glei¬
chen Jahr verstorbene Personen nennen'". Damit ist eine bedeu¬
tende numerische Erweiterung der Materialien zum Thema Ta'rih
gegeben, welche in meiner Studie von Haitam-Texten untersucht
werden konnten". Nicht immer ist in Abü Sulaimäns Aufstellung
der in einem bestimmten Jahr verstorbenen Personen das Ende
der Haitam-Zitate klar zu erkennen, da nicht alle Namen, die im
Anschluß an die Nennung einer Autorität angeführt werden, von
dieser zitiert sein müssen'^. Bei vorsichtiger Zählung komme ich
auf 127 Personen, welche in den 71 Zitaten von Haitam behandelt
werden; der Herausgeber spricht'^ von 140 Texteinheiten (nass),
die sich wohl aus einer großzügigen Bestimmung der Zitatenden
ergeben.
Die Gesamtzahl der bisher verzeichneten Textstellen, welche
mit Haitams Ta'rih-Materialien in Zusammenhang zu bringen
sind, erhöht sich damit auf 366'". Wie Zitate von Haitam bei
al-Baläduri (st. 179/892), bei Ibn 'Asäkir in den Überlieferungen
Muhammad ibn 'Utmän Ibn Abi Saibas (st. 297/910) und
Muhammad ibn Mahlads (st. 331/943) und die Materialien bei
Muhammad ibn Sa'd (st. 230/844) '\ sind auch die Zitate Abü
Sulaimäns frühe und wichtige Belege für Haitam-Texte. Haitams
Aufstellung erweist sich damit erneut als bedeutend und als eine
wichtige Quelle der Ta'rih-Literatur.
Nach weit verbreiteter Auffassung dürften wir nun davon aus-
TM'U 119, 133f., 137, 138, 141, 149, 151 ff., 161, 165, 180, 239, 240, 245, 248, 271, 273 ff., 288, 310, 314, 327, 346, 352, 360, 372, 383.
" Das Korpus al-Haitam ibn 'Adi (st 207/822) - Herkunft, Oberlieferung, Ge¬
stalt früher Texte der Ahbär Literatur. Frankfurt 1991, Kap. 6: „Haitam's Ge¬
schichtswerk - Namen und Lebensdaten", S. 245-283.
'2 Fraglich sind z.B. die Passagen TM'U 151-153, 273-276.
" TM'U Vorwort S.47.
" Mit einigen neu aufgenommenen Texten aus anderen Quellen, siehe die Liste unten.
Vergleiche Korpus Haitam 267 f, 258-260 und 281, 270f , 263-265.
gehen, daß in Abü Sulaimän Ibn Zabrs Kompilation ein Ta'rih-
Werk Haitams, womöglich in annalistischer Form, eingegangen
ist, zumal Ibn an-Nadim Werke entsprechenden Titels von Hait¬
am zu nennen weiß'*. Wir könnten es auch bei dieser Ansicht
belassen ohne uns um eine weitere Befragung zu bemühen, wenn
wir voraussetzen dürften, daß in jener Zeit und Kultur, in welche
die hier zur Rede stehenden Texte gehören, eine Buch„produk-
tion" und -rezeption existierte, die sich mit den Verhältnissen
unserer Zeit im Prinzip, nicht in der Technik, vergleichen läßt.
Dies ist aber nicht der Fall, und die Frage, woher und in welcher
Form Abü Sulaimän die Haitam-Materialien aufgenommen hat,
verdient erhöhte Aufmerksamkeit, weil sie geeignet ist, wichtige
Bestandteile der alten Kultur zu erhellen. Die genannte Studie der
Haitam-Texte hat das Ergebnis erbracht, daß die Zitate auf spä¬
tere intermediäre Quellen zurückzuverfolgen sind, die Vorarbei¬
ten Haitams - mit Ausnahme der tabaqät-MatenaVien^'^ - aber
ebenso undeutlich bleiben wie die unmittelbare Überlieferung
von ihm. Die Beurteilung, daß sich wohl erst in der Überlieferung
ein Ta'rih-Werk Haitams herausgebildet hat, findet hier bei Über¬
prüfung der Zitate Abü Sulaimän Ibn Zabrs erneut Bestätigung.
Dabei lassen sich Spuren der Tätigkeit Haitams, die Zusam¬
menstellung seiner Materialien in der Quelle Abü Sulaimäns und
die ordnende Hand des Verfassers des Ta'rih maulid al-'ulamä'
unterscheiden. Zitierweise und Stellung der Haitam-Materialien
in Abü Sulaimäns Werk weisen Züge auf, welche die Geschlos¬
senheit dieser Materialien schon in seiner Quelle belegen und mit
der Sammlung Haitams und der unmittelbaren Überlieferung von
ihm in Zusammenhang zu bringen sind. Daneben lassen sich Ele¬
mente der kompilatorischen Gestaltung durch Abü Sulaimän
selbst bestimmen. Schließlich gibt der Vergleich der Zitate bei
Abü Sulaimän mit Zitaten von Haitam in anderen Quellen erheb¬
liche Divergenzen zu erkennen. Sie verdeutlichen, daß die Über¬
lieferer von Haitam nicht nur für die Zusammenstellung der Ma¬
terialien, sondern zu einem beträchtlichen Teil selbst für die Da¬
ten verantwortlich sind. Es handelt sich also weniger um
„Überlieferung" als um eine Verfassertätigkeit, die sich auf Ha¬
itam als Autorität, nicht als Autor eines einschlägigen Werkes
beruft.
" iBN an-Nadim: kitäb al-Fihrist. Ed. Ridä Tagaddud. Teheran 1391/1971, 122.
" Korpus Haitam 259.
Eine vollständige Wiedergabe aller betreffenden TextsteUen ist
an dieser Stelle von geringem Wert und daher entbehrlich. Für
die weiteren Überlegungen sind aber die Passagen von Bedeu¬
tung, welche Parallelen zu Haitam-Zitaten in anderen Quellen
bieten. Die folgende, nach Namen geordnete Liste nennt im
Ta'rih maulid al-'ulamä' von Haitam zitierte Daten zu den Perso¬
nen, welche schon in der Aufstellung zu meiner Studie einschlä¬
giger Haitam-Texte erscheinen'*. Um den Vergleich mit den dort
gegebenen Daten zu ermöglichen, werden diese hier vollständig
wiedergegeben".
Die beiden Indices-Bände zu den Siyar al'läm an-nubalä' des -Dahabi^" lagen mir für meine Studie der Haitam-Texte nicht vor. Die im Fihris al-mu'allißn wa-
ashäb al-aqwäl wa-asänidihim^^ enthaltenen Angaben von Haitam-Texten^^ er¬
möglichen nun, die Zitate aus dieser Quelle zu vervollständigen. Dem Belegstel- lenverzeichnis^^ sind die schon zuvor aufgenommenen Textstellen zu entnehmen;
alle anderen im Index genannten Passagen sind zu ergänzen. Die folgende Liste enthält nur die noch nicht aufgenommenen Textstellen in den Siyar, welche Par¬
allelen zu Haitam-Zitaten anderer Quellen bieten. Weitere Haitam-Zitate in den Siyar werden unten an entsprechender Stelle angezeigt.
Ibn 'Asäkir scheint die meisten Haitam-Zitate bei Abü Sulaimän von diesem wiederzugeben. Meine Sammlung der Haitam-Materialien aus den edierten Teilen des Ta'rih Madinat Dimasq wird hier um einige Textstellen aus der Faksimileaus¬
gabe^'' ergänzt, in denen Ibn 'Asäkir Abü Sulaimän zitiert.
'Abdarrahmän b. 'Auf {32) TM'U 119; Siyar 1/92
'AI. b. 'Ämir {Kunya) TMD' 237 - {57, lies: 59) TM'U 161 ;
TMD' 257
'AI. b. Salläm {43) TM'U 141 ; TMD' 130; Isäba 4/81 - {Ort)
TMD' 129
'AL b. 'Umar {Datierung): Asräf 11/650 -{73): Siyar 3/232;
TI 3/184
a. Burda, 'Ämir b. 'AI. {103) TM'U 245 \ TMD' 383; Siyar
4/346 - {104) TMD' 390 (Belege Nr. 17-19)
'* Korpus Haitam 247-251.
" Mit Datierung werden Angaben gekennzeichnet, welche nicht das Todesjahr nennen, sondern auf eine Periode, wie z.B. auf die Jahre einer Regentschaft, verweisen. In die vorliegende Liste neu f ufgenommene Angaben erscheinen kur¬
siv.
" Siyar Bd. 24-25. Beirut 1409/1988.
" Siyar 24/353-639.
" Siyar 24/621.
" Korpus Haitam 25.
Siehe Anmerkung 2.
a. Huraira (Name) Isäba 1769; Usd 6/319 - (58) TM'U 163;
Isäba 1772; Usd 6/321; TI 2/339; Siyar 2/627
a. Müsä (Higra) Asräf 1/201; Siyar 2/382 - (42) Asräf 1/201;
TI 2/258; Siyar 2/382 - (50): TM'U 149; Isäba 4/120
a. QWÄha (Tabaqa) TMD^ 540 - (107) TM'U 259; TMD^ 568
- (Datierung) TMD^ 567; Huffäz 1/94; Siyar 4/474
'Alqama b. Qais (Datierung) TB 12/299 (Belege Nr. 15a);
Siyar 4/61 - (Tahaqa) TB 12/299 (Belege Nr. 15b)
'Amr b. al-'Äs (43) TM'U 141 - (52) Asräf 11/584 - (51)
Siyar 3/77; TT 8/57
Anas b. Mälik (91) 3/377; Siyar 3/406; TI 3/343; Huffäz
1/45; Isäba 1/72; Nugüm 1/224
Gäbir b. 'AI. (68) TM'U 186/.; Mizzi 4/453; TMD S 3/641
- (73) Asräf 1/248; TMD S 3/641 - (74) Isäba 1/223 -
(94) Tabaräni 2/195
Hälid b. Ma'dän (103) Siyar 4/540; Huffäz 93; TI 4/110
Häriga b. Zaid (99) TI 3/362 - (100) Siyar 4/440
Hukaim ibn Hizäm (54) TM'U 156; Siyar 3/51
'Ikrima (106) TMD S 11/791; TI 4/160; Siyar 5/34; TT
7/271; Fäsi 6/125 -(115) TM'U 271
Ka'b b. Mälik (40) TM'U 134; TMD S 14/586; Siyar 2/256
- (51) TM'U 152, 153; TMD S 14/586; Siyar 2/256
Muslim b. Yasär (101) TM'U 240; Siyar 4/514; TI 4/55, 203
Qais b. a. Häzim (Datierung) TB 12/455; TMD S 14/476; TI
4/47; Siyar 4/201; TT 8/388; Isäba 5/278 - (98) TM'U 234
al-Qäsim b. Muhaimira" (///) TM'U 264; TI 4/295; Huffäz
1/122 - (Datierung) Siyar 5/204
Sa'd b. a. Waqqäs (50) TB 1/145; Bidäya 8/78 - (55) TM'U
158f. - (Lebenszeit, Grabstätte) Asräf 11/452
as-Saffäh (Lebenszeit) Siyar 6/78 (erwähnt auch den Nach¬
folger) ; TI 5/268 - (Regierungszeit) TMD'" 197 f - (Kunya)
TMD'" 179
Sa'Td ibn al-'Äs (57) TM'U 161; TMD S 7/273 f.
as-Sä'ib b. Yazid (80) Siyar 3/439; TI 3/370
Sulaimän b. Yasär (100) TM'U 239; Sir Tab 30; Siyar 4/447
Safwän b. Umaiya (41) TM'U 137; Siyar 2/567
as-Sa'bi (103) TM'U 245; TB 12/232; TMD' 149f, 239, 240
(Belege Nr. 9-10), 241 - (Kunya) TMD' 151
" Korpus Haitam : Muhaimara.
Sahr b. Hausab {98) TI 4/14 - {WO) TM'U 158 f.; TMD S
8/147; Siyar 4/378
Täwüs {106) Siyar 5/45; TI 4/129 - {103) TM'U 245
'Ubaidalläh b. 'AI. b. 'Utba {97) TI 4/30 - {99) Siyar 4/479
- {102) TM'U 242 f.
'Ubaidalläh b. 'Umar {147) Siyar 6/306; Huffäz 1/161
'Urwa b. az-Zubair {94) Siyar 4/434; TI 4/34^*
'Utmän b. Talha {41) TM'U 137; Siyar 3/12
Abü Sulaimän folgt nicht nur einer annalistischen Anordnung,
sondern berücksichtigt nach dem musnad-Vv\n7\p auch die Zuge¬
hörigkeit von Materialien zu bestimmten Autoritäten. Selbstver¬
ständlich erscheinen Personen, zu deren Todesjahr unterschiedli¬
che Angaben gemacht werden, unter den betreffenden Jahresru¬
briken unter Anführung der jeweiligen Autoritäten. Aber auch
innerhalb eines Jahresabschnittes können Personen mehrfach,
unter Anführung verschiedener Autoritäten, genannt werden. Zi¬
tate von Haitam, die Angaben zu mehr als einer Person umfassen,
nennen zuweilen Personen, die zuvor schon in einer übereinstim¬
menden Angabe von einer anderen Autorität angeführt wurden".
Diese Anordnung der Materialien erfordert, Personennamen im
Zusammenhang der jeweiligen Zitierung zu wiederholen, und ein
strenges Befolgen dieses Schemas wäre in Anbetracht der großen
Zahl der zu berücksichtigenden Autoritäten unsinnig und hätte
den Umfang des Werkes um ein Vielfaches anschwellen lassen.
Abü Sulaimän hat deshalb auch in der Regel das genau gegen¬
läufige Verfahren zur Anwendung gebracht, so daß wir häufig
mehrere Autoritäten zu bestimmten Angaben zitiert finden. Wie
der Vergleich mit entsprechenden Zitaten in anderen Quellen
zeigt, stammen die Zusammenstellungen von Autoritäten für eine
Angabe weitgehend von Abü Sulaimän selbst. Sie sind das Ergeb¬
nis seiner fachmännischen kompilatorischen Arbeit.
Abü Sulaimän hat aus begreiflichen Gründen insgesamt dieser
zusammenfassenden Arbeitsweise den Vorzug gegeben, so daß
besondere Gründe vorliegen müssen, wenn er an anderer Stelle
die einer Autorität zugehörigen Materialien zusammenhält und
dabei Wiederholungen nicht scheut. Sollte diese Art, die Haitam-
Materialien anzuführen, auf das Gewicht und die annalistische
2' Korpus Haitam 251 fälschlich unter dem Jahr 93 genannt.
" Z-BTM'U 288, 310, 327, 383.
Form seiner Quelle zurückgehen, so stellt sich die Frage, ob es
sich dabei um ein Werk Haitams oder eine spätere Zusammen¬
stellung handelte.
Abü Sulaimän macht im Vorwort einige Angaben zu der Über¬
lieferung der Materialien von Autoritäten, welche er anschließend
in seinem Werk direkt zitiert. „Was von Haitam zitiert wird",
heißt es dort, „hat mir mein Vater von Ahmad ibn 'Ubaid ibn
Näsili überliefert."^* Ahmad ibn 'Ubaid, bekannt als Abü 'Asida
(st. 273/887), ist als ein Überlieferer von Haitam-Materialien vor
allem an Muhammad ibn al-Qäsim al-Anbäri (st. 328/940) be¬
kannt^'. Gefährte - und Rivale^" - von Ibn as-Sikkit, wirkte er vor
allem als Grammatiker, soll aber auch ein Adab-Werk, das kitäb
'Uyün al-ahbär wal-as'är, verfaßt haben^'. Die biographische Li¬
teratur enthält einige bibliographische Angaben und Anekdoten
zu Abü 'Asida. In Samarra machte er als geistreicher Kenner des
Arabischen auf sich aufmerksam, so daß er zum Prinzenerzieher
bestimmt wurde^^, und eine Anekdote über seine handgreifliche
Erziehung des späteren Kalifen al-Mu'tazz zeigt ihn in Ausübung
dieser Tätigkeit". Die Verbindung des Ahmad ibn 'Ubaid ibn
Näsih mit Ta'rih-Materialien Haitams ist nur aus Abü Sulaimäns
Werk bekannt; al-Qifti bringt die Notiz^", daß er auch von al-
Wäqidi überlieferte, welcher ebenso wie Haitam im Jahre 207 H.,
also immerhin Sechsundsechzig Jahre vor Abü 'Asida starb. Der
große zeitliche Abstand gibt zu der Vermutung Anlaß, daß
Ahmad ibn 'Ubaid ibn Näsih Aufzeichnungen der Haitam-Mate¬
rialien, vielleicht ein Werk von ihm selbst, zur Verfügung hatte
und weitergab.
Nicht viel deutlicher wird die Verbindung von Ahmad ibn
'Ubaid zu dem Kadi von Damaskus, Abü Muhammad 'Abdalläh
ibn Ahmad Ibn Zabr (255/869-329/940)", dem Vater des Verfas-
2* wa-mä kana 'ani 1-Haitam ibn 'Adifa-haddatanähu Abi 'an Ahmad ibn 'Ubaid ibn Näsih 'anhu, TM'U 61.
" Korpus Haitam AI, 120; GAS 9/139.
" Siyar 12/17.
" Yäqüt ar-Rümi: Mu'gam al-udabä\ {Irsäd al-arib ilä ma'rifat al-adib). Ed.
D.S. Margoliouth. 1-7. London 1923-1931 (Gibb Memorial Series. 6.), 1/221.
" AL-QlFTi: Inbäh ar-ruwät 'alä anbäh an-nuhät. Ed. M.Abü 1-Fadl Ibrähim.
1-4. Kairo 1369/1950-1393/1973, l/84f.
" Mu'gam al-udabä' \/222 f.
" Inbäh 1/34 f.
" TM'U 561.
sers des Ta'rih maulid al-'ulamä'. Al-Hatib Al-BagdädT weiß zu
berichten^*, daß er nach Bagdad kam und dort von Ahmad ibn
'Ubaid überlieferte. Wo die beiden aber zusammengekommen
sind, ist aus der biographischen Literatur nicht zu erfahren. Ibn
'Asäkir stellt seinem biographischen Artikel" eine eindrucksvolle
Liste der Lehrer des Abü Muhammad Ibn Zabr voran, unter de¬
nen viele Bagdader Gelehrte genannt werden. Abü Muhammad
hat gewiß Lehrjahre außerhalb von Damaskus verbracht und
dürfte in dieser Zeit bei Ahmad ibn 'Ubaid gehört haben. Viel¬
leicht war es in Bagdad selbst, wo er dann zu einem späteren
Zeitpunkt von seinem Lehrer überlieferte. Die biographischen
Materialien bei al-Hatib und Ibn 'Asäkir^* lassen Abü Muliam¬
mad, der auch zeitweilig das Kadiamt in Kairo innehatte, als
einen klugen und gewandten Mann erscheinen, der seine Stellung
in den unruhigen Zeiten des zerfallenden Kalifenreiches durch
Geschick und Ränke zu verteidigen wußte. Als Traditionarier war
er nicht sehr hoch geschätzt, aber durch die Fülle der von ihm
tradierten Materialien unentbehrlich und viel zitiert. Ibn Mäküla
notiert^', daß der Kadi bekannt war für seine Sammler-Tätigkeit
und biographischen Materialien, aber keine allgemeine Billigung
fand"".
Die Sammlung oder die Sammlungen des Kadi Abü Muham¬
mad waren für das Werk seines Sohnes die wichtigste Quelle.
Neben den Materialien Haitams hat er über Abü Muhammad Ibn
Zabr von Ahmad ibn 'Ubaid ibn Näsih auch Materialien al-
Madä'inis erhalten"". Von seinem Vater hat er außerdem zahlrei¬
che Materialien von Muhammad ibn al-Mutannä (st. 252/866)"^
und über Ibn Abi Haitama (Ahmad ibn Zuhair ibn Harb, st.
279/892)"^ von Ahmad ibn Hanbal sowie auch Materialien von
" Ta'rih Bagdäd 9/386, Nr. 4974.
" Ta'rih Madinat Dimasq ('Ubäda ibn Aufa - 'AbdaUäh ibn Tuwäb). Ed. Sukri Faisal u.a. Damaskus 1982, 315-321.
" Vgl. auch Ibn Hagar: Raf al-isr. In: al-KjndI: al-Wulät wal-qudät Ed. Rhu- von Guest. Leiden i912, S.540 und 542.
" al-Itcmäl. Ed. Yahyä al-Mu'allimi al-Yamäni. 1-7. Haiderabad 1962, 4/162;
zitiert von Ibn 'Asäkir, op. cit. 316.
Mashürun lahü gumü'un wa-tarägimu, lä yartadünahü.
" TM'U 59, wa-mä käna ani l-Madä'inifa-haddatanähu Abi, [qäla] haddatanä Ahmad ibn 'Ubaid ibn Näsih, [qäla] haddatanä 'Ali ibn Muhammad al-Madä'ini.
(Klammern [ ] S. L.).
" Ibn Hagar al-'AsqalänI: Tahdib at-tahdib. 1-12, 9/425-27.
" Ta 'rih Bagdäd 4/162-164.
anderen Autoritäten erhalten"". Die Beschaffenheit dieser Mate¬
rialien läßt sich möglicherweise durch eine umfassende Quellen¬
analyse erschließen. Unsere Aufmerksamkeit bleibt hier auf die
von Haitam zitierten Materialien beschränkt. Dazu sind die Zi¬
tierweise Abü Sulaimäns und die Stellung der Zitate in seiner
Kompilation näher zu betrachten.
1. Die Sammlung Haitams: In Abü Sulaimäns Werk ist zu be¬
obachten, daß Zitate mehrerer Angaben von einzelnen Autoritä¬
ten mit Verfassern einschlägiger Werke in Verbindung zu bringen
sind. So finden sich Zitate von Abü Zur'a"^ in dessen Ta'rih in
vollständig übereinstimmender Form wieder"*. Auch Abü Müsä
Muhammad ibn al-Mutannä, von dem gelegentlich mehrere An¬
gaben zitiert werden"', ist Verfasser eines Ta'rih-Werkes, wie ad-
Dahabi im Vorwort seines Ta'rih al-Isläm angibt"*. Diese Beob¬
achtung und die Häufigkeit der Zitate mehrerer Angaben von
Haitam sprechen dafür, daß Materialien Haitams Abü Sulaimän
in einer geschlossenen, vielleicht annalistisch geordneten Form
vorlagen.
Die Authentizität der Haitam-Materialien bei Abü Sulaimän
erweist sich zudem in der gelegentlichen Anführung von Ge¬
währsmännern, welche aus anderen Zitaten als seine Lehrer be¬
kannt sind: Hisäm ibn 'Urwa"', Ibn Abi Lailä^" und Sälih ibn
Haiyän lies: Hassän)^'. Zweifellos gehen die Zitate bei Abü Su¬
laimän auf eine planvolle, möglicherweise annalistisch angelegte
Sammlung zahlreicher Materialien durch Haitam selbst zurück.
Erst Ahmad ibn 'Ubaid ibn Näsili hat, wie unten erläutert wird,
die Materialien als ein Werk Haitams „veröffentlicht".
2. Die Überlieferung von Haitam und Quelle Abü Sulaimäns:
Der Zusammenhang zwischen den Materialien Haitams und al-
Madä'inis, welche Abü Sulaimän über denselben Überlieferungs-
" TM'U 60.
« TM'U 249, 313, 330, 379; Zitate mehrerer Angaben kursiv.
Abu Zur'a: Ta'rih. Ed. Sukralläh ibn Ni'matalläh al-Qaugäni. 1-2. Damas¬
kus 1980. (Magma' al-Luga al-'Arablya), 243 Nr. 282, 253 Nr. 324, 283 Nr. 447, 272 Nr. 390; Zitate mehrerer Angaben kursiv.
" Z.B. TM'U 360, 362.
■•s ad-DahabI: Ta'rih al-lsläm wa-tabaqät al-masähir wal-aläm. 1-5. Kairo 1367/1369 (Maktabat al-Qudsi), 1/15.
TM'U 121; vgl. Korpus Haitam 51.
" TM'U 153; Korpus Haitam 278.
" TM'U 153; Korpus Haitam 50 f.
weg aufgenommen hat^^, ist interessant. Tatsächlich werden beide
mehrfach zusammen angeführt", und auch Angaben zu mehr als
einer Person gleichzeitig werden einmal von beiden zitiert^". Ein
Zitat zum Tode des Abü Aiyüb Hälid ibn Zaid^^ auf byzantini¬
schem Reichsgebiet, das in seiner verhältnismäßig ausführlichen
Formulierung aus dem Rahmen der sonst ganz kurzen Angaben
von Todesjahren fällt, dürfte in dieser Form einer Aufstellung von
Materialien beider Autoritäten entstammen. Es heißt: „al-Haitam
ibn 'Adi und al-Madä'ini sagten: Im Jahre 50 unternahm Yazid
ibn Mu'äwiya einen Kriegszug (gazä) in byzantinisches Gebiet
(ard ar-Rüm). Abü Aiyüb al-Ansäri Hälid ibn Yazid begleitete
ihn und starb dort."" Man sollte annehmen, daß Ahmad ibn
'Ubaid ibn Näsih, auf den die Materialien von Haitam und al-
Madä'ini zurückgehen, oder erst sein Schüler Abü Muhammad
Ibn Zabr die Materialien von beiden zusammenfügten. Diese An¬
nahme setzt allerdings voraus, daß nicht erst Abü Sulaimän selbst
die Zitierung nach Haitam und al-Madä'ini einsetzte.
Ein sicherer Hinweis auf die Gestalt der Quelle Abü Sulaimäns
läßt sich einer anderen Beobachtung entnehmen. Wie Haitam,
wenn auch weit weniger häufig, wird al-Madä'ini mit Angaben
zu mehreren Personen gleichzeitig zitiert"; dies geschieht sogar
im Anschluß an ein Zitat dieser Art von Haitam, wobei in beiden
Zitaten Angaben zu denselben Personen erscheinen^*. In diesem
Fall ist ganz unwahrscheinlich, daß Abü Sulaimän in seiner Quel¬
le zusammengefügte Materialien hier getrennt aufführt. Haitam
und al-Madä'ini wurden dort gewiß getrennt, wahrscheinlich ge¬
legentlich auch zusammen zitiert. Nicht auszuschließen ist des¬
halb, daß Ahmad ibn 'Ubaid ibn Näsih zwei separate Material¬
sammlungen oder Werke von Haitam und al-Madä'ini an Abü
Muhammad Ibn Zabr weitergegeben hat.
3. Die Arbeitsweise des Verfassers: An anderer Stelle ist die
kompilatorische Gestaltung durch Abü Sulaimän zu erkennen.
Angaben zu denselben Personen innerhalb einer Jahresrubrik
" Siehe oben, Anm. 41.
» TM'U 148, 172, 176, 259, 285, 290, 292, 329, 364: zuweilen auch mit anderen Autoritäten zusammen (siehe unten): 96, 156, 186 f.
" TM'U 149.
" Zu diesem siehe Siyar 2/402-413, mit weiteren Quellenangaben.
" TM'U 148.
" Z.B. TM'U 334, 384f.
5» TM'U 138 f., 142.
werden von Abü Sulaimän gelegentlich in Zitaten von verschie¬
denen Autoritäten wiederholt^'. Er scheint Wiederholungen dieser
Art mit Vorliebe dann vorzunehmen, wenn sie die vorherigen An¬
gaben präzisieren*", doch scheinen auch andere kompilatorische
Gesichtspunkte, wie der Wunsch, bestimmte Autoritäten hervor¬
zuheben oder Nachträge anzubringen, eine Rolle zu spielen. Auf¬
fallend ist auch, daß Haitam zuweilen mit anderen Autoritäten
zusammen, sogar für Angaben zu mehr als einer Person gleich¬
zeitig, zitiert wird*'. Die Materialien der dabei genannten Autori¬
täten wie Abü Nu'aim al-Fadl ibn Dukain (st. 219/834)*^
Muhammad ibn 'Abdalläh ibn Numair (st. 234/849)*^ und 'Amr
ibn 'Ali ibn Bahr al-Falläs (st. 249/863)*" entstammen, seinen
eigenen Angaben zufolge*^ nicht derselben Überlieferung wie die
von Haitam und al-Madä'ini. Wie es scheint, hat Abü Sulaimän
Materialien aus verschiedenen Quellen verglichen und Parallelen
auf diese Weise vermerkt. Für Zitate von mehreren Angaben zu¬
gleich setzten die Zusammenstellungen eine planvolle und auf¬
wendige Vorarbeit voraus.
4. Der Ta'rih des Haitam: Die Überlieferung des Ahmad ibn
'Ubaid ibn Näsih weist eine ausgeprägte Besonderheit auf, da die
von Haitam zitierten Aussagen bei Abü Sulaimän sich häufig von
den Aussagen anderer Zitate von Haitam unterscheiden**. Bei nä¬
herem Hinsehen zeigt sich, daß diese Unterschiede mit verschie¬
denen Überlieferungen in Zusammenhang zu bringen sind. Zu
Qais ibn Abi Häzim (siehe die Liste oben) gibt Haitam nur bei
Abü Sulaimän Ibn Zabr das Todesjahr an. Al-Hatib dagegen, der
sich auf die Überlieferung des Abü Däwüd Sulaimän as-Singi (st.
257/871)*'' stützt, führt eine relative Datierung an. Diese findet
" Z.B. TM'U 142 (al-Lait ibn Sa'd und Ibn Numair), 407 (al-Harawi und Abü Zur'a).
" TM'U 320 (Haitam), 383 (al-Madä'ini).
" TM'U 96, 119, 126, 133f., 153f., 156, 185f., 249, 273ff., 280, 313, 330, 337, 379; Zitate, die mehrere Angaben umfassen, erscheinen hier kursiv.
" GAS 1/101.
" Siyar (mit weiteren Quellenangaben) 11/455-458.
" Siyar AIQ-All.
" TM'U 57, 58, 60.
" 11 von 24 Zitaten; siehe oben in der Liste: Abü Müsä al-As'ari, Abü Qiläba, 'Amr b. al-'Äs, Gäbir b. 'Abdalläh, 'Ikrima, Qais b. a. Häzim, al-Qäsim b. Muhai- rima, Sa'd b. a. Waqqäs, Sahr b. Hausab, 'Ubaidalläh b. 'Abdalläh, Täwüs.
" Siehe Korpus Haitam 46.
sich auch bei ad-Dahabi, der Haitam-Materialien mehrfach aus
der Überlieferung von as-Singi aufgenommen zu haben scheint**.
Für Ticrima (siehe oben) ist im Ta'rih maulid al-'ulamä' das
Todesjahr 115 H. angegeben. Bei ad-Dahabi und Ibn Hagar fm¬
det sich, ebenfalls nach Haitam, das Jahr 106 H. Auch Ibn
'Asäkir bringt diese Datierung und beruft sich dafür auf die Über¬
lieferung des Ibn Abi Saiba (st. 297/910), den er mehrfach für
Haitam-Texte anführt*' und der auch zu den Quellen Ibn Hagars
gezählt werden darP.
Zu Gäbir ibn 'Abdalläh (siehe oben) führt Abü Sulaimän das
Todesjahr 68 an, eine Reihe von anderen Quellen zitieren Haitam
mit anderen Angaben. Al-Baläduris Datierung (73) findet Bestä¬
tigung bei Ibn 'Asäkir, der sich über Ibn Abi d-Dunyä auf Ibn
Sa'd beruft. Dieser hat, obgleich sein Werk in der erhaltenen
Form keine Haitam-Zitate enthält, zahlreiche Materialien von
Haitam verarbeitet".
In einem Fall ist festzustellen, daß auch Abü Sulaimäns Werk
unterschiedliche Angaben von Haitam zitiert. Zum Todesjahr des
Ka'b ibn Mälik nennt ein Zitat von Haitam, al-Madä'ini und Abü
Müsä das Jahr 40, doch wird Haitam auch mit einer Liste von
Todesfällen (im Jahr 51) zitiert, in der Ka'b ibn Mälik erscheint.
Ibn 'Asäkir gibt, mit den üblichen Quellenangaben, beide Zitate
von Abü Sulaimän wieder, wie auch ad-Dahabi, der in der Zitier¬
weise zu erkennen gibt, daß er hier aus Abü Sulaimäns Werk
schöpft'^. In der Regel gehen die Unterschiede in den von Haitam
zitierten Angaben aber nicht auf eine gemeinsame Quelle zurück,
sondern entstammen unterschiedlichen Überlieferungen von
Haitam.
Die Besonderheit der von Abü Sulaimän aufgenommenen
Überlieferung wirft auch ein Licht auf seine Quelle. Die Unter¬
schiede zu Angaben von Haitam, die an anderer Stelle zitiert
werden, gehen, so läßt sich feststellen, auf Ahmad ibn 'Ubaid ibn
Näsih zurück. Daraus ist zu ersehen, daß dieser wohl kein von
'« Vergleiche Korpus Haitam 269, 280.
" Korpus Haitam 258.
" Korpus Haitam III, 281.
" Zu Ibn Sa'ds Rezeption von Haitam-Materialien und der Rezension des Ibn Abi d-Dunyä siehe Korpus Haitam 260-264.
" Die Angabe des Jahres 40 zitiert ad-Dahabi von Haitam und al-Madä'ini, für das zweite Zitat beruft er sich allein auf Haitam. Ibn 'Asäkir liefert zudem ein drittes Zitat von Haitam, der sich hier, wie im TM'U 153, auf Ibn Abi Lailä beruft.
Haitam fertiggestelltes Werk zur Überlieferung erhalten, aufge¬
nommen und weitergegeben hat, sondern schriftlich aufgenom¬
mene Materialien zu einem Ta'rih verfaßte, für den er nicht selbst
als Verfasser zeichnete, weil er ausschließlich Materialien Hai¬
tams und Madä'inis wiedergab". Dieser wurde dann in der kom¬
pilatorischen Gestaltung Abü Sulaimäns, und vielleicht - wenn
auch in nicht genau zu bestimmender Weise - durch seinen Vater,
verarbeitet und in die Ta'rih-Literatur eingebracht.
Zu „Verfasser" vgl. Korpus Haitam 11.
J. E. Alaoui zum Gedächtnis
Von Egbert Meyer, Köln
Bernardino Tomitano, ein Logiker aus dem 16. Jahrhundert^,
führt im ersten Teil seines Argumentum in quaesitum IX^, das
wie die übrigen quaesita I-VIII des Averroes an An. post, an¬
knüpft, aus der Tradition Stellen an, die übereinstimmend die
Defmition auf ein Allgemeines, auf das Wesens-Was als ihren
Gegenstand beziehen".
Averroes will diese Übereinstimmung nicht als selbstverständ¬
liche stehen lassen. Also fragt er: Hat die Defmition auch einen
partikularen oder lediglich einen universalen Bezug?
Er verfährt laut Tomitano in diesem quaesitum als concilians
argumenta in oppositum adducta. Averroes führt demgemäß zu¬
nächst Argumente an gegen den partikularen Bezug, also für den
ausschließlich universalen, dann aber auch für den partikularen.
Es ergibt sich in der Ausdrucksweise des Tomitano eine solutio
per distinctionem, eine Auflösung der Widersprüche durch Un¬
terscheidung der Hinsichten.
Zunächst zum ersten Beweisthema: Die Definition kann keine
partikulare genannt werden. Nach Tomitano gibt es dafür einen
zweifachen Grund (duplex ratio) :
• Ibn Rusd: al-Qawlß hadd as-sahs. In: Maqälätß l-mantiq wal-'ilm at-tabi'i, ed. Jamal Eddine Alaoui, Där an-nasr al-magribiyyah: Casablanca 1983, 220 sq.
Cf. Aristotelis opera cum Averrois commentariis, Venetiis apud Junctas 1562-1574, Unveränd. Nachdruck Minerva: Frankfurt a.M. 1962, 1 2b, 119 G-M.
2 Cf über ihn: Aristotelismo veneto e scienza moderna, ed. L. Olivieri, Padua 1983, II, 607-621. Zit. nach CHRP, ed. Charles B. Schmitt/Quentin Skinner, Cambridge (u.a.) 1988, n.38.
' Op. CiL n.l, 13, 123K-125L (die Texte des Tomitano schließen an die Elen- chi mit eigener Zählung an).
' Diese Stellen meint Tomitano, wenn er von den philosophiae commentaria und den logicae explicationes spricht.