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MEDIEN, MODEN, MEDIZIN

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ARS MEDICI 13 | 2020

Die Ära Koch ist zu Ende. Gäbe es die Wahl zum Schweizer des Jahres noch, Daniel Koch würde mit Abstand gewählt.

Asketisch, etwas langweilig, bescheiden, anticharismatisch, nicht immer ver- ständlich, loyal zum Chef, geduldig, nie klagend, verständnisvoll auch gegenüber Verständnislosen, tierliebend, vertrau- ens- und glaubwürdig, selbst wenn er Unsinn erzählte (und er erzählte viel Un- sinniges!). Falls es über ihn je eine Home- story gegeben hat (oder geben wird), dann sicher in der «Schweizer Illustrier- ten». Die Schweiz hat die Corona-Krise so gut gemeistert wie kaum ein anderes Land. Leute, die uns Schweizer nicht ken- nen, würden sagen «trotz», die Schwei- zer schwärmen: «wegen» Herrn Koch.

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Erstaunlich, wie schnell man sich an neue Umstände gewöhnt. Vor allem solche mit angenehmen Seiten. Wie an- ders ist zu erklären, dass sich nach nur 80 Tagen Corona eine fast schon nos- talgische Sehnsucht nach genau diesen 80 guten «alten», langsam entschwin- denden Tagen entschleunigter Coro- na-Beschränkung breitmacht? Eine Zeit, in der niemand Küsschen, Küsschen und allzu langes beieinander Verweilen und schon gar keine Besuche oder Einladun- gen erwartete. In der die Strassen, der Himmel und die Parkplätze in der Stadt leer waren, man neue, zu Fuss erreich- bare Gegenden erkundete, den eigenen Garten und verschüttete Koch-, Mal- oder Musikkünste neu entdeckte, merkte, dass Meetings online effizienter ablaufen, man alte Schwarz-Weiss- Filme und Fotos hervorkramte und längst verblichene Verwandte kennen- lernte. Corona, die Zeit ohne Alternati- ven – die Herren Koch und Berset nah- men einem jegliche Verantwortung ab.

Zum Coiffeur? Freunde einladen zum Essen? Ferien wo? Wann? Mit dem Auto, dem Zug, dem Flugzeug? Ins Fitness?

Eltern besuchen? Tennis spielen? Nichts, gar nichts war zu entscheiden. Was für eine lange nicht mehr erlebte Wohltat:

zu nichts verpflichtet zu sein, ausser zur Unterlassung jeglicher Überflüssigkei- ten. Ach, diese gute alte Corona-Zeit.

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«Black lives matter» müsste eigent- lich ergänzt werden durch «White lives matter», «Children’s lives matter», «Old lives matter», «Christian’s, Jews’ and any religion’s lives matter», «Doctor’s and nurses’ lives matter», «Women’s lives matter», «Poor lives matter», ja sogar

«Policemen’s (and policewomen’s) lives matter». Und wenn dann die Proteste auch noch ohne Randale abliefen, dann wäre das eine ehrliche, starke und über- zeugende Bewegung.

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Der grundlegende Irrtum aller Gut- meinenden besteht darin, zu glauben, dass das Verbot von Wörtern (oder Bü- chern, Filmen, Kunstwerken) irgendei- nen als zugehörig vermuteten oder er- kannten Gedanken mit eliminiere. In Turkmenistan, einer währschaften Dik- tatur (Rang 162 von 167 im Demokratie- index), ist das Wort «Corona» praktisch verboten. Kein Wunder, konnte Aussen- minister Meredov noch vor Kurzem ver- künden, in Turkmenistan gebe es keinen einzigen Coronavirus-Infizierten. Das

«Corona-Verbot» verhindert selbstver- ständlich nicht, dass Menschen an COVID-19 sterben. Die Ausmerzung von Begriffen (sei’s Mohrenkopf, Neger oder Tschingg) eliminiert keinen einzigen ras- sistischen Gedanken. So wie keine Bü- cherverbrennung und kein Bildersturm – zum Glück – je dazu geführt haben, dass die in Büchern und Kunstwerken steckenden Werte damit verschwanden.

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Das neue Wort: Ignorassmus.

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Die frivole Gisela: Wenn der Mohr geht, muss die Morchel mit!

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Es ist eine merkwürdige, leicht per- verse, wenn auch irgendwie verständli- che Lust, die über die sozialen Medien (und vermutlich auch über ganz normale Promi-Magazine) befriedigt wird. Foto- serien, in denen die Schönen dieser Welt in ihrem Alltagsoutfit gezeigt werden, stossen auf kaum stillbare Neugier. Ma- donna, Adele, Miley Cyrus, Pink, Kate Winslet, Céline Dion, Meryl Streep, ja sogar die Schönsten der Schönen: Julia Roberts, Scarlet Johansson, sie alle sehen ohne Make-up und in unvorteilhafter Pose so arg durchschnittlich, ja manch- mal so unansehnlich aus, dass sie uns fast leidtun. Mitleid mit entlarvten Schönheiten – tut zur rechten Zeit eben manchem und mancher gut. Oder sehen Sie’s so: Niemand ist in Wirklichkeit schöner als Ihre Frau bzw. Ihr Mann!

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Vielversprechende Kurzinfo zum Film

«Only lovers left alive»: «Das uralte Vampirpaar Adam und Eve schlägt sich mit Blutkonserven die Zeit tot.»

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Und das meint Walti, abwägend zwi- schen Corona (Bier) und Mohrenkopf:

Bemerkenswert, innert Tagen sind aus vier Millionen Schweizer Virologen und Epidemiologen vier Millionen Historiker und Sprachwissenschaftler geworden.

Richard Altorfer

Rosenbergstrasse

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