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Hypogonadismus des alternden Mannes

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Academic year: 2022

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KL A U S BU R C H A R D T U N D

BE R N D SC H U L Z E

Ihr älterer Patient fühlt sich allgemein schlecht, ist antriebs- los, geistig nicht mehr so rege und körperlich weniger belastbar. Auch sexuell klappts nicht mehr so gut. In die differenzialdiagnostischen Überlegungen solcher Störun- gen sollte unbedingt auch der Hypogonadismus mit einbe- zogen werden. Ein Testoste- ronmangel lässt sich leicht abklären und bei entspre- chender Symptomatik auch gut behandeln.

Bezüglich Wechseljahrsbeschwerden des Mannes gehen die Meinungen der Medizi- ner in Deutschland, aber wohl auch welt- weit, noch erheblich auseinander, was auch in den unterschiedlichen Bezeichnun- gen, wie Climacterium virile, Andropause oder PADAM-Syndrom (Partielle Senkung des Androgenspiegels beim Alternden Mann), zum Ausdruck kommt. Stellver-

tretend dafür soll im Weiteren durchgän- gig der Terminus «Hypogonadismus des al- ternden Mannes» Verwendung finden.

Die klinische Symptomatik der Wechsel- jahre bei der Frau und deren Ursachen sind bekannt und gut untersucht. Relativ schlecht dagegen ist der Kenntnisstand über hormonelle und reproduktive Ver- änderungen und deren Therapie beim alternden Mann. Durch Forschungsakti- vitäten interessierter, sich als «Männer- ärzte» profilierender Urologen, Endokri- nologen und Fortpflanzungsmediziner wurden in den letzten Jahren gross an- gelegte epidemiologische Studien durch- geführt. Daher weiss man inzwischen, dass 20 Prozent der Männer im Alter zwischen 60 und 80 Jahren Serum-Testosteron-Kon- zentrationen im hypogonadalen Bereich (d.h. < 12 nmol/l) aufweisen. Bei den über 80-Jährigen beträgt der Anteil sogar 83 Prozent.

Symptomatik ist vielgestaltig

Testosteron ist nicht nur für die sekundä- ren Geschlechtsmerkmale, für Libido und Potenz verantwortlich, sondern beein- flusst auch Stimmungslage, Antrieb, intel- lektuelle Fähigkeiten sowie Blutbildung, Knochen- und Eiweissstoffwechsel, Mus- kelmasse und Fettverteilung. Daher kann ein Testosteronmangel beim alternden Mann sowohl im Hinblick auf das Sexual- leben als auch auf vitale Funktionen von grosser Bedeutung sein.

Die erhöhten Frakturraten von Männern mit erniedrigten Testosteronwerten ge- rade auch im höheren Lebensalter und der positive Effekt der Testosteronsubstitution auf die normale Knochendichte sind gut belegt.

Besonders komplex ist der Einfluss von Sexualsteroiden auf das kardiovaskuläre

System des Mannes. Testosteron hat so- wohl atherogene als auch antiatherogene Effekte, die sich in einer Verminderung der Lipoproteine, in positiven Effekten auf die Gerinnung (Verminderung von Fibri- nogen und Plasminogen-Aktivator-Inhi- bitoren), die Endothelfunktion und die ab- dominale Adipositas äussern.

Hypogonadismus des alternden Mannes

Testosteronmangel als Ursache von

«Wechseljahrsbeschwerden»

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F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

s ä t z e s ä t z e

●Jeder fünfte Mann zwischen 60 und 80 Jahren weist zu niedrige Testosteronspiegel auf.

●Die Kenntnis über die Sympto- matik des hypogonadalen Man- nes sollte in Zukunft zwingend zum täglichen Praxiswissen des Allgemeinarztes gehören.

●Eine Testosteronsubstitution sollte erfolgen, wenn typische Symptome für einen Hypogo- nadismus vorliegen und die Testosteronspiegel unter 12 nmol/l liegen.

●Die jährliche Kontrolle der Pro- stata ist eine Conditio sine qua non für die Weiterverordnung von Testosteron.

●Die transdermale Applikation von Testosteron hat wegen zahl- reicher Vorteile gegenüber den konventionellen Applikations- formen in den letzten Jahren er- heblich an Bedeutung gewonnen.

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An Testosteronmangel denken

Wenn bei älteren oder chronisch kranken Männern psychische Beeinträchtigungen, Anämien, Muskelschwäche, Osteoporose und kardiovaskuläre Problemen auftreten, sollte man den Hypogonadismus unbedingt in die Differenzialdiagnose einbeziehen. Es muss in Zukunft zum ärztlichen Basisden- ken gehören, bei jedem älteren Mann, der

über unklare Allgemeinbeschwerden im oben genannten Sinne klagt, den Serum- testosteronspiegel zu bestimmen und da- raus die Schlussfolgerungen zur Substitu- tionstherapie abzuleiten.

Wann substituieren?

Niedrige Testosteronkonzentrationen ohne klinische Symptome stellen primär keine Indikation zur Substitution dar. In den Fach- kreisen besteht Übereinstimmung darüber, dass eine Testosterongabe erfolgen sollte, wenn klinische Hinweise auf einen latenten oder manifesten Testosteronmangel vorlie- gen und der morgendliche Serumtestoste- ronspiegel unter dem für jüngere Männer geltenden Normwert von 12 nmol/l liegt.

Die noch häufig geäusserte Auffassung, dass durch die Substitution mit Testosteron ein Prostatakarzinom ausgelöst werden kann, wird kontrovers diskutiert. Die Mehrzahl der Autoren ist der Auffassung, dass möglicherweise ein okkultes Prostata- karzinom manifest werden kann, sodass eine intensive Überwachung der Prostata essenzieller Bestandteil jeder Therapie mit Sexualhormonen sein sollte. Vor dem Beginn einer Testosteronsubstitution sollte man zudem ein Prostatakarzinom ausschliessen.

Die jährliche Kontrolle der Prostata unter Einschluss der rektalen und sonografischen Untersuchung einschliesslich der PSA-Be- stimmung ist daher eine Conditio sine qua non für die Weiterverordnung von Testo- steron und bindet den Patienten eng an den Arzt, was wiederum als prophylak- tischer Vorteil angesehen werden kann.

Therapeutisches Vorgehen

Die Standard-Substitutionstherapie des Hy- pogonadismus bestand bisher in der intra- muskulären Applikation von 250 mg Testo- steron-Enanthat im Abstand von zwei bis drei Wochen. Dadurch wurden schnell supra- physiologisch hohe Testosteronserumkon- zentrationen erreicht, die für einige Tage bestanden und danach allmählich abfielen, um etwa am zwölften Tag die untere Nor- malgrenze zu passieren. Durch die wieder- holte Injektion entsteht somit ein unphysio- logisches «Sägezahnprofil», das mit einem

«Achterbahn-Phänomen» der subjektiven Beschwerden der Patienten korreliert. Aus- serdem gibt es Möglichkeiten, Testosteron oral und als Implantat zu applizieren.

Die transdermale Applikation von Testo- steron hat wegen zahlreicher Vorteile gegen- über den konventionellen Applikations- formen in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Während die Pflas- ter, die sowohl auf die skrotale als auch auf die nichtskrotale Haut appliziert wer- den, aufgrund ihres Gehaltes an Resorp- tionsbeschleunigern zu teilweise schwe- ren Hautreaktionen führen können, stellt die Entwicklung alkoholischer Testosteron- Gels (Androtop®, Testogel®) einen erheb- lichen Fortschritt in der transdermalen Applikation von Tetosteron dar (Kasten).

Zusammenfassung

Die Erfahrungen mit der Diagnostik und Therapie des Testosteronmangels des alternden Mannes sollen besonders die hausärztlichen Internisten und Allgemein- mediziner ermuntern, auf diesem Gebiet differenzialdiagnostisch und therapeutisch in grösserem Umfang aktiv zu werden. Be- stätigt ein erniedrigter Testosteronspiegel im Labor die Verdachtsdiagnose, stehen für eine effektive Langzeittherapie mit grosser Patientencompliance neuerdings Testoste- ron-Gels zur Verfügung, die sich bei den Patienten nach den bisherigen Erfahrun- gen grosser Akzeptanz erfreuen. ● Literatur bei den Verfassern

Dr. med. Klaus Burchardt Facharzt für Innere Medizin D-99084 Erfurt Dr. med. habil. Bernd Schulze Facharzt für Innere Medizin, Hygiene und Sportmedizin D-33615 Bielefeld Interessenkonflikte: keine

Diese Arbeit erschien zuerst in

«Der Allgemeinarzt» 17/2004.

Die Übernahme erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Verlag und Autoren.

Hypogonadismus des alternden Mannes

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F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

K a s t e n : Vo r t e i l e d e r G e l - A p p l i k a t i o n

●Die Behandlung unserer Patienten erfolgte mit 5 g bei dermaler An- wendung bzw. mit 1 g bei skrotaler Applikation eines 2,5-prozentigen alkoholischen Testosteron-Gels. Die- ses Gel wurde zum Zeitpunkt der Untersuchungen, da sich keine zuge- lassenen Gels auf dem deutschen Markt befanden, rezeptiert und in einer Apotheke hergestellt.

●Das Gel lässt sich im Gegensatz zu den auf dem Markt befindlichen Pflastern optisch unauffällig appli- zieren, gestattet in Abhängigkeit von der Grösse der aufgetragenen Fläche eine variable und flexible Dosierung und vermeidet durch den nicht erforderlichen Einsatz von Penetrationsbeschleunigern Haut- irritationen.

●Die skrotale Applikation hat den Vorteil, dass aufgrund der hervorra- genden Resorptionseigenschaften der Skrotalhaut nur zirka 1 g Gel täglich aufgetragen werden muss, um normogonadale Testosteron- werte zu erreichen. Gleichzeitig ist mit der Applikation eine Hoden- massage verbunden, die wiederum die endogene Hormonproduktion stimuliert, sodass ein additiver Effekt erzielt wird.

●Während bei der dermalen Anwen- dung von Testosteron-Gel der Patient darauf hinzuweisen ist, mit dem Gel behandelte Hautregionen zum Bei- spiel durch ein T-Shirt abzudecken, um Kontaminationen von anders- geschlechtlichen Personen oder Kin- dern zu vermeiden, sind derartige Vorsichtsmassnahmen bei skrotaler Applikation nicht erforderlich, so- dass sich aus unserer Sicht diese Ap- plikationsform als optimal erweist.

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