ZeUschr. d. Ü.M. Ges. XXW. Bi. ^.481.
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Facsimile der Inschrift von Parahyba.
481
Notizen und Correspondenzen.
Die sogenannte Inschrift Ton Parahyba.
Von Konst. Schlottmann.
(Hierzu eine lithograph. Tafel.)
Ich habe diesen angeblichen Fnnd bereits in der Jenaer Lite¬
raturzeitung d. J. Nr. 30 (Art. 435) besprochen. Meine Quelle war
ein Artikel von dem Direetor des National-Museums in Rio de
Janeiro,' Ladislm Netto, veröffentlicht in dem dort erscheinenden illustrirten Journal „0 novo mondo", nebst kritischen Bemerkungen des Redacteurs. Letzterer spielt dabei die Rolle des vorsichtigen
Skeptikers , was ihn freilich nicht hindert, seinerseits Mäbrchen
und Mythen für zweifellose Thatsachen zu nehmen. Er stellt näm¬
lich die angebliche Fälschung der Moabitischen Alterthümer als
warnendes Exempel hin. Die völlig grundlosen Beschuldigungen gegen
den ehrenwerthen Charakter des Herrn Shapira, welche der, der
sie znerst erhob, öffentlich zurücknahm (s. Z. D. M. G. XXVI, 413)
und welche auch Mr. Oanneau ausdrücklich zurückwies, bringt er
als wohlbegründet vor das brasilianische Publicum. Er behauptet,
der „Judeu de Jerusulem convertido nominalmente ao christia-
nismo" habe mit verschiednen Helfershelfern die sämmtlicben Thon¬
sachen fabricirt und ihnen mit Schwefel (! enxofre, was er an Stelle des Gannean'schen Salpeter setzt) ein alterthümliches Ansehen gegeben.
Noch mehr: die zu ihm gedrungene Fama hat an Stelle der Preussi¬
schen Regierung das Britische Museum gesetzt. Dies hat ihm zu¬
folge für 1000 Pfund die gefälschten Scharteken erstanden, aber
zwei berühmte deutsche Archäologen {do'us afamados archeologos
allemanos) sind für dasselbe die Käufer gewesen.
So verworren und verfehlt dies angebrachte „Haec fabula do¬
cet" ist, so scheinen seine Bemerkungen über die fehlende äussere
Beglaubigung des Fundes von Parahyba doch sehr berechtigt zu
sein. Iu Betreff' des Näheren verweise ich auf meinen Artikel in
der Jenaer Literaturzeitung. Soviel steht fest, dass der angebhch
auf dem Gute eines Signer Costa in Parahyba gefundene Phönizi¬
sche Stein bis jetzt nicht nachgewiesen ist und dass dem Veröffent-
482 Notizen und Coi-regpondenzen.
licher nur die iu dem Nationalmuseum zu Rio de Janeiro nieder¬
gelegte Copie zu Gehote gestanden hat. Ob das Original wirklich
existire, hat er binnen Jahresfrist nicht zu ermitteln vermocht, und
so ist eiullich seine eigene anfängliche Zuversicht der Aechtheit in
etwas schwankend geworden. Dies ist um so auffälliger gegenüber
der Begeisterung, mit welcher er lediglich der gefundenen Inschrift
zu Liebe sich auf das Studium des Phünizischen warf — mit einer
Energie, die er in Betreff der Untersuchung der Thatsache des
Fundes uicht bewiesen zu haben scheint.
Jene Copie haben wir hiebei lithographisch abbilden lassen,
um den Sachverständigen das eigne Urtheil zu ermöglichen. Viel¬
leicht interessirt es manchen Leser zu erfahren, dass auf demselben
Blatte des novo mondo eine Scene aus Wagner's Tannhäuser ab¬
gebildet ist zur lUustrirung der Mnsik der Zukunft, von welcher
das vielseitige Blatt einige Kunde zu geben versucht.
Herrühren soll die Copie von dem Sohne des Signer Costa,
der etwas zu zeichnen verstehe. Auf eine von eiuem Original ge¬
nommene Abschrift scheint in der That die Ungleichheit der Zeilen
hinzudeuten (wie sie bei solchen Nachbildungen herauszukommen
pflegt, wenn man die Zwischenräume der Buchstaben nicht genau
dem Original gleich macht), während die ungefähre Gleichheit der
Buchstabenzahl in den einzelnen Zeilen der auf dem Original vor¬
auszusetzenden normalen Gleichheit derselben wobl entsprechen
würde. Ein Stümper im Zeichnen müsste aber der Nachbildner
keineswegs 'gewesen sein. Die Schrift verräth eine feste den ur¬
sprünglichen Charakter getreu wiedergebende Hand. Man vgl. damit
z. B. des trefflichen Pocock cyprische Inschriften auch da wo die
besseren Swinton'schen Copien zeigen, dass das Original wohl er¬
halten war. Letzteres müsste auch bei der Inschrift von Parahyba
iu hohem Masse der Fall gewesen sein.
Nehmen wir, was bei der mangelnden äusseren Beglaubigung
nahe liegt, eine Fälschung an, so ist ihr Urheber ein gründlicher
Kenner der Phönizischen Schrift und ein eminentes epigraphisches
Talent. Denn die Züge sind nicht nur iiji Allgemeinen gut Phö¬
nizisch, sondern auch speciell Sidoniscb. Der Typus ist wesentlich
der, welchen wir in der Inschrift Escbmunazar's finden. Man ver¬
gleiche insbesondre das ü3, welches Graf VogüS mit Recht als vor¬
zugsweise charakteristisch bezeichnet hat. Es ist hier wie dort
nicht mehr das archaistisch gezackte, aber es hat noch nicht den
später zugefügten Strich an der rechten Seite. Dabei sind die
Buchstaben durchaus nicht etwa denen der Sidonischen Königs¬
inschrift sklavisch nachgeahmt, sondern in eigenthümlicher Weise
ausgebildet. Das t und das ' tragen ein älteres Gepräge. Und
das stimmt dazu, dass die Inschrift ihrem Inhalt nach ein Jahr¬
hundert früher zu setzen wäre als die des Eschmunazar.
Es ist schwer anzunehmen, dass ein derartiger Kenner in
irgend einem Winkel Brasiliens verborgen wäre. Auch in Europa
3 •
Notizen und Correspondenzen. 483
und Nordamerika siud seinesgleichen nicht zu häufig. Uud dass
grade einer von ihnen einen Anlass gefunden hätte , sich einen
Spass zu machen, indem er den Visconde de Supercahy, Mitglied
des brasilianischen Staatsraths, und durch ihn die historische Ge¬
sellschaft in Rio de Janeiro sammt dem würdigen Signor Netto
düpirte — das ist eine Annahme, zn der man sich auch nicht
leicht entschliessen wird.
Wenn man daher trotz der mangelnden äusseren Bezeugung
geneigt sein könnte, vom Standpunkte der rein paläographischen
Betrachtung aus die Inschrift für ächt zu halten, so stellt sich dem
wiederum in sachlicher und sprachlicher Hinsicht manches Anff'älligc
entgegen, obgleich man auch nach dieser Seite hin dem zu vermu-
thenden Urheber der Fälschung ein ungewöhnliches Geschick nicht
wird absprechen können.
Ich lasse, um dies zu zeigen, die hebräische Transscription
des Te.xtes nebst Uebersetzung lolgen und füge dann einige Bemer¬
kungen hinzu. Diese halte ich, mit einigen Zusätzen, im Wesent¬
lichen aus dem Artikel der Jenaischen L. Z. hier zu wiederholen
für erforderlich. Dort habe ich auch Netto's Portugiesische Ueber¬
setzung abdrucken lassen, die ihm unter den Umständen, unter
denen er sie versuchte, alle Ehre macht, ob er gleich keine Zeile
ganz richtig verstanden und den Sinn in manchen Fällen gar selt¬
sam verkannt hat.
Transscription der Inschrift:
-sben incT nipn nrnsn ^Si^ :5 N;nj 1
DiT-S? 'bhna nffl:i ein y'^'* npni t in *bN n: 2
•^aS «raba oinb niiay"! nyian r:iBa : nr-iibyi 3
niiijy n'^rx oy yo;5i qo D-a iaa pity« -jbriii 4
biaiT Dn: y-s» laao OSffl oro : ^tn^ D^a n^nsi 5
im 05\ö ühii «nan tn n:t<:i byai^« 6
iat* nifflyn?: ■'d:n «n nin 'Na tsc: niaböi nva 7
: Nrjn' niT'byi OJvby N'nban 8
Tv T :
Uebersetzung :
1. Wir Söhne Kanaans aus Sidon der Stadt, Schiffsvolk und
Händler, wurden geworfen
2. an diese ferne Insel, ein Land der Berge, und wir setzten
(weihten) sie als Eigenthum der Götter
3. und Göttinnen. Im neunzehnten Jahre des Hiram, unseres
Königs, des Führers —
4. da gingen wir von Eziongeher aus auf das Schilfmeer und
wir brachen auf mit zehn Schiffen
5. und wir waren auf dem Meere mit einander. Zwei Jahre
umfuhren wir das heisse Land (Africa); dann wurden wir
getrennt
6. von Jerubbaal und wir betrauerten unsere Gefährten und
wir kamen hieher, zwölf
484 Notizen und Correspondenzen.
7. Männer und drei Frauen, auf eine Insel des Waldes, wel¬
che ich, Methuastart der Führer,
8. weihete als Eigenthum der Götter und Göttinnen. Sie seien
uns gnädig!
Obige Transscription halte ich für vollkommen sicher, obgleich,
wie in vielen Phönizischen Inschriften t und 1, und ausserdem b
und 2 schlecht zu unterscheiden sind. Graphisch ist insbesondre
in Z. 3 der 7. Buchstabe von hinten unverkennbar ein Nun. Aber
nach der Parallele in Z. 8 (s. unten) ist sicher bana, nicht -jana
zu lesen. Im Fall der Aechtheit wäre die Verwechselung wahr¬
scheinlich dem Abschreiber zur Last zu legen.
Den in Z. 3 genannten König Hiram hielt Netto anfänglich
für den Zeitgenossen Salomo's. Hernach erkannte er aber richtig,
dass es nur Hiram II. sein könne, welchem die Umschiffung Afrikas
unter Necho vorangegangen war. Er hätte hinzufügen können, dass
dazn auch das in der Inschrift erwähnte 19. Jahr passt, denn jener
regierte von 551 —531 v. Chr. Die Abfahrt der Phönizier, die
wie später die Portugiesen unter Cabral bei der Umschiflfung Afrikas
nach Brasilien verschlagen wären, hätten wir demnach in's J. 533
oder 532 und die Landung jenseit des Oceans in's J. 531 oder 530
zu setzen. Dass die Sidonier den Hiram ihren König nennen,
würde sich daraus erklären, dass Tyrus, damals noch der Vorort
der „Söhne Kanaans" d. i. der Phönizier war und daher auch an
der Spitze des Unternehmens stand. Dies fand unter persischer
Oberhoheit statt, daher war Eziongeher der Ausgangspunkt, nicht
der in den Händen der feindlichen Aegypter befindliche Heropoli-
tanische Meerbusen.
Im Allgemeinen ist der Inhalt der Inschrift einfach und natür¬
lich , der vorausgesetzten Situation gemäss. Sehr auffällig ist
freilich, dass der Name des Führers der Verschlagenen, Methu¬
astart, den man zu Anfang erwarten sollte, erst in Z. 7 folgt, und
dass Jerubbaal, wie es scheint, der Führer der ganzen Expedition
(Z. 6), nicht als solcher irgendwie ausdrücklich bezeichnet wird.
Man könnte daher auf die Vermuthung kommen, dass vielmehr
Methuastart, der seinem Namen wie dem des Hiram das Epitheton
laijt beisetzt, der Oberstcommandirende war und Jerubbaal unter ihm
stand. Aber dazu passt nicht, dass 12 Männer und 3 Weiber,
wahrscheinlich doch in Einem Schiffe, verschlagen wurden, also
alle andern Schiffe unter Jerubbaal gestanden haben müssten. Den¬
noch wird man dies alles für sich noch nicht als entscheiden¬
den innern Beweisgrund für die Unächtbeit betrachten können,
eben so wenig als andres Einzelne, was man etwa bedenklich finden
möchte, wie z. B. die Bezeichnung der vermutheten Insel als „Land
der Berge". Sie kann dadurch als grosse bedeutende Insel, ähnlich wie z. B. Cypern, charakterisirt werden.
In der Jenaischen L.-Z. hob ich noch als unklar hervor, ob
der Denkstein etwa im Hinhiick auf die zu unternehmende Heim-
Notizen und Correspondenzen. 485
fahrt gesetzt wurde. Doch wäre wohl vielmehr anzunehmen, dass
man ihn gleich nach der Landung errichtete. Was auch bevor¬
stand , man weihte das unerwartet gefundene neue Land , wahr¬
scheinlich nach alter Sitte, den heimischen Göttern, die mit den
Colonisten in dasselbe einzogen. Man könnte vermuthen, dass der
unten zu erklärende schwierige Ausdruck für diese Weihung, die
eiuzige erhebliche crux philologica iu der sonst leicht lesbaren In¬
schrift , ein alter termiuus technicus war.
Freilich schliesst sich aber an eben diese Stelle — oder viel¬
mehr an diese beiden Stellen, da die Weihung zweimal in Z. 2
und Z. 8 ausgesprochen wird — der stärkste innere, sprachliche
Verdachtsgrund an. Die Götter und Göttinnen heissen dort nämlich,
und zwar an beiden Stellen mit verdächtiger scriptio plena , DiTibr
n;T'b3'i. So umschrieb man bekanntlich vom 16. Jahrh. an das
alonim valonath im Phönizischen Texte des Plautus. So noch
Gesenius. Erst die Auffindung der grossen Sidonischen Königs¬
inschrift zeigt, dass vielmehr rDbNT a:bN zu lesen sei. Für das
nivbsn nrvby scheinen also Gesenius' Monumenta die Quelle zu
sein. Allerdings ist grade dort nicht die verdächtige scriptio plena.
Und man könnte sich denken, dass die Weihung ausdrücklich an
die oberen Götter und Göttinnen, die superi superaeque geschah.
Indess bleibt bei einer äusserlich der Beglaubigung entbehrenden
Inschrift das nST^bST aiTibs' immer noch das stärkste innerliche
Anzeichen der Unächtbeit. Was weiter für und gegen dieselbe uns
sprachlich geltend gemacht werden zu können scheint, berühren wir
der Reihenfolge nach in den nachstehenden Bemerkungen.
Z. 1. N:n:. So ist zweifellos zu verbinden, nicht pN "jn:,
woraus Netto „errichtet ist der Stein" herausliest. Die aufiUllige
scr. plena kehrt in dem Suffix n;- Z. 3. 6 u. 8 wieder. Sonst
wäre sehr wohl möglich, dass das Phönizische in der Aussprache
dieser Formen, die in andern Inschriften nur defectiv geschrieben
vorkommen, mit dem Aramäischen das — nä gemeinsam hatte. Es
wäre darnach auch in Z. 5 das wie gewöhnlich ohne Vocaibuch¬
staben geschriebene ■] in pao — na auszusprechen. — D3"i:!£ kommt
im Plural als Name der Stadt auch auf einer Münze mit dem Epi¬
theton DN = metropolis vor {Ges. tab. 34 II). Die Lesung pS):
mpMn ist nicht wahrscheinlich. — "inbi yoT}- Netto hat gelesen
ino "jb'-"' grammatisch gewaltsam einfügt (cidade real d
commercio). Aber das : ist vollkommen deutlich und das n ist
durch die starke Wendung des untern Strichs nach rechts zu er¬
kennen. ' ■
Z. 2. npni T •^N. Dies Wort könnte Küstenland bedeuten.
Aber die Phönizier werden das Bergland von Parahyba für eine
grosse Insel gehalten haben. In dieser Bedeutung ist in (von
Inseltyrus gesagt) auch Jes. 23, 2 fem. nach der masorethischen
Punctation.
n:i'byi D:rbj' bana nar. Diese Worte müssen Einen Sin"
486 Nolizen und Correspoiulenzen.
haben mit denen, die in Z. 7. 8 sicher zusammenzufassen sind
nri^byn D:Tiby NTiban. Zn niaSi ist das vorher bezeichnete Land
als Object leicht zu ergänzen ; es folgt das sog. a essentiale ; ban
steht öfter von einem Ivandstrich, z. B. Zeph. 2, 5. 6; insbeson¬
dere von dem jemandem zugetheilten Jos. 17, 14; ] 9, 9 (vgl. Ps.
16, 6), von Israel als dem ban Gottes Deut. 32, 9. Davon ist
in Z. 8 ban als v. denom. gebildet, mit doppeltem Accus, con¬
struirt =r jemandem etwas als ban zutheilen oder weihen. N-'nban
wäre hebr. fTTiban : Schröder bemerkt (Phöniz. Sprache S. 157),
dass das im phönizischen bisher nicht nachweisbare Suifix „un¬
zweifelhaft" gelautet habe. Man wird zugeben, dass, wenn
gefälscht, diese einzigen beiden schwierigen Stellen der Inschrift
sehr fein ausgedacht sind.
Z. 3. n"nsyi nyujn nrü. Die Genera der Zahlwörter sind
hier und in Z. 4. 6. 7 gegen den sonstigen Hebräischen und bis¬
her bekannten Phönizischen Sprachgebrauch — ein erheblicher
Verdachtsgrund. Doch bietet auch das A. T. einige analoge Ab¬
weichungen von der Regel dar (Ewald L. B. § 207 c. 2).
ist nach der Art, wie es in Z. 7 wiederkehrt, als Bezeichnung des
Führers zu nehmen, wie in ü'l'Hn T'SN der „Vorsteher der Hirten", vgl. Ps. 68, 31. Z. 4 -pity (statt ir^iy) ist nicht unwahrschein¬
lich; es wird für sich als Eigenname in Sam. 23, 8 durch die
LXX l'jlaMvaiog für ■':!£?) vorausgesetzt, yp:: mit nicht assimi-
lirtem : wie im Hebr. 11t:' und ähnliche Formeu. yo: Nomaden¬
ausdruck, vom Ausreissen der Zeltpfiücke entlehnt, passt auch auf
das Lichten des Ankers; überdies wird es in übertragener Weise
vielfach gebraucht, z. B. vom Sturme Num. 11, 31.
5. -'rr:!. Das verbum substantivum ist phöniz. p ; aber als
solches steht hier rrn nicht, wie denn hier das entsprechende
arabische nicht anwendbar wäre. Es Iässt sich nicht be¬
haupten, dass rrn in jeder Bedeutung dem Phönizischen fremd
gewesen sei. an: Niphalform vou B'^n. Man sollte nan: er¬
warten, doch kommt pn« im A. T. verschiedene Male als masc.
vor. Gemeint ist .\frika. Das Facsimile gestattet auch cnb zu
lesen, an war, wie in der Bibel, auch bei den Phöniziern
Bezeichnung Aegyptens (vgl. Schröder in den Monatsberichten der
Berl. Akad. der Wiss. 1873 p. 140 f.). Aber das b passt da¬
bei nicht.
6. byai" hat man längst nach Rieht. 6, 32 als alten kana¬
anitischen Namen vermuthet (vgl. 'IsQoßaak 2 Sani. 11, 21 LXX).
Netto hat deu hier erforderten Sinn richtig erkannt. Er scheint
aber bya tj; gelesen, t = Seite, bya = Oberbefehlshaber ge¬
deutet zu haben, was sprachlich unmöglich ist. Eher köunte man
bei dieser Lesung an die Erklärung denken „wir wurden abge¬
sondert durch die Hand des Baal". Aber es müsste dann T-a
heissen. Auch könnte schwerlich das bna: absolute stehen, n.s
ist nur im Neupunischen Zeicben des Accus.; im Altphönizischen
Notizen und Correspondenzen. 487
findet es sich bis jetzt nur in der Schreibung n'i* — wieder ein
Verdachtsgrund. Inn ist ein ächt Phönizischer Ausdruck.
7. nin kommt als Name eines Waldes vor 1 Sam. 22, 5;
man hat es längst als identisch mit -ilh = Waldung betrachtet.
Diese Bedeutung ist uns hier wahrscheinlicher als die Combination
mit der W. im = verdorrtes Land, wozu lin Jer. 17, 6 zu
vergleicben wäre. 'S:« findet sich hinten plene geschrieben
auch auf einer der Phönizischen Inschriften des Aegyptischen Aby¬
dus. - nioynu. Hier fehlt das n nach dem ffi, was wohl auf
Rechnung der Abscbrift zu setzen wäre. Oder fände sich hier
eine Bestätigung für meine Ableituug des Namens in"ü5» von der
W. Iffly? (vgl. Z. D. M. G. XXIV 658 ff.). iai< s. oben. Das
infeliz bei Netto beruht auf einer sicher irrigen Lesung nati.
Der babylonische Codex in Petersburg.
Von Kabbiner Dr. Gelger.
Zweiter Artikel.
Herr Dr. Strack hat uns mit einem zweiten grösseren Specimen
seiner photolithographischen Ausgabe des in Pelersburg befindlichen
babylonischen Propheten-Codex beschenkt; es enthält
zwölf Seiten der Handschrift (3" bis ^^), Jes. 2, 9 (önb) bis c. 9
Ende (n'lDJ). Dieser verhältnissmässig grosse Abschnitt bietet
gerade sebr wenig Babylonisches. Zu ]nnE 3, 17 bemerkt unsere
kleine Massorah, die Madinchae läsen das Pe mit Pathach — was
Baer in seiner Ausgabe verschweigt —; in unserm Codex scheint
eine Correctur in Kamez vorgenommen und die Lesart der Ma'arbae
angenommen zu seiu. n^löJ' 6, 13 ist defect geschrieben, wie es
von den Mad. überliefert wird. Von ibnen kennen wir auch die
Vocalisation ta'ntti, zwei (Pinsker, Einl. S. 142), und dieselbe
finden wir hier drei Male in einem Verse 6, 2, während wir jedoch
7, 21 'nöl, nicht 'niaT , lesen. Auch n'TJ mit dem Dagesch im
Sain, wie hier 9, 9, ist bereits von Pinsker (a. a. 0. S. 17) be¬
zeugt nach Ezech. 40, 42. — Beachtenswerth ist noch, dass wir
hier die Aussprache des Ben Nafthali bsii^p zwei Male 8, 18
und 9, 7 finden, während dennoch an?';] zwei Male punctirt wird
5, 29 und 30. Natürlich fehlt es nicht'an den schon hinlänglich
bekannten Eigenthümlichkeiten dieses Punctationssyslems. So finden
wir das Chirek bei den Keblbuchstaben, das bei uns in Segol um¬
lautet, Segol für kurzes Pathach und Chatef-Pathach, wie umgekehrt Pathach für accentuirtes Segol, die Endung ni" rafe für unser n".,