Wissenschaftlicher Jahresbericht.
Von Dr. E. Rödlfcer.
(Ursprünglich für die Hcrlslversamnilung ISS* beslimml, dann bis zur Abgabe für den Druck ergänzl und fortgefiibrl. )
Naclidem mein Bericht über die Jahre 1851 und 1852 im
4. Hefte des Vlll. Bandes der Zeitschrift zum Druck gelangt, die
Sorge für 1853 aber, wegen meiner längeren Abwesenheit von
Hause, mir von Hrn. Dr. Arnold abgenommen worden *), soll ich
jetzt eine Uebersicbt der wissenschaftlichen Arbeiten vorlegen,
welche in unsrem Gebiet seit Anfang des Jahres 1854 zur Aus¬
führung gekommen sind. Ich werde alles vorführen, wovon icb bis
Ende des Monats October Notiz nebmen konnte, obwohl ich weiss,
dass ich aucb diesmal trotz möglichster Achtsamkeit nur einen sehr
unvollständigen und mangelhaften Bericht werde gehen können.
Zwar werden die Mittbeilungen orientalischer Werke und Abhand¬
lungen an unsre Bihliothek von Seiten der Verfasser oder der Ver¬
leger auch vom Auslande her immer häufiger und reichlicher; aber
noch ist diese dankenswerthe Freigebigkeit nicht ausreichend , um
alle Lücken zu decken und eine so umfassende Uebersicht der
orientalischen Litteratur, wie wir sie anstreben, möglich zu ma¬
chen. Lassen Sie sich also nachsichtsvoll an dem genügen, was
ich zu geben im Stande hin.
Ich beginne wieder mit Hinterasien. Dort tritt uns als ein
für die Zukunft des Handels- und Völkerverkehrs ohne Zweifel
folgenschweres Ereigniss die Eröffnung von zwei Häfen Japan's
für die Fremden entgegen, ein erfreuliches Resultat der bekannten
amerikanischen Expedition. Durch dieselbe wurden Schriften von
Fraissinet und Siebold veranlasst '), und wir Alle lasen wohl in
der Augsburger Allgem. Zeitung dieses Jahres die belehrenden
uud zugleich anmuthigen „ Wanderskizzen auf einer Fabrt von
New-Y*k nach Japan", gesammelt von W. Heine, der die Expe-
*) Dieser Beriebt wird nachträglich zum Abdrack kommen. D. Red.
1) Le Japon. Histoire et description. Rapports avec les Europeens. Ex¬
pedition americajne. Par M. Edouard Fraissinet. Paris 185*. 2 vols. 12.
Pr. 9 fr. — Urkundliche Darstellung der Bestrebungen von Niederland und Rnssland zur Eröffnung Japan's Tür die ScbiS'abst'.'iwd' den Seebandel aller Nationen, von Phil. Franz vou Siebold. Bonn 19S*.' 34 S. 4. Mit e, Karte.
Pr. 1
IX. Bd. 21
3221 Rüdiger , wissenschafllicher Jahrcsl)ericht.
dition begleitete. Ausser der k. k. Hof- und Staalsdruckerei zu
Wien besitzt jetzt aucb die Pariser kais. Druckerei japaniscbe
Typen (Kata kana), sie wurden von Hrn. Marceliin Legrand unter
der Aufsicht des Hrn. L6on de Rosny geschnitten und sollen sehr
schön seyn. Hr. L. dc Rosny lässt eine Introduction ä I'etude de
la langue japonaise drucken.
Die von China handelnden Bücher betreffen meistens den
bis in die Nähe von Peking vorgeschrittenen und in den südiicben
Provinzen, namentlicb vor Canton sich von neuem erhebenden
Aufstand, so jedocb dass einige derselben einen Abriss der Ge¬
schichte China's oder der dortigen cbristlichen Missionen damit
verbinden, oder auch wohl über die unter den Chinesen bestehen¬
den geheimen Gesellschaften sich verbreiten und über die Frage,
oh und in wie weit die letzteren und die Bekanntschaft mit christ¬
lichen Lehren an der Bewegung Theil haben. Das Buch von John
Kesson unter dem Titel „Tbe Cross and the Dragon" enthält eine
Geschichte der Missionen iu Auszügen aus den Lettres edifiantes
und Nachrichten über die geheimen Gesellschaften; letztere bält
der Vf. für die Anstifter des Aufstandes , leugnet aber jeden An¬
theil des Protestantismus daran'). Eine urkundliche Darstellung
der Entstehung und des Fortgangs der aufständischen Bewegung
giebt üiernalzki Von der französischen Schrift von Callery und
Yvan ist sowobl eine deutsche als eine englische üebersetzung
erschienen, letztere mit Hinzufügung der neuesten Nacbrichten »),
Dazu ein paar anonyme Schriften, die eine ') mit einer mageren
geschichtlichen Einleitung, die andere ganz dürftig, wenn nuch
phrasenreich ^) , ein gut geschriebener Artikel im Quarterly Re¬
view über die Religion der chinesischen Rebellen '), und ein
2) The Cross and Ihe Dragon ; or, Ihe Fortunes of Christianity in China : wilh Notices of the Christian Missions and Missionaries, and some Account of the Chinese Secret Societies. By John Kesson, Lond. 1854. 8. Vgl. The Athenaeum. 1854. Febr. S. 180.
3) Die gcgenwiirtige politisch-religiöse Bewegung In China. Dargestellt von Dr. K, L. Biernntzki, Berlin 1854. 8.
4) Der Aufstand in China von seiner Entstehung bis zur Einnahme von Nanking. Aus dein Franz. des Callery und Yvan von Reinhard Otto. .Mit e.
topogr. Karte u. Bildniss des Thronprälendenten. Braunschweig 1854. 12.
Pr. n. 1 ^ History of the Insurrection in China, with Notices of the Chri.st'ianity , Creed and Proclamations of the Insurgents. By M. M. Callery and Yvan. Transl. from the French, with a Supplementary Accoi»t of the most recent events by John Oxenford. Witb a map. 3. cd. enlarged. Lond.
1854. 351 S. 8.
5) A History of China to the Present Time, ineluding an Account of the Rise and Progress of the Present Religious Insurrection in that Empire. Lond.
1854. 8. Pr. 6 s. Vgl. Athenaeum 1854. Febr. S. 180.
6) Christianity in China; the History of Christian Missions, and of the present Insurrection. Lond. 1854. 8. Vgl. Athenaeum. 1854, Febr. S. 245.
7) Religion of the Chinese Rebels ; in The Quarterly Review. No. 187.
Lond. 1854. Art. V. Deutsch im Ausland 1854. Nr. 11.
Rödiger, wissenschaftlicher Jahresbericht. 323
kleines Buch von Georges Bell mit einem Reisehericht des Capt.
Moniforl »). Ausser aller Beziehung zu den neuesten Ereignissen
stehen die authentischen und lesenswertben Berichte über chinesi¬
sche Lebens- und Anschauungsweise von Le Vager »). Er war
erster Legationssecretär hei der französiscben Gesandtschuft nach
China unter Lagrene im J. 1844, und schöpfte seine Notizen aus
Unterhaltungen und Verkehr mit den cbinesiscben Abgesandten,
mit welchen er arbeitete. Die Reise des Capit. de ta Graviere
lasen wir zuerst stückweise in der Revue des deux mondes, und
hiernach ist sie in einem früheren Bericht schon erwähnt wor¬
den '"). Fortune's interessantes Reisewerk ist in zwei deutschen
Uebersetzungen erschienen Uuc hat ein Buch Uber Cbina als
Fortsetzung seiner tibetanischen Reise herausgegeben '^). End¬
lich ist auch der letzterschienene Band der Reise des Grafen
»on Görtz um die Welt zu nennen Die ersten beiden Bände
gehen uns nicbt an, der vorligende dritte aber führt uns nach
Canton, Macao, Singapor, Ceylon, Madras, Caleutta, über
Tscbandernagor nach Behrampur und Benares, durch die Ebene
von Bengalen und Buhär, nacb Allahabad, Agra, Delhi, Bombay,
und über Aden, Sues, Kairo und Alexandria nacb Triest.
Auf den indischen Archipelagus bezieben sicb ausser
dem ehen genannten und Graviere's Werke noch Bücber von IF.
Knighton '■*) uqd van den Hart deren ersteres zwar untcrhal-
8) Voyage en Chine du capitaine Moniforl , avec un appendice historique
«ur les derniers eveneinents , par Georges Bell. Paris 1854. 18rao. Pr.
3 fr. 50 c.
9) Une ambassade fraiifaise en Chine, journal de voyage, par Theophile de Ferriere Le Vager. Paris 1854. 8.
10) Voyage en Chine el dans les mers et archipels de cet empire pen¬
dant les annees 1847 —18,50; par Jurien de In Graviere, capitaine, com¬
mandant de la corvette la Bayonnaise expediee par le gouvernement franfais dans ces parages. Avec une carte. 2 vols. Paris 1854. gr. 12. Pr. 7 fr.
Vgl. Ztschr. d. D. M. G. Bd. VIII, S. 648.
11) Dreijährige Wanderungen in den Nordprovinzen von China, von
Robert Fortune. Nach d. 2. Aufl. a. d. Engl, übers, von Dr. E. A. W. Himlg.
Göttingen 1853. 8. Pr. 1 ^ 10 — Roh. Fortune's Wanderungen in Cbina
während der Jahre 1843 —1845, nebst dessen Reisen in die Theegegenden China's und Indien's 1848—1851. Au.s d. Engl, übers^ von Dr. J. TA. Zenker.
Mit 13 Kpir. u. Karten. Leipz. 1854. gr. 8. Pr. 2 ti nff.
12) L'empire chinois, faisant snite ä l'ouvrage intitule: Souvenirs d'un voyage dans la Tartaric et le Thibet; par M. Buc. Paris 1854. 2 vols. 8.
Pr. 15 fr. (Engl. Uebers.: The Chinese Empire etc. Lond. 1854. 2 vols. 8.) 13) Reise um die Well in den Jahren 1844 — 1847. Von Carl Grafen von Görtz. 3. Bd. Reise in China, Java, Indien und Heimkehr. Sluttgart u.
Tübingen 1854. 8.
14) Forest Life in Ceylon. By W. Knighton. Lond. 3. ed. 1854. 2 vols.
8. Vgl. Athen. 1854. Jan. S. 16.
15) Reize rondom bet eiland Celebes en naar eenige der Moluksche eilanden , gedaan in den jare 1850, door C. van den Hart. Met Platen en
o 9 . 21 ♦
324 Rödiger, tcissenschafllicher Jahresbericht.
tend, nber aucb oft pbantastiscb - poetisch und übertreibend ist.
Nichts Besseres wird man von Gersläcker's Reisen erwarten, deren
5. Band von Java handelt '«). Dem unähnlich sind die unterrich¬
tenden Briefe von S. Friedmann über Borneo und über die Chine¬
sen im indischen Archipel ■'). Nur von Jagd, besonders Ele-
phantenjagd, spricht der kühne Jäger Baker "*). Fast nur für
Jäger ist auch das Buch Marliham's über Jagderfolge und Jagd¬
abenteuer in den Himalaya-Bergen; doch fehlt es darin nicht ganz
an Bemerkungen, die neben und über eines \yaidmanns Ziel hin¬
ausgehen Nncliträglicb sah ich noch einen Artikel der Bi¬
bliotbeca sacra (1854, Jul. S. 470—489) iiber die Casten-Unter-
schiede auf der Insel Ceylon, von den Missionaren Meigs , Poor
und Holland gemeinschaftlich gearbeitet. .Sie weisen nach, wie
jene Unterschiede fast nur noch äussere Merkzeichen hahen, wie
sie sicb von den ursprünglichen Normen weit entfernt haben und
noch immer weiter entfernen.
Sonst bat die zu Indien gehörige Litteratur dieses Jabres
nicbt wenige wissenschaftlich bedeutende Werke aufzuweisen. Ich
nenne vou diesen zuerst die „Himalayan Journals" des Dr. Uooker,
ein reichhaltiges uod dabei prachtvolles Werk, durch welches
unsre Kenntniss der gesammten Himalaya-Gebirge nach allen Sei¬
ten bin und vorzüglieii in naturwisseoscbuftiicher Beziehung ausser¬
ordentlich gefördert und erweitert wird '"). Wie Alexander vou
Humboldt viel zur Anregung der Hooker'schen Untersuchungen
gethan, so sind auf seine Empfehlung so eben die Gebrüder
Schlaginliceia von Sr. Maj. dem König von Preussen und der Ost¬
indiscben Compagnie zu einer neuen wissenschaftlichen Expedition
nach Indien und dem Himalaya ausgerüstet worden. Reichliche
und sorgfältige Beobachtungen über Lndak, jenes Hochland im
N. 0. von Kaschmir, wo die Quellen des Indus sprudeln, sam¬
melte Major Cunningham =■). Die Indus-Quellen setzt der Vf. auf
den S. W.-Abhang des Kailas-Gebirgs. Um die Geologie Indiens
Haarten. Uitgegeven van het Kon. Instituut voor de Taal- Land- en Volken¬
kunde van Neerlandseh IndiS. Te's Gravenhage 1854. 8. Pr. 3 Fl. 90 c.
16) Reisen vun F. Gerstäcker. Bd. V. Stuttg. u. Tübingen 1854. 8.
17) Alisland 1854. Nr. 6 Cf.
18) The Rille and tbe Hound in Ceylon. By S. W. Baker. Lond. 1854. 8.
19) Shooting in the Himalayas. A Journal of Sporting Adventures and
Travels in Cbinese Tartary, Ladac, Thibet. Cashmere ete. By Col. P.
lUarkham. Lond. 1854. gr. 8. m. Illustr. Pr. 2! s. Vgl. Athen. 1854.
Mdrz. S. 303.
20) Himalayan Journals; or. Notes of an Oriental Naturalist in Bengal, Ihe Sikbim and Nepal Himalayas, the Khasia Mountains, etc. By Dr. J. D.
Uooker. Lond. 1854. 2 vols. 8. mit Abbildungen u. Karten. Pr. 36 s.
21) Ladak, Physical, Statistical, and Historical; wilh Notices of tbo Surrounding Countries. By A. Cunningham. London 1854. 8. Vgl. Alben.
1854. Apr. S. 397 f.
Rödiger, wissenschafllicher Jahresberichl. 325
hat sich Carler verdient gemacht '■), wie er früher die geologi¬
schen Verhältnisse der SUdküste Arabiens beschrieben,
Geschichte und Alterthümer Indiens haben mehrfache Be¬
rücksichtigung gefunden, Ueber den Buddhismus schrieb Nhe
eine Abbandlung 2'). Von Prof. tVassiljew in Kasan sind meh¬
rere Arbeiten in Aussiebt gestellt, die sich auf den Buddbismus
beziehen. Kr bat namentlich eine Uebersetzung der indischen
Reise Hiouen-Thsang's begonnen, zunäcbst aber denkt er das im
Tandjur enthaltene für die buddhistische Terminologie reiche Be¬
lehrung bietende Wörterbuch Mahävjutpatti herauszugeben. Die
Höhlen von Kulvi in Malwa beschrieb E. Impey ''"). Inschriften
aus den Felsenhöhlen von Karlen, J'unir und einigen andren Orten,
von welchen Lieut. Urell Abdrücke genommen hatte, sind abge¬
bildet, in Devanagari umgeschrieben. Ubersetzt und beanmerkt von
J. Slevenson Von Alterthümern iu Sindh handelte Frere '^).
Die Topen zu Bhilsa, deren einer im J. 1853 geöffnet wurde,
beschreibt sehr speciell Alex. Cunningham und fügt dieser Be¬
schreibung eine historische Skizze des Buddbismus bei ^^). Benfey
sucht die auf den induskythischen Münzen uns begegnenden Götter¬
namen, wie APJOXPÖY, (A)PJHQPOY, OPJaFNO, MA-
NAOBAFO, ONIP, aus dem Iranischen zu erklären ^s). Hi¬
storische Lieder und Sagen des Penj'äb hat Abboll gesammelt,
um sie für die Geschichte des Landes auszubeuten: gewiss eine
gut gewählte Aufgabe, deren geschickte Lösung erwünschte Re¬
sultate geben kann. Bis jetzt sind uns davon nur zwei Artikel
zu Gesiebt gekommen , deren erster einleitender Art ist und sich
in Vermuthungen ergeht Uher Abkunft und historischen Zusammen¬
hang der Volksstämme des Landes, wie u. n. der Gukkur, in
welchen der Vf. Griecben erkennen will ; der zweite bietet uns
die Bearbeitung einer dieser Sagen in englischen Versen mit bei-
22) Summary of the Geology of India, between the Ganges, the Indus, and Cape Comorin. By H. J. Carter : im Journ. of the Bombay Branch of Ihe R. As. Soc. 1854. Jan. S. 17S— 335, mit Karle und einem geolog. Aufriss.
23) Le Boudbisme, son fondateur et ses ecritures, par Felix Nive. Par.
1854. 8.
24) Journal of the Bombay Branch uf the R. Asiatic Socie| 1854 Jan.
S. 336 — 349.
25) Ebend. S. 151—178. Einige andere Inschriften sind bekannt gemacht im Journ. of the As. Soc. of Bengal 1854. No. 1. S. 57—59.
26) Descriptive Notices of Antiquities in Scinde. Communicated hy H. B. E. Frere: im Journ. of tbe Bombay Branch of the R. As. Soc, 1854.
Jan. S. 349—362.
27) Tbe Bhilsa Topes; or, Buddhist Monuments of Central India: com¬
prising a Brief Historical Sketch of tbe Rise , Progress , and Decline of
Buddhism. By Alex. Cumiingham. Lond. 1854. 8. m. Illustr. Pr. ,30 c
Vgl, Athen. 1854. Febr. S. 208 IT.
28) Zeitschrift der D. M. G. Bd. VIII, S. 450—467.
326 Rödiger , tvissensehaftlicher Jahresbericht.
gefuglen lehrreichen Erläuterungen Die Zeit des Baher und
des Humäyün ist von W. Erskine gut geschildert J"); dieselbe
Periode, dann weiter Akbar und seine Nachfolger behandeln meh¬
rere Artikel der Revue des deux mondes Auch erschien noch
ein Werk über den afghanischen Krieg. Der Vf. desselben, Sir
William Kott, commandirfe die sogenannte Armee von Kandahar,
seine Aufzeichnungen enthalten viele umsichtige Urtheile und man¬
che neue Aufklärungen über die damaligen Ereignisse »s). dj^
Eroberung vou Sindb betreffen zwei Schriften; die eine von Lieut.
James bringt viele Detail» zur Gescbichte dieses Krieges, z. B.
der Belagerung von Multan '^), die andere von Capt. Bumbley
bietet uns ausser personlichen Erinnerungen auch einsichtige Ur¬
theile und Beobachtungen über Land, Volk und Sitte, wenn auch
daneben mancbe überflüssige Abschweifungen ^Die Herausgabe
der Papiere von Henry Godwin bezweckt mebr eine persönliche
Ehrenrettung dieses Generals, der an dem letzten birmanischen
Kriege Theil nahm und im englischen Publicum viel Tadel er¬
fuhr 3 5).
Nun zur Veda- uud Sanskrit-Litteratur! Den ersten Platz
verdient hier wohl der kürzlich an's Licht getretene zweite Band
von Müllers Rig-Veda ">). Der Text ist nach denselben Hand¬
schriften und nach gleichen Grundsätzen bearbeitet wie im ersten
Bande. Was den Commentar betrifft, in dessen kritischer Be¬
handlung der Herausgeber sich nicht bat irre machen lassen, so
konnten beim ersten Aschtaka die Hss. nach den drei Familien fast
durchgängig bestimmt werden; vom zweiten Aschtaka an sind die
29) On the Ballads and Legends of the Punjab, by Major J. Abbot:
im Journ. of the As. Soe. of Bengal 1854. No. 1. S. 59 — 91, und: Rifaci- mento of the Legend of Russaloo : ebend. No. 2. S. 123 — 163.
30) A History of India under the Two First Sovereigns of tbe House of Taimur, Baber aud Humayun. By Willinm Erskine. Lond. 1854. 2 vols. 8.
Pr. 32 s. Vgl. The Alben. 1854. Jun. S. 771 f.
31) La sociele el les gouvernemens de 1' Hindouslan au XVIe el au XlXe siecle. Par A. D, B, de Janciyny: in Revue des deux mondes 1 Dec.
1853 u. If. Numern.
.32) Memoirs and Correspondence of Major-General Sir Willinm Tiotl.
Edited by J. H. Slocqueler. Lond. 1854. 2 vols. 8. Pr. 28 s. Vgl. Alben.
1854, Mai. S. 547 f.
33) A Volunteer's Scramble through Scinde, the Punjab, Hindostan, and the Himalayab Mountains. By Lieul. Hugo James. Lond. 1854. 2 vols.
8. Pr. 18 s.
34) Journal of a Cavalry Officer; including the memorable Sikh Cam¬
paign of 1845—6. By Capt. W. W. W. Humblcy. Lond. 1854. 8.
35) Burmah: Letters and Papers written in 1852—53. By Major-Geuerai Henri/ Godwin. Lond. 1854. 8.
36) Rig-Veda-Sanbila, the sacred Hymns of the Brahmans; together wilh the Commentary of Sayanacharya. Ediled by Max Müller. Vol. II. Published under the patronage of the Honourable the East-India Company. London 1854. gr. 4.
Rödiger, voitsentchaftiicher Jahresberichl. 327
Hss. Diangelliafter, daher hier bo strenge Anordnung nicht thun-r
lieh war. Die Vorrede bespricht dieses Verbältniss und giebt
ausserdem die Varietas lectionis zu Ascht. 2 und 3. Hr, Rieu
besorgte die schwierige Correctur, Hiernächst erwähne ich die
gelehrte Abhandlung von Dr. Rolh über die Todtenbestattung im
indischen Alterthum ^''). Der Vf. übersetzt und erläutert das bei
dem Bestattungsritual benutzte Veda-Lied (Rigv. X, 18) nach sei¬
nem ursprünglichen Sinne und contrastirt denselben mit der spä¬
tern Auffassung, wie sie im Ritual hervortritt. Bädaräyana*«
Aphorismen der Vedanta-Lehre mit dem Commentar des Sankara
Äcärya und einer Glosse dazu hat Röer in Nr. 64 der Bibliotheca
Indica herauszugeben angefangen ^'). Eine französische Ueber¬
setzung des Rämäyana — ich weiss nicht zu sagen, ob aus dem
Original — ist von Hippolyle Fauche begonnen '"), während die
von Gorresio bis zum dritten Bande (T. Vlll. des ganzen Werks,
Paris 1854) vorgeschritten ist. Eine scböne Ausgabe der Sakun¬
talä mit wörtlicher englischer Uebersetzung aller metrischen Par¬
tien und mit kritischen und erklärenden Anmerkungen gah Monier
Williams *"), Derselbe lässt eine freiere Uebersetzung des ganzen
Drama in prachtvoller Ausstattung drucken. Zur indischen Lit¬
teraturgescbichte erhielten wir werthvolle Beiträge von Broek¬
haus"') und von Weber *'); Rost gab Nachträge zu Gildemei-
ster's Bibliotheca sanscrita *^).
Das Sanskrit-Wörterbuch von Böhllingk und Rolh schreitet
langsamen, aber sicheren .Schrittes vorwärts, das laufende Jahr
4irachte uns bereits die vierte Lieferung, Benfey's Handbuch der
Sanskrit-Sprache ist mit dem Erscheinen des Glossars zur Chre¬
stomathie beendigt **). Derselhe lieferte den ersten Artikel einer
37) Zeilschr. d. D. M. G. Bd. VIII, S. 467-475.
38) The Aphorisms of the Vedänta , by Bädaräyana , wilh the Commen¬
tary of Sanliara A'chärya and the Gloss of Govinda Ananda. Ed. by Dr. E.
Röer. Fase. 1, Calc. 1854. 8.
39) Ramayana , poöme Sanscrit de Valmiki , mis en franjais par Hippo¬
lyte Fauche. T. I. Paris 1854. 18mo. Pr. 10 Fr,
40) Sakunlala, or, Sakunlalä recognized by the Ring; a Sanskril Drama in seven acts by Kälidäsa. The Devanägari Recension of the Te.xt, now for the first lime edited in England; with literal English Translations of all the Me¬
trical Passages, Schemes of the Metres, and Notes, critical and explanatory.
By Monier Williams. Hertford 1854, gr. 8.
41) Ueber Somadeva's Bearbeiiung der Vetäla -pancavinfali, von Prof.
Brocltbaus: in den Qericblen der k. sächs. Ges. d. Wiss- zu Leipz. Philol. - hist. Cl. 1854. y.
42) Die VäsavadaltÄ des Subandhu, von Dr. A. Weber: in Zeitschr. d.
D. M. G. Bd. VIII. S. 530 a,
43) Zeilschr. d. D. M. G. Bd. VIII, S. 604—608.
44) Handbuch der Sanskritsprache. Zum Gebraucb für Vorlesungen und zum Selbststudium. Von Theodor Benfeg 2. Ablb. : Chrestomalbie. 2. Tbeil.
Leipzig 1854. gr. 8. — Besonderer 'hlel : Chrestomathie aus Sanskrilwerken u. 8. w. 2. Tb. : Glossar.
Rödiger, wissenschafllicher Jahresbericht.
Skizze des Organismus der indogermanischen Sprachen, worin er
vorerst io möglichst populärer Weise von der Analyse der Wörter
handelt «M. Eben kommt mir nocb Bopp's vergleichendes Accen-
tuationssystem zu, ein Werk, das von dem Scharfblick und der
Klarheit des Meisters abermals Zeugniss giebt und namentlich der
griechischen Wortbetonung vielfach neues Licht zuführt, während
auch andere Partien der vergleichenden Grammatik, besonders in
den Anmerkungen, die ein ganzes Drittheil des Buches einneh¬
men, einer neuen üntersuchung unterworfen werden in
Sprachvergleichungen ergeht sicb auch ein Schulprogramm von
Zehetmayr über die Verbalbedeutung der Zahlwörter, abfer diese
Vergleichungen sind oft zu stürmisch, zumal wo sie darauf aus¬
gehen, Sanskrit-Stämme aus dem Semitischen zu deduciren
Bessere ümsicht und Schule bekundet eine etymologische Special¬
untersuchung von Wolfarl Einen weiten üeberblick der Ge-
sammtresultate vergleichender Sprachforschung und eine philoso¬
phische Verwendung derselben in Verbindung mit den altertbüm¬
lichen und urcbristlichen Religionshegriffen für Ergründung der
ürgeschichte der Menschheit bietet ein neues ebenso geistreiches
als gelehrtes Werk Bunsen's dar "''). Es bildet eine der drei
Abtbeilungen der 2. Ausgabe des „Hippolytus" unter dem neuen
Titel „Cbristianity and Mankind", und ist, auch abgesehn von den philosophisch-theologischen Partien, voll von kräftigen Zusammen¬
fassungen und ordnenden Uebersicbten, meist vom Verfasser selbst,
z. B. die Geschichte der Philosophie der Sprache von Leibnitz
bis auf W. von Humboldt (I, 39—60), die Uebersicht der semiti^
sehen Sprachen, worunter aber auch das Aegyptische und die
Idiome der babylonischen und assyrischen Keilinschriften mitbe¬
fasst werden (I, 172 — 262 j , und fast der ganze zweite Band,
worin die allgemeinsten Resultate der historischen Analyse der
Sprachen Asien's und Europa's, eine Phänomenologie der Sprache,
die Anwendung der gewonnenen Thatsachen und Theorien auf
das Problem von der Einheit des Menschengeschlechts , eine
„ Philosophy of Religion", u. a. , anderntbeils von zugezogenen
Gelebrten , wie die Uebersicbt der Resultate der persischen und
45) Allgem. Monatsschrift für Wiss. n. Litt. 1854. Jan. S. 9—42.
46) Vergleichendes Aecentuationssystem nehst einer gedrängten Darstel¬
lung der grammatischen L'ebereinstimmungen des Sanskrit und Griechischen
von Frmiz Bopp. Berlin 1854. 8. Pr. 2
47) Verbal-Bedeutung der Zahlwörter, als Beitrag zur Beleuchtung des ursprünglichen Verhältnisses der indogermanischen Sprachen zum semitischen Spraebstamm, in einem Scbulprogramme versuchl von S. Zehetmayr. Leipzig 1854. 33 S. 4. Pr. 16 ^.
48) (Jeher PA-TI, nO-j:i, PO-TL Eine linguistische Abhandlung
von Dr. J. F. Wolfart. Magdeburg 1854. 30 S. 4.
49) Outlines of the Philosophy of Universal History , applied to Language and Ueligion. By C. C. J. Bunsen. Lond. 1854. 2 vols. 8. Pr. t i. 13 s.
Rödiger, wissenschafllicher Jahresbericht. 329
Sanskrit-Studieo , desgleichen die Uebersicht der turanischen Spra¬
chen mit Einsehluss der tamuliscben und iibrigen nicht-arischen
Spracben Indiens, aucb der hinterindischen, malaiscben und cbi¬
nesiscben von Max Müller, der keltischen von Carl Meyer, der
germanischen und italischen von Aufrechl, und noch andere unten
zu erwähnende Aufsätze.
Für das Studium des Prakrit ist von Belang die Heraus¬
gabe von Vararuci's Grammatik durcb Cowell mit .Anmerkungen,
englischer Uebersetzung, Register und einer Einleitung '<>). In
die tamulische Litteratur führt uns Graul tiefer ein durcb
seine Bibliotheca tamulica, deren jetzt vorliegendem ersten Theile
noch eine weitere Folge von Bänden sich anreihen soll '). Da¬
neben lässt der Vf. in unsrer Zeitschrift eine Reihe von Artikeln
abdrucken und der noch zu erwartende dritte Tbeil seiner
„Reise nach Ostindien" (über Tb. 1 und 2 s. unten hei Palästina)
wird uns wohl erzählen, wie er im Tamil-Lande selbst das Ma¬
terial zu diesen gelebrten Arbeiten zusammenbrachte. Der nächste
Zweck des Unternehmens geht auf gründliche Vorbildung der dort¬
hin zu sendenden Missionare, doch hat dasselbe nicbt minder eine
wissenscbaftlicbe Bedeutung.
Eine Reise durch das nördliche Persien und die angren¬
zenden türkischen Provinzen beschreibt Charles Stuart^'), und
persisebe Landschaft und Sitte schildern auch die Skizzen von
Holmes ' *). Mordlmann's Arbeit über die Münzen mit Pehlewi-
Legenden konnte icb schon in meinem vorigen Bericht anfüh¬
ren ''*), seitdem hat Dorn wieder einige Nachweisungen über
solche .Münzen gegeben und Einzelnes anders bestimmt '^). Es
waren ibm kürzlich circa 1000 Münzen der Art durch die Hände
50) The Prakrita-Prakasa ; or, the Präkrit Grammar of Vararuchi, with tbe Commenlary (Manaromä) of Bhämaha. By Edward Byles Cowell. Hert¬
ford 1854. gr. 8. Vgl. Zeitscbr. Bd. VIII, S. 850 Ef.
51) Bibliotbeca tamulica sive opera praecipua Tamuliensium, edita, trans¬
lala, adnotationibus glossariisque instructa a C. Graul. T. I. Tria opera In¬
dorum pbilosophiam ortbodoxam exponentia, in sermonem germanicum trans- lata atque explicata. Lips. 1854. 8. Pr. 1 26 tyf. (Daneben ein deut¬
scber Titel : Tamulische Schriften zur Erläuterung des Vedanta-Systems u. s. w.) Vgl. Zeitscbr. Bd. Vlll, S. 858 £f.
52) Die tamulische Bibliothek der evangelisch-lutherischen Mi.tsionsanstalt zu Leipzig, von if. Graid. II. Widerlegung des buddhistischen Systems vom Standpunkte des Sivaismus: in Zeilschr. der D. M. G. Bd. VHI. S. 720—738.
(Fortsetzung von Bd. VII. S. 558 IT.)
53) Diary kept during a year's journeying and residence in Northern Persia and the Provinces of Turkey adjacent, to the Sonth-West of Russia.
By Lieut.-Col. Charles Stuart. Lond. 1854. 8.
54) Sketches on the Shores of tbe Caspian. By W. R. Holmes. Lond.
1854. 8. m. Illustr. Pr. 14 s.
55) Zeitschr. d. D. M. G. Bd. VIII. S. 670.
5fi) Bulletin histor.-phil. de I'acad. de St. Petersb. T. XII, Nr. 6.
Rüdiger, uiissenichafllicher Jahresberichl.
gegangen, wovon melirere neu oder sonst merkwürdig waren.
Jtleber das Gewicht der Sasaniden-Münien gab Mommsen eine kurze
Notiz »'), welche lehrt, dass die Sasaniden auch in diesem Punkte
da« eingedrungene Hellenische beseitigten nnd zum Alten zurück¬
kehrten. Auf dem Felde der altpersischen Sprachforschung ist
JMarlin Haag als fleissiger Mitarbeiter aufgetreten. Zu dem ersten Artikel seiner „Zendstudien" (Zeitschr. Bd, Vll. S. 314 ff.) ist
ein zweiter gekommen Ausserdem hat er eine gehaltreiche
Recension gescbrieben , die auch als Sonderdruck ersebienen
ist '*), wie auch eine Erklärung persischer Wörter des alten
Testaments <">). Wir haben von ihm demnächst eine Arbeit über
den Bundehesch zu erwarten. Was die neupersische Litteratur
betrifft, so hat Broekhaus eine scböne und correcte Ausgabe des
Hafis mit Südi's türkischem Commentar begonnen. Das kürzlich
erschienene erste Heft enthält die ersten 15 Lieder mit dem Com¬
mentar 6 1). Er giebt Südi*« Recension des Textes nach den Bu¬
laker Drucken und dazu die Varianten der Calcuttaer Ausgabe.
Der Text ist vollständig vocalisirt und auch mit einigen einfachen
Interpunctionszeicben versehen, welche Einrichtung der Heraus¬
geber in der Vorrede rechtfertigt. Der glänzend ausgestatteten
englischen Uebersetzung von Sadi's Gulistan lässt Eastwick eine
ebenso prachtvoll gedruckte Uebersetzung der Anwäri-Suhaili fol¬
gen. Rückerl'i „Bemerkungen zu Mohl's Ausgabe des Firdusi,
Band 1." (in der Zeitschr. Bd. VHI. S. 239—329, noch unvoll¬
endet) gehen zunächst auf eine kritische Sichtung des Textes,
welche aher hie und da auch allgemeinere sprachliche und metri¬
sche Beobachtungen veranlasst hat. Alexander Chodzko kündigte
ein „Repertoire du theatre persan" an, d, i. eine lithographirte
Ausgabe von 33 jener Heiligen- und Märtyrer-Legenden in dra¬
matischer Form, >-i)*-i genannt, welche in Persien so populär sind
ohne doch einen Theil der anerkannten Litteratur auszumachen.
Der Herausgeber besitzt eine in Europa wohl einzige Handschrift
davon unter dem Titel Öungi-SchehÄdeh ».il^Ä . Die Aus¬
gabe soll in Lieferungen erscheinen, «Is deren erste das schon
im J. 18.V2 gedruckte Heft anzusehefk ist, welches zwei Stücke,
die Botschaft Gottes und den Tod des Propheten enthält «').
57) ZeiUchr. d. D. M, G, Bd. VIII. S. 571 f.
58) Ebend. S. 739-771.
59) Ueber die PeWewi-Sprache und den Bundebescb, von Dr. Martin Saug, Aus den Gültiog, gel. Anzeigen. Vollständigerer Abdruck. Gütting.
1854. kl. 8. Pr. 6 Sgr.
60) Ewald's Jahrb. der bibl. Wiss. 1853.
61) Die Lieder des Hafi.s. Persisch mit dem Commentare des Sudi beraus¬
gegeben von Bermann Rrochhaus. Ersten Bandes erstes Heft. Leipzig 1854.
4. Pr. 2 ^ 20 n^.
62) Djungui Chehädet, le cantique du martyre, ou recueil «des drames
Rödiger, wissenschafllicher Jahresbericht. 331
Chanykov giebt in einem Briefe an Dorn Nachriebt über einige
persisebe Uss. , die cr neuerlich erworben. Derselbe bat nuo auch
den 3. Tbeil des Ruschid-ed-din (s. oben Bd. Vlll, S. 669) näber
geprüft und den lubalt, besonders die jüdische Und abendländische
Geschichte, nicht eben wichtig gefunden, so dass Quatremere'«
Erwartungen zu hoch gespannt waren : was micb nicht mehr über¬
raschte, seit ich eine ähnliche wüste Geschicbtspartie von römi¬
schen Kaisern, Päpsten u. s. w, in Haidar'Ali's Chronik kenneu
gelernt.
Von weiteren Entdeckungen und Forschungen im Gebiete der
assyrischen und babylonischen Monumente habe ich eini¬
ges Erfreuliche mitzutbeilen, daneben jedoch auch zu bedauern,
dass die Zeitereignisse die Zurückberufung der französischen Com¬
mission aus Babylonien und die Einstellung der von Consul Place
geleiteten Arbeiten nothwendig machten. Von Opperl und Fresnel
werden wir wohl noch Ausführliches über Babylon hören , und
Oppert namentlich scheint sich auch einem eindringenderen Stu¬
dium der babyloniscben Keilschrift hinzugeben *>"*), Durcb brief¬
liche Nacbrichten desselben ist aucb Börkh'a Abhandlung ,, Uber
das babylonische Längenmaass" veranlasst (iu den Monatsberich¬
ten der Berliner Akademie 1854, S. 76—110 und Nachtrag S. 183
—186) ; durch die von ihm vorgenommenen Messungen sind Böckb's
Combinationen glänzend bestätigt worden. Unter Rawlinson's Lei¬
tung ist J. Taylor in Südchaldäa mit Ausgrabungen für das briti¬
sche Museum beschäftigt, und Loflus in Senkereh und Warka für
die Assyrian Fund Society. Jener fand eine AnzabI Thoncylinder
in den Ruinen von Uoiui-Kir am Eupbrat (wohin Rawlinson das
biblische Erech =Ur Casdim setzt). Der eine Cylinder enthält
Nachricht über die Wiederberstellung alter Tempel und über au¬
dere Arbeiten, die Nabonid anordnete, dessen ältester Sohn Bel-
schar-ezar (oder uach Oppert, Ztschr. Vlll, 598, Bel-sur-ussur)
genannt wird. Dieser war nach Rawlinson's Vermntbung Gouver¬
neur von Babel und starb bei der Eroberung vou Babel , wie das
Buch Daniel meldet, während Nabonid Truppen zum Ersatz her¬
beiführte, in Borsippa capitulirte und nacb Carnmanien verbannt
wurde, wie Berosus bericbtet. Dies gäbe eine willkommene Aus¬
gleichung der Nachricht des letzteren mit den Angaben ini B. Da¬
niel, wenn dieses nur oicht seinen Belsazar ausdrücklich als den
„Sobn des Nebukadnezar" bezeichnete (Dan. V, 2. 11. Iii. 18. 22).
Mit dieser brieflichen Naebricht verbindet Rawlinson eine Ueber¬
sicbt der Chronologie der babylonischen und assyriscben Dyna-
religieux, que les Persans du rite Cheia font annuellemenl represcnler dnns lc mois dc Moharrem, publie pour la premiere fois, par yl. Chodzko, Pari»
1854. 8. 30 S. Text. Pr. der Lief. 2 fr. 50 c.
6.3) Melanges asiatiques, T. II. S. 426 tf.
64) Ausser dem, was noch in das Jahr 1853 gehört, sehe man Oppert's Nachrichten iiber Babylon in der Zeitscbr. Bd. Vlll. S. 593 If.
332 Rödiger, teissenschafüicher Jahresberichl.
Htien 6'). lu einem späteren Briefe 6«) meldet er, das» die im
Dienste des brit. Museums stebenden Arbeitsleute aus den Ruinen
des südöstlicben Palastes von Nimrud eine vollständig erbaltene
Statue des Gottes Nebo ausgegraben mit einer Insebrift des In¬
halts, dass die Statue von einem Bildhauer in Calah gefertigt und
seinem Herrn Pbal-lukha und dessen Gemahlin Sammuramit, „Kö¬
nigin des Palastes", gewidmet sey. Nach Herodot lebte Semira¬
mis nur fünf Generationen vor Nitocris, der Gemablin Nebukad¬
nezar's, also um 747 vor Chr, Phallukha lll.(=Belochus, vgl,
0aXt!>x fü"" P''"' 1 Cbron. V, 26 LXX.), der letzte König der älteren assyrischen Linie, habe sich mit der babyloniscben Fürstin
Atossa = Semiramis vermählt. Dies sey das historische Factum,
die griecbiscbe Erzäblung von Ninus und Semiramis dagegen eine
Fabel. In Warka fand Loftus Tafeln mit Schrift, aus welchen
sicb ergiebt, dass man sich der Keilschrift noch in der Zeit nach
Alexander bedient hat. Nach Rawlinson "0 stammen diese Tafeln
aus den Zeiten des Seleucus und Antiochus des Grossen (Antia-
kuts), der Inhalt bezieht sich auf Tempelgeschenke, die Siegel
der Zeugen enthalten meist griechische Köpfe und griechische
Sinnbilder, die Namen sind vermuthlicb auch griechisch. Die In¬
schriften einiger Cylinder und Tafeln des hritischen Museums
betrifft ein Bericht von Binrks , den ich angeführt fand ^«). Gro¬
lefend erläuterte die von ibm früber in der Zeitschrift für die
Kunde des Morgenlandes veröffentlichten vier babylonischen In¬
schriften "''). Hollzmann gab einen 4ten Artikel über die zweite
Art der Achämenidischen Keilschrift ^ °). Unbeirrt durcb Norris'
gelehrte Abhandlung beharrt er auf seinem Wege, Einzelnes in
diesen Inschriften aus der persischen Sprache zu erklären , er be¬
zeichnet die Sprache derselben als die ümgangssprache in Susa,
während das Altpersische der ersten Art die heilige Sprache der
Magier und eine zu erlernende gewesen sey, wodurch sich die
Fehler in der Inschrift Artaxerxcs des III. erklären liessen. Nur
findet man bei dieser Annabme wenig Raum für das Zend. Der¬
selbe bespricht einige Inscbriften der ersten und zweiten Art ''),
weicbe im J. 1853 in einem wunderlichen Buche „Lectüre littc¬
raire des Hieroglyphes et des Cuneiformes, par I'auteur de la
Dactylologie" zuerst bekannt gemacht und auf eine so verkehrte
65) The Athenaeum , 18. März 1854, S. 341 f.
66) Ebend. 15. Apr. 1854. S. 465 f., vgl. 29. Apr. S. 525.
67) Athen, v. 26. Mai und v. 3. Juni 1854.
68) Report to tbe Trustees of tlie British Musenm respecting certain Cy¬
linders and Terra-Cotta Tablets with Cuneiform - Inscriptions , by Edwnrd Bincks. Lond. 1854.
69) ZeiUcbr. d. D. M. G. Bd. VIII. S. 229—238.
70) Ebend. S. 329 — 345.
71) Ebend. S. 539 — 547.
Rüdiger , wissenschaftlicher Jahresbericht, 333
Weise erklärt wurden, duss z. B. die eine den wahren Original¬
text der 10 Gebote enthalten sollte. Holtzmann ßodet darin, zum
Tbeil freilicb nur durch eonjecturale Herstellung, die Namen Xer¬
xes, Darius, Cyrus, aucb Cyaxares. In dem S.Bande des berüch¬
tigten Forster'scben Buches haben die Keilinschriften eine ebenso ab¬
surde Behandlung erfahren wie die sinaitiscben und die ägyptischen
in den beiden ersten Bänden So soll z.B. die Insebrift von
Behistun nach Forster nicht von Darius' Thaten Zeugniss gehen,
sondern Nachrichten entbalten über das Monument selbst und seine
Ausführung, die dabei angewandten Mittel und die Kunst des
Bildhauers, der sich in dem Ferver dargestellt habe! Die zebn
Stämme Israel's findet Forster wieder einmal in den Afghanen.
Dass Herr ton Paravey jetzt in den alten chinesischen Büchern
babylonische Keilschrift, ägyptische Hieroglyphen und phönici¬
sehe Buchstaben entdeckt hat (Athenaeum fran^ais, 9. Sept. 1854),
sey hier nur erwähnt. Ueber Nineveb gab Pote ein etwas steif-
gelehrtes Werk '3). Ausserdem ist die deutsche Uebersetzung
von Layard's Niniveh in einer ,, neuen wohlfeilen Ausgabe" er¬
schienen '''). Man kauft nun für 2^ Thaler, was Andere vom
J. 1850 ab mit 6 Thalern bezahlen mussten, und erhält ausser¬
dem (denn abgesehn von dem Titel mit der neuen Jabrzabl ist
wobl kaum sonst etwas von dem Bucbe neu gedruckt, die alten
Fehler wenigstens stehen noch alle —) einen Anhang, worin
der bekannte ägyptische Königsname, den man bisber „Aubno"
oder ähnlich gelesen hatte, auf Hophra = Apries gedeutet und
bewiesen wird, dass das ihn enthaltende Elfenbein-Fragment und
andere dort gefundene ägyptische Monumente von Nebukadnezar
bei seiner Eroberung Aegyptens erbeutet und im Palast zu Nimrud
aufgestellt worden. Eine solche Voraussetzung wird aber nur
der billigen können, der es über sicb gewinnt, die Zerstörung
Nineveh's ebenso spät zu setzen und den Namen des Hophra
ebenso leicht herauszulesen , wie der Verfasser dieses Anhangs.
Einen chronologischen Aufbau der gesammten babylonisch-assyri¬
schen Geschichte seit dem 25sten Jahrhundert vor Christo ver¬
sucht von Gumpach in einer seiner letzten Schriften haupt-
72) The One Primeval Language. P. IIL The Monuments of Assyria, Babylonia , and Persia. With a Key to the Recovery of the Lost Ten Tribes etc. By the Rev. Charles Forster. Lond. 1854. 8. Pr. 21 s.
73) Nineveh : a Review of its Ancient History and Modern Explorers.
By R. G. Pole. Lond. 1854. 8.
74) A. H. Layard, Niniveh und seine üeberreste. Nebst einem Bericht iiber einen Besuch bei den chaldäischen Christen in Kurdistan und den Jazidi od. Teufelsanbetern ; sowie einer l'ntersuchung über die Sitten und K&nlte der alten Assyrier. Deutsch von Dr. N. N. W. Meissner. Nene wohlfeile Ausgabe. Nebst e. Anhang: Die ägyptischen Alterthümer in Nimrud u. das Jahr der Zerstörung Niniveb's, von Dr. tf. Seyffarth. Mit 94 Illustr., 6 Plä¬
nen u. 1 Karte. Leipz. 1854. 8.
75) Abriss der babylonisch-assyrischen Gescbichte von dem Beginn des
334 Rödiger, wisienschafUicher Jahresberichl.
sächlich nuf Grundlage von Rawlinson's Outlines of Assyrian
History (s. oben Bd. VHI. S. 674, Anm. 43), welche Abhandlung
er in deutscher Uebersetzung ganz aufgenommen hat; allzu zu¬
versichtliche Annahmen und weitgreifende Hypothesen helfen den
kühnen Bau stützen , den er selbst als einen Abriss bezeichnet.
Noch kann ich hier eine in die semitiscbe Paläographie
eingreifende, gewiss nicht unwichtige Entdeckung anführen , näm¬
lich eine in den babylonischen Ruinen gefundene, von Rawlinson
copirte und von Dietrich mit Sorgfalt und Gelehrsamkeit behandelte
aramäische Insebrift Sie ist in den Ruinen von Abuschadhr
gefunden, nahe oberhalb des Zusammenflusses des Tigris und
Euphrat, ein paar Tagereisen südlich von den Ruinen Cufa's, und
zwar auf einer zusammengerollten dünnen Bleiplatte, die in einer
Graburne geborgen war. Schriftart und Sprachform sind jeden¬
falls aramäisch und, wie es scheint, echt altbabylonisch, die ein¬
zelnen Buchstaben zum Theil den palmyrischeu ähnlich, einige
den phönicischen näher stehend, die Vocaibuchstaben angehängt
in derselben Weise wie in der zabischen Scbrift. Dietrich findet
darin eine Grahschrift ; im gewöhnlichen Sinne und ihrer Fassung
nach ist sie das wobl nicht, und auch über Entziiferung und Deu¬
tung des Einzelnen lässt sich Zweifel erbeben, aber die meisten
Schwierigkeiten hat D. glücklich gelöst, und doch wohl zu er¬
wartende weitere Funde der Art werden vielleicht neues Licht
geben. Nocb wird uns auf ganz entgegengesetzter Seite eine
neue Schicht aramäischer Schriftmonumente erschlossen werden,
wenn die Nachricht sich bestätigt , dass Rölh den Schlüssel
zor Entzifferung der vom Herzog de Luynes bekannt gemachten
cypriotischen Inschriften gefunden. Er soll die Schrift für der
phönicischen, lycischen und griechischen verwandt, die Sprache
für chaldäisch, und in der grossen Inschrift eine Friedensprocla- mation erkennen ").
Doch ebe ich mich zu dem eigentlich semitischen Gebiet
wende, will ich erst noch das Tatarisch-Türkise he, sowie
das Georgische und Armenische vorwegnehmen. Es but sich
hier in Folge der politischen Ereignisse eine Art Kriegslitteratur
gebildet, welche theils dus Interesse des Publicums für das geo-
grophische Gebiet der Kriegsereignisse und für die bei der Krieg¬
führung betheiligten Völker ausbeutet, theils auch dem Bedürfniss
der westlichen Truppen in Betreff der nötbigen Orientiruug ent¬
gegenzukommen sucht. In Frankreich und England ist eine Fluth
25, bi» in die letzte Hälfte des 6. Jahrb. vor Chr mit besonderer Rück¬
sicht auf die Zeitfolge entworfen von J. von Gumpach. Mannheim 1854.
1Ö6 S, 8. Pr. 1 18 . , u n o
76) Tbe Inscription of Abushadr, explamed by Prof. Francis Dietrich:
in Bunsen's Outlines (s. oben S. 328), Vol. II. S. 361—374 mit Lithographie der Inschrift u. des Alphabets.
77) Allgem. Zeitung v. 31, Aug, 1854, Beil. zu Nr. 243.
Rödiger, wissenschafllicher Jahresbericht, 335
■olcher Schriften und Schriftchen erschienen , und es wird unt
nicht Wunder nehmen zuhören, dass der grösste Theil derselben
fiir die Wissenschaft von wenig oder gar keinem Belang ist und
an diesem Orte füglich mit Stillschweigen übergangen werden
kann. Uoter denselben sind aber auch-solche, die auf gründ-
liehen Forscbungen beruhen und scbon länger vorbereitet waren,
und deren Erscheinen das Kriegsinteresse nur etwa beschleunigt
hat. Von dem, was zu meiner Kenntniss gekommen ist, hebe
ich Folgendes hervor. Linguistische HUlfsmittel, bestehend in
kurzem Abriss der türkischen Grammatik, Verzeichniss eines notb-
dürftigen Wortvorraths , Gesprächen , auch wohl mit Beigabe des
türkischen Kalenders, Aufzählung der gebräuchlichen Munzsorten,
Maasse und Gewichte u. dgl., baben geliefert Chodzko Bar¬
ker Timoni ^°), Mallouf s'), und Andere «^), ja Max Müller
hat sich sogar herbeigelassen, die comparative Linguistik für
diese Gelegenheit zu popularisiren ^^), vielleicht ein geeigneter
Weg, der jungen Wissenscbaft wenigstens Amateurs zu verschaf¬
fen, — Von den mebr schildernden .Schriften , weicbe grossen¬
theils auf Reisen oder mehrjährigem Aufenthalt in den türkischen
Ländern beruhen , ist die von Cupitän Spencer in England viel ge¬
lesen worden "''). Seine letzte Schrift „Tbe Fall of the Crimea"
geht die Wissenschaft wohl wenig an, Reiseberichte gaben her¬
aus Capitän Stade (Muschaver Pascha) , Admiral in der türkischen
78) Le droginno turc, donnant les mots et les phrases les plus neces¬
saires pour la conversation , par Alex. Chodzko. Paris 1854. 12. Pr. 1 fr.
80 c. (Gut und zweckmässig.)
79) Reading- Book of Turkish Language, by W. Burckhardt Barker.
Lond. 1854. 8. Pr. 14 s. (Schliesst Gramm, u. Voeabular ein, die Texte mit Interlinearübersetzung. Der Vf. ist Oriental Interpreter, Prof. of Arabic, Turkish, Persian and Hindostance, at Eton College. ^
80) Guide de la conversation fran^ais-turc, avec Ia prononciation h'gnree, et un tableau comparatif des monnaies , poids et mesures de l'empire ottoman, par M. Alex. Timoni. Paris 1854. 18. Pr. 5 fr.
81) Dictionnaire de poche franyais-turc par M. Mallouf. Smyrne 1854.
620 S. 8. Pr. 12 fr. — Dialogues Turc-Franyais mis en caracleres orien¬
taux, augmentes de dialogues franyais-turcs , d'anecdoles amüsantes, d'un re¬
cueil de lellres lurques-franfaises et precedes d'un precis de grammaire, par .VI. Mallouf. Smyrne 1854. 230 S. 8. Pr. 6 fr. (Nasif Mallonf ist Prof.
der orienl. Spracben bei dem Collegium der Propaganda in Smyrna.) 82) Manuel franco-turk, dedie ä l'armee fran^aise, par K. Micriditz.
Alger 1854. 16. — Guide de la conversation en langues orientales, turque, arabe el persane. Smyrne 1854. 8. Pr. 3 fr. 50 c. — Pocket Vocabulary iu English and Turkish. By Knight. Lond. 1854. 12. Pr. 1 s.
83) Suggestions for tbe assistance of Oflicers in learning the Languages
of the Seat of War in the East. By Max Müller. Lond. 1854. 134 S. 8.
mit e. Sprachenkarle von A. Petermann.
84) Turkey, Russia, the Black Sea, and Circassia. By Capt. Spencer.
Lond. 1854. 12. m. Illustr. u. e. Karte. Pr. 6 s.
2 2
336 Rüdiger , xoissenschafUicher Jahresberichl.
Flotte »*), Smylh «s), Capit. Rhodes, der im September 1853 mit
dem General Prim reiste und in Form eines scblicbten Tagebuebs
scharfe und manniehfaltige Beobachtungeu mittheilt «■>), General
Uacinlosh, der vorzugsweise militärische Gesichtspunkte hervor¬
hebt Dazu ein anonymes Reisejournal Lediglich wis¬
senschaftliche Zwecke verfolgten Hommaire de Hell 9°) und der
Architekt Pigeory »'). Eine schon im Jabr 1840 gemachte Reise
beschreibt der Holländer Priens " Von Tchihalchrfs „Asie mi¬
neure" ist der zweite Band unter der Presse, nächst diesem sind
noch zwei Bände zu erwarten. Der Verfasser eines „Anadol < be¬
titelten Buches hat zwanzig Jahre in der Türkei gelebt »J). Ein
lebendiges Gemälde von Constantinopel und dem dortigen Leben
finden wir in einem andern anonymen Buche Schildernd, rai-
sonnirend oder abbandelnder Art sind die Schriften von Golovin,
der wenigstens die Russen recht gut kennt 9'), von Fowler und
Spicer^^), von Fräser und von Poujoulal Eine kurze
85) Records of Travels in Turkey. By Capt. Adolphus Slade New edit
Lond. 1854. 8. Pr. 12 s. " "
86) A Year wilh the Turks; or. Sketches of Travel in the European and Asialic Dominions of the Sultan. By Wnrington W. Smgth, Lond. 1854. 8.
87) A Personal Narrative of a Tour of Military Inspection in varioui Parts of European Turkey, by Capl. G. Rhodes. Lond. 1854. 8. Pr. 5 s.
m. e. Karle.
88) A Military Tour in European Turkey, tbe Crimea, and on tbe
Eastern Shores of the Black Sea, by Major-General JUncintosh. Lond. 1854.
2 vols. 8.
89) Journal of a Deputation to the East in 1849. Lond. 1854. 2 vols.
8. Pr. 12 s.
90) Voyage en Turquie et en Perse, execute par ordre du gouverne¬
ment fran^ais pendant les annees 1846 ä 1848; par Xnv. Uommnire de Hell.
T. I. 1. partie. Par. 1854. 240 S. 8.
91) Les Pelerins d' Orient. Lellres artistiques et historiques sur un voyage dans les provinces dannbiennes, la Turquie, la Syrie et la Palestine.
Avec mission du gouvernement. Par M. Felix Pigeory. Paris 1854. 18.
Pr. 4 fr.
92) Dagboek eener Reis naar Constanlinopel in 1840, met eenige ge¬
schiedkundige mededeelingen en opmerkingen , door P. Arriens. Gravenhage 1854. 8.
93) Anadol: the Last Home of the Faithful. By the Author of „Tbe Frontier Lands of the Christian aod Ihe Turk". Lond. 1854. 8. Pr. 12 ».
94) Slamboul, and the Sea of Gems. Lond. 1854. 8. Pr. 10 s. 6 d.
95) Tbe Nations of Russia aod Turkey, and tbeir Destiny. By Ivan Golovin. Lood. 1854. 8. Pr. 5 *■
96) Turkey; or, a History of the Origin, Progress, and Decline of tbe
Ottoman Empire. By George Fowler. Wilb Notes by T. Spicer. 2. ed.
Lond. 1854. 502 S. 8. Pr. 10 s. 6 d.
97) Turkey, ancient and modem. By the Rev. H. W. Fraser. Edin¬
burgh 1854. 8. Pr. 7 8. 6 d.
98) Histoire de Conatantinople etc., par Bopt. Poujoulat. Paris 1854.
2 volt. 8.
Rödiger, wissenschaftlicher Jahresberichl. 337
Darstellung des Islam unter den Türken gab Neale Ubicini
hat eine zweite Reihe von Briefen üher die Türkei herausge¬
geben »o"). Leichter und flüchtiger Natur sind mehrere deutscbe
Bücher, die durch den Krieg veranlasst wurden '), der vielen
zum Theil wohl verdienstlichen Karten des Kriegsschauplatzes
oicbt zu gedenken. Eine rein wissenschaftliche Arbeit ist da¬
gegen Zinkeisen'B Geschichte des osmanischen Reichs , von welcher
so eben der 2. Tbeil erschienen ist Die neuesten Constan¬
tinopler Drucke verzeichnet unsre Zeitschrift Bd. VIII. S. 84.^ f.
Eine türkische Insebrift erklärte Fleischer (ehend. S. 587 flF.).
Auch ist eine kleine Sammlung türkischer Münzen, welche Hr.
P. A. BilÄzikdji in Paris besitzt, verzeichnet worden und ein
Büchlein von d'' Sugny bietet eine freie üebersetzung türkischer
Poesien in französischen Versen ♦).
Inschriften und Alterthümer Georgien's hetreflFen einige
Artikel von Perevalenko im Bulletin der Petersburger Akademie
(Tom. XI. Nr. 1 — 3 u. Nr, 16 — 19). Von Bodensledl's „Völker
des Kaukasus" steht eine neue Ausgabe bevor.
Eine vortreffliche. Schilderung Arm eni en's und der Arme¬
nier erhielten wir von Curzon *), und einen Abriss ibrer Ge-
99) Islamisme: ils Rise and ils Progress; or, the Present and the Past Condition of the Turks. By F. A. Nettle. Lond. 1854. 2 vols. 8, Pr. 1 ^. 1 s.
100) Lellres sur la Turquie , on Tableau ... par M. A. Ubicini. 2e partie : Les Raias. Paris 1854. 18. Pr. 5 fr.
1) Gescbicbte des osmanischen Reicbes in Europa. Von der frühesten Zeit bis auf unsere Tage. Von F. W. Ebeling. M. e. color. Karte. Leipz.
(b. Hinze) 1854. 214 S. 8. Pr. 15 »gjf. (Hislor. Volksbibliolbek Bd. 2.) — Gescbichte der Türkei nach den beslen Quellen bearbeitet. Leipz. (b. Naum¬
burg). 1854. 160 S. 16. Pr, 7^ (Wohlfeilste l'niversalbibl. 1. Abtb.
I. Bdcben.) — Die Europäische und Asiatische Türkei. Geograpbiscb-lopo- graphiscb bescbrieben, mit alphabet. AuBuhrung der Städte und bemerkens- werthesten Flecken und Orte, nebst laseln, mit besond. Rücksicht auf den jelzigen Kriegsschauplatz von F. W. Heidemann. Merseburg 1854. 54 S. 8.
Pr. 8 — Constantinopel, der Bosporus und die Dardanellen. Neuere
Geschichte der Türkei bis auf unsere Tage. Mit 30 Stahlstichen nach Ori-
ginalzeichnnngen von TAom. jillom und e. Karte. Leipz. 1854. 8. Pr.
1 ^ß. 20 — Blüthe nnd Verfall des Osmanenreichs in Europa. Eine
Geschichte der Türkenkriege seit dem ersten Auftreten der Osmanen in Eu¬
ropa bis auf die gegenwärtige Krisis. Von Hubert von Boehn. Mit e. Karte.
Berlin 1854. 8. Pr. 1
2) Geschichte des osmanischen Reiches in Europa, von J, W. Zinkeisen.
Th. 2: Das Reich auf der Hobe seiner Entwickelung 1453 —1547. Gotha 1854. 8. Pr. 3 27 fl^. (Gescb. der europ. Staaten. Lief. 27. Abth. 2.)
3) Catalogue historique des medailles et pieees de monnaie depuis la fondation de la dynastie Ottomane (l'an 699 de l'begire) par sultan Osman- Kan jnsqu' ä sultau Abdul - Medjid-Kan , empereur regnant Par. 1854.
I| Bog. 4.
4) La Muse Ottomane etc. , par M. Edouard Servan de Sugny. Par. 1854.
5) Armenia: A Year at Erzeroum, and on the Frontiers of Russia, Turkey, and Persia. By tbe Hon. Rob. Curzon. Lond. 1854. 8. m. Karte n. Illnstr.
Pr. 7 s. 6 d.
IX. Bd. 22
3381 Rüdiger, wissensehafUicher Jahresbericht.
scbichte und Zeichnung ihres Cbarultters in einem Artiliel von
Dulaurier Die in der Wiener Staatsdruckerei gedruckte uad
so eben in Berlin erschienene Abhandlung „Zur ürgeschichte der
Armenier" (47 S. gr.8.) ist comparativ-linguistisch, stellt aber
hauptsächlich solche Wörler und Sprachwurzeln zusammen, welche
das historische Zusammengehen der Armenier mit andern Indo¬
germanen in der ürzeit darthun. Die Schrift ist anonym erschie¬
nen, nnd die Vorrede pointirt auf diese Anonymität. Man er-
kennt indess leicht denselben Verfasser, der iu 4. Bande der Zeit¬
schrift (S. 347 ff.) die armenischen Consonanten mit den sanskri¬
tischen verglich, trotz eines widerwärtigen Widerspruchs in Be¬
treff der Benutzung von Windischmann's Abhandlung.
Arabien bereiste auf Veranlassung und Kosten der geo¬
graphischen Gesellschaft zu London der Lieutenant Burton, es
gelang ihm unter der Maske eines afghanischen Pilgers bis nach
Medina und Mekku vorzudringen. Dadurcb erwarb er sich den
Charakter eines Hd^i, der ihm vielleicht hei einer späteren Reise
zu Statten kommt. Noch hat er meines Wissens keinen Reise¬
bericht veröffentlicht. Aus Wallina Nachlass ist zunächst der
Bericht über seine Reise von Kairo über Sues, den Sinai, 'Akaba
und Hebron nuch Jerusalem zu erwarten. — Für Arbeiten in der
arabischen Litteratur häuft sich das handschriftliche Material auch
in Deutschland in erfreulicher Weise. Nachdem die königlicbe
Bibliothek in Berlin an der vortrefflichen Handschriften-Sammlung
des Consuls Wetzstein in Damask einen reicben Zuwachs erhal¬
len, ist es demselben Gelehrten geglückt, eine andere schöne
Sammlung arabischer Manuscripte aufzuspüren, welche die königl.
sächsische Regierung vor Kurzem auf Prof. Fleischer's Betrieb
für die Leipziger Üniversitäts-Bibliotbek angekauft hat. Diese
sehr gewählte und werlhvolle Bibliothek war im Besitz der Fa¬
milie der Refä'i in Damask. Fleischer hat vorläufig ein kurzes
Verzeichniss angefertigt '), ein ausführlicher Katalog soll nach¬
folgen. Derselbe gab eine Beschreibung der von Tischendorf im
J. IS.'SS im Orient erworbenen christlich-arabischen Handschriften, weicbe besonders von Seiten ihres altertbümlichen Schriftcharak¬
ters interessant sind , wie man sich auch durch die vier in Fac¬
simile beigefügten Proben überzeugen kann «). Die wenigen
orientolischen , meistens arabischen Hss., die sich in Coburg fin¬
den, beschrieb Dorn **), das Verzeichniss einer grössern Samm-
fi) Le» Armeniens. Par Mr. Dulnurier : in Revue de» deux noades 15. April 1854 (übersetzt im Ausland 1854 Nr. 27 f.).
7) Die Refaiya, von Prof. Fleischer: in Zeitsehr. der D. M.G. Bd. VIII.
S. 573 — 584.
8) ZeiUchr. d. D. M. G. Bd. VIII. S. 584 — 587.
9) Bulletin der Petersb. Altad. T. XI. INr. 8 u. 9 (oder Melanies asial.
T. II.).
Rüdiger , wissenschafüiciier Jahresberichl, 339
luDg VOD gegeu 400 Hss. einer BibliotLek in Haleb nach den
Titeln stebt im Jouroal der asiatiscben Gesellschaft von Benga¬
len '"). Blau tractirt im dritten seiner „Streifzüge durch Con¬
stantinopolitanische Handschriften"") die Biographien des Ihn
el-öauzi. Litterariscbe Notizen über einige astronomische und
andere Schriften der Araber, auch über Barlaam und Josaphat
giebt Sleinschneider "). Von Hammer- Purgstall's „Literaturge¬
schichte der Araber" ist der 5. Band erschienen, der vom Juhr
33.3 bis 433 H. reicht ' Von Juynboll's Ausgabe des Lexicon
geographicum liegt mit dem 1854 erschienenen 8. Fascikel der
Text nun vollstäodig vor. Die Indices sollen den 3. Band ab¬
schliessen, vorher aher Bd. IV. erscheinen, worin die Einleitung
und die Anmerkungen enthalten seyn werdeo. Von der Pariser
Ausgabe des Ibn Batüta ist der 2. Band mit dA- Jabrzabl 1854
ausgegeben, der 3. Band ist unter der Presse, und auch der
Druck des Mas'üdi wird bereits begonnen haben. In Bulak wurde
das grosse Werk Makrizi's Uber Aegypten im Druck vollendet,
der Preis ist 200 ägypt. Piaster d. i. 2 Guineas. Der erste
Theil des Makkari , von Wrighl bearbeitet , wird jetzt im
Druck vollendet seyn. Was wir von diesem sehr dankenswer¬
then Unternehmen zu erwarten haben, besagt ein im März 18.54
ausgegebener Prospectus " Zur Geschichte der Araber in Spa¬
nien gehört ein gedruckter Vortrag von Gosche "). Eine kurze
Geschichte der Araber überhaupt verfasste Sedillot "'). Irving's
Khalifen-Geschichte wurde in's Deutsche Ubersetzt '''). Das engli¬
sche Original (London 1850) hat wenigstens stilistische Vorzüge,
wenn auch kein wissenschaftliches Verdienst; in der Uebersetzung
schwinden aucb jene, au Verbesserung der Fehler des Originals
ist nicht zu denken. Freylag gab eine Biographie Bahä-ed-din's
nach Ihn Khallikän und Kamäl-cd-din ■"). Bahä-ed-din, der Ge-
10) 1854. Nr. I. S. 44 — 48.
11) Zeitschr. der D. M. G. Bd. VIII. S. 554—557.
12) Ebend. S. 378 ff. u. S. 547 ff.
13) Literaturgeschichte der Araher ... Von Hammer~Purgstnll . Bd. 5:
Voo der Regierung des 22. Cbalifen Mostelfibillah's bis ins 11. Jahr der Regierung des 26. Chalifen Kaimbiemrillah, d. i. vom J. der H. 333 ( 944)
bis 433 (1041). Wien 1854. 1117 S. 4. Pr. 8
14) Analectes sur l'histoire et la litterature des Arabes d'Espagne, par al-Makkari. Prospectus.
15) Oie Alhambra und der Untergang der Araber in Spanien. Ein Vor¬
trag im wissenscbaftl. Vereine zu Berlin am 4. Febr. 1854 gehalten von it. Gosche. Berlin 1854. 8.
16) Histoire des Arabes; par L. A. Sedillot. Pari« 1854. 2 vols. 18.
Pr. 4 fr. (e. Theil der Histoire universelle, die V. Duruy besorgt).
17) Gescbichte der Kalifen vom Tode Mohained's bis zum Einfall in Spanien. Von Washington Irving. Deutsch übers, in d. Historischen Haus¬
bibliotbek, herausg. von F. Biilau, Bd. 33. Leipz. 1854.
18) Zeitschr. d. D. M. G. Bd. VIII, S. 817—829. il»T
340 llödiger, wissenschafllicher Jahresberichl.
scbichtscbreiber Saladin's, nabm aucb selbst eine wichtige poli¬
tische Stellung ein , und sein Lehen gehört der Gescbichte an.
Zu der Frage , ob der Möncb Bohaira in Begleitung Mubammad's
nach Mekka gekommen (Zeitschr, Bd. VII. S. 414), brachte Erd¬
mann Zeugnisse aus persischen Schriftstellern bei Diese
Zeugnisse fallen verneinend aus. Wüslenfeld gab im Auftrag und
auf Kosten unserer Gesellschaft seine Tabellen der muhammada¬
nischen Zeitrechnung heraus '»). üeber den Dhü-'l-karnain des
Koran (Sur. 18 j schrieb Graf einen Aufsatz "). Er versteht
Alexander den Grossen mit den Widderhörnern des Jupiter Am¬
mon, die Züge der Sage im Koran sind in Uebereinstimmung
mit Pseudo-Kallisthenes. Man vergleiche noch die Notiz von
Zingerle über die syrische Bearbeitung des Kallisthenes in der
Zeitschrift Bd. Vlll. S. 835 ff. Auch die von Defremery edirten
Memoires, eine Sammlung seiner früheren in Journalen zerstreu¬
ten Abhandlungen und Aufsätze, hängen einem grossen Theile
nacb mit der arabiscben Litteratur zusammen ^'). Eiu Speciale
der arabiscben Münzkunde behandelte Slickel ''^}. Er vermuthet,
dass die von Ibn (iubair (ed. Wright S. 304) und von Kazwini
(ed. Wüstenf. II. S. 144) erwähnten sürischen Denare 'S'j^*^ /^^'^
sogenannte Byzantiner gewesen und ihren Namen nicht von Tyrus,
was nach der Orthographie um nächsten läge, sondern von Syrien
gehabt '''). Was die poetische Litteratur der Araber betrifft, so
freue icb mich einen Band von Kosegarlens längst verlieissenem
Divan der Hudhailiten anführen zu können ■•'■). Die einzige be¬
kannte Handschrift, welche zu den Leydener .Schätzen gehört,
enthält nur den zweiten Theil des Ganzen mit einem Commentar
von Sukkari. Der Herausgeber hat nicht nur den Text, der aucb
in der Hs. Vocale hat, sondern auch den Commentar vollständig
vocalisirt. Das Vorliegende ist etwa die Hälfte der Hs., ein
zweiter Band wird die andere Hälfte, und ein dritter die Ueber-
19) Ebend. S. 557 ff.
20) Verglelcbungs-Tabellen der Mubammedaniscben und Cbristlichen Zeit¬
rechnung, nacb dem ersten Tage jedes Mubammedaniscben Monats berecbnet und im Auftrage und auf Kosten der D. M. Gesellschaft herausg. von Dr.
Ferd. Wüstenfeld. Leipz. 1854. 4. Pr. 20 Sgr, 21) Zeilschr. d. D. M. G. Bd. Vlll. S. 442-449.
22) Memoires d'histoire Orientale, suivis de melanges de critiques, de philologie et de geographic, par Ch. Defremery, Vol. I. Paris 1854. 216 S. 8.
23) Zeitschr. d. D. M. G. Bd. Vlll. S. 837 ff.
24) Andere Bemerkungen über arab. Münzen von Stickel, Dom und Ofs- ftnuscn, ebend. S. 839 ff.
25) The Hudsailian Poems contained in the Manuscript of Leyden, edited in Arabic, and translaled wilh Annotations by J. G. I. Kosegarten. Vol. 1.
containing the First Part of the Arabic Text. London, printed under the pa¬
tronage of the Oriental Translation Fund of Great Britain and Ireland. 1854.
294 S. Text u. 6 S. Vorrede.
Rödiger , wissenschaftlicher Jahresbericht. 34 tl
Setzung bringen. Hammer-Purgslall's Ausgabe eines mystischen
Gedichts des Ibnu-'I-Färidh mit üebersetzung und Anmerliuugeu
ist ein neues typographisches Prachtstüclt aus der Wiener Hof-
und .Stautsdruciterei, worin eine neue ausserordentlich schöne
Ta'lilc-Schrift zum ersten Maie paradirt '«). Von lexicalischen
und grammatischen Arbeiten kann ich fast nur minder Bedeuten¬
des anführen, ein Vocabnlaire fran^ais-arabe nebst Abriss der
Grammatik und andern kleinen Beigaben, für Europäer in Aegy¬
pten geschrieben von Barlhelcmy eine zweite Ausgabe von
Helot's Dictionnaire de poche für Militairs und Geschäftsleute in
Algier ") und ein paar Elementarhücher ■»). Doch \\&t Fleischer
hei Gelegenheit eiuer Inhaltsangabe von Tha'älibi's .Synonymik
treffende Worte gesprochen über den lexicalischen Gehalt der
arabischen Sprache in den verscbiedenen Epochen ihrer Geschich¬
te 3"). Kellgren bnt eine neue Ausgabe von Ibn Malik's gram¬
matischem Gedicht Lämiya drucken lassen und derselben eine Ab¬
bandlung üher Pronominal-Affixn im Arabischen, Persischen und
Türkischen beigegeben Zenker endlich schrieb über die Aus¬
sprache einiger arabischer Namen die bisher oft falsch geschrie¬
ben wurden
Üm die geographische Erforschung Syrien's hat sich neuer¬
lich /. L. Porler, ein in Damaskus stationirter Missionar der iri¬
schen Presbyterianer, sehr verdient gemacbt. Nach einem geord-
ueten Plaue und mit der Intention, eine Specialkarte der ümge-
20) Das arabische hohe Lied der Liebe, d. i. Ibnol Faridh's Taijet in Text und L'ebersetzung zum ersten Male zur Säcular-Feier der k. k. Orien¬
talischen Akademie heransg. von Hammer-Purgslall. Wien 1854. 4. (27 Bl.
Text u. 70 S. L'ehers. u. Anm.). Vgl. Fleischer in Ztsebr. Bd. N III. S. 613 f.
27) Vocabnlaire phraseologiquo fran^ais - arabe , avec la prononciation figuree, precede d'un extrait de grammaire et suivi d'un appendix des poids et mesures , de monnaies , d'un almanac muselman et d'autres notices in- structives ä l'usage des etrangers en Egypte. Par Barthelemy. Leips. 1854.
16. Pr. 25 ^.
28) Dictionnaire de poche Tran^ais-arabe et arabe - Tran^ais , ä l'usage des militaires, des voyageurs et des negociants eii Afrique, precede d'un alpbabet arabe, d'un abrege des verbes et un tableau de la numeration arabe, par M. Helot. 2. ed. Paris 1854. 18. Pr. 5 fr.
29) Arabic Reading Lessons. By Davis nnd Davidson. Lond. 1854. 8.
Pr. 5 s. — Traite methodique de la conjugaison arabe dans le dialecte alge¬
rien, par A. Cherbonneau. Paris 1854. 12.
30) Ueber Thaalibi's arabische Synonymik mit einem Vorwort über ara¬
bische Lexikographie, von Fleischer. 14 S. 8.: in den Berichten der k. säcbs.
Gesellschaft der Wiss. Philol.-bisU CL 25. Febr. 1854.
31) Om Affix-Pronomen i Arabiskan, Persiskan och Turkiskan; samt Ibn Malik's Lämiya med text-kritik och anmerkningar, af H. Kellgren. Helsing¬
fors 1854. 8. Vgl. Broekhaus in der Zeitschr. Bd. VIII. S. 610 fl".
S2) Ueber die ricbtige Ausspracbe des Namens (jmaüJI '■y'^ und der Monatsnamen iyi^ ^Jl*:^ und KxiUit ^ jU:> , von ßr. Zenker: in Ztschr.
d. D. M. G. Bd. Vlll. S. 589 ff.
342 Rödiger, viissenschafUieher Jahresbericht.
bungen von Damask und des Antilibanos lu Stande zu bringen,
bereist er diese Gegeud nacb verschiedenen Richtungen, und die
von ihm bisher veröfifentlichten Excursionen zeugen so günstig
von seinen Kenntnissen, seiner Umsicht und Gewissenhaftigkeit,
dass sich die Wissenschaft von seinen Bestrebungen erheblichen
Nutzen versprechen darf. Er nahm oft Wege, die von Europäern
noch selten oder gar nicht bereist waren, und beachtete überall
auch die physische Beschaffenheit und die Alterthümer des Landes.
Viel IVeues bietet die Besteigung des Hermon, der drei Gipfel
bat. Lehrreich war die Orientirung von da aus, besonders in
Betreff des Antilibanos, der, wie der Vf. versichert, noch auf
keiner Karte ricbtig gezeichnet ist. Die drei Seen östlich von
Damask werden von ihm viel genauer beschrieben, als frühere
Reisende cs getban. Auch von den Resultaten zweier grösserer
Reisen nach Palmyra und nacb dem Hauran theilt er vorläufig
schon Einiges mit. Seinem im J. 1853 erschienenen „Mittelsyrien
und Damascus" wird ton Kremer noch eine ausfdhrliche Topo¬
graphie von Damask folgen lusseu. Eine Cultur-Statistik dieser
Stadt hatte ein jetzt dort lebender gelehrter Syrer Michael Me¬
schdka in arabischer Sprache auf Grundlage eines älteren Werkes
verfasst. Fleischsr übersetzte Meschäka's Schrift in's Deutsche
und fügte seine eignen Bemerkungen hei 3'). Blau ^s) über¬
setzte aus dem Journal de Constantinople einige^ Artikel Catafago's
über die Geschichte der Fürstenhäuser Banu Ma'n und Banu Sihäb
im Libanon, mit Berichtigung vieler dort störender Fehler, durch
weicbe Säuberung die Arbeit für die Wissenschaft erst brauchbar
geworden ist und sich so an die verwandten Mittheilangen Flei¬
scher's und Tornherg's in der Zeitschrift anreihen. Hitzig, den
Spuren indogermanischer Elemente in Syrien nachgebend, ver¬
sucht es, die Namen Mabug, Damask und Tadmor hiernach zu
erklären 3"). Die „Antiochenischen Abende" von Neale sind für
die Wissenschaft wertblos, sie sind für Unterhaltung bestimmt,
aber aucb so hätte der Verfasser nicht nötliig gehabt, die orien-i
talische Färbung bis zu einem unscheinbaren Gran zu verwi- !
33) a) Excursion to the Summit of Hermon, by Rev. J. L, Porter: iu Bibliolheca sacrii and American Biblical Repository. 1854. S. 41—66.
b) Excursion to the Lakes east of Ikamuscus, by Rev. J. L. Porter: ebend.
S. 329—342. c) Excursion to Kesweh, by Rev. J. L. Porter: ebend. S. 342
— 344. d) Excursion from Damascus to Yabrid etc., by Rev. J. L. Porter:
in Bibliotbeca sacra. 1854. Jul. S. 433—455.
34) Mieboel Meschäka's Cultur-Statistik von Damaskus, aus d. Arab, übers, von Prof. Fleischer: iu Zeitscbr. d. D. M. G. Vlll. S. 346— 374.
35) Zur Geschichte Syriens, von O. Blau: in Zeitscbr. d. D. M. G.
Bd. VIII. S. 475-498.
36) Drei Städten in Syrien, von J>'. Hitzig: in Zeitschr. der D. M. G.
VIII. S. 209-229.
Rüdiger, wisseHschafliicher Jaliresberieht. 343
sehen ^''). Eine pittoreslie Schilderang syrischen Lehens enthält
dagegen ein anderes frUher von mir nicht beachtetes BUchlein,
das jetzt eine zweite Anflage erlebt hat ^»). Viclor Langlois gab
eine Nutiz Uber die Nusairier im Athenaeum fran^ais — Die
wenigen syrischen Handschriften der kaiserlichen Bibliotbek zu
Petersburg verzeichnete Dom *°). Die französische Regierung
hat einen Hrn. Guerin nach Syrien geschickt, um in den dortigen
Klöstern Handschriften zu erwerben. Bernstein hat «eine zuerst
im J. 1837 erschienene Abhandlung Uber die Uebersetzung des
N. T.'s von Thomas von Harkel mit manchen neuen Zusätzen
und .Aenderungen wieder herausgegeben ''). Meist litterarhi¬
storischen Inhalts ist ein Aufsatz iV^re's Beelen wird zwei
angeblich von Clemens Romanus herrUhrende Briefe in syrischer
Sprache neu ediren aus dem einzigen Codex , den früher VVetsten
fehlerhaft abdrucken liess. Bs liegt ein Specimen vor
Für die archäologische Erforschung Palästina's ist in
England eine Palesline Archaeological Association gegründet wor¬
den, die am 28. Februar 1854 ibre erste Sitzung hielt und aucb
bereits eine erste Numer ihrer Transactions herausgab * *). Wir
wünschen reichliche Mittel und erfreuliche Erfolge, wenn wir auch
nicht alle Hoffnungen des Prospectus theilen, wie z. B. die Sar¬
kophage der Patriarchen in Hebron und Sichem, die zwölf Steine
Josua's in Gilgal und im Jordan, oder gnr die von Jeremia ver¬
steckte Bundeslade wiederzufinden. In jenem ersten Heft spricht
sicb van de Velde gegen die angeblichen Ruinen Sodom's aus, die
Saulcg gefunden haben will. In England war Saulcy's Behauptung
mit grossem luteresse aufgenommen und sein Reisebericht viel
gelesen worden *^), aber die Kritik liess auch nicht lange auf
37) Evenings at Antioch ; with Sketches of Syrian Life. By F. A. Neale.
Lond. 1834. 12. Pr. 5 s.
38) The Thistle and the Cedar of Lebanon. By Habeeh RisJt Allah Effendi.
2. ed. Lond. 1854. 8. Pr. 7 s. 6 d.
39) Vgl. das Ausland vom 22. Sept. 1854. Nr. 38.
40) Bullelin der Petersb. Akad. T. XI. Nr. 11 — 12 (auch in den Me¬
langes asiatiques T. II.).
41) De Hharklensi Novi Testamenti translatione syriaca commentatio, Scripsit Georg. Henr Bernstein. Editio secunda auctior et emendatior.
Vralislaviae 1854. 4.
42) De la renaissance des etudes syriaques , par F. Nive. Paris 1854.
.37 S. 8. (Extrait des Annales de philosophie chretienne. T. IX. 1854.) 43) S. Clementis Romani epistolae binac de Virginitale. Syriace. Ad fidem codicis ms. , additis uotis criticis, pbilologicis , el nova versione latina, ed. J. Theodor Beelen.
44) Transactions of the Palesline Archaeological Society. No. I. Lond. 1854.
45) Discovery of the destroyed Cities of the Plain — Sodom and Go¬
morrah. By M. De Saulcy. New edit. Lond. 1854. 2 vols. 8. nt. Karle.
Pr. 30 s.