Fischer, Zur Siloahinschrift. 809
eigene Wille und Entschluss ins Dasein gerufen hatte. Gelegent¬
lich freilich spielten dabei auch Feindschaft und Eifersucht mit.
Verhältnisse dieser Art könnten auch für unsere Inschrift verhängnis¬
voll geworden sein. Freilicb könnte auch ein Krieg, eine Seuche
oder irgend eine andere , ganz zufällige und deshalb unserer Er¬
kenntnis entzogene, Ursache die Vollendung der Inschrift verhindert haben.
Wie dem auch sei, in der fehlenden ersten Hälfte der Inschrift
denke ich mir das Substantiv , auf das sich das Suffix von napsn
zurückbezieht. Dieses Substantiv dürfte nras oder sonst ein auf
den Hügel oder das Gestein , durcb das der Tunnel gehauen ist,
bezügliches Wort gewesen sein. Wollte man an nbyn oder ein
sinnverwandtes Substantiv denken, so würde man annehmen müssen,
dass 3p5 mit einem Accusativ des Resultats konstruiert werden
konnte, was erst zu beweisen wäre.
In LVI, 67 nannte ich auch Herrn Prof Jensen als Vertreter
der Ansicbt, ASurb. Cyl. B Col. V, 5 flF. beziehe sich auf eine eigent¬
licbe Finsternis. Dies ist dahin richtig zu stellen, dass in KB II, 249 das Wort attalü allerdings mit „Finsternis" übersetzt, aber durch
ein ,?" zugleicb der Zweifel an deren astronomischem Charakter
ausgedrückt ist.
S. 64, Z. 17 ist MAff gegen EN zu vertauschen.
Berichtigung.
Valkenberg (Holland). F. X. Kugler.
Bd. LVI. 6S
5 (
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Anzeigen.
äUmenta de Sanacrit Classique par Victor Henry. Paris
1902. XVI, 284, 8«*
Diese neuste sanskritgrammatik , die der Verfasser selbst als
eine Art Vorbereitung auf Bergaigne's Manuel Sanscrit betrachtet
wissen will, zeigt abermals, wie schwierig es ist, den Stoff schul¬
mässig zu bearbeiten. So wünschenswert es sein muss , und so
förderlich es für den Schüler ist, wenn er sich bei Zeiten daran
gewöhnt, aus seinem Idiome in das Sanskrit zu übersetzen, so muss
doch betont werden, dass Stenzler's Elementarbuch immer noch der
zuverlässigste Führer ist und am sichersten das Ziel erreichen hilft.
Bühler, der nach seiner eignen Angabe mit der im Leitfaden
beliebten Methode gute Erfolge erzielt hat, zerstückelt den Stoff
dermaassen, dass man keinen sicheren Überblick über das Ganze
gewinnen kann. Das habe ich von verschiedenen Seiten bestätigen
hören, und meine Versuche, Bühler's Buch den Vorlesungen zu
Grunde zu legen, sind gänzlich missglückt. — Henry vermeidet
es nun freilich. Zusammengehöriges auseinander zu reissen ; aber auch
seine Methode giebt mir zu Bedenken Veranlassung. Ich halte vor
allem seine Übungsstücke ohne Ausnahme für viel zu schwer,
namentlich im Hinblick darauf, dass Henry auch für den Autodidakten
geschrieben hat. So ist es für den Anfänger nicht ermutigend,
wenn ihm in n<* 25 aufgegeben wird , Zusammensetzungen wie ta¬
traiva , katheyam , vetälenoktam etc. aufzulösen , während er docb
von Grammatik auch nicht die leiseste Ahnung hat. „Le meilleur
conseil ä lui donner, c'est d'etablir toutes les possibilitös'. Das
kann nur dazu beitragen, in ihm das Gefühl der Ünsicherheit zu
verstärken, was wohl einen jeden Anfänger im Sanskrit beschleicht.
Noch schlimmer ist n** 46; und wer ist ohne Kenntnis der Grammatik
imstande, die Übung 74 auch nur annähemd richtig zu absolvieren ?
Wie tadanantaram, dvittyastatraiva, kasmimJcinnagare, nispädi-
tamäsancm, etc. etc. abteilen? Femer n" 47: da soll der Anfänger
wissen, dass yävan märge für yävat märge steht ! Über die Kräfte
eines Genies sogar gehen die Anforderungen , die z. B. in n*" 109
und 110 gestellt werden. Hier wird mit allen möglichen Verbal¬
formen hantiert, wiewohl erst die Stämme auf a und ä behandelt