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W Physik für Ingenieure – ein Auslaufmodell?

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© 2006 Wiley-VCH Verlags GmbH & Co. KGaA, Weinheim 1617-9439/06/0909-3 Physik Journal 5 (2006) Nr. 8/9 3 M E I N U N G

Prof. Dr. Rolf Heilmann ist Mit- glied des Fachbereichstages Physikalische Technik und des Arbeitskreises Fachhochschulen der DPG. Er lehrt Messtechnik und Physik an der FH München.

Welche Bedeutung soll zu- künftig das Fach Physik für technische Studiengänge haben?

Für Physikerinnen und Physiker ist diese Frage leicht zu beantwor- ten: Der Physik als grundlegende Naturwissenschaft und als Fun- dament der Technik kommt eine Schlüsselrolle zu. Ihr Umfang in den Studienplänen der Hochschu- len – Universitäten wie Fachhoch- schulen – muss daher mindestens beibehalten werden.

Soweit der Wunsch. Die Realität sieht jedoch oft ganz anders aus.

Die Mitglieder des Fachbereichs- tags Physikalische Technik und des Arbeitskreises Fachhochschulen in der DPG beobachten schon länger mit Sorge, dass an einigen Hoch- schulen der Umfang der Lehrver- anstaltungen zur Physik massiv gekürzt wurde oder noch gekürzt werden soll.

Besonders durch die Einführung der konsekutiven Studienstruktur mit Bachelor und Master wurden z. B. in einigen Ingenieurstudien- gängen die Semesterwochenstun- den und die ECTS-Punkte in Physik um mehr als die Hälfte reduziert.

Für Studierende der Informatik werden oft gar keine physikalischen Grundlagen mehr angeboten. Den Argumenten, die für Kürzungen ins Feld geführt werden, lässt sich jedoch einiges entgegen halten:

In den neuen Studiengängen müssen generell Stunden eingespart werden. – Eine Stundenreduktion zugunsten von mehr selbstständiger Arbeit ist zu begrüßen. Die Physik als Basiswissenschaft sollte aber nicht überproportional betroffen sein. Ausgerechnet die Streichung der Praktika und der Übungen steht dem Ziel einer stärkeren Selbststän- digkeit entgegen.

Die Hochschulen sollen sich auf die Vermittlung von „beruflichem Wissen“ konzentrieren. Das Grund- wissen ist schließlich schon aus

der Schule bekannt und braucht deshalb nicht wiederholt zu werden.

– Welch ein Irrtum! Jeder, der Phy- sik im ersten Semester über mehre- re Jahre lang gelehrt hat, weiß um das sinkende fachliche Niveau der Studienanfänger. Die in den letzten Jahren an vielen Hochschulen an- gebotenen „Brückenkurse“ vor Stu- dienbeginn können das Dilemma bestenfalls etwas abmildern.

In Hinblick auf die Komprimie- rung des Studiums sollen physi- kalische Inhalte nur einmal im Studienplan vorkommen, möglichst in Ingenieurfächern wie Technische Mechanik, Elektrotechnik usw.

– Bei aller nötigen Vertiefung in den technischen Fächern sollte man nicht vergessen, dass gerade die Physik die Grundlagen für ein wirkliches Verständnis schafft.

Da schon nach sechs oder sieben Semestern ein erster Hochschulab- schluss erreicht werden soll, muss das Ausbildungsprofil geschärft werden. „Nebenfächer“ sind Luxus.

– Doch wer sich allzu stark speziali- siert, gerät auf dem Arbeitsmarkt in

eine riskante Abhängigkeit von der technischen Entwicklung und der wirtschaftlichen Lage.

Aufgrund der rasanten Entwick- lung in der Gesellschaft müssen zunehmend neue fächerübergreifen- de Qualifikationen wie Informatik oder die so genannten Soft Skills vermittelt werden. Die Akkreditie- rungsagenturen sehen entsprechende Pflichtanteile im Studienplan vor.

– So ungewohnt es klingt: Gerade die Physik kann eine wichtige Rolle als „fächerübergreifende Qualifi- kation“ spielen! Schließlich zeigt sie durch ihre Methodik die grund-

legenden Beziehungen zwischen den technischen Fächern auf.

Was ist also zu tun, um der Physikausbildung wieder zu einer angemessenen Stellung zu verhel- fen? Auf alle Fälle dürfen wir uns nicht in unseren physikalischen Elfenbeinturm zurückziehen.

Gerade der Kontakt mit Nicht- Physikern zwingt uns dazu, unser Tun zu relativieren und zu rechtfer- tigen – frei nach Schiller: Was heißt und zu welchem Ende betreiben wir Physik? Das sollten wir nicht nur uns fragen, sondern auch die Kolleginnen und Kollegen von den technischen Fakultäten. Wir müs- sen immer wieder verdeutlichen,

welche Bedeutung die Physik für die Technik und die Technik für die Physik hat. Auch gilt es, den intensiven Meinungsaustausch mit Vertretern der Schulen und Minis- terien zu suchen.

Professoren sollten die mitunter ungeliebte Grundvorlesung nicht an unerfahrene Assistenten delegieren.

Inhaltliche Abstimmung unter Kol- legen muss selbstverständlich wer- den. Die Lehrveranstaltungen zur Physik sind zu aktualisieren, dem jeweiligen Studiengang anzupassen und neue didaktische Konzepte aus- zuprobieren. Auch die Kombination mit Inhalten anderer Fächer kann befruchtend wirken. Der Wege gibt es viele. Lassen wir nicht zu, dass es das Fach Physik künftig nur noch in den Studiengängen Physik und Physikalische Technik gibt!

Physik für Ingenieure – ein Auslaufmodell?

Als Nebenfach droht die Physik an den Rand gedrängt zu werden.

Rolf Heilmann

Gerade die Physik kann eine wichtige Rolle als

„fächerübergreifende Qualifikation“ spielen!

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