ERNTETECHNIK
. . . .. . . . . . .. . . .
Dirk Kämmerer, B ra u nschweig
U nte rsuc h u ngen am Mähdresc h e rhä c ks l er
Der Strohhäcksler am Mähdrescher ist eine Standardausrüstung, die in vielen Ackerbaubetrieben bis zu
1 00 %der Einsatzzeit in Betrieb ist. An einem stationären Versuchsstand werden grund
legende Untersuchungen zum Förder- und Schneidvorgang im Mähdrescherhäcksler durchgeführt. Durch die Aufteilung der Antriebsleistung in verschiedene Einzel
komponenten wird eine genaue Analyse der Auswirkungen von Parametervariatio
nen ermöglicht. Leistungsbestimmende Parameter können so optimiert und der spezifische Leistungsbedarf gesenkt werden.
D
Feld fi ndet in letzter Zeit vermehrt das ie Zerkleinerung des Strohs a uf dem I nteresse der Landwirtschaft. Die M u lchund Direktsaatverfa hren m it ihrer red u
zierten Boden bearbeitung fordern ein kurzes, schnell verrottendes Häckselgut das gleichmäßig verteilt den Boden be
deckt. Auf der Maschinenseite bedeuten längere Einsatzzeiten und größere Ar
beitsbreiten schwierigere Einsatzbedin
gungen und damit höhere Anforderungen an die eingesetzten Häcksler. Die steigen
den Strohd urchsätze in Mähdreschern führen zu einer höheren Sch ichtdicke a uf den Sch üttlern und damit a uch i m Stroh
häcksler. Die Ausführung als Schlegel
häcksler hat sich eindeutig d u rchgesetzt.
Zur Anpassung an d iese Durchsatzsteige
rung wurden die Rotord rehzahlen in den letzten Jahrzehnten i m mer weiter gestei
gert. Bei Drehzahlen bis 4000 m in·1 wer
den heute U mfangsgeschwindigkeiten der Messerklingen von ü ber 100 m/s er
reicht. Dies führt dazu, dass der Häcksler heute zu den Aggregaten m it der höch
sten Leistungsaufnahme im Mähdrescher zä h lt.
Versuchsaufbau
Zur U ntersuch ung des Schneid- und För
dervorganges in einem Mähdrescher
häcksler wurde ein stationärer Versuchs
stand a ufgebaut (Bild 1 ) . Dieser besteht
Dip/. -lng. Dirk Kämmerer ist wissenschaftli
cher Mitarbeiter am Institut für Landmaschi
nen und Fluidtechnik der Technischen Universität Braunschweig, Langer Kamp 1 9a, 38106 Braunschweig, e-mail: d.kaemme
rer@tu-bs.de (Leiter: Prof. Dr -Ing. H.-H.
Harms).
Das Forschungsvorhaben wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (OFG) gefördert.
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aus den Baugru ppen Vorratsband, Tra ns
portband, dem eigentlichen Häckselag
gregat und einem Häckselbehälter. Als Antrieb d ient ein 80 kW-Traktor mit einem Keilriemenverstellgetriebe zur Drehzahl
a n passung zwischen 30 s·1 und 70 s·1 . Das Häckselaggregat hat praxisü bliche Abmessu ngen, ei nzig die Breite des Ro
tors wurde a uf 850 mm verkleinert, um den Versuchsgutbeda rf zu verringern . Die Messertrommel ist m it vier Reihen pen
delnd aufgehä ngter, beidseitig ange
schliffener Doppelmesser besetzt. Die Gegenschneide besteht aus einer Reihe feststehender beidseitig geschliffener Messerklingen , durch die die Schlegel
messer hind u rchkämmen. Der Abstand der Klingen beträgt jeweils 25 m m .
Neben dem Gesamtantriebsmoment und der Drehzahl werden m it ei ner Date
nerfassu ngsanlage noch das Schn ittmo
ment an den Gegenmessern, das Reib
moment am Gehäusema ntel und die G ut
austrittsgeschwi nd igkeit a ufgezeichnet.
Dies ermöglicht eine Aufteilung der An
triebsleistung in die Komponenten:
• Schneiden und Reiben am festen Ge- genmesser
• Reibung am Gehäuse
• Beschleunigung des G utes
• Leerlauf
• Sonstiger Leistungsbedarf (Stoß- und Schneidvorgänge des Rotors, . . . ) Versuchsergebnisse
Bild 2 zeigt den Antriebsleistungsbedarf des Versuchshäckslers für trockenes Roggenstroh . Der Anstieg über dem Du rchsatz ergibt ei nen exponentiellen Zusammenha ng. Die a nfangs schon er
wähnte Drehzahlsteigerung in den letzten Jahrzehnten füh rte zu einem erheblichen Anstieg der benötigten Antriebsleistung.
Bei ei ner Drehzahl
steigerung u m 45 % von 2700 min·1 auf 3900 min·1 steigt der Leistungsbedarf bei höheren Du rchsät
zen um 50 bis 60 % . Dieser überpropor-
Bild 1: Skizze der Versuchsanlage Fig. 1 : Sketch of the
tionalen Zunahme des Energiebedarfs steht eine verbesserte Häckselq ualität ge
genüber.
Die U ntersuchung des Antriebslei
stu ngsbeda rfs der i n Bild 3 aufgefü h rten G utarten ergaben bei gleichem Feucht
massed u rchsatz n u r geringe U nterschie
de in ihrem Leistungsbedarf. Auch das feuchte Weizenstroh benötigt nur eine ge
ringfügig nied rigere Antriebsleistung als das trockene Stroh, o bwoh l d ie Anzahl der zu schneidenden Halme auf Grund der n ied rigeren Trockenmasse um etwa 25 % kleiner sein m ü sste.
Berechnet man a ber d ie a uf die Trockenmasse bezogen e spezifische An
triebsleistu ng (ohne Leer Ia ufleistu ng), zeigt sich ein deutlicher U nterschied zwi
schen trockenem und feuchtem Stroh ( B i ld 3). M it steigendem Durchsatz ergibt sich bei beiden Va rianten a uch eine ein
deutige Zunahme der spezifischen Lei
stu ng.
Bild 4 zeigt für feuchtes Weizenstroh d ie Zusammensetzung der Gesamtan
triebsleistung i n a bsol uten und prozen tualen Werten. D i e Leerlaufleistung kenn
zeichnet die benötigte Antriebsleistung für den u n belastet drehenden Häcksler, wobei der größte Antei l für die Ü berwin
d u ng des Luftwidersta ndes der fl iegen
den Messer benötigt wird . Die Rei blei
stu ng entsteht d u rch die Reibung des G utes an der zyli nderförmigen Mantel
fläche des Häckslergehäuses. Dies ge
sch ieht sowohl a uf der Seite der Gegen
schneide wie auch auf der gegenüberlie
genden Fläche, an der ein geringer Gutanteil, der im Auswurf nicht a bge
schieden wurde, herumgefördert wird . Die Schn ittleistung wurde in zwei iden
tischen Versuchen m it und ohne einge
baute Gegensch neiden ermittelt. Die Dif-
test facility '---'
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. . . .. . . .. . . .. 1111 ......... .. .. .. . . .. .. . ... . ...... ... .
ferenz der Antriebsleistung wird für das Schneiden der Halme an den festen Klin
gen der Gegenschneide benötigt. ln d ie
ser Differenz ist a uch das Reiben des Gut
es a n den Längsseiten enthalten, da das gesamte Gut d u rch die Zwischenräume der Klingen gefördert werden m uss.
Der m it Rest bezeichnete Leistungsan
tei l setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen und enthält auch d ie Be
sch leunigungsleistung. Zum ü berwiegen
den Teil sind jedoch die Leistungsanteile für d ie Sch nitt- und Stoßvorgä nge d u rch die rotierenden Messerklingen enthalten , die bei d e r Annahme des G utes aus dem freien Fa l l entstehen.
Bei der prozentualen Zusam menset
zung der Gesamtantriebsleistung ( Bild 4b) ist der relativ hohe Anteil der Leerl
aufleistung zu erkennen, der im Wesent
lichen durch die hohe Antriebsd rehzah l verursacht wird . Der größte Leistungsa n
teil wird bei dem feuchten Weizenstroh an
der Gegenschneide für das Sch neiden verbraucht. Bei ähnlichen Absolutwerten für d ie Gesamta ntriebsleistung von feuchtem und trockenem Gut ist der pro
zentuale Anteil für das Schneiden an der Gegenschneide von trockenem Weizen
stroh (h ier nicht dargestellt) in diesem Fall etwa nur ha l b so groß wie bei dem dargestel lten feuchten Gut. Trotz geringe
rer Trockenmasse und damit kleinerer Anza h l zu schneidender Halme wird für die geringere Anzahl an Schnitten eine etwa doppelt so hohe Schn ittleistung und damit Energie verbraucht wie bei trocke
nem Gut. Eine Siebanalyse der Häcksel
proben ergab eine geringfügig bessere Häckselqualität der trockenen Variante.
Der Grund für den höheren Schnittlei
stungsbeda rf der feuchten Halme liegt zum einen in der nied rigeren Biegestei
figkeit der Halme und zum anderen bei
spielsweise im U ntersch ied von Reife
grad, Weizensorte und Wachstu msbedin
r---, gungen. Speziell der 50 �---, U nterschied im Rei
fegrad trat deutlich hervor. Hatte das 40
3900 U/min, rpm - .. - 3600 U/min, rpm -- 3300 U/min, rpm - 2700 U/min, rpm
• trockene Gut eine
a ) 40
30
einheitl iche Gelbfärbung, so waren bei feuchtem Stroh noch deutl ich grü ne Be
reiche an den Halmen zu e rkennen.
Fazit
M it der G utfeuchte a l s betriebstechni
schem Parameter und der Antriebsd reh
zahl a ls konstruktivem Para meter wurden zwei wesentliche leistu ngs beeinflussende Größen vorgestellt. Der Ei nfluss der un
tersuchten Strohsorten war ü berraschend gering. Die U ntersuch u ngen am Mähdre
scherhäcksler werden m it der systemati
schen Variation und O ptimierung kon
struktiver G rößen fortgesetzt. Z u r besse
ren Analyse der Sch neid- und Fördervorgänge sol l eine Hochgeschwin
d igkeitskamera zum Ei nsatz kommen.
Schl üsse lwörter
Mähd rescherhäcksler, Leistu ngsbeda rf, Schnittleistung, Strohsorte
Keywords
Combinechopper, power consu m ption , cutting power, straw typ
[
Antriebsleistung0 5 1 0
Durchsatz [tlh]
throughput
1 5
Bild 2: Antriebsleistung beim Häckseln von Roggenstroh (U = 1 4 %) für verschiedene Drehzahlen und Durchsätze
Fig. 2. Driving power for chopping rye straw ( motsture U = 1 4 % w. b.) at various revolutions versus throughput
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Q. u t/1 GI Q.
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2,5 2,0 1 ,5 1 ,0
0,5 0,0
7,2 1 0,8
Durchsatz [tlh] 1 4,4 throughput
D Roggenstroh U=12%
rye straw
lil Weizenstroh U=12%
wheat straw
D S.-gerstenstroh U=12%
summerbarley straw
• Weizenstroh U=32%
wheat straw
Bild 3: Spezifische Antriebsleistung verschiedener Strohsorten und Durchsätze
Fig. 3: Specific driving power for various of straw varieties versus throughput
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Cl driving power
1::: 20
:::1 � -;; ==
"ijj 0 ....J c.
1 0
0,0 3,6 7,2 1 0,8
Durchsatz [t!h]
throughput
1 4,4 1 8,0
b) 1 00%
� 80%
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1::: 0
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- 0 40%
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= Qj u 5i 20% Leerlaufleistung - ... 1::: Qj idling power
<( c.
0% +---r----�---�----4---�
0,0 3,6 7,2 1 0,8 1 4,4 1 8,0
Durchsatz [tlh]
throughput
Bild 4: Zusammensetzung der Antriebsleistung beim Häckseln von Weizenstroh (U = 32 %, 3300 min-1) a) absolute Werte, b) relative Werte
Fig.4: Composition of driving power for chopping wheat straw (motsture U = 32% w. b., 3300 rpm) versus throughput a) in absolute terms, b) in relative terms
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