Fusarien & Mykotoxine in Getreide und Mais ART Zürich-Reckenholz, 28. März 2008 - eine Herausforderung
Fusarientoxine in Schweizer Futtergetreide und deren Wirkungen auf Zuchtsauen
Andreas Gutzwiller und Claude Chaubert
Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Tioleyre 4, CH-1725 Posieux, andreas.gutzwiller@alp.admin.ch
Während Fusarientoxine in Futtermitteln nicht von lebensmittelhygienischer Bedeutung sind, da sie sich in Milch und Fleisch kaum anreichern, können sie in höheren Mengen insbesondere beim Schwein zu Leistungseinbussen und Gesundheitsstörungen führen. Zur Orientierung der Schweizer Futtermittelhersteller untersucht ALP jedes Jahr Proben aus Getreideannahmestellen auf Fusarientoxine. Die Untersuchungsresultate der letzten Jahre sind auf der Mykotoxin-Webseite von Agroscope aufgeführt (http://www.art.admin.ch/themen/00930/index.html?lang=de)
Im Anschluss an regenreiche Vegetationsperioden weisen wie erwartet mehr Getreideproben nachweisbare bis erhöhte Fusarientoxingehalte auf. Auch zwischen den Getreidearten lassen sich Unterschiede erkennen: Gerste ist weniger häufig, Mais dagegen häufiger mit den Fusarientoxinen Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon belastet als Weizen und Triticale. Trotz seiner geringen DON- und Zearalenonbelastung ist Hafer nicht unproblematisch, da er häufig mit dem Fusarientoxin F2 – Toxin kontaminiert ist.
Unter den Nutztieren reagiert das Schwein am empfindlichsten auf die Mykotoxine DON und Zearalenon. Die empfohlene Höchstbelastung von Schweinerationen mit DON beträgt für alle Schweinekategorien 1 mg pro kg Trockensubstanz (TS), während die Ration von weiblichen Zuchttieren vor bzw. nach Eintritt der Geschlechtsreife nicht mehr als 0.1 bzw. 0.3 mg Zearalenon pro kg TS enthalten sollte.
Während in verschiedenen ausländischen Versuchen selbst über dieser Empfehlung liegende Mykotoxinbelastungen des Futters keine negativen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit von Zuchtsauen hatten, wird von Schweinezüchtern und praktizierenden Tierärzten häufig der Verdacht geäussert, dass schon bei einer Belastung des Futters im Bereich der empfohlenen Höchstgehalte sowie bei einer Belastung des Streustrohs mit diesen Mykotoxinen Fruchtbarkeitsprobleme auftreten können. Zur Abklärung, ob mit Fusarientoxinen kontaminiertes Streustroh die Fruchtbarkeit von Zuchtsauen beeinflusst, wurden in einem Versuch an ALP 48 Sauen während der Trächtigkeit auf Stroh gehalten, welches mit 1.4 mg/kg Deoxynivalenol (DON) und 0.9 mg/kg Zearalenon (Medianwerte) kontaminiert war. Die 48 Kontrollsauen wurden auf unkontaminiertem Stroh gehalten. Die beiden Gruppen unterschieden sich weder in der Anzahl Sauen, die wegen Unträchtigkeit aus dem Versuch ausschieden, noch in der Anzahl und dem durchschnittlichen Geburtsgewicht der Ferkel. Die Ferkel hatten keine Anzeichen einer Mykotoxinschädigung.
In der Untersuchung konnte somit kein negativer Einfluss des kontaminierten Strohs auf die Fruchtbarkeit von Sauen nachgewiesen werden.
In einem weiteren Versuch wurde der Einfluss von Fusarientoxinen auf den Eintritt der Geschlechtsreife und die Fruchtbarkeit von neun Jungsauen geprüft, welche ab 80 kg Körpergewicht Futter mit 2 mg/kg DON und 0.4 mg/kg Zearalenon erhielten. Neun Kontrollsauen erhielten unkontaminiertes Futter. Die Mykotoxine beeinflussten weder das Auftreten der ersten Brunst noch die Fertilität.
Auch in einem noch nicht abgeschlossenen Versuch, in dem der Einfluss einer mit 2-3 mg/kg DON kontaminierten Futter während der Säugezeit auf die Fruchtbarkeit in der nachfolgenden Reproduktionsperiode untersucht wird, sind bisher keine offensichtlichen Unterschiede zwischen den Tieren, die belastetes Futter bzw. unbelastetes Kontrollfutter erhalten haben, beobachtet worden.
Die Versuchsresultate weisen darauf hin, dass bei Einhaltung der aktuellen Empfehlungen zur Höchstbelastung von Schweinerationen von 1 mg DON und 0.3 mg Zearalenon pro kg TS die Fruchtbarkeit von Schweinen nicht beeinträchtigt wird.
Fusarien & Mykotoxine in Getreide und Mais ART Zürich-Reckenholz, 28. März 2008 - eine Herausforderung