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Einfluss der beruflichen Tätigkeit auf das COVID-19-Erkrankungsrisiko

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Einfluss der beruflichen Tätigkeit auf das COVID-19-Erkrankungsrisiko

Bei Beschäftigten, die im Gesundheitsdienst, in der Wohlfahrtspflege oder in einem medizi- nischen Laboratorium tätig sind, kann auf Basis der rechtlichen Regelungen in der Berufs- krankheiten-Verordnung eine Erkrankung an COVID-19 als Berufskrankheit anerkannt werden.

Wie sieht es aber mit dem Infektionsrisiko in anderen Berufsgruppen aus, die viele Kunden- kontakte haben? Im vorliegenden Beitrag wird dieser Fragestellung auf Basis von Routinedaten der BARMER Krankenkasse nachgegangen, wobei neben der Erkrankungshäufigkeit auch die Schwere der Erkrankung als zweiter wesentlicher Parameter berücksichtigt wird.

MATTHIAS MÖHNER

Dr. Matthias Möhner, Leiter der GruppeMe- dizinischer Arbeitsschutz, Berufskrankheiten, BAuA, Berlin.

ANDREAS WOLIK

Andreas Wolik, Diplom-Wirtschaftsmathemati- ker, BARMER Institut für Gesundheitssystem- forschung (BIfG), Wuppertal.

I. Einleitung

Es ist seit langem bekannt, dass bei Beschäftigten im Gesundheitsdienst insbesondere bei der Behandlung und Pflege von infektiösen Patienten ein erhöhtes Infektions- risiko besteht. Bereits im Jahre 1929 wurden deshalb Infektionskrankheiten bei Beschäftigten in Krankenhäu- sern, in Einrichtungen der Wohlfahrtspflege sowie in an- deren Bereichen des Gesundheitsdienstes in die Liste der Berufskrankheiten (BK) aufgenommen1. In der aktuellen Verordnung wird diese Berufskrankheit unter BK 3101 geführt:„Infektionskrankheiten, wenn der Versicherte im Gesundheitsdienst, in der Wohlfahrtspflege oder in einem Laboratorium tätig oder durch eine andere Tätigkeit der Infektionsgefahr in ähnlichem Maße besonders aus- gesetzt war“2. Im Jahre 2019 wurden 1910 Anzeigen auf

Verdacht einer BK 3101 gestellt, 787 Fälle wurden im gleichen Zeitraum als BK anerkannt3. Auf die Influenza entfielen in den vergangenen Jahren jedoch weniger als 1 % dieser Fälle, sowohl hinsichtlich der Zahl der Anzei- gen als auch der anerkannten BK-Fälle4. In der gegen- wärtigen Pandemie wurden dem RKI jedoch bis Ende Oktober bereits 19.300 COVID-19-Fälle bei Beschäftigten in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen mit beson- derer Relevanz für die Transmission von Infektionskrank- heiten (gemäß § 23 IfSG) gemeldet, von denen 764 hos- pitalisiert wurden und 24 verstarben5. Die Zahl der BK- Fälle wird somit durch COVID-19 für das Jahr 2020 stark steigen. Es ergibt sich jedoch die Frage, ob auch in ande- ren als den in der BK 3101 genannten Berufsgruppen erhöhte Infektionsrisiken bestehen. In einem Statement des Collegiums Ramazzini wurde eine Liste von Berufen erarbeitet, für welche von einem hohen bzw. sehr hohen Risiko ausgegangen wird, dass sie sich im Rahmen ihrer üblichen Arbeitsaufgaben durch Kontakte mit Patienten bzw. Kunden infizieren6. Auch eine Analyse von Erkran-

1 Zweite Verordnung über Ausdehnung der Unfallversicherung auf Be- rufskrankheiten. RGBl I1929; p. 279.

2 Bek. des BMA v. 1.12.2000: Merkblatt zur BK Nr. 3101: Infektions- krankheiten, wenn der Versicherte im Gesundheitsdienst, in der Wohl- fahrtspflege oder in einem Laboratorium tätig oder durch eine andere Tätigkeit der Infektionsgefahr in ähnlichem Maße besonders ausgesetzt war. BArbBl 2001; 1/2001: 35.

3 DGUV-Statistiken für die Praxis2019. Berlin: DGUV 2020; p. 96.

4 Dulon/Wendeler/Nienhaus, Berufsbedingte Infektionskrankheiten bei Beschäftigten im Gesundheitsdienst 2017. Zentralblatt für Arbeitsmedi- zin, Arbeitsschutz und Ergonomie 2018; 69: 16-22.

5 Täglicher Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019: aktuali- sierter Stand für Deutschland vom 1.11.2020. 2020.

6 Fellows of the Collegium Ramazzini: 24th Collegium Ramazzini State- ment: Prevention of Work-Related Infection in the COVID-19 Pandemic.

Journal of occupational and environmental medicine 2020; 62: e467- e8.

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Tabelle 1: Kumulative Inzidenz (01.06.-31.10.2020) von Erwerbspersonen für COVID-19 nach Alter und Geschlecht je 100.000 Personen

Altersgruppe (Jahre)

Diagnosebasis

Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung/Klinik Klinik

Frauen Männer Frauen Männer

15 - 19 1943,6 1726,4 86,9 52,2

20 - 24 1289,3 944,1 71,4 62,0

25 - 29 944,4 714,9 74,0 49,5

30 - 34 883,6 675,3 82,1 45,9

35 - 39 903,2 700,8 65,3 52,3

40 - 44 924,4 670,6 63,2 62,6

45 - 49 905,3 673,9 69,9 87,9

50 - 54 795,0 588,5 70,3 99,1

55 - 59 787,0 589,1 82,3 105,9

60 - 64 750,6 575,1 103,0 131,7

15 - 64 891,4 694,3 76,5 76,8

kungsfällen, die bis Ende Mai in Deutschland aufgetreten waren, ergab in mehreren dieser Berufs- und Branchen- gruppen erhöhte Erkrankungsrisiken7. Zur Validierung dieser ersten Ergebnisse und zur Abklärung der Frage, ob weitere Berufsgruppen in die BK 3101 aufgenommen werden sollten, wurde die nachfolgende Analyse durch- geführt.

II. Methoden

Für den Folgezeitraum vom 01. Juni bis 31. Oktober 2020 (Datenstand: 16. November 2020) wurde auf Basis der Routinedaten der BARMER Krankenkasse für alle erwerbs- tätigen Stammversicherten im Altersbereich von 15 bis unter 65 Jahren alters- und geschlechtsspezifische Inzi- denzraten für COVID-19 berechnet. Eine Person wurde als COVID-19-Fall gezählt, sofern eine der beiden ICD10- Diagnosen U07.1 oder U07.2 auf der Arbeitsunfähigkeits- bescheinigung (AU) oder als Krankenhausdiagnose doku- mentiert wurde. Eine zweite Analyse wurde unter alleini- ger Verwendung der Krankenhausdiagnosen durch- geführt, um den Schweregrad der Erkrankung sowie die höhere Validität dieser Diagnosen zu berücksichtigen.

Analog zur ersten Analyse wurden standardisierte Inzi- denzratios (SIR) nach Branchen- und Berufsgruppen sowie nach Risikogruppen analysiert8.

Die Angaben zu Branche und Beruf wurden den kodierten Angaben zur Sozialversicherung entnommen. Die Anga- ben zur Branche basieren auf der vom Statistischen Bun- desamt herausgegebenen Klassifikation der Wirtschafts- zweige9. Die Angaben zum Beruf lagen in der Kodierung entsprechend dem aktuell gültigen Schlüsselverzeichnis der Bundesagentur für Arbeit vor10, wobei der Schlüssel lediglich bis in die Tiefe der ersten drei Stellen verwendet wurde. Da der Analysezeitraum keine Lockdown-Phase enthielt, konnten die Risikogruppen mit Bezug auf das Infektionsrisiko in enger Anlehnung an den Vorschlag des Collegiums Ramazzini gebildet werden11. Auf der Basis

der Angaben aus den AU-Be- scheinigungen und den Kran- kenhausentlassungsdiagnosen wurden die kumulative Inzidenz für den Zeitraum vom 1. Juni bis zum 31. Oktober 2020 nach Geschlecht und 5-Jahre-Alters- gruppen für den Bestand der Stammversicherten der BAR- MER insgesamt berechnet. Auf dieser Basis wurden sodann standardisierte Inzidenzverhält- nisse (standardized incidence ratios – SIR) für Branchen, Be- rufsgruppen und Kombinatio- nen von Branche und Beruf be- rechnet. Zu allen SIRs wurden die zugehörigen 95 %-Konfidenzintervalle berechnet. Al- le Berechnungen wurden mit der Statistik-Software STA- TA, Version 16.1 durchgeführt12.

III. Ergebnisse

Für die Stammversicherten der BARMER wurden ins- gesamt 30.555 Erkrankungsfälle ermittelt, von denen 2.928 stationär aufgenommen wurden (9,6 %). Diagno- sehäufigkeit und Hospitalisierungsrate wiesen entgegen- gesetzte Alterstrends auf. Bei Männer stieg die Hospitali- sierungsrate über den gesamten Altersbereich von 3,0 % auf 22,9 % an, bei Frauen von 4,5 % auf 13,7 % (vgl.

Tab. 1). Die Gegenüberstellung der Wirtschaftszweige zeigt, dass lediglich für das Gesundheits- und Sozialwe- sen signifikant erhöhte Risiken sowohl bezüglich der Erkrankungshäufigkeit als auch bezüglich der Kranken- hauseinweisungen zu beobachten waren (Tab. 2). Die Analyse nach den Risikogruppen untermauert diese Aus- sage (Tab. 3). Gegenüber der Referenzgruppe betrug die Risikoerhöhung 10 % bzw. 47 %. Für die Risikogruppen 1 und 2 wurden lediglich auf Basis der Klinikangaben signifikant erhöhte Risiken ermittelt. Die Heterogenität zwischen den Untergruppen in Bezug auf das Erkran-

7 Möhner/Wolik, Differences in COVID-19 risk between occupational groups and employment sectors in Germany. Dtsch Arztebl Int 2020;

117: 641-2.

8 Möhner/Wolik, Berufs- und branchenbezogene Analyse des COVID-19- Risikos in Deutschland. Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 2021; 56:

29-34.

9 Klassifikation der Wirtschaftszweige. Wiesbaden: Statistisches Bundes- amt; 2008.

10 Schlüsselverzeichnis für die Angaben zur Tätigkeit in den Meldungen zur SozialversicherungAusgabe 2010Stand: April 2019. Nürnberg:

Bundesagentur für Arbeit; 2019.

11 Fellows of the Collegium Ramazzini: 24th Collegium Ramazzini State- ment: Prevention of Work-Related Infection in the COVID-19 Pandemic.

Journal of occupational and environmental medicine 2020; 62: e467- e8.

12 StataCorp.: Stata: Release 16. Statistical Software. College Station, TX:

StataCorp LP; 2019.

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Tabelle 2: Standardisierte Inzidenzratios für COVID-19 nach Wirtschaftszweigen (Abteilungen gem.

WZ2008) Abteilung

gem.

WZ2008

Wirtschaftszweig Basis der Diagnose AU/Klinik Klinik Fallzahl SIR 95%-KI Fallzahl SIR 95%-KI

A Land- und Forstwirtschaft 84 0,52 0,42 - 0,65 11 0,76 0,38 - 1,35

B Bergbau 33 1,08 0,74 - 1,51 3 0,93 0,19 - 2,71

C Verarbeitendes Gewerbe 4819 1,00 0,97 - 1,02 488 0,96 0,87 - 1,04 D Energieversorgung 172 0,89 0,76 - 1,03 14 0,70 0,38 - 1,17 E Wasserversorgung, Abwasser-

und Abfallentsorgung 184 1,03 0,89 - 1,19 24 1,23 0,79 - 1,83 F Baugewerbe 1073 0,87 0,82 - 0,92 110 0,94 0,77 - 1,13 G

Handel; Instandhaltung und Reparatur von

Kraftfahrzeugen

3866 0,87 0,85 - 0,90 401 0,98 0,89 - 1,08 H Verkehr und Lagerei 1122 0,88 0,83 - 0,93 145 1,09 0,92 - 1,28

I Gastgewerbe 519 0,64 0,58 - 0,70 78 1,11 0,88 - 1,39 J Information und

Kommunikation 762 0,72 0,67 - 0,77 82 0,79 0,63 - 0,99 K Finanz- und

Versicherungsdienstleistungen 888 0,88 0,82 - 0,94 85 0,86 0,69 - 1,07 L Grundstücks- und

Wohnungswesen 215 0,75 0,65 - 0,86 22 0,77 0,48 - 1,16 M Wissenschaftliche und

technische Dienstleistungen 2047 0,81 0,78 - 0,85 192 0,81 0,70 - 0,94 N Sonstige wirtschaftliche

Dienstleistungen 1248 0,82 0,78 - 0,87 171 1,18 1,01 - 1,37 O

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung,

Sozialversicherung

3116 1,24 1,19 - 1,28 273 1,09 0,96 - 1,23 P Erziehung und Unterricht 2225 1,51 1,45 - 1,57 97 0,72 0,59 - 0,88 Q Gesundheits- und Sozialwesen 6917 1,21 1,18 - 1,24 623 1,22 1,12 - 1,31 R Kunst, Unterhaltung und

Erholung 232 0,74 0,65 - 0,85 31 1,08 0,73 - 1,53 S & T Sonstige Dienstleistungen 1033 1,07 1,00 - 1,13 78 0,84 0,66 - 1,04 AU: Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung; BK: Berufskrankheit; KI: Konfidenzintervall; SIR: Standardisiertes Inzidenzratio

kungsrisiko fiel relativ gering aus. Größere Unterschiede wurden jedoch bezüglich der Hospitalisierungsraten sichtbar. Die SIR waren sowohl im Gesundheitswesen als auch in der Wohlfahrtspflege gegenüber dem voran- gegangenen Zeitraum deutlich zurückgegangen (Tab. 3).

Innerhalb der Arztpraxen fielen jedoch die Allgemein- ärztlichen Praxen mit erhöhten SIR auf [SIR = 1,38 (95 %-Konfidenzintervall: 1,21–1,56) n=238 bzw. SIR = 1,35 (0,82–2,08) n=20].

Auffällig waren insbesondere die signifikant erhöhten Hospitalisierungsraten im Gütertransport- und Taxigewer- be, aber auch bei Leihbeschäftigten und bei Beschäftigten in Reinigungsberufen. Die zugehörigen SIR, welche unter Hinzuziehung der AU-Daten berechnet wurden, fielen andererseits für diese Beschäftigtengruppen unterdurch-

schnittlich aus. Für Beschäftigte von Supermärkten aber auch für Beschäftigte in Friseur- oder Kosmetiksalons, bei denen generell von häufigem bzw. engem Kundenkon- takt ausgegangen werden kann, wurden keine erhöhten Erkrankungsrisiken festgestellt (Tab. 3). Für Beschäftigte in Schulen und Kindertagesstätten wurden zwar erhöhte SIR auf Basis der AU-Daten beobachtet, jedoch lagen die zugehörigen Hospitalisierungsraten tendenziell unter dem Durchschnitt.

IV. Fazit

Diese Analyse bestätigt, dass das Risiko an COVID-19 zu erkranken in jenen Berufen am höchsten war, die im Rahmen ihrer Tätigkeit häufig direkten Kontakt zu CO- VID-19-Patienten bzw. zu wahrscheinlich infizierten Per- F A C H B E I T R Ä G E MATTHIAS MÖHNER/ANDREAS WOLIK | COVID-19–Erkrankungsrisiko

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Tabelle 3: Standardisierte Inzidenzratios für COVID-19 für spezifische Risikogruppen

Risikogruppe Basis der Diagnose

AU/Klinik Klinik Fallzahl SIR 95%-KI Fallzahl SIR 95%-KI

Referenzgruppe 20.868 1,02 1,01 - 1,03 1.773 0,90 0,85 - 0,94

Risikogruppe 1 (high risk) 1.568 0,83 0,79 - 0,87 213 1,13 0,98 - 1,29

Risikogruppe 2 (very high risk) 4.146 0,89 0,87 - 0,92 537 1,18 1,08 - 1,28

Risikogruppe 3 (BK 3101) 3.973 1,12 1,09 - 1,16 405 1,32 1,20 - 1,46

Ausgewählte Gruppen

Beschäftigte in der Fleischverarbeitung 61 0,72 0,55 - 0,92 12 1,47 0,76 - 2,57 Verkauf von Lebensmitteln, Getränken, Drogeriewaren

etc. 320 0,92 0,82 - 1,03 29 0,98 0,66 - 1,41

Personal im ÖPNV und Eisenbahn-Fernverkehr 149 1,17 0,99 - 1,37 13 0,89 0,47 - 1,52 Fahrzeugführer/innen im Straßengüterverkehr 67 0,66 0,51 - 0,84 26 2,02 1,32 - 2,96 Fahrzeugführer/innen im Taxigewerbe 35 0,93 0,65 - 1,29 12 2,30 1,19 - 4,02 Beschäftigte im Post- u. Logistikbereich 203 0,86 0,74 - 0,98 21 0,92 0,57 - 1,40 Wach- und Sicherheitsdienste, Vollzugsdienste 136 0,95 0,80 - 1,13 14 0,85 0,46 - 1,42 Beschäftigte in Reinigungsberufen 383 0,83 0,75 - 0,92 63 1,42 1,09 - 1,81 Beschäftigte in Friseur- und Kosmetiksalons 107 0,83 0,68 - 1,00 9 0,91 0,42 - 1,73 Beschäftigte in Kindergärten und Vorschulen 1.301 2,39 2,26 - 2,52 38 0,83 0,59 - 1,14 Beschäftigte an Grundschulen und allgemeinbildenden

Schulen 447 1,15 1,04 - 1,26 26 0,67 0,44 - 0,99

Beschäftigte mit Patientenkontakt in Krankenhäusern 1.396 1,06 1,01 - 1,12 153 1,33 1,13 - 1,56 Beschäftigte mit Patientenkontakt in Arztpraxen 965 1,16 1,09 - 1,24 71 1,05 0,82 - 1,32 Beschäftigte mit Patientenkontakt in der Wohlfahrtspflege 541 1,15 1,06 - 1,25 57 1,40 1,06 - 1,82 Leihbeschäftigte im produzierenden Bereich / Logistik 186 0,85 0,73 - 0,98 34 1,65 1,14 - 2,31

AU: Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung; BK: Berufskrankheit; KI: Konfidenzintervall; SIR: Standardisiertes Inzidenzratio

sonen hatten. Für Beschäftigte mit häufigem Kunden- kontakt wurden hingegen keine erhöhten Erkrankungs- risiken beobachtet, was als Hinweis darauf verstanden werden kann, dass die in diesen Bereichen ergriffenen Arbeitsschutzmaßnahmen Wirkung gezeigt haben. Ab- weichend von diesem Bild wurde im Taxigewerbe jedoch eine mehr als verdoppelte Hospitalisierungsrate ermittelt.

Dazu vergleichbare Befunde, d. h. unauffällige Erkran- kungsraten in Kombination mit signifikant erhöhten Hospitalisierungsraten, wurden auch für den Straßengü- terverkehr und für weitere Berufsgruppen mit niedrigem sozioökonomischen Status ermittelt. Schlechte hygie- nische Rahmenbedingungen, insbesondere im grenz- überschreitenden Güterverkehr, aber auch Angst vor ei- nem möglichen Jobverlust könnten dazu geführt haben, dass bei weniger schweren Erkrankungsfällen keine ärzt- liche Hilfe in Anspruch genommen wurde, was wieder- um zu einer reduzierten AU-Rate in diesen Beschäftig- tengruppen führen würde. Nicht zuletzt auch unter Be- rücksichtigung der Unterschiede zwischen den Ge- schlechtern im Hinblick auf die altersspezifischen Hospitalisierungsraten wird vermutet, dass auch das Rau- chen als Risikofaktor für einen schweren Krankheitsver- lauf eine wichtige Rolle spielt13. Angaben zum Rauchen oder zu Komorbiditäten standen für diese Analyse je- doch nicht zur Verfügung. Als weitere Limitation dieser Analyse ist anzumerken, dass die Grundgesamtheit die- ser Studie kein repräsentatives Abbild der berufstätigen Bevölkerung Deutschlands darstellt. Neben dem Arzt- und dem Lehrerberuf sind z. B. auch landwirtschaftliche Berufe oder Berufe im Eisenbahnfernverkehr in dieser Analyse deutlich unterrepräsentiert.

Anzumerken ist auch, dass lediglich 38,3 % der AU-Diag- nosen auf einem positiven PCR-Test beruhen und somit gemäß ICD10 mit U07.1 kodiert wurden. Diese Anteile variieren zwischen den Berufs- und Branchengruppen nur gering. Die hohen SIR bei Lehr- und Erziehungspersonal lassen sich hierüber allerdings nicht erklären. Zumindest eine Ursache dieser erhöhten Raten dürfte sein, dass für diesen Personenkreis die Möglichkeit geschaffen wurde, sich alle 14 Tage auf das Coronavirus SARS-CoV-2 testen zu lassen. Eine höhere Rate von PCR-Tests und/oder Anti- gen-Schnelltests in einer Personengruppe führt jedoch zu einer geringeren Dunkelziffer und somit zu einer höheren Inzidenz in dieser Gruppe, hat andererseits aber keine oder nur geringfügige Auswirkung auf die Häufigkeit schwerer Erkrankungsverläufe.

Die im Vergleich zur ersten Analyse deutlich geringere Hospitalisierungsrate erklärt sich wohl aus der veränder- ten Altersverteilung der Erkrankten. Während im ersten Zeitraum 45,4 % der Erkrankten älter als 50 Jahre war, sank dieser Anteil im Folgezeitraum auf 33,0 %. Die deutliche Zunahme der Zahl durchgeführter PCR-Tests aber auch die Erweiterung des Testangebots durch Anti- gen-Schnelltests dürfte dazu geführt haben, dass der Anteil der unentdeckt gebliebenen asymptomatischen COVID-19-Fällen gesunken ist, was ebenfalls zu einer Reduktion der Hospitalisierungsrate beigetragen haben

dürfte. &

13 Izcovich/Ragusa/Tortosa, et al.: Prognostic factors for severity and mor- tality in patients infected with COVID-19: A systematic review. PLoS One 2020; 15: e0241955.

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