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Vergleich der digitalen Röntgenuntersuchung mit der computertomographischen Untersuchung des Schädels bei zahnerkrankten Kaninchen

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Academic year: 2022

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ISBN 978-3-86345-212-4

Verlag: Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft Service GmbH 35392 Gießen · Friedrichstraße 17 · Tel. 0641 / 24466 · Fax: 0641 / 25375

E-Mail: info@dvg.de · Internet: www.dvg.de

Saskia Köstlinger 2014

Vergleich der digitalen Röntgenuntersuchung mit der computertomographischen Untersuchung

des Schädels bei zahnerkrankten Kaninchen

Saskia Köstlinger

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Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie;

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

1. Auflage 2014

© 2014 by Verlag: Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft Service GmbH, Gießen

Printed in Germany

ISBN 978-3-86345-212-4

Verlag: DVG Service GmbH Friedrichstraße 17

35392 Gießen 0641/24466 info@dvg.de www.dvg.de

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Tierärztliche Hochschule Hannover

Vergleich der digitalen Röntgenuntersuchung mit der computertomographischen Untersuchung des Schädels bei zahnerkrankten Kaninchen

INAUGURAL-DISSERTATION

Zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Veterinärmedizin - Doctor medicinae veterinariae -

(Dr. med. vet.)

vorgelegt von Saskia Köstlinger

Konstanz

Hannover 2014

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Wissenschaftliche Betreuung:

Prof. Dr. med. vet. M. Fehr

Klinik für Heimtiere, Reptilien, Zier- und Wildvögel

1. Gutachter: Prof. Dr. med. vet. M. Fehr 2. Gutachter: Prof. Dr. W. Meyer

Tag der mündlichen Prüfung: 12.05.2014

(7)

für Pipihusi

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Inhaltsverzeichnis:

1 Einleitung ... 1

2 Schrifttum ... 2

2.1 Häufigkeit von Zahnerkrankungen ... 2

2.2 Anatomie des Kaninchengebisses und relevanter angrenzender knöcherner Strukturen ... 2

2.2.1 Anatomie des Kaninchengebisses ... 2

2.2.1.1 Inzisivi ... 3

2.2.1.2 Molaren ... 3

2.2.2 Zahnwachstum ... 4

2.2.3 Tränennasenkanal ... 5

2.2.4 Orbita ... 5

2.3 Zahnerkrankungen ... 5

2.3.1 Malokklusion der Inzisivi ... 6

2.3.2 Malokklusion der Molaren ... 7

2.3.2.1 Malokklusion der Molaren aufgrund fehlender Abnutzung ... 7

2.3.2.2 Malokklusion aufgrund Kalzium- und Vitamin-D-Mangels ... 9

2.3.3 Symptome ... 10

2.4 Diagnostik ... 11

2.4.1 Untersuchung eines Zahnpatienten ... 11

2.4.1.1 Anamnese und Allgemeinuntersuchung ... 11

2.4.1.2 Palpation der Mandibula und der Maxilla ... 11

2.4.1.3 Untersuchung der Maulhöhle ... 12

(10)

2.4.2 Bildgebende Diagnostik ... 13

2.4.2.1 Die Röntgenuntersuchung ... 14

2.4.2.2 Computertomographie ... 18

2.4.2.3 Vorteile der Computertomographie ... 20

2.4.2.4 Nachteile der Computertomographie ... 21

2.4.2.5 Anwendung der Computertomographie in der Heimtiermedizin ... 22

3 Material und Methoden ... 23

3.1 Untersuchungsgut ... 23

3.2 Klinische Untersuchung der vorgestellten Zahnpatienten ... 24

3.3 Blutuntersuchung ... 24

3.4 Ablauf der Allgemeinanästhesie und der Zahnbehandlung ... 25

3.5 Röntgenuntersuchung ... 26

3.6 Computertomographie ... 27

3.7 Auswertung des Bildmaterials ... 28

3.7.1 Allgemein ... 28

3.7.2 Auswertung der Röntgenaufnahmen ... 29

3.7.3 Auswertung der CT-Daten ... 30

3.8 Statistische Auswertung ... 30

4 Ergebnisse ... 32

4.1 Alter ... 33

4.2 Geschlecht ... 33

4.3 Fehlende Zähne ... 34

4.4 Nicht beurteilbare Einzelmerkmale (nbE) ... 37

(11)

4.4.1 Verteilung der nicht beurteilbaren Einzelmerkmale in der Röntgenauswertung 38

4.4.1.1 Verteilung der nbE auf die Zähne (Rö) ... 38

4.4.1.2 Verteilung der nbE auf die Merkmale (Rö) ... 39

4.4.2 Verteilung der nicht beurteilbaren Einzelmerkmale in der CT-Auswertung ... 41

4.4.2.1 Verteilung der nbE auf die Zähne (CT) ... 41

4.4.2.2 Verteilung der nbE auf die Merkmale (CT) ... 42

4.5 Veränderungen ... 44

4.5.1 Allgemein ... 44

4.5.2 Verteilung der Veränderungen in der Röntgenauswertung ... 52

4.5.2.1 Verteilung der Veränderungen auf die Zähne (Rö) ... 52

4.5.2.2 Verteilung der Veränderungen auf die Merkmale (Rö) ... 54

4.5.3 Verteilung der Veränderungen in den CT-Aufnahmen ... 56

4.5.3.1 Verteilung der Veränderungen auf die Zähne (CT) ... 56

4.5.3.2 Verteilung der Veränderungen auf die Merkmale (CT)... 57

4.6 Tierindividuelle Übereinstimmung der Ergebnisse ... 59

4.6.1 Tierindividuelle Übereinstimmung der untersuchten Merkmale ... 60

4.6.2 Tierindividuelle Übereinstimmung der untersuchten Zähne ... 62

5 Diskussion ... 64

5.1 Ziel der Studie ... 64

5.2 Alters- und Geschlechtsverteilung ... 64

5.3 Fehlende Zähne ... 64

5.4 Nicht beurteilbare Einzelmerkmale (nbE) ... 66

5.4.1 Verteilung der nbE auf die verschiedenen Zahnpositionen (Rö & CT) ... 67

(12)

5.4.2 Verteilung der nbE auf die Merkmale (Rö&CT) ... 72

5.5 Veränderungen ... 75

5.5.1 Strukturmerkmale ... 76

5.5.1.1 röntgendichtere Strukturveränderungen ... 76

5.5.1.2 Röntgenundichtere Strukturveränderungen ... 79

5.5.2 Zahnform ... 81

5.5.2.1 Länge der Zahnwurzel (Reservekrone) und der Zahnkrone ... 81

5.5.2.2 Krümmungsabweichung ... 83

5.5.2.3 Zahnfrakturen ... 84

5.5.3 Apikaler Bereich ... 88

5.5.3.1 Germinativzone ... 88

5.5.3.2 Kortikalis ... 89

5.5.4 Am häufigsten betroffene Zahnpositionen ... 90

5.6 Darstellbarkeit unterschiedlicher Aspekte der Abszessbeteiligung ... 91

5.6.1 Beurteilbarkeit der an einem Abszessgeschehen beteiligten Zähne ... 91

5.6.2 Tierindividuelle Übereinstimmung ... 91

5.6.3 Resultate dieser Studie ... 92

5.7 Vorstudie Röntgenlagerung ... 93

5.8 Fazit und Ausblick ... 96

6 Zusammenfassung ... 98

7 Summary ... 101

8 Literaturverzeichnis ... 103

9 Anhang ... 109

(13)

9.1 Abkürzungsverzeichnis ... 109

9.2 Abbildungsverzeichnis ... 111

9.3 Tabellenverzeichnis ... 114

9.4 Übersicht Befundtabellen ... 115

(14)
(15)

Einleitung

1 Einleitung

Zahnerkrankungen spielen beim Kaninchen eine wichtige Rolle. Etwa ein Drittel der beim Tierarzt vorgestellten Kaninchen leidet unter Veränderungen der Schneidezähne oder Molaren (Fehr, 1999; Gabriel und Leopold-Temmler, 2002; Jekl et al., 2008).

Für eine erfolgreiche Therapie spielt die Diagnostik im Bereich von Zahnerkrankungen eine entscheidende Rolle. Eine adäquate Therapie, die maßgeblich für den OP- und Heilungserfolg ist, kann nur durchgeführt werden, wenn die Krankheitsursache eindeutig identifiziert wird.

Wird bei einem Kaninchen eine Zahnerkrankung als Ursache für die bestehenden Symptome vermutet, ist eine aussagekräftige Diagnostik mit dem Ziel einer möglichst korrekten und vollständigen Befunderhebung angezeigt (Harcourt-Brown, 1995, 1997a, 2009a; Crossley, 2000a; Böhmer, 2001a; Verstraete et al., 2004). Die klinische Untersuchung des Kopfes und der Maulhöhle liefert erste Befunde, die durch bildgebende Diagnostika (Röntgen/CT) ergänzt werden muss, da aufgrund dieser Befunde Entscheidungen über Zahn- und Abszessbehandlungsmethoden sowie die OP-Vorgehensweise gefällt werden, die wiederum ausschlaggebend für den klinischen Erfolg sind. Über das diagnostische Vorgehen besteht weitestgehend Einigkeit. Röntgenbilder sind obligatorisch, um auch den intraossären Teil der Zähne sowie angrenzende Knochen- und Weichteilstrukturen beurteilen zu können, die in der klinischen Untersuchung nicht zugänglich sind (Crossley, 2000a; Brenner et al., 2005; Gracis, 2008; Van Caelenberg et al., 2008).

In den letzten 15 Jahren wurde die Computertomographie in mehreren Fallberichten als Alternative zur Röntgenuntersuchung in der Anwendung beim Heimtier erwähnt (Crossley et al., 1998; Brenner et al., 2005; Souza et al., 2006; Van Caelenberg et al., 2011).

Computertomographen sind in der Regel nur in großen Kliniken verfügbar und ihr Einsatz ist für die Patientenbesitzer mit höheren Kosten verbunden als bei der radiologischen Untersuchung. Daher ist es wichtig, die Vor- und Nachteile der Computertomographie zu kennen, denn das Wissen darüber, unter welchen Umständen der Einsatz der Computertomographie bei Kaninchen mit Zahnerkrankungen sinnvoll und notwendig ist, erleichtert es, dem Patientenbesitzer das diagnostische Vorgehen plausibel zu erläutern.

Ziel dieser Studie ist es, die Computertomographie als diagnostische Methode bei zahnerkrankten Kaninchen systematisch auszuwerten und Vor- und Nachteile bezogen auf die Auswertbarkeit des Bildmaterials im Vergleich zur digitalen Röntgenuntersuchung aufzuzeigen.

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Schrifttum

2 Schrifttum

2.1 Häufigkeit von Zahnerkrankungen

Zahnerkrankungen sind ein häufiges Problem bei den in der Praxis vorgestellten Heimtierpatienten (Lumeij und Westerhof, 1987). Größere Studien berichten von prozentualen Anteilen von 11,6% (T. Turner, 1997), 25,1% (Fehr, 1999), 38,1% (Jekl et al., 2008) bzw. 46,3% (Gabriel und Leopold-Temmler, 2002) an Patienten mit Zahnerkrankungen aus dem gesamten Patientengut. Die im Vergleich zu anderen Tierarten hohen Prozentzahlen können darauf zurückgeführt werden, dass Kaninchen aufgrund ihrer lebenslang wachsenden Zähne besonders anfällig für Zahnerkrankungen sind (Van Foreest, 1998; Crossley, 2003;

Gorrel und Verhaert, 2006; Van Caelenberg et al., 2008).

2.2 Anatomie des Kaninchengebisses und relevanter angrenzender knöcherner Strukturen

2.2.1 Anatomie des Kaninchengebisses

Kaninchen gehören zu den Lagomorpha, die - ebenso wie die zu den Rodentia gehörenden Meerschweinchen, Chinchillas und Degus - aradiculäre, hypsodonte Zähne, das heißt lebenslang wachsende, wurzellose Zähne haben. Dies trifft sowohl auf die Inzisivi als auch auf die Prämolaren und die Molaren zu. Kaninchen haben ein heterodontes Gebiss. Inzisivi und Molaren sind morphologisch unterschiedlich ausgebildet. Außerdem besitzen sie ein Milchzahngebiss und sind daher diphyodont (Crossley, 1995).

In jedem Oberkieferquadranten befinden sich je zwei Inzisivi, drei Prämolaren und drei Molaren, in denen des Unterkiefers je ein Inzisivus, zwei Prämolaren und drei Molaren.

Da keine Canini vorhanden sind, besteht zwischen den Schneidezähnen und den Backenzähnen des Kaninchens ein langer zahnloser Bereich, der Margo interalveolaris, auch Diastema genannt (Wiggs und Lobprise, 1995a; Crossley, 2000b; Böhmer, 2001b).

Die Zahnformeln für das Milchzahn- und das bleibende Gebiss lauten bei Kaninchen:

2I 0C 3M 2I 0C 3P 3M 1I 0C 2M 1I 0C 2P 3M

Der Zahnbogen des Unterkiefers ist enger als der des Oberkiefers. Daraus resultiert eine physiologische Anisognathie (Crossley, 2000b). Die Molaren des Unter- und des Oberkiefers berühren sich nicht auf der gesamten Okklusionsfläche. Die palatinalen Flächenanteile der Oberkiefermolaren kommunizieren ausschließlich mit den bukkalen Anteilen der

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Schrifttum

Unterkiefermolaren. Dies resultiert in einer leicht geneigten Okklusionsfläche. Jeder Backenzahn hat zwei Antagonisten mit Ausnahme des ersten Prämolars im Oberkiefer sowie des letzten Molars im Ober- und Unterkiefer (Michaeli et al., 1980).

2.2.1.1 Inzisivi

Die zwei Schneidezahnpaare im Oberkiefer sind hintereinander angeordnet. Die vorderen, größeren Schneidezähne (I1) besitzen auf ihrer labialen Fläche eine Rille. Sie beschreiben in ihrer Biegung einen großen Ausschnitt eines kleinen Kreises, ihre Wurzel endet etwa auf der halben Strecke zwischen Schneide- und Backenzähnen. Das zweite, kleinere Paar liegt direkt hinter dem vorderen. Sie sind wesentlich kleiner als die vorderen Schneidezähne, haben eine rundliche Form und werden Dentes incisivi minores oder auch Stiftzähne genannt (Böhmer und Köstlin, 1988; Wiggs und Lobprise, 1995a). Gelegentlich kommt es vor, dass die Dentes incisivi minores fehlen (Jekl und Redrobe, 2013).

Die Inzisivi des Unterkiefers beschreiben einen kleinen Ausschnitt eines größeren Kreises, weisen also eine geringere Krümmung auf als die Oberkieferinzisivi. Ihre Wurzeln reichen bis zur mesialen Fläche der ersten Prämolaren (Crossley, 1995; Wiggs und Lobprise, 1995b).

Struktureller Aufbau der Inzisivi

Die Schneidezähne sind nicht einheitlich von einer Schmelzschicht bedeckt. Die labiale Oberfläche weist eine harte Schmelzschicht auf, die linguale Fläche besteht aus weicherem Dentin. Dieser Aufbau ist bei den Inzisivi des Ober- und des Unterkiefers gleich. Bei physiologischer Okklusion liegen die Unterkieferschneidezähne zwischen den I1 und den I2

des Oberkiefers und haben mit diesen Kontakt. Durch die verschiedenen Härtegrade der Schmelz- und Dentinschicht kommt es zu einer schrägen Abnutzung, es entstehen die typischen, meißelförmigen scharfen Enden (Böhmer und Köstlin, 1988; Wiggs und Lobprise, 1995a).

2.2.1.2 Molaren

Die Backenzähne des Kaninchens sind ebenso wie die Inzisivi lebenslang wachsende, wurzellose Zähne. Krone und Wurzel können anatomisch nicht voneinander unterschieden werden, denn der in der Alveole sitzende Teil des Zahnes ist ebenso wie der sichtbare Teil mit Schmelz bedeckt. Dennoch wird der über die Gingiva herausragende Anteil eines Zahnes als Krone (klinische Krone im eigentlichen Sinne), der in der Alveole sitzende Anteil als Wurzel (Bieniek, 1993; Wiggs und Lobprise, 1995a; Harcourt-Brown, 2009b) oder Reservekrone bezeichnet (Crossley, 2003).

Die Molaren weisen im Oberkiefer einen ovalen bis rechteckigen Querschnitt auf, der breiter als lang ist (Michaeli et al., 1980). Im Unterkiefer ist der Zahnquerschnitt mehr quadratisch.

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Schrifttum

Sie sitzen zu etwa zwei Dritteln in der Alveole, so dass die klinische Zahnkrone den kleineren Teil des gesamten Zahnkörpers ausmacht (Gracis, 2008). Im Oberkiefer verläuft die sagittale Zahnachse der Backenzähne nach okklusal konvergierend, die transversale Zahnachse verläuft ja nach Zahnposition unterschiedlich. Der erste Prämolar (P2) im Oberkiefer liegt mit seiner Wurzel ventrolateral der Nasenhöhle und der Wurzelbereich ist leicht nach lateral gebogen. Der zweite Prämolar (P3) ist so weit nach lateral gebogen, dass sein apikaler Anteil im rostralen Stück des Arcus zygomaticus zu liegen kommt. Der letzte Prämolar (P4) und alle drei vorhandenen Molaren (M1-3) liegen mit ihren apikalen Anteilen, von den knöchernen Bullae alveolares bedeckt, ventral in der Orbita. Im Unterkiefer divergieren die apikalen Backenzahnanteile. Die im Zahnfach steckenden Abschnitte der Unterkiefermolaren nehmen die komplette Pars molaris corporis mandibulae ein (Barone et al., 1973; Gracis, 2008).

Struktureller Aufbau der Molaren

Die Backenzähne besitzen an ihren Außenflächen Einfaltungen, die an der bukkalen Fläche stärker ausgebildet sind als an der lingualen. Diese sind im Unterkiefer stärker als im Oberkiefer ausgebildet. Die Backenzähne weisen ähnlich den Schneidezähnen keinen einheitlichen Schmelzüberzug auf (Michaeli et al., 1980). Die Anordnung von Schmelz, Dentin und Zement folgt im Ober- und Unterkiefer jeweils spezifischen anatomischen Gegebenheiten und führt dazu, dass sich durch den Mahlvorgang auf den Okklusionsflächen der Backenzähne Erhebungen und Vertiefungen bilden. Der harte Schmelz bleibt länger stehen und bildet scharfe Schmelzgrate während die weicheren Dentin- und Zementbereiche stärker abgenutzt werden (Michaeli et al., 1980). Die Oberflächenreliefe von Ober- und Unterkiefermolaren ergänzen sich. Im Röntgenbild ist dies bei zahngesunden Kaninchen als Zick-Zack-Linie zu erkennen (Bieniek, 1993; Wiggs und Lobprise, 1995a; Harcourt-Brown, 1997a; Capello, 2005). Die Schmelzschicht des in der Alveole liegenden Zahnanteils wird von einer Schicht Zahnzement bedeckt. Der Zahnzement ist Teil des Paradontiums und spielt eine Rolle bei der Verankerung des Zahnes in der Alveole (Michaeli et al., 1980; Wiggs und Lobprise, 1995a). Die Sharpeyschen Fasern des Zahnhalteapparates sind entweder mit dem Zement des Zahnes oder mit der Lamina cribiformis des umgebenden Knochens verwachsen.

Die netzartige Verzahnung der freien Faseranteile miteinander ermöglicht so ein kontinuierliches Wachstum und gleichzeitig eine ausreichende Stabilität (Orban, 1972;

Wiggs, 1990).

2.2.2 Zahnwachstum

Das Zahnwachstum der Inzisivi liegt bei etwa 1,5-2,4 Millimeter/Woche (Shadle, 1936;

Harcourt-Brown, 1997a; Crossley, 2003), das der Backenzähne bei 3-4 Millimeter/Monat (Crossley, 2005). Zu beachten ist, dass der Zahnabrieb nicht - wie früher angenommen - an

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Schrifttum

hartem Nagematerial stattfindet, sondern sich Molaren und Inzisivi durch langandauernde, ständige Mahlbewegungen an ihren Antagonisten abreiben (Eisele, 1986; Wiggs und Lobprise, 1995b; Harcourt-Brown, 1997a, 1997b, 1999; Crossley, 2000b).

2.2.3 Tränennasenkanal

Der Tränennasenkanal beginnt mit einem Punctum lacrimale auf der Innenseite des Unterlids, ca. zwei Millimeter von der Lidkante entfernt. Noch innerhalb der Orbita kurz vor dem Übergang in den knöchernen Tränennasenkanal erweitert sich der Canaliculus lacrimalis zum Sacculus lacrimalis und geht anschließend ab dem Foramen lacrimalis, das unter dem Proc.

lacrimalis liegt, in den knöchernen Tränennasenkanal über. Dieser verläuft nach rostral und passiert die Wurzel des P2 im Oberkiefer lateral, biegt daraufhin nach ventromedial ab und verläuft auf die Wurzel des Oberkieferinzisivus zu. Diese Wurzel umrundet der Tränennasenkanal in einer S-förmigen Schlaufe, die sich nach medial unter der Wurzel hindurchwindet, parallel zum Nasenseptum weiter nach rostral führt, Richtung nasal aufsteigt und im Nasenvorhof endet (Barone et al., 1973; Burling et al., 1991; Harcourt-Brown, 2009b). Die Stellen, an denen der Tränennasenkanal die Zahnwurzeln des P2 und des I1 passiert, sind aufgrund der Verjüngung des Lumens des Tränennasenkanals von ca. zwei Millimetern auf einen Millimeter Durchmesser (proximale und distale maxilläre Biegung) Prädilektionsstellen für Stenosen (Burling et al., 1991). Durch apikale Prozesse an den genannten Zähnen kann der Tränennasengang in Mitleidenschaft gezogen werden (Harcourt- Brown, 1997a).

2.2.4 Orbita

Die Orbita wird vom Os frontale, dem Os zygomaticum und dem Corpus maxillae gebildet.

Dorsal ragt der Proc. zygomaticus ossis temporis über die Orbita heraus. Ventrorostral in der Orbita liegen die Bullae alveolares – die knöcherne Abdeckung der Oberkieferbackenzähne.

Nach lateral wird die Orbita vom Arcus zygomaticus begrenzt. Dieser trägt rostral den Proc.

lacrimalis und das Tuber faciale (Barone et al., 1973).

2.3 Zahnerkrankungen

Eine korrekte Stellung der Zähne ist Bedingung für ein funktionierendes Gleichgewicht aus Wachstum und Abnutzung. Jeder Einfluss, der die normale Stellung der Zähne zueinander oder deren Abrieb verändert, kann dazu führen, dass es zu überlangem Zahnwuchs und Zahnfehlstellungen mit den entsprechenden Folgen kommt. Dieser Zustand wird Malokklusion genannt (Harcourt-Brown, 1997a; Varga, 2014). Die genaue Ätiologie der Zahnerkrankungen beim Kaninchen ist immer noch ungeklärt, doch die möglichen Ursachen für Zahnfehlstellungen sind vielfältig und lassen sich in traumatisch und atraumatisch

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Schrifttum

einteilen (Wiggs, 1997). Als traumatische Ursachen kommen vor allem Stürze in Frage, die Zahn- oder Kieferfrakturen als Folge haben (Harcourt-Brown, 1997a). Zu den atraumatischen Ursachen gehören neben einer genetischen Prädisposition für eine Prognathia inferior oder Brachygnathia superior auch funktionelle Störungen des Temporomandibulargelenks, Neoplasien, Fremdkörper und vor allem nutritive Einflüsse (Fox und Crary, 1971; Lindsey und Fox, 1994; Wiggs und Lobprise, 1995a; Crossley et al., 1998; Harcourt-Brown und Baker, 2001; Harcourt-Brown, 2007; Lennox, 2008). Bei den nutritiven Ursachen lassen sich wiederum zwei Haupteinflüsse unterscheiden: zum einen der mangelhafte Abrieb der Zahnsubstanz durch ungeeignetes, strukturloses Futter zum anderen rohfaserarmes und energiereiches Futter. Diese werden häufig als Alleinfuttermittel angeboten und führen dazu, dass Kaninchen, die unter natürlichen Bedingungen viele Stunden am Tag mit der Futteraufnahme beschäftigt sind, sehr wenig Zeit mit Kauen verbringen, um ihren täglichen Energiebedarf zu decken. Lange Kauphasen, wie sie bei der Heu- und Frischfutterfütterung gewährleistet sind, entfallen. Eine weitere diskutierte nutritive Ursache ist eine Osteomalazie, ausgelöst durch einen Mangel an Kalzium und Vitamin-D (Harcourt-Brown, 1996, 1997a, 1997b; Harcourt-Brown und Baker, 2001; Jekl und Redrobe, 2013).

2.3.1 Malokklusion der Inzisivi

Der Malokklusion der Inzisivi liegt in den meisten Fällen eine genetische Ursache zugrunde.

Einige Autoren sprechen von einer Prognathia inferior (Fox und Crary, 1971; Lindsey und Fox, 1994; Harcourt-Brown, 1997a), andere sind der Auffassung, dass der Unterkiefer zwar im Verhältnis zum Oberkiefer zu lang ist, die eigentliche Ursache für das Missverhältnis jedoch in einem verkürzten Oberkiefer (Brachygnathia superior) zu suchen sei (Böhmer und Köstlin, 1988; Crossley, 1995). Ober- und Unterkieferschneidezähne haben, mit Ausnahme von Fällen mit Zangengebiss, dabei keinen Kontakt zueinander. Damit kann kein Abrieb stattfinden und die Zähne wachsen ungebremst aneinander vorbei (Lindsey und Fox, 1994).

Die Inzisivi des Oberkiefers rollen sich dabei posthornartig ein (Böhmer und Köstlin, 1988;

Schumacher, 2006). Wird dies nicht bemerkt, kommt es zu Läsionen an den Lippen oder der Gaumenschleimhaut (Harcourt-Brown, 1997a). Im fortgeschritteneren Stadium sind die Inzisivi des Oberkiefers so weit eingerollt, dass sie letztendlich den Gaumen in Richtung Nasenhöhle penetrieren. Die Inzisivi des Unterkiefers wachsen stoßzahnartig nach vorn (Fehr, 1985). Je nach Winkel ragen die Zähne steil hervor oder wachsen Richtung Nase und können dort Verletzungen verursachen (Verstraete und Osofsky, 2005). Eine sekundäre Malokklusion der Backenzähne kann sich entwickeln, da das Tier das Maul nicht komplett schließen kann, was sekundär zu einem überlangen Backenzahnwachstum führt (Crossley, 2000a). Eine sekundäre Backenzahnmalokklusion muss jedoch nicht vorkommen (Crossley, 1995;

Harcourt-Brown, 1997a). Bei jungen Tieren handelt es sich häufig um eine primäre

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Schrifttum

Schneidezahnmalokklusion. Tritt das Phänomen erst im fortgeschrittenen Alter auf, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um ein sekundäres Geschehen als Folge einer Backenzahnmalokklusion handelt, sehr groß (Verstraete und Osofsky, 2005).

Schneidezähne, die sich aufgrund einer Fehlstellung nicht korrekt abschleifen oder sogar in Ruheposition aufeinanderliegen (Zangengebiss) zeigen infolge des erhöhten Drucks ein retrograd gerichtetes Wachstum, wodurch es im Oberkiefer bis hin zur Perforation des Palatum durum kommen kann. Die Wurzeln der Unterkieferschneidezähne liegen den ersten Prämolaren so nah benachbart, dass eine hierdurch verursachte periapikale Entzündung an dieser Stelle leicht auf die Backenzähne übergehen kann (Böhmer, 2001a).

2.3.2 Malokklusion der Molaren

Eine Malokklusion der Molaren tritt häufig ohne eine Beeinträchtigung der Inzisivi auf (Harcourt-Brown, 1997a). Dennoch können diese sekundär durch eine länger bestehende und unbehandelte Zahnerkrankung in Mitleidenschaft gezogen werden (Böhmer und Köstlin, 1988; Crossley, 1995). Die Ursachen für die Backenzahnmalokklusion sind noch nicht abschließend geklärt (Harcourt-Brown, 2009b; Jekl und Redrobe, 2013). Es wurden mehrere unabhängige Hypothesen über die Ursachen für eine Malokklusion der Molaren aufgestellt.

Die vermuteten Faktoren kommen sowohl einzeln als auch überlagernd als Ursache für die Malokklusion der Molaren infrage.

2.3.2.1 Malokklusion der Molaren aufgrund fehlender Abnutzung

Eine Malokklusion, die als Folge von ungenügendem Abrieb der Zahnsubstanz auftritt, führt zu überlangem Zahnwachstum, was wiederum zu veränderten Druckverhältnissen im Backenzahnbereich, Entstehung von Zahnspitzen und Zahnhaken, Erkrankung des Parodontiums und Abszessentstehung führen kann. Dieser progressiv verlaufende Prozess wird erworbene Zahnerkrankung genannt und beginnt mit einem mangelhaften Abrieb der Zahnsubstanz aufgrund inadäquater Futtermittel (Eisele, 1986; Crossley, 2005). Der natürliche Zahnabrieb der Backenzähne, der normalerweise durch den gründlichen Mahlvorgang stattfindet, wird auf ein Minimum reduziert. Die zahnsubstanzbildenden Zellen (Ameloblasten, Odontoblasten, Zementoblasten) bilden weiterhin Schmelz, Dentin und Zement wodurch der Zahn bei nicht ausreichendem Abrieb immer länger wird, was in einer erhöhten okklusalen Druckbelastung durch die jeweiligen Antagonisten von sowohl Oberkiefer- als auch Unterkieferbackenzähnen resultiert. Der verstärkte Druck, der auf den Zähnen lastet, führt zu mehreren Konsequenzen: langsameres Wachstum, Wurzelverkrümmung, retrogrades Zahnwachstum mit am Unterkiefer palpierbaren Exostosen und ektopischen Wurzeln (Harcourt-Brown, 1995; Wiggs und Lobprise, 1995c). Als erste

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Schrifttum

Veränderung kommt es zu einer apikalen Längenzunahme. Diese ist anfangs nur radiologisch sichtbar. Später erst sind die Exostosen an der Mandibula palpatorisch festzustellen (Harcourt-Brown, 1999). Die ektopischen Wurzeln können noch von einer dünnen Knochenschicht bedeckt sein, oder sie liegen frei, wenn sie die Kortikalis vollständig durchbrochen haben (Böhmer, 2001b). Da die retrograd verlagerten Wurzeln auf den apikal liegenden Nerv drücken, ist dieses Stadium in der Regel sehr schmerzhaft für das Tier (Böhmer, 2001a, 2011). Im Oberkiefer können die verlängerten Wurzeln der ersten Prämolaren (P2) oder der Inzisivi (I1) den Tränennasenkanal komprimieren, woraufhin das Tier unter einer Dacryozystitis mit anfangs seromukösem, später purulentem Augenausfluss leidet (Crossley, 1995; Harcourt-Brown, 1995, 2009b; Capello, 2005; Van Caelenberg et al., 2008; Varga, 2014). Durch den Druck auf die Germinativzone werden weiterhin Osteoklasten aktiviert, die den umgebenden Knochen abbauen und remodellieren. Der Zahn sinkt dadurch langsam immer weiter in den Kieferknochen ein. Wenn die Bildung von Zahnsubstanz schneller vonstattengeht als der Umbau des Kieferknochens, kommt es in fortgeschrittenen Fällen zur Perforation der Kortikalis. Ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung führt dazu, dass sich die Backenzähne zusätzlich zur retrograden Verlagerung verbiegen (Crossley et al., 1998). Die Okklusionsflächen der Backenzähne neigen sich beim zahngesunden Tier im Unterkiefer nach bukkal und im Oberkiefer nach lingual in einem Winkel von 10° zur Horizontalen (Crossley, 1995; Gorrel und Verhaert, 2006). Diese Neigung, die physiologische Anisognathie und die physiologische Anordnung von Schmelz und Dentin haben zur Folge, dass die Backenzähne des Oberkiefers bei übermäßigem Wachstum nach bukkal verkippen.

Dadurch wird beim Kauvorgang nicht mehr die komplette Okklusionsfläche abgerieben und Ausziehungen des nicht mehr in Okklusion befindlichen Zahnschmelzes bleiben als Spitzen bukkal stehen (Böhmer, 2001a; Schumacher, 2011). Diese können so lang werden, dass sie die Wangenschleimhaut penetrieren. Weichteilabszesse in der Wange können, müssen aber nicht, die Folge sein (Böhmer und Köstlin, 1988; Harcourt-Brown, 1997a; Capello, 2005). Im Unterkiefer findet die Verkippung nach lingual statt. Die dort stehenbleibenden Zahnhaken sind an der lingualen Seite zu finden und verletzen mitunter die Zunge (Fehr, 1985; Böhmer und Köstlin, 1988; Wiggs und Lobprise, 1995a; Harcourt-Brown, 1997a, 2009b). Weitere Konsequenzen der erhöhten Druckbelastung auf die Okklusionsflächen, die über den Zahnkörper bis auf die Germinativzonen übertragen wird, sind eine Verbiegung des ganzen Zahnkörpers sowie eine fortschreitende Zerstörung des Germinativgewebes was wiederum eine minderwertige Zahnsubstanz (Hypokalzifikation) sowie eine Verdrängung der Pulpahöhle zur Folge hat. Diese wird immer kleiner, bis sie ganz verschwindet und der Zahn sein Wachstum einstellt (Crossley, 2005; Harcourt-Brown, 2007, 2009b). Mit bloßem Auge sind die strukturellen Veränderungen der Zahnstruktur anfangs vor allem an den vorderen

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Oberkieferinzisivi (101, 201) zu sehen. Diese weisen dann aufgrund der Schmelzhypoplasie deutlich sichtbare Querrillen auf ihrer labialen Oberfläche auf (Harcourt-Brown, 1997a, 1999, 2009b). Strukturell minderwertige Zähne frakturieren häufig auf Höhe des Alveolarknochens wodurch es zu einem Verlust der Krone kommt (Harcourt-Brown, 1997a). Die Zahnwurzel kann entweder resorbiert oder kalzifiziert werden und verbleibt im letzteren Fall röntgenologisch sichtbar im Kieferknochen (Harcourt-Brown, 1999). Das Verbiegen der Zahnkörper, die durch die erhöhte Druckbelastung sowie die überlastete Germinativzone verursacht wird, hat zur Folge, dass sich der Periodontalspalt weitet. Ein erweiterter Periodontalspalt prädisponiert für das Eindringen von Bakterien und Fremdkörpern.

Periapikale Infektionen greifen auf den benachbarten Knochen und das umgebende Weichteilgewebe über und können im weiteren Verlauf zur Entstehung einer Osteomyelitis beitragen und die Bildung von Abszessen begünstigen (Harcourt-Brown, 1996, 1999, 2009b;

Crossley et al., 1998; Van Caelenberg et al., 2008).

2.3.2.2 Malokklusion aufgrund Kalzium- und Vitamin-D-Mangels

Ein weiterer Faktor, der zu einer Verschärfung des Problems beiträgt, ist ein unzureichender Kalziumgehalt in den häufig gefütterten körnerhaltigen oder müsliartigen Alleinfuttermitteln.

In den üblichen Mischungen werden die geringen Kalziumgehalte durch Zusätze in gepressten Pellets erhöht. In einer Studie fand Harcourt-Brown (1997) heraus, dass die mit Kalzium angereicherten Pellets, die am häufigsten verschmähten Anteile des Futters sind.

Durch die selektive Futterauswahl betrug der Kalziumgehalt im aufgenommenen Futter dann 0,11% - 0,16%. Der empfohlene Erhaltungsbedarf liegt bei 0,4% bis 0,5% Kalzium in der Trockensubstanz (Cheeke et al., 1985). Der Kalziummangel kann absolut oder durch ein umgekehrtes Kalzium-Phosphor-Verhältnis im Futter relativ sein, denn durch die Verweigerung der angereicherten Pellets kehrte sich in vielen Mischungen das Kalzium- Phosphor-Verhältnis, welches bei 2:1 liegen sollte, um und lag bei 1:2 (Harcourt-Brown, 1996). Bedingt durch die Innenhaltung kann es bei Kaninchen zusätzlich zu einem Vitamin D-Mangel kommen, welcher einen vorhandenen Kalziummangel weiter verschärfen kann.

Mehrere Studien von Harcourt-Brown legen den Zusammenhang von alimentärer Osteodystrophie und Zahnproblemen beim Kaninchen nahe (Harcourt-Brown, 1996, 1997b;

Harcourt-Brown und Baker, 2001).

Dies hat zwei Konsequenzen: der Zahnschmelz der lebenslang wachsenden Zähne wird schlechter mineralisiert. Diese Schmelzhypoplasie ist in Form von Querrillen auf den Inzisivi schon mit bloßem Auge sichtbar (Harcourt-Brown, 1999; Harcourt-Brown und Baker, 2001).

Als Folge eines solchen Kalziummangels kommt es auch zu einem alimentär bedingten sekundären Hyperparathyreoidismus und aufgrund des erhöhten Parathormonspiegels zu einer

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Entkalzifizierung der knöchernen Substanz (Osteomalazie). Die verringerte Knochendichte wirkt sich prädisponierend für Zahnerkrankungen aus. Der Alveolarknochen erreicht nicht mehr die notwendige Festigkeit, um die Backenzähne ausreichend zu fixieren und zu unterstützen. Der Kieferknochen, insbesondere die Kortikalis, kann dem erhöhten Druck der retrograd wachsenden Backenzähne nicht mehr standhalten und wird durchbrochen (Gilsanz et al., 1991; Wiggs und Lobprise, 1995c; Harcourt-Brown, 1999; Harcourt-Brown und Baker, 2001). Die Zähne sitzen dann zu locker in den Alveolen, so dass Bakterien und kleine Fremdkörper in den Periodontalspalt eindringen können. Infektionen und apikale Abszesse sind die Folge.

2.3.3 Symptome

Kaninchen mit Zahnerkrankungen zeigen in der Regel eine Kombination aus unspezifischen und spezifischen Symptomen. Abhängig vom Stadium der Zahnerkrankung selektiert das Tier weicheres Futter, das einfacher zu kauen ist oder verweigert die Futteraufnahme gänzlich.

Infolgedessen kommt es zu Gewichtsverlust bis hin zur Abmagerung, die Kotballen werden kleiner und im fortgeschrittenen Stadium kann die Kotausscheidung komplett sistieren. Durch die veränderte Futterauswahl und –aufnahme kann es außerdem zu Störungen der Flora im Magendarmtrakt kommen, was zu sekundärer Aufgasung des Magendarmtraktes mit den dazugehörigen Symptomen führen kann. Weitere mögliche Anzeichen einer Zahnerkrankung sind ein vermehrter Speichelfluss („Slobbers“) und infolgedessen ein feuchtes Kinn. Bleibt dieser Zustand unbehandelt, kann eine sekundäre Dermatitis entstehen. Der Unwille, zu kauen oder zu schlucken führt auch dazu, dass die Zäkotrophe vom Tier nicht mehr aufgenommen wird. Die weichen Kotballen bleiben im Fell des Anogenitalbereiches kleben, was vom Besitzer häufig als Diarrhoe fehlinterpretiert wird. Auch die Fellpflege leidet unter dem schmerzhaften Zustand im Maulbereich und die Tiere können zottelig und ungepflegt erscheinen. Seröser, muköser oder gar purulenter Augen- und/oder Nasenausfluss kann durch periapikale Prozesse der Oberkieferzähne hervorgerufen werden. In Fällen, in denen Wurzeln der Oberkiefermolaren abszedieren, zeigen die Tiere auf der entsprechenden Seite einen Exophthalmus. Abszesse an anderen Stellen lassen sich als palpierbare Umfangsvermehrungen an Ober- oder Unterkiefer auffinden. Die Palpation der veränderten Kieferbereiche ist häufig auch schmerzhaft (Harcourt-Brown, 1995, 1997a; Wiggs, 1997;

Crossley, 2000b; Harcourt-Brown und Baker, 2001; Verstraete et al., 2004; Verstraete und Osofsky, 2005; Lennox, 2008).

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2.4 Diagnostik

2.4.1 Untersuchung eines Zahnpatienten

2.4.1.1 Anamnese und Allgemeinuntersuchung

Um auf eventuell vorhandene Haltungs- und Fütterungsfehler, die in der Ätiologie von Zahnerkrankungen eine wichtige Rolle spielen, Einfluss nehmen zu können, sollte in der Anamnese darauf besonders eingegangen werden. Eine sorgfältige extra- und intraorale Untersuchung des zahnerkrankten Patienten ist wichtiger Bestandteil der klinischen Untersuchung. Die extraorale Untersuchung beinhaltet die Palpation des Schädels, vornehmlich des Ober- und des Unterkiefers, die intraorale Untersuchung umfasst die komplette Inspektion der Maulhöhle (Harcourt-Brown, 1997a; Brenner et al., 2005).

2.4.1.2 Palpation der Mandibula und der Maxilla

Die sorgfältige Palpation der beiden Unterkieferäste an den Stellen, an denen die Zahnwurzeln liegen, gibt Aufschluss darüber, ob der Patient unter klinisch apparenten ektopischen Zahnwurzeln leidet (Harcourt-Brown, 1995; Schumacher, 2006). Beginnendes retrogrades Wachstum, bei dem die Kortikalis noch nicht in Mitleidenschaft gezogen ist, kann palpatorisch nicht festgestellt werden. Jedem Zahn kann eine bestimmte Lokalisation, an der er bei starkem retrogradem Wachstum die Kortikalis durchbricht, zugeordnet werden. Für den P3 im Unterkiefer ist dies an der medialen Mandibulawand, unmittelbar kaudal der Symphyse. Der zweite Prämolar (P4) und der erste Molar (M1) durchbrechen die Mandibula im Falle einer retrograden Verlängerung ventrolateral, der zweite Molar (M2) lateral. Der kleinste Zahn im Unterkiefer, der letzte Molar (M3) liegt mit seiner Wurzel im Bereich der Fossa masseterica rami mandibulae und würde die Wand der Mandibula nach medial penetrieren. Der Unterkiefer sollte daher keinesfalls nur ventral palpiert werden, sondern stets auch lateral und medial. Die Lokalisation eines Abszesses kann hierdurch auch schon einen Verdacht liefern, welcher Zahn verursachend ist (Harcourt-Brown, 1995; Varga, 2014).

Im Oberkiefer können Exostosen oder verlängerte und durchgebrochene ektopische Zahnwurzeln nur bei einem Zahn, nämlich dem P3, der im Arcus zygomaticus liegt, palpiert werden. Die anderen Zahnwurzeln brechen bei retrogradem Wachstum in die Nasenhöhle, den knöchernen Tränennasengang, das Os lacrimale, den Processus lacrimalis und den Processus zygomaticus oder in die Orbita durch (Böhmer, 2001a), so dass es nicht möglich ist, die retrograde Verlängerung von außen zu ertasten. Erst wenn es in Zusammenhang mit der Zahnerkrankung zu einer apikalen Infektion mit Abszessbildung kommt, können Umfangsvermehrungen ertastet werden. Jeder Zahn hat auch im Oberkiefer eine klassische Lokalisation für die Entstehung einer Umfangsvermehrung. Eine Entzündung der Wurzel des

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ersten vorhandenen Prämolars im Oberkiefer (P2) kann zu einer Schwellung bzw. zu einem Abszess rostroventral des nasalen Augenwinkels führen (Crossley, 1995). Wenn sich der Abszess jedoch nach medial einen Abfluss sucht, leidet der Patient akut unter einseitigem Nasenausfluss und von außen ist keine Umfangsvermehrung zu erkennen. Eine Abszedierung der Schneidezahnwurzel verhält sich ähnlich. Sucht sich der Eiter nach außen seinen Abfluss, ist eine Schwellung seitlich im Bereich des Os nasale und des Corpus ossis incisivi zu fühlen, wohingegen kein palpatorischer Befund erhoben werden kann, wenn sich der Abszess nach innen hin öffnet. Einseitiger mukopurulenter Nasenausfluss ist auch hier die Folge. Da eine Entzündung der Schneidezahnwurzel zu einer Blockade des Tränennasenkanals führt, ist davon auszugehen, dass das Tier mit großer Wahrscheinlichkeit bereits vor Auftreten des purulenten Ausflusses an einseitigem serösen Augenausfluss litt (Crossley, 1995; Harcourt- Brown, 1997a).

2.4.1.3 Untersuchung der Maulhöhle

Die lange, enge Maulhöhle ist nur mit Hilfe von Instrumenten einsehbar (Harcourt-Brown, 1995; Crossley, 2000b; Verstraete und Osofsky, 2005; Gracis, 2008). Seit vielen Jahren besteht der Konsens, dass Maul- und Wangenspreizer zur Untersuchung der Maulhöhle am wachen Tier nicht eingesetzt werden dürfen (Crossley, 2000b). Die Gefahren von Kieferfrakturen oder –luxationen sowie Zahnfrakturen der Inzisivi und Traumata der Gingiva sind zu groß (Gorrel und Verhaert, 2006; Schumacher, 2006).

Untersuchung der Maulhöhle mittels Spekulum oder Otoskop

Die Untersuchung der Maulhöhle mit Hilfe eines Spekulums oder eines Otoskops inklusive Lichtquelle ist ohne Gefahr für das Tier am wachen Patienten durchführbar (Harcourt-Brown, 1995, 1997a; Crossley, 2000b; Brenner et al., 2005; Verstraete und Osofsky, 2005; Gorrel und Verhaert, 2006; Lennox, 2008). Eine eingehende und detaillierte Untersuchung der Maulhöhle setzt allerdings Erfahrung voraus, da das Tier bei der Untersuchung in der Regel nicht still hält, sondern mit Zungen- und Kaubewegungen versucht, das Instrument aus der Maulhöhle zu entfernen. Außerdem ist mit einem Otoskop/Spekulum die Sicht stark eingeschränkt. Weichteilgewebe (bukkal) und die Zunge (lingual) verdecken unter Umständen eventuell vorhandene Zahnspitzen. Circa 50% - 70% der vorhandenen Befunde und Läsionen werden deshalb bei so einer Maulhöhlenuntersuchung am wachen Patienten übersehen (Crossley, 2000a, 2000b). Selbst bei anästhesierten Patienten werden auch von geübten Untersuchern noch 20% - 50% der Veränderungen nicht wahrgenommen (Crossley, 2000a, 2000b). Dennoch ist diese Untersuchung sehr hilfreich, weil sie einen ersten Eindruck des Zahnstatus des Patienten vermittelt.

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Eine Einzelzahnbeurteilung ist bei der oralen Untersuchung nicht möglich, überlange Kronen, Verkippungen der Zahnachsen und eine Verfärbung der Zähne können leicht entdeckt werden (Harcourt-Brown, 1997a). Wird aufgrund der klinischen Untersuchung inklusive der oralen Untersuchung mittels Otoskop (o.ä.) eine Zahnerkrankung vermutet, ist deshalb eine weiterführende bildgebende Diagnostik unumgänglich (Crossley, 2000b; Lennox, 2008).

Untersuchung der Maulhöhle mittels Endoskop

Unter Zuhilfenahme eines starren Endoskops kann die klinische Untersuchung der Maulhöhle deutlich erleichtert werden. Beleuchtung und Vergrößerung führen dazu, dass auch dezente Veränderungen, die bei einer Untersuchung mittels Otoskop/Spekulum eventuell übersehen wurden, aufgefunden werden können (Capello, 2005; Lennox, 2008). Auch bei der Endoskopie sind Zungen- und Kaubewegungen störend und es bedarf einiges an Übung, um trotz dieser widrigen Umstände einen vollständigen Überblick über die Befunde in der Maulhöhle zu erhalten.

2.4.2 Bildgebende Diagnostik

Die bildgebende Diagnostik spielt bei der Diagnosefindung von Zahnerkrankungen eine Schlüsselrolle, da nur mit deren Hilfe Strukturen beurteilt werden können, die in der klinischen Untersuchung einer Beurteilung nicht zugänglich sind (Harcourt-Brown, 1997a;

Crossley, 2000a; Böhmer, 2001a; Brenner et al., 2005; Gracis, 2008; Van Caelenberg et al., 2008; Schumacher, 2009). Hierzu gehören alle intraossären Bereiche, wie der größte Teil des Zahns, die klinische Wurzel bzw. Reservekrone, und die dazugehörigen, umgebenden Strukturen wie die Germinativzone, der Periodontalspalt, die Lamina dura und der Kieferknochen. Veränderungen in diesem Bereich können nur mit Hilfe von Röntgen oder Computertomographie aufgedeckt werden, nicht aber mit der bloßen klinischen Untersuchung (Harcourt-Brown, 1995; Böhmer, 2001a; Capello und Cauduro, 2008; Gracis, 2008).

Entsprechendes gilt oft auch für die intraoralen Strukturen, die aufgrund der schlechten Einsehbarkeit der Maulhöhle nicht immer sicher zu bewerten sind (Crossley, 2000a). Bevor eine akkurate Diagnose gestellt wurde, ist es weder möglich eine Prognose stellen zu können noch eine korrekte und sinnvolle Therapieplanung zu beginnen (Crossley, 2000b; Böhmer, 2001a). Daher wird eine bildgebende Diagnostik bei zahnerkrankten Kaninchen auch als zwingend erforderlich angesehen (Böhmer, 2001a, 2011; Capello, 2005; Gracis, 2008; Varga, 2014). Da Zahnerkrankungen in der Regel chronisch sind (Lennox, 2008), ist es besonders wichtig, eine korrekte Diagnose zu stellen, um im Sinne des Tieres über das langfristige weitere Vorgehen entscheiden zu können (Böhmer, 2001a).

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2.4.2.1 Die Röntgenuntersuchung

Die radiologische Untersuchung des Schädels stellt einen essentiellen Teil des Untersuchungsvorgehens bei Zahnerkrankungen des Kaninchens dar (Harcourt-Brown, 1997a; Crossley, 2000a; Böhmer, 2001a; Capello, 2005; Gracis, 2008). Mit Hilfe von Röntgenaufnahmen können intraossäre Veränderungen beurteilt werden, die bei der klinischen Untersuchung nicht zugänglich sind (Crossley, 2000b; Böhmer, 2001a; Böhmer und Crossley, 2009). Aufgrund des kleinen Schädels, der Überlagerung durch Schädelknochen sowie der kontralateralen Quadranten sind Röntgenbilder des Schädels beim Kaninchen jedoch schwierig zu interpretieren und erfordern gute Kenntnisse der Anatomie sowie Erfahrung (Harcourt-Brown, 1999; Böhmer, 2001a, 2001b; Verstraete et al., 2004;

Verstraete und Osofsky, 2005; Souza et al., 2006; Van Caelenberg et al., 2008). Dennoch sind laut Crossley (Crossley, 2000a) auch von erfahrenen Untersuchern nur 85% der Veränderungen auf Röntgenaufnahmen identifizierbar. Trotz der genannten Schwierigkeiten können auf Röntgenaufnahmen eine Reihe an Veränderungen entdeckt werden. Dazu gehören ein überlanges Kronen- und Wurzelwachstum und damit einhergehende Verkrümmungen und Deformationen ganzer Zähne sowie eine Perforation des Alveolarknochens, Zahn- und Kieferfrakturen, periodontale Erkrankungen, Knochenosteolyse, Zahnwurzelabszesse in Ober- und Unterkiefer, Zahn- und Kieferfrakturen sowie Knochentumoren (Crossley, 2000b;

Böhmer, 2001a). Eine Anästhesie oder wenigstens eine Sedation wird empfohlen, um eine exakt symmetrische Lagerung sicherzustellen, die Voraussetzung für eine korrekte Interpretation der Bilder ist (Harcourt-Brown, 1995, 2003; Böhmer, 2001b, 2001b; Gracis, 2008; Varga, 2014).

Da Röntgenaufnahmen ein dreidimensionales Gebilde als zweidimensionale Abbildung wiedergeben, besteht Einigkeit darin, dass zur vollständigen Evaluierung des Zahnstatus stets Aufnahmen in mehreren Ebenen angefertigt werden müssen (Crossley, 2000a; Böhmer, 2001b; Capello, 2005; Verstraete und Osofsky, 2005; Gorrel und Verhaert, 2006; Gracis, 2008). Die meisten Autoren empfehlen vier Aufnahmen: eine laterolaterale Aufnahme zur Übersicht, eine dorsoventrale Aufnahme sowie zwei verkippte Schrägaufnahmen (Verstraete und Osofsky, 2005; Capello, 2008a; Gracis, 2008; Lennox, 2008). Crossley (2000a) und Verhaert (2006) bevorzugen eine leichte Variation davon. Sie fertigen die verkippten Aufnahmen nicht als Standardaufnahmen sondern nur bei Bedarf an, ebenso wie intraorale Aufnahmen. Zusätzlich zur laterolateralen und dorsoventralen Standardprojektion empfehlen sie noch eine rostrokaudale Aufnahme.

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2.4.2.1.1 Interpretation von Röntgenaufnahmen

Der Zahnschmelz wird auf Röntgenaufnahmen als helle, weiße, röntgendichte Substanz dargestellt. Dentin ist ebenfalls röntgendicht aber in etwas geringerem Maße als der Zahnschmelz, in etwa vergleichbar mit Knochen jedoch homogener in seiner Struktur.

Zahnzement ist auf Röntgenaufnahmen nicht von Dentin zu unterscheiden (Gracis, 2008). Die besondere Schmelzfaltung der Molaren beim Kaninchen zeigt sich auf Röntgenaufnahmen durch eine Längszeichnung mit einer hellen, röntgendichten Linie in der Mitte eines jeden Backenzahns, die den Schmelz darstellt (Böhmer, 2001a; Gracis, 2008). Eine gewisse strahlendurchlässige Zone am Zahnapex ist normal, dabei handelt es sich um das Germinativgewebe (Crossley, 2000a; Böhmer, 2001a; Gracis, 2008). Von der Pulpenkammer ziehen zwei Fortsätze in den Zahnkörper, die sich nach okklusal immer weiter verjüngen (Michaeli et al., 1980; Gracis, 2008), daher erscheinen die Backenzähne okklusal röntgendichter als apikal (Gracis, 2008). Der Periodontalspalt stellt sich im Vergleich zu brachyodonten Zähnen als verhältnismäßig weiter Raum dar, der von einer durchgehenden, glatten Lamina dura begrenzt wird (Crossley, 2000a; Gracis, 2008), die auch das Germinativgewebe als schmale kontinuierliche Linie umgibt (Gracis, 2008).

Periapikale Infektionen stellen sich in Röntgenaufnahmen als deutliche Aufhellung um den Zahnapex dar (Harcourt-Brown, 1999). Ein Verlust der Längszeichnung der Molaren, der mit einer ungleichmäßigen und häufig mangelhaften Kalzifizierung der Zahnsubstanz einhergeht, wird auf die Störung der Germinativzone und die damit assoziierte Schmelzhypoplasie zurückgeführt (Böhmer, 2001a).

Bei der Auswertung der Röntgenbilder wird empfohlen, nach einem festgelegten Schema vorzugehen, um Flüchtigkeitsfehler zu vermeiden (Böhmer, 2001b; Van Caelenberg et al., 2008).

2.4.2.1.2 Laterolateraler Strahlengang

Mehrere Autoren sehen die Aufnahme in laterolateralem Strahlengang als aussagekräftigste Projektion an (Harcourt-Brown, 1999; Crossley, 2000a; Verstraete et al., 2004; Gorrel und Verhaert, 2006). Böhmer und Crossley (2009) raten zu einer laterolateralen Aufnahme als Screening, woraufhin entschieden werden könne, welche weiteren Projektionen nötig seien.

Lagerung

Zur Erstellung einer exakten laterolateralen Aufnahme wird der Schädel des Patienten in Seitenlage auf einer Röntgenplatte gelagert. Die Mediane des Schädels sollte dabei parallel zum Film liegen. Gelegentlich ist es notwendig, die Nase rostral zu unterstützen, da sie sonst zur Platte hin abkippen kann (Böhmer, 2001b; Capello, 2005, 2008b; Gracis, 2008). Ob der

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Schädel parallel zum Film liegt, kann anhand des Philtrums kontrolliert werden. Bei korrekter Lagerung sind die bilateralen Strukturen wie die Bulla tympanica, das Foramen opticum, das Temporomandibulargelenk und der Processus angularis der Mandibula auf dem Röntgenbild exakt übereinander abgebildet. Der harte Gaumen sollte im Bereich des Diastemas als einheitliche röntgendichte Linie erscheinen, ebenso der Margo interalveolaris mandibulae.

Diese beiden Linien konvergieren rostral bei zahngesunden Kaninchen (Crossley, 2000a;

Capello, 2005).

Physiologische Röntgenanatomie im laterolateralen Strahlengang

Die laterolaterale Aufnahme liefert bei korrekter Lagerung eine optimale Darstellung der Okklusion im Schneide- und Backenzahnbereich sowie der Zahnlängen (Harcourt-Brown, 1997a, 2003; Böhmer, 2001b; Verstraete et al., 2004; Van Caelenberg et al., 2011). Position, Länge, periapikale Bereiche sowie die Okklusion der Inzisivi sind nur in dieser Projektion beurteilbar (Harcourt-Brown, 1997a; Verstraete et al., 2004; Van Caelenberg et al., 2008). Die Spitzen der Unterkieferinzisivi liegen beim zahngesunden Tier zwischen den großen Schneidezähnen im Oberkiefer und den dahinter liegenden Stiftzähnen (Fehr, 1985; Gracis, 2008). Auch die Okklusionsfläche der Backenzähne, die charakteristischerweise als Zickzacklinie anmutet und in der Achse parallel zum harten Gaumen leicht nach ventrokaudal abfällt (Gracis, 2008), kann ausschließlich in der laterolateralen Aufnahme beurteilt werden (Harcourt-Brown, 2003; Capello, 2005). Weiterhin können im Backenzahnbereich durch retrogrades Wachstum verursachte verlängerte Wurzeln, Aufhellungen im periapikalen Bereich, der Krümmungsstatus einzelner Zähne und die ventrale Begrenzung der Mandibula in der laterolateralen Aufnahme leicht beurteilt werden (Van Caelenberg et al., 2008; Böhmer und Crossley, 2009). Auch das Periodont und der Interdentalbereich sollten in dieser Projektion befundet werden (Böhmer, 2001a). Die Zuordnung der Seite ist in der laterolateralen Projektion nicht möglich und macht verkippte Aufnahmen nötig (Gracis, 2008).

2.4.2.1.3 Dorsoventraler Strahlengang

Inwieweit die Aufnahme im dorsoventralen Strahlengang wichtige zusätzliche Informationen liefert, ist umstritten. Einige Autoren sind der Ansicht, dass diese Projektion aufgrund der flächigen Überlagerung von Ober- und Unterkiefermolaren wenig aussagekräftig ist (Harcourt-Brown, 1997a; Crossley, 2000a; Gorrel und Verhaert, 2006; Van Caelenberg et al., 2011), Böhmer (2001a) wiederum bezeichnet sie dagegen als aussagekräftigste Projektion.

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Lagerung

Um eine exakte dorsoventrale Aufnahme zu erhalten, wird der Patient mit den beiden Unterkieferästen unmittelbar auf der Filmkassette gelagert. Eine symmetrische Lagerung ist obligat (Böhmer, 2001b; Gracis, 2008).

Physiologische Röntgenanatomie im dorsoventralen Strahlengang

Der Periodontalspalt des P2 im Oberkiefer lässt sich außergewöhnlich gut auf der dorsoventralen Aufnahme beurteilen, weil dabei keine Überlagerung mit dem Unterkiefer entsteht (Fehr, 1985). Er stellt sich physiologisch als gleichmäßiger, schmaler, röntgendurchlässiger Hof dar, der zirkulär um den Querschnitt des P2 liegt (Böhmer, 2001b;

Harcourt-Brown, 2003). Auch dessen Lamina dura, die den Periodontalspalt als röntgendichte weiße Linie umgibt, ist sehr gut zu beurteilen, da der P2 im Verhältnis zur Unterkieferbackenzahnreihe leicht nach rostrolateral versetzt ist (Böhmer, 2001a). Retrograd verlängerte Wurzeln der Oberkiefermolaren, die die Orbita oder das Tuber faciale des Arcus zygomaticus penetrieren, können in der dorsoventralen Aufnahme ebenfalls gut erkannt und identifiziert werden (Crossley, 2000a; Böhmer, 2001a; Capello, 2005; Gracis, 2008).

2.4.2.1.4 Rostrokaudaler Strahlengang Lagerung

Bei der Lagerung im rostrokaudalen Strahlengang liegt das Tier in Rückenlage mit der Nase rechtwinklig zur Röntgenkassette (Böhmer, 2001b). Dazu sollte die Achse des Os nasale senkrecht im 90°-Winkel zum Film gelagert werden.

Physiologische Röntgenanatomie im rostrokaudalen Strahlengang

Die Aufnahme im rostrokaudalen Strahlengang ist geprägt von Überlagerungen. Eine Beurteilung einzelner Zähne ist nicht möglich. Die rostrokaudale Projektion ist jedoch die einzige Aufnahme, die es ermöglicht, sichere Aussagen über das Vorhandensein bukkaler und lingualer Spitzen zu machen. Auch die Neigung der Okklusionsfläche sowie die Kiefergelenke können in dieser Projektion gut beurteilt werden (Böhmer, 2001a, 2001b;

Gracis, 2008; Van Caelenberg et al., 2008, 2011).

2.4.2.1.5 Schräg-verkippter Strahlengang

Verkippte Aufnahmen haben den Vorteil, dass Veränderungen der apikalen Bereichen der Ober- und Unterkieferbackenzähne isoliert und ohne Überlagerungen der kontralateralen Seite dargestellt werden können. An den Zahnkörpern und –wurzeln der Oberkieferinzisivi können Veränderungen der jeweiligen Seite zugeordnet werden (Böhmer, 2001b; Gracis, 2008).

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Lagerung

Das Tier wird vergleichbar mit der laterolateralen Aufnahme seitlich auf der Filmplatte gelagert. Anschließend wird der Kopf des Tieres in der Längsachse leicht verkippt. Die Angaben über die Gradzahl variieren zwischen 10° (Gracis, 2008) und 25° (Böhmer, 2001b).

Es sollte darauf geachtet werden, dass es zu keiner rostrokaudalen Verkippung kommt, da dies zu einer Verzerrung der Ansicht führen würde.

Physiologische Röntgenanatomie im schräg-verkippten Strahlengang

Aufnahmen im schräg-verkippten Strahlengang projizieren bilateral vorhandene Strukturen einzeln heraus. Von besonderem Interesse sind dabei die Bullae alveolares der Oberkiefermolaren, die innerhalb der Orbita liegen sowie die Apizes der Unterkiefermolaren (Böhmer, 2001b; Harcourt-Brown, 2003; Gracis, 2008).

2.4.2.1.6 Intraorale Aufnahmen

Intraorale Aufnahmen bestechen durch die Möglichkeit durch eine hohe Auflösung eine hervorragende Darstellung von kleinen Details zu bekommen (Böhmer, 2001b). Allerdings sind solche Aufnahmen nur am stark sedierten oder anästhesierten Patienten möglich. Die Größe der Dentalfilme erlaubt nur eine eingeschränkte Anwendung (Crossley, 2000a;

Böhmer, 2001b; Gracis, 2008). Bei kleineren Patienten können die Inzisivi des Ober- und Unterkiefers isoliert dargestellt werden. Je nach Größe können gelegentlich auch die ersten Molaren mit abgebildet werden. Bei größeren Kaninchen können die Dentalfilme parallel zur Molarenreihe in die Maulhöhle eingelegt werden, so dass ein großer Teil der Zahnkörper sowie die Okklusionsfläche isoliert dargestellt werden kann. Eine Beurteilung der Apizes ist indess nicht möglich (Böhmer, 2001b; Gracis, 2008).

2.4.2.2 Computertomographie

In einer CT-Untersuchung wird das Untersuchungsobjekt röntgenologisch Schnitt für Schnitt gescannt. Aus den erhaltenen Daten rekonstruiert ein Computer mithilfe mathematischer Algorithmen überlagerungsfreie Schnittbilder des Patienten. Im heute häufig verwendeten Spiral-CT wird der Patient auf einer Tischliege kontinuierlich während des rotierenden Scanvorgangs durch die Strahlenebene befördert (Capello, 2008b).

Zur klinischen Anwendbarkeit der Computertomographie bei kleinen Heimtieren finden sich im Schrifttum verschiedene Hinweise (Crossley et al., 1998; Brettschneider, 2001; Verstraete et al., 2004; Brenner et al., 2005; Capello, 2005, 2008c; Verstraete und Osofsky, 2005; Souza et al., 2006; Capello und Cauduro, 2008). Ein besonderes diagnostisches Interesse besteht an den Zähnen, da Zahnerkrankungen einer der häufigsten Vorstellungsgründe in der

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Schrifttum

Kleintierpraxis sind und anhand von Röntgenbildern eine Zahnerkrankung nicht zuverlässig auszuschließen ist (Harcourt-Brown, 1995; Souza et al., 2006). Obwohl die Röntgenuntersuchung bei Patienten, die an einer Zahnerkrankung leiden, die primäre bildgebende Methode der Wahl ist, ist die CT der Röntgenuntersuchung bei bestimmten Krankheitsbildern, z.B. Veränderungen an der medialen Mandibulawand, Weichteilbeteiligung und frühen Veränderungen überlegen, da detailliertere Informationen als auf Röntgenaufnahmen erwartet werden können. (Crossley et al., 1998; Capello, 2005, 2008a;

Mackey et al., 2008; Huggons et al., 2010; Van Caelenberg et al., 2010; Varga, 2014).

2.4.2.2.1 Interpretation der CT-Daten

Die Auswahl der Fensterung, durch die jeweils nur ein bestimmter Teil der gesamten Grauwerte der Hounsfield-Skala angezeigt wird, legt einen Schwerpunkt auf bestimmte Gewebe. So ist eine Beurteilung der Zähne im Weichteilfenster nicht möglich (Van Caelenberg et al., 2010). Im Knochenfenster hingegen können die Zähne, Schädelknochen sowie alle knöchernen Strukturen der Nasenhöhle identifiziert und beurteilt werden. Van Caelenberg et al. (2010) konnten bei der Beurteilung von Weichteilgewebe des Schädels keinen Vorteil des Weichteilfensters gegenüber dem Knochenfenster beobachten, so dass zur Auswertung des Kaninchenschädels generell das Knochenfenster empfohlen wird. Die Darstellung von zahnassoziierten Abszessen wird durch eine intravenöse Kontrastmittelgabe erleichtert (Van Caelenberg et al., 2011).

2.4.2.2.2 Lagerung

Im Computertomographen wird für Kaninchen mit Zahnerkrankungen stets dieselbe Lagerung angeraten. Der Patient wird dabei in Brustlage auf dem Untersuchungstisch positioniert. In dieser klassischen Lagerung werden durch die Scans Schnitte in der transversalen Schnittebene erstellt. Die anderen beiden Standardebenen (dorsal und sagittal) werden anhand der transversalen Daten im Computer nachberechnet. Weitere individuell benötigte Schnittebenen können durch Veränderungen der Achsen später am PC berechnet und bildlich dargestellt werden (Capello und Cauduro, 2008).

2.4.2.2.3 Schnittebenen

In der computertomographischen Untersuchung werden drei Hauptschnittebenen, die transversale, die dorsale und die sagittale Ebene unterschieden. Durch eine Nachjustierung der Achsen können im Nachhinein während der Bildauswertung beliebig viele Ebenen, ausgehend von einer der drei klassischen Hauptebenen, manuell eingestellt und berechnet werden. Die meisten Untersucher bevorzugen zur Diagnostik von Zahnerkrankungen bei Heimtieren die transversale Ebene zur Auswertung (Crossley et al., 1998; Verstraete et al.,

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Schrifttum

2004; Capello, 2005, 2008b). Van Caelenberg (2010) hält dagegen die sagittalen und dorsalen Schnittebenen für besonders gut geeignet zur Beurteilung von Zahnerkrankungen.

Transversale Schnittebene

In der transversalen Schnittebene können bei symmetrischer Lagerung die Zahnlängen sowohl oral als auch apikal bestimmt und damit eventuell einhergehende Perforationen der Bullae alveolares in der Orbita bzw. der Kortikalis der Mandibula diagnostiziert werden. Auch die Zahnachsen sind in dieser Ebene sehr gut zu beurteilen (Crossley et al., 1998; Van Caelenberg et al., 2010). Zahnspitzen sind hier leichter zu erkennen als in den anderen Ebenen und auch die Okklusionsfläche der Molaren ist in der transversalen Ebene gut einzuschätzen (Brettschneider, 2001; Van Caelenberg et al., 2010).

Dorsale Schnittebene

Die dorsale Schnittebene eignet sich für die Beurteilung von Nasenhöhle und Orbita (Van Caelenberg et al., 2010). Die Autoren halten diese Ebene zusätzlich für die Beurteilung der Zahnlängen und –achsen geeignet.

Sagittale Schnittebene

In der sagittalen Ebene ist die Ausrichtung der Inzisivi und deren Länge, eventuell vorhandenes retrogrades Wachstum der Backenzähne, die Abgrenzung der Nasenhöhle und der Orbita sowie die ventrale Mandibularwand gut zu beurteilen (Van Caelenberg et al., 2010).

2.4.2.3 Vorteile der Computertomographie

Als den bedeutendsten Vorteil, den eine computertomographische Untersuchung gegenüber klassischen Röntgenaufnahmen hat, wird die Darstellung des Interessensgebietes ohne Überlagerungen angesehen. Dieser Effekt erlangt im Schädelbereich eine besondere Bedeutung, da es gerade dort nahezu unmöglich ist, die relevanten Bereiche im Röntgen ohne Überlagerungen darzustellen, wodurch dezente Veränderungen aller Art schnell übersehen werden können (Crossley et al., 1998; Capello und Cauduro, 2008; Böhmer, 2011). An der Mandibula können die laterale und die mediale Wand in der CT getrennt voneinander begutachtet werden. Intraorbitale sowie intranasale Veränderungen, die beim Kaninchen zum Beispiel durch periapikale Entzündungen der Backenzahnapizes hervorgerufen werden, sind leichter zu identifizieren und der entsprechenden Seite bzw. dem entsprechenden Zahn eindeutiger zuzuordnen. Intradentale Veränderungen, wie sie beim Pferd in der CT hervorragend beurteilt werden können (Huggons et al., 2010), sind am Kaninchenzahn

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Schrifttum

aufgrund der kleineren Größe und der limitierten Auflösung nicht darstellbar (Capello und Cauduro, 2008).

Crossley (1998), Capello (2008a) und Van Caelenberg (2008) heben hervor, dass in der CT generell jegliche Veränderung an den Zähnen und der umgebenden knöchernen Strukturen in einem sehr frühen Stadium der Zahnerkrankung diagnostiziert werden kann. Auch Brenner (2005) weist in ihrem Artikel über Zahnerkrankungen beim Chinchilla darauf hin, dass beginnende Veränderungen an der Kortikalis in der CT früher und deutlicher wahrzunehmen seien als auf Röntgenaufnahmen.

Zusätzlich zu den genannten Vorteilen können in der CT im Gegensatz zum Röntgen auch Weichteilgewebe differenziert beurteilt werden (Crossley et al., 1998; Böhmer, 2001b, 2011;

Brenner et al., 2005; Capello, 2005, 2008a; Van Caelenberg et al., 2010), was im Rahmen der Schädeluntersuchung aufgrund von Zahnerkrankungen vor allem zur Beurteilung der Ausdehnung von Abszessen eine Rolle spielt. Die Identifikation eines abszessverursachenden Zahns ist auf Röntgenbildern nur eingeschränkt möglich und gelingt nicht immer (Harcourt- Brown, 1995), ebenso wenig die Identifikation der in Mitleidenschaft gezogenen Weichteilgewebe. Die genauen Ausdehnungsgrenzen, v.a. nach medial, können anhand von Röntgenaufnahmen nicht sicher bestimmt werden. Fistelgänge, die ihre Öffnung nach medial haben, sind Capello (2008a) und Böhmer (2011) zufolge ausschließlich in der CT zu identifizieren. Demgegenüber berichtet Huggons (2010) von einem Fall, bei dem ein Fistelgang in der Maulhöhle eines Pferdes in der CT übersehen wurde, dieser im Röntgen jedoch diagnostiziert werden konnte.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt der CT, der als Vorteil ebenfalls benannt wird, ist die Tatsache, dass die Molaren trotz vorhandenem Tubus bei einer CT-Untersuchung im Gegensatz zur Röntgenuntersuchung überlagerungsfrei dargestellt werden können (Capello und Cauduro, 2008).

2.4.2.4 Nachteile der Computertomographie

Trotz der vielen Vorteile, die die Computertomographie gegenüber der herkömmlichen Röntgenuntersuchung bietet, sind auch einige Nachteile bekannt. Diese lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Nachteile in der Auswertbarkeit der Bilder und Nachteile, die mit dem CT-Vorgang an sich assoziiert sind.

Zur letzteren Kategorie zählen die für den Patientenbesitzer höheren Kosten für eine Computertomographie im Vergleich zur Röntgenuntersuchung (Verstraete et al., 2004;

Capello und Cauduro, 2008; Böhmer, 2011). Von einigen Autoren wird auch die für das Tier

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Schrifttum

notwendige längere Narkosedauer, die mit einer computertomographischen Untersuchung einhergeht, als Nachteil herausgestellt (Verstraete et al., 2004; Capello und Cauduro, 2008).

Zu den Nachteilen, die die Auswertbarkeit der Tomogramme betreffen, gehört die schlechtere Auflösung bei den kleinen Patienten aufgrund einer kleineren Pixelanzahl im Vergleich zu Röntgenaufnahmen (Brenner et al., 2005; Capello und Cauduro, 2008).

Trotz der genannten Nachteile, die eine CT-Untersuchung mit sich bringt, weisen Capello und Cauduro (2008) wiederholt auf die enormen Vorteile gegenüber der Röntgenuntersuchung hin. Die Möglichkeiten, den Patienten Schnitt für Schnitt und das in beliebig vielen verschiedenen Ebenen und verschiedenen Fensterungen zu betrachten sowie die Nutzung einer 3D-Rekonstruktion macht die CT-Untersuchung der Röntgenuntersuchung im Falle von Zahnerkrankungen deutlich überlegen.

2.4.2.5 Anwendung der Computertomographie in der Heimtiermedizin

Van Caelenberg et al. erstellten 2010 mit Hilfe von drei gesunden Kaninchenschädeln eine anatomische CT-Datenbasis der Schädelstrukturen, insbesondere der Zähne. Hierbei wurden die Schädel zuerst computertomographisch untersucht. Anschließend wurden die Schädel in vier Millimeter dicke Scheiben geschnitten und fotografiert. Die anatomischen Fotos von transversalen, sagittalen und dorsalen Schnitten und die entsprechenden CT-Bilder wurden daraufhin verglichen und anatomische Strukturen in der CT identifiziert und zugeordnet (Van Caelenberg et al., 2010). Dazu wurden neun Schnitte in der transversalen Ebene und jeweils drei Schnitte in der sagittalen und dorsalen Ebene angefertigt. Eine vergleichbare Studie, bei der ebenfalls gesunde Kaninchenschädel computertomographisch untersucht wurden, wurde von De Rycke et al. (2012) durchgeführt. Dabei wurde ein Mikro-CT benutzt und der Schwerpunkt auf Feinstrukturen von Schädelknochen, Zähnen und benachbartem Gewebe gelegt.

Huggons et al. (2010), die 19 Pferde mit Veränderungen an den mandibulären Molaren, radiologisch und computertomographisch untersuchten, stellten fest, dass die Computertomographie der Röntgenuntersuchung in der Identifikation von Zahnveränderungen überlegen sei. Zu dem gleichen Ergebnis kamen Crossley et al. (1998), als sie die beiden bildgebenden Methoden bei acht zahnerkrankten Chinchillas verglichen.

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Material und Methoden

3 Material und Methoden

3.1 Untersuchungsgut

Für den im Rahmen dieser Studie durchgeführten Vergleich bildgebender Verfahren bei zahnerkrankten Kaninchen wurden Röntgen- und CT-Bilder von 30 Kaninchen, die Veränderungen an den Zähnen aufwiesen, ausgewertet und die Ergebnisse miteinander verglichen. Die Tiere stammten aus einem Fundus von 98 Kaninchen, die zwischen Juni 2010 und Juli 2012 aufgrund von Zahnerkrankungen in der Heimtiersprechstunde der Klinik für Heimtiere, Reptilien, Zier- und Wildvögel (Klinik HRZV) vorgestellt wurden. In der Regel zeigten die Patienten Symptome wie Anorexie, Inappetenz, übermäßiges Speicheln als Folge von Verletzungen der Maulhöhle oder Schmerzen beim Kauen und in Konsequenz Abmagerung und Apathie. Patientenbesitzern, deren Tiere entweder behandlungswürdige Veränderungen der Zähne oder palpatorische Auffälligkeiten am Kiefer aufwiesen, wurde das übliche klinische Vorgehen, welches einen stationären Aufenthalt, Narkose, Diagnostik und gegebenenfalls eine Behandlung beinhaltet, erläutert. Tiere, deren allgemeiner Gesundheitszustand eine Allgemeinanästhesie zuließ und bei denen keine Einwände gegen die aufgrund der Studie bedingte Verlängerung der Narkosezeit vorlagen, wurden in die Studie mit aufgenommen. Tiere, bei denen eine Allgemeinanästhesie aufgrund des Gesundheitszustandes nicht in Frage kam oder so kurz wie möglich gehalten werden musste, wurden von der Studie ausgeschlossen. Zur Beurteilung der Zähne und des Kiefers wurde im Rahmen der Studie zusätzlich zum Röntgen auch die Computertomographie als diagnostisches Hilfsmittel herangezogen. Hierfür war eine minimale Verlängerung der Narkosedauer von etwa sechs Minuten notwendig. Die vorliegenden Zahnerkrankungen wurden nicht nach Schwere gewichtet. Es wurden Tiere mit einfachen Zahnerkrankungen, bei denen nur einzelne Zähne betroffen waren ebenso mit in die Studie aufgenommen, wie Tiere mit hochgradigen Veränderungen an allen Zähnen oder Tiere die von zahnassoziierten Abszessen betroffen waren. Es handelte sich bei den 97 für die Studie infrage kommenden Tieren um Zwergkaninchen unterschiedlicher Rassen und beiderlei Geschlechts. In der vorliegenden Studie wurden Daten von 30 aus der Gesamtgruppe zufällig ausgewählten Patienten ausgewertet. Das jüngste Tier war fünf Monate, das älteste 7,9 Jahre alt. Das mittlere Alter lag bei 3,9 Jahren. Alle wurden ausschließlich von Privatpersonen als Heimtier gehalten.

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