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Archiv "Ergebnisse einer betrieblichen Gesundheitskampagne" (02.05.2014)

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Ergebnisse einer

betrieblichen Gesundheitskampagne

Wie viel kann man erreichen?

Dieter Leyk, Ulrich Rohde,Nadine D. Hartmann, Philipp A. Preuß, Alexander Sievert, Alexander Witzki

ZUSAMMENFASSUNG

Hintergrund: Steigende Gesundheitskosten für Unternehmen, zunehmender Leistungsdruck im internationalen Wettbewerb, die verlängerte Lebensarbeits- zeit und Überalterung von Belegschaften machen eine effiziente betriebliche Gesundheitsförderung unumgänglich. Das Grundproblem von Präventionskam- pagnen ist, dass Zielgruppen und nachhaltige Erfolge zu selten erreicht wer- den. Um abschätzen zu können, wie viele Mitarbeiter unter annähernd idealen Bedingungen zur Teilnahme an einer Modellstudie bewegt werden können, wurde 2011 eine breit angelegte Gesundheits- und Fitnesskampagne durchge- führt.

Methode: 1 010 Mitarbeiter konnten während der Arbeitszeit zahlreiche Sport- möglichkeiten, sportärztliche Untersuchungen, monatliche Expertenvorträge sowie Ernährungs- und Intranetangebote nutzen. Auf Basis pseudonymisierter Befragungen wurden die Teilnehmer in Nicht-Sportler, Wenig-Sportler und Viel- Sportler eingeteilt. Neben subjektiven Angaben (beispielsweise zu Gesundheit, Bewegung, Ernährung, Motivatoren und Hemmnissen, Sport zu treiben) wurden quantitative Daten (Körpermaße, Kraftparameter) erhoben. Der Studienzeitraum umfasste ein Jahr.

Ergebnisse: 48,5 % (n = 490) der Belegschaft (Nicht-Sportler: 27,2 %, Wenig- Sportler: 44,1 %, Viel-Sportler: 28,7 %) nahm an den Auftaktbefragungen/-un- tersuchungen teil. Diese Zahl sank auf 17,8 % am Studienende, wobei die drei Gruppen gleichermaßen betroffen waren. Bei Vergleich der Aussteiger und der Nicht-Aussteiger, zeigte sich ein höheres Alter als stabiler Prädiktor (bivariat:

Odds Ratio [OR]: 1,028; p = 0,006; multivariat: OR: 1,049; p = 0,009). Die Studi- enteilnehmer berichteten positive Einflüsse auf Gesundheit und Gesundheits- bewusstsein, Leistungsfähigkeit, Ausgeglichenheit, Stressempfinden sowie Be- wegungs- und Ernährungsverhalten.

Schlussfolgerung: Trotz bester Bedingungen und eines großen Personalauf- wands wurde mit der Modellstudie, die sich nicht flächendeckend umsetzen lässt, keine nachhaltige und umfassende Mitarbeiterteilnahme erzielt. Die Er- gebnisse sprechen dafür, dass die derzeitig verfügbaren Präventionsinstrumen- te für eine effektive und effiziente Gesundheits- und Fitnessförderung nicht ausreichen.

►Zitierweise

Leyk D, Rohde U,Hartmann ND, Preuß PA, Sievert A, Witzki A:

Results of a workplace health campaign—what can be achieved?

Dtsch Arztebl Int 2014; 111: 320–7. DOI: 10.3238/arztebl.2014.0320

T

echnischer Fortschritt und Wohlstand haben tief- greifende Verhaltensänderungen in der Bevölke- rung ausgelöst. Mittlerweile bewegen sich die meisten Menschen zu wenig, ernähren sich falsch und haben häufig weitere gesundheitliche Risikofaktoren (1–5).

Eine sichtbare Folge der oftmals schon im Jugendalter etablierten ungünstigen Alltagsgewohnheiten und Ein- stellungen ist die große Verbreitung von Übergewicht und Wohlstandskrankheiten wie zum Beispiel Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Tumorarten (3, 6–9). Die steigende Zahl chronischer Erkrankungen mit zunehmend früherem Erkrankungs- alter bei gleichzeitig höherer Lebenserwartung hat zur Kostenexplosion der Gesundheits- und Sozialsysteme beigetragen (10–14). Die Gesundheitsausgaben lagen 2011 mit 293 Milliarden Euro bei über 11 % des Brut- toinlandproduktes (14). Diese Negativentwicklung wirkt sich zunehmend auch auf die Wirtschaft aus.

Hierbei geht es nicht nur um Kosten aufgrund erkran- kungsbedingter Fehltage (sogenannter Absentismus).

Studien zeigen, dass die tatsächlichen Unternehmens- einbußen aufgrund gesundheitsbedingter Beeinträchti- gungen um ein Vielfaches höher liegen (15–17). Schon lange bevor chronische Erkrankungen und vermehrte Fehlzeiten auftreten, kann es bei betroffenen Erwerbs- tätigen zu verminderter Belastbarkeit und verringerter Arbeitsproduktivität (sogenannter Präsentismus) kom- men (15). Mit Blick auf die steigenden Gesundheits- kosten, die Überalterung von Belegschaften und den in- ternationalen Wettbewerb ist die Dringlichkeit und Notwendigkeit effizienter Gesundheits- und Fitness- kampagnen offensichtlich.

Unternehmen, Gesundheitskassen und Politik ver- folgen seit geraumer Zeit das Ziel, die Gesundheitsför- derung und Prävention zu stärken. Der geringe Erfolg zahlreicher Kampagnen zeigt allerdings, wie schwer es Betroffenen fällt, gesundheitlich ungünstige Verhal- tensweisen abzulegen und langfristige Verbesserungen des Bewegungs- und Ernährungsverhaltens zu erzielen (18–20). Damit wird das bislang ungelöste Grundpro- blem vieler Präventionskampagnen deutlich: Die ei- gentlichen Zielgruppen sowie nachhaltige Erfolge wer- den nur selten erreicht (20, 21).

Im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung steht die Erreichbarkeit von Mitarbeitern, deren Interesse

Zentrales Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr Koblenz, Laborabteilung IV – Wehrmedizinische Ergonomie und Leistungsphysiologie –, Koblenz: OTA Prof. Dr. med. Dr. Sportwiss. Leyk, Dr. med. Rohde, Hartmann, Dr. phil. Witzki

Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Physiologie und Anatomie, Köln: Prof. Dr. med. Dr. Sportwiss.

Leyk, BSc Preuß, Dipl.-Sportl. Sievert

(2)

und Teilnahme an einer Modellkampagne, die als ein- jährige Gesundheits- und Fitnessinitiative (GFI) konzi- piert wurde. Die Kampagne wurde an einer Bundes- wehrdienststelle mit 1 010 Mitarbeitern durchgeführt, die – ähnlich wie in vielen zivilen Verwaltungs- oder Dienstleistungseinrichtungen – hauptsächlich Schreib- tischtätigkeiten ausüben. Bei der Bundeswehr gibt es im Vergleich zum zivilen Bereich wesentlich bessere Möglichkeiten der Gesundheits- und Fitnessförderung:

Aufgrund der großen Bedeutung von Gesundheit, Be- lastbarkeit und Leistungsfähigkeit im Soldatenberuf sind zum Beispiel 180 Minuten Dienstsport pro Woche vorgesehen. Auch die notwendige Infrastruktur (Sport- hallen et cetera) und ausgebildete Ansprechpartner (Übungsleiter, Sportlehrer) stehen zur Verfügung. Zu- dem soll die körperliche Fitness der Soldaten durch den Basis-Fitness-Test einmal im Jahr überprüft werden (22). Günstige Rahmenbedingungen allein führen je- doch nicht zwangsläufig zur erwünschten gesunden und leistungserhaltenden Lebensweise: Auch bei Sol- daten nehmen Bewegungsmangel, ungünstige Ernäh- rungs- und Freizeitgewohnheiten zu, was sich unter an- derem in der Verbreitung von Adipositas und damit as- soziierten Erkrankungen niederschlägt (23–26).

In der Modellkampagne wurden die bereits vorhan- denen Präventionsangebote deutlich erweitert. Im Vor- feld wurden die Beschäftigten mit einem persönlichen Schreiben der Dienststellenleitung eingeladen und ano- nyme Mitarbeiterbefragungen (unter anderem zu Sport- neigungen, Hemmnissen, Motivatoren) durchgeführt.

Alle zivilen und militärischen Mitarbeiter konnten während der Dienstzeit ein umfangreiches Sportange- bot nutzen, monatliche Expertenvorträge (zu Gesund- heit, Ernährung, Training und Stressmanagement) be- suchen und an Gesundheits- und Fitness-Checks teil- nehmen. Zusätzlich gab es ein erweitertes Ernährungs-/

Informationsangebot zur Mittagsverpflegung, und es wurde ein über die Intranet-Startseite der Dienststelle verlinktes Mitarbeiterforum eingerichtet. Ziel war es, möglichst viele Mitarbeiter zur Teilnahme und zum Umdenken für einen gesunden und leistungsfördernden Lebensstil zu motivieren.

Konkret sollte bei nahezu optimalen Voraussetzun- gen Folgendes ermittelt werden:

Wie viele Mitarbeiter werden tatsächlich erreicht?

Wie viele nehmen nach einem Jahr noch aktiv teil?

Welche Unterschiede bestehen zwischen sportlich Inaktiven und Aktiven?

Methode

Die GFI wurde 2011 an einer Kölner Bundeswehrdienst- stelle als gemeinsames Forschungsprojekt des Zentralen Instituts des Sanitätsdienstes der Bundeswehr Koblenz und der Deutschen Sporthochschule Köln durchgeführt.

Die Datenerhebung wurde durch die Ethikkommission der Deutschen Sporthochschule Köln genehmigt.

Angebote der Gesundheits- und Fitnessinitiative (GFI)

Alle Dienststellenmitarbeiter konnten das in Tabelle 1 dargestellte umfangreiche Angebotsspektrum in den Bereichen Sport, Gesundheits- und Fitnesschecks, Er- nährung und Wissensvermittlung nutzen.

Studienteilnehmer

Zu Beginn des einjährigen Studienzeitraumes im Janu- ar 2011 waren an der Dienststelle 1 010 Personen (199 Frauen) beschäftigt. Die 105 (70 Frauen) zivilen und 905 (129 Frauen) militärischen Mitarbeiter wurden durch ein persönliches Schreiben des Dienststellenlei- ters eingeladen. Vor dem Start der Initiative fanden In- formationsveranstaltungen der Forschungspartner statt.

Die Teilnahme an allen Angeboten, Erhebungen und Untersuchungen war freiwillig. Im Studienzeitraum wurden 141 Personen zu- und 114 wegversetzt.

Studiendesign

Die Studiendaten wurden mittels Befragungen und im Rahmen der Gesundheits- und Fitnesschecks erhoben (Grafik). Die Mitarbeiterbefragung zum Zeitpunkt t5 war inhaltlich identisch mit der Befragung zum Zeitpunkt t4, die während des zweiten Gesundheits- und Fitness checks durchgeführt wurde. Für die hier vorgestellten Analysen wurden die Befragungs- und Untersuchungsdaten zu Stu- dienbeginn (t1/t2) und -ende (t4/t5) zusammengefasst.

TABELLE 1

Angebotsspektrum im Rahmen der Gesundheits- und Fitnessinitiative

Sportkurse Ernährungsangebote

Wissensvermittlung

medizinische Gesundheits- und Fitnesschecks

Sporteinsteiger Fortgeschrittene Angebot der Truppenküche Gesundheitsforum Intranet Informationsveranstaltungen durch Fachreferenten zu Beginn und am Ende

18 Kurse u. a. Nordic Walking, Schwimmen, Tennis, Volleyball, Muskelaufbau- und Konditionstraining (35)

„Fitnesskost“, Kalorien- und Nährwertinformationen aktuelle Informationen zur Initiative über die Startseite des Arbeitsplatzrechners abrufbar

Themen zu Gesundheit, Sport und Ernährung (siehe Grafik) ärztliche Anamnese/Untersuchung/Beratung, Anthropometrie, Lungenfunktionsprüfung, Erhebung isometrischer Muskelkräfte, Testung der posturalen Koordination

(3)

Untersuchungsverfahren

Zu Studienbeginn und -ende konnten sich die Teilneh- mer sportärztlich untersuchen lassen. Dabei wurden Körpermaße (Körpergewicht/-größe, Taillenumfang, Hautfaltendicke et cetera) mit standardisierten Messin- strumenten (Anthropometer, geeichte Waage, Harpen- den Caliper) erhoben (27, 28), Body-Mass-Index (BMI) und Körperfettanteil (29, 30) berechnet und die isometrischen Maximalkräfte von Armbeuger, Bein- strecker und die Greifkraft bestimmt (31). Bei den Be- fragungen wurden neben soziodemografischen und an- thropometrischen Daten (wie Geburtsjahr, Geschlecht, Größe, Gewicht, Raucherstatus) folgende Bereiche be- rücksichtigt:

Angaben zu Gesundheit (Gesundheits-, Leis- tungs-, Stressempfinden, Wohlbefinden mit Kör- pergewicht)

Ernährungsgewohnheiten (gesunde Ernährung, Nahrungsmenge)

Bewegungsverhalten (unter anderem körperliche Aktivität im Alltag, Sport: Häufigkeit, Motivato- ren, Hemmnisse).

Der Einfluss der Kampagne auf Gesundheit, Ge- sundheitsempfinden, körperliche und berufliche Leistung, Stressempfinden, Ausgeglichenheit und Schlafqualität sowie auf das Bewegungs- und Er- nährungsverhalten wurde am Studienende er- fragt.

Die Antwortformate der bereits in anderen Studien bewährten Items waren einfache Antwortskalen, mehr- fach gestufte Likertskalen und Mehrfachantworten.

Anhand der zu Studienbeginn angegebenen Sport- häufigkeit wurden die Teilnehmer in die Gruppen Nicht-Sportler (Angaben „nie“/„selten“), Wenig- Sportler (1- bis 3-mal Sport/Woche) und Viel-Sport- ler (mehr als 3-mal Sport/Woche) eingeteilt. Als Stu- dienteilnehmer wurden Personen festgelegt, die an der ersten Befragung (t1) oder dem Gesundheits- und Fitnesscheck (t2) teilgenommen haben. Als Ausstei- ger wurden diejenigen Studienteilnehmer definiert, die weder am zweiten Gesundheits- und Fitness - check (t4) noch an der abschließenden Mitarbeiter- befragung (t5) teilgenommen haben.

Datenpräsentation und Statistik

Als deskriptive Maßzahlen wurden Häufigkeiten, Mittelwerte und Standardabweichungen berechnet.

Die Häufigkeiten wurden mit Chi-Quadrat-Tests ver- glichen. Unterschiede bei intervallskalierten Varia- blen wurden mittels Varianzanalyse und t-Test mit Bonferroni-Korrektur untersucht.

Für Post-hoc-Analysen wurde der Scheffé-Test genutzt. Bei ordinalskalierten Variablen wurde der Kruskal-Wallis-Test verwendet. Teilnahmeprädikto- ren zum Studienende wurden mittels logistischer Re- gression ermittelt. Für alle Analysen galt ein Signifi- kanzniveau von 5 %.

Ergebnisse

Aus Datenschutzbedenken konnte die Grundgesamt- heit der Mitarbeiter nur anhand der Geschlechterver- teilung mit den Studienteilnehmern verglichen wer- tragsthemen der

Gesundheits- und Fitnessinitiative im Verlauf des Jahres 2011;

Im November 2012 wurden den Mitar- beitern im Rahmen einer Vortragsveran- staltung wichtige Studienergebnisse vorgestellt.

(modifiziert nach:

[35]: Witzki A, et al.:

Erkenntnisse aus der Gesundheits- und Fitnessinitiative an einer großen Dienststelle für die künftige Präventi-

onsarbeit in der Bundeswehr. Wehr-

med Mschr 2013;

57: 171–6. Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Beta Verlag, Bonn)

Untersuchungen

Mitarbeiterbefragung I (t1) Gesundheits- und Fitnesscheck 1 (t2)

Mitarbeiterbefragung II (t3)

Gesundheits- und Fitnesscheck 2 (t4) Mitarbeiterbefragung III (t5)

2011

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September

Oktober November Dezember

Vorträge Auftaktvorträge

Ergebnis Mitarbeiterbefragung + Gesundheitscheck Risikofaktor Sitzen + Rückenschmerzen

Ernährung + Gewichtsreduktion

Ausdauertraining: Effekte, Prinzipien, Trainierbarkeit Krafttraining: Effekte, Prinzipien, Trainierbarkeit

Sport- und Stressmanagement

Gesundheit und Training: Fokus Alter + Geschlecht

(4)

den. Dabei wurde kein signifikanter Unterschied ge- funden (Grundgesamtheit: 80,3 % Männer, Studien- teilnehmer: 82,0 % Männer, p = 0,332).

Erreichbarkeit

Zu Beginn der GFI (t1/t2) beteiligten sich 490 der ein - geladenen 1 010 Mitarbeiter (48,5 %). Am Studienende (t4/t5) betrug die Teilnehmerzahl 180 Personen (17,8 %).

Vergleich von Nicht-Sportlern, Wenig-Sportlern und Viel-Sportlern Wesentliche beschreibende Kenngrößen (Alter, anthropo- metrische Parameter, Raucheranteil, Maximalkräfte) zum Erhebungszeitpunkt t1/t2 sind in Tabelle 2 aufgelistet.

Nicht-Sportler unterschieden sich von Sportlern in mehreren Parametern. In beiden Geschlechtern hatten Nicht-Sportler einen höheren Körperfettanteil (jeweils p ≤ 0,012) und bei den Frauen auch einen größeren Taillenumfang (p = 0,005) als die Viel-Sportler. Vergli- chen mit den beiden Sportlergruppen waren männliche

Nicht-Sportler zudem älter (jeweils p ≤ 0,031) und hat- ten eine geringere Maximalkraft des Armbeugers (je- weils p ≤ 0,048). Die Nicht-Sportlerinnen waren schwerer (jeweils p ≤ 0,043) und hatten einen höheren BMI (jeweils p ≤ 0,007).

Tabelle 3 fasst die Aussagen zum Gesundheitsemp- finden, Ernährungs- und Bewegungsverhalten zusam- men. Auch hier unterscheiden sich Nicht-Sportler sig- nifikant von Sportlern: Verglichen mit den Viel-Sport- lern und Wenig-Sportlern fühlte sich ein geringerer An- teil von Nicht-Sportlern gesund (p < 0,001) und mit dem eigenen Körpergewicht wohl (jeweils p ≤ 0,015).

Die eigene Ernährung wurde häufiger als ungesund (je- weils p ≤ 0,008) und verglichen mit den Viel-Sportlern als übermäßig eingestuft (p = 0,001). Ein höherer An- teil von Nicht-Sportlern fühlte sich im Alltag gestresst (jeweils p ≤ 0,010). Fast drei Viertel der Nicht-Sportler gaben an, im Alltag selten körperlich aktiv zu sein (je- weils p < 0,001). Lediglich 7,9 % der Nicht-Sportler TABELLE 2

Alter, anthropometrische Kenngrößen, Raucheranteil und Maximalkräfte der männlichen Nicht-Sportler, Wenig-Sportler und Viel-Sportler (Mittelwert und Standardabweichung)

SD, Standardabweichung Variable

Alter (Jahre) Gewicht (kg) Körpergröße (cm) Body-Mass-Index (kg/m2) Taillenumfang (cm) Körperfettanteil (%) rel. Anteil Raucher (%) maximale Greifkraft (N) Maximalkraft des Armbeugers (N) Maximalkraft des Beinstreckers (N)

Variable

Alter (Jahre) Gewicht (kg) Körpergröße (cm) Body-Mass-Index (kg/m2) Taillenumfang (cm) Körperfettanteil (%) rel. Anteil Raucher (%) maximale Greifkraft (N) Maximalkraft des Armbeugers (N) Maximalkraft des Beinstreckers (N)

Männer Nicht-Sportler n = 110

Mittelwert 42,8 89,4 180,0 27,5 95,2 29,7 26,3 528,2 183,9 566,7

Frauen Nicht-Sportler n = 19

Mittelwert 37,3 81,3 167,7 29,3 88,0 37,9 29,5 377,1 116,8 413,0

(SD) (9,0) (12,3) (6,4) (4,0) (10,7) (6,2)

(84,3) (34,3) (111,8)

(SD) (11,2) (15,3) (6,3) (5,9) (13,1) (6,2)

(70,8) (23,1) (83,8)

Wenig-Sportler n = 165 Mittelwert

39,9 90,6 181,5 27,5 94,5 27,9 34,1

533,9 198,1 600,7

Wenig-Sportler n = 44 Mittelwert

36,1 69,0 167,9 24,8 77,5 33,2 30,9 355,0 116,2 414,1

(SD) (9,0) (14,2) (6,4) (3,7) (10,2) (5,0)

(91,1) (34,4) (108,9)

(SD) (9,6) (11,1) (6,3) (3,9) (9,7) (4,8)

(57,7) (15,5) (92,9)

Viel-Sportler n = 114 Mittelwert

38,1 87,3 180,7 26,9 91,2 25,0 18,2 534,0 203,0 604,4

Viel-Sportler n = 22 Mittelwert

34,7 70,3 170,1 24,3 75,5 32,4 22,8 356,6 118,7 421,9

(SD) (9,2) (13,5) (6,5) (3,7) (11,0) (6,1)

(84,4) (47,5) (139,9)

(SD) (9,0) (11,1) (6,1) (3,6) (8,8) (4,6)

(73,1) (23,3) (79,4)

Gesamt N = 389 Mittelwert

40,2 89,3 180,9 27,3 93,7 27,5 28,2 532,4 195,9 592,9

Gesamt N = 85 Mittelwert

36,0 71,6 168,4 25,5 78,9 33,9 28,2 359,4 117,0 415,8

(SD) (9,2) (13,5) (6,4) (3,8) (10,7) (5,9)

(87,1) (39,4) (120,8)

(SD) (9,8) (12,7) (6,3) (4,5) (10,9) (5,3)

(64,1) (19,1) (86,7)

(5)

Einfluss der Kampagne auf Teilnehmer

Potenzielle GFI-Effekte wurden anhand der anthropo- metrischen Daten, Maximalkraftwerte und der Anga- ben zu Gesundheitsempfinden, Ernährungs- und Bewe- gungsverhalten analysiert. Bei Männern verminderten sich Körpergewicht (n = 94, Δ = –0,9 kg, p = 0,002), Taillenumfang (n = 94, Δ = –1,0 cm, p = 0,001) und BMI (n = 94, Δ = –0,3 kg/m2, p < 0,001). Bei den an- thropometrischen Daten der Frauen zeigen sich keine signifikanten Unterschiede. Die Maximalkräfte zeigten bei Männern sowohl Verbesserungen (Greifkraft:

n = 90, Δ = 20,7 N, p = 0,002) als auch Einbußen (Armbeuger: n = 89, Δ = –8,5 N, p < 0,001).

Positive Veränderungen zeigen die Daten aus der Be- fragung: Der Anteil der Nicht-Sportler, die nach eige- nen Angaben selten im Alltag körperlich aktiv sind, re- duzierte sich deutlich (Δ = –60,8 %, p = 0,002). Bei Nicht-Sportlern (Δ = –24,0 %, p = 0,019) und Wenig- Sportlern (Δ = –12,9 %, p = 0,004) sank der Anteil de- rer, die sich eher ungesund ernährten. Die Abschlussbe- fragung ergab, dass die Teilnehmer aller Sportlergrup- pen positive Einflüsse (jeweils p ≤ 0,002) auf Gesund- heit und Gesundheitsbewusstsein, Bewegungs- und Er- nährungsverhalten, Ausgeglichenheit, Stressempfin- den, körperliche und berufliche Leistung berichteten.

Lediglich bei den Nicht-Sportlern war der empfun- dene positive Einfluss auf die berufliche Leistung sta- tistisch nicht signifikant (p = 0,018, Bonferroni-Kor- rektur pkrit = 0,006).

Diskussion

Die Modellkampagne kann anhand verschiedener Indi- katoren als erfolgreich eingestuft werden: Im Vergleich zur Teilnahme bei anderen Kampagnen (32–34) betei- ligten sich mit 48 % verhältnismäßig viele Beschäftig- te. Über ein Viertel der Teilnehmer waren zudem Nicht- Sportler, die als eigentliche primäre Zielgruppe nur sel- ten erreicht werden. Auch die längsschnittlichen Analy- nahmen nach eigenen Angaben regelmäßig am Dienst-

sport teil und unterschieden sich hiermit deutlich von Wenig-Sportlern (67,6 %, p < 0,001) und Viel-Sport- lern (84,6 %, p < 0,001). Nahezu alle Nicht-Sportler (96,1 %) und Wenig-Sportler (96,6 %) gaben an, künf- tig mehr Sport treiben zu wollen.

Die Sportmotivatoren sind in Tabelle 4 aufgeführt.

Gesundheitliche Gründe, körperliche Leistungsfähig- keit, Spaß am Sport, Stressausgleich und Gewichtsre- duktion wurden annähernd gleich häufig angegeben.

Nicht-Sportler nannten die Motivatoren Spaß am Sport (jeweils p < 0,001) und Gemeinschaftserleben (jeweils p ≤ 0,023) seltener.

37 % der Befragten nannten keinen Hinderungs- grund Sport zu treiben. Von den berichteten Hemmnis- sen wurden Zeitmangel (53,3 %) und gesundheitliche Gründe (35,6 %) am häufigsten angegeben. Alle ande- ren abgefragten Gründe (Tabelle 5) wurden nur verein- zelt genannt. Die Sportlergruppen berichteten weniger Hemmnisse (p = 0,032). Bei den Nicht-Sportlern gaben 23,4 % kein Hemmnis an. 55,3 % berichten ein Hemm- nis, 19,2 % zwei und 2,1 % drei Hemmnisse.

GFI-Aussteiger und Nicht-Aussteiger

Nicht-Aussteiger und GFI-Aussteiger wurden anhand von Sportlerstatus, Alter, Geschlecht, Körperfett, BMI, Raucherstatus, Motivatoren, Fragen zur Gesundheit, Stress, Ernährungs- und Bewegungsverhalten auf Prädik- toren untersucht. Lediglich beim Alter (Odds Ratio [OR]: 1,028; p = 0,006) und dem Motivator „gesundheit- liche Gründe“ (OR: 2,503; p = 0,018) lässt sich ein signi- fikanter bivariater Zusammenhang beobachten. Auch im multiplen Modell aller genannten Faktoren zeigt sich ein signifikanter Einfluss des Alters (OR: 1,049; p = 0,009).

Keiner der anderen Faktoren ist signifikant. Der Motivator

„gesundheitliche Gründe“ ist nur signifikant (OR: 2,152;

p = 0,045), wenn die Faktoren Körperfett, BMI und Er- nährungsverhalten nicht berücksichtigt werden.

Subjektive Einschätzungen zu Fragen zur Gesundheit, Ernährung, Stress und körperliche Aktivitäten im Alltag zu t1/t2

*aufgelistet sind die prozentualen Anteile der Zustimmung zu den Aussagen bei den befragten Studienteilnehmern (n = 474) und den Subpopulationen Nicht-Sportler (n = 129), Wenig-Sportler (n = 209) und Vielsportler (n = 136)

Aussagen (Prozent) Ich fühle mich gesund Ich fühle mich im Alltag gestresst Wohlbefinden mit Körpergewicht Ich ernähre mich eher ungesund Ich esse eher zu viel

Ich bin im Alltag selten körperlich aktiv Ich nehme regelmäßig am Dienstsport teil Ich möchte künftig mehr Sport treiben

Subgruppen gesamt

87,5 30,3 45,4 18,6 44,2 42,8 56,4 91,9

Nicht-Sportler 74,4 41,4 32,0 29,8 55,0 74,4 7,9 96,1

Wenig-Sportler 89,9 25,9 45,5 17,2 43,9 30,1 67,6 96,6

Viel-Sportler 96,3 26,3 58,2 10,6 34,6 31,6 84,6 80,6

(6)

sen und das subjektive (Er-)Leben der Teilnehmer spre- chen für eine erfolgreiche Präventionskampagne. Die Antworten der Befragungen zeigen die hohe Zufrieden- heit mit der Initiative und die positive Bewertung der einzelnen Angebote (35).

Mit Blick auf die wichtige Frage, wie viele Mitarbei- ter bei exzellenten Rahmenbedingungen auf Präventi- onsangebote reagieren, ergibt sich ein anderes Bild.

Trotz der Möglichkeit, alle Angebote während der Ar- beitszeit wahrzunehmen, persönlicher Einladung durch das Leitungspersonal (und dessen aktiver Teilnahme) sowie die für militärischen Mitarbeiter (90 %) beste- hende Verpflichtung zum Sport nahm die Mehrheit des Personals nicht an der Initiative teil. Fast zwei Drittel der ursprünglichen Studienteilnehmer beteiligten sich nicht einmal an den Abschlussbefragungen. Berück- sichtigt man die Mitarbeiterfluktuation, so liegt die Aussteigerquote zwischen 40 % und 60 %. Sie ist mit in der Literatur berichteten Werten vergleichbar

(36–40, e1) und spricht für schlechte Erfolgsaussichten betrieblicher Fitness- und Gesundheitsinitiativen. Die individuellen Ausstiegsgründe (zum Beispiel Zeitman- gel, Desinteresse, Versetzung) bleiben letztlich unbe- kannt. Interessanterweise waren die 3 Studiengruppen gleichermaßen vom Teilnehmerschwund betroffen. Der Vergleich zwischen Aussteigern und Nicht-Aussteigern ergab, mit Ausnahme des Alters und des Motivators

„gesundheitliche Gründe“, keine eindeutigen Prädikto- ren für das „Nicht-Aussteigen“.

Bei der Ergebnisbewertung ist auf methodische Li- mitierungen zu achten. Die große Zahl der „Nicht-Teil- nehmer“ muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass diese keinen Sport treiben beziehungsweise in ihrer Freizeit inaktiv sind. Vielleicht treiben viele lieber im privaten Umfeld Sport oder geben (trotz der Freistellung und der teilweise bestehenden Verpflichtung zum Dienstsport) dienstlichen Verpflichtungen den Vorrang. Ein anderer Schwachpunkt der Untersuchung ist, dass eine Proto- TABELLE 5

Angaben der Studienteilnehmer zu t4/t5 zu den jeweiligen Antwortkategorien der Frage: „Gibt es Hemmnisse für Sie, (noch mehr) Sport (als bisher) zu treiben?“ Bei dieser Frage waren Mehrfachnennungen möglich*

*aufgelistet sind die prozentualen Anteile der einzelnen Antwortkategorien bezogen auf die Gesamtzahl aller angegebenen Hemmnisse der Gesamtgruppe (n = 178) wie auch der Subpopulation Nicht-Sportler (n = 47), Wenig-Sportler (n = 80) und Viel-Sportler (n = 51)

Hemmnisse (Prozent) Zeitmangel

gesundheitliche Gründe

Sport spielt in meinem Bekanntenkreis nur eine geringe Rolle

kein passendes Sportangebot kein Spaß am Sport

Ich habe genügend Bewegung im Alltag Sport ist mir zu anstrengend gesamt

gesamt 53,3 35,6 3,7 3,0 2,2 1,5 0,7 100

Nicht-Sportler 47,8 32,6 4,3 4,3 6,5 2,2 2,2 100

Wenig-Sportler 52,5 39,0 5,1 1,7 0,0 1,7 0,0 100

Viel-Sportler 63,3 33,3 0,0 3,3 0,0 0,0 0,0 100 TABELLE 4

Zustimmung der Studienteilnehmer zu t1/t2 zu den jeweiligen Antwortkategorien der Frage:

„Was motiviert Sie, Sport zu treiben?“*

*aufgelistet sind die prozentualen Anteile der einzelnen Antwortkategorien bezogen auf die Gesamtzahl aller positiven Antworten der Gesamtgruppe (n = 474) wie auch der Subpopulationen Nicht-Sportler (n = 129), Wenig-Sportler (n = 209) und Vielsportler (n = 136)

Motive (Prozent) gesundheitliche Gründe körperliche Leistungsfähigkeit Spaß am Sport

Stressausgleich Gewichtsreduktion Gemeinschaftserlebnis gesamt

gesamt 19,5 19,3 18,2 17,7 15,3 10,1 100

Nicht-Sportler 21,3 19,9 15,2 17,5 18,0 8,2 100

Wenig-Sportler 19,0 18,8 19,1 17,4 14,6 11,2 100

Viel-Sportler 18,9 19,5 19,2 18,1 14,3 9,9 100

(7)

Dauer) und der Mitarbeiterfluktuation aufgrund von Bedenken der Personalvertretung nicht möglich waren.

Nicht zuletzt stellt sich die Frage, inwieweit die Ergeb- nisse übertragbar auf andere Betriebe und Behörden sind. Einerseits gibt es zwischen zivilen und militäri- schen Bereichen deutliche Unterschiede (zum Beispiel Mitarbeiterfluktuation durch Versetzungen, Auslands- einsätze). Andererseits unterscheiden sich zivile und militärische Bürotätigkeiten kaum voneinander. Zudem spricht die Verbreitung chronischer Erkrankungen, aber auch das 2000 eingeführte Adipositas-Interventions- programm (25) dafür, dass die Bundeswehr von den un- günstigen Gesundheitsentwicklungen getroffen wird (23, 24, 26).

Trotz der existierenden Einschränkungen bleibt ein eher düsteres Bild bestehen, da eine nachhaltige und umfassende Mitarbeiterteilnahme auch unter besten Bedingungen und mit großem Personalaufwand nicht erreicht wurde. Dies deckt sich mit Ergebnissen der Studie von Vanden Auweele und Kollegen (e2), in der Nicht-Sportler untersucht wurden. Aus ihren Cluster- analysen folgerten die Autoren, dass 60 % gleichgültig gegenüber Präventionsangeboten waren und bis zu 25 % diese sogar ablehnten. Von den Frauen wurden lediglich 17 % als für Präventionsangebote „ansprech- bar“ eingestuft. Die Schwierigkeit Nicht-Sportler zu aktivieren, zeigt sich auch an den berichteten Sport- Hemmnissen der vorliegenden Studie: Etwa ein Viertel der Nicht-Sportler gab kein Hemmnis an und über 50 % berichtete lediglich ein Hemmnis. „Zeitmangel“ ist auch hier der mit Abstand häufigste Grund (und die oft- mals allgemein akzeptierte Erklärung/Entschuldigung), weshalb kein Sport getrieben wurde (21, e3, e4).

Angesichts der gesundheitlich ungünstigen Entwick- lung und den bereits zahlreich durchgeführten Präven- tionskampagnen wird eine nachhaltige Verbesserung des Bewegungs- und Ernährungsverhaltens zu selten erreicht (20, e5). Die umfangreichen und aufwändigen Präventionsangebote der vorliegenden Studie lassen sich kaum flächendeckend in der Arbeitswelt realisie- ren. Daher muss bezweifelt werden, ob mit den derzeit verfügbaren Präventionsinstrumenten eine effektive und effiziente Gesundheits- und Fitnessförderung mög- lich ist.

Ungeachtet dieser Problematik ist eine Verbesserung der Leistungs- und Gesundheitsressourcen dringend er- forderlich (e6–e9). Es stellt sich die Frage, ob und wel- che zusätzlichen Anreizsysteme („Bonus-Systeme“) implementiert werden sollten. Sach- und Geldprämien können positiv zur Förderung gesundheitsbewussten Verhaltens beitragen (e10–e13). Arbeitgeber könnten beispielsweise Anreize in Form von Urlaubstagen schaffen. Prinzipiell wären auch „Malus-Systeme“ (wie zum Beispiel beim Führerschein, KFZ-Versicherungen) oder „negative Incentives“ (keine Rückzahlung von Beiträgen/Kautionen, vergleiche [e13]) denkbar. Über Einsatz oder Wirkung von Malus-Systemen im Kontext von Prävention und Gesundheit liegen den Autoren der vorliegenden Untersuchung keine veröffentlichten Da-

Maßnahmen abschätzen zu können, erscheint eine Er- weiterung der zur Verfügung stehenden Präventionsin- strumente notwendig.

Resümee

Zu befürchten ist, dass mit der klassischen betriebli- chen Gesundheitsförderung keine allgemeine und nachhaltige Verbesserung des Bewegungs- und Ernäh- rungsverhaltens von Beschäftigten gelingen wird. Eine kürzlich veröffentlichte systematische Literaturüber- sicht arbeitsplatzbezogener Interventionsprogramme zeigt, dass Wissensvermittlung und Bewegungsange- bote alleine allenfalls geringe Auswirkungen auf Fehl- zeiten haben (e14). Frühzeitige Interventionen für ei- nen gesunden und leistungsfördernden Lebensstil (zum Beispiel Bewegung im Alltag, aktive Pausenge- staltung) sind in allen Lebensbereichen (beispielswei- se Kindergarten, Schule, Betriebe) erforderlich und sollten mit erheblichen Finanzmitteln ausgebaut wer- den (e15, e16).

KERNAUSSAGEN

Eine Verbesserung der Leistungs- und Gesundheitsressourcen ist auch im be- trieblichen Kontext dringend erforderlich.

Trotz bester Bedingungen und großen Personalaufwands wurde bei einer um- fassenden Gesundheits- und Fitnessinitiative keine nachhaltige und umfassen- de Mitarbeiterteilnahme erreicht.

Die klassische betriebliche Gesundheitsförderung allein ist nicht ausreichend, um eine anhaltende Verbesserung des Bewegungs- und Ernährungsverhal- tens zu erzielen.

Für den Wirtschaftsstandort Deutschland sind zusätzliche Präventionsinstru- mente (zum Beispiel Anreizsysteme) und frühzeitige Interventionen (in Kinder- gärten, Schulen, Betrieben etc.) zur Etablierung gesunder und leistungsför- dernder Lebensstile notwendig.

Danksagung

Die Autoren bedanken sich bei den zivilen und militärischen Studienteilneh- mern, den Übungsleitern und Sportlehrern sowie der Leitung der ehemaligen Stammdienststelle der Bundeswehr. Besonderer Dank gebührt Herrn Matthias Krapick, dem Untersuchungsteam und den Fachreferenten.

Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Manuskriptdaten

eingereicht: 21. 11. 2013, revidierte Fassung angenommen: 17. 2. 2014

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Anschrift für die Verfasser

OTA Prof. Dr. med. Dr. Sportwiss. Dieter Leyk

Zentrales Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr Koblenz Laborabteilung IV -Wehrmedizinische Ergonomie und Leistungsphysiologie- Andernacher Straße 100

56070 Koblenz

Deutsche Sporthochschule Köln Institut für Physiologie und Anatomie Am Sportpark Müngersdorf 6 50933 Köln

Leyk@dshs-koeln.de

Zitierweise

Leyk D, Rohde U,Hartmann ND, Preuß PA, Sievert A, Witzki A:

Results of a workplace health campaign—what can be achieved?

Dtsch Arztebl Int 2014; 111: 320–7. DOI: 10.3238/arztebl.2014.0320

@

Mit „e“ gekennzeichnete Literatur:

www.aerzteblatt.de/lit1814

The English version of this article is available online:

www.aerzteblatt-international.de

(9)

Ergebnisse einer

betrieblichen Gesundheitskampagne

Wie viel kann man erreichen?

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Referenzen

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