Info 12: Kostenfreie Software
Zu den Begriffen „Freie Software“, „Open-Source-Software“, „Freeware“ und „Shareware“
Software ist grundsätzlich eine Ware, die lizenzrechtlichen Bedingungen unterliegt. Das heißt, es wird Dritten ein Nutzungsrecht an dem mit Schutzrechten versehenen Produkt unter definierten Bedingungen eingeräumt. Als Ware muss Software entweder gekauft oder gemietet werden oder sie kann – selbstverständlich legal – frei benutzt werden, sozusagen als Wissen der Menschheit, das allen gehört. Je nach Geschäftsmodell wird deshalb Software einerseits kommerziell vertrieben, und ihre Beschaffung ist kostenpflichtig. Zum anderen gibt es jedoch Software, die ebenso leistungsfähig ist, die aber – völlig legal – tatsächlich bei ihrer Beschaffung nichts kostet.
Doch die Ansicht, dass etwas, was nichts kostet, auch nichts Besonderes sein kann, wird immer noch von den meisten Computer-Nutzerinnen und -Nutzer geteilt. Richard Stallman, einer der „Väter“ Freier Software, nennt dies „soziale Trägheit“ (Stallman, in: LOG IN 144/2007, S. 27).
Freie Software und Open-Source-Software sind grundsätzlich kostenfrei und schließen darüber hinaus eine so- genannte Quelloffenheit ein: Ihr Programm-Kode liegt in einer lesbaren Form, zumeist in einer höheren Program- miersprache vor. Doch im Gegensatz zu Freier Software, bei der die Freiheit eingeschlossen ist, den Quelltext zu verändern (deshalb „Freie“ Software!), ist dies bei Open-Source-Software nicht immer gewährleistet. Freie Soft- ware ist Software, die für jeden Zweck genutzt, studiert, bearbeitet und in ursprünglicher oder veränderter Form weiterverbreitet werden darf. Ein Teil der Lizenzen Freier Software beinhaltet daher eine Copyleft-Regelung, d. h. diese Freiheiten dürfen bei der Verbreitung der Software in keiner Weise eingeschränkt werden. Freier Soft- ware steht die „proprietäre“ oder „unfreie“ Software gegenüber, die diese Freiheiten nicht oder nicht in vollem Umfang bietet.
Auch Freeware ist nicht identisch mit Freier Software. Sie wird zwar vom Urheber zur kostenfreien Nutzung zur Verfügung gestellt (hier wird „free“ als „kostenfrei“ verstanden), unterliegt aber völlig anderen Anforderun- gen an das Software-Lizenzrecht. Freeware ist meist proprietär, d. h. der Urheber behält das alleinige Eigentums- recht an der Software.
Shareware wiederum ist eine Vertriebsform von Software, bei der die jeweiligen Programme vor dem Kauf getestet werden können. Üblicherweise ist es bei Shareware erlaubt, die Software in unveränderter Form beliebig zu kopieren (daher die Bezeichnung „Shareware“), jedoch im Gegensatz zu Freeware mit einer Aufforderung, sich nach einem Testzeitraum – in den meisten Fällen nach 30 Tagen – beim Autor kostenpflichtig registrieren zu lassen, wobei die Software im Allgemeinen nach diesem Testzeitraum nur noch eingeschränkt funktionsfähig ist.
Freie und Open-Source-Software
Die im Folgenden vorgestellten Programme unterstehen entweder einer entsprechenden GNU-Lizenz (GNU General Public License) oder sind zumindest Open Source. Sie sind insgesamt kostenfrei, können jederzeit vervielfältigt und weitergegeben werden, stellen hier allerdings nur eine kleine (!) Auswahl dar.
Office-Programme
OpenOffice.org (kurz: OOo) besteht aus einer Kombination verschiedener Programme zur Textverarbeitung (Writer), Tabellenkalkulation (Calc), Präsentation (Impress) und zur vektorbasierten Grafik (Draw). Ein Daten- bankprogramm (Base) und ein Formeleditor (Math) sind ebenfalls enthalten. Alle erzeugten Daten unterliegen dem Standard des Open Document Format for Office Applications (OASIS) als offene Austauschformate für Da- teien von Office-Programmen, der inzwischen als internationale Norm ISO/IEC 26300 gültig ist. Mit OOo kön- nen die Daten vieler anderer Programme sowie die verbreiteten Dateiformate von Microsoft Word (.doc), Micro- soft Excel (.xls) und Microsoft PowerPoint (.ppt) zumeist ohne Probleme importieren und exportieren werden. Es
lassen sich auch diverse „Legacy-Formate“ (veraltete Dateiformate) anderer Anbieter importieren. Darüber hi- naus lassen sich alle Formate ins Portable Document Format (PDF) exportieren.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X, Unix u. a.
http://de.openoffice.org/
Textverarbeitungsprogramme
Unter anderem können mit Ghostscript Dateien diverser Formate in andere Formate konvertiert werden, so auch in PDF-Dateien.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X u. v. a. m.
http://www.cs.wisc.edu/~ghost/
Mit LATEX wird die Benutzung des Textsatzsystems TEX (siehe dort) vereinfacht.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X u. v. a. m.
http://www.latex-project.org/
Mit dem PDFCreator können PDF-Dateien aus jeder beliebigen Anwendung heraus erstellt werden.
Betriebssystem: Microsoft Windows.
http://www.pdfforge.org/
TEX ist das klassische kommandoorientierte Satzprogramm.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X u. v. a. m.
http://www.dante.de/
Grafikprogramme
Mit AutoTrace können gerasterte Bilder in vektorbasierte Grafiken umgewandelt werden.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X u. a.
http://autotrace.sourceforge.net/
GIMP ist das Bildbearbeitungsprogramm schlechthin. Schwerpunkt der Software bilden die Möglichkeiten zur intensiven Bearbeitung einzelner Bilder, wofür diverse Funktionen für vielfältige Effekte zur Verfügung stehen.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X u. a.
http://www.gimp.org/
Inkscape dient dem Erstellen zweidimensionaler Vektorgrafiken.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X.
http://www.inkscape.org/?lang=de&css=css/base.css
Mit Potrace können Raster- in Vektorgrafiken konvertiert werden.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X u. v. a. m.
http://potrace.sourceforge.net/
QCAD ist ein CAD-Programm für zweidimensionale technische Zeichnungen (CAD = Abk. für Computer Aided Design; rechnerunterstütztes Konstruieren).
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X.
http://www.ribbonsoft.de/qcad.html
Datenbankverwaltungsprogramme
MySQL ist zu einem Standarddatenbankprogamm geworden (SQL = Structured Query Language).
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X u. a.
http://www.mysql.de/
Das objektrelationale PostgreSQL enthält alle im SQL-Standard geforderten Funktionen.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Unix.
http://www.postgresql.org/
Kommunikationsprogramme
Mozilla Firefox – ein Webbrowser.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X u. a.
http://www.mozilla-europe.org/de/firefox/
Mozilla Thunderbird – ein freies E-Mail- und Newsreader-Programm.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X u. v. a. m.
http://www.mozilla-europe.org/de/products/thunderbird/
Nvu Composer dient der Bearbeitung von HTML-Seiten und ist ein komplettes Programm zur Erstellung und Verwaltung von Webseiten.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X u. v. a. m.
http://www.nvu-composer.de/
WinSCP ermöglicht einen geschützten Daten- und Dateitransfer zwischen verschiedenen Rechnern.
Betriebssystem: Microsoft Windows.
http://winscp.net/eng/docs/lang:de
Multimedia-Programme
Audacity ist ein Programm zum Erstellen und Bearbeiten von Audiodateien.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X u. a.
http://audacity.sourceforge.net/?lang=de
CinePaint ist eine Grafikbearbeitungssoftware für Filme, mit der vollständige Bildserien in einem Vorgang pro- fessionell bearbeitet werden können. So wurde CinePaint u. a. bei den Harry-Potter-Filmen und der Trickfilmserie
„Looney Tunes“ eingesetzt.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X u. a.
http://www.cinepaint.org/
LilyPond – ein Notensatzprogramm.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X u. v. a. m.
http://lilypond.org/web/
Media Player Classic (kurz: MPC) hat alle Leistungsmerkmale eines modernen Medienspielers. Der MPC kann Video-CDs, Super-Video-CDs und DVDs ohne Installation zusätzlicher Software oder Codecs abspielen, hat eingebaute Codecs für MPEG-2-Videos mit Unterstützung für Untertitel. Insgesamt lassen sich fast alle bekann- ten Medienformate mit dem MPC abspielen, z. B. auch unvollständige oder bruchstückhafte AVI-Dateien.
Betriebssystem: Microsoft Windows.
http://sourceforge.net/project/showfiles.php?group_id=82303&package_id=84486
VirtualDub (kurz: VDub) ist eine Freie Software zum Bearbeiten und Erstellen von Videodateien unter Win- dows. Primär ist VDub auf die Verarbeitung von Videodateien ausgerichtet, die im AVI-Format vorliegen (AVI = Audio Video Interleave; ein von Microsoft definiertes Video-Format, das verschiedenartige Datenformate enthal- ten kann). Es können jedoch auch MPEG-1-Dateien gelesen werden sowie die Grafikformate BMP, TGA, PNG und JFIF. Mithilfe von Input-Plug-ins ist es auch möglich, Dateien im MPEG-2-, Flash-, Quicktime-, MP4-, AC3- und ASF/WMV-Format zu öffnen. Darüber hinaus gibt es außerdem ein DirectShow-Plug-in, womit alle in Windows abspielbaren Videos bearbeitet werden können. Und schließlich ist VDub in der Lage, den Datenstrom einer geeigneten Video-Quelle (etwa von einer Kamera oder einer TV-Karte) aufzunehmen und im AVI-Format abzuspeichern.
Betriebssystem: Microsoft Windows.
http://www.virtualdub.org/
Der VLC media player ist ein Medienspieler, und zwar sowohl für diverse Audio-, Videocodecs- und Datei- formate als auch für das Abspielen von DVDs und Video-CDs. Darüber hinaus werden vom VLC media player nahezu alle Streaming-Protokolle unterstützt.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X u. v. a. m.
http://www.videolan.org/vlc/
MindMap-Programme
FreeMind ist ein Programm zum Visualisieren und Strukturieren von Inhalten (d. h. von Begriffen, Ideen, Lern- inhalten, Sitzungsergebnissen usw.) in Form von MindMaps.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X.
http://freemind.sourceforge.net/wiki/index.php/Main_Page
Statistikprogramme
PSPP ist eine Software zur Analyse von statistischen Daten. Das Programm ist als freier und völlig kompatibler Ersatz für das proprietäre Programm SPSS konzipiert.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X, Unix u. v. a. m.
http://www.gnu.org/software/pspp/
R ist Vorreiter in der Auswertung empirisch gewonnener Daten und ihrer grafischen Darstellung. Es deckt alle wesentlichen Bereiche der angewandten Statistik ab.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X, Unix.
http://www.r-project.org/
Statistiklabor, ein interaktiver Werkzeugkasten zur statistischen Analyse und Visualisierung von Daten, basiert auf R und wird vom Center für Digitale Systeme (http://www.cedis.fu-berlin.de/) der Freien Universität Berlin entwickelt und gepflegt.
Betriebssystem: Microsoft Windows.
http://www.statistiklabor.de/
Autoren-Systeme/Lernplattform-Systeme
Moodle ist eine Lernplattform (ähnlich wie Blackboard) und bietet viele Möglichkeiten zur Unterstützung ko- operativer Lehr- und Lernmethoden. Der Name „Moodle“ war ursprünglich ein Akronym für Modular Object- Oriented Dynamic Learning Environment.
Betriebssysteme: jedes System, das PHP unterstützt.
http://docs.moodle.org/de/Hauptseite
Simulationsprogramme
Blender ist ein 3-D-Modellierungsprogramm mit Funktionen, um dreidimensionale Körper zu modellieren, sie zu texturieren, zu animieren und zu rendern.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X u. v. a. m.
http://www.blender.org/
Mit FlightGear wird das Ziel verfolgt, Flüge aus Pilotensicht realistisch zu simulieren.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X u. a.
http://www.flightgear.org/
Datenkompressionsprogramme
7-Zip ist ein Packprogramm, das von Igor Pavlov ins Leben gerufen wurde und immer noch weiterentwickelt wird. Es stellt die Referenzimplementation des von ihm entwickelten Lempel-Ziv-Markow-Algorithmus dar.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X u. a.
http://7-zip.de/
Computerspiele
Eternal Lands ist ein Online-Rollenspiel in einer an das Mittelalter angelehnten Fantasie-Welt.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X.
http://www.eternal-lands.com/
Freeciv – ein Strategiespiel ähnlich dem Spielklassiker „Civilization“.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X u. a.
http://de.freeciv.wikia.com/wiki/Freeciv
Stratagus ist eine Spiele-Engine zur Entwicklung von Echtzeit-Strategie-Spielen.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X.
http://stratagus.sourceforge.net/
Programmiersprachen
Scratch ist eine visuelle Programmiersprache die auf Squeak (siehe unten) basiert. Ihr Ziel ist es, Neueinsteiger – besonders Kinder und Jugendliche – mit den Konzepten der Computerprogrammierung vertraut zu machen und ihnen die Erstellung eigener Spiele, Videos und Multimediaanwendungen zu ermöglichen.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Mac OS X.
http://scratch.mit.edu/
Squeak ist eine objektorientierte Programmiersprache, die wiederum auf SMALLTALK basiert. Squeak ermög- licht Computer-Simulationen, die Kinder selbst entwickeln und durchführen können.
Betriebssysteme: Microsoft Windows, Linux, Mac OS X u. a.
http://www.squeak.de/
Literatur
Thema „Freie und Open-Source-Software“. In: LOG IN, 27. Jg. (2007), Heft 144.
[Alle Internetquellen wurden zuletzt geprüft am: 2010-03-05]