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Archiv "LIEBER STERN: ... und es ist doch eine „Hexenjagd“" (11.03.1976)

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Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen

BRIEFE AN DIE REDAKTION

LIEBER STERN

Henri Nannens Brief an den „Lieben- Stern-Leser" in Nr. 9 dieser Illustrierten (Nannen wehrte sich darin gegen Vor- würfe, auch sein Blatt habe sich — und zwar besonders massiv — an der He- xenjagd auf Ärzte beteiligt) löste wie- derum einige Briefe an Nannen aus.

... und es ist doch eine „Hexenjagd"

Sehen Sie, sehr geehrter Herr Nan- nen! Das ist eben der Unterschied

— Sie verwenden, wie so oft, Tat- sachen (sofern es überhaupt wel- che sind)! Nur: Diese Tatsachen werden in diffamierender Weise von Ihnen ausgelegt und verdreht.

Ist das nicht doch Hexenjagd? Ih- ren behandelnden Arzt schließen Sie natürlich aus. So machen es unsere Patienten auch — sie schließen die Ärzte Ihres Vertrau- ens in jedem Falle aus — jeden Tag zigmal. Diesen Multiplikator in unseren täglichen Sprechstun- den können Sie mit der ja laufend abnehmenden Auflage Ihres Maga- zins nie erreichen.

Was bleibt übrig? Die übliche ne- gative Repräsentanz eines jeden Berufes. Wenn wir mit den Jour- nalisten so verfahren würden und von dem Geschreibsel und dem Verhalten einzelner, den gesamten Berufsstand beurteilen würden — wir könnten wirklich keine Zeitung mehr lesen und kein politisches Magazin mehr hören. Bezogen auf die Politiker: Wer wollte da noch zur Wahl gehen?

Wenn Sie diese Ärzte meinen, soll- ten Sie es deutlicher sagen; und nicht die Ärzte insgesamt diffa- mieren.

Sie verlangen Tatsachen in der Entgegnung; das ist zwecklos — ich habe meine Erfahrungen mit der Übersendung solcher Tatsa- chen enthaltenden Entgegnungen gemacht: Siehe die beiden ersten Sätze dieses Schreibens.

Aber lassen Sie sich einmal ganz deutlich diese Sätze sagen. Über- höhte Forderungen hören dort auf,

wo die Arbeit der Prüfungsaus- schüsse beginnt, und die sind pari- tätisch besetzt. Die große Zahl der Ärzte, die dieser Kontrolle unterlie- gen, entfällt. Wir haben keine 40- Stunden-Woche, sondern eine 68- bis 72-Stunden-Woche.

Nein, es ist wirklich bedauerlich.

Da Sie sich persönlich geäußert haben, müssen Sie sich dieses auch persönlich sagen lassen. Ich hätte Ihnen wirklich mehr Intelli- genz und Fingerspitzengefühl zu- getraut. Aber was kann man schon von einem Mann verlangen, der sich immer bestens den Wandlun- gen der jüngeren deutschen Ge- schichte angepaßt hat. Ein Mann, der in rücksichtsloser Weise es im- mer verstanden hat, mit Themen die gerade „up to date" waren, sei- ne Zigtausende von DM zu verdie- nen, wie z. B. jetzt mit dieser An- tiärztekampagne. Was ist das dann? ...

Dr. med. Horst Waldmann 5910 Kreuztal

Verallgemeinerungen sind immer falsch und gefährlich — sie dienen auch nicht der „sachlichen Infor- mation der Leser mit Fakten" — sie wirken eher wie eine Brunnen- vergiftung! So wird in dem Artikel von Barthel und Wegener (Stern, Heft 7, Seite 106, 1976) der Ein- druck erweckt, als seien alle Ärzte

„Beutelschneider", sprich Lumpen.

Im folgenden Heft, Nr. 9, schütten Sie selbst weiteres Gift in den Brunnen.

Wollen Sie bezweifeln, daß das Gros der Ärzte in verantwortlicher und sauberer Weise alle Patienten versorgt und nicht — wie auf dem Titelbild des Stern — um gebün- delte Tausendmarkscheine aus dem Patientenbauch zu holen, sondern eben — wie in Ihrem Fall — den perforierten Wurmfortsatz?!

Schwarze Schafe gibt es überall, bei Richtern, Politikern, Handwer- kern, Kaufleuten. Und auch bei den Journalisten! Deshalb sind aber doch nicht alle Journalisten Lum- pen!

Wir Ärzte behaupten auch — ent- gegen Ihrer Feststellung nicht, daß wir grundsätzlich keine Kunst- fehler begehen. Vielmehr wurde bei der Ärztekammer extra eine Stelle gegründet, die Kunstfehler regeln soll. Wir dienen — entgegen Ihrer weiteren Behauptung — als Ärzte auch nicht ausschließlich, sondern vorwiegend der leidenden Menschheit, aber leben müssen auch wir, und ohne Geld kann nie- mand leben. Oder schreiben Sie als Chefredakteur im Stern aus- schließlich, um die Leser zu unter- halten? Auch Sie wollen doch da- mit Geld verdienen — und das nicht zu knapp! Auch Ihr Anzug hat Taschen — und nicht nur für den Bleistift! „Unser Gesundheitswesen ist krank" — so schreiben Sie —

„die Beitragssätze der Kranken- kassen steigen unaufhaltsam."

Wollen Sie uns Ärzten die Schuld daran zuschieben?

Es ist eine feststehende Tatsache, daß vom jährlichen Gesamtausga- benvolumen der Kassen der Anteil für ambulante kassenärztliche Be- handlung seit vielen Jahren ziem- lich konstant bei etwa 19 Prozent liegt. Die sogenannte Kostenex- plosion im Gesundheitswesen hat ihre wesentliche Ursache in einer künstlichen Züchtung einer ausge- prägten Anspruchseuphorie mit ent- sprechender Zunahme des Kon- sums. Wie bei den zerrütteten Staatsfinanzen versprachen und versprechen einige Politiker den Wählern das Schlaraffenland, ohne daran zu denken, daß dieses auch bezahlt werden muß!

Dieses jedoch einzugestehen, hie- ße im Wahljahr, eventuell Millionen Wähler durch die Wahrheit zu ver- lieren — da ist es einfacher, auf die relativ wenigen Ärzte einzuhau- en und ihnen die Schuld zuzu- schieben — und Sie, Herr Nannen, helfen kräftig mit!

Wahrlich keine Stern-Stunde der Menschheit!

Dr. med. H. W. Schmidt Friedrich-Ebert-Straße 45 4000 Düsseldorf

744 Heft 11 vom 11.März 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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