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Archiv "Zurück auf die Insel: Eine Schülerin stellt „ihr“ Internat vor" (28.01.1988)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

BILDUNG+ERZIEHUNG

E

s ist Mittwoch, viertel nach drei. Der Wetter- bericht hat zwar Regen angesagt, aber noch scheint die Sonne. Wir sind damit be- schäftigt, Sand in die Löcher rund um den Aeroman zu fahren, dann Mist und Gras- soden daraufzupacken. Von weitem sehen wir drei Gestal- ten, die durch den Torbogen auf uns zukommen. Na, das kennt man ja: Touristen — neugierig, interessiert, oft amüsiert, manchmal auch an- strengend — so sind sie. Alles mögliche wollen sie wissen.

So auch diese. Ein Herr um die Vierzig spricht mich an.

Altbürger sei er, ehemaliger Schüler dieser Schule.

Schüler und Lehrer mit Mistkarren

Nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder auf Spie- keroog wolle er doch gerne mal sehen, wie alles denn so liefe. Seine Begleiter haben nichts mit der Schule zu tun;

er hat ihnen nur in der Pen- sion im Dorf so viel von da- mals erzählt, daß sie sich die- se eigenartige Einrichtung auch mal angucken möchten.

Die erste Frage ist natür- lich: Was machen Schüler und Lehrer eines Gymnasi- ums mit Gummistiefeln und Mistkarren hier draußen?

Praktische Arbeit, so unsere Antwort. Das wird natürlich nicht sofort verstanden. Kein Wunder, das gibt es wohl auch nur an sehr wenigen Schulen. Praktische Arbeit ist gemeinsame Arbeit aller Lehrer und Schüler; zur In- standhaltung der Schulgebäu- de, zur Pflege der Außenan- lagen oder auch, um irgend- etwas Neues zustande zu bringen. Alle werden einge- teilt, jeder kann mal was an- deres machen, aber mitma- chen muß jeder.

Dann gibt es noch die so- genannten Gilden, Arbeits- gemeinschaften einiger Schü- ler unter Mitarbeit eines Lehrers. Dabei soll die wirt- schaftliche Situation der Schule verbessert und sie so etwas unabhängiger gemacht

werden. Zu den wichtigsten Gilden gehören Tierhaltung, Garten- und Bootsbau. Der Stolz der Tierhaltung sind die beiden Rinder, zwei Schwei- ne und sieben Schafe.

Natürlich sind die Tiere nicht nur zu unserem Ver- gnügen da, sondern sie die- nen auch zur Bereicherung des Speisezettels im Internat.

Garten- und Bootsbau Der Gartenbau produziert verschiedene Gemüsesorten und Kräuter, die ebenfalls in der Küche verarbeitet wer- den.

Für die Instandhaltung der schuleigenen Segelboote schließlich sorgt der Boots- bau. Jetzt, im Spätsommer, liegen die Boote noch im Spiekerooger Inselhafen und werden eifrig von den Schü- lern benutzt. Im Winter, wenn die Boote im Schuppen liegen, müssen sie gereinigt und repariert werden; sie brauchen alle einen neuen Anstrich.

Andere Gilden befassen sich mit dem Museum, das immer viele Touristen an- zieht, mit dem Aquarium, der Bibliothek und den Dei-

Schulalltag auf Spiekeroog: Mit Hacke und Mistkarren

In der Freizeit mischen sich die Altersgruppen ganz unge- zwungen (Gaesdonck) chen, die die Schule schüt- zen.

Alle Schüler des Interna- tes sind zur Zeit in zehn „Fa- milien" aufgeteilt; jede „Fa- milie" besteht aus einem Lehrer oder einer Lehrerin und drei bis sechs Schülern.

Die Familien wohnen jeweils in einem Teil des Schulge- bäudes. Na ja, nachdem man den Touristen so einiges über die Schule erzählt hat, kommt natürlich immer die Frage nach den persönlichen Beweggründen, gerade diese Schule zu besuchen.

Einfluß nehmen auf „meine" Schule Für mich ist es einfach das Wichtigste, daß man hier

„auf Lietz" noch irgendwie das Gefühl hat, Einfluß neh- men zu können auf die Schu- le und ihren gesamten Ab- lauf. Ich bin vor jetzt gut zwei Jahren hierhergekommen Meine Schule, das Alte Gym- nasium in Bremen, sollte aus Kostengründen in ein ande- res Gebäude verlegt werden.

Meine Eltern und ich suchten also nach einem Ausweg. Da wir Spiekeroog bereits seit vielen Jahren als idyllische Ferieninsel kannten, lag die Hermann Lietz-Schule nahe.

Inzwischen habe ich an- derthalb Jahre auf einem In- ternat in Südwestafrika/Na- mibia verbracht, um einmal fremde Menschen und ihre Lebensverhältnisse näher kennenzulernen. Diese Zeit war für mich sehr wichtig, da ich so die Möglichkeit hatte, ganz anders zu leben, als ich es bisher gewohnt war, und mich vor allem in Selbstän- digkeit üben konnte. Trotz- dem war ich mir eigentlich darüber im klaren, daß ich nach Ablauf meiner Aus- landszeit hierher zurück- wollte.

Hier kann ich viel von dem machen, was mir Spaß macht, und sogar der Unter- richt gefällt mir. Schließlich werden wir in kleinen Grup- pen von manchmal nur vier oder fünf Schülern unterrich- tet.

Na, mal sehen, ob sie jetzt noch was wissen wollen! Tat- sächlich: Was wir denn im Winter so machen, ob wir uns da nicht sehr langweilen?

Nun, natürlich gibt es im Winter auch genügend zu tun. Die Tiere wollen ver- sorgt sein, die Boote müssen repariert werden, im Mu- seum werden Ausstellungen für das nächste Jahr geplant, und die Theatergilde probt neue Stücke.

Nicht zuletzt verlangt die Schule ja auch noch täglich ihre Zeit für Hausaufgaben und Unterrichtsvorbereitung.

Saskia Plate (Klasse 13)

Die vor 60 Jahren gegrün- dete Hermann Lietz-Schule auf der Nordseeinsel Spie- keroog ist ein Beispiel dafür, wie man sich auf bewährte Traditionen stützen und doch Neues entwickeln kann. Dazu will man den Gegensatz zwi- schen dem nach Jahrgangsstu- fen und Fächern getrennten

Unterricht am Vormittag und der praktischen und kreativen Arbeit am Nachmittag und Abend zugunsten eines pro- jektorientierten Gesamtzu- sammenhanges überwinden

(Hermann Lietz-Schule, 2941 Spiekeroog, Tel. 0 49 76/

413/4).

Zurück auf die Insel

Eine Schülerin stellt „ihr" Internat vor

A-180 (72) Dt. Ärztebl. 85, Heft 4, 28. Januar 1988

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