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A2328 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 34–35⏐⏐29. August 2005
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ulen, Fledermäuse, eine schwarze Katze und ein Luchs – die Tiere der Nacht umringen einen Mann, der sein Haupt auf seine Un- terarme gebettet hat. Keine andere der zahlreichen Gra- fiken Goyas hat eine solche Popularität erreicht wie die- ses Blatt. Entsprechend viel- fältig sind die Versuche seiner Interpretation.Nun könnte man anneh- men, der Künstler habe für Klarheit gesorgt, indem er den Titel in das Bild selbst mit hineingenommen hat: „El sueño de la razón produce monstruos“. Wer nun „sueño de la razón“ mit „Schlaf der Vernunft“ übersetzt, kann zu der Auffassung gelangen, dass der schlafende Künstler aller rationalen Kontrolle verlustig gegangen sei und infolgedes- sen von den Monstern seiner Fantasien heimgesucht wird.
In zeitgemäßer neurophysiolo- gischer Formulierung könnte man sagen, dass die Herab- stufung der rationalen, diffe- renzierenden und planenden Leistungen der Großhirnrin- de die affektgesättigten Inhalte des limbischen Systems voll zur Geltung kommen lasse.
Aber trifft diese Deutung
wirklich zu? Zweifel sind an- gebracht. Dem spanischen
„sueño“ kommt nämlich auch die Bedeutung „Traum“ zu.
Als „Wachtraum“ gehört er zu den mehr oder weniger be- wusst eingesetzten Techniken kreativen Arbeitens. Indem die rationale Kontrolle durch eine „Regression im Dienste des Ich“, wie Ernst Kris es nannte, geschwächt wird, fin- det der Künstler Zugang zu den zunächst verborgenen, oft unbewussten Themen und gewinnt so auch die Möglich- keit zu ungewöhnlichen, über- raschenden neuen Verknüp- fungen. So gesehen enthielte die Radierung also keine War- nung vor einer Schwächung der Vernunft, sondern eine Anregung, mit deren Hilfe kreative Menschen wachträu- mend hinter kulturelle, gesell- schaftliche wie auch indivi- duelle Fassaden zu blicken imstande sind. Beide Sicht- weisen können sich ergän- zen: Was durch den „Schlaf der Vernunft“ an Monstern entsteht – und nur zu gern versteckt und verdrängt wird –, lässt sich wachträumend wiedergewinnen und einer rationalen Kontrolle zufüh-
ren. Hartmut Kraft
Kunst und Psyche
Schlaf oder Traum?
Biografie Francisco Goya Geboren 1746 in Fuendetod/Provinz Saragossa, Spanien. Spanischer (Hof-)Maler, Radierer und Lithograph, dessen epochales Gesamtwerk besonders durch seine grafischen Zyklen (Caprichos 1799, Los Desastres de la Guerra 1814, Tauromaquia 1816) weltweit rezipiert wurde. Gestorben 1828 in Bordeaux/Frankreich.
Literatur
Gaertner A: „Der Traum der Vernunft gebiert Ungeheuer“ – Vom Traumbild zur Bildidee bei Goya. In: Schneider G (Hrsg.): Psychoanalyse und bildende Kunst. Edition diskord, Tübingen 1999.
Hofmann W, Helman E, Warnke M: Goya
„Alle werden fallen“. Europäische Verlags-Anstalt, Frankfurt/Main 1981.
Hughes R: Goya. Der Künstler und seine Zeit. Blessing, München 2004.
Foto:Eberhard Hahne
Francisco Goya „Der Schlaf/Traum der Vernunft gebiert Ungeheuer“. Blatt 43 aus der 80 Grafiken umfassenden Folge der „Caprichos“. Radierung und Aquatinta, Platten- größe 18,3 cm × 12,1 cm, hier: 5. Ausgabe von 1881/1885, Harris 78 III.5 (von III.12), 1799
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September kann den Golf-
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Golf vom Feinsten
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Foto:Linde-German-Masters