M E D I Z I N
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A1298 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 186. Mai 2005
Eine Fettabsaugung (Liposuction) ver- bessert weder die Insulinresistenz noch das kardiovaskuläre Risiko.
In einer kleinen Studie wurde bei 15 übergewichtigen Frauen mit norma- ler Glucosetoleranz (Bodymass-Index [BMI] 35,1) und sieben Frauen mit pa- thologischer Glucosebelastung oder Diabetes mellitus Typ 2 (BMI 39,9) durchschnittlich 7,05 kg Fett abgesaugt.
Bezüglich der kardiovaskulären Risiko- faktoren Blutdruck, Lipidspiegel, Plas- maglucose und Plasmainsulin ergab sich keine signifikante Besserung durch die Fettabsaugung im Vergleich zum
Ausgangswert. Auch die Werte der In- sulinresistenz änderten sich nicht.
Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass Diät und körperliche Ak- tivität zur Verbesserung des kardio- vaskulären Risikoprofils sinnvollere Maßnahmen sind als eine Fettabsau-
gung. w
Klein S, Fontana L, Young VL, et al.: Absence of an effect of liposuction on insulin action and risk factors for coro- nary heart disease. N Engl J Med 2004; 350: 2549–2557.
Dr. S. Klein, Washington University School of Medicine.
660 South Euclid Avenue, Campus Box 8031, Saint Louis MO 63110, USA
Fettabsaugung senkt nicht kardiovaskuläre Risiken
Referiert
Aus der VIGOR-Studie wurde im Jahr 2000 geschlossen, dass Naproxen im Ver- gleich zu Rofecoxib möglicherweise kar- dioprotektiv wirkt. Die vorliegende Stu- die (1), die 2 302 029 Personenjahre um- fasst, deutet darauf hin, dass Rofecoxib im Vergleich zur Gabe von Celecoxib mit einem erhöhten Herzinfarktrisiko ein- hergeht und dass Naproxen nicht vor schwerer koronarer Herzkrankheit (aku- ter Myokardinfarkt und plötzlicher Herztod) schützt. Dabei war das Koro- narrisiko für Dosen von 25 mg oder we- niger um den Faktor 1,47 und für Dosen über 25 mg um den Faktor 3,58 im Ver- gleich zu Celecoxib erhöht.
In einer Studie wird ebenfalls für die COX2-Hemmer Celecoxib, Parecoxib und Valdecoxib ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen be- schrieben (2–4). Damit wird auch der Warnhinweis der Arzneimittelkommissi- on der Deutschen Ärzteschaft bestätigt, dass es sich um einen Gruppeneffekt handelt, der insbesondere bei einer län- ger anhaltenden Therapie wirksam wird, und dass entsprechende Warnhinweise in der Gebrauchsinformation bei Patienten mit erhöhtem kardiovaskulären Risiko ernst genommen werden müssen.
Für Celecoxib ergab sich bei einer Do- sierung von 200 mg ein um den Faktor 2,3 erhöhtes Risiko, an einem kardiovas- kulären Ereignis zu sterben; bei einer Dosierung von 400 mg war das Risiko um
den Faktor 3,4 erhöht. Ähnliche Daten konnten für die postoperative Gabe ei- ner zehntägigen Behandlung mit Pareco- xib (drei Tage i. v., sieben Tage Valdeco- xib 40 mg p. o.) mit einem Risiko von 3,7 für Herzinfarkt, Herzstillstand, Schlagan- fall und Lungenembolie ermittelt wer-
den. w
Literatur
1. D J Graham, D Campen, R Hui et al.: Risk of acute myo- cardial infarction and sudden cardiac death in patients treated with cyclo-oxygenase 2 selective and non-selec- tive non-steroidal anti-inflammatory drugs. Lancet 2005;
365: 475–481. – Dr. D. J. Graham, Office of Drug Safety, Center for Drug Evaluation and Research, Food and Drug Administration, Rockville, MD, USA, E-Mail: grahamd@
cder.fda.gov
2. Bresalier R S, R S Sandler, H Quan et al.: Cardiovascular events associated with Rofecoxib in a colorectal adenoma chemoprevention trial. N Engl J Med 2005;
352: 1092– 1102. – Dr. R. S. Bresalier, Department of Ga- strointestinal Medicine and Nutrition, University of Texas, Andersen Cancer Center, 1515 Hoolcombe Boulevard, Houston, TX 77030.4009, USA, E-Mail: rbresali@mdan- dersen.org
3. S D Solomon, J J V McMurray, M A Pfeffer et al.: Cardio- vascular risk associated with Celecoxib in a clinical trial for colorectal adenoma pervention. N Engl J Med 2005;
352: 1071–1080. – Dr. S. D. Solomon, Cadiovascular Divi- sion, Brigham and Women's Hospital, 75 Francis St., Bo- ston, MA 02115, USA, E-Mail: ssolomon@rics.bwh.har- vard.edu
4. N A Nussmeier,A A Whelton, M T Brown et al.: Complica- tions of the COX-2 inhibitors Parecoxib and Valdecoxib after cardiac surgery. N Engl J Med 2005; 352:
1081–1091. – Dr. N.A. Nussmeier,Texas Heart Institute at St. Luke's Episcopal Hospital, PO Box 20345, MC 1-226, Houston, TX 77225-0345, USA, E-Mail: nnussmeier@
heart.thi.tmc.edu
COX2-Hemmer und Herzinfarkt
Die Ursache chronisch entzündli- cher Darmerkrankung (CED) ist nach wie vor unklar. Manchmal geht jedoch ein Aufflackern der Grund- krankheit auf eine Superinfektion mit enteropathogenen Keimen zu- rück, wie die Untersuchungen aus Großbritannien ergeben haben.
Die Autoren unter der Leitung von Prof. S. Rampton, Royal Lon- don Hospital, berichten über 213 Patienten mit chronisch entzünd- licher Darmerkrankung, die zwi- schen 1997 und 2001 zur statio- nären Aufnahme kamen mit 237 Rezidiven der Grundkrankheit.
Bei 25 (10,5 Prozent) Rezidiven lag eine Infektionskrankheit zu- grunde, bei sieben Patienten ging die Erstdiagnose einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung mit einer Superinfektion einher.
Clostridium-difficile-Toxin wurde bei 13 Patienten (5,5 Prozent) ge- funden, bei weiteren 12 Patienten (5 Prozent der Rezidive) spielten Campylobacter-Spezies (5), Ent- amoeba histolytica (3), Salmonel- la-Spezies (1), Plesiomonas shigel- loides (1), Strongyloides stercora- lis (1) und Blastocystis hominis (1) eine Rolle. Alle Rezidive ließen sich mit Antibiotika beziehungs- weise Antibiotika in Kombination mit Corticosteroiden behandeln.
Die Autoren empfehlen, bei allen Patienten mit einem Rezidiv einer chronisch entzündlichen Darmer- krankung mikrobiologische Stuhl- untersuchungen vorzunehmen. w Mylonaki M, Langmead L, Pantes A et al.: Enteric infection in relapse of inflammatory bowel dis- ease: importance of microbiological examination of stool. Eur J Gastroenterol Hepatol 2004; 16:
775–778.
Prof. D. S. Rampton, Endoscopy Unit, Royal Lon- don Hospital, London E1 1BB, Großbritannien, E-Mail: d.rampton@qmul.ac.uk