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Archiv "Johannes Rau und die Ärzteschaft: Gespür für Menschen" (03.02.2006)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 5⏐⏐3. Februar 2006 AA213

S E I T E E I N S

Johannes Rau und die Ärzteschaft

Gespür für Menschen D

er Beruf des Arztes ist kein Beruf

wie jeder andere. In unserer säkularen Gesellschaft . . . müssen Ärzte oft auch Aufgaben eines Seel- sorgers übernehmen.“ Das sagte Bundespräsident Johannes Rau we- nige Tage vor der Wahl seines Nach- folgers, am 18. Mai 2004, zur Eröff- nung des 107. Deutschen Ärztetags in Bremen. Der Tod Raus ist Anlass, sich an manche seiner Mahnungen zu erinnern, die über den Tag hinaus gültig bleiben. In seiner viel beachte- ten Bremer Rede stellte er die Rolle des Arztes als „Lebensberater“ her- aus. Seine Worte wurden als Kontra- punkt zur tagespolitisch bestimmten Rede der Bundesgesundheitsmini- sterin Ulla Schmidt verstanden.Auch von Bundeskanzler Gerhard Schrö- der setzte sich der Bundespräsident Rau bisweilen ab, beispielsweise mit seiner nachdrücklichen Forderung,

die medizinische Forschung benöti- ge ein ethisches Fundament. Em- bryonen seien keine Experimentier- masse für die Stammzellforschung.

Die Stimme Raus wird fehlen.

Werden seine Einsichten, dass Me- dizin nicht nur Wissenschaft, son- dern auch „Heil-Kunst“ ist, dass viele Patienten bei ihrem Arzt nicht nur medizinische Hilfe, sondern auch Zuwendung suchen, künftig ausreichend Beachtung finden? Es geht nicht um ein altmodisch-ver- klärtes Arztbild, vielmehr um kon- krete Anforderungen: Rau wusste, dass Ärzte neben fachlichem Kön- nen etwas benötigen, über das er selbst in ungewöhnlichem Maß ver- fügte: Gespür für Menschen. Ärzte müssen aber auch die Bedingungen vorfinden, um mehr sein zu können als Medizintechniker. Rau hat stets davor gewarnt, das ganze Leben in

Begriffe der Betriebswirtschaft zu pressen. „Gesundheit ist ein hohes Gut, aber sie ist keine Ware. Ärzte sind keine Anbieter, und Patienten sind keine Kunden, zumindest nicht in erster Linie.“ Dabei ließ Rau den ökonomischen Druck nicht außer Acht. Dass Krankhei- ten nicht planbar seien, bedeute nicht, dass den Arzt keine Verant- wortung treffe, wenn die verfügba- ren Mittel erschöpft seien.Vielmehr sei das Geld so einzusetzen, dass es den größten Nutzen für die Ge- sundheit der Menschen bringe. Ein guter Maßstab, an dem sich Re- formgesetze messen lassen müssen.

Dabei würde Rau den ökonomi- schen Begriff „Nutzen“ weit fassen:

„Ich wünsche mir, dass ein humaner Umgang mit Krankheit das unver- wechselbare Merkmal unseres Ge- sundheitswesens bleibt.“Heinz Stüwe

E

s kommt Bewegung in die Tarif- auseinandersetzungen. Abgesagt sind die für Februar geplanten Ärztestreiks an den kommunalen Kliniken. Stattdessen dreht sich das Verhandlungskarussell des Mar- burger Bundes auf Hochtouren.

„Jetzt herrscht Friedenspflicht“, gab Dr. med. Frank Ulrich Montgo- mery, 1.Vorsitzender des Marburger Bundes (mb), am 26. Januar be- kannt. Hintergrund ist die Entschei- dung der Vereinigung kommuna- ler Arbeitgeberverbände, nun doch mit dem mb in Tarifverhandlun- gen für die Ärztinnen und Ärzte der 700 kommunalen Krankenhäuser einzutreten.

Auch die mb-Gespräche mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder über die Arbeitsbedingungen an den

Universitätskliniken, die derzeit im Wochenrhythmus stattfinden, schei- nen konstruktiv zu verlaufen. „Aus Eckpunkten werden jetzt Paragra- phen“, berichtete Montgomery. Bis- lang noch ausgeklammert würden allerdings die Entgelttabellen; eine Einigung darüber sei erst am Ende der Verhandlungen zu erwarten.

Die Forderungen des mb in bei- den Verhandlungsrunden sind ein- deutig: „Wir wollen eine genaue Er- fassung der Arbeitszeit, die Aner- kennung der Bereitschaftszeit als Arbeitszeit, eine Vergütung sämtli- cher Arbeit sowie einen erhöhten Grundlohn“, sagte Montgomery. Als Maximalforderung werden nach wie vor 30 Prozent mehr Gehalt ge- nannt. Die Deutsche Krankenhaus- gesellschaft weist diese Forderung

des mb als „maßlos und völlig über- zogen“ zurück. Man könne nicht ei- ne nachhaltige Verkürzung der Wo- chenarbeitszeit und gleichzeitig eine massive Lohnerhöhung verlangen.

Naturgemäß wird das Verhältnis zwischen den Arbeitgebern und der Ärztegewerkschaft nie frei von Spannungen sein. Die Verhand- lungsbereitschaft der kommunalen Träger ist jedoch ein positives Si- gnal. Denkbar wäre auch ein weite- res Entgegenkommen des mb. „Eine 38,5-Stunden-Woche ist kein Dog- ma“, kündigte Montgomery bereits an. Er könne sich auch die flexible Vereinbarung einer höheren Grund- arbeitszeit vorstellen. Bis Ende Mai werde man – da ist der mb-Vorsitzen- de optimistisch – einen Kompromiss erzielen. Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann

Tarifverhandlungen der Klinikärzte

Positive Signale

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