Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen FEUILLETON
waren so freundlich und so geduldig mit mir (und ich weiß, daß ich manchmal ziemlich schwierig war — die Schmerzen setzen einem schon ganz schön zu!). Ich freue mich, daß ich mich doch noch ein wenig bei Ihnen bedanken kann. Ich habe mei- nen Anwalt gebeten, morgen herzu- kommen, um mit mir ein neues Te-
Arzt — und Poet dazu
stament zu Ihren Gunsten aufzuset- zen. Sagen Sie nicht nein ... "
Anschrift des Verfassers:
C. A. S. Wink MD Chefredakteur
World Medical Journal 100 Wigmore Street London W1 H 9 DR
Irgendwann
Irgendwann,
es weiß nur Gott allein,
wirst du nicht mehr bei mir sein.
Irgendwo,
es mag Gott weiß wo sein,
steht dein Name auf des Grabes Stein.
Irgendwie,
das geht uns zwei nur an:
fängt der Weg für uns von neuem an Irgendwann...
Siegfried Johannes Lahnstein
Siegfried Johannes Lahnstein*) wur- de am 16. November 1916 in Frank- furt am Main geboren. Er besuchte dort das humanistische Gymnasium, studierte in Frankfurt und in Mün- chen, war nach dem Staatsexamen (1941) „Hilfskassenarzt" in verschie- denen größeren Landpraxen, zuletzt Militärarzt, dann amerikanischer Kriegsgefangener. Er lernte die Schriften Rudolf Steiners kennen und baute seine Kenntnisse als ho- möopathischer Arzt aus. Er ist „an- throposophischer" Arzt.
In seinen Gedichten (das erste veröf- fentlichte er mit zwölf Jahren), möchte er „nichts Alltägliches oder Herabziehendes darstellen", son- dern „vom Adel des Menschengei- stes künden". Lahnstein legt zwei Gedichtbände vor. Der Band „Unter- wegs", 1966 vom Are-Verlag heraus- gegeben, ist vergriffen. „Das Pen- del", wurde erst kürzlich im Bläsch- ke-Verlag veröffentlicht.
Die Gedichte im 1966 erschienenen Band „Unterwegs" teilt er ein in
„Spuren des Geistes" (darunter „die ersten sieben Gesänge an Gott");
„Welt und Seele"; „Heimat und Krieg (Requiem I ... wir Väter .. , II . wir Mütter .. , III . wir Kin- der ... )". In dem kürzlich erschie- nenen Band „Das Pendel" gibt er diese Kapiteleinteilung auf. Seine
*) Dr. med. Siegfried Johannes Lahnstein wohnt in 6393 Wehrheim, Bahnhof- straße 31
Gedichtüberschriften weisen auf seine geistige Heimat: „Zwischen Zeit und Ewigkeit", „Gipfel-Erleb- nis", „Gralserleben", und außerdem
„Die acht Gesänge an Gott". Aber auch zahlreiche Landschaften, Städte und Bauwerke werden darge- stellt.
Hier nun einige Beispiele, die seine Fähigkeit zeigen, die eindrucksvolle geistige Sicht mit dichterischer Sprache darzustellen.
Das Wort
(Logosstufen) Tag und Nacht Sind Deines Atems Himmlisch irdischer Akkord,
Sonnenbahn
Und Sternenrhythmen Sprechen Deines Geistes Wort.
Was die Wolken Uns verkünden Und an Stimmen Tönt im Wind, Steigt melodisch Aus der Quellen Schaumverhülltem Labyrinth.
Echohaft
Fängt sich der Dinge Widerhall im Herzensgrund, Geisthell
Schließen sich die Ringe:
Ant-Wort
Gibt nur Menschenmund.
Die acht Gesänge an Gott
Nach langer Zeit schau ich Dein Ant- litz wieder, Der Sehnsucht Traum versank im Dunst der Welt, Und was Du sätest, wächst am Weg entstellt, Verklungen sind der frohen Jugend Lieder.
Du blickst nicht mehr wie einst vom Himmelszelt:
Stolz nahm der Mensch des Ikarus Gefieder Und steigt in Raum-Raketen auf und
nieder, Der Engel Reich scheint wie zum Trotz erhellt.
Du sagst kein Wort; läßt Du die Din- ge treiben, Bist Du nicht mehr der starke ewige Gott, Wird man Dein Reich der Erde ein- verleiben, Bleibt Dir von Deinem Schöpfungs- Traum nur Spott?
Verzeihe, Herr, mein ungestümes Schreiben:
Die an Dich glauben, sind in großer Not.
Es ist nicht möglich, Beispiele aus jedem Themen- und Formenkreis der Gedichte zu bringen. Aber man spürt in jeder einzelnen Zeile bei Lahnstein den religiösen Ernst, das beständige Fragen nach Sinn und Ziel unseres Seins. Edith Engelke
1728 Heft 25 vom 21. Juni 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT