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Arbeitsmarkt für Physikerinnen und Physiker

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B I L D U N G / B E R U F

© 2014 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim 1617-9439/14/1212-41 Physik Journal 13 (2014) Nr. 12 41

Arbeitsmarkt für Physikerinnen und Physiker

Statistiken und Analysen für das Jahr 2014 Michael Kaschke und Anja Metzelthin

Am Arbeitsmarkt setzt sich der Trend fort, dass mehr Physike- rinnen und Physiker, insbesondere jüngere, arbeitslos gemeldet sind.

Die Industrie bietet wieder mehr offene Stellen in Forschung und Entwicklung, vergleichbar mit den Jahren 2012 und 2011. Dagegen gibt es insgesamt sowie speziell an Hochschulen weniger offene Stel- len. Die Zahlen werden ein wenig dadurch relativiert, dass auch die Zahl der Beschäftigten angestie- gen ist. Physikerinnen und Physi- ker sind also auf dem Arbeitsmarkt weiterhin begehrte Fachkräfte.

S

eit dem Vorjahr ist die Zahl der Arbeitslosen im Zielberuf Phy­

siker um 19 Prozent gestiegen. Von den Arbeitslosen sind 80 Prozent männlich und 20 Prozent weiblich.

Betrachtet wird der Zeitraum von Oktober 2013 bis September 2014 bzw. für einige Analysen das Ge­

samtjahresmittel. Nachdem die Zahl der bei der Bundesagentur für Ar­

beit (BA) gemeldeten Arbeitslosen in den Jahren 2007 und 2008, also vor der Wirtschaftskrise, sehr nied­

rig war, liegt sie aktuell ungefähr auf dem Niveau des Jahres 2006 (Abb. 1).

Bei der Analyse der angegebenen Zahlen ist zu beachten, dass die tat­

sächliche Zahl der arbeitslosen Phy­

sikerinnen und Physiker noch höher anzusetzen ist, da die BA nur die­

jenigen Personen in ihrer Statistik führt, die auch in klassische Physik­

berufe vermittelt werden möchten.

Physikerinnen und Physiker, die beispielsweise in der IT, der Finanz­

branche oder als Lehrer arbeiten, er­

fasst die Statistik nicht. Nur etwa ein Viertel aller Physiker arbeiten auch im Zielberuf Physiker [1].

Hinsichtlich der Altersverteilung setzt sich der Trend fort, dass der Anteil der jüngeren Arbeitslosen steigt (Abb. 2). Dieser Effekt sollte in

den nächsten Jahren weiter verfolgt werden, gerade mit Hinblick auf die zu erwartenden größeren Ab­

solventenjahrgänge. Die Studien­

anfängerzahlen sind inzwischen zwar bereits gestiegen, die Zahl der Absolventinnen und Absolventen liegt allerdings noch im Bereich der letzten Jahre. Ein höherer An­

teil an jungen Leuten unter den Arbeitslosen kann heißen, dass Absolventen länger als bisher brau­

chen, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Dies kann darauf hinweisen, dass Absolventen gerade zurückhaltender eingestellt werden.

Ist der Einstieg in den Arbeitsmarkt einmal geschafft, scheinen Physi­

kerinnen und Physiker konsequent beschäftigt zu bleiben, da der Anteil älterer Arbeitnehmer unter den Arbeitslosen nicht wieder ansteigt.

Die Daten stimmen mit der BA­Studie „Der Arbeitsmarkt in Deutschland – MINT­Berufe“ über­

ein [2]. Demnach steigen die Ar­

beitslosenzahlen im ganzen MINT­

Sektor. Dieser Anstieg wird in der Studie aber nicht als bedenklich an­

gesehen, sondern damit begründet, dass die MINT­Arbeitslosenzahlen in den letzten Jahren extrem nied­

rig waren. Nach einer weiteren Studie befinden sich die meisten arbeitslosen Akademikerinnen und Akademiker in einer „Sucharbeits­

losigkeit“ zwischen zwei Stellen, die meist weniger als ein halbes Jahr beträgt [3]. Langzeitarbeitslosigkeit von über einem Jahr ist selten, nur 12 % der arbeitslosen Akademiker waren davon betroffen.

Die Zahlen zeigen auch, dass Frauen häufiger arbeitslos wurden als Männer: Im Vergleich zum Vorjahr ist bei den Frauen die Zahl der Arbeitslosen um 27,5 Prozent gestiegen, bei den Männern um 17 Prozent. Auch in der Alters­

kohorte der 25­bis­34­jährigen Arbeitslosen sind Frauen häufiger betroffen. Allerdings dürfen diese Zahlen nicht überinterpretiert werden, da es sich bei den Frauen immer um kleine Grundgesamt­

heiten handelt und der Unterschied zu den Männern nur wenige Pro­

zentpunkte beträgt. Dennoch ist es

Abb. 1 Die Zahl der stellensuchenden Physikerinnen und Physiker liegt wieder auf dem Niveau von 2006. Im Jahr 2011 hat die BA die Datenauswertung auf eine neue Berufsklassifizierung umgestellt

(von KldB88 auf KldB2010). Vergleicht man die Auswertung nach beiden Klassi- fizierungen, ergeben sich nur minimale Unterschiede.+)

0 500 1000 1500 2000 2500 3000

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Zahl stellensuchender Physiker

2014 KldB88

KldB2010

Jahr

+) Aus Konsistenzgrün­

den sind in diesem Arti­

kel alle Auswertungen auf KldB2010 umgestellt.

Prof. Dr. Michael Kaschke, Carl Zeiss AG, ist DPG-Vor- standsmitglied für Industrie, Wirtschaft und Berufsfragen, Dr. Anja Metzelthin ist Referentin in der DPG-Geschäftsstelle

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42 Physik Journal 13 (2014) Nr. 12 © 2014 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

sinnvoll, dies in den nächsten Jah­

ren weiter zu untersuchen.

Beschäftigte

Seit dem Jahr 2012 erhebt die BA auch die Daten der sozialversiche­

rungspflichtig Beschäftigten. Zum 31. Dezember 2013 waren 14 752 Personen als Physikerin/Physiker beschäftigt, davon 12 216 Männer und 2536 Frauen (Abb. 3). Dies be­

deutet einen Gesamtzuwachs von gut zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr, der sich auf gut fünf Pro­

zent bei den Frauen und rund 1,5 Prozent bei den Männern ver­

teilt. Dieser Effekt relativiert einen Teil der Arbeitslosenzahlen, aller­

dings hebt er ihn nicht auf. Auch an dieser Stelle ist zu beachten, dass es sich lediglich um die Beschäftigten im Zielberuf Physiker/Physikerin handelt und daher kein Wider­

spruch zu der Zahl von 70 000 Angestellten im Ausbildungsberuf Physiker besteht [2]. Dass im Ver­

gleich zum Vorjahr mehr Personen beschäftigt sind und die Beschäf­

tigung von Frauen zugenommen hat, ist auch im kompletten MINT­

Sektor zu beobachten [2].

Arbeitslosenquote

Auf Basis der bei der BA ge­

meldeten Arbeitslosen und der sozial versicherungspflichtig Be­

schäftigten lässt sich nur schwer eine Arbeitslosenquote ermitteln.

Zum einen beschreiben die ge­

nannten Zahlen nur die Teilmenge an Physikerinnen und Physikern, die explizit auf dem Gebiet der Physik arbeiten. Weiterhin basiert die Zahl der Arbeitslosen auf der Einschätzung „Physiker“ der BA, die der sozial versicherungspflichtig Beschäftigten auf der Einschät­

zung „Physiker“, die die einzelnen Unternehmen anlegen. Die BA hat eine Arbeitslosenquote im Bereich Physik, Mathematik, Astronomie, Statistik veröffentlicht [3]. Die Rechnung basiert auf Daten aus dem Mikrozensus (eine Stichprobe von einem Prozent aller Haushalte), der die Studienabschlüsse erfasst, also alle dem Arbeitsmarkt zur Ver­

fügung stehenden Personen in den Fachrichtungen. Die damit abge­

schätzte Arbeitslosenquote beträgt 2,2 Prozent (für das Jahr 2012). Eine Arbeitslosenquote allein für die Physik wurde nicht ermittelt.

Stellenangebote

Die Firmen scheinen in diesem Jahr wie im Vorjahr zurückhaltender einzustellen, gerade im produ­

zierenden Gewerbe. Die Zahl der offenen Stellen im Zielberuf Physi­

kerin/Physiker ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Gesunken ist auch die Zahl offener Stellen im Bereich Hochschule, während die Industrie wieder mehr Stellen in Forschung und Entwicklung zu be­

setzen hat – die Zahl befindet sich wieder ungefähr auf dem Niveau von 2012 und 2011. In der Zeitarbeit gibt es ähnlich wenige offenen Stel­

len wie 2012. Im produzierenden Gewerbe ist die Zahl der offenen Stellen zwar leicht angestiegen, sie liegt aber noch weit hinter den Zahlen von 2011 und 2012 zurück.

Um die Entwicklung der letz­

ten Jahren zu verdeutlichen, zeigt Abb. 4 die auf 2008 normierte Zahl offener Stellen. Eine Analyse aller für Physikerinnen und Physiker

0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000 16000

2012 2013

Insgesamt Frauen

Anzahl der Beschäftigten

Jahr Männer

Abb. 3 Die Zahl der beschäftigten Physiker ist von 2012 auf 2013 um 1,5 Prozent gestie- gen, die der Physi- kerinnen um fünf Prozent.

Abb. 2 In den letzten Jahren ist der An- teil der gemeldeten stellensuchenden jungen Physiker im Alter zwischen 25 und 34 Jahren kontinuierlich auf über 50 Prozent gestiegen.

0 10 20 30 40 50 60

15 – 24 25 – 34 35 – 44 45 – 54 55 – 64

2008 2009 2010 2011

2012 2013 2014

Anteil der Stellensuchenden in Prozent

Altersgruppe

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© 2014 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 13 (2014) Nr. 12 43 infrage kommenden offenen Stel­

len ist komplex. Zum einen erfasst die BA lediglich diejenigen offenen Stellen für Physiker, die Firmen dort melden. Die Unternehmen vergeben aber nur weniger als 10 Prozent aller offenen Stellen für Physiker unter Beteiligung der BA [1]. Zum anderen bewerben sich Physikerinnen und Physiker nicht nur auf Stellen, die explizit für sie ausgeschrieben sind. Ebenso kommen Stellenausschreibungen für Ingenieure oder im IT­Bereich infrage. Dieser Bereich ist schwie­

rig zu quantifizieren. Eine ausführ­

liche Abschätzung findet sich in [1].

In den letzten Jahren wurden Rufe nach mehr MINT­Absol­

venten laut, gerade seitens der Industrie. Dank steigender Studien­

anfängerzahlen in der Physik wer­

den auch die Absolventenzahlen in den nächsten drei Jahren auf bis zu 4000 pro Jahr steigen [4]. Wün­

schenswert wäre daher, dass die Unternehmen diese dann auch zü­

gig in den Arbeitsmarkt integrieren.

*

Unser Dank gilt der Bundes­

agentur für Arbeit, welche die notwendigen Statistiken generiert und zur weiteren Auswertung zur Verfügung gestellt hat.

Literatur

[1] O. Koppel, Physikerinnen und Physiker im Beruf – Arbeitsmarktentwicklung, Einsatzmöglichkeiten und Demogra­

phie – Eine Studie im Auftrag der DPG, Bad Honnef 2010; www.dpg­physik.de/

veroeffentlichung/broschueren/studien/

arbeitsmarkt_2010.pdf

[2] Bundesagentur für Arbeit: Der Arbeits­

markt in Deutschland – MINT­Berufe, Nürnberg (2014); http://statistik.arbeits­

agentur.de/Statischer­Content/Arbeits­

marktberichte/Branchen­Berufe/gene­

rische­Publikationen/Kurzinfo­Frauen­

MINT­2013.pdf

[3] Bundesagentur für Arbeit: Gute Bil­

dung – gute Chancen, Der Arbeits­

markt für Akademikerinnen und Aka­

demiker in Deutschland, Nürnberg (2014); http://statistik.arbeitsagentur.de/

Statischer­Content/Arbeitsmarktbe­

richte/Akademiker/generische­Publika­

tionen/Broschuere­Akademiker­2013.

[4] pdfG. Düchs und R. Matzdorf, Physik Jour­

nal, August/September 2014, S. 23 0

20 40 60 80 100 120

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

offene Stellen bezogen auf 2008 in Prozent

Sonstige

Personaldienstleistungen, Zeitarbeit

Industrie Produzierendes Gewerbe

Industrie F&E

Öffentliche Verwaltung Hochschule und Forschungseinrichtungen Abb. 4 Zeitlicher Verlauf der gemeldeten

offenen Stellen bezogen auf das Jahr 2008. Die Industrie bietet wieder mehr

F&E-Stellen an, insgesamt ist die Zahl der offenen Stellen gegenüber 2013 aber zurückgegangen.

Referenzen

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