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Arbeitsmarkt für Physikerinnen und Physiker

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Academic year: 2022

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B I L D U N G / B E R U F

© 2015 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim 1617-9439/15/1212-41 Physik Journal 14 (2015) Nr. 12 41 Im vergangenen Jahr ist die Zahl

der arbeitslos gemeldeten Physike- rinnen und Physiker um 13 Prozent gestiegen. Das produzierende Gewerbe und die öffentliche Ver waltung bieten mehr offene Stellen an und gleichen damit einen Rückgang offener Stellen in Forschung und Entwicklung in der Industrie und an Hochschulen aus.

Insgesamt hat sich der Trend auf dem Arbeitsmarkt gegenüber dem letzten Jahr leicht verbessert. Phy- sikerinnen und Physiker sind nach wie vor begehrte Fachkräfte.

S

eit dem Vorjahr ist die Zahl der Arbeitslosen im Zielberuf Physiker um etwa 13 Prozent ange- stiegen (gegenüber einem Zuwachs von 19 Prozent im Vorjahr). Von den Arbeitslosen sind 80 Prozent männlich und 20 Prozent weiblich.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der arbeitslosen Frauen um 12 Prozent gestiegen, die der ar- beitslosen Männer um 14 Prozent.

Betrachtet wird in der Regel der Zeitraum von Oktober eines Jahres bis September des Folgejahres. In Abb. 1 sind die bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) arbeitslos gemel- deten Physikerinnen und Physiker gezeigt. Im Jahr 2011 hat die BA die Berufsklassifizierung umgestellt.

Da sich im Überlappungs zeitraum nur marginale Unterschiede erge- ben haben [1], wird hier nicht länger zwischen den beiden Klassifizie- rungen unterschieden.

Nachdem die Arbeitslosenzahlen in den Jahren 2007 und 2008 – also vor der letzten Wirtschaftskrise – sehr niedrig waren, liegt die aktuelle Zahl ungefähr auf dem Ni- veau des Jahres 2006. Bei der Ana- lyse der angegebenen Zahlen ist zu beachten, dass die tatsächliche Zahl der arbeitslosen Physikerinnen und Physiker höher anzusetzen ist, da

die BA nur die Personen in ihrer Statistik führt, die auch in klas- sische Physikberufe vermittelt wer- den möchten. Physikerinnen und Physiker, die beispielsweise in IT- oder Finanzberufen, in der Bera- tungsbranche oder als (Hochschul-) Lehrer arbeiten wollen, erfasst die Statistik nicht. Nur etwa jeder vierte Physiker arbeitet auch im Zielberuf Physiker [2].

In Bezug auf die Altersvertei- lung der Arbeitslosen setzt sich der Trend fort, dass der prozentuale Anteil der Berufsanfänger steigt (Abb. 2). Dagegen sind die Zahlen in den übrigen Altersgruppen konstant geblieben bzw. gefallen.

Allerdings ist festzustellen, dass die Dauer der Arbeitslosigkeit bei den Berufsanfängern signifikant kürzer als bei den übrigen Alters- gruppen ist. Gerade im Hinblick auf die zu erwartenden größeren Absolventen jahrgänge ist es wich- tig, diesen Trend zusammen mit der Dauer der Arbeitslosigkeit der Berufsanfänger genau zu beobach- ten [3]. Denn ein immer höherer

Anteil an jungen Leuten unter den Arbeitslosen zusammen mit zuneh- mender Dauer ihrer Arbeitslosig- keit könnte darauf hinweisen, dass der Arbeitsmarkt für Physiker an- gesichts der hohen Abschlusszahlen in die Sättigung kommt.

Diese Daten stimmen mit der Studie der Bundesagentur für Arbeit

„Der Arbeitsmarkt in Deutschland – MINT-Berufe“ überein [4]. Laut der Studie steigen die Arbeitslosen- zahlen im gesamten MINT-Sektor an. Dieser Anstieg wird dort aber nicht als bedenklich angesehen, sondern damit begründet, dass die Arbeitslosenzahlen im MINT- Sektor in den letzten Jahren extrem niedrig ausfielen.

Weiterhin ist in „Gute Bildung – gute Chancen. Der Arbeits- markt für Akademikerinnen und Akademiker in Deutschland“ [5]

aufgeführt, dass sich die meisten arbeitslosen Akademiker über alle Altersgruppen hinweg in einer

„Sucharbeitslosigkeit“ zwischen zwei Stellen befinden, die meist weniger als ein halbes Jahr beträgt.

Arbeitsmarkt für Physikerinnen und Physiker

Statistiken und Analysen für das Jahr 2015 Udo Weigelt und Anja Metzelthin

Dr. Udo Weigelt, LL.M., Grünecker Pa- tent- und Rechtsan- wälte PartG mbB, ist DPG-Vorstandsmit- glied für Industrie, Wirtschaft und Be- rufsfragen, Dr. Anja Metzelthin ist Refe- rentin in der DPG- Geschäftsstelle Abb. 1 Die Zahl der stellensuchenden

Physikerinnen und Physiker ist im ver- gangenen Jahr nicht weiter angewach- sen. Gegenüber den Darstellungen aus

den Vorjahren [1] wurden die Zahlen über einen Dreimonatszeitraum ge- glättet.

a 0,1

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Jahr

Stellensuchende Physikerinnen und Physiker

250 750 1250 1750 2250 2750

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42 Physik Journal 14 (2015) Nr. 12 © 2015 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

Langzeitarbeitslosigkeit von über einem Jahr ist selten, nur etwa 12 Prozent der arbeitslosen Aka- demiker waren davon betroffen.

Beschäftigte

Seit dem Jahr 2012 erfasst die BA auch die Daten der sozialversiche- rungspflichtigen Beschäftigten.

Zum 31. Dezember 2014 waren 14 751 Personen als Physikerinnen oder Physiker beschäftigt, davon 12 175 Männer und 2 576 Frauen (Abb. 3). Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl aller im Bereich Physik Beschäftigten gleich geblieben.

Hier ist interessant zu sehen, dass die Beschäftigung von Frauen um gut acht Prozent gestiegen ist, die von Männern etwa gleich geblie- ben ist. Auch an dieser Stelle ist wiederum zu beachten, dass es sich dabei lediglich um die Beschäf- tigten im Zielberuf Physiker han- delt und somit kein Widerspruch zu der Zahl von 70 000 Angestell- ten im Ausbildungsberuf Physiker besteht [2].

Arbeitslosenquote

Auf Basis der bei der BA ge- meldeten Arbeitslosen und der sozialversicherungspflichtig Be- schäftigten ist es schwierig, eine Arbeitslosenquote zu ermitteln.

Zum einen beschreiben die ge- nannten Zahlen nur die Teilmenge an Physikerinnen und Physikern,

die explizit auf dem Gebiet der Physik arbeiten. Weiterhin basiert die Zahl der Arbeitslosen auf der Definition „Physiker“ der BA, die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf der Definition

„Physiker“, welche die einzelnen Unternehmen anlegen. Die BA hat eine Arbeitslosenquote im Bereich Physik, Mathematik und Statistik veröffentlicht [4]. Die Rechnung basiert auf Daten aus dem Mikro- zensus (eine Stichprobe von einem Prozent aller Haushalte), der die Studienabschlüsse erfasst, also alle dem Arbeitsmarkt in den Fachrich- tungen zur Ver fügung stehenden Personen. Die dort abgeschätzte Arbeitslosenquote beträgt 2,6 Pro- zent für das Jahr 2013 und liegt damit 0,4 Prozent höher als 2012.

Eine Arbeitslosen quote allein für die Physik wurde nicht ermittelt.

Stellenangebote

Die Einstellungspolitik der Firmen hat sich gegenüber dem Vorjahr nur sehr geringfügig geändert. Im produzierenden Gewerbe sind die Angebote leicht gestiegen, in For- schung und Entwicklung dagegen gefallen. Die offenen Stellen an Hochschulen sind gesunken, wäh- rend die Stellen in der öffentlichen Verwaltung entsprechend gestiegen sind. Auf ähnlich niedrigem Niveau wie 2012 liegen die offenen Stellen in der Zeitarbeit und in den sons- tigen Bereichen.

Die Entwicklung in den letzten Jahren lässt sich anhand der auf das Jahr 2008 normierten Zahl offener Stellen verdeutlichen (Abb. 4). Eine Analyse aller für Physikerinnen und Physiker infrage kommenden offenen Stellen ist komplex. Zum

Abb. 2 Im letzten Jahr ist der Anteil der gemeldeten stellensuchenden Physiker zwischen 25 und 34 Jahren weiter auf nun 55 Prozent angestiegen. In den an- deren Altersgruppen sind die Zahlen gleich geblieben oder leicht gesunken.

Ein Jahr umfasst die Monate Oktober bis September.

a

Anteil der Stellensuchenden in Prozent

0 10 20 30 40 50 60

25 – 34

Altersgruppe

35 – 44 45 – 54 55 – 64

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

16000 14000 12000 10000 8000 6000 4000 2000 0

Anzahl der Beschäftigten

Jahr

2012 2013 2014

Insgesamt Männer Frauen

Abb. 3 Die Zahl der beschäftigten Phy- siker ist im Vergleich zum letzten Jahr gleich geblieben. Im Gegensatz zu den

anderen Abbildungen sind hier die Jahre jeweils von Januar bis Dezember darge- stellt.

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© 2015 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 14 (2015) Nr. 12 43 einen sind bei der BA wiederum

lediglich die offenen Stellen er- fasst, welche die Firmen für den Bereich Physik melden. Tatsächlich vergeben Unternehmen aber nur weniger als 10 Prozent der offenen Stellen unter Beteiligung der BA [2]. Außerdem bewerben sich Phy- sikerinnen und Physiker nicht nur auf Stellen, die explizit für sie aus- geschrieben sind. Ebenso kommen Stellenausschreibungen für Inge- nieure oder im IT-Bereich infrage.

Gerade in diesen beiden Bereichen gibt es Engpässe bei der Stellenbe- setzung [4]. Eine ausführliche Ab- schätzung hierzu findet sich in [4].

In den letzten Jahren erhoben sich Rufe nach mehr MINT-Absol- venten, gerade seitens der Industrie.

Aufgrund steigender Studienan- fängerzahlen in der Physik werden auch die Absolventenzahlen in den nächsten drei Jahren noch anstei- gen [3]. Wünschenswert wäre daher, dass Industrie und Wirtschaft diese dann auch zügig in den Arbeits- markt integrieren.

*

Unser Dank gilt der Bundesagentur für Arbeit, welche die notwendigen

Statistiken generiert und zur wei- teren Auswertung zur Verfügung gestellt hat.

Literatur

[1] M. Kaschke und A. Metzelthin, Physik Journal, Dezember 2014, S. 41 [2] O. Koppel, Physikerinnen und Physiker

im Beruf – Arbeitsmarktentwicklung, Einsatzmöglichkeiten und Demogra- phie – Eine Studie im Auftrag der DPG, Bad Honnef (2010); www.dpg-physik.

de/veroeffentlichung/broschueren/stu- dien/ arbeitsmarkt_2010.pdf. Diese Stu- die wird derzeit überarbeitet.

[3] G. Düchs und G.-L. Ingold, Physik Jour- nal, August/September 2015, S. 28 [4] Bundesagentur für Arbeit: Der Arbeits-

markt in Deutschland – MINT-Berufe.

Nürnberg (2014); http://statistik.arbeits- agentur.de/Statischer-Content/Arbeits- marktberichte/Branchen-Berufe/gene- rische-Publikationen/Kurzinfo-Frauen- MINT-2013.pdf

[5] Bundesagentur für Arbeit: Gute Bildung – gute Chancen, Der Arbeitsmarkt für Akademikerinnen und Akademiker in Deutschland, Nürnberg (2015); http://

statistik.arbeitsagentur.de/Statischer- Content/Arbeitsmarktberichte/Akade- miker/generische-Publikationen/Bro- schuere-Akademiker-2014.pdf Abb. 4 Produzierendes Gewerbe und

öffentliche Verwaltung bieten bezogen auf das Jahr 2014 wieder mehr offene Stellen an, dafür gibt es weniger Stellen

in F&E und an Hochschulen. Insgesamt ist die Zahl der offenen Stellen gegen- über 2014 leicht zurückgegangen.

a

Jahr Hochschule und

Forschungseinrichtungen Industrie, F&E Industrie, produ- zierendes Gewerbe

Personaldienst- leistungen, Zeitarbeit Sonstige Öffentliche

Verwaltung 0

20 40 60 80 100 120

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Veränderungen gegenüber 2008 in Prozent

Referenzen

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