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Bodenerosion in Semien-Äthiopien (mit Kartenbeilage 1 : 25 000)

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source: https://doi.org/10.7892/boris.77533 | downloaded: 1.2.2022

Geographica Helvetica 1975 - Nr. 4 Hans Hurni

Bodenerosion in Semien-Athiopien

(mit Kartenbeilage 1 : 25000)

Zusammenfassung

Zusammen mit der Zoologie und der Botanik ist die diesem Artikel beigelegte Bodenerosionskarte in einen interdiszipliniiren Arbeitskreis integriert, der sich mit den Problemen eines iithiopischen Nationalparkes im Hochgebirge von Semien befaBt. Weite Teile der von Trapp-Basalten gebildeten Hochflachen zwischen 3200 und 4000 m ii. M. sind durch Bodenerosion geschadigt.

Urn wirksame MaBnahmen gegen die irreversible Scha- digung in diesem potentiellen Katastrophengebiet tref- fen zu konnen, wurde in einer ersten Phase im Herbst 1974 der aktuelle Zustand kartiert:

1) Die bestehenden Fonnen der AbspUlung wurden kartiert.

2) Anhand zahlreicher BodenprofIle wurde der Aufbau des Bodens untersucht und in einem IdealprofIl typisiert. Die Machtigkeit des obersten, schwarzen Horizontes konnte mit 500 katasterartig verteilten Bodenproben gemessen, ausgewertet und flachen- haft dargestellt werden.

3) Bei den Ackerflachen wurde unterschieden zwi- schen 4 Schadigungsklassen: Sehr schwer bis gering geschadigte Flachen.

Die aufgenommene Karte zeigt, daB Bodenerosion vor allem im bebauten Ackerland auftritt. Tendenzen der Schadigung nach Exposition, Form und Neigung des Ranges werden deutlich. Eine Genese der Bodenero- sionsformen ist erkennbar. Moglichkeiten fur Schutz- maBnahmen gegen die Bodenerosion sind vorhanden, obschon sie bis heute kaum genutzt wurden.

Summary

The'soil erosion map in hand is integrated in an inter- disciplinary work with zoology and botany which deals with the problems of an Ethiopian National Park in the High Semien Mountains. Wide areas of the high plains between 3,200 and 4,000 metres above sea level formed by Trapp-Basalt are damaged by soil erosion.

In order to take effective measures against the irre- versible damage in this potential disaster area, the present situation was mapped in a primary phase in the autumn of1974:

1) The present forms of erosion were mapped.

2) Based on numerous profIles, the structure of the soil was investigated and typified in an ideal profIle.

The thickness of the upper black horizon was mea- sured by 500 different samples, evaluated and pre- sented areawise.

3) On arable areas differentiation between 4 classes of damage was made: heavily to negligibly damaged areas.

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< The map established shows that soil erosion occurs

principally on ploughed land. Tendencies to damage according to exposure, form and incline of the slope are clearly shown. An evolution of the forms of soil erosion can be derived.Possibilitiesfor protectivemea- . sures against soil erosion are available, but have not

been used until today.

Oberblick und Einleitung

Der Semien-Nationalparkin Nord-Athiopien, der 1969 zum Schutze der Tierwelt und zur Bewahrung der Naturlandschaft gegnmdet worden ist, umfaBt neben einem gewaltigen,1500m hohen Steilabfallein Stiick Hochland zwischen 3200und 4000m ii. M.: Das Obere Jinbar-Tal (vgl.Farbkarte). Wie im iibrigen Hochland werden auch in diesem Tal groBe Teile unter 3600m ii. M. flir den Gerstenanbau gepfliigt.Der hintere und obere Teil ist bis auf eine Hohe von 3600m, vereinzelt bis 3800m, mit Erika-Waldbewachsen (erica arborea).

Die Weide oberhalb der Wald- und Gerstengrenze ist eine Gebirgssteppemit vielfaItigerFlora.

Das Klima ist wechselfeucht

-

tropisch, aber durch das Hochgebirge gepragt: GemaBigte Temperaturen mit geringen jahreszeitlichen, aber betrachtlichen tageszeitlichen Schwankungen (etwa zwischen 5 und 15°im Mittel). Der groBte Teil der Niederschlage faIlt im.Sommerhalbjahr(iiber 1200mm). In dieser Zeit ist die Siedlung Gich meist von Vormittag an im Nebel.

Die BevOikerunglebt vorwiegend von der im Tal an- gebauten Gerste. Es wird pro Jahr immer nur eine Talseite bearbeitet, wahrend die andere brach liegt.

Gepfliigt wird (Holzpflug mit Eisenspitze und zwei

Hans Hurni, Geographisches Institut, Universitat Bern, HallerstraBe 12, 3012 Bern.

157

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(2)

Zugochsen) an Hangen bis maximal 40° Neigung ohne Riicksicht auf Bodenerosion. Weite Teile der Anbau- flachen weisen denn auch bereits sehr grofte Schiidi- gungen auf.

Bodenerosion wird im Gegensatz zur natiirlichen Ero- sion durch den Menschen und seine Wirtschaftsweise verursacht. Der Mensch wirkt, oft durch zusatzliche Faktoren versilirkt, in das natiirliche Verhaltnis zwi- schen Bodenneubildung und Bodenverminderung ein und ruft dadurch einen gewaltig beschleunigten Pro- zeB der Bodenumlagerung hervor. Erscheinungsfor- men der Bodenerosion sind Denudation (flachenhafte Abtragung), (lineare) Erosion und Akkumulation, be- wirkt durch Wasser und Wind (SCHULTZE,1952:4 und RICHTER,1965: 2). Ungiinstige Faktoren wie groBe Ackerflachen mit Brache, steile Hange, groBe und in- tensive NiederschIage kommen besonders in den Ge- birgsriiumen oft zusammen vor. Die Bodenschicht wird abgetragen und nicht wieder ersetzt, Ernteertrage fallen aus, die Ackerflachen miissen weiter ausgedehnt wer- den in noch ungiinstigere Lagen; es beginnt ein Pro- zeB, der in absehbarer Zeit zu einer Lawine wechsel- wirkender Zerst6rung anwachst.

In Semien ist durch die Gesetze des Nationalparkes eine Ausdehnung der Ackerbauflachen in noch unbe- baute Wald- und Weidegebiete, wie das in friiheren Jahren stets der Fall war, nicht mehr m6glich. Wenn bei gleichbleibender oder zunehmender Bev61kerung in Zukunft eine Hungersnot vermieden werden will, ist es die dringlichste Aufgabe des Parkes, den irre- parablen Schaden der Bodenerosion Einhalt zu ge- bieten, sei es durch eine Aussiedlung der Bev61kerung aus dem Obern Jinbar- Tal oder durch geeignete Schutz- maBnahmen. .

Die vorliegende Bodenerosionskarte des kleinen, klar umgrenzten Gebietes (30 km2) halt die bestehenden Schaden fest, analysiert die bestehenden Bodenero- sionsformen,zeigtdie Probleme der Lebensgrundlagen bei weiterhin zunehmender Bev61kerungund dient eventuellen MaBnahmenzur Bekampfung der Boden- erosion als Grundlage.

Bodenerosion

Zum Versilindnis der Bodenerosion ist es wichtig, die funktionalen Zusammenhange zwischen Geologie, Bodenaufbau, Topographie, Klima und den bestehen- 158

den Bodenerosionsformen aufzuzeigen. Der Ubersicht halber werden hier einzelne Faktoren nacheinander aufgefiihrt, obschon sie die Bodenerosion trotz unter- schiedlicher Pragnanz simultan beeinflussen.

Geologie

In der im Kartengebiet B aufgeschlossenen Ashangi- gruppe der Trapp-Serienkommen Laven aus porphy- rischen Basalten. und dazwischenliegende TufThori- zonte VOLDie basischen Magmen sind das Produkt yon vulkanischen Spaltergiissen, die schon wahrend des Aufstiegs zu kristallisierenbegannen (MOHR,1971:

132-133). Die maximale Machtigkeit der gesamten Trapp-Seriebetragt in Semien etwa 3000 bis 3500 m.

Tektonische St6rungen und Bruchlinien, die die fast horizontalliegenden BasaItplattendurchziehen, haben das landschaftlicheRelief vorgezeichnet: Flache Gip- felflachen fallen einerseits treppenartig ab in einer Reihe von Schichtstufen mit ca. 5 bis 15 m Sprung- h6he, andererseits k6nnen sie auch in die fast 2000m hohe Steilwand des Escarpments (Steilabfalls)miin- den (Fig.2).

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Bodenaujbau

Das ganze Obere Jinbar- Tal hat einen einheitlichen Bodenaufbau, wenn man von den durch Bodenero- sion zerst6rten Ackerflachen, yon den flachenmaBig nur einen geringen Anteil ausmachenden Steilstufen der Basaltschichten und den Bachgraben absieht. Da im hintern Teil des Tales keine wesentliche Schadigung durch Bodenerosion augenfaIlig ist, konnte dort der Bodenaufbau anhand zahlreicher Bodenprofile unter- sucht werden. Die Ergebnisse einer Mineralanalyse des Mineralogischen Instituts der Universiilit Bern (Prof. T. Peters) nach Bodenproben yon Prof. B. Mes- serli (Geographisches Institut) standen zur Verfugung.

Der Bodenaufbau im Obern Jinbar- Tal kann mit ge- ringfiigigen Einschrankungen durch das folgende Ideal- profil in Fig. 3 typisiert werden (vgl. auch Bodenero-

sionskarte) :

I Schwarzer Horizont: Sehr feink6rnige, humose schwarze Erde, die iJ:nTrockenhalbjahr von oben her ziemlich rasch ausbraunt. Mineralanalyse:Viele stark eckige und abgerundete Quarz- und Feldspatk6rner deuten auf eine sekundare Zufuhr von Material hin.

Vermutlich wurde vulkanischer Staub eingeweht. Ais

(3)

Fig. 1: Ubersichtskarte von Athiopien

Fig. 2: Geologische Ubersicht (generalisiert nach «Geo- logical Map of Aethiopia», KAZIM,1973)

Fig. 3: Idealprofil

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Asmara Rotes Meer

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Shield - Gruppe:

Dlivin- Basaltund Tuffe.selten Rhyolite IPalaozan -MiozanI Kanozoikum

Trapp- Serien

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AshangiBasalte.Tuffe,Agglo--Gruppe: merate(MiozanI

B: GebietderBodenerosionskarte 159 Phyllite.Sandsteine.

Prakambrium

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Andesite. Granite.

Grauwacken

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Sandsteine:

Mesozoikum

I

Adigrat-,Antalo-

Sandstein,Kalke

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Herkunftsort konnte unter anderem das Gebiet des Tana-Sees in Frage kommen, wo heute junge Vulkan- stOcke anstehen. Die Miichtigkeit des schwarzen Hori- zontes ist schwankend, im Durchschnitt etwa 70 em mit geringen Abweichungen.

II Brauner Horizont: Rot- bis gelbbraune, tonig-schluf- fige Matrix mit groBem Skelettanteil (0 in der Regel 1-10 em). Das Vorkommen yon Quarz- und Feldspat- komem (wie im schwarzen Horizont) deutet darauf hin, daB I und II pedogenetisch zusammenhiingen. Die Miichtigkeit des braunen Horizontes ist

-

wenn tiber- haupt vorhanden - sehr stark schwankend.An der Grenze zum schwarzen Horizont ist meist eine scharfe Grenzschicht, der oft groBe Gerolle aufliegen. Diese Schicht ist keineswegseben, vielmehr sind Taschen der schwarzenErde in die braune hineingebildet.Es scheint sich hier urn einen Erosionshorizontzu handeln, wobei die ehemaligen AbfluBrinnen durch nachtriiglicheBo- denbildung aufgefilllt worden sind (HURNI,1975:23).

Wiihrend die. schwarze Erde ziemlich locker aufliegt, ist die braune fest und sehr kompakt. Auf Solifluktion hinweisende Einregelung der Komponenten konnte bis jetzt noch nicht eindeutig nachgewiesen werden.

III Anstehendes: Es besteht aus teilweise sehr stark verwittertem ehemaligem Basalt. Die urspriingliche porphyrische Textur ist erhalten, aber sowohl die Por- phyrkristalle wie die Grundmasse sind vol1kommen in Tonmineralienund amorphe Substanzumgewandelt.

Dieses IdealprofIlist typisch fUrgroBeTeile des Tales, we1che bodenerosiv nicht stark geschiidigt sind (vor allem Weide- und Waldland). Ausnahmen bilden (au- Ber den Schiidigungen) die unmittelbare Niihe yon Biichen, Quellen oder ehemaligen Entwiisserungsrin- nen, wo heute der braune Horizont II fehlt; sowie natiirliche nackte oder nur wenig mit schwarzer Erde bedeckte Felsbiinder des anstehenden Basaltes.

KlimagenetischerDeutungsversuch:Vor oder wiihrend der letzten Kaltzeit kann der braune Horizont auf das mehr oder weniger verwitterte Anstehende (evtl. mit Reliktboden) gebildet worden sein. Stark explosive saure Vulkanauswiirfe reicherten den Horizont mit fremdem Material an (Asche, Kies). In einer erosiven Phase verstiirkter Niederschliige wurde der braune Horizont reduziert (Erosionsliicke). Spiiter entwik- kelte sich darauf der schwarze Horizont, auch dieser angereichert durch (diesmal feinere) Vulkanasche gleichen Ursprungs.

Bodenerosionsformen

Durch Mensch oder Tier verursachte AbspUlungen und Auswehungensind im vordem Teil des Tales im Bereich der Gerstenfelder (bebautes Gebiet) und Sied- lungen in mannigfaltiger Form vorhanden. Fiir ihre KlassifIkationbieten sich mehrere Moglichkeiten an.

Anhand der Abfluj3rinnenliiBt sich zeigen, daB ein groBerer Teil der Formen auf Abspillung zurUckzu- fUhrenist. Die Wichtigkeit der Auswehung kann ohne Messungen noch nicht abschlieBendbeurteilt werden, obschon ihr schon jetzt eine bedeutende Rolle in der initialen Phase der Schiidigungzugesprochen werden kann.

AbspUlungsformenkonnen verschieden klassifIziert

werden. Nach BENNET(1955: 59-70) gibt es drei Haupt-

formen:

- Sheeterosion(Fliichenerosion)

-

Rill erosion (Rinnenerosion)

-

Gully erosion (Schluchterosion).

Nach RICHTER(1965: Abb.l0) und SCHMITT(1952: Ta- fell) werden die Abspillungsformen in Abhiingigkeit yon Hangneigung und Menge des Oberfliichenwassers dargestellt. Dies erlaubt eine differenziertere Unter- scheidung, beginnend mit Verspillung, tiber Rillen- und Rinnenspillung bis zum Graben- und Schluchten- reiBen.

Fiir die Kartierung in SemieJ? driingte sich eine dritte, selbstiindige Unterteilung auf, die sich einerseits an BENNET(1955) anlehnt und andererseits den bestehen- den Formen moglichst gerecht wird (Fig. 4).

In dieser Form sind die verschiedenen Elemente in die Karte aufgenommen worden und werden in den fol- gendel! Erliiuterungen zur Karte genauer erkliirt.

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Bodenerosionskarte

Da Bodenerosionskarten in diesem Raum bis heute noch fehlten, wurde versucht, moglichst unabhiingig yon der bestehenden Literatur eine eigene Legende, zugeschnittenauf unser spezifIschesGebietzu schaffen und so eine mogliche Arbeits- und Diskussionsgrund- lage fUrweitere Untersuchungen zu erhalten. Die vor- liegende Karte solI also als Versuch gewertet werden, eine Kartierung der bestehenden Schiiden so zu voll- ziehen, daB gleichzeitig Tendenzen der Schiidigung durch Bodenerosion sichtbar werden, nach denen

(5)

Abb. 1: Typischer Osthang im Jinbar-Tal. Sehr starke Zer- storung mit bis zum Anstehenden erodierten Stellen und AbfluBrinnen im sehr geringmachtigen, yom Pflug durch- mischten Boden. Aufnahme 22.10 1974

wirksame GegenmaBnahmen im GeHinde getroffen werden konnen.

Neben der naturgetreuen Kartierung der Abspiiljormen wurde versucht, einerseits den Schiidigungsgrad einer Fliicheneinheit zu fmden, andererseits die Miichtigkeit des schwarzen Horizontes fUichenhaft darzustellen.

Zur Feststellung des Schadigungsgradeseiner Flache wurde yon der Tatsache profitiert, daB fill das ganze Untersuchungsgebiet eine einheitliche Bodenhorizon- tierung in schwarzen und braunen Horizont vorhanden war. Ein ahnliches Verfahren, das sich auch auf di~Bo- denhorizontierung stiitzt, verwendete z. B. STEINMETZ, 1956nach einer yon KURONund JUNGentwickeltenMe- thode (JUNG,1953) zur Herstellung einer Nutzungs- horiZontkarte und einer Bodenerosionsgefahrenkarte.

Die Machtigkeit des schwarzen Horizontes flachen- haft darzustellen, war ein wichtiges Ziel der Boden- erosionskarte. Damit kann direkt festgestellt werden, ob im bebauten Gebiet (Gerste-Ackerflachen) eine flachenhafte Abnahme der Machtigkeit der obersten Bodenschicht stattgefunden hat oder nicht.

Mit diesen drei Elementen:

-

Kartierung der Abspillformen

-

Schadigungsgrad der Hangflachen im bebauten Ge-

biet

- Machtigkeitdes schwarzen Horizontes

ist eine Moglichkeit gegeben, siirotliche Formen der linearen und flachenhaften Bodenerosion (Fig.4) auf- zuzeigen und ebenso die Dringlichkeiten fill Schutz- maBnahmen zu differenzieren.

Unbebautes Gebiet

Als unbebautes Gebiet werden diejenigen Flachen bezeichnet, die nicht durch den Pflug bearbeitet wer- den; es sind also die Wald-und Weidegebieteim hin- tern Teil des Obern Jinbar-Tales.

AuBer einigen Viehtritten, ausgetretenen Bachiiber- giingen und Quellen ist in diesem Teil des Untersu- chungsgebieteskeine Bodenerosion sichtbar, da scha- digender EinfluByon Mensch und Haustier zu gering 1St.Eine dichte Vegetationsdecke (Gebirgssteppe und Erika-Wald) schiitzt die bestehende Bodenschicht.

Hier muB demzufolge die Machtigkeit des obersten, schwarzen Horizontes noch natiirlich sein, kann also als Referenz dienen, urn festzustellen, ob im vordern, bebauten Gebiet eine Reduktion dieses Horizontes stattgefundenhat.

162

Abb.2: BUsche halten mit ihren Wurzeln einen Erdstock zurUck und trotzen der Erosion. Daneben AbfluBrinnen, die bis ins verwitterte Anstehende (Grus) hineingreifen.

Aufnahme1.11.1974 !

Abb. 3: Gewaltige Schluchterosion im bebauten Gebiet.

Der steilere linke Rand zeigt an, daB das abflieBende Wasser seitwarts nach links erodiert und EinstUrze der Bodenschicht verursacht. Aufnahme 4. 9. 1974

Eine genaue Kenntnis der Machtigkeit der schwarzen Erde im unbebauten Gebiet soIl Abhangigkeiten yon der Hohe ii. M., Exposition des Hanges, Hangform, Neigung und Vegetationsbedeckung aufzeigen. Zu diesem Zwecke wurden mit einem halboffenen, diin- nen Stechzylinder (Bohrstock,modifIziert nach Geo- bot. Institut ETHZ)an moglichstreprasentativenStellen etwa 200 Bodenproben genommen und die Tiefe des schwarzen Horizontes gemessen (vgl. Kartenlegende:

Stechpunkte).Diese Wertewurden dann in einer Reihe yon Diagrammenmit den obgenannten mitgemessenen Faktoren ausgewertet(vgl.HURNI,1975:30-36).

Resultate:

Zusammenhang zwischen Tiefe des schwarzen Hori- zontes und der Hohe ii.M.: 175der.200 Bodenproben haben Tiefen zwischen 50 und 100 cm, 100 davon liegen zwischen 60 und 80 cm Tiefe. Zwischen 3400 und 3800m ii. M., wo fast aIleProben genommen wur- den, ist keine Abhangigkeit der Tiefe yon der Hohe ii. M. feststellbar.

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arithmetischen Mittel ergibt sich fill das unbebaute Gebiet eine Tiefe yon 68 cm.

Zusammenhang zwischen Tiefe des schwarzen Hori- zontes und der Exposition des Hanges: Die Hange wurden in acht Expositionssektoren (N, NW, W usw.) unterteilt. NE-Hange sind im Obern Jinbar-Tal wenig vertreten, so daB nur eine der zufallig verteilten Bo- denproben in diesen Sektor fant. Abhangigkeit der Bodentiefe yon der Exposition ist keine feststellbar, die arithmetischen Mittel der Tiefen in den einzelnen Sektoren weichen hochstens urn 3 cm yon 68 cm (Ge- samtmittel) ab.

Zusammenhang zwischen mittlerer Tiefe des schwar- zen Horizontes und der Form des Hanges: Die Form eines Hanges wurde nach 5 Gruppen klassiert (Fig. 5):

- Stark konvexe Hangform im Langs- und/oder Quer- prom (Hiigel, Rippen, Kanten)

-

Konvexe Hangform im Langs- und/oder Querprom

- :t gestreckteHangform

-

Konkave Hangform im Langs- und/oder Querprom

-

Stark konkave Hangform im Langs- und/oder Quer- prom (Mulden, Dellen).

Eine Abhiingigkeit der Bodentiefe yon der Hangform ist unzweifelhaft in groBer Ausgepragtheit vQrhanden, variieren doch die Mittelwerte zwischen stark konvexer und stark konkaver Hangform urn mehr als 28 cm.

Zusammenhang zwischen Tiefe des schwarzen Hori- zontes und Neigung des Hanges: Bis zu 15° Neigung ist keine Abhangigkeit feststellbar. Bei groBerer Steil-

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(7)

heit (16-31°) nimmt die senkrecht zur Bodenober- flache gemessene Tiefe nattirlicherweise langsam ab.

Mittelwerte: 0-15°: 71 cm; 16-31°: 61 cm.

Zusammenhang zwischen Tiefe des schwarzen Hori- zontes und der Vegetation:Es wurde nur unterschieden zwischen Waldgebiet und offenem Grasland. Fiir beide Gebiete ergibt sich das gleiche Mittel von 68 cm (71 und US Bodenproben).

Bebautes Gebiet

1m untern Teil des Tales, unterhalb der Siedlung Gich (vgl. Karte: Rundhauser, dargestellt durch schwarze Punkte) und auf der gegeniiberliegenden Talseite wird die gesamte Fliiche als Acker fUr Gerstenfelder ge- pfliigt. Dieses bebaute Gebiet ist in der Karte durch die vier Farbstufen gelb bis rot dargestellt.

Wie zu Beginn dieses Kapitels gesagt worden ist, wurde versucht, den Schadigungsgrad von einzelnen Flachen gesamtheitlich zu beurteilen. Eine bis ins kleinste detaillierte Kartierung der Schaden war unm6glich, da die zerst6rten Flachen oft nur sehr klein waren und bunt durchmischt mit Flachen normalen Bodenauf- baus vorkamen. Das bebaute Gebiet wurde darum in. Flacheneinheiten eingeteilt, die in ihrer Struktur m6g-. lichst gleichmaBigaufgebaut und mindestens 600m2 groB waren. Jede dieser Flacheneinheiten soUtedann einzeln nach ihrer Schadigung durch Bodenerosion (vor allem lineare Formen wie AbfluBrinnen und Schluchten, erodierte Flachen) beurteilt werden. Als beste L6sung bot sich die Methode an, festzustellen, wie groB der Flachenanteil derjenigen Stiicke einer Flacheneinheit war, in denen die Bodenhorizontierung zwischen schwarzer und brauner Erde noch unzer- st6rt (weder erodiert noch umgelagert), der Boden- aufbau also noch natiirlich war (abgesehen von einer Reduktion des schwarzen Horizontes von oben her).

.Dieser Anteil an unzerst6rter Horizontierung konnte

-

wie auch der iibrige, zerst6rte Anteil- in Prozenten der gesamten beurteilten Flacheneinheit geschatzt werden.

Beispiel:

Betrug der Anteil an nattirlicher Horizontierung weni- ger als 40% der gesamten Flacheneinheit, mit and em Worten: War iiber 60%der Flache in ihrem natiirlichen Bodenaufbau zerst6rt, so wurde die ganze Flache als sehr schwer geschiidigt eingestuft. Analog die and em Schadigungsklassen: schwer, maBig und gering ge- schadigte Flachen.

164

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In dieser Weise wurde das gesamte bebaute Gebiet in Einheiten eingeteilt, die jede fUr sich klassiert wurde.

Auf der Karte wurden dann diejenigen Flachen zu- sammengefaBt, die in der gleichen Schadigungsklasse waren und nebeneinander lagen.

In Gebieten geringer Schadigung (gelbe Flachen), wo h6chstens ein Funftel des nattirlichen Bodenprofils zerst6rt war, konnte zudem die Machtigkeit des schwar- zen Horizontes flachenhaft dargesteUt werden, da dort noch groBe zusammenhangende Flachen ohne Scha- digung vorkommen. Die 300 gemessenen Bodenpro- file wie im unbebauten Teil auf der Karte einzeln ein- zutragen, war kartographisch nicht m6glich COberbe- lastung der Karte).

Miichtigkeit des schwarzen Horizontes

Bodentiefen wurden im unbebauten hintem Teil und in den gering geschadigtenFlachen des bebauten vor- dem Teilsin reprasentativerVerteilunggemessen.Mes- sungen in den maBig bis sehr schwer geschadigten Flachen (dunkelgelbbis rot) des Gerstengebieteskonn- ten nicht gemacht werden, da die natiirliche Boden- horizontierung, die VoraussetzungfUrMessungen des schwarzen Horizontes, nur sehr kleinflachig und un- terschiedlich machtig vorkommt und die schwarze Erde zudem oft nicht von Akkumulationen unter- schieden werden kann.

GesetzmaBigkeiteniiber die Machtigkeit des schwar- zen Horizontes wurden fUr den unbebauten Teil des Tales anhand von Diagrammen festgestellt. Sie besa- gen, daB die Machtigkeit des schwarzen Horizontes nicht direktzusammenhangt mit der H6he iiber Meer, der Exposition des Hanges, der Vegetation und nUT gering zusammenhangt mit der Hangneigung, wohl

abermit der Hangform.

Mit Hilfe dieser Messungen und deren Auswertung konnte die Bodentiefe der schwarzen Erde fUrdie ge- samte obgenannte Flache interpoUertundin vier Stufen:

Uber 80 cm, 40-60 cm und unter 40 cm, dargesteUt werden. .

1m Gegensatz zum unbebauten Gebiet, wo die einzel- nen MeBwert~z. T. recht weit auseinanderliegen(etwa 200 Stechpunkte total), liegen sie im gering gescha- digten Teil des bebauten Gebietes etwa dreimal so dicht (300Stechpunkte auf halber Flache) und liefem so auch eine gr6BereGenauigkeit fUrdie Interpolation in Flachen.

(8)

Geschiidigte Stellen

Die Schadigung des Bodens erfahrt dort ein Maximum, wo das ganze Proftl bis ZUIIlanstehenden Gestein ab- getragen wurde. Aus diesem Grunde erhielten die Stellen, die his zum Anstehenden erodiert worden wa- ren, die stiirkste Farbe und wurden flachentreu kartiert.

Breite Schluchten sind mit gleicher Farbe als dicke Linien eingetragen. .

Nur im bebauten Gebiet, das dtirch den Pflug bear-

beitet wird, kommen ausgediinnte Stellen durchmischter Horizontierung zwischen schwarzer und brauner Erde

vor. Ausgediinnt deshalb, weil die Machtigkeit des schwarzen Horizontes bis auf ca. 30 cm abnimmt, urn dann in eine braun-schwarz gefarbte Erde mit kleinen Gerollen aus dem braunen Horizont iiberzugehen (Fig. 6).

SoIche Stellen variieren zwischen 100 und 400 m2 Flache und treten meist aufkonvexen Kuppen, Rippen und Kanten auf. Eine Erkliirungist einfach:

An konvexen Stellen ist die Bodenmachtigkeitschon primiir gering gewesen. Auch die Austrocknung ist hier gegeniiber den konkaven Formen groBerund be- wirkt da~uich eine schnellere und tiefere Lockerung der Bodenstruktur. Dies wiederum erleichtert einen Abtrag durch Wind und Wasser. Oftmals konnten an soIchen Stellen an trockenen Tagenfeine Staubwolken beobachtet werden, die vom Wind aufgewirbeltwor- den waren. Die gelockerteBodenstrukturfOrderteauch den AbtragungsprozeBbeiRegenfallen.SinktdieMach- tigkeit des schwarzen Horizontes unter 25 cm, so greift der Pflughorizont bis in den braunen Horizont und zuletzt bis ins Anstehende. Mit der Vermischung der Horizonte gelangt das Bodenskelett des braunen Horizontes bis an die Oberflache. Solchen Stellen kommt als AuslOser von Bodenschadigungen groBe Bedeutung zu. In den sehr schwergeschiidigten(roten) Flachen auf der Karte eriibrigt sich die Kartierung dieser Stellen, da ohnehin der groBte Teil der Flache durchmischt ist.

Unterhalb der groBenAbspiilflachen,meist an Stellen, wo die konkave Hangform iiberwiegt, liegen groBe, flachenhafte Akkumulationen des Materials, das oben abgetragen wurde. Je nach dem Grad der Abspiilung sind die Akkumulationsproftlegegliedert in schwarze, braune und steinige Horizonte mit alien Mischformen sowohl vertikal wie lateral. Die Machtigkeiten sind unterschiedlich und bewegensich zwischen 10cm und

3 m. Manchmal konnten an der Basis der Proftle Spu- ren der urspriinglichen Bodenbildung vermutet wer- den. Viele Akkurnulationsflachen sind durchzogen von schluchtartigen AbfluBrinnen, die sich riickwiirts ein- erodieren. Andere AbfluBrinnen von oben miinden auf den Flachen aus und sind nicht weiter verfolgbar.

Auf der Karte werden die Akkumulationen durch braune Punkte charakterisiert und flachenhaft darge- stellt.

Ausgetretene Viehpfade wurden nur dort eingetragen, wo sie als Wassersammler oder AbfluBrinnen fUr die Bodenerosion von Bedeutung sind.

Bachiibergiinge und Quellen mit Triinke sind durch die Rinder bedingte Ansatzstellen fUr Bodenerosion. Die GroBe der Schiidigung wird einerseits durch die in den Boden eingetretene Tiife (bis brauner Horizont oder bis Anstehendes), andererseits durch ihr flachenmaBi- ges Ausmaj1 charakterisiert. Es wird in spateren Jahren einmal interessant sein, zu vergleichen, ob sich die Bachiibergange oder Quellen vertiefen odervergroBern.

Mit 200 m2 Flache wurde darum ein MaB gewiihlt, das fUr viele Bachiibergange bald einmal zum Grenz- wert werden kann, da sie ihn heute schon fast er- reichen.

Interpretation der Karte

Wichtiger Faktor fUrdas Auftreten von Bodenerosion ist der Mensch mit seiner Feldbautechnik und Vieh- haltung. 1m Bereich der Acker tritt eine groBe Kon- zentration von Schaden auf. 1m Weidegebiet verur- sacht das Vieh lineare Bodenerosionsschiidenvon ge- ringerer Bedeutung.

Die Bodenerosionskarte von Semien solI vie1enFor- derungen geniigen:

- Die bisher entstandenen Schaden werden moglichst genau festgehalten, urn in spateren Jahren mit dem

.Stand 1974vergleichen zu konnen.

- Die Karte zeigt funktionale Zusammenhiinge von einzelnen Faktoren mit Bodenerosion, wie z. B. Ex- position, Neigung, Vegetation, Hangform, AbfluB- rimien, woraus die Anfiilligkeit eines Hanges fUr Bodenerosiongeschatztwerden kann.

- Werden groBere Gebiete mit dem Luftbild auf Bo- denerosion untersucht, so dient fUr Semien die be- stehende Karte als Vorbild und VergleichsmaBstab.

(9)

-

Sie ist wichtige Grundlage fUr Schutzmaj3nahmen gegen die AbspiiIschaden.

Zu diesen Forderungen triigt jeder der drei Themen-

kreise: Abspulformen, Miichtigkeit des schwarzen Hori- zontes, Schiidigungsgrad der einzelnen Fliichen etwas beL

Abspulformen

Geschiidigte Stellen, die bis zum Anstehenden ero- diert sind, konnen flir sich ein MaB fUr die gesamte Schadigung darstellen. Betrachtet man nur die dunkel- rote Farbe, so ist deutIich eine Konzentration in den sehr schwergeschadigtenFIiichenabgezeichnet.Solche im Gelande helle Flecken konnen aber auch ziemlich gut im Luftbild (MaBstabca. 1:50000) abgegrenztund vom natiirlich anstehenden Basalt unterschieden wer- den. Es besteht also die Moglichkeit, mit Hilfe des Luftbildes die Schiidigung durch Bodenerosion fest- zustellen und zu unterscheiden.

Uberall dort, wo AbfluBrinnen auf konvexer bis ge- streckter Hangform vorkommen, befinden sich ge- schadigte FIiichen.Das Auftreten yon solchen Rinnen allein geniigt also bereits, ohne detai1liertereUnter- suchungen geschiidigteFliichen auszumachen.

Das bebaute Gebiet siidlich des Jinbar-Flusses weist weniger Schiidigungenauf. VermutIichist eine wesent- lich kiirzere Bearbeitungszeitals auf der andem Seite die Ursache, weil hier das Bediirfnis nach Ackerflii- chen spiiterauftrat.Die Bodenerosionsformensind also noch jiinger und teilweise erst in der Entstehung be- griffen. Eine morphogenetische Entwicklung ist also direkt aus der Karte ablesbai:'.Es entstehen der Reihe nach:

1. Ausbriiunungen: An konvexen Stellen entstehen wegen der geringeren Miichtigkeit des schwarzen Horizontes, der schnelleren Austrocknung und dem fortwiihrendenDurchpfliigen Fliichendurchmischter Horizontierung.

2. Mit der Zeit entstehen dort kleine FIecken, die bis zum Anstehenden erodiert sind. Bei Niederschlii- gen nimmt das anstehende Gestein nur noch sehr wenig Wasser auf. Mit der Menge Oberflachen- wassernimmt auch dessen Bewegungsenergiewegen dergroBeren Masse stark zu. Kriiftige Erosion ist die Folge.

3. Liegt die ausgebriiunte Stelle an einer mehr oder weniger horizontaIen Hangkante, so weitet sich die Erosionsstelle lateral auf beide Seiten stark aus, es 166

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entsteht wegen der zusammenfassenden AbfluB- rinnen eine Trichteiform.

4. In konkaven Hangen verlangsamt sich der AbfluB, das mitgefUhrteBodenmaterial wird abgelagert, es bilden sich, zusammen mit der Erosion im obern, Akkumulationen im untern Hangteil.

5. Wo der Boden tiefgriindig genug ist, vor allem in Akkumulationsgebieten, beginnen sich vor- oder riickschreitendSchluchteneinzufressen.

Miichtigkeit des schwarzen Horizontes

Wir kennen die durchschnittliche Bodentiefe im un- bebauten und nicht geschiidigten Gebiet: 68 em. Ab- hangigkeiten existieren dort nur in Bezug auf die Hangform. Urn festzustellen, ob im gering geschadig- ten Teil des bebauten Gebietes Denudation, d. h. fla- chenmaBige Reduktion der obersten Bodenschicht vor- kommt, geniigt die Karte nicht ganz. Urn eine so differenzierte Abnahme der Machtigkeit festzustellen, benotigt man die Messungen der Bodenproftle und ihrer beeinflussenden Faktoren.

Ein Diagramm mit der Tiefe des schwarzen Horizontes und der Exposition zeigt interessante Zusammenhange (Fig. 7).

In den Expositionen S, SE, E und NE treten sehr wenige Messungen auf. So, SE- und E-Hange, die im Gelande haufig vertreten sind, haben also fast keine Flachen mit geringer Schadigung, sind also extrem erosionsgefiihrdet.

Die Verteilung der Bodentiefen in den iibrigen Sek- toren zusammen mit der mittleren Tiefe yon 71 em zeigt, daB aus diesem Diagramm flir die Expositionen SW bis N keine Denudation ablesbar ist. Ob die SchluB- folgerung stimmt, daB nur lineare Erosion vorkommt, nicht aber fliichenhafte, konnen nur genaue Ab- schwemm-Messungenwiihrend der Regenzeit zeigen.

Schiidigungsgrad der Fliichen

Der groBte Teil der Fliichen, die iiber 20% zerstOrt sind, sind S- bis E-orientiert. Besonders auffaIlig ist diese Tatsache in den Seitentiilern,die yon Gich her nach Siiden entwiissern: Die W-Hange sind yon flii- chenhaftef"Zerstorung verschont geblieben, wiihrend die E-Hange fast vollig mit AbfluBtrichterformenund -rinnen bedeckt sind. AuslOsendeFaktoren sind meist horizontaleHangkanten,an denen entIang die Erosion einsetzt: Neigungsiinderungenin den Hangen fallen

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meist zusammen mit Grenzen zwischen FHichenun- terscl1iedlicherSchiidigung..

Flachere Hange sind meist weniger stark zerstort als steile. Oft wirken auch Wege und Viehtritte als Aus- lOsereines stark erodierten Hanges.

SchutzmaBnahmen

Bisjetzt eingeleitete MajJnahmen

Die Bevolkerung von Gich hat begonnen, sich in einigen Hangen mit ganz primitiven Mitteln recht wirkungsvollgegen die Bodenerosion zu schiitzen:

-

Wasserfangfurchen:

In einigen Feldem wird das Oberflachenwasser in schrag abwarts laufenden Furchen gesammelt und zur nachsten AbfluBrinne gefUhrt. Diese primitive MaBnahme ist in Gebieten hOheren Schadigungs- grades nicht mehr durchftihrbar, da die senkrecht zum Hang verlaufenden AbfluBrinnenzahlreichund dominant sind.

-

Biische:

Sehr starkgeschadigte,nicht mehr gepfliigteFlachen werden natiirlich iiber-wachsenmit Biischen, die mit ihrem Wurzelwerk im Boden sofort stabilisierend wirken und weitere Schadigungen verkleinem; Bis jetzt fmdet man sie aber nur an Stellen, wo eine

Bebauung gar nicht mehr moglichwar.

MoglichkeitenjUr SchutzmajJnahmen

Die aufgezahlten MaBnahmen sind unvollstandig und sollen nur als Anregung dienen.

- Wasserfangfurchen:

Wenn sie zahlreich genug sind, so konnen sie einen groBen Teil der Energie des Oberflachenwassers auffangen.

- Buschreihen:

Ein haufiger Wechsel zwischen Buschreihen und Ackerflachen verhindert lange, energiereiche Ero- sionsrinnen. Vor allem sollten samtliche konvexen Stellen, die am silirksten anHillig sind, mit Biischen bepflanzt werden.

- Terrassierung:

Wegen des steilen Gelandes ware eine enge Terras- sierung notwendig, die aus Mauem aufgeschichteter Steine besteht. Dies ist sehr arbeitsintensiv, aber auch erfolgversprechend.

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- Damme:

AbfluBschluchten konnen mit Steindammen (wie Wildbachverbauungen) in ihrer Erosionskraft ge- bremst werden.

- Wegkorrektur:

Vielbegangene Wege, die meist fast senkrecht iiber Hange hinunterftihren,miiBtenwiedieAbfluBrinnen Stufen erhalten, urn das abflieBende Wasser zu bremsen.

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168

(12)

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Ethiopia

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SchOdigungsgrad der FIOchen An'eil d., Flache mH ,e",Orte, Boden- ho,;,onlie,ung in % de, gon,en FIOche

Unbe+,aute FIOchen

MOchligkeil des schwarzen Hori,on!es on den Stechpunklen

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Machtigkeit des schworzen Horizontes in unbeboulem und in beboulem Gebie' mH mil 9.,inge, Schadigung

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Bis An"ehende. orodio"o, Badon Au.godOnnle Slollen durchmischlo,

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