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Bevölkerungsmeinung und Gewalt gegen Ausländer im wiedervereinigten Deutschland. Empirische Anmerkungen zu einem unklaren Verhältnis.

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FS m 93-104

Bevölkerungsmeinung und Gewalt gegen Ausländer im wiedervereinigten Deutschland.

Empirische Anmerkungen zu einem unklaren Verhältnis.

Thomas Ohlemacher

Berlin, November 1993

. Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH (WZB) Reichpietschufer 50, D-10785 Berlin

Telefon (030) 25 491-0

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Bevölkerungsmeinung und Gewalt gegen Ausländer im wiedervereinigten Deutschland.

Empirische Anmerkungen zu einem unklaren Verhältnis.

Discussion Paper FS I II93-104.

Wissenschaftszentrum Berlin.

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Bevölkerungsmeinung und Gewalt gegen Ausländer im

wiedervereinigten Deutschland. Empirische Anmerkungen zu einem unklaren Verhältnis.

Thomas Ohlemacher

Gewalttaten gegen Ausländer erschüttern das wiedervereinigte Deutschland. Eine neue Gefahr von rechts scheint zu drohen. Waren es zum Ende der achtziger Jahre die Wahl­

erfolge vor allem der Republikaner, die für Aufsehen sorgten, so sind es zu Beginn des neuen Jahrzehnts die brutalen Übergriffe verbunden mit rechten Parolen, die im In- und Ausland aufhorchen lassen. Ausländer werden überfallen, politisch Andersdenkende angegriffen, Asylantenheime in Brand gesteckt, Menschen sterben und: Teile der deut­

schen Anwohner von angegriffenen Heimen und Unterkünften unterstützen an manchen Orten die zumeist jugendlichen Täter, indem sie demonstrativ Beifall klatschen. Es kommt zu einer Welle von Gewalttaten. Rechtsradikale, rechtsextreme Jugendliche, ausländerfeindliche Gruppen in Ost und West - die Verursacher scheinen klar. Dingfest gemacht werden kleine Gruppen von Heranwachsenden, mehr oder weniger auffällig in ihrem Äußeren, mit oder ohne Verbindungen zu Funktionären von rechten Parteien oder Gruppierungen. Rasch erfolgen aber auch Gegenmobilisierungen: Lichterketten als neue Protestform werden organisiert, prominente Künstler veranstalten Konzerte, Sportler bekennen sich im Stadion. Gleichwohl, die Gefahr immer neuer Gewaltaus­

brüche gegen Ausländer scheint nicht gebannt.

Eine der am meisten diskutierten Fragen ist, inwieweit die öffentliche Diskussion um die Frage der Neuregelung des Asylverfahrens angesichts der steigenden Zahl der Asyl­

bewerber die Zahl der Gewalttaten beeinflußt haben könnte. So wurde die These geäus- sert, die Diskussion um das Asylverfahren habe die Bevölkerungsmeinung besonders ausländerkritisch, ja -feindlich werden lassen (Jaschke 1993:32). Die Medien und Poli­

tiker hätten Rassismus wieder hoffähig gemacht. Politiker hätten das Thema Asyl auf­

geworfen und dramatisiert - eine rasche Lösung allerdings sei nicht erfolgt. Medien hätten die Ängste der Bevölkerung geschürt, indem sie die Bedrohung über ein realisti­

sches Maß hinaus gesteigert und die Politiker als unfähig zu einer gemeinsamen An­

strengung beschrieben. Die Folge sei eine veränderte Bevölkerungsmeinung gewesen.

Die ausländerkritische Haltung von immer mehr Bürgern wiederum habe die gestiegene Zahl von Gewalttaten bewirkt; Täter hätten sich ermutigt gefühlt, Anschläge und An­

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griffe durchzuführen. Umgekehrt ist vermutet worden, erst die Gewaltakte hätten zu­

nehmend ausländerfeindliche Stellungnahmen hervorgerufen und damit neuer Gewalt den Weg bereitet (Eckert 1993: 368). An dieser Stelle setzt der vorliegende Beitrag an.

Seine zentrale Frage ist: Wie haben sich Bevölkerungsmeinung und Gewaltakte gegen­

seitig beeinflußt? Was ist - im weitesten Sinne - Ursache, was ist Wirkung? Hierzu werden ausgewählte Zeitreihen von Gewalttaten und aus Bevölkerungsumfragen korre­

liert und in ihrer möglichen Wechselwirkung untersucht.

I. Zur Forschungslage zu Rechtsradikalismus und Gewalt

Allgemein ist die Literaturlage zu ausländerkritischen Parteien, Bewegungen und Pro­

testaktionen aus sozialwissenschaftlicher Sicht als unbefriedigend zu bezeichnen.1 Es dominieren politikwissenschaftliche Essays zur Ideengeschichte der Rechten (z.B. Lan- gewiesche 1993; zu großen Teilen die Ausgaben des Jahrbuchs Extremismus und De­

mokratie 1989ff), Arbeiten zur Organisationsentwicklung (vergl. in beträchtlichen Tei­

len: Dudek/Jaschke 1984, Feit 1987, Stöss 1989, Greß et al. 1990, Assheuer/Sarkowicz 1992, Mantino 1992), Aktivistenporträts und journalistische Betrachtungen der rechten Szene (so zu "Denkfabriken": Leggewie 1987, Republikaner: Schomers 1990, zu ver­

schiedenen Themen: Benz 1989, zu der Szene "im Osten" Borchers 1992). Methodisch zufriedenstellende Arbeiten finden sich allenfalls im Bereich der Jugendforschung (Heitmeyer et al. 1992, Oesterreich 1993, Korfes 1992, Melzer 1992). Hier werden vor­

rangig Versuche unternommen, mit Individualdaten aus Umfragen die Ausländerfeind­

lichkeit und Gewaltbereitschaft von Jugendlichen zu erklären. Gewalttätigkeit ist auf­

grund der geringen Zahl der in dem jeweiligen Sample enthaltenen (und sich bekennen­

den) Gewalttäter nicht erklärbar. Auf hohem methodischem Niveau arbeiten auch einige Parteienforscher, denen es mit Hilfe von Repräsentativumfragen wie dem Eurobarome­

ter um eine Einordnung der neuen Parteien im rechten Teil des politischen Spektrums in das Muster der herrschenden politischen Konfliktlinien geht (Pappi 1990, Ignazi 1992, Minkenberg 1992). Den Eurobarometer haben in jüngster Zeit auch Autoren verwandt, um eine Korrelation der Kritik an Ausländem in verschiedenen westeuropäischen Län­

dern mit dem jeweiligen Ausländeranteil nachzuweisen (Fuchs, Gerhards und Roller 1993). Ebenfalls auf der Basis von Meinungsumfragen und den dort erhobenen Ein- stellungs- und Parteiaffinitätsdaten wird versucht, die Wahlerfolge der Republikaner Ende der achtziger/Anfang der neunziger Jahre zu erklären (Roth 1990). Einen interes­

santen und methodisch elaborierten Beitrag sowohl zur Ost/West-Differenz, als auch

1 Zu einem ähnlichen Urteil kommen jüngst Butterwege (1993:17) und Ende der achtziger Jahre Bak- kes/Jesse (1989:144).

(5)

zur Definition des Rechtsextremismus bietet Stöss (1993b) auf der Basis einer verglei­

chenden Befragung in Ost- und West-Berlin. Desweiteren sollen Analysen von Wähler­

bewegungen Auskunft geben über die Zukunft der Rechtsparteien (Hennig 1993). Me­

thodisch versiert, aber mit weniger profilierten Ergebnissen wird in der Vorurteils- und Stereotypforschung gearbeitet (Jäger 1992, Metin 1990, Fischer 1992).

In jüngerer Zeit sind - zum Teil initiiert von der Kommission für die Erforschung des sozialen und politischen Wandels in den neuen Bundesländern (KSPW) und dem Mini­

sterium für Frauen und Jugend - umfangreiche empirische Studien unternommen wor­

den.

Die interessantesten, weil theoretisch folgenreichsten Einzelergebnisse dieser Unter­

suchungen können wie folgt zusammengefaßt werden:

(1) Gewalt korreliert nicht mit aktuellen materiellen und psychischen Problemen, vielmehr ist eine hohe Angst der Gewalttätigen vor zukünftigem sozialem Abstieg fest­

zustellen (Kräupl et al. 1992:5, Korfes et al. 1992:24, Heitmeyer et al. 1992:10, Förster et al. 1992:169, Willems et al. 1993:34).2

(2) Ausländerfeindliche Gewalttaten sind Gruppentaten von zumeist jugendlichen Tätern (Willems 1992:437, Willems et al. 1993:38ff), dabei spielen "rechte Jugendkul­

turen" eine zunehmend wichtigere Rolle (Korfes 1992:79), absolut gesehen aber sind noch immer unpolitische Cliquen und Gruppen von größerer Bedeutung (Willems et al.

1993:30ff).

(3) Die Motive der vor allem jugendlichen Täter sind nicht explizit rechtsextremi­

stisch, sondern eher unspezifisch. Dumpfe Langeweile ist bei der Auslösung von Ge­

walttaten bestimmender als eine klare politische Motivation (Kräupl et al. 1992:20).

Langeweile und viel Alkohol, dies scheint die Mischung zu sein für spontane Ent­

schlüsse zur Gewalt (Willems et al. 1993: 40,81). Analog dazu ist eine Verweigerung der überwiegenden Zahl der Täter gegenüber Vereinnahmungsversuchen von rechtsex­

tremen Gruppen zu beobachten (Willems et al. 1993:39,48, Kräupl et al. 1992:20ff).

(4) Vergleicht man Ost- und WestDeutschland, so ist im Osten eine besondere Pro­

blemlage zu beobachten: Die beschriebene Langeweile, so ein Ergebnis einer weiteren Studie, ist ein Produkt der "Belanglosigkeit", in die Jugendliche sich nach der Wende transformiert sehen. "Die Lebensformen der Subkulturen werden von der Umwelt nicht mehr politisch kodiert." (Stock 1992:26f) Dieses Ergebnis des mangelnden Selbstbe­

wußtseins konkretisiert die eher allgemeine These der Arbeiten von Heitmeyer zu west­

deutschen Jugendlichen (1992, 1993).3

2 Im Rückgriff auf die Deprivationstheoreme von Gurr versucht Willems (1992:440), diese Beobach­

tung theoretisch einzuordnen: Nicht die unmittelbare Verschlechterung der Lebenslage, also eine ab­

solute Deprivation, ist das ausschlaggebende Moment. Vielmehr kommt es bei der eher wirksamen relativen Deprivation auf die Differenz zwischen den individuellen Zielsetzungen (expectations) und den wahrgenommenen Realisierungschancen (capabilities) an. In Erweiterung der Überlegungen von Willems könnte man in WestDeutschland von einer Abnahmedeprivation (Ziele bleiben gleich; wahr­

genommene Chancen sinken: Konkurrenten sind die Ausländer und die OstDeutschen), in Ost- Deutschland von einer kombinierten Bestrebungs- und Abnahmedeprivation sprechen (Ziele steigen;

wahrgenommene Chancen sinken: Konkurrenten sind die Ausländer). Damit könnte auch die größere Bereitschaft zur Ausübung von Gewalt im Osten erklärt werden.

3 Heitmeyer spricht von "instrumentalistischen Arbeitserfahrungen" als Folge der kapitalistischen Pro­

duktionsweise (und den damit verbundenen Individualisierungstendenzen als Folgen der Modemisie- rungsprozesse) und als Ursache von rechtsextremer Gewaltbereitschaft. Zwar benennt er damit einen möglichen Hintergrund für Gewaltbereitschaft, die soziale Umsetzung hin zur scheinbar politisch motivierten Gewalttat erhellt seine Untersuchung allerdings nicht (zur kritischen Betrachtung der Stu-

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(5) Mit Kühnei (1993) kann - für den Osten, aber mit guten Gründen auch für den Westen - zusammenfassend davon ausgegangen werden, daß Gruppenzusammenhänge

"Gelegenheitsstrukturen für Gewalthandeln" bieten. Er betont die Bedeutung, die neben den Interaktionszusammenhängen der Gruppen den "Dramatisierungsprozessen " in den Medien zukommt (402). Die Art und Weise der Themensetzung, so Kühnei, dürfte auch hier von Bedeutung sein. Berichterstattung in den Medien über Gewalttaten führe in den Gruppen zu einem Gefühl der "kollektiven Bedeutsamkeit". An Thesen führt Kühnei an, Tabuverletzungen durch die Parteien (wie die Diskussion der Einwanderungsfrage, der Frage der Grenzsicherung) könnten zu Mobilisierungen geführt haben. Polarisierungen der parteipolitischen Auseinandersetzung treffen hier auf eigentlich unpolitische

"Gesellungsformen" (pro/contra Ausländer) und laden diese politisch und gewalttätig- aktionistisch auf (vergl. Korfes et al. 1992:27). Jugendliche versuchen, so Kühnei, in

"Suchbewegungen" die "Grenzen des Alltags" zu überschreiten (403). Die Gewalt­

handlungen sind somit eher durch die Aufmerksamkeit, die sie finden könnten, als durch ihre unmittelbar erhoffte Wirkung auf die Opfer der Gewalt ausgelöst.

II. "Meinungsklima" und ausländerfeindliche Gewalt

1. Zur Forschungslage im speziellen und zur Absicht der empirischen Untersuchung

Mit welchen anderen sozialen Phänomenen sind Gewaltausbrüche in Korrelation zu se­

hen? Die oben dargestellte Forschung hat Vorschläge erarbeitet und überprüft, was die einstellungsmäßigen Voraussetzungen von Gewalt auf der Mikroebene angeht. Die konkrete Umsetzung, die Entstehung von Gewalt, der tatsächliche Mobilisierungspro­

zeß ist eher unterbelichtet. Die Umsetzung in den mehr oder weniger amorphen Grup­

pen und Szenen ist noch nicht erhellend bearbeitet worden. Dies mag zum großen Teil mit Zugangsproblemen Zusammenhängen. Gewaltbereite Jugendliche zu finden und zum Thema Gewalt zu interviewen, dies scheint mit eine der schwersten Aufgaben für sozialwissenschaftliche Forscher zu sein (Esseveld/Eyerman 1992). Gegenbeispiele zei­

gen jedoch: es ist nicht umöglich, in die jeweiligen Szenen sozialwissenschaftlich vor­

zudringen (Gerth 1993, Farin/Seidel-Pielen 1993, Bergmann und Leggewie 1993).

In jüngerer Zeit ist versucht worden, die Gewaltausbrüche in den gesellschaftlichen Kontext zu setzen und die Eskalation der Gewalt als einen weitgespannten sozialen In­

teraktionsprozeß zu deuten. In Anlehnung an das Konzept gesellschaftlicher Chancen­

strukturen (Tarrow 1983, 1991; Kriesi 1991) hat für den Bereich rechter Gewalt Wil- lems (1992) den profiliertesten Beitrag geliefert. Er benennt vier Interaktionsbeziehun­

gen in Form von Hypothesen, die für die Ausbreitung fremdenfeindlicher Gewalt im wiedervereinigten Deutschland von Bedeutung gewesen sein könnten:

dien vergl. die Rezension von Armin Pfahl-Traughber in der Politischen Vierteljahresschrift 1/1993, S. 114-118).

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"a) die Asylverfahrenspraxis und die Interaktionsprozesse zwischen Asylbewerbern und der einheimischen Bevölkerung;

b) die Reaktion der politischen Eliten und die Veränderung politischer Gelegenheits­

strukturen für radikale, fremdenfeindlich-nationalistische Minderheiten;

c) die Schwäche der Kontrollinstanzen und die Veränderung der Kosten- und Risi­

kostruktur von Gewalt;

d) die Veränderung der öffentlichen Meinung in der Bevölkerung und die Erfahrung kollektiver Bedeutsamkeit für stigmatisierte Minderheiten. "(442)

Nach Willems kann bis zum Ende des Jahres 1992 von folgendem Bild ausgegangen werden: Vor Ort haben sich bereits (gewaltlose) Proteste gegen Ausländer allgemein und Asylanten im besonderen gezeigt, bevor es zu Gewalttaten kam (a); die Polizei vor Ort war hilflos, weil desorganisiert und schlecht ausgerüstet, die Gewaltaktionen waren letztlich erfolgreich, die Asylanten wurden verlegt (c); die Parteien haben durch die Brechung von Tabus zur "Hoffähigkeit" rechter Themen beigetragen4 (b); die öffentli­

che Meinung vor Ort (und Teile der öffentlich sichtbaren Meinung insgesamt) schienen wenigstens teilweise auf seiten der Jugendlichen; die Medien verliehen ihnen das Ge­

fühl "historischer Bedeutsamkeit" (d). A ll dies hat zu einer günstigeren Wahrnehmung der Gelegenheitsstruktur für Gewaltaktionen durch die gewaltbereiten Personen geführt und damit neue Gewalt ausgelöst (c). An dieser bisher differenziertesten Darstellung der Dynamiken soll im folgenden angeknüpft werden.

In der bisherigen Literatur ist zudem von Nachahmereffekten ("copy cat riots") gespro­

chen worden, so z.B. im Gutachten für das Frauen- und Jugendministerium von Wil­

lems, Würtz und Eckert (1993:87,112,128). Die Autoren nehmen an, die Ereignisse in Hoyerswerda hätten als medial transportierte '"Erfolgserlebnisse' angesichts der Schwä­

che staatlicher Kontrollinstanzen", in allererster Linie einer machtlos erscheinenden Polizei und der Verlegung der Asylbewerber aus den angegriffenen Heimen, zu einem Ansteigen der Gewalttaten geführt. "Die Anwendung von Gewalt hatte sich als effizi­

entes Mittel erwiesen" (125), dem konnten neue "Taten" folgen. Für die unmittelbar beteiligten Personen sprechen sie von einer "berauschenden und stimulierenden Anar­

chie- und Anomieerfahrung" (127). Gleichwohl, es können nicht die in Hoyerswerda und Rostock aktiven Personen für alle folgenden Gewalttaten verantwortlich gemacht werden. Die Autoren sehen diesen Einwand und heben die Medienvermittlung hervor (128f). Sie betonen, die Medien seien zum einen aufgrund fehlender "organisatorischer Verfestigungen und infrastruktureller Vernetzung in den fremdenfeindlichen Subkul­

turen" ein wichtiger Faktor bei der "Information und Mobilisierung von Gleichgesinn­

ten und Unterstützern", zum andern stellten die Medien eine Art

4 Butterwege (1993:18) spricht von einer Enttabuisierung des Begriffs "Rassismus", indem er durch

"Ausländerfeindlichkeit" ersetzt wurde (ähnlich Willems et al. 1993:130).

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"Aufmerksamkeitsprämie für Gewaltanwendung" in Aussicht. Die Prämie wirke dabei sowohl auf politischer Ebene (Inszenierung von Gewaltaktionen) als auch auf individu­

eller Ebene ("vom Schläger zum Kämpfer zum Helden", 129).

In der Literatur wird weiterhin vermutet, ein Wandel des Meinungsklimas hätte während der neunziger Jahre den Ausbruch von Gewalt gefördert. Offen oder verdeckt seien bislang tabuisierte Themen (Nationalismus, Rassismus, etc.) durch die Asyldebatte wie­

der hoffähig geworden (Willems et al. 1993:116ff,120f,130; Kühnei 1993:30). Die Po­

litik habe sich jedoch als unfähig erwiesen, das selbst aufgeworfene und forcierte

"Asylproblem" befriedigend und rasch zu lösen. Die etablierten Politiker hätten sogar zu Anfang der Asyldebatte die Ängste vor Ort moralisch diskreditiert. Dies habe zu ei­

nem Vertrauensverlust der Bevölkerung in die etablierte Politik geführt. Die Rechten hätten die Sorgen aufnehmen können, ihren politischen Deutungen sei durch die Eta­

blierten ein fruchtbarer Boden bereitet worden. Erst nach dem Umkippen der Bevölke­

rungsmeinung insgesamt hätten sich die etablierten Parteien dem Thema wieder zuge­

wandt, allerdings dann unter dem Druck, die vorhandenen Deutungen von rechts nun selbst übernehmen zu müssen (Willems et al. 1993:120f).

Im empirischen Teil soll eine Konzentration auf Bevölkerungsmeinung als Teilaspekt der öffentlichen Meinung oder des "Meinungsklima" erfolgen. Meinungsklima im vor­

liegenden Fall läßt sich auf folgenden Ebenen operationalisieren:

- die Beurteilung der Aktionen durch die direkt von den Medien geäußerte Meinung (veröffentlichte Meinung 1);

- die in den Medien wiedergebenen Äußerungen von Politikern, Opfern, Mittätern, Pas­

santen etc. (veröffentlichte Meinung 2);

- die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung, wahrgenommen durch die Gewaltbe­

reiten - gemessen durch Bevölkerungsumfragen (Bevölkerungsmeinung')-,

- die Wiedergabe dieser gemessenen öffentlichen Meinung in der Presse (veröffentlichte Bevölkerungsmeinung').

Mit einer Analyse der gegenseitigen Beeinflussung von Meinungsklima (Bevölkerung und Medien) einerseits und Gewaltaktionen andererseits könnte gezeigt werden, (a) wie stark Mobilisierungen von kollektiven Aktionen und Meinungsklima korrelieren, und (b) wie die Richtung der Beeinflussung zu sehen ist.-5

5 Kepplinger versucht in einer ähnlich gelagerten Untersuchung der gesellschaftlichen Bedingungen (linksgerichteter) kollektiver Gewalt (1981) die Häufigkeit der gewaltsamen Demonstrationen und politischen Anschläge in den Sechzigern und Anfang der Siebziger durch soziale Rahmenbedingun­

gen zu erklären. Seine unabhängigen Variablen sind dabei u.a. die Beschäftigung von Literaten und Wissenschaftlern mit den Themen Gewalt und Revolution sowie die Berichterstattung des Spiegels über Demonstrationen (474). Er meint u.a. zeigen zu können, "... daß der (quantitative, ThOh) Höhe-

(9)

Wie oben dargestellt, werden viele der jugendlichen Täter als unspezifisch und diffus in ihren politischen Vorstellungen beschrieben. Dies läßt darauf schließen, daß es sich bei den Tätern mit einer hohen Wahrscheinlichkeit um außengeleitete und leicht beeinfluß­

bare Persönlichkeiten handelt. Der Meinung der anderen, den Wünschen und Haltungen ihres Umfelds kommt damit eine wichtige Rolle für die Entscheidungen dieser Personen für bestimmte Handlungen und Haltungen zu. Aus diesem Grund soll in diesem Beitrag mit der Bevölkerungsmeinung ein Anfang zur Analyse gesellschaftlicher Kontext­

strukturen gemacht werden.

2. Wellen der Gewalt

Daten über die Anzahl der Gewalttaten in der Bundesrepublik zu erhalten ist gar nicht so einfach. Die vermeintlich natürlichen Zugangswege erweisen sich als verstopft. Das Kriminalamt (BKA) und der Verfassungsschutz (BfV) "mauern". Briefliche Anfragen bleiben ohne Folgen. Man erhält lediglich Pressemitteilungen und den Hinweis auf den Verfassungschutzbericht. Telefonisches Nachhaken zeigt keinen Erfolg. Es wird "auf grundsätzliche Erwägungen" verwiesen, die sich jedoch bei Nachfrage als eher prakti­

sche Überlegungen "aufgrund der großen Zahl von Anfragen in diesen Tagen" erwei­

sen. Dabei wollte der Anfragende gar nicht so viel: Eine einfache monatliche Verteilung der Gewalttaten und eventuell eine Aufschlüsselung nach Regionen und Bundesländern.

Die Suche gestaltete sich schwierig: Ich folgte einem Hinweis eines Mitarbeiters des BKA und nahm Kontakt auf mit der Bundestagsgruppe der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS/Linke Liste). Die PDS/Linkc Liste stellt seit Beginn des Jahres 1992 mittlerweile ritualisiert die immer gleichlautende parlamentarische Anfrage, u.a. nach der Zahl der fremdenfeindlichen Straftaten, der Gewalttaten, der ermittelten Tatver­

dächtigen und der Festgenommenen - für die Bundesrepublik als Ganzes und für die einzelnen Bundesländer (PDS/Linke Liste 1993). Die Antworten basieren auf den aktu­

ellen Angaben des BKA. Über Umwege erhielt ich am Ende dann doch Zugang zu ei­

nem internen Papier des BKA (BKA 1993) - ein Papier, das mir - hätte ich es zu einem früheren Zeitpunkt gehabt - viel Arbeit erspart hätte.

Die im weiteren analysierten Daten ergeben sich aus der Zusammenstellung von Daten des BKA (zurückliegend und aufgearbeitet bzw. aktuell, auf parlamentarische Anfrage hin oder als Pressemitteilung), des Bundesverfassungsschutzes (aus den Verfas­

sungschutzberichten oder aus Zeitungsartikeln auf der Basis von Pressemitteilungen).

Grundlegend werden ausländerfeindliche Straftaten insgesamt und als Teilmenge Ge­

walttaten unterschieden. Die Gesamtheit aller Straftaten gegen Ausländer erfaßt bei­

spielsweise auch Verstosse gegen die Verbreitung rechtsextremer Schriften (z.B. Aufruf zum Rassenhaß, Verherrlichung des Nationalsozialismus), Verstosse gegen das Ver­

sammlungsgesetz (z.B. Aufmarsch trotz eines Demonstrationsverbots) oder Verletzun­

punkt der gewaltsamen Demonstrationen nach dem Höhepunkt der Berichterstattung (des Spiegels, ThOh) liegt. (...) Das Verhalten wurde durch die Kommunikation vorbereitet." (485) Den Aktivitäten der Literaten und Wissenschaftler schreibt Kepplingcr gewaltlegitimierende Funktion zu. Sie hätten ein Meinungsklima geschaffen, in dem "... jede Lapalie zum Anlaß gewaltsamer Auseinandersetzun­

gen werden (konnte)"(495)".

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gen des Waffengesetzes. Die Daten des Bundeskriminalamtes und des Verfassungs­

schutzes unterscheiden sich - was Gewalttaten angeht - grundlegend in zwei Punkten:

(1) Die Daten des Verfassungsschutzes sind "umfassender": So erfassen sie alle Straftaten von Personen, die bereits als Rechtsextreme aufgefallen sind. Soll heißen, selbst eine Straftat ohne politischen Charakter taucht u.U. in der Statistik auf. Das Bun­

deskriminalamt ist restriktiver: Erst wenn durch die Ermittlungen eindeutige Aussagen in Richtung Ausländerfeindlichkeit oder Rechtsextremismus gemacht werden können, wird der Fall in die Statistik aufgenommen (von daher auch die immer wieder erfolgen­

den Änderungen der Zahlen - zumeist jedoch nach oben aufgrund der langen Melde­

wege). (2) Das BKA zählt Sprengstoff- und Brandanschläge sowie Angriffe gegen Per­

sonen, während das BfV darüber hinaus sämtliche Sachbeschädigungen in seine Zäh­

lung einschließt.

Zusammengefügt ergibt sich eine Verteilung, wie sie in Tabelle 1 und Schaubild 1 wiedergegeben ist. In der Graphik sind die fremden-/ausländerfeindlichen Straftaten nach BKA-Zählung sowie die Gewalttaten nach BKA bzw. BfV festgehalten. Interes­

sant ist zunächst der parallele Verlauf aller drei Kurven. Anstieg und Abfall sind beinahe identisch. Dies heißt zunächst: BKA und BfV arbeiten tatsächlich nur mit un­

terschiedlich umfassenden Definitionen im Bereich der Gewaltaktionen. Der Verfas­

sungsschutz erfaßt keine strukturell sich über die Zeit in anderer Art und Weise entwik- kelnden Aktionsarten. Dies bedeutet: In der weiteren Analyse können die Daten des BfV vernachlässigt werden. Dies hat zudem den Vorteil, insgesamt lediglich BKA-ba- sierte Daten verwenden zu können (Straftaten insgesamt und Gewalttaten). Wird im folgenden von Gewalttaten gesprochen, handelt es sich in der Tat um eine Teilmenge der fremden-/ausländerfeindlichen Straftaten. Immanente Vergleiche der Daten werden dadurch valider. Doch nun zum Verlauf der Kurven: Sowohl Straftaten als auch Ge­

walttaten steigen von einem relativ niedrigen Niveau des ersten Vierteljahres 1991 (monatlich durchschnittlich ca. 40-50 Straftaten bzw. 5-10 Gewalttaten) auf ein etwas höheres Niveau in den nächsten vier Monaten (Mai - Juli: 65-70/10-25). Im August ist ein Anstieg um ein weiteres Drittel des bisherigen monatlichen Niveaus, im September gar eine Verdreifachung zu beobachten. Eine weitere Verdreifachung (nicht ganz so extrem bei den Gewalttaten) vollzieht sich im Oktober. Im November und Dezember halbieren sich die Zahlen jeweils. Auf diesem gegenüber dem Jahresanfang höheren Ni­

veau (200-280/45-60) stabilisiert sich die polizeiliche Lage bis zum Juli 1992. August und September sehen wiederum Verdoppelungen (zwischen diesen beiden Monaten steigen die Straftaten sogar um den Faktor 2,5). Die Spitzenwerte (1163/257) liegen damit über den Werten des Herbstes 1991. Die Gewalttaten verringern sich im Oktober um ein Drittel und stabilisieren sich bis zum Jahresende auf diesem Niveau (140-160).

Die Gesamtzahl der Straftaten verringert sich ebenfalls im Oktober um ein Viertel, steigt im November aber wieder auf das Niveau des Monats September an. Erst danach fallen die Zahlen wieder - ähnlich wie die der Gewalttaten. Die Straftaten oszillieren zwischen 300 und 500, die Gewalttaten bewegen sich etwa zwischen 60 und 90 Aktio­

nen. Beide Kategorien erreichen damit die höchsten Niveaus einer Stabilisierungsperi­

ode. Bei den Straftaten insgesamt ist im Juni 1993 wiederum ein Anstieg auf einen zu­

vor nie erreichten Wert von ca. 1300 Taten zu verzeichnen. Auch die Gewalttaten stei­

gen wieder an, bleiben jedoch mit einem Wert von 160 unter den zuvor erreichten Spit­

zenwerten von über 200 Gewalttaten. Sie schwanken im Spätsommer 1992 zwischen 60 und 80 Taten.

(11)

Fremdenfeindliche Straftaten in Deutschland Januar 1991 - Juni 1993

bkal bka2 bfv bkal bka2 bfv bkal bka2 bfv

1991 1992 1993

Jan 0040 009 030 Jan 0276 053 134 Jan 0507 087 070

Feb 0047 006 030 Feb 0274 052 094 Feb 0429 074

Mär 0043 009 025 Mär 0257 051 114 Mär 0403 081

Apr 0068 013 065 Apr 0274 054 114 Apr 0319 060 073

Mai 0064 014 055 Mai 0206 049 110 Mai 0400 092

Jun 0071 023 065 Jun 0201 056 103 Jun 1307 161

Jul 0070 024 055 Jul 0220 058 117 Juli 495 075

Aug 0104 036 085 Aug 0461 116 228 Aug 380 064

Sep 0314 096 220 Sep 1163 257 518 Okt 0961 218 490 Okt 0816 162 336 Nov 0420 080 175 Nov 1158 162 298 Dez 0224 046 080 Dez 1030 146 115

Legende:

bkal fremden-/ausländerfeindliche Straftaten

bka2 darunter: Sprengstoff- und Brandanschläge, Angriffe gegen Personen (keine Sachbeschädigungen)

(Quelle: Bundeskriminalamt

für 1991/92: BKA: Jahreslagebericht 1992 für den Bereich Rechtsextremismus/-terrorismus und

fremdenfeindliche Straftaten, Meckenheim:

BKA 1993, S.5.

für 1993: Bundestagsdrucksachen 12/4443, 4656, 4830,

5203, 5167, 5527, 5592, FR vom 30.07. und 20.10.93) bfv Gewaltakte mit rechtsextremistischer Motivation

(Quelle: Bundesamt für Verfassungsschutz

für 1991: BMI: Verfassungsschutzbericht 1991, Bonn: BMI für 1992: Pressemitteilung des BMI vom 06.02.93

für 1993: Pressemitteilung des BMI vom 06.02.93, FR vom 19.05.93)

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Schaubild 1: Ausländerfeindliche Straftaten in der Bundesrepublik, 1991 * 1993

Fremden-/ausländerfeindliche Straftaten

darunter Sprengstoff- und Brandanschläge, Angriffe gegen Personen (keine Sachbeschädigungen)

Quelle: Bundeskriminalamt

für 1991/92: BKA: Jahreslagebericht 1992 für den Bereich Rechtsextremismus/

-terrorismus und fremdenfeindliche Straftaten, Meckenheim: BKA 1993, S.5.

für 1993: Bundestagsdrucksachen 12/4443, 4656, 4830, 5203, 5167, 5527, 5592 FR vom 30.7.93 und 20.10.93

Gewaltakte mit rechtsextremistischer Motivation Quelle: Bundesamt für Verfassungsschutz

für 1991: BMI: Verfassungsschutzbericht 1991, Bonn: BMI für 1992: Pressemitteilung des BMI vom 06.02.93

für 1993: Pressemitteilung des BMI vom 06.02.93, FR vom 19.05.93

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Insgesamt kann also von einer Art Aufschaukelungsprozeß gesprochen werden: Immer neue Wellenberge führen zu immer höher werdenden Zwischenniveaus. Aus diesen Ni­

veaus erheben sich neue Wellen, türmen sich auf die vorherige, noch im Auslaufen be­

findliche. Soweit das Erscheinungsbild - ein Prozeß, der in der Metapher der Wellen durchaus richtig abgebildet sein dürfte.

Die zeitliche Nähe der ersten Wellenberge zu den gewaltsamen Ausschreitungen und Anschlägen von Hoyerswerda (17.09.91) und Rostock (22. - 27.08.92) ist nicht von der Hand zu weisen. In Hoyerswerda und Rostock wurden Asylantenwohnheime angegrif­

fen. Die Ausschreitungen dauerten in Rostock mehrere Tage. Über beide Vorfälle wurde in den Medien breit und intensiv berichtet. Diese Berichte könnten, wie oben vermutet, weitere Gewalttaten hervorgerufen haben. In der bereits zu beobachtenden Aufwärtsbewegung der Deliktzahlen des Spätsommers/Herbstes 1991 wirkte Hoyers­

werda möglicherweise wie ein Verstärker. Eine leichte Aufwärtstendenz ist auch bereits vor Rostock auszumachen - von der Tendenz her jedoch nicht so eindeutig wie im Jahr zuvor. Gleichwohl, auch hier steht das zweite Symbol für die ausländerfeindlichen Aus­

schreitungen im vereinigten Deutschland im zeitlichen Zusammenhang, ja am Anfang eines zahlenmäßigen Sprungs.6

Der Brandanschlag von Mölln (23.11.92), in zeitlich kurzem Abstand zu Rostock, mar­

kiert einen ambivalenten Zusammenhang. Die Zahlen befinden sich nach dem durch Rostock mitverursachten Gipfel im Abschwung; Mölln könnte einen Wendepunkt zum nochmaligen Anstieg verursacht haben (Gesamtzahl der Straftaten) bzw. den Ab­

schwung kurzzeitig stagniert haben lassen (Gewalttaten). Der unterschiedlich wirksame Zusammenhang scheint erklärbar: Mölln war der erste klar als solcher in den Medien und von den Politikern bezeichnete Mord aus Ausländerhaß, über den zudem ausführ­

lich und über mehrere Tage hin berichtet wurde. Zudem starben bei dem Anschlag zwei Kinder, was die Tat noch verwerflicher erscheinen ließ. Die Gesamtstraftaten steigen nach Mölln, die Schwere und Deutung der Tat verhinderten jedoch u.U. ein erneutes Anschwellen der Gewalttaten.

Ein anderer Zusammenhang läßt sich für die Zeit nach den Morden in Solingen (29.05.93) beobachten: Die Zahlen der Gesamtstraftaten, aber auch der Gewalttaten steigen wiederum an. Die Straftaten erreichen einen neuen Spitzenwert, die Gewalttaten

6 Zwar wären an dieser Stelle Zeitreihenanalysen mit Interventionen zu den kritischen Zeitpunkten nö­

tig gewesen (z.B. mit SPSS trends). Die Meßzeitpunkte jedoch, die für die Zeit vor dem ersten Ereig­

nis (Hoyerswerda) Vorlagen, waren in der Zahl zu gering, um über einen bereits vorhandenen Trend eine Aussage machen zu können. Für insider: das vermutete Modell wäre das einer Kombination von

"abrupt temporary" und "abrupt permanent" (Norpoth 1987:7).

(14)

bleiben mit ihrem höchsten Wert jedoch unter den Maximalwerten nach Rostock. Über die Höhe des nach Solingen erreichten Niveaus lassen sich aufgrund fehlender Werte noch keine Aussagen machen. Das erneute Anwachsen der Gewaltwerte nach Solingen läßt vermuten, daß der Schockeffekt nach Morden - so wie er nach Mölln zu beobachten war - nicht mehr wirksam war.

Festzuhalten bleibt für die Gewaltaktionen dreierlei: (a) Ein Trend zu immer mehr Ge­

walttaten, (b) das Anwachsen in Schüben, die durch besonders medienträchtige Ereig­

nisse (Hoyerswerda und Rostock) verstärkt werden, (c) ein Abfallen der Zahlen nach den Morden von Mölln, und (d) ein erneutes Ansteigen nach den Morden von Solingen.

3. Die erfragte Bevölkerungsmeinung

Obgleich die Meinungsforschung in der Bundesrepublik einen immer größeren Raum einnimmt, ist es nicht ohne weiteres möglich, Zeitreihen über einen Zeitraum von meh­

reren Jahren zu erstellen. In unserem Falle interessierten vor allem Fragen zu den The­

men Ausländer, Asyl, Gewalt gegen Ausländer und Rechtsextremismus. Die Fragestel­

lung sollte sich nicht geändert haben, die Befragungen zumindest alle dem Anspruch der Repräsentativität genügen. Eine Paneluntersuchung wäre optimal gewesen, war je­

doch nicht verfügbar. Mit Hilfe des Zentralarchivs für empirische Sozialforschung in Köln war es allerdings möglich, die monatlich differenzierten Häufigkeitsauswertungen des POLITBAROMETERs zu erhalten.7

Das POLITBAROMETER wird von der Forschungsgruppe Wahlen in beinahe mo­

natlichem Abstand als Repräsentativumfrage durchgeführt. Es erfolgt eine Trennung in eine ost- und eine westdeutsche Befragung. In OstDeutschland wird die Befragung von dem Institut USUMA, Berlin, durchgeführt. Die Samplegrößen betragen in Ost und in West jeweils rund 1000 Personen. Insgesamt wird also immer in Ost/Wcst-Differenz zu berichten sein. Bei den hier verwendeten Studien handelt es sich um die kumulierten Datensätze der Jahre 1991 und 1992.

Für die hier anstehende Untersuchung waren drei Fragekomplexe aus dem POLIT­

BAROMETER relevant: (1) Die Perzeption der Asylproblematik, (2) die Bewertung der ausländerfeindlichen Gewalt und (3) die Perzeption des Rechtsradikalismus. Kriterium für die Auswahl von Fragen war zunächst die Häufigkeit von Zeitpunkten, an denen die Frage gestellt wurde. Nicht alle Fragen wurden in allen Monaten gestellt. Damit schei­

den durchaus interessante Fragen aus - für sie liegen nur wenige ungünstig plazierte oder gar kein Vergleichswert vor. Das zweite Kriterium war die Plausibilität, mit der bestimmte Fragen und Antwortkategorien als handlungsrelevant angesehen werden

7 Die Daten und Tabellen, die in diesem Abschnitt des Beitrages benutzt werden, wurden vom ZEN­

TRALARCHIV FÜR EMPIRIRISCHE SOZIALFORSCHUNG (ZA), Universität zu Köln, zugäng­

lich gemacht. Die Daten der Studien wurden von der Forschungsgruppc Wahlen (Mannheim) und USUMA (Berlin) erhoben. Sie wurden vom ZENTRALARCHIV FÜR EMPIRIRISCHE SOZIAL­

FORSCHUNG für die Analyse aufbereitet und dokumentiert. Weder die vorgenannten Institute noch das ZENTRALARCHIV tragen irgendeine Verantwortung für die Analyse oder Interpretationen der Daten in diesem Beitrag.

(15)

konnten. Die Antworten mußten als Voraussetzung für eine mögliche Unterstützung von Gewalttaten bzw. die Perzeption einer Unterstützung angesehen werden können.

In die engere Auswahl kamen nicht nur direkte Fragen nach Haltungen, sondern auch Fragen nach der perzipierten Wichtigkeit von Problemen oder Problemkomplexen im Zeitverlauf. Die Fragen nach "dem derzeit wichtigsten Problem in der Bundesrepublik"

erwiesen sich jedoch trotz großer Befragungsdichte als ungünstig. So kann zum Beispiel bei der Antwortkategorie "Asyl/Asylanten" nicht klar gesagt werden, ob die Antwort sich bezieht auf die Zahl der Asylanten, die Versuche der politischen Regelung oder die Gewalt gegen Asylbewerber - die Haltung des Befragten bleibt unklar. Besorgnis wegen der Ausländer aber auch wegen des Umgangs mit ihnen können die Ursachen sein. Fra­

gen nach Problemwichtigkeiten waren somit nicht eindeutig zu interpretieren und konnten deshalb nicht berücksichtigt werden. Für die Bereiche Rechtsextremismus und Gewalt liegen nur wenige Zeitpunkte vor, sie scheiden damit für eine systematische Analyse aus. Übrig blieben damit Fragen, die (a) tatsächlich für die Zahl von Ge­

waltaktionen relevant sein könnten, und für die (b) ausreichend Zeitpunkte Vorlagen.

Diese Kriterien erfüllte allein die Frage nach dem perzipierten Mißbrauch des Asyl­

rechts (vergl. Tabelle 2).

Auf die Frage "Glauben Sie, daß die meisten Asylbewerber das deutsche Asylrecht mißbrauchen?" antworteten nach den Ereignissen von Hoyerswerda im Oktober 1991 in WestDeutschland annähernd 70% der Befragten mit "ja". Bis zum Jahresende sank die­

ser Anteil auf etwa 63%. In der ersten Jahreshälfte 1992 pendelte der Anteil zwischen 65 und 70%. Nach den Ereignissen von Rostock stieg der Anteil auf Werte um 75%. Im Monat nach Mölln wurde jedoch lediglich ein Wert von 66.3% gemessen. Im Osten la­

gen die Werte insgesamt auf einem höheren Niveau: Nach Hoyerswerda sahen beinahe 80% einen Mißbrauch, in der ersten Jahreshälfte 1992 waren es 75-80%. Nach Rostock steigt der Wert auf über 85% an, im Monat nach Mölln fällt er um 2,5%. Die Werte fol­

gen damit der Konjunktur der Gewalttaten. Eine Ausnahme bildet wiederum Mölln - die den Prozentsatz reduzierende Wirkung ist im Westen allerdings stärker als im Osten.

4. Die Wechselbeziehung von Bevölkerungsmeinung und Gewalt

Im nächsten Schritt sollen Bevölkerungsmeinung und Gewalt in Beziehung gesetzt werden. Bevölkerungsmeinung ist operationalisiert durch die Frage nach dem perzi­

pierten Asylmißbrauch im POLITBAROMETER, Gewalt wird gemessen durch die Zahlen des Bundeskriminalamts zu Brand- und Sprengstoffanschlägen sowie anderen Angriffen gegen ausländische Personen. Welche Plausibilität kann eine Verbindung zwischen diesen beiden so operationalisierten Faktoren für sich in Anspruch nehmen, welche Einschränkungen müssen gemacht werden?

Zum einen bezieht sich die so gemessene Bevölkerungsmeinung auf die Wahrneh­

mung eines mißbräuchlichen Verhaltens. Aus dieser Wahrnehmung kann nicht um­

standslos die Ablehnung der mißbrauchenden Gruppe gefolgert werden.

Zum zweiten, selbst wenn eine negative Bewertung vorliegen sollte, bedeutet dies noch keine Bereitschaft oder Zustimmung zu gewalttätigen Handlungen gegen Angehö­

rige dieser Gruppe.

Drittens bezieht sich die Vermutung eines Fehlverhaltens auf Asylanten. Die Zahlen der Gewalttaten erfassen als Opfer jedoch eine größere Gruppe (Ausländer insgesamt).

Viertens sind die Prozentsatzdifferenzen der Bevölkerungsmeinung relativ gering.

Kann von einem potentiellen Täter angenommen werden, er nähme die Veränderung

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T a b e lle 2: P e r z ip ie r t e r Asylmißbrauch

West Ost West Ost

1991 1992

Jan Jan 6 6 .0 75.7

Feb Feb 67.0 77.2

Mär Mär 64.6 7 6 .6

Apr Apr 68.2 8 0 .1

Mai Mai 6 7 .9 79.1

Jun Jun

J u l J u l

Aug Aug

Sep Sep 73.6 8 6 .4

Okt 68.3 Okt 76.5 8 6 .9

Nov 57.2 79.3 Nov 73.0 8 8 .0

Dez 6 2 .6 7 7 .4 Dez 66.3 8 5 .5

Q u e lle : POLITBAROMETER 1991/92

D ie Frage la u te te : "G lauben S ie , daß d ie m e is te n A sylb e w e rb e r das d e u tsch e A s y l r e c h t m ißbrauchen, oder glau b e n S ie d ie s n ic h t? "

D ie Werte in d e r T a b e lle geben d ie P ro z e n tw e rte f ü r d ie je n ig e n Personen an, d ie von einem m e h r h e itlic h e n M ißbrauch ausg in g e n .

von wenigen Prozentpunkten wahr und richte danach sein Verhalten aus?8

Die Gruppe der Bevölkerung, die einen mehrheitlichen Asylmißbrauch wahmimmt, kann folglich lediglich als die umfassendste Kennzeichnung des Mobilisierungs- bzw.

Unterstützerpotentials für Gewalttätigkeiten gegen Ausländer verstanden werden. Eine Veränderung dieses Potentials bzw. der Wahrnehmung des Potentials könnte die Zahl

8 An dieser Stelle könnte man die Frage nach dem perzipierten Asylmißbrauch als Indikator für einen größeren Umschwung im Meinungsklima verstehen. Dieses Meinungsklima wiederum dürfte für die Gewaltbereiten leichter wahrnehmbar sein. Eine solche Sichtweise könnte den Zusammenhang plau­

sibler erscheinen lassen.

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der Gewalttaten beeinflußt haben. Es kann weiterhin vermutet werden, daß umgekehrt die Zahl der Gewalttätigkeiten die Wahrnehmung eines Mißbrauchs des Asylrechts be­

einflußt haben könnte. Eine größere Zahl von Gewalttaten könnte Personen zu auslän­

derkritischen Stellungnahmen ermuntert, allzu viele oder besonders intensive Gewalt­

taten könnten aber eher abschreckend auf solche Stellungnahmen gewirkt haben. Anzu­

nehmen sind somit wechselseitige Verstärkungen und Abschwächungen (gleichsinnige Veränderungen im Sinne einer positiven Korrelation), aber auch gegenläufige Prozesse (gegensinnige Veränderungen im Sinne einer negativen Korrelation).

Die Beziehung zwischen den Faktoren Bevölkerungsmeinung und Gewalt kann auf Ba­

sis der empirischen Daten dieser Untersuchung somit nur als ein sehr loser Zusammen­

hang bezeichnet werden; ein Zusammenspiel zudem, das sowohl gleichsinnig, als auch gegensinnig verläuft. Kausale Zusammenhänge dürfen von daher nur mit aller Vorsicht behauptet werden. Die hier verwandten Operationalisierungen können allenfalls als In­

dikatoren für Bevölkerungsmeinung (und im weiteren Sinne Meinungsklima) einerseits und Gewalttätigkeit andererseits verstanden werden. Die lose und differenzierte Kop­

pelung muß in Rechnung gestellt werden, denkt man über eine kausale Beziehung nach.

Bevor die gegenseitige Beeinflussung genauer untersucht wird, soll zunächst die Kor­

relation der beiden Faktoren überprüft werden. Verändern sie sich gleich- oder gegen­

sinnig? Steigt mit der Gewalt auch die Perzeption des Mißbrauchs - so wie auch beide Faktoren gleichzeitig fallen? Oder entwickeln sich die Zahlen in unterschiedlicher Richtung: Bewirkt beispielsweise ein Ansteigen der Gewaltzahlen ein Absinken des wahrgenommenen Asylmißbrauchs?

Trägt man die monatlichen Prozentsätze der Personen, die einen Mißbrauch sehen (MISSWEST/-OST), über den zugehörigen Zahlen der Gewalttaten auf (BKA2), so er­

geben sich eindeutige Bilder (vergl. Schaubilder 3 und 4). Man kann hier einen linearen, aber vielleicht auch einen kurvilinearen, weil exponentiellen Zusammenhang vermuten.

Die eingezeichneten Regressionsgeraden verdeutlichen den Zusammenhang. Eine mul­

tiple Regressionsanalyse erbrachte Werte für r von 0.68 (West) und 0.88 (Ost).9 Höhe­

rer perzipierter Mißbrauch korreliert mit einer größeren Zahl von Gewalttaten, ein Ab­

sinken der Gewalttaten geht einher mit einem geringeren Maß an perzipiertem Miß­

brauch.

9 Gegen die hier verwandte Regressionsanalyse läßt sich einwenden, sie vernachlässige gegenüber ei­

ner Zeitreihenanalyse die Autokorrelationen zwischen den einzelnen Zeitpunkten. Leider ließ sich aufgrund der geringen Zahl der Zeitpunkte keine Zeitreihe rechnen. Zudem wird dieser Einwand im weiteren Verlauf der Analyse in seiner Kraft abgeschwächt, da an dieser Stelle Ergebnisse verglichen werden, die unter Verletzung ein und derselben Regel gewonnen wurden. x

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MISSWEST

12 cases p lo t t e d . R e g re ssio n s t a t i s t i c s o f BKA2 on MISSWEST:

C o r r e la tio n .67577 R Squared .45666 S .E . o f E st 58.00083 S ig . .0159 I n t e r c e p t ^ . E . ) -7 5 7 .1 7 3 4 9 (2 9 9 .8 7 2 3 4 ) S lo p e (S .E .) 12.68398( 4.37513)

77 80.5 84 87.5

MISSOST

11 cases p lo t t e d . R e g re ssio n s t a t i s t i c s o f BKA2 on MISSOST:

C o r r e la tio n .87936 R Squared .77327 S .E . o f E st 35.27293 S ig . .0004 I n te r c e p t( S . E . ) -9 7 9 .2 7 2 0 1 (1 9 5 .2 9 2 4 2 ) S lo p e (S .E .) 13.31987( 2.40420)

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Festzuhalten bleibt: Es gibt eine positive Korrelation zwischen den Kurven der Strafta- ten/Gewaltaktionen einerseits und der Bevölkerungsmeinung andererseits. Entscheidend ist jedoch die Frage, was eher zum ursächlichen Kontext gehört und was stärker als Wirkung anzusehen ist. Beeinflußten die Taten die Bevölkerungsmeinung, oder war der Zusammenhang eher umgekehrt: War es die Bevölkerungsmeinung, die zu einer Verän­

derung der Zahlen der Gewalttaten führte? Diese Frage zu beantworten ist schwierig, weil die synchrone monatliche Messung nicht klar erkennen läßt, ob die Zeitpunkte der jeweiligen Bevölkerungsbefragung beispielsweise nach oder vor besonders wichtigen Ereignissen lag. Dies kann jedoch zum Beispiel in den Monaten der Ereignisse von Hoyerswerda und Rostock von großer Bedeutung sein.

Um diesen Zusammenhang zu überprüfen, habe ich die Datensätze der Umfrage und der Gewalttaten asynchron analysiert. Kausalität muß als Mindestbedingung ein zeitliches Vorausgehen des ursächlichen Faktors annehmen. Die Daten wurden somit gleichsam zeitlich versetzt aufeinander bezogen. Dies erfolgte auf zwei Arten, für die beiden ge­

gensätzlichen Hypothesen: In dem einen Fall sollte die These getestet werden, ob die Bevölkerungsmeinung den Gewalttaten voranging (Hypothese 1). Zu diesem Zweck wurden die Umflagedaten aus dem Monat x mit den Gewaltdaten des Monats x+1 ver­

bunden. Zum Test der umgekehrten Hypothese (Gewaltakte beeinflussen Bevölke­

rungsmeinung, Hypothese 2) wurden die Zahlen für Gewaltakte aus dem Monat x mit den Daten der Umfrage aus dem Monat x+1 gekoppelt. Die Regressionsanalysen er­

brachten das in Tabelle 3 wiedergegebene Resultat.

T a b e lle 3: Ergebnisse d er Regressionsanalysen

Hypothese 1 Hypothese 2

A n a ly s e a rt synchron asynchron asynchron

K a u s a l- b e id e B e v ö lk e ru n g s - G e w a ltta te n

F a k to r meinung

r West 0 .6 7 6 * 0 .8 8 7 * * 0 .5 9 7 *

r Ost 0 .8 7 9 * * 0 .8 9 8 * * 0 .6 8 3 *

* : s i g n i f i k a n t a u f 5%-Niveau

* * : s i g n i f i k a n t a u f 1%-Niveau

(20)

Die Werte zeigen im Vergleich zur synchronen Auswertung tendenziell gleichgerichtete Änderungen in Ost und West. Nimmt man die Gewalt als kausal an, verringern sich die Werte des Koeffizienten. Das Signifikanzniveau insgesamt sinkt ebenfalls. Wird die Bevölkerungsmeinung als ursächlich angenommen, erhöhen sich die Werte und das Signifikanzniveau steigt. Diese klare Tendenz spricht für die höhere Wirksamkeit des in Hypothese 1 vermuteten Zusammenhangs: Bevölkerungsmeinung wirkt stärker auf Ge­

walttaten als umgekehrt. Die gleichwohl ebenfalls hohen Werte für den Zusammenhang nach Hypothese 2 lassen auch eine Wirkung in dieser Richtung vermuten. Zusammen­

fassend kann vorläufig festgehalten werden: Gewalttaten gegen Ausländer und auslän­

der kritische Bevölkerungsmeinung beeinflussen sich wechselseitig positiv (dh. verstär­

kend und abschwächend): Bevölkerungsmeinung wirkt jedoch auf die Gewalttaten im Sinne einer gleichgerichteten Wirkung stärker als dies in umgekehrter Richtung der Fall ist.

Wie läßt sich dieser Befund erklären? Wie weiter oben aus der Literatur berichtet, ist der beobachtete positive Zusammenhang "Bevölkerungsmeinung wirkt auf Gewaltzah­

len" als plausibel anzunehmen: Gewaltbereite können sich durch die Bevölkerungsmei­

nung unterstützt fühlen und somit ihre Entscheidung für Gewalt legitimiert sehen. Eine steigende Mißbrauchsvermutung gegenüber den Asylsuchenden kann die Gewaltberei­

ten ermutigt haben, sich für ihre Taten zu entscheiden. Sinkt der Prozentsatz der Miß­

brauchsvermutung, so fallen auch die Zahlen der Gewalt. Der umgekehrte Zusammen­

hang ("Gewalt wirkt auf Bevölkerungsmeinung") ist nicht so offensichtlich. Hier muß neben der Zahl der Taten, die durchaus ermunternd auf eine ausländerkritische Bevölke­

rungsmeinung gewirkt haben könnte, auch die Intensität, die Art einzelner Gewalttaten in die Überlegungen einbezogen werden. Die "kritischen Momente" der Gewaltkurve sind in zeitlichem Zusammenhang zu sehen mit den oben beschriebenen Ausschreitun­

gen und Morden; nach diesen steigen (oder fallen) die Zahlen - sowohl der Gewalt als auch der Wahrnehmung eines Asylrechtsmißbrauchs. So kann argumentiert werden, durch die medienträchtigen Ereignisse von ausländerfeindlichen Ausschreitungen (wie Hoyerswerda und Rostock) und der infolgedessen steigenden Gewaltzahlen könnten Bürger zu einer kritischeren Haltung gegenüber Ausländern bewogen worden sein.

Plausibler als eine plötzliche Einstellungsänderung ist jedoch eine Vorstellung, welche die Erhebungssituation der Bevölkerungsmeinung als intervenierende Variable mitein­

bezieht. So könnte man erstens vermuten, die Befragten seien nach Ereignissen wie Hoyerswerda und Rostock eher bereit, ihre latent vorhandenen Einstellungen gegenüber einem anonymen Interviewer wahrhaftig zu äußern. Die von den Medien umfangreich berichteten Ereignisse und die steigende Zahl von gewaltsamen Übergriffen haben u.U.

die perzipierte soziale Erwünschtheit von speziellen Antworten verschoben: So scheint

(21)

es nach Hoyerswerda und Rostock leichter, offen die Mißbrauchsvermutung zu äußern.

Zweitens wirkt ein ähnlicher, aber anders gerichteter Zusammenhang im Monat nach Mölln. Hier wird durch den Mord eine neue Latenz durch eine neuerliche Veränderung der perzipierten sozialen Erwünschtheit aufgebaut. Der Mord diskreditiert weitere Ge­

walttaten.10 Nach Mölln korrelieren somit niedrigere Zustimmung zu der Mißbrauchs­

vermutung und geringere Gewaltzahlen. Die Morde lassen die Zahl der Gewalttaten sinken, in Folge der Ereignisse sinkt auch die Kritik gegenüber Asylbewerbern. Die le­

gitimierende oder delegitimierende Wirkung der Bevölkerungsmeinung für Gewalttaten ist damit keinesfalls bestritten, sondern lediglich in ihrem Wirkungsgrad relativiert.

in. Bevölkerungsmeinung und Gewalt gegen Ausländer: Wechsel­

seitige Eskalation und Deeskalation

Die wachsende Zahl der Gewalttaten ist nur vordergründig ein beachtenswertes Resul­

tat dieser Untersuchung. Auch das Ansteigen nach den Ereignissen von Hoyerswerda und Rostock ist nicht eigentlich mitzuteilen - dies ist in anderen Publikationen bereits geschehen. Der Anstieg hat vielmehr darüber hinaus vier beachtenswerte Charakteri­

stika: Zum ersten geschieht das Anwachsen nach den obengenannten Ereignissen nicht nur kurzfristig, die Zahl der Gewalttaten stabilisiert sich nach einem Abfallen auf einem höheren Niveau. Es türmen sich neue Wellenberge auf den bestehenden Resten der al­

ten Wellen auf. Zum zweiten, die Ereignisse von Hoyerswerda und Rostock sind nicht - wie vielfach vermutet - Auslöser des Trends, sie sind vielmehr Katalysatoren. Es gibt einen Vorlauf des Anstiegs, die Zahl erhöht sich bereits vor den Ereignissen. Die fol­

genreichen Ereignisse (folgenreich, sowohl was ihre Wirkung auf die Opfer, als auch auf die erzielte mediale Aufmerksamkeit angeht) sind damit vielmehr Verstärker, nicht auslösende Momente der beschriebenen Entwicklung. Die "Erfolge" der Angreifer könnten zu neuen Taten ermuntert haben. Zum dritten führt das ebenso intensiv von den Medien berichtete Ereignis von Mölln zu einem Abschwung der Gewalt. Obgleich auch in diesem Fall breit von den Medien berichtet wurde, hat dies nicht zu einem Ansteigen der Gewalt geführt. Der Schock des Mordes hat die Zahlen sinken lassen - so könnte

10 Einen Beleg für diese These stellen Antworten aus dem Politbarometer auf die Frage nach der Ge­

waltakzeptanz dar. Die Frage wurde leider nur in wenigen Monaten gestellt, konnte von daher keine systematische Verwendung finden. "Haben Sie Verständnis dafür, daß Leute gewalttätig gegen Asyl­

bewerber vorgehen?", so die Frage nach den Ereignissen von Rostock. Diese Frage wurde im Westen 1992 im September, Oktober und im Dezember gestellt, im Osten leider nur im Oktober. Nach Ro­

stock äußerten Verständnis im Westen 13.6% (Sep.) bzw. 11.5% (Okt.); im Osten waren es mit 16.2%

(Okt.) ein höherer Anteil von Befragten. Im Westen sank die Zustimmung nach den Morden von Mölln auf unter 5%. Dies stützt die Vermutung einer gewaltabschreckenden Wirkung, die von den Ereignissen von Mölln aus ging.

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man vermuten. Zum vierten ist jedoch nach den Morden von Solingen ein erneutes An­

steigen der Gewalttaten zu beobachten - der Schock von Mölln war u.U. nicht mehr wirksam. Es ließe sich vermuten, die Meldungen von Morden an Ausländern hätten ihre abschreckende Wirkung auf weitere Gewalttaten verloren. Es könnte eine Art gesell­

schaftlicher Gewöhnungsprozeß eingesetzt haben.

Die Analyse der Bevölkerungsmeinung bestätigt diese Vermutungen. Zusammenfas­

send kann festgehalten werden: Die Bevölkerungsmeinung korreliert in ihren Ausschlä­

gen mit dem Verlauf der Gewaltkurve. Ein Ansteigen der Gewalt wird begleitet von ei­

ner stärker verbreiteten Erregung über den Asylmißbrauch - eine Erregung, die eben­

falls auf erhöhtem Niveau stabil bleibt. Diese Erregung verringert sich nach den Mor­

den von Mölln, ebenso sinken die Gewaltzahlen. Dieser Parallellauf von Zahl der Ge­

walttaten und Grad der ausländerkritischen Bevölkerungsmeinung drückt sich in hohen, positiven Korrelationswerten aus. Eine wechselseitige positive Beeinflussung scheint vorzuliegen und ist auch theoretisch plausibel. Was jedoch ist stärker als Ursache, was stärker als Wirkung anzusehen? Verschiebt man die beiden Datensätze in unterschied­

licher zeitlicher Richtung, analysiert sie asynchron, so lassen sich Kausalhypothesen in beide Richtungen testen. Die Ergebnisse der Regressionsanalyse zeigen eine stärkere, gleichsinnig gerichtete Beeinflussung der Gewalttaten durch die Bevölkerungsmeinung.

Der umgekehrte, gleichsinnige Zusammenhang ("Gewalt wirkt auf Bevölkerungsmei­

nung") wird dabei jedoch nicht aufgehoben - er ist weniger stark, in ihm wirken inverse, gegensinnige Wirkungszusammenhänge.

Man kann somit von einer spiralartigen Verbindung der beiden Größen sprechen - eine Spirale mit einer "Unwucht" allerdings. Bevölkerungsmeinung kann als stimulierend für die Gewalttaten angenommen werden - die Gewalttäter konnten sich durch eine auslän­

derkritische Haltung weiter Teile der Bevölkerung legitimiert sehen. Gleichzeitig führt eine geringere Wahrnehmung des Asylmißbrauchs auch zu einer verringerten Zahl von Gewalttaten. Die schwächere gleichsinnige Wirkung von Gewalt auf Bevölkerungsmei­

nung wird erzeugt durch gegenläufige Wirkungszusammenhänge: Ein "Zuviel" an Ge­

walt hat zu einem "Weniger" an gemessener Wahrnehmung von Asylmißbrauch ge­

führt. Das "Zuviel" besteht nicht in der Zahl, sondern in der Intensität, der Art einzelner Ereignisse. Dies läßt sich ansatzweise erklären durch die Aufhebung von Kommunika­

tionslatenz nach den Ereignissen von Hoyerswerda und Rostock und durch die Wieder­

herstellung einer neuen Latenz nach den Ereignissen nach Mölln. Entgegen den Ver­

mutungen von Bergmann/Erb (1986:226) kann nicht ohne weiteres davon ausgegangen werden, die Anonymität der Interviewsituation bei einer Bevölkerungsumfrage lasse Kommunikationslatenz als Einflußfaktor irrelevant erscheinen. Auch in dieser Situation

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wirkt die Perzeption sozialer Erwünschtheit. Nach Hoyerswerda und Rostock schien Kritik an Ausländern legitimer, aussichtsreicher und einfacher mitteilbar zu sein - auch einem anonymen Interviewer gegenüber. In Anlehnung an die Überlegungen von Noelle-Neumann (1984) könnte man nicht das Wirken einer Sc/wezgespirale, sondern Ansätze zu einer Retfespirale vermuten. Nach Mölln zeigte sich allerdings in der Bevöl­

kerungsumfrage ein geringeres Maß an kritischer Haltung gegenüber Asylbewerbern.

Die Morde haben die Kritiker wahrscheinlich etwas vorsichtiger werden lassen. Eine of­

fene Frage muß bleiben, ob sich auch ihre Haltung verändert hat.

\

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