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(1)674 Beiträge zur altindischen Grammatik

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674

Beiträge zur altindischen Grammatik.

Aus Anlass von J. Wackernagel's Aind. Grammatik.

I. Lautlehre.

Von Christian Bartholomae.

Eine Besprechung des verdienstlichen Buches habe ich für

Streitberg's Anzeiger für idg. Sprach- und Alterthumswissensehaft geliefert.') Es ist ja selbstverständlich, dass eine so sehr ins Einzelne

gehende Schrift an zahlreichen Stellen Anlass giebt zu wider¬

sprechen, zu berichtigen oder zu ergänzen. Eine Anzahl solcher

Pnnkte habe ich bereits in jener Recension zur Sprache gebracht,

jedoch mit Rücksicht auf den gewährten Raum nur solche, die mit

wenig Worten abzuthun waren. Es war aber dort schon eine

weitere Reihe von Bemerkungen in Aussicht gestellt worden : es

sind die, die ich hier als Beiträge zur altind. Grammatik vorlege.^)

1. Zu § 5.

Es heisst hier: ,Das aind. a entspreche im Ganzen nur dem¬

jenigen gr. a e 0, das nicht Tiefstufe von är) la ist'. Dann aber

wird uns doch eine Reihe von Wörtem vorgeführt, darin das aind.

o jene Tiefstufe repräsentiren soll, und zwar a) unter dem Hochton

und b) in nicht hochbetonter Sübe, „anscheinend in Folge von

Accentverschiebung' ; s. auch § 74.

W. fusst dabei auf den von Bechtel und And. verfochtenen

Theorien , die aber , sofem sie auf die Ableugnung einer a-Reihe

neben der e-Reihe hinauslaufen, von W. abgelehnt werden, s. § 71.

Als Beispiel zu a) fungirt datram „Gabe" von dä „geben'*);

die idg. Gmndform sei *d9tr6m gewesen; aber noch ehe der

Wandel idg. 9 — ar. i begonnen habe, sei der Hochton des Wortes

auf die erste Silbe zurückgezogen worden: *ditrom\ dann seien

1) Sie wurde gleictizeitig mit diesen Beiträgen (19. j3. 1896) eingeliefert, ist aber nocb nicbt ersebienen. Auf sie beziebt sicb unten das Citat IF. Vll Anz. [Corr.-Note.]

ü) Die indiscben Wörter sind darin wie bei W. , die iranischen ent¬

sprechend dem Grdr. d. ir. Philol. umschrieben.

3) S. aber unten S. 677.

(2)

Bartholomae, Beiträge zur altindischen Grammatik. 675

die hochtönigen a im Arischen zu a, die nichthochtonigen zu t ge¬

worden : ddtram, aber pitä. In den Beispielen zu b) wäre der

Hochton nach Ahschluss dieses Lautprocesses neuerdings — auf die

ursprüngliche Stelle zurück — verschoben worden ; für ai. vagniis

wäre somit die Entwickelungsreihe anzusetzen : *yt9gn'us — *^9gnus

— *vdgnus — vagnüs. Anderseits wäre für Wörter wie z. B.

ditis (öoßig) zwar auch Zurückziehung des Hochtons anzunehmen,

wie für ddtram, aber hier müsste sie erst nach Ahschluss des

Uebergangs von 9 in a verlegt werden. Die schlimmste Conse¬

quenz, zu der jene Theorie führt, ist, dass vrir die Accentverrückung

der nichtpassiven ^«-Präsentien in ganz verschiedene Zeiten setzen

müssen ; bekanntlich betonen sie im Indischen durchaus die Wurzel¬

silbe ; in dhdyati zu dhäyus wäre die Betonungsänderung erfolgt, als

noch 9, in sidhyati zu sädhds dagegen, als bereits i für 9 ge¬

sprochen wurde. Den Vorzug der Einfachheit darf man für diese

Theorie kaum beanspruchen. Und da W. mit Recht ein hoch¬

stufiges a (neben e) anerkennt , so hatte er es meiner Meinung

nach gar nicht nötig, ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Ich stelle es in Abrede, dass das aind. a irgendwo ausser vor

y (Grdr. d. ir. Philol. I § 69 No. 3) auf anderem als analogischem Wege an die Stelle eines idg. 9 gekommen ist ; s. auch J. Schmidt,

Pluralbild. 420 No., Kritik der Sonantentb. 90 No.') Wenigstens

halte ich keines der W.'schen Beispiele'-) für geeignet, das Gegen¬

teil zu erweisen. Zu § 75 a, wo gesagt wird, es sei jedes idg. 3

vor i geschwunden, vermisse ich die Beispiele für den behaupteten Ausfall.

Eine Möglichkeit der Erklärung solcher aind. a hat bereits

.lohanssen, KZ. XXXII 441 angegeben: ,(es) kann a das Con-

taminationsproduct zwischen 9 und ä sein'. Der qualitative Aus¬

gleich des tiefstufigen , aus idg. 9 hervorgegangenen i mit dem

hoch- (und dehnstufigen) ä, wodurch ersteres zu a ward, vergleicht sich dem des tiefstufigen griech. a (aus 9) rait dem hochstufigen

w in xi&Tjui, diäwfii, wodurch die Vocaldifferenz zwischen lat.

fa-dö, datus und gr. &(-T6g, dorög hervorgerufen wurde ; vgl. übrigens

Bthl., IF. VII 68 No. Man kann die Gleichung aufstellen, ai.

saddhis^) : siddhis : sädhanam = gr. doGtg : lat. dati-ö : donum.

So erklärt sich jedenfaUs von W.'s Beispielen ai sisadhas neben

tisthipat, das regelmässiges i zeigt. Vgl. auch ariradhat zu

rarddha, das in § 91 auf eine äi'-Wurzel zuräckgeführt wird, also

1) Bechtel's Einwand, Hauptprobleme 253 ist um so weniger stich¬

haltig, als der üebergang von si- in ai- in vorarische Zeit zu verlegen ist, also in eine Zeit, da der Wandel von 9 zu i noch nicht begonnen hatte.

Freilich ist ja für Bechtel W.'s 9 gleich a und ein anderes a nicht vorhanden.

Man erkläre aber einmal z. B. dss a von ai. andhas, gr. ät9os.

2) Auch nicht die sonst dafür angeführten. J. Schmidt's ai. viralas, Pluralbild. 240 No. ist mit bhpn-alds, t^p-aläs zusammenzuhalten.

3) Das Beispiel fehlt bei W.

43*

(3)

676 Bartholomae, Beiträge zur altindisehen Grammatik.

im reduplicirten Aorist jedenfalls l aus idg. t (nicht 9) enthalten sollte.

Aber auch auf dem Wege der Proportionsbildimg kann sich

hochstufigem ä ein a zur Seite gestellt haben; ist ja doch der

Wechsel zwischen a und ä in den leichten Reihen überaus häufig.

So mag sich z. B. das Puturum datsyanti^) des AV. dem «-Aorist

*aJätalt nach dem Musterverhältniss tapsydti : dtäpait u. ähnl. an¬

geschlossen haben^). I^r snapdyati neben anäpdyati und für

sndpanam scheint ja auch W. selbst eine entsprechende Erklärang

zu befürworten.

Bei einigen der W.'schen Beispiele sehe ich das aind. o für

hochstufig , den daneben vorkommenden langen ä-Vocal für den

Vocal der Dehnstufe an. So in ai. hamads gegenüber gr. ydv;

s. Streitberg, IT. III 333; in ai. nasi gegenüber näsä, lat.

näres; s. Bthl., BB. XVII 125; vom L. Sg. nasi (statt *ndsi, vgl.

Jesdmi, dydoi u. s. w.) ist das a auch in den L. Du. nasös u. s. w.

eingedrungen. Perner in ai. dsrk gegenüber gr. rjocg (eZap); das

ai. a entspricht dem « von iag, während das a von lat. asser, lett.

asins auf idg. 9 geht. W. hätte auch noch ai. ydkft (= np. jig-ar, lat. Jec-wr) gegenüber jAw. yäk-ara und gr. rin-ag anführen können;

vgl. J. Schmidt, Pluralbild. 198 ff. Die Dehnung des Wnrzel¬

vocals scheint in diesen und • ähnlichen Pällen ■ui-sprünglich auf den

(neutralen) Acc.-Nom. Sing, beschränkt gewesen zu sein ; vgl. auch

ai. härdi, gr. xrig , arm. sirt (Bthl., BB. XVII 119, 125) gegen¬

über got. hairtina und ai. hfdda, lat. cordis; s. dazu W. § 61a).

Auch das ä von lat. vägire gegenüber dem a von ai. vagniis, vagvanüs

lässt sich als Dehnvocal nehmen, indem man das Wort aus einem

i'-Nomen herleitet, welche zum Oefteren Dehnung des Wnrzelvocals aufweisen ; cf. gr. fiijvi-e, got. qeni-ns (neben ai. jdni-s), got. wegi-m, air. fäith aus *ytäii-s (neben ai. apivatati); s. Bthl., BB. XVII 125.

— Anders über vagniis § 100 b) No.

Ai. gdhvara-, gahmdn- stelle ich nicht mit W. zu gddhate,

sondem mit Leumann, Etym. Wörterbuch 82 zu gdmbhan-,

gabhird- ; schon das PW. fasste gahmdn- (mit der Variante gamh-

mdn-) als Nebenform von gambhdn-. Mindestens wird man ein¬

räumen müssen, dass gdhvara- sein a von dem synonymen gabhlrd-

bezogen haben kann; kommt ja doch auch gaihvara- mit bh vor,

eine Porm, die sich anscheinend in pa. gabbhara- fortsetzt.*)

1) W. bietet idtsyati mit falscher Betonung. Das Beispiel passt also nicbt zu a).

2) leb gebe dabei von der Voraussetzung aus, dass in der That das ai. sattyanti zusammen mit lat. cadere zu lat. cedere gehSrt; s. Bechtel, Hauptprobleme 256. Für ausgemacht balte ich es nicht; die Bedeutung allein entscheidet dabei nicht, wie das classische Beispiel gr. ntpSo/iai — lat. pedere lehren, kann. Vielleicht haben wir es mit einer a -Wurzel zn thnn; s. § 11.

3) Doch beachte E. Kuhn Beiträge z, Paligr. 52. Es wäre auch möglich, dass wir iu gabhvara- ein sanskritisirtes pr. gabbhara- (aus gahvara- wie jibbhä- aus jihvä-) zu erkennen haben.

(4)

Bartholomae, Beiträge zur altindischen Grammatik. 677

Ai. ddtra- = gAw. da&ra- (Y. 34. 13) ist besser an ddyate

als an dddäti anzuschliessen; vgl. RV. 4. 17. 6: aaträbhavo vdm-

patir vdsünätn ddtre vi^ä adhühä indra krsßh »auf einen Schlag

wurdest du, o Indra, der Güter Güterherr und setztest alle Stämme

auf ihren Antheil'. Wie die Bildung zu Stande kommen konnte,

zeigen J.Schmidt, Plnralbild. 419, Kretscbmer, KZ. XXXI 430

zu ai. ksaJtrd-m ; die Betonung der <ra-Stämme ist keine gleich¬

mässige, s. Lindner, Nominalbüd. 82 f. Vgl. übrigens BthL,

AP. II 168, IF. VII 62 No. Dass ai. ksatrd-m „Herrschaft', wie

W. nach den Unadisutren annimmt, zu ksadate „er transchirt' —

das ist die Grundbedeutung — gehören soll (s. auch § 98 b No.),

halte ich für ganz unwahrscheinlich. Geldner's Etymologie von

ai. ksoni- „für *ksavni-, Fem. eines Stanunes ksa-van-, verwandt

mit ksa-tra-', BB. XI 331, ist anscheinend von ihrem Urheber

selbst wieder aufgegeben worden, wenigstens vdrd VSt. I 276 f. auf

die bezeichnete Stelle nicht verwiesen. Mit Recht.

Ai. rdtna-m „Habe' gehört mit air. ret „Sache' zusammen,

wie ich nach Windisch und Stokes (bei Pick, VgL Wb.*

II 232) annehme; a geht sonach auf t^. Die Zusammenstellung

eines Wortes von concreter Bedeutung mit einem gleichbedeuten¬

den Wort einer anderen Sprache ist mehr werth als dessen Zurück¬

fühmng auf eine Verbalwurzel, wobei ja doch die Phantasie die

erste RoUe spielt; s. IF. III 153 No.

Wegen dhdna-m verweist W. auf Bechtel und dieser wieder

auf Geldner-Pischel, VSt. 1120, 171, wonach das Wort „das

um was man startet' bedeuten und zu einem Verbum dhan- „starten'

gehören soll. Wieder eine andere Erklämng wird § 237 a) a) an¬

geführt, und zwar ohne Bemerkung und ohne Verweis. Mir scheint

gerade die häufige Verbindung von dhdna- mit dem Verbum dhä-,

auf die auch Pischel verweist , gegen G e 1 d n e r's Annahme zu

sprechen und für die vom PW. befürwortete Zusammenstellung mit

dem gleichbedeutenden gr. &tpa „Satz, Kamp^reis'. Wegen des

a s. IP. vn 62 No., wo ich auch auf J. Schmidt's Angriff in

Kritik der Sonantentheorie 90 geantwortet habe.

Ai. ädat „er empfing' halte ich für eine „thematische' Bil¬

dung wie Brugmann, Grdr. II 888, 922.1) Eine andere Er¬

klämng als hier trägt W. in § 239 d) No. vor; sie scheint mir

noch weniger glaubwürdig. Wieder anders ist W.'s Erklämng von

a-dhat zu dddhäti, § 107. Zum syntaktischen Wert von ädat s.

Delbrück, Tempuslehre 76 f.

2. Zu § 6 Anm. 2.

„Dass schon ved. o aus n ^ dem anderen a gleich war, ist

wegen des Eintretens von a im Iran, wahrscheinlich, sicher durch

1) Wo aber gAw. döiS zu streicben ist; die Neuansgabe (Y. 51. 2) hat döiiä; s. hierzu Bthl., IF. VII 75 mit No,

(5)

678 Bartholomae, Beiträge zur altindisehen Grammatilc.

Formen wie ved. -ddmbhana-'^ u. s. w. Vgl. dazu Bthl., BB.

XUI 61. J. Schmidt, Kritik der Son. 50 ff. bestreitet die Be¬

weiskraft von ddmbhanam „Betrug" ; der Nasal sei hier ursprüng¬

Uch, im zugehörigen Desiderativ dipsati sei nicht nur der Wurzel¬

vocal , sondern auch der Nasal der Wm-zel lautgesetzmässig ge¬

schwunden; a für idg. n m sei nicht alt, vielmehr sei der Nasal

noch in frühvedischer Zeit gehört worden. Ich verweise demgegen¬

über auf IP. VII 82 ff. (idg. en in der Tiefstufe), wo ich diese Auf¬

stellungen Punkt für Punkt widerlegt zu haben glaube. Ich mache

hier noch auf zweierlei aufmerksam : erstlich auf das e in ai. medhä,

kiyedhäs, W. § 34 a), 34 b) Abs. 2. Als az vor d, dh durch e er¬

setzt wurde, war jedenfalls in den angeführten Wörtem von einem

Nasal nichts mehr zu hören, sonst wäre wohl *mandhä entstanden.

Die gleiche Vertretung des Awest. azd in dazdi, wo idg. e, und

in mazdä, wo idg. n zu Grande liegt, durch ai. e{d)h in dehi,

medhä zeigt, dass mindestens zur Zeit, als die tönenden Zisch¬

laute fielen, zwischen den Fortsetzern von idg. e und n kein ünter¬

schied mehr bestand. Sodann zweitens : auf D e 1 b r ü c k's Regel

für das Auftreten des „Bindevocals'' im Perfect, Aind. Verbum 119:

s. auch Whitney, Grammar* § 798 a. Als sie sich ausbildete

— und das geschah schon in vorvedischer Zeit, denn im Rigveda

gilt sie ausnahmslos —, da war jedenfalls das aus der Reduction

eines idg. a^ -|- Nasal hervorgegangene a bereits reiner Sonant,

ebenso wie i und u und, füge ich hinzu (vgl. unten S. 681), wie

r /; vgl. vividri , yuyujre , tatasrS , vävakre, änaima , jatgrbhr&.

cäklpre, aber vavandima, wie yuyopima.

Die bei W. § 19 No. 1 zweifelnd ausgesprochene Ansicht, es

könne das u in pa. munäti, sammuti , brahmunä und ähnlichen

direet auf idg. n m, nicht über a hinweg, zurückgehen — s. auch

Einleitung XIX —, scheint mir mehr als zweifelhaft. Zum angeb¬

lichen Awest. M aus idg. n m s. Bthl., Grdr. d. ir. Philol. I

§ 61. 2 No. 1; zu ai. ubhdu vgl. gAw. vbe.

Zu § 7 a). Vgl. zum angeblichen SufBx -Ata der 3. Plur. IF. VII Anz.

3. Zu § 8 c).

S. auch g 263 b) No. — Richtiger scheint es mir , zur Er¬

klärung der aind. Ausgänge in äsam, naram gegenüber gr. ?;«, dviga

die beiden Factoren geltend zu machen: den Sandhi und die

Analogie der vocalisch ausgehenden Stämme; vgl. Bthl., Grdr. d.

ir. Philol. I § 106. 2. Pür die Zahlwörter ddda, saptd, ndva =

lat. decem, septem , novem kam nur der erste Factor, der Sandhi

in Betracht ; hier wurde umgekehrt, für die Verallgemeinei-ung von

-a, die Analogie von paiica = lat. quinque entscheidend, wodurch

•die Wirkung des Sandhi aufgehoben wurde. — Die in der Note

erwähnte Behauptung Picks, dass „im Arischen die vollen Silben

am ma gar nicht die Verkürzung zu a eileiden , welche für an

(6)

Bartholomae, Beiträge zur altindisehen Grammatik. 679

und na die Regel ist", BB. XV 292, wird durch ai. "jabdhds,

Jdnjabhanas neben jambhisat, jdvibhe, durch ai. abhrds , jAw.

awr9m neben lat. iinber u. a. m. widerlegt. Ich gebe Pick Recht,

wenn er sagt, dass ai. gatas „gekommen" zunächst nicht für

*grntös, sondern für *gntos stehe, vgl. Bthl. a. 0. g 61,1 No. 1.

Aber eben darum kann ich den Ansatz eines idg. *nbhrös für ai.

abhrds bei Pick, Vgl. Wb." I 97 nicht bilHgen.

Zu § 9. Die am Sciiluss des Paragraphen erwähnte Erklärung von

ai. iraj- u. s. w. hahe ich längst aufgegeben; s. Bthl., Studien I 123, wozu iv. § 21 c).

4. Zu g 10.

In der bekannten Streitfrage über die arische Vertretung

eines indogerm. (mit e ablautenden) o in offener Silbe nimmt W.

lieinen ganz festen Standpunkt ein. Im Grunde neigt er zu der

Annahme, dass es durch ä vertreten sei, fügt aber hinzu, es sei

anzuerkennen , dass öfters idg. o auch vor einfachem Consonanten

■durch ai. a fortgesetzt werde. Es giebt in der That kaum einen

zweiten Punkt der arischen Lautlehre, der mit gleich vielen

Schwierigkeiten umlagert wäre. Jedenfalls darf man nicht ausser

Acht lassen , dass die arischen ä gegenüber idg. o in bestimmten

Pormenkategorien auftreten (s. § 60 No.) : ai. bhdrävas , bhdrämas

1. Du., Plur., jcy'dna Perf., cyävdyati Caus. , dstävi Aot. Pass.,

svdsäras , usdsatn sog. starke Casus , während in allein stehenden Fällen dem idg. o ein ar. a entspricht : ai. jdna-s (yövo-g), samd-s (ofiö-s), lidti {quot), jAw. vacam {bnäiv) u. a.') Wegen &\. jdnu

„Knie", sei auf das arm. cunr „Knie" verwiesen, dessen u auf

idg. ö geht, vgl. Bthl., BB. X 294. Pür ai. svdsäras gegenüber

gr. HoQts (Hesych) und für ai. usäsam, jAw. us&ißham gegenüber

gr. riw aus *?;o'a kommen doch auch lat. sororem imd aurora in

Betracht , so gut wie sermönsm für dimänam neben axfiova ;

s. noch BB. X 294, XVII 92 zur armenischen Flexion der w-Stämme.

Man beachte auch got. ftdvör neben ai. catväras gegenüber

.gr. rirogsg. W. selbst identificirt in g 11 das ai. vdcam dem

lat. vöcem, nicht dem gr. öna.

5. Zu g 12b).

Zum ai. Präsens irdmyati verweise ich auf Grdr. d. ir. Philol. I

§ 149, wo ich es mit jAw. rämyat „er rastete'^) zusammengestellt

1) Gegenüber HUbschmann, IF. VI Anz. 37 bemerke icb, dass das

jAw. päiti (dem Phlv. pät, np. päd, pä entsprechen) nicbt gleich gr. noti gesetzt werden kann; denn dann dürften wir päiti doch auch als Verbalpräfix erwarten ; soviel icb aber sehe, kommt es nur in der Nominalcomposition vor ; ich verweise zu päitiväke wegen des ä auf päiriväzahe; pairi ist ntotl Uebrigens ist der Werth des a in ir. *pati, ob idg. o oder a (so BB. XVII 103; bei

W. g), so wenig zu bestimmen wie der des a in ai. prdti. Wegen des a

in ai. pdtis s. BB. XVII 95.

2) So ist zu lesen!

(7)

6g0 Bartholomae, BeUräge zw altinditchen Grammatik,

habe. Neben rämyal findet sich rämöiSumn ,ihr möget rasten"

(s. KZ. XXX 530). Ebenso stellen sich den von den Grammatikem

angeführten y-Präsentien krämyati, ksämyati die einfachen krä¬

mati, k^ämat ') zur Seite. Dadurch wird , wie mir scheint , die

von W. für SrAmyati gegebene Erklämng sehr misslicb, da jeden¬

falls das Aw. äm von rämyaf. mit dem ai. än von iräntas nicht

zusammengebracht werden darf, vgl. W. § 13.*)

6. Zu § 16.

Zum ai. i in darSttda s. IF. Vü Anz. — Das in der No. 3

erwähnte Secundärsuffix ima- findet sich auch im Iranischen und

zwar schliesst es sich auch hier an Primärstämme auf tra- an, wie

in ai. khanitrima- ; vgl. jAw. ayä&rima-, fraourvaestrima-. Ausser

Zusammenhang damit steht wohl der Ausgang von jAw. airima-,

dessen t jedenfaUs auf idg. 9 geht, vgl. Bthl., IP. VTI 60 f

Zu § 19 No. 1 s. oben S. 678.

Zu § 81 a No. Wegen ai. taetire (zu § 241 gehörend) s. IF. VII Anz.

Zu 21 c No. (und g 38, 238 a) a). Zum angebl. Aw. Adj. uru^g „breit"

s. IF. vn Anz.

Zn § 22 c No. nnd d. Zu ai. irs-yati s. IF. VII Anz.

7. Zu § 24.

Bei Erörterung der Prage, worauf aind. ir ür in jirnds,

jürnds u. s. w. zurückzuführen seien, wird auf pr. föÄaw ,TJfer'

aufmerksam gemacht, das „nur als Fortsetzung eines alten *tftha-

verständüch' sei; s. auch Einleitung XTX.*) NatürUch gehört das

"Wort mit dem gleichbedeutenden ai. Urthdm zusammen, neben dem

auch ein *türthdm existirt haben kann ; vgl. die zur gleichen Wort-

grappe gehörigen Desiderativa titir^ati und tuMr^aii . Nun wäre

freüich, nach Massgabe der gewöhnUchen Lautentwickelung, für

*türtham ein pr. Huttharn zu erwarten, wie ja tlrthdm in der That

als tittham erscheint. Man beachte aber pa. digho E. Kuhn

Beitr. zur'Paligr. 19, Jacobi a. a. 0. XXHI § 12, Bthl., IF. IH

190 f. Die Verbindung r -|- Geräuschlaut (G) vrarde im Mittel-

indischen verschieden behandelt, entweder es ergab sich GG, mit

Silbentrennung dazwischen: dann bUeb oder wurde der vorher¬

gehende Vocal kurz ; oder aber es ergab sich G mit Sübentrennung

davor: dann bUeb oder wurde der vorhergehende Vocal lang. Vgl.

1) AV. 7. 63. 1, wo man ohne Aenderung des Textes übersetzen kann:

„Er führe uns Uber alle Hisslichkeiten hinweg — gnädig sei der Gott — über alle Fäbrlichkeiten, er Agni."

2) Nach Hübschmann, IF. VI Anz. 37 gehören die im Grdr. d. ir.

Philol. I § 125 angeführten neupersiscben Präsensformen mit ä alle zur 10. ind.

Classe. Also auch ä-rämad trotz jAw. räniöiSwdm, xirämad trotz ai. krä¬

mati, femer haräzad, af-räzad, xäyad trotz ai. bhräjate, rdjati, khädati?

Woher stammt denn das ä der aind. und awest. Formen?

3) Dabei wird auf Jacobi, Ausgew. Erzähl. XXII verwiesen. Ich glaube, dass J. von W. missverstanden worden ist.

(8)

Bartholomae, Beiträge zur altindisehen Grammatik. ßg^

pa. kattum, kätum = ai. kdrtum, pa. vasso, pr. väso — ai. varsds,

pa. pr. ma^garn, pa. mäga^ — ai. märgam u. s. w. . Sonach geht

pa. digho wie digghikä auf älteres *dirgh", ai. dirghds; pa. «üam,.

wie pr. sissam auf älteres ai. dirsdm; pa. bhiya'* auf älteres

*bhürja'*, ai. bhürjas. Und es darf somit auch pr. tüham nicht

als directer Portsetzer eines Hftham angesehen, sondem es kann

nur durch ein frühmittelind. *iütkam aus *türthqm, der gleich¬

altrigen Nebenfonn von tlrthdm, hergeleitet werden. Wir kommen

also über ein urindisches ir, ür (für idg. l) nicht hinaus.

8. Zu § 25 b).

Dem ai. ir in den 3. Plur. Med. steht im Awesta sowohl ir

als ar gegenüber, nämlich in jAw. iaxrare = ai. cdIcrirS und in

jAw. vaozir9m, das im Ai. *ühiram lauten würde. Da dem ai. ir

ur von giri-s, purd-s durchweg iran. ar entspricht, so muss das

i von vaozirdm von der Endung rdm getrennt werden; dagegen

lässt sich die erste Form nur Haocr-are theilen. Im Ai. sind die

im Awesta geschiedenen Ausgänge zusammengefallen. S. im Uebrigen

Grdr. d. ir. Philol. I § 121. — In der Note zu § 25 c (S. 29

letzte Zeile) ist Aw. -dres zu streichen.

9. Zu § 27 a).

Das Gegenstück zu giraii, gilati ist jetzt auch im Awesta

aufgetaucht : jaraöis (richtig jaröiS), Pragm. Tahm. 60.

10. Zu § 28—31.

Es ist bedauerlich, dass sich W. nicht mehr mit J. Schmidt's

Theorien über ai. ^ u. s. w., Kritik der Sonantentheorie 13 ff. ab¬

finden konnte. J. Schmidt legt bekanntlich dem ai. r ein

idg. «r (el) zu Gmnde. Neuerdings aber erkennt er die

Existenz eines idg. r (|) doch an, aber nur für ai. dirthita- und

für die Desiderativa wie ai. titrtsati, Utfpsaii u. s. w., für deren Wurzelsübe er — wie ich IP. VII 82 ff. gezeigt zu haben glaube, ohne

Berechtigung — eine ganz besondere Stellung behauptet, a. a. 0. 69.

Wie dem auch sein mag*), sicher ist: ,Die Entstehung der f' —

in pitfn, pitfnam neben pitfbhyas — „setzt voraus, dass das

kurze /, aus dem es erst nach Analogie des Verhältnisses von

i, u zu ihren Längen' — in agnin agninäm neben agnibhyas —

1) A. R. O. 14 meint J. Sclimidt, in jAw. kargnaoiti (u.s. w.) liege der Beweis dafür vor, dass im Uriranischen kein einheitliches f vorhanden gewesen sei, denn dies hätte consonantisch gewirkt und demgemäss die Um¬

setzung der vorhergehenden Tenuis in die Spirans veranlasst. Aber wirkt denn aind. j- consonantisch ? Nein, denn durch f -(- Consonant wird keine Positions¬

länge erzeugt; vgl. BV. 10. 74. 4 b und 10. 87. 17 c, wo titftsän und tit^psät

— beide auch nach J. Schmidt mit einheitlichem f !, s. oben; — am Ende der Tristubhzeile steben, also ... gemessen sind.

(9)

i582 Bartholomae, Beäräge zur altindischen Grammatik.

„erwachsen ist, damals d. h. in schon vorvedischer Zeit, ein einheitlicher Laut war* ; J. Schmidt a. a. 0.15. Das heisst also: ein ai. pitfn,-

pitf näm konnte nur entstehen, weil ein pitf bhyas, mit einheit¬

lichem f, existirte, denn sonst hätte eine Analogiewirkung der i- nnd u-

Stämme nicht haben stattfinden können; vgL Osthoff, Mü. IV 313,

Eine ganz gleichartige Argumentation verlangt aber auch das Vor¬

handensein eines einheitliches r in der dem ai. pitf bhyas, jAw.

piaraibyö zu Grunde liegenden arischen Form; denn ohne die

Existenz eines arischen *p{i)tirbhias, mit einheitlichem r, wäre die

nach dem Muster der i- und m- Declination vollzogene Neubildung

des Acc. Plur. ar. *pärni (= gAw. n-drqä und ai. pitfn, mit der

imten zu § 39 besprochenen jüngeren Dehnung) nicht möglich

gewesen : vgl. Grdr. d. ir. Philol. I 132.*)

Den hauptsächUchsten Beweis gegen die Annahme eines ur¬

indischen einheitUchen r — abgesehen von den oben bezeichneten

FäUen — findet J. Schmidt in ai. mrdikdm (u. s. w.), drdhds-)

und trdhds , die bekanntlich alle vor dem <i-Laut ein z verloren

haben , s. gA.w. m9r9zdätä. Nun tritt aber bei solchem Verlust

Dehnimg eines vorhergehenden i und u ein, s. W. § 40. Sonach

wäre auch f zu erwarten ; uhyate : üdhAs = trhydte : Hfdhds. In

der That gilt in der Metrik des RV. das f jener Wörter an den

meisten*) SteUen für lang; später aber wird es kurz gemessen. Da

fragt es sich denn, wie der Widerspruch zwischen der Schreibung

imd der Messung zu erklären sei.*) W. schliesst sich an Olden¬

berg an. Das durch Ersatzdehnung entstandene f sei späterhin

gekürzt worden, und auf dieser jüngeren Aussprache der betreffen¬

den Wörter beruhe ihre Schreibung mit f. Dagegen macht

J. Schmidt geltend, ein *dfdhd- würde seine Länge auch nach-

vedisch behauptet haben wie pitfn, mätf^ oder wie üdhd-, lidhd-,

vödhum. Die verschiedene Messung der fraglichen Silben mit ^

könne also nur darauf bemhen, dass die Sänger des RV. noch

*mjrzdikdm u. s. w. mit positionslangem f sprachen, zur Zeit des

1) Ich wundere mich, dass J. Schmidt diesen Funkt übergangen hat, obsebon ich ihn im Ordr. d. ir. Philol. I an gehöriger Stelle (§ 56. 4 Mo.) nochmals ausdrücklich hervorgehoben habe. — leb möchte auch hier darauf aufmerksam machen, dass nocb zur Sassanidenzeit urir. ar und f streng aus¬

einandergehalten waren, wie die quantitativ verschiedene Gestaltung von urir. ard, arz und fd, x" »eig*. ». ebd. § 60 und zur Chronologie Hübsch¬

mann, Pers Stud. 260. Die Ausnabme bei HUbschmann 132 scbeint mir

ganz unsicher; vgl. auch Fr. HUller, WZKH. IX 297.

2) Dazu nach W. § 145, 156 auch dj;dhrds „fest".

3) Micht nn allen, wie es bei J. Scbmidt heisst, und auch nicht an allen, ausgenommen 7.56. 17, wie W. sagt. In den bei Benfey, GGM. 1876 415 f. uud 425 f. unter 2 b verzeichneten FSllen spricht die Metrik doch eher für die Kürze.

4) Vorbedingung für diese Fragestellung ist selbstverständlich die An¬

nahme, dass wir ttber die metrische Technik der Vedensänger einigermassen Bescheid wissen. Das hat Pischel, GGA. 1890 504 in Abrede gestellt; doch vgl. dazu Bthl., Studien II 73 f.

(10)

Bartholomae, Beiträge zur altinditchen {frammatik. 683

AV. und der Diaskeuase des RV. aber die z bereits spurlos ver¬

schwunden waren. Nun sei z hinter keinem unmittelbar vorher¬

gehenden (kurzen) Vocal (Sonanten) ohne Ersatzdehnung ausgefaUen,

während hingegen der Vocal (Sonant) ungedehnt bUeb, sofern

Tiwischen ihm und dem z noch ein Consonant stand , wie z. B. in

marditdr-. Also sei das in jenen Wörtem bezeugte r zu der Zeit,

als z schwand, noch nicht ein einheitücher Vocal (Sonant) gewesen

— sonst wäre er eben gelängt worden und dann lang gebUeben —,

sondern er bestand aus einem Vocal mit consonantischem r\ später

erst sei der Vocal geschwunden. Die Entvdcklung wäre also in

der Reihenfolge marid" — mard" — m^d** vor sich gegangen.

Ich verstehe dabei gamicht, wie wir uns mit der Chronologie

abfinden sollen. In rigvedischer Zeit soU n o ch marzd" gesprochen

worden sein, aber anderseits sind dem Rigveda doch auch die Formen

pitfnäm (mit metrisch gesicherter Länge) und pitfn geläufig, deren

Bildung anerkanntermassen ein einheitUches r in pitfbh{§ voraus¬

setzt. Auf S. 15 heisst es: das jr (in pitf bhis) sei schon in vor¬

vedischer Zeit ein einheitlicher Laut gewesen, und anf S. 19: das

jr (in *mr2da") Sei zu der Zeit, als z schwand, noch nicht ein ein¬

heitlicher Vocal gewesen. Ich weiss mich aus diesem Düemma nicht

herauszufinden. Oder soUen für das f in pitf bhis und den übrigen

entsprechenden Casus der r-DecUnation dieselben Bedingungen wie

für das in den Desiderativeu : titrtsati u. s. w. (s. S. 681) vorhanden

gewesen sein ? Aber für diese wird ja ausdrücklich eine ganz aus¬

nahmsweise SteUung behauptet, die der Grund zu der Entwickelung

eines einheitlichen r gewesen sei. S. noch oben zu ai. jagrbhre

u. s. w., S. 678.

Aber davon abgesehen, ich kann auch die Prämissen der Be¬

weisführang nicht für vollständig gesicherte anerkennen. J. Schmidt

warnt a. a. 0. 11 mit Recht davor, von der Behandlung des ur¬

sprachlichen ei eu ohne Weiteres auf die von er en zu sehliessen,

nicht apriorische Theorien, sondem allein sprachliche Thatsachen

seien da entscheidend.') Damit verträgt es sich jedoch meines Er¬

achtens nicht, wenn er von der unverkürzten Erhaltung eines durch

Ersatzdehnüng entstandenen aind. i ü ausgehend folgert, auch ein

ebenso entstandenes f hätte lang bleiben müssen. FreUich verweist

er gleichzeitig auf pitfn und pitfnäm , die ihr f auch richtig be¬

wahrt hätten. Aber vrie diese Formen anerkanntermassen unter

dem Einfluss der i- und M-Stämme entstanden sind, so können sie

auch unter deren fortdauemdem Einfluss, entgegen dem Wirken

des Lautgesetzes, die Länge behauptet haben. JedenfaUs müssen

auch die Genitivformen auf -fnäm, mit kurzem f, in Rechnung

gezogen werden : Formen, die im RV. und AV. neben denen mit f

1) Werden doch sogar i und u gelegentUch abweichend behandelt, z. B.

im Oermanischen in den Äuslautssilben , vgl. jetzt Streitberg, Urgerm.

Gramm. § 14G f.

(11)

6g4 Bartholomae, Beiträge zur altindischen Grammatilc.

vorkommen, freilich wesentlich seltener nnd mit Beschränkung auf

den Stamm ndr-, in der TS. dagegen allgemein üblich sind, ja, wie

es den Anschein hat, sogar ausschliesslich; s. Lanman, Noun-

Inflection 430, W. § 30. Panini schreibt für die Verwandtschafts¬

wörter') und die Nomina agentis die Länge vor, dagegen für die

Genitive zu tisrds und cdtasras die Kürze , ^. 4. 4, 5; aber der

EV. hat tisfnäm und im Kunstepos findet sich ccUasfriäm. Wie

hat man den Ausgang -rnäm, mit kurzem zu erklären?

Die Neuformation der Gen. und Acc. Plur. der ?- Stämme nach

der i- und m - Declination ist speciell indisch.*) Nun haben aber

die i- und «--Stämme in der ganzen altindischen Litteratur allein

die Ausgänge -inäm und -ünäm. Also muss die ihnen nachge-

schafiene Form der r-Stämme zunächst den Ausgang -fnäm gehabt

haben. Die Annahme, es sei das f darin analogisch durch r ersetzt

worden, d. h. im Anschluss an die Formen auf -fbhts, -rbhyas,

-fsu, halte ich für ganz unwahrscheinlich ; bei den i- und u-Stämmen

haben diese Casus auf den Gen. Plur. ja auch keinen Einfiuss aus¬

zuüben vermocht. Also bleibt nur übrig, lautgesetzliche Kürzung

zu statuiren, und damit werden wir den Thatsachen, wie mir scheint,

voUkommen gerecht. Ein urindisches f, das 1) durch NachbUdung^

2) durch Ersatzdehnung entstanden ist*), wird zu f, und zwar schon

in vedischer Zeit. Die Analogie hat jedoch die Wirksamkeit des

Lautgesetzes wesentlich beeinträchtigt; gegenüber den Formen der

ersten Classe hat sie sie sogar fast gänzlich aufgehoben. Die Dias¬

keuasten des RV. schrieben mflikdm, drlhani u. s. w. , obwohl die

Metrik für die meisten Fälle f verbürgt, weil zu ihrer Zeit das

durch Ersatzdehnung entstandene f durchaus der Kürze gewichen

war; und sie schrieben den Gen. Plur. von ndr- mit r, obschon

die Metrik auch f verlangt, weil eben zu ihrer Zeit nrnäm die

übliche Form war; hier erhielt sich das lautgesetzUche kurze

vrie ich vermuthe, unter dem Einfiuss der rhythmisch gleichen Neben¬

form naräm; bekanntUch blieb nfnäm bis in .die Periode der

Classicität hinein bewahrt; s. Panini 6. 4. 6.

Zum Schluss noch ein Wort über pa. pari-bbülho , a-bbülho

gegenüber ai. pdri-vrdhas. W. meint, es habe sich darin eine Spur

der alten Länge des aind. f erhalten. Ist das richtig, setzt das

1) Von nar- abgesehen; s. unten.

2) Unricbtig Geldner, 3 Yasht 77 zu jAw. sästranqm; s. Jackson, Grammar I § 328 und Bthl., Grdr. d. ir. Philol. I § 400, wo noch brä^rarum.

aus Fragm. Tahm. 96 angeführt wird. Vgl. dazu pa. pitaräiiam.

3) Auf ai. i^cd-, das Leumann — s. IF. VI Anz. 107 — aus *tfcdr.

nnd weiter aus *tf -|- fCO- hervorgehen lässt, möcbte ich nicht zn bauen

rathen. S. dazn W. § 232 a) ß). J. Schmidt, Kriük der Son. 59 lässt

„tricä- oder ifcd-" durch Dissimilation aus 'tri-^ca hervorgehen, wie schon vor

ihm Bloomfield, JAOS. XV 8. XXXV. Doch vgl. dv^cd-; s. W. a. a. O.

Zu dem bei J. Schmidt ebd. nnd bei W., § 15 Abs. 2 No. 2 erwähnten arpipam (so zu lesen) des AV. bemerke icb, dass ich es für eine Nachbildung zu äpipam (SB.: äpipan) ansehe: äpdyati : äpipat = arpdyati : arpipat.

(12)

Bartholomae, Beiträge zur altindisehen Cframmatik. ßg5

Wort ein aus *pdrtvr»dfia8 hervorgegangenes *pdn'vfdfuis direet

fort, so würde die angenommene Kürzung des f nicht auf dem ge¬

sammten altindischen Sprachgebiet stattgefunden haben. Das er¬

haltene f hätte sich im Mittelindischen zunächst in r + Langvocal

zerlegt, ganz entsprechend dem üebergang des f in r + Kurzvocal

(BthL, IP. III 159, 186), pan'bbülho durch "vrü" aus <Vf<> wie

z. B. vuddho, buddho durch vru^ aus wf". Ich nehme aber doch

Anstand, dem ü jenes Part. Perf. Pass, so hohes Alter zuzuerkennen.

Es ist jedenfaUs bemerkenswerth, dass das schon frühzeitig isolirte

und darum beweiskräftigere *dfdhds „fest* = ai. dfdhds im Pali

mit kurzem Vocal erscheint: dalho. (Ebenso pr. dddho.) Sonach

halte ich es für wahrscheinUcher, dass pa. a-bbülho, pari-bbülho

auf dem Weg der Analogie zu ihrem ü gekommen sind, das so¬

mit mit dem urindischen f nicht in direkter Beziehung steht. Als

Vorbilder wirkten die Part. Perf. Pass, aus Wurzeln auf uh- :

pa-rülho ', mülho , (gülho) , nachdem altind. .rh mit uh zusanunen-

gefaUen war. Nach muyhabi (ai. muhydte) zu mülho, abhi-ruhati

(skr. ruhdti) , abhi-ruyha (ai. "rdhya) zu abhi-rülho bildete man

zu *buhati, *buyhati, a-bbuyha (ai. vfhdti, vfhydte, ävfhya; bzw.

bfh") das Part. Perf. Pass, bülho. — W.'s zweites Beispiel pa.

irühati „er lässt wachsen" (auch § 190 e) No.) ist entschieden falsch beurtheilt. Als Grundform wird *bfdhayati (bfdh") angesetzt ;

daraus wäre aber doch höchstens *brülhati hervorgegangen. Die

Grundform ist vielmehr *bfrnhayati, woraus zunächst *brvmh'*, dann

brüh'*; vgl. pa. slho mit ai. simhds und E. Kuhn, Beiträge 33.

11. Zu § 29 Abs. 2.

Das arm. gaii „Wolf kann dem ai. vfkas lautlich nicht gleich-

gesteUt werden; s. Bthl, Studien II 13 f und jetzt Stokes,

BB. xvni 93 und bei Pick, VgL Wb.* U 259, wo es aLs

Aequivalent des gleichbedeutenden air. fael erkannt ist.

12. 2u § 33 b).

Die hier vorgetragene Erklärung von Superlativen aus Wurzeln

auf ä- Vfie ai. dhisthas aus idg. *dh3isthos kann ich nicht für

richtig halten. Auch sehe ich nicht, wie sie mit der in § 79, 90

gutgeheissenen Annahme bereits ursprachlicher Contraction eines

anticonsonantischen di in Einklang gebracht werden soll. In g 46 b)

heisst es zu desthas: „anscheinend aus *dd-isthas*. Aber auch

das geht nicht an. Im Awesta stehen Superlative mit ae (öi) = ai. e

tmd mit äi nebeneinander: znöiätö — säiStdm. Ich verweise auf

meine Erklärung in IP. VII 73 No. , die unter Vermeidung aUer

lautlichen Schvrierigkeiten für die sämmtlicben einschlägigen Super¬

lative die Annahme gleicher Entstehung der Diphthongen — ai. c,

Aw. oe, öi und äi — verstattet, näralich aus idg. a^ii, bzw. d^%i.

Für jAw. viöcöista, den Superlativ zu vicwa- ist eine andere Her-

4 I

(13)

ggg Bartholomae, BeUräge zttr aUindischen Grammatik.

kunft des Diphthongen überhaupt ausgeschlossen. — Ueber die

aind. Optative wie dhdyäm ist ebd. S.. 75 gehandelt. — Was end¬

lich die Gerundiva wie dh/ya-s angeht, so liegt der Gedanke nahe,

sie direkt, aus den Infinitiven . anf -e wie drad-dh^ , pra-mS her¬

zuleiten; v^l. Bthl,, Studien II 92 No., Brugmann, Grdr. 111422

zu ai. vidäyyas, stvsAyyas; ich bemerke dazu, dass das Gerundiv-

suffix im RV. sowohl ya- als iya- zu lesen ist.

13. Zu § 34 a).

Ai. peddve wird zu jAw. pazdayeiti gestellt, aber dessen Be¬

deutung und Etymologie ist verkannt. Die Bedeutvmg muss tran¬

sitiv sein und für beide Stellen V. 15. 5 und Yt. 17. 54 passen.

An der ersten Stelle bietet der Zendist für yö gaSwqm yam

apu&rqm ... pazdayeiti die Uebersetzung he sak i äpus ... paz-

dlnit mit der Erklärung kus dast aü pas ikäfet, d. i. , indem er

die Hand von hinten her spaltet", was nach Darmesteter soviel

als ,bat les mains aprfes elle" sein soll. Jedenfalls passt das gar¬

nicht zu Yt. 17. 54. Ich sehe in pazdayeiti , "yanta Causativ¬

formen zu apa-hiSat Yt. 19. 56, das „aufugit" bedeutet. Die

Grundlage der Causativbildung ist ein Praesens *pd-tdh-ti „sich weg¬

setzen, wegrücken". Ein ebensolches Praesens muss auch einmal

mit dem Präfix pi (api) vorhanden gewesen sein : *p{-zdh-ti , an

das sich pipidi, pidayati u. s. w. angeschlossen haben ; die Grund¬

bedeutung ist „aufrücken", woraus sich leicht „bedrängen" u.s.w.

— vgl. auch pldä „Drangsal, Schmerz' — ableiten; vgl. unser

„Jmd. auf den Leib rücken'. W. bringt freilich, wie Johansson,

IF. II 48 u. And., die Wörter mit pinasti zusammen, § 40, 64*);

aber dem scheint mir doch dessen Grundbedeutung „schroten' zu

widerstreben; aus demselben Grund möchte ich auch die Verbin¬

dung von gr. nii^w mit nTiaoio widerraten , für die neuerdings

auch Prell witz im Wtb. eingetreten ist; s. jetzt von Rozwadowski,

IF. V 353 f. Ein gleiches Praesens *nd-zdh-ti „er rückt an' setze

ich auch trotz W. § 237 b) fi) für ai. nSdlyas, nSdisfham, jAw.

nazdyö , nazdistam voraus , vgl. ai. ydjisthas zu yajati; s. dazu

IF. V 367, VII 73. — Die hier vorgeschlagene Zurückführung von

skr. mred- — auf *mra'zd- mit e = urind. az; s. auch § 190 —

scheint mir recht zweifelhaft. Ich sehe in re (mit kurzem e) die

Mittelstufe zwischen f und e; s. W. § 35 No. 3. Ebenso bildet

ja auch ri die Mittelstufe swischen f und i, vgl. kfmif — hrimi^

— kiml (Pali); s. W. § 29 Abs. 2 No.

14. Zu § 35.

Die Gleichheit des aus az hervorgegangenen ai. e mit dem

auf ar. ai zurückgehenden bereits in rigvedischer Zeit wird auch

1) Wo das Citat zu vervollständigen ist; gemeint ist Air. Verbum 109.

(14)

Bartholomae, Beäräge zur aUindischen Grammatik. 687

durch das Patronymicum paiclvd- zu pedü- erwiesen , das nach

§ 34 a) aus pazd" entstanden ist; s. KZ. XXVÜ 363

15. Zu § 36.

Die Aoristform ajayit der TS. wird, wie ich denke mit gutem

Recht, als eine graphische Verzerrung für ajait angesehen. Ich

vermuthe, dass auch nir-anayit in der metrisch ganz verwahrlosten

Stelle AV. 10. 4. 26 entsprechend zu fassen ist; s. anait der

Brähmana's und die vom RPr. verpönte Aussprache dhvanait statt

dhvanayU (bei W. S. 40 nnten). Jedenfalls sind beide Porraen

als Stützen für Streitberg's Theorie in IP. lü 398 f. von sehr

geringem Werth'^. — Zu prdi^ayür (anch § 269 b) y) s. IP.

VII Anz.

16. Zu § 37.

Die Herkunft des ai. titau „Sieb* aus dem Iranischen halte

ich fiir sehr wenig wahrscheinlich ; ich erwartete *titahu, vgl. das

aus dem Mitteliranischen (mihir) stammende mihiras ,Sonne'. Prei¬

lich wird ja in den altpersischen Keilschriften ein h vor u nie¬

mals geschrieben, aber es wurde gesprochen ; vgl. Bthl., Grdr. d.

ir. Philol. I § 270 No. 5 mit der dort angeführten Litteratur. So¬

nach verdient Pick's Passung des Worts, die es an griech. diattau anschliesst, den Vorzug.

17. Zu § 38.

Die Bemerkung zu den ai. Nom. Sing, ädir „Segenswunsch*

und sajür „geraeinsam* — beide zu Themen auf §- — ist mir

nicht deutlich geworden. Nachdem vorher von der Berechtigung

des lr ür in girbhis pürsu — als den Portsetzem von idg. f —

die Rede war, heisst es dann: „Doch dringen lr ür schon vedisch

über ihr Gebiet hinaus'*, und als Belege dafür dienen eben die

eingangs angeführten Wörter. Auf welchem Wege sollen sie wohl

ihr lr ür von girbhis pürbhis bezogen haben ? Richtig ist , dass

das classische ädirbhis (zu äMsas) sein ir von girbhis bekommen

hat; das geschah aber erst auf Grand des Zusammenfalls der

Nominativausgänge , und dieser wieder wurde doch erst durch die

Sandhigesetze herbeigefiihrt. Der Nora. Sing, ädis hat sich an die

Stelle von älterem *ädäs^) geschoben unter dem Einfluss der ur¬

sprünglich suffixbetonenden Casus ädisä u. s. w. ; vgL Bthl., IP.

I 182 f, Grdr. d. ir. Philol. I § 212. la, ZDMG. XLVIH 148;

der alte Instr. Plur. war *ädidbhis, vgl. viprudbhis zu viprusäm;

vgl. unten S. 709. Die Bildung des Nom. Sing, sajus, wozu Bthl.,

1) S. jetzt Bloomfield, Transactions Am. Phil. Ass. XXVI bfi. und den sehr beachtenswerthen Erklärungsversnch bei W. § 61, der die Dehnvocale 1) durch uralte Ersatzdehnung, 2) bei Einsilbern entstanden sein lässt; aus¬

reichend ist er freilich auch nicht,

2) Bei J.Schmidt, Pluralbild. 382 ohne Stern; soweit ich sehen kann, ist die Form nicht bezeugt.

(15)

ggg Bartholomae, Beiträge zur altindiacfien Ghrammätik.

Studien I 21 f. No.*), neben "sajüsam = jAw. fra-zusdm ist älter

ills die von viprüt neben viprusaa; das t stammt von den bh-

€asus, s. W. § 150 [und seine Erklärung von irä, tram-madds neben

iaam, % 285 a) a), die von der antevocalischen Sandhiform des Nom.

Sing. *is ausgeht]. Das höhere Alter von aa-jus wird auch durch

den jAw. Nom. Sing, zua (Var. züS) Yt. 5. 7 „die gefällige' be¬

stätigt, auf den ich bereits ZDMG. XLVIII 146 aufmerksam ge¬

macht habe; dass so zu lesen, wird jetzt auch von Geldner in

den Prolegomena zur NA. XIII anerkannt. — Die Nom. Sing, gir,

pur scheint W., wie zuletzt Streitberg, IP. III 334, auf idg.

*gfa, *p\s zurückzuführen. Ich halte^es für sehr~zweifelhaft, dass

solche Pormen existirt haben. Sie können auf die IP. I 185 f. an¬

gegebene Weise neugebildet sein, es kann aber ihr lr ür auch aus

•den dÄ-Casus und dem Loc. Plur. stammen, welche Casus sich ja

in zahh-eichen Fällen dem Sprachgefühl einfach in Nom. Sing. +

•Casussuffix zerlegen mussten, z. B. bei der femininalen ä-DecHnation ;■

dann wäre gir seiner Bildung nach mit vipriif zu vergleichen ;

s. oben.

18. Zu § 39.

Ich bestreite es ganz entschieden, dass die Länge der aind.

Acc.-Plur.-Ausgänge -än, -In, -ün, -fn aus vor indischer Zeit

«tammt, wie das ganz neuerdings auch von Lorentz, BB. XXI-

173 fF. behauptet wird, und zwar auf Grund eines angeblichen

arischen Lautgesetzes , das die Dehnung eines kurzen Vocals vor

tautosyllabischem na herbeigeführt habe. Lorentz hat sich viel

zu sehr auf die awestische Quantitätsbezeichnung bei i und u ver¬

lassen; s. BthL, Grdr. d. ir. Philol.'I § 268. 1. Semem gAw.

ciSmahi (S. 177), das ein arisches *Ä;j"6'w* — mit langem i, redu¬

cirtem Nasal und mit .5 — verbürgen soll, stelle ich gAw. etatä

gegenüber, das mir die Existenz eines ar. *Ttinata gewährleistet;

s. ebd. § 299. 1 und unten zu g 203. Das gAw. nsraS „die Männer'

kann, wie gAw. rrwrqSyäi und marqzdyäi zeigen, niu- gleich ar.

*nfnä nicht gleich *nfnS gesetzt werden; ar. f ist immer gleich

Aw. ar; s. ebd. g 228. Das ä von ai. dev-än stammt aus dem

Nom. Plur. dev-da; der plurale Ausgang -arw fiel im Satzsandhi

zum öfteren mit dem singulären -am zusammen ^ so vor d dh

in -dn, vgL W. 261b), 283b) «) —; die Folge war, dass nach

•OS : -an (Acc. Sing.) zu -äa ein -än geschaffen wurde, das auch am

Ausgang des Gen. Plur. -änäm Unterstützung fand. Nach dem

Musterverhältniss -atn (Sing.) zu -än (Plur.) drang dann die Länge

auch in die Declination der i- und w-Stämme, endlich auch in die

der Stämme auf -r ein.

1) Wo statt KV. 8. 7. 15 vielmehr 7. 34. 15 zu lesen ist. Auch hier liesse sich sajÜr auch syntaktisch als Nom. Sing, fassen, sofem man die Worte

^prim bis hfähvam.in Parenthese stellt. — Pischel, VSt. II 127 kennt auch eine Form mit u: ajda; s. dazu Bthl., IF. III 108.

(16)

Bartholomae, Beiträge zur altindischen Grammatilc. ggg

19. Zu § 40.

Die Regel ist nicht streng genug gefasst. Ersatzdehnung (im

Wortinnern) hat nur dann statt, wenn a i u r unmittelbar vor

zdQi) und zdQi) standen. Für andere Fälle hat man sie zu Unrecht

behauptet, so Hübschmann, KZ. XXIV 405 für seh-änds zu

sdhate, Bthl., KZ. XXVII 364 für sähvdn zum selben Verbum,

s. dess. Studien II 40.

Eine ganz eigenartige Stellung nimmt allerdings das von

J. Schmidt, Kritik der Son. 56 f. besprochene Desiderativ zu

sdhate ein : siksate , sofem man es nicht als junge, sondern als ur¬

alte Bildung betrachtet. Die idg. Grundform des Desiderativs zu

*seyhetai wäre — nach dem Schema red. nullst. Wurzel -f- *

them. Vocal — *sizyzhetai gewesen, nach meinem Aspiratengesetz

aus *si-syh-se-tai hervorgegangen ; das hätte im Urindischen zu

*sizgzhatai geinhrV), mit der sonst nicht vorkömmlichen Verbindung

^gzh; ist dies mit Ersatzdehnung über *sigzhatai zu siksate ge¬

worden? Für J. Schmidt spricht allerdings die Länge des Vocals,

doch sind auch mlmämsate und tutürsati (neben titirsati) in Be¬

tracht zu ziehen , sowie der Umstand, dass entsprechend der Um¬

setzung von zbh, zg zu dbh, dg und von ebh zu dbh für zg ein

dg zu erwarten wäre (s. W. § 149 f. 155), sodass J. Schmidt's

Erklärung keineswegs für einwandfrei gelten kann. Sicher ein Er-

satzdehnungs-< müsste sich im Desiderativ — wenn componirt, s.

IF. VII 70 — zu sädhati, sidhyati ergeben ; die Form ist leider

nicht bezeugt.

Zu ai. id-e und sid-ati s. Bthl., IF. Vll Anz.

Zu ai. hid- „zürnen' (aus *hiz-d-) wird hims- „verletzen' ge¬

steUt. Wie auch aus § 203 No. 2 hervorgeht, theilt W. die allge¬

meine Ansicht , wonach hirnsanti eine Desiderativform ist , nicht,

und hindsti gilt ihm für eine uralte Bildung. S. aber unten

zu § 203.

Aw. zöizdä- (so !, auch § 238) ist kein Wort, es ist nur der

Superlativ zöizdiSta- bezeugt; vgl. Jackson, AJPh. XII 68 f,

dem zu Folge jAw. zöisnuye V. 7. 70, gAw. zöissnü Y. 51. 12

den „Positiv' dazu bilden würden.-)

Zu aid. cudas „Wulst' s. § 146 b)

1) Und zwar dirett. J. Schmidt lässt y auch in der Stellung vor dem 6'-Laut zunächst zur palatalen Spirans werden, die dann durch z hindurch zu g gewandelt sei; vgl. dagegen VV. zu § 116 b) No., der sich meiner Argumen¬

tation anschliesst. — Die im Jahr 1886 aufgestellte Gleichung ai. slks-ate

= gAw. his-as , auf die J. Schmidt verweist, habe ich bereits im nächsten Jnhr wieder aufgegeben, wie aus KZ. XXIX 305, 552 zu ersehen war.

2) Der Zusammenhang der Awest. Wörter, für den auch die Erklärung des Zendisten zu V. 7. 2 und 7. 70 spricht — anders freilich zu Y. 51. 12 — lässt sicb aucb ohne die Annahme Jacksons, dass das sn von züisnu- durch zn aus !^dn hervorgegangen sei, ganz wohl aufrecht erbalten. züizdista- ge¬

hört zu *züizdaiti, einem <i-Praesens zu der iu zöisnu- und zaeSa- (ZPYt.) enthaltenen Wurzel auf «-; s. auch Johannsen, IP. II 48 und oben S. 686.

Bd. L. 44

i, 8 *

(17)

690 Bartholomae, Beiträge zur altindischen Grammatik.

20. Zu § 44—47.

Es handelt sich hier um die durch das Metmm des RV. ver¬

bürgte , zweisilbige " Aussprache eines Vocals oder Diphthongen.

Wenn W. die sicheren Fälle der „Zerdehnung" und die unsicheren

schärfer auseinander gehalten hätte , so wäre nach meiner Ansicht

das Erklärangsprincip — die „Zerdehnung" beruht auf schleifender

Betonung — noch besser zu seinem Recht gekommen. Freilich

hätte dann W. seine Ansichten über die vedische Metrik kurz dar¬

legen müssen. So finde ich z. B. keinen Fall für die behauptete

Zerdehnung des — in der Ursprache stossend betonten — Ausgangs-

-än der Acc. Plur. masc. der a-Stämme. Waram W. Fälle vrie

dnjan, 3. Plur. Praet. mit Augment, von solchen wie gäm (= gi-.

ßtüv) u. s. w. trennt und in besonderer Weise erklärt, sehe ich

nicht ein; durch Contraction entstand ja eben der Schleifton. Wegen

des zweisilbig gemessenen e von netri s. Bthl., Studien I III f.

und IF. Vll 70. Das dreisilbige netri aus urarischem *na0ri

(W. g 228 b), Bthl., Grdr. d. ir. Philol. I § 81) — z. B. RV. 1.

92. 7 — verhält sich zum zweisilbigen netri aus ar. *naürl —

z. B. 7. 67. 7 — nicht anders als ai. jaritä zu jAw. jarata , ai.

janisyd-te zu jAw. zqhga-mnanqm u. s. w. ; man beachte die Part.

Perf. Pass. ai. nitas, gürtds , jätas. Freilich will W. ein urar.

*naiitrl nicht gelten lassen, ein 9 sei hinter schon in indoger¬

manischer Zeit geschwunden, s. § 48b) No. 1. Aber die Belege,

die in § 75 b) dafür gegeben sind, scheinen mir nicht beweiskräftig.

Wenn ai. viti auf ein urindogermanisches *ue}9ti zurückgeht, so

braucht dessen 9 doch nicht wegen des vorhergehenden verloren

gegangen zu sein ; das Verhältniss von idg. *ueidti zu yieiti , das

sich in ai. v6ti fortsetzt , kann dem von ai. didhisati zu dhitsati entsprechen, IF. VII 70.

Zu ai. dSsthas u. s. w. s. oben S. 685, zu Mythos s. auch

§ 48b) No. und Bthl., IF. VII 73 No.

Zu § 48 b (iÄiir, ÜAiiai) s. IF. VII Anz.

21. Zu § 53.

Es werden hier die Fälle der „Ausstossung" eines m vor v und

eines i vor y zur Sprache gebracht wie in tvdi statt tu vdi,

änvartisye statt dnu-vari'*, paryäna- statt pari-yä'* u. s. w., sovrie

in sunvas statt und neben sunuvas ; vgl. auch J. Schmidt,

Kritik der Son. 164 f. W. meint: „Die Ausstossung von u im Inlaut

{sunvas) scheint auf Nachahmung der Fälle wie tvdi, dnvartisye

zu berahen, die ganze Erscheinung ihre Heimat also im Sandhi zu

haben". Ich sehe nicht recht, wie das zu verstehen ist; auslaut. M

und anlaut. v bleiben ja, von jenen wenigen Fällen abgesehen, beim

Zusammentreffen ira Satz durchaus unverändert. J. Schmidt giebt

auch keine Erklärang „der Vereinfachung von uv zu m", sondern

const.atiert nur die Thatsache. Nach meiner Ansicht handelt es

(18)

Bartholomae, Beiträge zur altinditchen Grammatilc. 691

sich in keinem der angefiihrten Fälle um eine Ausstossung . denn

nirgendwo sind hesondere Bedingungen vorhanden, die die bese idere

Behandlung des iy, uv begreiflich erecheinen liessen. Die Ersetzung

von i-ya, u-va durch ya, va. bemht auf eine Nachahmung des

häufigen Wechsels von iy-a, uv-a mit ya va; zahlreiche Beispiele

dafür giebt S i e v e r s , Festgruss an R. von Roth 203 fil, s. auch

W. § 271 b). Unterstützend wirkten solche Fälle wie siyät — syät,

tuvam — tväm; s. W. g 181 f. Der einzige Fall der „Ausstossung*

eines u vor v im Inlaut: sunvas — wonach dann sunmas gebildet

sein soll — ist von den vorher besprochenen, wie mir scheint,

völlig zu sondern, vgl. Bthl., IF. VII 75 f. J. Schmidt's An¬

nahme bähvos (des AV.) sei ■ auf lautlichem Weg aus *bähuvös

(des RV. , so nach dem Metmm) hervorgegangen , halte ich nicht

für zutreffend. Wäre im RV. der Gen. Du. von padäs bezeugt, so

würden wir gewiss zweisilbiges padvös haben ; vgl. die Gen. Sing.

padväs, Instr. Sing, padvä, Acc. Plur. padvas, die im RV. zu¬

sammen 17 Mal vorkommen und stets zweisilbig gemessen sind.

Es standen bei der M-Declination v und uv von Alters her neben¬

einander , und zwar so, , dass ersteres einer kurzen , letzteres einer

langen Silbe folgte: krdtve — %ähuve; s. W. g 182 a) «), 183.

Nach einer Periode des Schwankens {kratvä — krdtuvä) trat

Uniformimng nach Classe 1 ein. Entsprechendes gilt auch von den

e'-Stämmen.

22. Zu g 57.

[S. auch g 179 a).] Ai. yänti „sie gehen* soll aus *iy-dntC

hervorgegangen sein? Ich könnte es mir eher denken, dass zum

zweisilbigen i-mds nach dem Muster dvis-mds : dvis-dnti, s-mds :

s-dnti ein um eine Silbe längeres, also dreisilbiges *iy-dnti an Stelle

eines älteren ydnJti neu geschaffen worden wäre. Das gr. idot

lässt sich keinesfalls identificiren ; entweder es ist eine in der eben

beschriebenen Weise zu Stande gekommene Neubildung, oder es ist

eine alte reduplicirte Form; vgl. Bthl., IF. III 36. Zu den hier

und AF. II 71 flf., sowie Grdr. d. ir. Philol. I g 102 I a, 312, 345

besprochenen reduplicirten Bildungen zu ai. Hi „er geht* kommt

noch jAw. yente hinzu, Nir. Bomb. Ausg. F. 139 b Z. 3; y ist

mit ii geschrieben, das Wort also iyente zu lesen, eine thematische

Form , wie ai. lyati RV. 10. 32. 3. Streng correct wäre Hyate

oder *iyete, und so {yete) bietet in der That Darmesteter, ZA

III 125; da er aber in Klammem bemerkt, es sei {zaodra) yente

zu lesen — wie in der photozinkographirten Ausgabe thatsächlich

steht —, so lässt sich nicht erkennen , wie D. zu seiner Lesung

{zao&rä) yete gekommen ist. Eine Variante wird in der Bombayer Ausgabe nicht verzeichnet.

Dass in reduplicirten Präsensbildungen bei vocalischem Wurzel¬

anlaut «y, nicht i erscheint: ai. iyarti, iyati u. s. w. — vgl. W.

§ 179 a) — findet seine ausreichende Erklärung in der Analogie

44*

(19)

692 Bartholomae, Beiträge zur altindischen Grammatilc.

derer aus consonantisch anlautenden Wurzeln. Die Neubildung hat

für grundsprachlich zu gelten, wenn gr. iafft als reduplicirte Porm

aufzufassen ist, andernfalls für arisch. Im Arischen stand *uasti

,er wül" neben *uiuaiiti (ai. vdsti, vivasti). Die Consequenz war, dass zu *aü{ ein dreisilbiges Haiti {*iiaiti') gebildet wurde (ai. Hi;

diyes, iyati u. s. w.). Die Intensiva unterstützten die Neuformation ; vgl. *daidaismi : *didaidm{ = *ararmi : *iarm.{ {*iiarmi); bezeugt sind ai. dediste, gAw. daedöüt, ai. didesiu, dlarti, iyarti.

23. Zu § 63 a) y).

Unter den Beispielen für die Reduction eines ra zu r figurirt

auch kfmis ,Wurm' : krämati „er schreitet". Dabei wird auf

die Unadisutren verwiesen. Pür deren Verfasser galt es eben als

Pflicht, das Wort auf eine Verbalwurzel zurückzuführen; aber

irgend welchen Werth darf die Etymologie doch wahrlich nicht

beanspruchen. Dazu kommt noch , dass ai. kfmis Reimwort zu

got. waurms , lat. vermis ist, also gar wohl von diesem lautlich

beeinflusst sein kann ; s. W. § 228 c).

Zu § 64 (Etymologie von ai. v^ksd-), 67 (angebliche Verschiedenheit von ai. väsvyäs und Aw. vaißhuya), 75 (.ingeblicher Schwund von a vor i"), 70 (zum etymologischen Werth des jAw. Tnar'zd-ikäi) s. IF. VII Anz.

24. Zu § 78 C).

W. geht zur Erklärung des ä in ai. jänäti, jänimds mit

de Saussure von einer Wurzelform jTiä- aus. Dagegen erklärt

sich mit Recht neuerdings J. Schmidt, Kritik 180 tf.. Vielmehr

ist idg. yena- zu Grunde zu legen, eine Basis, die J. Schmidt

a. 0. 183 auch in jAw. äzaintis und in paitizantö^) erkannt hat-).

J. Schmidt setzt ein *yannäti als Grundform an, deren e«, da vor

n stehend, regulär durch ä vertreten sei, ohne aber die abweichende

Gestaltung dieses e« («) in gleicher Stellung bei anäkti und bJia-

ndkti zu erörtern; s. IP. VII 81 No. 108 fi'. Die richtige Er¬

klärung des ä muss jedenfalls auch für die a. 0. 80 aufgeführten Wörter passen, z. B. für jAw. zänäite „er soll geboren werden", das sich zu frazaintiH „Nachkommenschaft" doch schwerlich auders verhält als ai. jänäti „er kennt" zu jAw. äzaintis „Kenntniss".

Zu zänäite lautet das to-l'articip zätö, ai. jäids. Sollte nicht doch

das ä der beiden Formen von gleicher Herkunft sein? Dann aber

ist es die Schwachform von end. Preilich lässt sich bei dieser

Passung des ä die Praesensbildung nicht durch Infigirung erkläi'en.

Steht denn aber de Saussure's Theorie für die Erklärung der

5. und 9. ind. Praesensclasse wirklich so unumstösslich test?

Zu § 98 b No. (wegen ai. saträ nt, dem jAw. hastrgm entspricbt) s. IF. VII Anz.

1) Dazu auch gAw. huzintus; s. Bthl., IF. Vll 224 No.

2) Doch ist seine Erkläruug falsch. Beido Wörter sind weitere Belege zu der IF. VII 70 gegebeueu Kegel über den Verlust eines a in der Ursprache.

(20)

Bartholomae, Beiträge zur altindischen Grammatik. 693

25. Zu §§ 99, 100 c) No. und 141.

Die hergebrachte Fassung von pa. dhitä, pr. dhiyä, „Tochter",

derzufolge das Wort aus ai. duhitä hervorgegangen sein soll, be¬

gegnet doch recht erheblichen Schwierigkeiten. W. verweist für

den Ausfall des u auf Jacobi, ZDMG. XLVII 575 ff., wo von

den Wirkungen des exspiratorischen Wortaccents auf die ihm vor¬

hergehende und folgende Silbe im Mittelindischen gehandelt wird.

Aber das u von dvMtä steht weder vor noch nach dem Hauptton.

Und wollten wir eine nachmalige Accentverschiebung annehmen,

so dürften wir doch nur eine solche auf die erste Silbe — unter

dem Einfluss des Voc. Sing. ai. duhitar erfolgte — zulassen, womit

nichts gewonnen wäre'). Wie sollen wir uns femer die Länge des

i erklären? Begreiflicher als Portsetzer von duhitä ist pr. dhüyä

mit Verlust des zweiten Vocals. Aber auch deren directe Zu¬

sammengehörigkeit halte ich für fraglich. Zu beachten ist jeden¬

falls , dass neben den angeführten Wörtem auch pa. duhitä , pr.

duhiyä vorkommt. Sollte "die Annahme so ganz unnatürlich er¬

scheinen, dass im Mittelindischen noch ein anderes Wort für

„Tochter" üblich war als das dem altind. duhitä, gr. ß'vydrriQ

entsprechende? Die indogermanischen Bezeichnungen für „Sohn"

und „Tochter" sind sehr mannigfach; s. Delbrück, Venvandt-

schaftsnamen 75 ff. Am nächsten liegt es jedenfalls, wenn wir nicht

durchaus jedes mind. Wort mit einem bezeugten aind. vermitteln

wollen, pa. dhitä auf ein urind. *dhitä zurückzuführen. Das aber

wäre ein weiterer Angehöriger der durch lat. filius, lett. d^ls

„Sohn", ksl. d)it^ „Kind", deva „Mädchen" vertretenen Sippe. Be¬

züglich des Ausgangs sei auf suta-s „Sohn" verwiesen, das sich

schon zeitig an die Stelle von sünüs schob, einem Erbwort aus

der Urzeit , wie die germanischen Wörter bekunden. Das ü des

neben pr. dhiyä erscheinenden dhüyä kann ebensowohl durch

duhiyä als durch suyo „Sohn" veranlasst sein. Die Pluralform

pa. dhltaro (und andere nach der r- bezw. m- Classe) sind durch

duhitä im Verein mit den übrigen Verwandtschaftswörtem hervor¬

gerafen. Solche Laut- und Plexionsausgleichungen sind ja gerade

bei dieser Classe von Wörtern ungemein häufig; s. die Litteratur

bei BthL, Studien II 31.

26. Zu g 101.

Zur Ten.-asp.-Frage im Allgemeinen s. noch IF. VTI Anz.

Als Beleg für fh aus th dient sthlvati „er spuckt". Dazu

wird gr. knKf&voSiu gestellt mit dem Vermerk, es sei dies aus

sphfil" hervorgegangen, und in g 144b, 205c wird die Ansicht

Osthoff's erwähnt, wonach das ai. th dieses Wortes auf^(Ä) zurück- 1) Wenn man HV. 9. 113. 3 b das Metrum herstellen will, so möcbte icb eher die Correctur von süryasya duhitd in sÜro (oder stire, wie 1. 34. 5) duhitä empfehlen, als die von Benfey, Hermes 25 vorgeschlagene Aendemng des dreisilbigen duhitä in ein zweisilbiges Wort.

(21)

694 Bartholomae, Beiträge zur altindischen Chrammatik.

gehe; s. dagegen Bthl., Studien II 42 No. ; das Iranische und

Armenische Verbürgen die Ursprünglicbkeit des <- Lautes.

Die Zusammenstellung von ai. atharl mit gr. aßr/Q ist sehr

streitig'); nach Pischel, VSt. I 99 bedeutet das ai. Wort „Ele¬

fant". — Zu ai. vyathate „schwankt" war jAw. mavae&am an¬

zuführen; s. Geldner, BB. XV 259 No.

Dass das jAw. uxSsra ein Suffix tha- enthält, also dem ai.

uktham genau entspricht, ist nur dem Kenner der iranischen Laut¬

lehre klar; es war ein Verweis geboten. Ebenso für jAw. puxSö.

Zu aL. phdlam „Frucht" s. Bugge KZ. XXXH 287.

jAw. aif-ai,-öiä bedeutet gewiss nicht „bohren", sondern

„streifend (mit der Peitsche, der Feder) berähren", die Ueber¬

setzung mit suft „er durchbohrte" zu V. 2. 10 ist nur dem An¬

klang an das awest. Wort zu danken. Darmesteter übersetzt

einmal mit „percer", einmal mit „frotter".

Gr. baq.ve gehört doch eher mit jAw. ascüm als mit ai. sphigi

zusammen, wie ja auch § 132 No. angenommen wird; s. die

Litteratur bei Bthl., Studien II 5 f., wozu jetzt noch Kretscbmer,

KZ. XXXI 332, Johansson, BB. XVIII 24, Meillet, MSL.

Vni 294. Freilich sollte man ja vor dem u-Laut *öff;^vg, bzw.

*asküm erwarten. Aber über die lU'sprängliche Flexionsweise dieser

Stämme ist doch noch nicht das letzte Wort gesprochen ; man vergleiche ahd. bräwa (mit idg. e]i) und gr. btfgvg ; s. K r e t s c h m e r a. a. 0.

27. Zu § 102.

Zu a). Das jAw. skärayat.ra&ahe ist meines Erachtens von skha- late — entgegen meiner eigenen Annahme im Grdr. d. ir. Philol. I § 11

— zn trennen und vielmehr mit jAw. skardrui- „nind" (Phlv. girt)

— das wäre ai. *sk{h)fna- —, eigentlich „rollend" und mit gr.

Cff-tttQtt „Kugel" zusammenzustellen; vgl. zur Bedeutung ai. vrttds.

Nach Tomaschek, SWAW XCVI 815 gehören auch PD. w. kard,

s. cerd „gekrämmt" dazu.

Zu c). Das ph des im Wurzelverzeichniss aufgeführten trph- „sich sättigen" hat an jAw. ß-rqfrÖa- und &rq,fs-ca (?) eine — freUich nicht ganz sichere — Stütze; s. Grdr. d. ir. Philol. I § 209. 8, 381.

Beachte noch Jacobi, KZ. XXV 438 f zu skr. sukha- und

dukkha (aus *su-stha-).

Zu § 105 No. Zu der hier erwähnten Theorie Kirste'» s. IF. VII Anz.

28. Zu § 106.

Es heisst hier: im Veda erscheine bei den Wurzeln mit

doppelter Aspirata die Media im Inlaut auch dann, wenn die zweite

Aspirata vor suffixalem s geschwunden sei, z. B. in aduksat, sowie

auch, wie ich hinzufüge, vor radikalem in bdpsati, s. .§ 10'7. Da-

1) In Leumann's Etym. Wörterb. ist sie wohl eben deshalb nicht auf¬

genommen.

(22)

Bartholomae, BeUräge zur aUindischen Grammatilc. g95

gegen sei die Aspiration durchaus bewahrt, sofem die zweite

Aspirata ihre Aspiration im Auslaut eingebüsst habe: go-dkük,

a-dhrdlc, u,sar-bkdt. Die Ursache dieser Verschiedenheit ist die,

dass der Aspirationsverlust zu ganz verschiedenen Zeiten erfolgt

ist, im ersteren Falle in indischer, im letzteren aber schon in indo¬

germanischer Zeit, s. Bthl., Grdr. d. ir. Philol. I § 84. 1. In ur¬

indischer Zeit wurde *adhrüks (= idg. *^dhruks), aber *adhruQzhaa (= idg. *edhntgzkes) gesprochen ; ersteres wurde normal zu acUvruk,

letzteres zunächst zu *adrugzhas , dann zu adruksas (W. § 209).

Wie Solmsen (KZ. XXXIII 292) und Nor een (Urgerm. Laut¬

lehre 186) bei ihrer Annahme, dass vor a (im Inlaut) die Aspiration

schon in der Ursprache geschwunden sei, mit den iranischen Formen

im Grdr. d. ir. Philol. I g 53 I, sowie mit den bei W. g 209 an¬

geführten indischen fertig werden wollen , vermag ich nicht zu

sehen. Nor een sei für ahd. wafaa „Wespe", lit. vapah, auf nbai.

gvabz „Biene, Wespe, Hornisse" verwiesen und auf neup. bäfam

„webe" u. s. w., mit f aus idg. ph; ahd. wafaa aus idg. *uopah'>

verhält sich zu nbai. gvabz aus idg. *yLobzh'* wie neup. bäf a-m aus

idg. *uephö zu nhd. webe aus idg. *ifebhö , vgl. ai. ürnaväbhia

„Spinne"; s. Hübschmann, Oss. Sprache 31, ZDMG. XLIV

557, Bthl., ebd. 552, Grdr. d. ir. PhiloL I g 23b. Noreen's Etymo¬

logie von nhd. knoape ist ganz unsicher.

Zu § 102, 109. Zu ai. viddtha-, hukka- s. IF. VII Anz.

29. Zu g III, 112.

Vgl. jetzt zu meinem Aspiratengesetz Grdr. d. ir. Philol. I 207.

— Fr. Müller (WZKM. IX 170 f.) hat die dort angeführte

Litteratur schwerlich eingesehen, sonst würde er die Behauptung

nicht haben aussprechen können, das Gesetz sei „blos im Indischen

ein Kanon", derart, dass „jede Etymologie, welche gegen dieses

Gesetz im Indischen verstösst, im Vorhinein als unrichtig abzu¬

weisen ist". SoUte er wirküeh die Erklämng der bei Bthl.,

AP. I 11, Whitney, Grammar* g 160 c und bei W. g 112, sowie

§ 209 f. (s. dazu auch Benfey, Klein. Schriften I 308 f.) ge¬

gebenen ai. Wörter summarisch für falsch bezeichnen woUen? Im

Uebrigen glaube ich mich an der citirten Stelle des Grdr. mit hin¬

reichender DeutUchkeit ausgedrückt und die FäUe, die meinem

„Kanon" widersprechen, sattsam beleuchtet zu haben, so dass ich

den Vorwurf, „ein ,verbohrter' Junggrammatiker zu sein, der blos

über die Lautgesetze speculirt und dabei die Texte ganz aus den

Augen lässt" — sofem er auf mich oder auch auf mich gemünzt

sein sollte —, nicht eben schwer empfinde. Wer oder was ist

übrigens, frage ich Fr. Müller, ein „Junggrammatiker"? Ein

Gelehrter, der sich des Wortes so häufig bedient, wie Fr. M.,

muss es doch wohl auch, soUte man meinen, definiren können').

1) Nach Grdr. der Sprachwissenschaft III. 2 451 bildet die Annahme

(23)

696 Bartholomae, Beiträge zur altindischen Grammatik.

30. Zu g 121.

Es ist eine bemerkenswerthe Thatsache, dass „das Aind. das

gutterale kh auch da hat, wo die andern Gutturale durch Palatale

ersetzt sind", so in rikhati, sdkhibhis, sdkhye u. a. Die Beispiele fiir ai. ch aus ar. kh sind alle mindestens zweifelhaft; s. Bthl.,

Studien II 56 f. Im Iranischen muss ein ar. kh ebenso erscheinen

wie ein anteconsonantisches k, d. i. als s, vgl. jAw. Syaod-rtam:

ai. cyäutndm u. s. w. , das lehrt die Gestaltung der übrigen Ten.

Asp. Ich vermuthe , dass es jene angeführten ai. Wörter mit kh

waren , welche Hübschmann die Annahme , idg. kh vor pala¬

talen Sonanten sei im Iranischen durch S vertreten, bedenklich

erscheinen liessen, IF. VI Anz. 32. Ich gestehe zu, dass der Be¬

weiswerth der im Grdr. d. ir. Philol. I g 12 gebotenen Beispiele

ungleich ist; gleichwohl halte ich meine Annahme aufrecht.

üm das S in jAw. haSi.tbüe gegenüber ai. sdkhibhyas zu er¬

klären, ist H. gezwungen, üebertragung aus jenen Casus zu postu¬

liren , da consonantisches y folgte , also z. B. aus dem Dat. Sing., der in der Form hase überliefert ist ; vgl. dazu J. Schmidt's Erklärung des S von jAw. aSi „Augen" gegenüber ksl. oü, Pluralbild. 388*)

und die von jAw. apaSi u. s. w. bei Bthl., IP. II 266 f. Aber

die folgenden Beispiele werden darthun, dass eine solche Passung des s von hosi" nicht nöthig ist.

Die Zusammenstellung des jAw. knmn, mit ai. khardtram gebe

ich gerne auf, ich habe sie auch dort schon mit ? versehen. Da¬

gegen komme ich über die von np. rei „Bart" und oss. rexe nicht so leicht hinweg, wie H. ; eine Etymologie weiss ich freilich nicht

zu geben, aber von dem gleichbedeutenden nhd. bart u. s. w. auch

nicht; damit wird aber doch deren Identität nicht in Prage ge¬

stellt. Soviel steht jedenfalls fest: das x von oss. rexe lässt sich

nur auf urir. x zurückleiten (Hübschmann, Oss. Sprache 99)

und dies, da kein Consonant folgt, nur auf ar. kh. Wenn sich np.

reÄ und oss. rex-e decken, wofiir doch gewiss die isolirte Bedeutung,

der Anlaut und der Wurzelvocal spricht, so können sie sich ein¬

ander nur in der Weise wie z. B. jAw. aojö , ai. öjas und gAw.

aogo, np. söz und sög u. s. w. entsprechen.

Studien II 55 habe ich noch zwei andere Beispiele tür das

Nebeneinander von x und s gegeben, die H. nicht weiter berück¬

sichtigt hat; nämlich 1) afy. mözai „Pflock" und np. mex-,

Geiger, Etym. und Lautl. des Afy. hat das Wort nicht aufge¬

nommen, s. auch Horn, Grdr. d. neup. Etym. 225 f Die Be¬

deutung stimmt, ebenso der Anlaut ; afy. I ist der regelrechte Ver¬

treter eines urir. S zvrischen Vocalen, s. Geiger, a. 0. 51; aber

höherer AUerthUmlichkeit des griechischen Vocalismus gegenüber dem indischen

«ines von den Merkmalen des Junggrammatikers! Ist es ein entscheidendes, dann hann man die Nichtjunggrammatiker am Daumen einer Hand aufzählen.

S. noch S 704 No. 3.

1) Dagegen W. § 116 b) und die Litteraturangaben S. 241.

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