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Pharmakotherapie ist möglich, aber nurim Rahmen anderer Interventionen

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Academic year: 2022

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Mit der üblichen Verspätung ist die ge- sundheitliche Gefährdung von Kindern und Jugendlichen mit starkem Überge- wicht oder Fettsucht auch bei uns zum me- dizinischen und medialen Thema gewor- den. Aus dem Ursprungsland der Epidemie erreicht uns jetzt eine Studie, die den Fett- aufnahmehemmer Orlistat (Xenical®) bei fettsüchtigen Jugendlichen prüfte. Chano- ine und Mitarbeiter berichten im Journal of the American Medical Association vom 15.

Juni (Vol. 293: 2873–2883), dass nach ei- nem Jahr Therapie mit 3x120 mg/die Orli- stat der Body Mass Index (BMI) um 0,55 ab- nahm (Plazebogruppe: Zunahme um 0,31).

26,5 Prozent der mit Orlistat behandelten Adolszenten erzielten ein BMI-Reduktion

um 5 Prozent oder mehr, in der Plazebo- gruppe traf dies nur für 15,7 Prozent zu.

Die Autoren ziehen den Schluss, dass

«Orlistat zusammen mit einer kalorien- reduzierten Diät, körperlichem Training und Verhaltensmodifikationen das Ma- nagement von fettsüchtigen Adoleszenten statistisch signifikant verbessert».

Unter praktischen Gesichtspunkten ist darauf hinzuweisen, dass hier nicht ein Pharmakotherapie allein evaluiert wurde, sondern den Jugendlichen ein ganzes Be- treuungsprogramm angeboten wurde, zu dem Instruktionen hinsichtlich einer gegenüber dem geschätzten Tagesbedarf um 40 Prozent reduzierten Ernährung ebenso gehörten wie die Verpflichtung zur

Aufzeichnung der Nahrungsaufnahmen und zur Vermeidung besonders kalorienrei- cher Nahrungsmittel sowie körperliche Be- tätigung. Die enge Betreuung könnte auch die erstaunlich geringe Aussteigerrate (2%) wegen gastrointestinaler Unverträg- lichkeit von Orlistat erklären.

Offen bleibt vorderhand, ob der Einsatz von Orlistat (oder anderer Pharmaka) bei fettsüchtigen Adoleszenten auch zu einem längerfristigen Behandlungsnutzen führt, der Kosten und unbekannte Langzeitaus- wirkungen rechtfertigt. Orlistat als alleinige Therapiemassnahme ist sicher inadäquat.

H.B.

Fettsüchtige Adoleszenten:

Pharmakotherapie ist möglich, aber nur im Rahmen anderer Interventionen

Als leichte kognitive Einschränkung wird ein Übergangszustand zwischen norma- lem Altern und Demenzen (M. Alzheimer oder anderer Typ) verstanden, bei dem ge- wisse kognitive Einbussen nachweisbar sind, die Funktion insgesamt aber noch erhalten ist. Im Vordergrund stehen sub- jektive Klagen über Gedächtnisverlust, wobei sich aber Gedächtnisdefizite auch objektivieren lassen. Es handelt sich insge- samt um eine heterogene diagnostische Kategorie. An Interventionen in diesem Stadium knüpft sich jedoch die Hoffung, die Progression zur manifesten Alzheimer- demenz verhindern oder zumindest ver- langsamen zu können.

Die Ergebnisse einer solchen Interven- tionssstudie wurden kürzlich im New Eng- land Journal of Medicine veröffentlicht (Petersen et al., NEJM 2005; 352:

2379–2388). Zum Einsatz kam der bei

Alzheimer als Standardtherapie einge- setzte Cholinesterasehemmer Donepezil (Aricept®) sowie Vitamin E in ausreichend hoher Dosierung, dem eine Reduktion des oxidativen Stresses nachgesagt wird und das zuvor in einer Studie derselben Stu- diengruppe bei Patienten mit eindeutiger Alzheimerdemenz die Progression aufge- halten hatte.

Die Behandlungsresultate der randomi- sierten, plazebokontrollierten Untersu- chung an über 700 Patienten sind klar und ernüchternd. Nach der dreijährigen Beobachtungszeit hatte Vitamin E im Ver- gleich zu Plazebo keinerlei Vorteil ge- bracht. Dieses negative Resultat reiht sich ein in eine Reihe negativer Studien und dürfte der Vitamin-E-Euphorie vielleicht ein Ende setzen. Für Donepezil ergab sich zwar im ersten Studienjahr eine im Ver- gleich zu Plazebo geringere Progressions-

rate zu Alzheimerdemenz, leider war die- ser kleine Behandlungseffekt nach zwei Behandlungsjahren aber wieder völlig ver- schwunden. Warum der statistische The- rapienutzen nur vorübergehend ist, bleibt unklar.

Träger des Apolipoprotein-E(APOE)-Allels εε4 haben in der Allgemeinbevölkerung ein höheres Risiko an Alzheimer zu er- kranken, dies müsste also auch in einer durch kognitive Einschränkung belasteten Gruppe zu häufigerer Progredienz führen.

Die Autoren konnten aber zwischen Trä- gern und Nichtträgern des Apolipopro- tein-E-(εε4)-Allels keinen Unterschied in der Antwort auf die Donepezilbehand- lung feststellen. Sie sehen daher auch keinen Anlass, bei kognitiver Beeinträch- tigung einen APOE-Test zu veranlassen.● H.B.

Leichte kognitive Einschränkung:

Kein Nutzen von Vitamin E,

wenig von Donepezil

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Haben Lehrer(innen) zu viel Ferien?

fragt die BaZ und lässt Experten ant- worten. Ja, sicher, meint ein Unterneh- mer. Nein, keinesfalls, meint – logo – eine Primarlehrerin. (Die es, nebenbei bemerkt, schafft, neben ihrem Beruf noch Gemeinderätin, Grossrätin, Erzie- hungsrätin, Mitglied der Kommission für Kinder- und Jugendfragen und anderes zu sein…) Die Begründung der Lehrerin ist einleuchtend: «Lehrpersonen sind oft auch ausserhalb der Arbeitszeit emotional und inhaltlich beschäftigt.»

Und:«Ferienpausen tragen ganz we- sentlich dazu bei, dass die Lehrkräfte wieder neuen Schwung bekommen.»

Schliesslich: «Lehrerinnen und Lehrer üben einen verantwortungsvollen und anstrengenden Beruf aus, der gerade auch während der Unterrichtszeiten absolute Präsenz und einen hundertpro- zentigen Einsatz verlangt.» Mit solch überzeugenden Banalitäten haben sich unsere Ärztevertreter bei den Tarmed- Verhandlungen mit den Krankenkassen offenbar nicht anzutreten getraut.

Sonst sähen unsere Tarife anders aus.

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Dabei wärs doch mal was, sich als Prak- tiker gegen den Neid anderer Berufs- gruppen wehren zu müssen, kulminie- rend in der Frage: Brauchen Ärzte und Ärztinnen wirklich drei Monate bezahlte Ferien und bezahlte Arbeitszeit für die Weiter- und Fortbildung? Und stellen Sie sich vor, wir würden uns für unsere jährlich drei Monate Auszeit rechtferti- gen beispielsweise mit:«Gerade während

der Sprechstunde verlangt halt unser Beruf hundertprozentige Präsenz.» Da käme fast jeder ordentliche Berufsmann und jede Berufsfrau, vom Programmie- rer bis zur Reinigungsfrau, ins Staunen und begänne, sich ein ganz klein wenig ärgern. Fast alle. Verständnis dafür fänden wir hingegen …, na, Sie wissen schon, bei wem.

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Hoffen wir, es gebe bessere Gründe für die 12 Monate Lehrer(innen)-Ferien als die in der BaZ genannten.

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Sicher ists allerdings nicht, dass es die gibt, schliesslich haben sich sogar die angeblich guten Gründe für die 45- oder 50-Stunden-Woche der Assis- tenzärzte und -ärztinnen in den Spi- tälern verflüchtigt. Die Fehler, die man mit der Einführung der Ruhezeiten, verhindern wollte, geschehen, wie wis- senschaftliche Untersuchungen zeigten, gar nicht wegen Übermüdung, sondern wegen Unklarheiten an den Schnitt- stellen. Und von denen wirds bei kürze- ren Arbeitszeiten einfach mehr geben.

Oder wie meinte ein Kollege: Nun wer- den sie (unsere Kollegen Assistenzärzte) gleich viele und erst noch die gleichen Fehler machen. Bloss ausgeruhter.

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Jede Zeitung oder Zeitschrift pflegt in ihren Kolumnen das eine oder andere

Thema mit besonderer Inbrunst. Bei der NZZ am Sonntag ists Julia Roberts, von der die Kolumnenschreiber nicht lassen können – oder wollen (ist ja auch ver- ständlich, es sei ihnen verziehen). Mag sein, bei uns kommt das Thema Rau- chen etwas gehäuft vor. Aber ists etwa nicht wahr? Wir nähern uns (so der Editorialschreiber einer Tageszeitung) mit Riesenschritten einer Gesellschaft, die nur noch zwei Arten von Tätigkeiten kennt: die einen werden subventioniert, die andern verboten. Oder, wie etwa beim Rauchen, beides gleichzeitig:

Rauchen wird verboten, der Tabakanbau aber subventioniert.

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Bei der Eröffnung eines Produktionsbe- triebs der Firma Altana in Brandenburg erhielt Bundeskanzler Schröder die erste Packung der neuen Produktionsstation überreicht: Verdauungstabletten. Er wird sie gebrauchen können, schwer verdauliches liegt vor ihm.

Richard Altorfer

Rosenbergstrasse 115

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