Klausur Analysis 2
1. a) Was ist eine Cauchyfolge in einem metrischen Raum?
L¨osung: Sei (M, d) ein metrischer Raum und (xn)n∈N eine Folge inM. Dann heißt (xn)n∈N eine Cauchy-Folge, wenn es zu jedem >0 einN ∈Ngibt, so dass f¨ur allen, m≥N giltd(xn, xm)< . b) Wann heißt eine Abbildungf :D⊆Rn→Rm stetig in x0∈D?
L¨osung: Eine solche Abbildung heißt stetig, wenn es zu jedem >0 eineδ >0 gibt, so dass f¨ur allex∈Dmit|x−x0|< δfolgt
|f(x)−f(x0)|< .
c) Was weiß man ¨uber die Werte der reellwertigen Funktion f in einer kleinen Umgebung vonx0∈D, wennf in x0 stetig ist und f(x0)>0 gilt?
L¨osung: Die Werte der Funktion f sind in einer hinreichend kleinen Umgebung vonx0 positiv.
d) Geben Sie die Kettenregel der Differentialrechnung an f¨ur die Hintereinanderausf¨uhrung zweier reellwertiger Funktionen einer Variablen.
L¨osung: Sei f ◦g : I → R mit g : I → J, I ⊆ R, J ⊆ R und f : J →R. Istgim Punktx0∈I differenzierbar undf im Punkt g(x0) differenzierbar, so ist auch f ◦g inx0 differenzierbar und es gilt
(f ◦g)0(x0) =f0(g(x0))·g0(x0).
e) Formulieren Sie den Mittelwertsatz f¨ur rellwertige Funktionen ei- ner Variablen. (Gemeint ist der Mittelwertsatz der Differential- rechnung.)
L¨osung: Sei die Funktion f : [a, b]→Rstetig ¨uber dem (nicht- leeren) Intervall [a, b] und differenzierbar ¨uber ]a, b[. Dann gibt es ein ξ∈]a, b[ so dass gilt f(b)−f(a) =f0(ξ)(b−a).
f) Wie lautet der Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung?
L¨osung: Sei die Funktion f : [a, b] → R Riemann-integrierbar uber [a, b]. Dann besitzt¨ f eine Stammfunktion und f¨ur jede Stamm- funktion F von f gilt
Z b
a
f(x)dx=F(b)−F(a).
g) Definieren Sie f¨ur f : M ⊆Rn →R mit einer offenen Menge M die partielle Ableitung ∂x∂f
i(x0) im Punktx0 ∈M. L¨osung: Sofern der Grenzwert
h→0lim 1 h
f(x01, . . . x0i−1x0i +h, x0i+1, . . . , x0n)−f(x01, . . . x0n)
existiert, so heißt dieser Grenzwert die partielle Ableitung vonf nach xi im Punktx0.
h) Geben Sie eine notwendige Bedingung daf¨ur an, dass eine diffe- renzierbare Funktionf : M ⊆Rn→R¨uber einer offenen Menge M im Punkt x0 ∈M ein lokales Extremum besitzt.
L¨osung: Die Bedingung ist:
∇f(x0) = 0 wobei ∇f der Gradient von f ist. Oder
∂f
∂xi
(x0) = 0 f¨ur alle i= 1, . . . , n.
2. Gegeben sei die Funktion f(x) = ln (coshx).
a) Begr¨unden Sie, f¨ur welche x ∈Rdie Funktion f definiert ist. (1 Punkt)
L¨osung: Die Funktion coshx ist definiert f¨ur alle x ∈ R und es ist coshx ≥ 1 auf dem gesamten Definitionsbereich. Da der nat¨urliche Logarithmus f¨ur alle reellen Zahlen die gr¨oßer als Null sind, definiert ist, istf auf Rdefiniert.
b) Berechnen Sie das Taylor-Polynom T2(f,0) 2. Grades zum Ent- wicklungspunkt x0 = 0. (2 Punkte)
L¨osung: Es ist f(0) = ln (cosh 0) = ln 1 = 0. Weiter wird f0(x) = 1
coshxsinhx= tanhx und daher
f0(0) = 0.
Weiter folgt
f00(x) = 1 cosh2x und somit
f00(0) = 1
Also lautet das Taylorpolynom 2. Grades f¨urf.
T2(f,0)(x) = 1 2x2.
c) Geben Sie das zugeh¨orige Lagrangesche RestgliedR2(x,0) an. (2 Punkte)
L¨osung: Es wird
f000(x) =−2 sinhx cosh3x Dies gibt
R2(x,0) =−1
3x3 sinh (θx) cosh3(θx) mitθ∈]0,1[.
d) F¨ur welchex k¨onnen Sie bei der N¨aherung f(x)≈T2(f,0) einen absoluten Fehler von weniger als 1/3000 garantieren? (3 Punkte) Zur Erinnerung: Es ist coshx= 12(ex+e−x), sinhx= 12(ex−e−x) und tanhx= coshsinhxx.
L¨osung: Es wird (Dreiecksungleichung) f¨ur alle x∈R:
|sinhx| ≤coshx
Dies gibt wegen coshx ≥ 1 folgende Absch¨atzung f¨ur das Rest- glied
|R2(x,0)| ≤ 1
3|x|3 1
cosh2(θx) ≤ 1 3|x|3
Also wird das Restglied f¨ur |x| < 101 betragsm¨aßig kleiner als 1/3000. Somit gilt f¨ur|x|< 101
|f(x)−1
2x2|< 1 3000. 3. a) Es sei die Funktion
f(x) :=
(x2cotx f¨ur 0< x < π2 0 f¨urx= 0
gegeben. Untersuchen Sie, obf im Punktx= 0 rechtsseitig stetig und rechtsseitig differenzierbar ist. (4 Punkte)
L¨osung: Es wird mittels der Regel von L’Hospital:
x→0+lim f(x) = lim
x→0+
x2cosx
sinx = 0 =f(0)
Also istf rechtsseitig stetig inx= 0. F¨ur die rechtsseitige Ablei- tungfr0 folgt
fr0(0) = lim
h→0+
1
h(f(0 +h)−f(0)) = lim
h→0+
1 h
h2cosh sinh = 1 Also ist f in x= 0 rechtsseitig differenzierbar mit der Ableitung fr0(0) = 1.
b) Untersuchen Sie folgende Funktion auf lokale Extrema:
f(x, y) = 1 y −1
x −4x+y, x, y6= 0 (7 Punkte)
L¨osung: Es sind die Nullstellen des Gradienten vonf zu finden:
fx(x, y) = 1
x2 −4, fy(x, y) =− 1 y2 + 1
Dies ergibt die notwendigen Bedingungen 0 = 1
x2 −4, 0 =−1 y2 + 1.
Offenbar ist die erste Gleichung erf¨ullt f¨ur x1,2=±1
2 und die zweite Gleichung f¨ur
y1,2 =±1.
Also gibt es vier m¨ogliche lokale Extremalstellen:
(1 2,1),(1
2,−1),(−1
2,1),(−1 2,−1).
In allen 4 Punkten muß die Hessematrix von f uberpr¨¨ uft wer- den.Wir erhalten
∇2f(x, y) =
−2/x3 0 0 2/y3
Es folgt
∇2f(1/2,1) =
−16 0
0 2
Da die Determinante dieser Matrix negativ ist, liegt in diesem Punkt kein Extremum vor. Es folgt
∇2f(1/2,−1) =
−16 0
0 −2
Die Determinante dieser Matrix ist positiv undfxx(1/2,−1)<0.
Also liegt in (1/2,−1) ein lokales Maximum vor.
∇2f(−1/2,1) =
16 0 0 2
Die Determinante dieser Matrix ist positiv undfxx(−1/2,1)>0.
Also liegt in (−1/2,1) ein lokales Minimum vor.
∇2f(−1/2,−1) =
16 0 0 −2
Die Determinante dieser Matrix ist negativ. Also liegt in (−1/2,1) kein lokales Extremum vor.
c) Zeigen Sie die Existenz des Grenzwertes limt→0
1 t ln 1
1−t. und berechnen Sie ihn. (3 Punkte) L¨osung: Es wird
ln 1
1−t =−ln (1−t) und daher
limt→0
1 tln 1
1−t =−lim
t→0
1
t ln (1−t)
Dies ist ein unbestimmter Ausdruck der Gestalt 000/000. Mittels der Regel von L’Hospital folgt
limt→0
1 tln 1
1−t =−lim
t→0
1
t ln (1−t)
=−lim
t→0
−1 1−t
1 = 1 4. a) Zeigen sie, dass die Funktion
f(x, y) = xy e(x2)−1 im Punkt (0,0) nicht stetig ist. (3 Punkte) L¨osung: Wenn y= 0 ist undx→0 gilt, folgt
x→0lim x·0 e(x2)−1 = 0
Falls wir w¨ahlen x =y =tmit t→ 0,so folgt mit der Regel von L’Hospital
(t,t)→(0,0)lim f(t, t) = lim
(t,t)→(0,0)
t2 e(t2)−1
= lim
(t,t)→(0,0)
2t 2te(t2) = 1
Aus disen beiden Resultaten ersieht man, dass f in (0,0) nicht stetig ist.
b) Berechnen Sie den Gradienten vonfim Punkt (0,1) f¨ur die Funk- tion
f(x, y) =x2y3+xy2+ 2y (3 Punkte)
L¨osung: Es wird
fx(x, y) = 2xy3+y2, fy(x, y) = 3x2y2+ 2xy+ 2 Dies gibt
fx(0,1) = 1, fy(0,1) = 2, ∇f(0,1) = (1,2)
c) Es sei f : R2 → R, f(x, y) = exy2 und g : R → R2 mitg(t) = (cost,sint). Berechnen Sie die Ableitung von f ◦g mittels der verallgemeinerten Kettenregel. (4 Punkte)
L¨osung: Es wird
g0(t) = (−sint,cost) undfx(x, y) =y2exy2, fy(x, y) = 2xyexy2 Nach der Kettenregel wird
(f◦g)0(t) = (sin2t,2 costsint)(−sint,cost)Tecostsin2t
= (−sin3t+ 2 cos2tsint)ecostsin2t
d) Berechnen Sie f¨urf(x, y, z) =xy2z die partielle Ableitung fy(1,2,3)
(1 Punkt)
L¨osung: Es wird
fy(x, y, z) = 2xyz und daher
fy(1,2,3) = 12 5. Berechnen Sie je eine Stammfunktion zu
a)
xsin (3x) (3 Punkte)
L¨osung: Mittels partieller Integration folgt als eine Stammfunk- tion
Z
xsin (3x)dx=−1
3xcos (3x)+1 3
Z
cos (3x)dx=−1
3xcos (3x)+1
9sin (3x)
b)
x2ln (x) (2 Punkte)
L¨osung: Analog folgt Z
x2ln (x)dx= 1
3x3lnx−1 3
Z
x2dx= 1
3x3lnx−1 9x3