Kontakte zwischen Adamawa-Ubangi- und
Tschad-Sprachen: Zur Übertragung
grammatischer Systeme*
Von Heeemann Jungeaithmaye, Marburg
0. Vorbemerkungen
0.1. Die geographische Verbreitung der Adamawa-Ubangi-Sprachen
(AU) entspricht weitgehend der der Tschad-Sprachen (TS): beide
Sprachfamihen finden sich in Nordnigeria, Nordkamerun und im Süd¬
tschad verbreitet; Sprachen der Ubangi-Gruppe werden außerdem im
Zentralafrikanischen Kaiserreich gesprochen (z.B. Gbaya, Banda).
0.2. Die TS haben folgende Sprachgruppen bzw. Sprachfamihen zu
Nachbarn :
0.2.1. Im Südwesten (Nigeria) Kwa- und Benue-Kongo-Sprachen;
0.2.2. Im Westen und Norden nilo-saharaiüsche Sprachen (NS), und
zwar vom Westen nach Nordosten vor allem Songhay, Kanuri, Ka¬
nembu ;
0.2.3. Im Nordwesten hat das Hausa Kontakt zum Berberischen
(Tuareg) ;
0.2.4. Im Osten und Zentralosten NS-Sprachen, die seit Gebenberg
lose unter dem Namen ,, Chari-Nile" zusammengefaßt werden; z.B.
Daju (Ostsudanisch), Bagirmi und Sara (Zentralsudanisch) ;
0.2.5. Im Süden und Südosten AU-Sprachen, u. zw. vom W nach O
u.a. folgende:
0.2.5.1. Longuda, Tula, Waja, Cham am unteren Gongola (Neben¬
fluß des Benue in Nordost-Nigeria);
0.2.5.2. Mumuye, Jen, Vere, Chamba etc. am mittleren Benue (süd¬
lich von 0.2.5.1., westhch der ingero-kameruner Grenze);
0.2.5.3. „Fali" m Nordkamerun (vgl. Boyd 1974);
0.2.5.4. Mundang, Tupuri (Mayo Kebbi, Südwest-Tschad und Nord¬
ost-Kamerun) ;
0.2.5.5. Bua, Niehm, Tunya u.a. am mittleren Schari (Süd-Tschad);
1 Eine erste Fassung dieser Arbeit wurde dem ,, Afrikanistentag 1978", der am 25. und 26. 9. 1978 in Köln stattfand, vorgetragen.
0.2.5.6. Koke, Bolgo, Fanian, Gula am Südrand des Gu6ra-Massivs (Südost-Tschad).
0.3. Die Ubangi- oder 'Eastern'-Sprachen stoßen heute u.W. an keiner
Stelle an die TS. Das schheßt natürlich nicht aus, daß alte Kontakt¬
flächen existiert haben, von denen sich noch Nachwirkungen fest¬
stellen lassen.
0.4. Es ist somit festzuhalten, daß die TS heute, von anderen ha¬
mitosemitischen Sprachen isohert, genetisch lücht-verwandten Spra¬
chen — und zwar der Familien Benue-Kongo, Kwa, Nüo-Saharanisch
und Adamawa-Ubangi —• gegenüberstehen ; dabei sehen wir einmal von
dem Hausa-Tuareg-Kontakt im Nordwesten des Verbreitungsgebie¬
tes ab. Wie es zu dieser abgelegenen und isolierten Verbreitung der
TS gekommen ist, kann hier nicht erörtert werden; diese Frage wird
im Laufe der Zeit erst eine vereinte Kultur- und Sprachgeschichts¬
forschung, die auch den klimatologischen und besiedlungsgeschicht-
hchen Fakten der südlichen Zentralsahara Rechnung trägt, beant¬
worten können. Soviel darf aber auch beim heutigen Kenntnisstand
schon gesagt werden: Die klimageschichthch bedingte Reduzierung
des Lebensraumes in der (südlichen) Zentralsahara führte u.a. zu einer
ethnischen Südwärtsbewegung (mit Richtung auf die zurückweichenden
Gewässer des Tschad einschheßhch des Systems Logone/Schari/Lac
Fitri); der bei diesem Prozeß des Eindringens in die (heutige) Sahel¬
zone unvermeidliche Zusammenstoß mit autoehthonen Ethnien re¬
sultierte schließlich in dem heterogenen Mosaikbild, das der Verbrei¬
tungsraum der TS besonders in seinem zentralen Teü heute bietet
(vgl. hierzu auch Jungbaithmaye 1977a).
0.5. In den meisten Rückzugsgebieten — z.B. Bauchi-PIateau, Ada-
mawa- und Mandara-Berge, Guöra-Massiv — existieren TS- und
Nicht-TS-Sprachen auf kleinstem Raum — zum Teü ineinander ver¬
zahnt — nebeneinander. So teüen sich z.B. Tangale und Kanakuru (TS)
einerseits und Waja, Tula und Longuda (AU) andererseits das Gebiet
am mittleren Gongola; auch Angas (TS) und Yergum (BC) auf dem
südlichen Jos-Plateau bieten ein Beispiel einer solchen Koexistenz;
gleichermaßen Bata (TS) und Yungur (AU) östlich des Gongola-Unter-
laufs sowie Daha (TS) und Fali (AU) in Nordkamerun.
1. Kontakte zwischen TS- und Nicht-TS-Sprachen
1.1. Die Zahl der Untersuchungen über Sprachkontakte in diesem
Raum ist lücht groß. Hinzu kommt, daß sich die existierenden Arbei¬
ten auf den bei Sprachkontakten vor allem betroffenen Bereich des
Lexikons beschränken; man vgl. z.B. Gbeenbebg 1947, Jungeaith-
72 Herrmann Jungbaithmayr
MAYB 1963, Geegeesen 1967, Hoffmann 1970, Gouff^ 1971/72 und
1974, Wolff/Geehaedt 1977, Capelle/Decobeet 1976.
1.2. Die Frage einer möglichen Übertragung grammatischer Sy¬
steme von einer Sprache bzw. Sprachfamilie auf eine genetisch nicht
verwandte zweite ist, soweit ich sehen kann, bis heute für diesen Raum
noch an keiner Stelle untersucht worden^. Die Gründe hierfür könnten
einmal darin hegen, daß man aufgrund allgemeiner linguistischer Er¬
fahrung das Auftreten von Systemtransfers nicht zu erwarten pflegt,
zum anderen aber, daß die dafür nötigen Untersuchungsmethoden,
die eine tiefgehende Kenntnis sowohl der Geber- als auch der Empfän-
gersprach(grupp)e voraussetzen, noch nicht entwickelt werden konnten.
Die allgemein bekannten Fälle von Sprachkontakten — z.B. des Ara¬
bischen mit dem Swahih bzw. mit dem Hausa — zeigen wohl intensive
Wortlehnbeziehungen, die bis zu 30 und mehr Prozent des Gesamt¬
wortschatzes ausmachen können, lassen aber keinerlei grammatische
Beeinflussungen erkennen. Derartige Befunde bestätigen das, was Meil¬
let (1921, 82) ziemhch apodiktisch erklärt hat: ,,The grammatical
systems of two languages (...) are impenetrable to each other", und
was auch Sapie (1927, 217) vertreten hat: ,, Nowhere do we find any
but superficial morphological interinfluencings". (Zitate aus U. Wein¬
beich, ^1974, 29.) Daß es auch Sachverhalte gibt, die diesen Befunden
und Auffassungen widersprechen, haben vor allem Schüchaedt (^1928)
und in letzter Zeit vor allem auch U. Weinreich (^1974) aufgezeigt*.
Für Äthiopien hat z.B. Leslau (1952) darauf hingewiesen, daß der
Einfluß des kuschitischen Sidamo auf das semitische Gurage einen
aUmählichen Rückgang der Genusmarkierung am Gurage-Adjektiv be¬
wirkt.
Grundsätzhch scheint mir für die Frage der Übertragbarkeit gram¬
matischer Systeme (Morpheme) die folgende Hypothese U. Wein-
eeichs (*1974, 35) ein nützlicher und jeweils am konkreten Sachver¬
halt nachzuprüfender Maßstab zu sein: ,,The fuller the integration of
the morpheme, the less likehhood of its transfer". Als Beispiel für
den Grad der Integration bzw. der Gebundenheit eines Morphems führt
U. Weinbeich (op.cit., 30) an, daß he in he loved weniger gebunden
2 Die Fragestellimg ist in Afrika mehrmals konkret aufgetreten. Der be¬
kannteste Fall ist wohl das ,,Mbugu" aus dem ostafrikanischen Bantu-/
Nicht-Bantu-Sprachkontaktraum ; vgl. hierzu Meinhof 1906 und Copland
1933/34.
^ Wenn ,,eine besonders innige Berührung zweier Sprachen" vorliegt
(Paul ^1920, 400), kann es zur Übernahme „gewisser Flexionsendungen"
kommen; so ist die französische Pluralbildung mit « in Niederdeutschland
„ziemlich verbreitet: Kerls, Mädchens, Fräuleins, . . . Jungens".
oder integriert ist als il in il aimait, weil das letztere nicht allein ge¬
braucht werden kann*.
1.3. Unter den zahlreichen in 0.2. angedeuteten Kontaktfällen werden
für diese kurze Untersuchung, die nichts weiter als einen ersten Anstoß
in eine neue Richtung geben möchte, nur das Tupuri (vgl. 0.2.5.4.) und
das Tunya (0.2.5.5.) herangezogen; zur Unterstütznngder vorzutragen¬
den These soll außerdem ein Blick auf die (A)U-Sprachen Banda und
Gbaya geworfen werden.
1.4. Der grammatische Bereich, dem unsere Aufmerksamkeit gelten
soll, ist das binär struktmierte Perfektiv/Imperfektiv-Aspektsystem^
in bestimmten TS- und in den genannten AU-Sprachen.
Es geht mir hier zunächst vor allem um die morphologische Aus¬
prägung des Formenpaares.
2. Das binäre Aspektsystem in den Tschad-Sprachen
2.1. In mehreren Aufsätzen habe ich den Versuch unternommen,
die Entwicklungsgeschichte des TS-Aspektsystems zu rekonstruieren.*
Nach diesem dabei entwickelten Modell, das vier- (bzw. fünf-)stufig
vorgestellt wird, ist auf eine Stufe I mit stark ausgeprägter innerer
Vokalmutation (Ablaut, Apophonie), die den o.g. Aspektkontrast mar¬
kierte, eine Stufe II mit „Suffixablaut" gefolgt. Stufe III weist dem¬
nach keinerlei iimeren oder äußeren Vokalwechsel (mehr) auf, sondem
es ist an die SteUe des Ablautprinzips das des ,,Abtoiis", der ,,Apo-
tonie" getreten. Und zwar kommen dabei beide mögUchen Realisie¬
rungen eines tonalen Kontrastes vor: Hochton contra Nichthochton
(Stufe Illa) und Nichthochton/Hochton (Illb); als Beispiele hier¬
für mögen stehen: Zime von Batna mdt/mät'' (Illa), Zime von Pala-
Houa mät/mdt (Illb) ,, sterben" (vgl. hierzu Näheres bei Jungbaith¬
mayb 1978b). Auf der Stufe IV, die ich auch „NuUstufe" genarmt habe,
entfällt dann jedwede — segmentale (vokalische) oder suprasegmentale
(tonale) — aspektuelle Kontrastmarkierang am Verbalstamm; die mor¬
phologische Differenziemng erfolgt vielmehr hier auf Pcrsonalmorphemen
(z.B. Subjektspronomen) vor (oder nach) dem Verbalstamm. Schema¬
tisch (und somit) verkürzt lassen sich diese Sachverhalte folgender¬
maßen zusammenfassen.
* Vgl. zu dem Problem des Sprachkontakts auch Goodman 1971.
* Terminologisch könnten hier auch die folgenden Paare stehen : Accompli/
Inaccompli, Achevö/Inachevö, Pimktual/Durativ, Erzählend/Beschreibend.
* Zuletzt siehe Jungbaithmayb 1977a. — Vgl. auch die Tabelle auf S. 81.
' Folgende Tonzeichen werden verwendet : d, dd Hoch (H), ä , ää. Tief (T), ä, ää Mittel (M), ä, äd Tief-Hoch-steigend (TH), ä, dä Hooh-Tief-fallend (HT),
dä Hoch-Mittel-fallend (HM), äd Mittel-Hoch-steigend (MH).
74 Hebbmann Jungbaithmaye
Stufe Merkmal Beispiel
„sterben"
(IV: „laufen")
Beispielsprachen
II
Illa
Illb
IV
Innerer Ablaut
„Suflfix- ablaut"
„Abton"
„Abton"
(null)
mätjmüwddt
möU/mdtd
mdtlmät md/mä mät/mdt
mdt/möt süjsü
Mubi;
Migama, Mokilko,
Ron-Daffo etc.
Bole;
Birgit, Dera, Sumray
Zime von Batna Tumak*
Zime V. Pala-Houa;
Masa, Musgu, Mesme
Ron von Fyer
Sura* ; Gisiga etc.
2.2. Wenn wir die TS-Sprachen als Teü der hamitosemitischen Spra¬
chen (HS) sehen, dürfen und müssen wir davon ausgehen, daß sie
(die TS) in ihren frühen Entwicklungsstufen wesentliche Merkmale
mit Frühformen des Gesamt-HS gemeinsam hatten. Hierzu wird nun
allgemein das apophonisch kontrastierte Aspektpaar (= Stufen I und
II) gerechnet. Andererseits kennen die HS-Sprachen aber außerhalb
des TS-Bereichs (heute?) die Merkmale der Stufen III und IV niclit;
von möglichen Parallelerscheinungen im Kuschitischen einmal abge¬
sehen. Ich habe daher in Ife (Jungbaithmaye 1979) die Frage auf¬
geworfen, wie es in den TS-Sprachen zur Entwicklung nach Stufe III
gekommen sei, d.h. wie die Substitution des Ablauts durch den Ton¬
kontrast („Abton") erklärt werden könnte. Dort diente u.a. folgendes
weitere Beispiel zur Illustration des Sachverhalts:
Stufe Verbalstamm
,, wiederkäuen"
Sprache
Ia
Ib II III IV
gdlüc/gülödc güldi/goldiyö güljä/güläc gürdjgürA
(+gür/gür) ogdljbgdl
Mubi Moküko
Dam (Ndam)
Sibine (Sumray)
Tumak
* Sprachen wie das Sura oder das Tumak smd sowohl III als auch IV zu¬
zuordnen insoweit als ein Teil der Verbalklassen auf der einen, ein anderer auf der anderen Stufe stehen.
N.B. Stufe III ist für „wiederkäuen" z.Zt. nicht zu belegen; +gür/gur
sind der Reahtät bei anderen Verben nachgebüdete Konstrukte; vgl.
dafür „essen" und „triiiken":
II wÄm/wämä sh/./shM Sibine (Sumray)
Illa wamjwdin he/M Tumak
Man vgl. außerdem „s. waschen"
I äplU/äpalld Migama
III pal/pdl Tumak
IV p6li/p6li Kwang-Mobu
bön/bön Gisiga.
Die Antwort auf die oben aufgeworfene Frage ist entweder, daß die
TS-Sprachen nach Abbau und Schwund des Ablautprinzips aus sich
heraus das Tonprinzip entwickelt haben, oder, daß sie letzteres von
benachbarten Nicht-TS-Sprachen übernommen haben. Ich zitiere:
,,The question, when and why this change of system has taken place
in the Chadic languages, is hard to answer. It is, however, probable,
that these languages in the course of their history and manifold con¬
tacts came under the influence of non-Chadic languages whose aspect
system may have been similar to that presently found in the Chadic
,, abton" languages." (Jungeaithmaye 1979). Es ist dabei auffallend,
daß der stufenweise Übergang vom Ablaut- zum Abtontypus mit
einer Nordost-Südwest-Richtung korreliert. Wir finden also TS-Ablaut-
Sprachen hauptsächlich im Nordosten des TS-Verbreitungsgebietes im
Tschad •— somit ohne Kontakt mit AU-Sprachen —, Abton-Sprachen
hingegen vor allem im TS-/AU-Grenzraum (d.h. am südhchen Rand
der Verbreitung der TS-Sprachen im Tschad).
3. Binäre Aspektsysteme in Adamawa-Ubangi-Sprachen
Auf der Suche nach Sprachen, die dem TS benachbart sind und deren
Aspektsystem wie das der TS-Sprachen auf einer binären Basis auf¬
gebaut ist, stieß ich zunächst dank der freundhchen Mithilfe von Suzanne
RuBLLAND auf das Tupuri, das im Grenzraum zwischen Tschad und
Kamerun gesprochen wird und den TS-Sprachen Kera und Zime un¬
mittelbar benachbart ist.
3.1. Tupuri (RuELLAND, persönl. Mittig.) weist nur eine Verbalklasse
auf. Der Perfektivstamm ist stets tieftoiüg — mit einem Hochton als
Alloton —, der Imperfektivstamm stets mittel; z.B.
rl/re ,, essen"
jö/jö „trinken"
hü:jhü: „sterben".
76 Hebrmaito Jungbaithmayb
Man kann also grundsätzlich davon ausgehen, daß es sich beim Tu-
puri-Aspektsystem um den im TS angetroffenen Abton-Typus Illb
handelt, d.h. Perfv./Impfv. werden durch die Opposition Nichthoch
(d.h. Tief)/Nichttief (d.h. Mittel) markiert. Im TS treffen w diesen
Typus vor aUem in den östhchen Masa-Sprachen (Masa, Musgn, Musey,
Marba, Mesme und Pala-Houa) an.
Es handelt sich hier also um eine Übereinstimmung im System bei
gleichzeitig eindeutiger lexikalischer NichtVerwandtschaft; vgl. z.B.
Tupuri Mesme
hüi/hü: mät/mdt „sterben".
3.2. Das System des Tunya (Palayeb, Ms.), einer Kleinsprache,
die im Umfeld der Stadt Sarh im südhchen Tschad gesprochen wird
und so heute keine unmittelbare Kontaktstelle zum TS besitzt, kennt
im Gegensatz zum Tupuri drei Verbalklassen, von denen die Klassen
2 und 3 neun Zehntel aUer Verben umfassen. Wie das Tupuri besitzt
auch das Tunya drei relevante Tonebenen. Die Verbalstämme sind
tonal stark differenziert; z.B. (Verbalklasse 1):
Accomph Inaccompü
Passe Injonctif (Progress., Put.,
neg. Pass6, neg. Injonctif)
»,stampfen" töö too töö
M T TH
,, nehmen" too töö töö
T MH HM
„entwenden" ■sii sii sii
MH MH HM
„hegen" sii sii sii
T MH HM
„vereinen" sii sii sii
T HM HM
„machen" kay
T
kdy HM
Ohne die Sprache z.Zt. schon endgültig auf die Tragfähigkeit
der folgenden Hypothese prüfen zu können — die obigen Angaben
stammen aus dem Manuskript, das mir Pöre Palayee 1976 in N'Dja¬
mena freundlicherweise für wenige Tage zur Einsicht überlassen hat;
ob die Studie bereits erschienen ist, ließ sich leider nicht feststehen —,
wage ich doch die Vermutung zu äußem, daß das schematische Grund¬
prinzip des Aspektsystems des Tunya in einem Gegensatz Nicht¬
hochton/Hochton für die grammatische Opposition Accomph (Punk-
tiial)/Inaccompli (Durativ) besteht. Man beachte, daß alle Accompli-
Stammformen mit einem Nichthochton einsetzen, alle Inaccompli-
Stammformen •— mit Ausnahme der von ,, stampfen", die aber eben¬
falls einen Hochton, weim auch in der Realisierung Tief-Hoch, auf¬
weist — hingegen mit einem Hochton. P^re Palayeb betonte in einer
mündlichen Mitteilung nachdrückhch, daß das imperfektive Ton¬
muster HM sehr häufig, TM hingegen auf dieser Seite des aspektueUen
Oppositionspaares nicht vorkomme.
Es ist somit auf der Grundlage des vorläufig beschränkten Materials
für das Tunya die H3rpothese zulässig, daß diese Adamawa-Sprache —
gleich dem Tupuri — das binäre System besitzt und daß die Opposition
Nichthoch/Hoch grundsätzhch mit dem TS-Typus der Stufe Illb zu
vergleichen ist.
3.3. Gbaya, eine der numerisch stärksten (A)U-Sprachen, wird
in Kamerun und im Zentralafrikanischen Kaiserreich gesprochen. Es
wird hier der in Frage stehenden Erscheinung wegen herangezogen,
auch wenn es (heute!?) nicht in unmittelbarem Kontakt mit einer
TS-Sprache steht. Mme P. Roulon (1975, 84) demonstriert anschau¬
lich die tonale Opposition zwischen den Aspekten achev6 und in-
achev6. Demnach tragen alle achev6-Formen Tief- (bzw. Tief-Hoch-)
Ton, die inacheve-Formen in dafür entscheidenden Fällen (,,reel
propre" und „r6el successif") Hochton. (M.E. klassifiziert P. Roulon die tieftonigen Formen des sog. „virtuel" zu Unrecht unter „inacheve";
ihrer grammatischen Konzeption nach dürften sie im System als acheve
gewertet und danach auch entsprechend tonal — tief — markiert sein.
Trotzdem bleibt eine wichtige Frage offen: warum trägt der Verbal¬
stamm im Progressiv, der kaum als ,,achev6" denkbar ist, Tiefton?)
Wenn auch das System des Gbaya in einzelnen Teilbereichen in sich
durchbrochen erscheint, so besteht doch die von P. Roulon — un¬
abhängig von der in dieser Untersuchung vorgetragenen Hypothese —
klar herausgearbeitete Tatsache, auf die es hier allein ankommt, daß
die Aspektstämme der Sprache tonal und semantisch binär angelegt
sind.
Vergleicht man das vorherrschende Tonoppositionsmuster Tief/Hoch
des Gbaya mit dem der TS-Sprachen, so entspricht es im Prinzip der
dort angesetzten Stufe Illb (vgl. 2.1.); darüber hinaus ist aber auch be¬
merkenswert, daß alle drei bisher untersuchten AU-Sprachen in diesem
Pimkt gleich strukturiert sind.
3.4. Eine weitere Ubangi-Sprache, für die der tonale Charakter der
Aspektopposition Accomph/Inaccompli gut dokumentiert ist, ist das
Banda; die folgenden Angaben darüber stammen von Cloabbc 1972.
Das Banda wird östhch des Gbaya im Zentralafrikanischen Kaiser-
78 Herrmann Jtjngraithmayh
reich gesprochen. Ein unmittelbarer Kontakt zwischen TS-Sprachen
und dem Banda besteht (heute) nicht*.
3.4.1. Mme France Cloarec (op.cit., 70) stellt überraschender¬
weise die Stammform des ,,R6volu" (wohl mit ,, vorbei, geschehen" zu
übersetzen; S. 71 wird dafür auch einmal ,,pass6" gebraucht) mit der
des Inaccompli zusammen in eine Aspektkategorie und kontrastiert
sie mit dem Accomph. Es dürfte einleuchten, wenn wir die Tabelle
auf S. 70 folgendermaßen umgruppieren (unter Weglassung des Ton¬
trägers V) :
Accomph R6volu / („Finaliste") Inaccompli
/ / \
A / » >
A A » »
l\ II \\ W
l\ l\ \\ W
usw.
N.B. Allen Inaccompli-Stammformen ist gemeinsam, daß ein ihnen
vorausgehendes Morphem Hochton trägt; in der Original-Tabelle wird
dies folgendermaßen gekennzeichnet: -V.
3.4.2. Die Quintessenz der obigen Tabelle besteht darin, daß einer
hochtonigen (bzw. hochtieffallenden) Aspektstammform, die das Ac¬
comph (einschheßhch „R6volu") markiert, eine durchgehend tieftonige
Inaccomph-Stammform gegenübersteht; es dürfte kein Zweifel daran
bestehen, daß die eine mitteltonige Form des ,, Finaliste" (oder von
F. Cloarec auch ,, forme de reference" genannt) vom Gesamtsystem
her gesehen als nichthochtonig zu werten ist. Damit ist auch für das
Banda ein sowohl tonal als auch semantisch binäres Aspektstamm¬
system nachgewiesen. Anders als das des Tupuri, Gbaya und Tunya
entspricht es aber rücht dem im TS festgesteUten Typus der Stufe Illb
(Nichthoch/Hoch), sondern dem der Stufe Illa (Hoch/Nichthoch), der
für das Tumak und die westlichen Zime-Dialekte (von Batna etc.; vgl.
Jungraithmayr 1978a) nachgewiesen worden ist.
4. Schlußfolgerungen und weiterführende Fragen
4.1. Es ist festzuhalten, daß die TS-Sprachen des südhchen Grenz¬
raums mit mehreren AU-Sprachen das morphotonologische Merkmal
des binären Verbalaspektstammsystems gemeinsam haben. Ohne Zwei-
» Tucker und Beyan (1956, 43 und Karte) verzeichnen ein „Somrai" auch
südöstlich von Fort Archambault (jetzt: Sarh); diese Angabe konnte aber
noch rücht verifiziert werden.
fei ist dieses grammatische Strukturprinzip, das aus einer semanti¬
schen und einer formal-morphologischen Komponente besteht, über
die AU-Sprachen hinaus noch weiter im Nigritischen (Niger-Kongo)
verbreitet — man vergleiche z.B. das Ogoni, eine Benue-Kongo-Spra-
che im Nigcrdelta (H. Wolff 1964), oder das tivoide Oliti in West¬
kamerun (Jungraithmayr, unveröfftl. Aufzeichnungen: ma yä ,,ich
Siß" / md yä ,,ich werde essen"; somit: Hochton contra Mittelton) oder
das Busa, eine Mandcsprache (Wedekind 1972, 27), oder das Igede,
eine Kwa-Sprache (Bergman in Bendor-Samüel, ed., 1974, 48), oder
das Jibu, eine Jukunoid-Sprache (Van Dyken in Bendor-Samuel,
ed., 1974, 92) —•, in den im Süden des Tschad unmittelbar an TS an¬
grenzenden Sar(a)-Bagirmi-Sprachen scheint es aber (heute?) rücht zu
existieren (J.-P. Caprile, mündl. Mitteüg.): hier ist der Verbalstamm
unveränderhch, die Aspekte, Aktionsarten, Tempora oder Modi wer¬
den an präverbaler Stelle gekennzeichnet. Möghcherweise gibt es auch
irmerhalb des Nigritischen die Abfolge der Stufen III und IV, wie sie
oben für das TS festgestellt worden sind: Der Tjrpus der Stufe-III-
Sprachen fände sich in einem solchen Falle vor allem in den AU-Spra¬
chen, der der Stufe IV m den Sar(a)-Sprachen bewahrt. Da aber eine
gleichartige Entwicklung in benachbarten Sprachgruppen nicht von¬
einander gänzlich unabhängig aufgetreten sein dürfte, hegt die An¬
nahme nahe, daß zumindest die Tendenz der Entwicklung von einer
Stufe III zu einer Stufe IV — zusammen mit dem Faktum des ,,Ab-
tons" — von den nigritischen auf die TS-Sprachen übergegangenen
ist.
4.2. Durch die o.a. Perspektiven scheint mir noch folgende Hypo¬
these zur Kultur- und Völkergeschichte dieses zentral-sudanischen
Raumes möghch zu werden : Die nach dem Süden abgedrängten Völker¬
schaften, die hamitosemitische bzw. TS-Sprachen sprachen, sind auf
eine im Sudan schon längere Zeit ansässige Bevölkerung mit AU-
(und Sar-) Sprachen gestoßen. Es ist wahrscheinlich, daß die „Nigri-
tier" aufgrund ihrer „Erstsiedlerrechte" den TS-sprechenden Neu-
arikömralingen pohtisch überlegen waren — dies mag sich heute noch
in der Tatsache widerspiegeln, daß letztere fast ausschließhch in unwirt-
Hchen Rückzugsgebieten wohnen. Ein derartiges Verhältnis — ver¬
gleichbar etwa dem der ,, Reichssprache" zur „Volkssprache" — hat
sicherlich auch die Übernahme lexikalischer, phonologischer und schlie߬
hch auch teüweise prosodischer Merkmale, die ihre Auswirkungen auch
auf die grammatische Struktur hatten, seitens der pohtisch Schwä¬
cheren erleichtert und gefördert.
4.3. Im Sinne der Semiotik haben wir es im TS mit der Umsetzung
oder Umformung eines älteren, auf dem Prinzip des Ablauts basieren-
80 Hebbmann Jungbaithmayb
den Zeichensystems in ein jüngeres^", durch den Ton bestimmtes Sy¬
stem zu tun: der Gegensatz Hoher und vorderer Vokal (i, e,)/Tiefer
Vokal (a) wird abgelöst von dem Gegensatz Hoher Ton/Nicht-hoher
Ton (mit der Möghchkeit einer wohl sekundären Reversion)ii. Ver¬
ursacht wurde diese Umformung — dies die These dieses Aufsatzes —
durch Übertragung des Zweitsystems auf Sprachen, die ursprünghch
ein anderes Zeichensystem besaßen und durch Wanderung sekundär
in einen engen Kontakt zu genetisch unverwandten Sprachen geraten
sind, zu deren Grundmerkmalen jenes Zweitsystem („Abton") gehört(e).
Ein dem hamitosemitischen Sprachstamm eigentümhches Zeichen¬
system wurde durch eines ersetzt, das sich in den Adamawa-Ubangi-
Sprachen verbreitet findet, möghcherweise aber zum Zeicheninventar
des gesamten nigritischen Sprachstammes gehört (hat).
1" Daß es sich um ,, älter" und ,, jünger" handeln dürfte, dafür spricht u.a.
auch die Tatsache, daß das ältere Zeichensystem mit dem morphologisch
konservativeren, das jüngere hingegen mit einem reduzierten Wurzelgerüst korreliert; z.B. ivÄtjüwddt (Mubi) und etßt (Mesme) „beißen".
Ob im TS eine Korrelation zwischen ,, hohem Vokal" und „hohem Ton"
bzw. ,, tiefem Vokal" imd ,, tiefem (= nicht-hohem) Ton" anzimehmen ist,
ist noch eine offene Frage. Immerhin kommt die Entwicklung von Stufe I
(mätjmüwäät) über II (mdtijmötä) zu Illa (mät/mät, md/mä) viel häufiger
vor als zu Illb (mät/mät). Außerdom könnte folgender Sachverhalt im no¬
minalen Bereich für eine solche Möglichkeit sprechen :
Ablaut Abton
,, Abtönung" ,, Abstufung"
„Frau" lük dati däti ddt
„Frauen" ldk daati däti dät
(Mubi) (Toram) (Birgit) (Koffa)
Nach diesen Angaben (F:6dey, unveröffentl. Aufzeichnungen) weisen Mubi
und Toram je eine Art von Ablaut auf; nach Vebmeeb (1971) bezeichnet ,, Ab¬
tönung" den Wechsel von Vokalqualitäten, „Abstufung" den Wechsel von
Vokalquantitäten. Der Abstufungsablaut des Toram findet sich im Birgit
und Koffa durch den Abton ersetzt, d.h. der nicht abgeläutete Singular dati des Toram wird im Koffa durch die hochtonige Form ddt imd die abgeläutete
Pluralform daati durch das tieftonige dät wiedergegeben. Mit anderen Wor¬
ten : das Ablautpaar dati/daati wird in das Abtonpaar ddt/dät transformiert.
Sprach-
^"^^ familie Entwick-
lungsstufe
TSCHAD-SPRACHEN (TS) ADAMAWA-UBANGI (AU)
I.
ewüjüwddt 'beißen' (Mubi)
mätjmüwddt 'sterben' (Mubi)
äpUejäpälld 'waschen' (Migama)
—
n. mötijmdtd 'sterben' (Bole)
mäaiijmddtä 'sterben' (Birgit)
a TTT
matjmät 'sterben' (Zime-Batna)
mdjmä 'sterben' (Tumak)
piljpäl 'waschen' (Tumak)
ndjnä 'gehen' (Banda)
mdjmä 'machen' (Banda)
Xi.X>
b
etjet 'beißen' (Mesme)
ätjät 'beißen' (Sura)
mätjmdt 'sterben" (Zime-Pala)
re/re 'essen' (Tupuri)
kayjkäy 'machen' (Tunya)
zbkjzik 'sehen' (Gbaya)
rv.
aitjsu 'laufen' (Siu-a)
bönjbön 'waschen' (Gisiga)
äjjdj 'töten' (Tumak)
T
82 Hebbmann Jungbaithmayb
Klassifizierung
der Adamawa-Ubangi- und Tsohad-Sprachen*'
STAMM Nigritisch
(Niger-Congo)
Hamitosemitisch (Afroasiatisch)
FAMILIE
ZWEIG
Adamawa-Ubangi (Adamawa-Eastern)
Tschad (Chadic)
Ost (Eastern Chadic)
GRUPPE Adamawa Ubangi
UNTER
GRUPPE 1.
EINZEL¬
SPRACHE .B.
Süd Nord
(Southern) (Northern)
21. / /Kwang-Kera 22. / Lai 23. Sumray
z.B.
Kera (21.) Kabalai (22.) Tumak (23.)
-24. Sokoro -25. Dangla-
Migama -26. Mukulu L27. Mubi-
Toram
Tula (1.) Gbaya (1.)
Vere (4.) Banda (2.)
Mumuye (5.) Yakoma (3.)
Mundang, Feroge (6.)
Tupuri,
Mbum (6.)
Longuda (10.), Fali (IL), Bua, Nielün, Koke (13.).
z.B.
Sokoro (24.) Mogum (25.) L Toram (27.)
1' Nach Gbeenbebg ("1966) bzw. Jungbaithmayb/Shimizu (1977). Der
Name ,, Ubangi", den die französische Afrikanistik eingeführt hat, wird £m- stelle von „Eastem" gebraucht.
84 Hebbmann Jungbaithmayb
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Bücherbesprechungen
Pis'mennye pamjatniki vostoka. Istoriko-filologiöeskie issledovanija. Mos¬
kau: Izdatel'stvo „Nauka". [1.] 1968: '70; [2.] 1969: '72. 375 S., 43 Taf.;
[3.] 1970: '74. 466 S., 34 Taf.; [4.] 1971: '74. 518 S., 49 Taf.
Die neue sowjetische Zeitschrift, die wir hiermit vorstellen, wurde offenbar
mit dem Jg. 1968 (erschienen Moskau 1970) eröffnet, der dem Rez. leider
nicht vorlag (erwähnt im Jg. 1970, S. 37). Der Jg. 1969 ersehien erst im
Jahre 1972 imd hat eine redaktionelle Vorbemerkung mit dem Programm der
Zeitschrift: Aufgenommen werden demnach Artikel über (1) theoretische
Fragen der Text-Kritik, (2) Textpublikationen geringen Umfangs, auch im
Rahmen einer literatur-geschichtlichen oder historischen Abhandlung, (3)
quellen-geschichtliohe Untersuehungen, (4) Beschreibungen von einzelnen
Handschriften oder von Sammlungen, (5) Rezensionen von Text-Ausgaben
usw., (6) Aufsätze zu Fragen der historischen Terminologie und zu Fragen
der Paläographie, Diplomatik usw.
Den Löwenanteil stellen in den 3 Jahrgängen, die wir vor uns haben,
Beiträge sowjetischer Autoren über den Mittleren und Nahen Osten (z.B.
Jg. 1969 über die Agrar-Verhältnisse im Chanat von Chiva; im Jg. 1970
über Gedichte von Mas'üd b. Nämdär, Dichter am Hof des Schirwan-Schahs
im 11. Jh., über arabische Briefe des dagestanischen Volkshelden Sämil; im
Jg. 1971 "über die altägyptische Geschichte bei Ibn 'Abd al-Hakam, über
eine Quelle des Fihrist von Ibn an-Nadim), ein Viertel jedes Bandes ist re¬
serviert für zentral-asiatische und indische Themen (Jg. 1969 über die
poetische Struktur des Oguznäme und die Edition eines uigurischen Textes
der Leningrader Sammlung; im Jg. 1970 über das Stavacintämani des
Bhattanäräyana; im Jg. 1971 über ein tangutisches Landverkaufs-Doku-
ment und die Edition eines Teils der uigurischen Biographie des Hsüan-
tsang). Über fernöstliche Themen enthalten die 3 besprochenen Bände nur
5 Artikel (z.B. Jg. 1970 über Stelen mit kaiserlichen Erlassen als Dokumente
für die städtische Wirtschaft Chinas im 17. und 18. Jh.). Hier konnten na¬
türlich nur die umfangreichsten Aufsätze genarmt werden. Es sei aber er¬
wähnt, daß sich fast alle Autoren auf philologische Probleme konzentrieren und den Leser mit ideologischen Zutaten verschonen.
Klaus Röhbbobn, Gießen
Robebt Hbtzbon : The Ounnän-Ourage languages. Napoli : Istituto Orientale 1977. X, 264 S. 8» (Ricerche. Studi di Semitistica e del Vicino Oriente Antico. 12.)
Auf seinem Buch Ethiopian Semitic. Studies in Classification. Manchester
1972 aufbauend, gibt Hetzbon in dem vorliegenden Band eine detaillierte
Darstellung einer äthiopischen Sprachgruppe aufgrund der bisherigen Lite¬
ratur, von der er selbst einen großen Teil für sich beanspruchen darf, und
eigener Feldforschung.