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(1)603 1st das Dasakumaracarita gleichzeitig mit dem Kautiliya Arthaäästra? Von Hermann Jaeobi

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1st das Dasakumaracarita gleichzeitig mit dem

Kautiliya Arthaäästra?

Von Hermann Jaeobi.

In seinen „Kollektaneen zum KautUiya Arthaäästra" (oben

S. 345 £F.) bespricht J. Jolly unter Nr. 5 das Verhältnis des Dasa¬

kumäracarita zum Kautiliya. Er will „der oft angeführten Notiz im

D. K. C. (156, 12): adhisva tävad dandanitim | iyam tdänitn äcärya-

Visquguptena Mauryärthe älokasahasraih samksiptä | insofern noch 5

etwas abgewinnen, als das idänim bisher kaum genügend beachtet

erscheint. Wenn diese Partikel hier irgend eine Bedeutung hat,

so muß doch damit gesagt sein , daß das K. A. nicht lange vor

dem D. K. C. geschrieben ist" (S. 355, 1. 29—35). Ja, wenn dies

eine „Notiz" wäre und Dandin in eigenem Namen gesprochen hätte! lo

Dem ist aber nicht so. Sehen wir uns daher vorab den Zusammen¬

hang unserer Stelle an.

Der junge König Anantavarman von Vidarbha hatte auf Drängen

des alten Ministers Vasuraksita zugesagt, die von ihm bisher ver¬

nachlässigte Dandaniti zu studieren. Ein durchtriebener Höfling i5

Virabhadra, der nur bei einem lustigen Leben des Pürsten seine

Rechnung finden würde, will ihn daher von seinem Beschluß ab¬

spenstig machen. Er stellt ihm vor, daß zuerst religiöse Schwindler

einen wohlsituierten Herrn zu umgarnen suchen und , wenn dieser

klug genug ist , nicht in die Palle zn gehen , andere Glücksritter »o

sich an ihn heranmachen. Sie spiegeln ihm die Erlangung un¬

ermeßlicher Macht und Reichtümer vor, wenn er ihren Rat befolgen

wolle, der natürlich nur darauf abzielt, ihn auszuplündern und zu

verderben. Sie sagen: „studiere die Dandaniti, die ist neuerdings

von dem Meister Visnugupta für den Maurya in sechstausend Sloken »5

zusammengefaßt ".

Wenn in diesem Zusammenhang die Partikel idänim eine Zeit¬

bestimmung enthält*), so kann es logischerweise nur dies sein, daß

Da^^m die von ihm erzählten Ereignisse in die Nähe der Zeit

1) Absolut nötig wäre das gerade nicbt. Denn nacb Hemacandra Ane- Itärthas. VH, 56 kann tdänlm aucb väkyälamkära sein.

39*

(2)

g04 Jacohi, Ist da» Dasakumaracarita gleichzeitig mit dem K. A. t

Candragupta's und Cänakya's rückt. Indische Erzählungen nach

Art des D. K. C. spielen im allgemeinen in einer chronologisch nicht

näher bestimmten Vorzeit, die weit genug von der bekannten Gegen¬

wart abliegt , daß die fingierten Personen damals gelebt und die

5 erzählten Abenteuer erlebt haben könnten. Wenn also Da^^in hier

einmal gegen die allgemeine Gepflogenheit einen Vorgang in eine

historisch bekannte Periode verlegt, so hat das bei einem so berech¬

nenden Schriftsteller wie Da^cjm natürlich einen Grund, der nicht

schwer zu erraten ist. Der Verführer empfiehlt das Studium der

10 Staatskunst durch die geschickte Suggestion : ,du brauchst ja nicht

die dicken Bücher der alten Autoritäten ?u studieren , wir haben

jetzt den Auszug aus ihnen , den Cänakya für keinen Geringeren

als Candragupta gemacht hat.' Aber auf Anantavarman sollen die¬

selben Worte eine abschreckende Wirkung haben; er soll aus ihnen

16 heraushören: ,der neueste Auszug aus der Staatslehre der Alten hat

nicht weniger als sechstausend Sloken, und der gilt speziell für

den Kaiser von Indien; wozu soll ein kleiner Pürst wie ich sich

damit quälen!' — So erklärt sich in befriedigender Weise aus dem

Zusammenhang und dem Charakter von Dandin's Schriftstellerei die

20 Bedeutung von idänim in der fraglichen Stelle. Voraussetzung ist

natürlich, daß Dacidin die Geschichte von Candragupta und Cänakya

gekannt hat; und daran ist nicht zu zweifeln, wenn er auch kein

Historiker war. Denn die Kunde von den Nandas, den Mauryas

und Cänakya bewahrte das Kautiliya und das Puräna; sie lebte fort

25, in der Sage, aus der die Erzählungs- und Märchenliteratur ihren

Stofi" schöpfte. Dieser aber wird dem feinsten Erzählungskünstler

Indiens genau bekannt gewesen sein.

Wenn man nun, wie Jolly will, das idänim auf Dandin's Zeit

bezieht, so muß man entweder annehmen, daß Dandin seinen Boman

80 in der Gegenwart spielen läßt, was zu ungereimt ist um einer

Widerlegung zu bedürfen, oder daß er den objektiven Charakter

seiner Erzählung beiseite gesetzt habe, um eine literarische Notiz

über ein zeitgenössisches Werk anzubringen. Aber auch das ist

kaum glaublich ; selbst ein Pabulator niedrigen Schlages würde nicht 85 so aus der Rolle fallen, es wäre ganz unindisch ; und es wäre völlig

undenkbar bei einem so raffinierten Schriftsteller wie Dandin, der

die Kunst des Erzählens auf die höchste Höhe gebracht hat. Aber

setzen wir uns auch einmal über diese Bedenken hinweg, so konnte

Daijdin von dem Kautiliya nicht als einem ganz jungen Werke

40 reden. Denn da Vätsyäyana *) im Nyäya Bhäsya aus dem Kautiliya

als einer anerkannten Autorität zitiert, muß es schon für ihn als

ein altes Werk gegolten haben. Vätsyäyana ist aber sicher zwei

bis drei Jahrhunderte älter als Daijdin*); folglich kann letzterer

das Kautiliya unmöglich für ein ganz modernes Werk angesehen

1) Sitzungsberichte 1911, 7.3.4 f.

2) ZDMG. 64, 139, JAOS. 1910, Iff.

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Jacohi, 1st das Daiakumäracarita gleichzeitig mit dem K. A.? '605

haben. Niemand würde heutzutage sagen: .lies die Bibel; die ist

neuerdings von Luther ins Deutsche übersetzt worden*.

JoUy glaubt, Dandin würde sich nicht an den Anachronismus

gestoßen haben, daß sein (angeblicher) Zeitgenosse Visnugupta für

einen König der Vorzeit geschrieben habe. Dem habe ich schon 5

oben widersprochen. Aber Jolly weiß noch einen Ausweg (S. 356,

1. 6): .Vielleicht hat er auch Maurya als , König' gefaßt, wie der

Kommentar erklärt (Mauryo räjä), Mauryärthe wäre dann synonym

mit narendrärthe K. A. 75, 9". Kein Kosa führt maurya unter

den Synonymen von räjan auf; darum bedeutet die Glosse mauryo 10

räjä : .Maurya, ein König*. Gerade wie zu Mauryadatta esa varo

(61, 3) die Glosse: Mauryo räjanitikartä nicht bedeutet, maurya

sei ein Synonym für , Staatslehrer', sondern: .Maurya, ein Staats¬

lehrer*. Übrigens sieht man aus diesen beiden Glossen, wie wenig

die Padacandrikä wert ist. 15

Endlich betont Jolly, daß Dangm .uuuü mancherlei Motive,

Ausdrücke und ganze Stellen in seinem unterhaltenden Boman (haupt¬

sächlich S. 156—162) aus dem K. A. geschöpft hat, was schwerlich

der Fall wäre, wenn dasselbe schon damals ein altersgraues, in einer

früheren Kulturepoche mit andem Anschauungen und Einrichtungen «o

entstandenes Werk gewesen wäre" (S. 356, 1. 12—17). Aber das

Kautiliya war die letzte der großen Autoritäten über Dandaniti zu

Dandin's Zeit und ist es auch fürder geblieben; daß er in einer

Geschichte, die im Zeichen der Dandaniti steht, sich genau an die

Vorschriften des maßgebenden Sästras, des K. A., hält, ist natürlich, 25

zumal er einen Kaläpariccheda (Kävyäd. III, 171) geschrieben und

dadurch seine gelehrte Neigung bewiesen hat. Wie hier Dandin

seine Abhängigkeit vom Arthaäästra geflissentlich zur Schau trägt,

so vom Kämaäästra im 2. Ucchväsa. Zu chronologischen Schlüssen

ist daraus kein Anhalt zu entnehmen. 30

Ich habe bisher keine Veranlassung geiunaen, meine Ansicht

zu ändem, die ich in dem Aufsatz : Üher die Echtheit des Kautiliya (Sitzungsber. 1912, 832 flF.) dargelegt habe. Ohne gewichtige Gründe

darf man die einstimmige Indische Überlieferung nicht beisei'.e

schieben; sonst übt man Skepsis statt Kritik. 85

4 k *

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606

Anzeigen.

Das Steinbuch des Aristoteles mit literargeschichtlichen Unter¬

suchungen nach der arabischen Handschrift da- Biblio¬

theque Nationale herausgegeben und übersetzt von Dr. Julius

Ruska, Privatdozent an der Universität Heidelberg.

5 Heidelberg, Carl Winter's Universitätsbuchbandlung 1912

VII + 208 S. 8". M. 11.80 (ungebunden).

Ruska hat schon 1896 (als Beilage zum Jahresbericht 1895/96

der prov. Oberrealschule Heidelberg) „Das Steinbuch aus der Kosmo-

graphie des Zakarijä [sie] ibn Muhammad ibn Mahmüd al-KazwInl

10 übersetzt und mit Anmerkungen versehen" (arab. Text von Wüsten¬

feld I, 208—245) und in der Vorbemerkung angedeutet, daß die

auf Aristoteles bezogenen Anführungen dieses Autors mit der von

Valentin Rose in der Zeitschrift für Deutsches Altertum XVIII, 1875

veröffentlichten lateinischen Übersetzung des dem Aristoteles zu-

15 geschriebenen Steinbuchs in vielen Teilen vollständig überein¬

stimmen. Äußere Umstände verhinderten Ruska bis 1911 den

arabischen Text (II, S. 93—125) des pseudepigraphen ältesten

mittelalterlichen Steinbuchs der Araber, auf dem alle ihre späteren

fußen, jj^^JÜLLw«^^ jL^^l v-jLÄi', herauszugeben aus dem einzig

20 bekannten Pariser Kodex 2772 und zugleich zu übersetzen und mit

Anmerkungen zu versehen (III, S. 126—182) unter Beifügung des

lateinischen Textes des Codex Leodiensis der Handschrift von Lüttich

(L) nach V. Rose (IV, S. 183—208). Diesen drei letzten Teüen sind

(als I) S. 1—92 Untersuchungen (zugleich 1911 als Habiiitations- 26 Schrift eingereicht) vorausgeschickt, welche zu schönen, allgemeinen

Resultaten geführt haben, wonach sich das pseudaristotelische Lapidar als Seitentrieb zur Alexandersage erweist S. 7, dessen Ursprung nicht

direkt im Altertum oder in Byzanz zu suchen ist, sondern an den

syrischen und persischen Medizinschulen : ein mit griechischen und

30 persischen Quellen und Traditionen vertrauter Syrer wird vor der

Mitte des 9. Jahrhunderts wohl das Buch verfaßt haben. Daß dies

wohl doch der berühmte christliche Arzt und Philosoph und zu¬

gleich der bedeutendste Übersetzer griechischer Werke ins Arabische

Honein ibn Ishäk, f 260 = 873, gewesen sein wird, ist nach Rose

S5 und Ruska das Wahrscheinlichste , obwohl Immanuel Löw dies in

4 4*

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