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I: Wenn du an die Trennung deiner Eltern denkst, was fällt dir als Erstes dazu ein?

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Academic year: 2022

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# Dieses Interview ist nur zum Zweck von Forschung und Lehre freigegeben und darf 1

außerhalb der Bachelorarbeit nicht weitergegeben werden. Relevante Tatbestände/Namen 2

wurden geändert.

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Interview III 5

Datum: 31. Dezember 2015, Uhrzeit: 14:00 Uhr - 14:40 Uhr 6

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Namen: # geändert 8

Ort: # geändert 9

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I: Interviewerin 11

B 3: Befragte 12

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I: Hallo Julia, ich freue mich sehr, dass du gekommen bist und dich für eine Befragung bereit 14

erklärt hast. Wie du ja schon weißt, möchte ich mit dir ein Interview zum Thema „Wie erleben 15

junge Erwachsene die Trennung ihrer Eltern?“ durchführen. Die Daten werden nur im 16

Kontext von Lehre und Forschung verwendet und anonym behandelt, wie es auch in der von 17

dir unterschriebenen Datenschutzerklärung steht. Ich bedanke mich ganz herzlich bei dir, 18

dass du dir für das Interview Zeit genommen hast. Bei diesem Interview ist es mir wichtig, 19

dass du deine subjektive Sicht, also deine Meinung, wiedergibst. Ich werde dir im Folgenden 20

verschiedene Fragen stellen.

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I: Wenn du an die Trennung deiner Eltern denkst, was fällt dir als Erstes dazu ein?

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B 3: Das ich eigentlich froh drüber bin. Also das hat meinen Papa unheimlich weiter gebracht.

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Die ham sich nur noch angekeift und wir ham och keen Familienleben mehr gehabt. Es hat 26

jeder sein Ding gemacht und als wir dann getrennt waren hab ich- also als meine Eltern 27

getrennt waren, hab ich kurz danach ganz viel mit meinem Papa zusammen gemacht.

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Deswegen bin ich froh drüber gewesen. Dann ham och die Streitigkeiten nachgelassen und es 29

war wieder Ruhe im Haus.

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I: Hast du noch Zuhause gewohnt, als sich deine Eltern getrennt haben?

32

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(2)

B 3: Ja. Genau. (2) Mir hatten ne 3-Raum-Wohnung und meine Mutti is dann och spontan 34

ausgezogen. Die is zu ihrer Mutti gezogen nach Magdeburg und dadurch, also durch die 35

räumliche Trennung, hat sich die Ruhe ergeben. Deswegen (5). War das auch gut so.

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I: Kannst du dich daran erinnern, wie deine erste Reaktion aussah, die du durchlebt hast, als 38

du von der Trennung deiner Eltern erfahren hast?

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B 3: Ein bisschen traurig war ich (2) darüber. Ich hab mir natürlich och als Kind gewünscht, 41

Mutti, Papa, Oma, Opa, Familie. Aber wenn ich so b e d e n k, dass es meinem Papa jetz 42

besser geht, da macht es die Traurigkeit weg. Mein Papa is so aufgeblüht wieder. Mh 43

Irgendwo hab ich es mir vielleicht innerlich g e w ü n s c h t. Sagen wir es mal so. Also von 44

dem Familienleben=Familienleben, wenn man es überhaupt so nennen kann, hatten wir ja so 45

ni. Von daher, hab ich mir das schon irgendwo gedacht, dass sie sich trennen. Da war ich jetz 46

gar ni so überrascht oder so. Die ham sich halt immer viel gestritten. (3) Meine Mutti hat mir 47

das als erstes halt gesagt, dass sie sich trennen wird und hat mich dort versucht auf ihre Seite 48

zu ziehen. Also es gab von Anfang an zwei Seiten. Also ich stand plötzlich zwischen den 49

Stühlen und ich dachte mir so-, der zweite Moment so <stöhnt auf> Scheiße und nu? <lacht>

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Mh. Deswegen, aber es war von Anfang an klar, dass ich immer beim Papa bleibe, (2) weil 51

ich schon immer Papakind war. Mh. (2) Es war halt so, wir hatten ne Mietwohnung. Das war 52

halt in nem Haus und unten war was anderes drin. Ein Pflegedienst war unten drin. Deswegen 53

ham wir dort alleine drin gewohnt. Meine Mutti wollte dann halt, dass ich aus der 3-Raum- 54

Wohnung ausziehe. Die is dann bei meiner Oma eingezogen. Das wusste sie schon, dass sie 55

dort einzieht und hat schon so Pläne gemacht. Zum Beispiel so ja und „Wenn wir dann dort 56

sind, dann kaufst du dir ein neues Sofa und da machst du das“. Da hab ich dann gesagt, 57

Moment mal, du hast mich gar ni gefragt, ob ich mit will. Sie hat das von Anfang an 58

festgelegt, du kommst mit, wo ich mir dachte, ich bin in einem Alter, wo ich das selber 59

entscheiden kann Mh. Und das hat die aber nie verstanden. Das versteht sie heute no ni. (5) 60

Sie is dann och glaube zwei Tage später, nachdem sie es gesagt hatte- Also erstmal hat sie so 61

sporadisch Sachen mitgenommen und dann hat sie mir eine riesen Liste mitgegeben, was sie 62

alles ham will aus dem Haushalt. Die hat och nie wieder nen Fuß in die Wohnung gesetzt. Ich 63

musste ihr dann die ganzen-, also sie hat mir Umzugskartons hingestellt und ich musste ihr 64

dann alles einpacken. Die hat das dann abgeholt. Die hat wirklich-, ich musste die Kisten 65

runter tragen. Die hat mir ni einmal beim Tragen geholfen und hab ihr das dann unten 66

hingestellt und dann hat sie das in ihr Auto reingetan. (3) Die hat nie wieder mit meinem Papa 67

(3)

geredet. Das is halt och jetzt ganz schwierig <stöhnt auf> Mir graut es schon, wenn der Maik 68

und ich mal heiraten, weil ich will meine Mutti eigentlich ni dabei ham. (3) Das kann ich mir 69

halt an der Hand abzählen, wie oft ich sie im Jahr besuche. Sie versteht es einfach ni, dass ich 70

damals gesagt hab, ich bleib beim Papa (3) und ja. (5) Ich weiß es ni. (2) Sie hat es irgendwie 71

kaputt gemacht durch dieses auf die Seite geziehe. Sie hat och meinen Papa ganz schlecht 72

geredet dann. Er wär nie für mich da g e w e s e n und hätte sich och nie um mich g e k ü m m 73

e r t. Er hätte mir nie irgendwie (3) was weiß ich, irgendwelche Geschenke zukommen lassen.

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Das stimmt ni. Also wenn ich so zurück denke, ich hab sehr v i e l mit meinem Papa gemacht.

75

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I: Versteh ich das richtig, dass sich die Beziehung zu deiner Mutter erheblich seit der 77

Trennung verschlechtert hat?

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B 3: Definitiv 80

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I: Und wie war die Beziehung vorher zu ihr?

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B 3: Vorher war das so, wir sind immer mal zusammen fort gegangen. So diese=diese 84

typische Mutter-Tochter-Beziehung, die man so hat. Gut das einzige was ich ihr heute immer 85

noch böse vorhalte is, dass sie mich ab und zu mal-, (2) ja kannst schon sagen geschlagen hat.

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Das hat sie ja gemacht. Ja. (3) Bis 17 hat sie das gemacht, aber da hab ich dann mal gesagt 87

wenn sie ni aufhört, zeig ich sie an und ab dem Tag war Ruhe. Mh. Ja. (3). Aber jetz ham wir 88

fast gar keen Kontakt mehr. Es is nur noch, weil sie eben bei der Oma wohnt. Also wenn sie 89

weiter weg von der Oma wohnen würde, dann würde ich fast gar keenen Kontakt mehr zu ihr 90

ham wollen. Das is nur um der Oma einen Gefallen tun zu wollen. Nur deswegen. Wenn ich 91

bei meiner Oma bin, sehe ich sie halt automatisch. Wenn sie mein Auto kommen sieht, 92

kommt sie automatisch schon rüber bzw. is die Oma och durch die beginnende Demenz viel 93

bei ihr drüben. Mh. Da muss ich ja mit ihr halbwegs klar kommen. Ich will aber och nichts 94

mehr von alle dem wissen. Sie hat mich versucht reinzuziehen. Wo ich mir gesagt hab, dass 95

müssen meine Eltern unter sich klären, weil ich steh irgendwann auf eigenen Beinen und ich 96

werd ausziehen. Mh. Ich wollt da gar ni weiter reingezogen werden. Mir wär es zwar lieb 97

gewesen, wenn sie sich einigermaßen so getrennt hätten, dass sie miteinander reden könnten, 98

aber selbst das funktioniert ja ni.

99

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I: Wie hat sich die Beziehung zu deinem Papi verändert, seitdem sie sich getrennt haben?

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(4)

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B 3: Mh. (2) Das hat sich positiv verändert. Also ich hab mit meinem Papa jetz noch ganz viel 103

Kontakt und wir ham dann och viel zusammen gemacht. Wir ham dann die Wohnung dann 104

halt renoviert als meine Mutti ausgezogen ist. Also wir ham halt nach der Trennung nur noch 105

nen halbes Jahr in der Wohnung gewohnt. Dann bin ich zu Maik gezogen. Mein Papa hatte ja 106

übers Internet die neue Freundin kennen gelernt und dann is der bei der immer mal gewesen.

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Die is och ganz lieb. Die is zwar halt manchmal bisschen gewöhnungsbedürftig. Also der ihr 108

Mann is verstorben, sie hatte ihn tot in der Küche gefunden und die bekommt halt manchmal 109

so Depressionsphasen und da redet die ni mit dem Papa. (2) Da is totale Funkstille zwischen 110

den beiden. Am liebsten möchte er da im Keller schlafen. Dann gibt es aber och wieder 111

Phasen, wo die beiden unzertrennlich miteinander sind. Da hatte ich dann die Wohnung mehr 112

oder weniger alleine. Das is ganz grusselig. Aber ich hab mich für meinen Papa gefreut. Ich 113

brauche wie gesagt bloß mit dem Finger schnipsen, wenn ich Hilfe brauche. Mein Papa hat 114

sich dann och mit nem Freund unterhalten, der och eine Scheidung durch hat. Der konnte halt 115

dann so bissl mit vermitteln. Nachdem es dann so weit war, dass er dann wieder- ich sag mal 116

zurück ins Leben gefunden hat, da hat er sich dann nach ner neuen Frau- und da hat er dann 117

och gesagt, ja kuck mal, „Was hälst du denn von der?“ „Was hälst du von der?“ <lacht> Dann 118

hat er immer erzählt, wenn er von Dates kam. Ich weiß noch einmal ganz lustig, da hatte er 119

ein Date mit einer Bestattungsunternehmerin und die hatten das Date in=in dem 120

Bestattungsinstitut. <lacht> Die war komplett schwarz gekleidet. Da kam mein Vater wieder 121

und sagte, um G o t t e s Willen. Ja, ne aber das hat sich so richtig positiv verändert. Klar, hat 122

den die Trennung am Anfang mitgenomm, weil=weil er am Anfang so bissl die Angst hatte, 123

dass er dann alleine is und wie es dann weiter geht. Ich hab dann aber och zu ihm gesagt, 124

weißt du was, was ändert sich denn? Meine Mutter hat das ganze Geld für Bettwäsche, 125

Handtücher, Haufen sinnloses Zeug rausgeschmissen. Mein Papa hat den ganzen Rest bezahlt.

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Ich sag zu ihm, wir werden es vielleicht gar ni großartig merken. Du lebst ruhiger. Wir ham 127

trotzdem noch unser geregeltes Einkommen, weil ich war ja dann och arbeiten gegangen und 128

wir ham mehr Platz. <lacht> (3) Und von daher (2), hat sich das dann schnell gegeben bei 129

meinem Papa. Mein Papa war dann halt och ruhiger, ni mehr wie unter Dauerstrom. Sondern 130

das war dann richtig. <redet schnell> Wir ham uns dann eingespielt, wenn wir zusammen 131

Frühschicht hatten, hat mich mein Papa immer mitgenommen, dann hat er mich immer wieder 132

abgeholt. Also der hat mich dann richtig so (3), nochmal so richtig verwöhnt. <lacht> Das 133

merk ich och jetzt noch. Ich brauch nur mit dem Finger schnipsen <schnipst mit dem Finger>

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da (2) is der Papa da. Also ich seh den im Monat jetz och 2-3-mal. Er is halt vorher och viel 135

(5)

raus aus der Wohnung. Er hat sich halt irgendwas gesucht zum Ausgleich. Is dann halt Angeln 136

gegangen oder Motorrad gefahren oder zu Freunden ein Bier trinken. Einfach raus aus der 137

Situation. Er brauchte seinen Freiraum=Freiraum sag ich mal.

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I: Hab ich das richtig verstanden, dass ihr die 3-Raum-Wohnung komplett gekündigt habt?

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B 3: Ja genau. Mein Papa is ja dann zu der neuen Frau gezogen. Wir hatten ja aber och 142

insgesamt drei Wohnungen. An die Erste kann ich mich och gar ni mehr erinnern, da war ich 143

zu klein. Die Wohnung wo wir zum Schluss gewohnt ham, is so ab meiner Einschulung 144

gewesen. Da kann ich mich an mehr erinnern. Das waren halt so g e m i s c h t e Gefühle, die 145

Wohnung aufzugeben. (3) Ich hab mir halt immer gesagt, ich wollte immer erst mal ne eigene 146

Wohnung ham, wo ich mich selber ausleben kann. So kam ich halt bei Maik ins gemachte 147

Nest und kannst am Ende ni großartig viel verändern. Nor? Mh Auf der anderen Seite war ich 148

froh drüber, weil der Pflegedienst der unter uns eingezogen is, die ham übelst geraucht. Dann 149

zog der Rauch von unten nach oben und wenn ich das als Raucher schon riech, dass es nach 150

Rauch stinkt das is böse. Die waren och laut u:nd die ham die Stimmung dort kaputt gemacht.

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Wir hatten dort och Garten und Terrassen. Die ham dort immer gesessen. Och wenn ich die 152

Wäsche hingehangen hab, ham die dazwischen geraucht. Die ham den Abschied dann quasi 153

leichter gemacht. Mh Der Pflegedienst hat die Wohnung dann och übernommen. Wir ham 154

dann noch ausgeräumt. Wir ham ja nie in der Wohnung geraucht damals. Da ham wir gesagt, 155

also wir ham am Tisch gesessen und da war noch so eine alte Kaffeemaschine. Da hab ich zu 156

meinem Vater gesagt, komm wir kochen uns jetzt einen Kaffee. Da sagte er und dann setzten 157

wir uns an den Küchentisch und dann rauchen wir unsere letzte Zigarette in der Küche.

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<lacht> Das ham wir och gemacht. <grinst> Danach ham wir die Wohnung zugeschlossen.

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Mh.

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I: Welche Herausforderungen nimmst du seit der Trennung deiner Eltern wahr?

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B 3: Der Spagat zwischen- (2) es is trotzdem Familie, aber auf der anderen Seite will ich 164

nichts mehr mit der Mutti zutun ham. Das is schwer schwierig, muss ich sagen. Also ich 165

brauch zum Beispiel bei meinem Papa och ni damit anfangen, was ich für Probleme mit der 166

Mutti hab. Genauso is das andersrum. Die wollen beide von einander nichts mehr wissen. Mh 167

<stöhnt> Es dreht sich nun mal so (2) um die Familie. Sag ich mal. Gerade Feiertage. Die 168

wollen alle, dass du da bist. Der eine will zum Kaffee, der andere will zum Mittag. Naja. Ich 169

(6)

bin Weihnachten nur unterwegs im Auto. Fährst nur hin und her. Das is schlimm. Ich hab 170

mein Eltern och gesagt, wenn hier Schnee liegt, könnt ihr das vergessen, dass ich komme.

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Also ich kämpfe mich hier ni bei Schnee durch. Mh Also Bekannte von mir, die fahren zum 172

Beispiel Weihnachten gar ni zu ihren Eltern. Die is och Scheidungskind und die hat von 173

vornherein gesagt, wir kommen nach den Feiertagen gerne, aber vorher ni. Ich will ja och mit 174

meinem Partner bissl Weihnachten verbringen. Naja. (3) Aber wir waren ja am ersten 175

Feiertag-, da hatten wir straffes Programm. Da waren wir zum Mittagessen und zum Kaffee 176

trinken beim Papa und danach sind wir zum Abendbrot zur Oma gefahren, wo automatisch 177

die Mutti mit dabei war. <atmet tief durch> Naja. (2) Stress pur. Und naja, meine Mutti hat ja 178

mehr oder weniger deswegen Schluss gemacht, weil sie ja schon nen Neuen hatte. Das hatte 179

sich so übers Internet damals so ergeben und der is halt direkt bei meiner Mutti mit 180

eingezogen. Der hat halt vorher in Irland gewohnt. Die ham sich in Frankreich getroffen. Der 181

is gleich mit Sack und Pack bei seiner Frau ausgezogen und dann sind die durch Frankreich-, 182

ham da noch gebummelt und Urlaub gemacht und dann sind die bei meiner Mutti in die 183

Wohnung eingezogen. Und der is halt jetzt zu Weihnachten och mit da. Aber der geht absolut 184

gar ni. <lacht> Ne. So was dreistes und unhöflich hab ich noch n i e in meinem Leben 185

getroffen. Jeden Satz den der anfängt mit „In Irland is es so und so“. Wenn es ni um Irland 186

geht, geht’s um seine Krankheiten. Ich weiß gar ni wie alt der is? Vielleicht so 47 - 48 die 187

Drehe rum und der hat Diabetes und is halt übergewichtig und er is aufgrund dessen 188

arbeitsunfähig und sitzt den ganzen Tag daheeme. Der wird von Tag zu Tag ungelenkiger. Er 189

kann mittlerweile ni mal mehr den Teller von der Küche ins Wohnzimmer tragen. Das is 190

schlimm. Der geht absolut gar ni. Mh.

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I: Hat das die Beziehung zu deiner Mutter auch noch verschlechtert?

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B 3: Möglich ja. Er is ja wirklich immer mit da. Die gibt es ja nur noch im Doppelpack. Er hat 195

zwar jetzt och seine eigene Wohnung, aber das is glaube nur rein finanzieller Not-. Ich red mit 196

dem auch ni groß. Mehr mit meiner Oma und versuch meine Mutti dann notgedrungener 197

Maßen dort mit ins Gespräch einzugliedern, aber mit ihm unterhalte ich mich fast gar ni.

198

Deswegen fahr ich och nie a l l e i n e. Ich hab immer den Maik mit, wenn ich dahin fahre, 199

weil er sich dann mit ihm unterhält und (2) dann hab ich och nen Grund zusagen, so wir 200

machen jetzt los. Mh. Also wenn wir dort hinfahren, hat prinzipiell einer von uns den 201

nächsten Tag Frühdienst, dass wir ganz schnell dort wieder wegkommen <lacht> Das is 202

wirklich bitter, aber es- Das geht ni anders. Ich halte das dann och ni aus. Ich bin dann selber, 203

(7)

das merk ich richtig, ich werd dann richtig aggressiv danach. Da. (2). Also wegen beiden. Ja 204

(3) das sind och so verschobene Ansichten von dem was ich jetz machen. Sie weiß ja och, 205

dass ich mehr zum Papa fahr. Ich denke mal, dass macht es och für sie schwieriger.

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Manchmal kommen da halt so Kommentare, wie naja „Wenn du meinst, dass dein Vater dich 207

besser behandelt?“ Mehr kommt da ni. Das überhör ich mittlerweile Mh (3) und ich muss 208

sagen, seitdem ich hier wohne, war meine Mutti noch nie hier. Ich hab sie noch nie hier her 209

eingeladen. Also ich hab immer nur mein Papa eingeladen und sie weiß ja och ni meine 210

Adresse. Mh Wenn mir ni ein dummer Fehler passiert wäre, hätte sie och ni meine neue 211

Handynummer.

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I: Die wolltest du ihr nicht geben?

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B 3: Ne. Wenn mir dieser dumme Fehler ni unterlaufen wäre <lacht> Ich hatte immer zwei 216

Handys mitgehabt, weil zu dem Zeitpunkt ging es der Oma och ni so gut. Da hat sie mir dann 217

immer erzählt, wie es der Oma geht, da musste ich mich ja mit ihr arrangieren. Dann hab ich 218

dummer Weise mit dem neuen Handy ihr geschrieben und da (2) hatte sie dann meine 219

Nummer. Das Problem is halt. Die versucht mir halt immer irgendwelche Gespräche 220

aufzudrängen. Die schickt mir dann Videos oder wie es mir geht? <stöhnt auf> Das will ich 221

aber eigentlich gar ni.

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I: Hattet ihr nach der Trennung mal gar keinen Kontakt?

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B 3: fast ein halbes Jahr. Da is dann wirklich-. Da hab ich es wirklich total ignoriert, hab mich 226

ni bei ihr gemeldet, bin och ni hingefahren. (2) Dann ging es aber meiner Oma aber ganz 227

schlecht und da musst ich ja. Da hat sie dann drei Tage lang Telefonterror gemacht. Hat sie 228

dauerhaft angerufen und da bin ich dann rangegangen. Da hat sie dann halt erzählt, dass die 229

Oma im Komma liegt und das es ihr so schlecht ging. Das hab ich halt vorher gar ni 230

mitbekommen, aber ging dann och hauptsächlich um meine Oma. Das hat sich dann darauf 231

beschränkt. Ich nehme och an, dass sie och wusste, dass ich keen Kontakt zu ihr wollte. Mh 232

Also das merkt sie vielleicht och jetzt no. Das ich sie abwürge. Ich sag ihr zum Beispiel och 233

ni, dass ich sie lieb hab, weil (2) kann ich ni. Das ham wir früher gemacht. Das hat sich jetzt 234

halt alles so verschlechtert. Ich hab halt och meiner Oma mal gesagt, dass ich keen Kontakt zu 235

ihr will, weil meine Oma hat mir dann Vorwürfe gemacht, dass ich mich das halbe Jahr ni 236

gemeldet hab. Da hab ich ihr versucht zu erklären (2), dass ich das ni kann. Mh Und ja. Die 237

(8)

Oma weiß das, meine Mutti merkt es. Aber drüber reden tun wir trotzdem ni. Meine Oma hält 238

sich da och raus. Ich denk mal, dass die Oma weiß, wenn sie sich einmischt und jetzt noch äh 239

auf die Seite von der Mutti wechselt und ni mehr neutrale Person is, dann is es ganz vorbei.(2) 240

Mh. Dann meld ich mich och bei der Oma ni mehr. Dann is das Thema endgültig abgehakt.

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Das hätte zwar mein Opa ni gewollt, aber (3) <stöhnt> diese Streitigkeiten will ich mir ni 242

antun, dafür is das Leben zu kurz.

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I: Versteh ich das richtig, dass du der Meinung bist, sie hat die Beziehung schon dadurch 245

kaputt gemacht, dass sie deinen Papa immer so schlecht gemacht hat?

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B 3: Das kann man so sagen. Ja. Wenn sie das ni gemacht hätte und einfach (3) wir gehen jetz 248

getrennte Wege und jeder macht so sein Ding. Du kannst jederzeit zu Besuch kommen und 249

alles. Wäre das gar keen Thema gewesen, (3) aber Papa so schlecht zu machen (2) und das 250

ging gar ni. Das war für sie eigentlich das Todesurteil.

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I: Fällt dir noch etwas ein, was jetzt vielleicht schwieriger geworden ist?

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B 3: Naja is halt. (3) Wenn ich bedenke, dass ich eigentlich immer noch keen Kontakt zu 255

meiner Mutti ham will, is es och mit dem Besuchen für die Oma schwieriger. (3) Ich bin 256

früher fast jedes Wochenende bei meiner Oma gewesen und Mh jetzt seh ich meine Oma sehr 257

selten. Dadurch dass ich ja dort sehr selten bin und ich denk mal, darunter leidet die Oma och 258

so ein bissl. Das tut mir och so ein bissl weh, muss ich sagen. Wenn ich dran denke, dass die 259

Oma nu och alleine is, weil der Opa gestorben is. Nun is sie och krank. Nun kommt die 260

Demenz und das is schwierig. Da wäre ich gern mehr für sie d a, aber (2) geht ni. Aber so zu 261

den anderen aus der Familie (3) von meiner Mutti her gesehen, die sind immer mal zu Besuch 262

gewesen, aber da hat ich eh selten Kontakt. Das is jetzt ni so, dass=dass wir so diese riesen 263

große Familie gewesen sind, die immer Geburtstage gefeiert hat. Die ham sich immer 264

sporadisch gemeldet. Da hat sich jetz nichts verändert. Da war immer gar ni so der Bezug da.

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I: Was hat dir dabei geholfen oder hilft dir?

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268

B 3: Ich denke mal, der Papa war großer Halt, weil ich dann wusste (3), der Papa is immer 269

noch da. Der sagt ni, du musst jetz zu mir oder du musst zur Mutti, sondern der sagt einfach:

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„Mach was du willst. Ich lass dir deinen Freiraum und mir können och jederzeit drüber 271

(9)

reden“. (2) Und dann war der Maik noch da, der hat mir och großen Halt gegeben. Mh 272

Ansonsten hab ich es halt größtenteils verdrängt. Muss ich sagen. Mh Ich wollt da och ni so 273

drüber reden. Das is och jetz noch so. Also ganz so viele Probleme irgendwie, mach ich 274

meistens mit mir selber aus. Das kommt dann irgendwo in die hinterletzte Ecke und wird 275

<lacht ein wenig> dann erst mal verdrängt und dann irgendwann. (2) Manchmal merkt das der 276

Maik och.

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I: Welche positiven Auswirkungen werden von dir seit der Trennung wahrgenommen?

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B 3: (3) Is halt (2). Ja nen ruhigeres Familienleben. So kleineres Familienleben, wenn ich 281

überlege, was das beim Maik für ne riesen Familie is? Mein Familienleben hat sich halt 282

immer auf mich, Papa und den Papa seine Mutti beschränkt und jetzt bin ich hier. Und hier 283

sind so viele. Oh Gott. <lacht> Also ich kannte das ja so ni, zusammen frühstücken, Mittag 284

essen und so umeinander kümmern, wenn du das ni kennst is das richtig v e r störend.

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I: positiv oder negativ gesehen?

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B 3: (2) Es is halt eine Umgewöhnung, aber im Nachhinein is das wirklich s c h ö n. Wenn du 289

das noch so=so mitbekommst, wie es in anderen Familien läuft. Das das da halt viel 290

harmonischer is. Da denk ich mir halt manchmal so und warum war das bei uns ni so? Mh 291

Das is schon komisch manchmal. (2) Also wenn ich so zurück denke an die Zeit wo ich mich 292

noch dran erinnern kann, war das halt fast nie so. Wir ham halt immer so bissl getrennt 293

gegessen. Als ich dann in die Schule gekommen bin, is es extremer geworden. Da sind wir 294

umgezogen und da wurde es dann- da hab ich dann gemerkt, da hat der Papa öfters mal 295

auswärts geschlafen und dann kam so diese Angespanntheit rein. Mh Da wusste ich schon, mh 296

i r g e n d w a s läuft hier v e r kehrt, dann hat sich das immer mehr so verfestigt. Die ham sich 297

denk ich mal, nur um meine Willen nur noch Mühe gegeben. Mh Das es dann wirklich erst 298

kommt, wenn=wenn ich auf eigenen Beinen stehen kann. Ich denke mal, wenn ich ni 299

gewesene w ä r e, hätten sich meine Eltern wesentlich früher getrennt. Mh Wir sind halt och 300

ganz selten in den Urlaub gefahren. Wir hatten zwei Urlaube. In dem einen waren wir am See.

301

Da war aber meine Mutti aber och mehr im Bungalow als draußen mit. Ich war dann mit 302

meinem Papa angeln, bin Rad gefahren und meine Mutti immer so, ne mir geht’s ni so. Mh.

303

Es gibt och ganz wenige Familienbilder von uns. Ja? Es gibt mehr so Bilder, wo ich mit 304

meinem Papa drauf bin oder wo ich alleine drauf bin, aber Familienbilder, wo wir wirklich 305

(10)

alle drei drauf sind, is mir beim Umzug ein einziges in die Hände gekommen. Da sitzen wir 306

bei meinem Opa im Garten. Das is das einzige Bild, wo wir alle drei drauf sind.

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I: Denkst du die Trennung deiner Eltern hat deine Sicht auf Beziehungen verändert?

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B 3: Ja das definitiv. Gerade, wenn ich die Beziehung von mir und meiner Mutti ankucke. Die 311

sich ja wirklich e x t r e m verschlechtert hat. Durch die Trennung is das ja erst richtig ins 312

Rollen gekommen. Mein Papa hat sich ja dann auch scheiden lassen, weil sie wollte vom Geld 313

wegen her keene Scheidung. Da hätte sie ja ne andere Steuerklasse bekommen. Da hat mein 314

Papa aber gesagt, dass Spiel macht er ni mit. Wenn sie sich schon trennt und auszieht, dann 315

können sie sich och scheiden lassen, hat er gesagt. Da hat er sich dann scheiden lassen. Ich 316

hatte mit ihr ja dann auch Streitereien, weil sie mir das Kindergeld unterschlagen hat. Sie hat 317

für mich Kindergeld beantragt damals und sie hat es immer gekriegt. Dann hab ich gesagt, 318

wenn du ausziehst möchte ich bitte jeden Monat mein Kindergeld überwiesen ham. Das hat 319

sie mir aber unterschlagen. Da hab ich ihr dann gedroht, ich sage entweder du überweist mir 320

das Kindergeld oder du bekommst Post vom Anwalt. Da hat sie gemeint, dass sie das 321

Kindergeld brauch für ihren Umzug und sie hätte ja für mich jahrelang Sachen gekauft und 322

das wäre jetzt die Revanche für sie. Ich sage zu ihr, das Kindergeld is aber für mich. Sie hat 323

davor och schon jahrelang Kindergeld für mich bezogen. Das war dann nochmal sowas. Da 324

hab ich aber dann nen neuen Antrag gestellt, dass mein Papa der Kindergeldantragsteller is 325

und ich bin gleich der Empfänger davon. (2) Es tauchen halt och immer wieder so Dinge auf, 326

gerade mit Versicherungen, wo ich mir an den Kopf greife. Als ich damals meine Ausbildung 327

angefangen hab, hat sie für mich eine Lebensversicherung abgeschlossen und die is aber-, die 328

Leistungen sind einfach ni passend für mich. Da wollte ich die auflösen, dass ich das Geld 329

davon krieg. Da hat der Versicherungsmensch sich das angekuckt und gesagt, weißt du 330

eigentlich, dass du die Versicherung bezahlst, aber ni die versicherte Person bist. Da sag ich 331

wie „Ich bin ni versicherte Person?“ Da bezahl ich die Lebensversicherung für meine Mutti.

332

Deswegen wollte die am Anfang och ni, dass ich die Versicherung auf mich umschreiben 333

lasse. Ich hab ihr einen Zettel dann hingelegt, dass wir das umschreiben und wenn sie das ni 334

unterschreibt, dann sieht sie mich nie wieder. Da geht es um eine Menge Geld (2) und ich zahl 335

ni für sie eine Versicherung. Mh Also das geht ni. Ich bin ni Mutter Theresa. <grinst> (5) 336

Mein Papa sagt immer heirate erst, wenn du das Geld für die Scheidung hast. <lacht> Daran 337

werde ich mich vielleicht ni unbedingt orientieren, aber ich weiß eins, ich will nie so ein 338

Leben führen, wie das meine Eltern geführt ham. So=so aneinander v o r b e i leben und 339

(11)

nichts mit einander machen, jeder macht sein eigenes Ding. Das will ich auf gar keenen Fall.

340

Da kannst du wirklich sagen, du machst dein eigenes Ding, du brauchst gar keen Partner.

341

Dahingehend war das schon prägend für mich, sag ich mal.

342

343

I: Seit der Trennung noch mehr?

344

345

B 3: Seit der Trennung noch mehr, vorher och schon und seit der Trennung aber w i r k l i c h 346

noch mehr. Das ich dann och. Ich sag mal, dass ich jetzt och noch nen zusätzlich festen Halt 347

im Leben hab mit dem Maik. Ich kann mir trotzdem vorstellen zu heiraten. Nur weil das bei 348

meinen Eltern schief gelaufen is, heißt das ja ni, dass das bei uns och schief läuft.

349

350

I: Das waren alle meine Fragen an dich. Möchtest du noch etwas loswerden?

351

352

B: Ich denke mir grad noch, angenommen ich wäre schon vorher ausgezogen gewesen, dann 353

hätte ich es ja gar ni mitkriegt. Ich denke, dann hätten sie sich vielleicht auch stillschweigend 354

getrennt. Hätte ich das nur mitgekriegt, wenn ich mal zu Besuch gewesen wäre. Aber dann 355

hätte ich ja schon auf eigenen Beinen gestanden, dann wäre es mir ja wirklich, ich will ni 356

sagen am Arsch vorbei gegangen, aber in die Richtung wäre es schon gegangen. Dann weiß 357

ich och ni, inwiefern die Beziehung och zum Papa noch da wäre. Die wäre zwar schon noch 358

so liebevoll im Umgang miteinander, aber vielleicht ni ganz so intensiv. Da wäre ich 359

vielleicht ni so die verwöhnte Papa-Prinzessin <lacht> geworden, die ich jetzt am Ende 360

geworden bin. Aber die Scheidung hat ja immer mehr oder weniger schon so leise an der Tür 361

geklopft. Wenn ich das jetz gar ni mitbekommen hätte, Mh wenn ich immer so dieses heile 362

Familienleben gehabt hätte, dann wäre das natürlich der Schlag in die Fresse gewesen. Die 363

Situation war ja aber vorher schon angespannt.

364

365

I: Ich bedanke mich noch mal bei dir, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast.

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