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Zusammenfassung: Die ökonomischen Effekte der Herstellung und des Einsatzes von 3D-Modellen in Museen für blinde und sehbehinderte Menschen

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Academic year: 2022

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Zusammenfassung: Die ökonomischen Effekte der Herstellung und des Einsatzes von 3D-Modellen in Museen für blinde und sehbehinderte Menschen

In der vorliegenden Studie werden zum einen der sozio-ökonomische Wert kultureller Güter und die zentrale Rolle von Museen in der Gesellschaft dargestellt. Zum anderen wird der volkswirtschaftliche Nutzen von Museen sowie des Einsatzes innovativer und inklusiver Methoden bei der Kunstvermittlung abgebildet. Die 3D-Druck-Technologie, die den Zugang zu musealen Objekten für blinde und sehbehinderte Menschen verbessert, ist eine der Technologien, die im Fokus dieser Studie steht.

Museen bilden einen wesentlichen Teil der kulturellen Landschaft und erfüllen eine zentrale Aufgabe als Hüter des kulturellen Erbes, indem sie Kunst und Kultur über Generationen hinweg bewahren. Darüber hinaus nehmen Museen durch ihr umfassendes Angebot im wissenschaftlichen, kulturellen und auch didaktischen Bereich eine wichtige Rolle in Bildungs- und Lernprozessen ein. Eine anregende Umgebung für Besucherinnen und Besucher zu schaffen, um Wissen generieren aber auch kreatives Potential entfalten zu können, gehört mittlerweile zum Selbstverständnis von Museen.

Wie umfassend diese Aufgaben erfüllt werden können, hängt naturgemäß auch von entsprechenden Investitionen in Museumsaktivitäten ab. Dabei werden politische Entscheidungen in Bezug auf Investitionen nicht nur davon beeinflusst, welchen Wert eine Gesellschaft ihnen beimisst, sondern auch welchen ökonomischen Mehrwert diese Aktivitäten letztlich aufweisen. Die ökonomische Bewertung kulturelle Güter kann damit eine wichtige Rolle bei politischen Entscheidungen in diesem Bereich spielen. Den kulturellen Sektor statistisch abzubilden ist jedoch eine schwierige Aufgabe, weil sich die meisten kulturellen Aktivitäten einem finanziellen Bewertungsansatz entziehen. Dies lässt sich vor allem darauf zurückführen, dass sich die ökonomische Bewertung von kulturellen Gütern von der klassischen Marktbewertung insofern unterscheidet, als sie nicht auf das Angebot-Nachfrage-Prinzip reduziert werden kann. Auch in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) wird der Wert kultureller Güter nur unzureichend abgebildet. Darüber hinaus weichen Methoden zur Bewertung kultureller Güter international voneinander ab.

Güter wie Kulturerbestätten, Skulpturen und Gebäude sind zum Teil nicht-exklusiv in Hinblick auf ihren Zugang, sprich sie sind großteils für jedermann zugänglich. Dies führt zu einer Marktbewertung weit unter dem tatsächlichen Gesamtwert, den diese Güter für den Einzelnen und für die Gesellschaft haben.

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Demnach, wenn öffentliche oder gemeinnützige Investoren fehlen, könnten (auf Grund von Marktversagen) die kulturellen Güter in diesem Ausmaß nicht angeboten werden. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Methoden entwickelt, um den Wert kultureller Güter so zu ermitteln, dass damit eine tragfähige Entscheidungsgrundlage für Ausgaben zur Erhaltung und Instandhaltung sowie Investitionen in neue Technologien und Innovationen geschaffen werden kann.

Über die letzten Jahre haben sich vor allem zwei Methoden behauptet, die sogenannte Impaktanalyse und die kontingente Bewertungsmethode. Die Impaktanalyse sieht eine präzise Messung der Wirtschaftstätigkeit vor, die sich aus der Herstellung beliebiger Waren und Dienstleistungen ergibt.

Anders ausgedrückt versucht die Impaktanalyse die Wirtschaftsaktivität, die durch die Produktion und Nutzung der Güter generiert wurde, vollständig zu erfassen und zu quantifizieren. Allerdings gibt es insofern zwei Nachteile dieser Methode, als einerseits der nicht-finanzielle Nutzen von Aktivitäten nicht in Betracht gezogen werden kann und sie es andererseits verabsäumt, sämtliche Vorteile, welche sich aus der Benutzung und Erhaltung kultureller Güter ergeben, miteinzubeziehen. Abgesehen von dem Unvermögen, das volle Spektrum der Vorteile zu erfassen, ist die Impaktanalyse die transparenteste Methode, um ökonomische Vorteile der Benützung und der Erhaltung von kulturellen Gütern zu bemessen.

Die zweite Methode, die kontingente Bewertungsmethode, kombiniert wirtschaftliche Theorie und Umfragemethoden, um den Wert öffentlicher Güter direkt vom Konsumenten zu eruieren. Diese Umfragen sind so konzipiert, dass Konsumenten ersucht werden, einen Preis zu spezifizieren, welchem sie bereit wären für ein öffentliches Gut bspw. für den Besuch eines Museums zu bezahlen.

Nichtsdestotrotz ist diese Methode eher unzuverlässig, da die spezifischen Bewertungen für dasselbe Gut aufgrund von unterschiedlichen Fragestellungen variieren können. Ebenso könnten sie von diversen Interessensgruppen missbraucht werden.

Um die erwarteten wirtschaftlichen Effekte erfassen zu können, nützt diese Studie die Daten von blinden Personen, welche die Galerie Belvedere oder das Kunsthistorische Museum in Wien und das Manchester Museum in Manchester besucht haben, sowie die Museums-Statistik der European Group on Museum Statistics (EGMUS). Auf dieser Grundlage sollen sowohl die wirtschaftlichen Auswirkungen der derzeitigen Museumsbesuche als auch die zu erwartenden Einflüsse berechnet werden, sofern die inklusiven Technologien in Zukunft in Museen verstärkt implementiert werden. Die sogenannte Input- Output-Tabelle gibt Aufschluss über die volkswirtschaftlichen Aktivitäten eines Landes und wurde für die

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Berechnung der Bruttowertschöpfung (BWS), die durch blinde Museumsbesucher generiert wurde, herangezogen.

Der Umfrage zufolge gaben blinde und sehbehinderte Personen in Österreich im Durchschnitt 3,11 Euro für Güter und Dienstleistungen aus, die sie ohne den Museumsbesuch nicht erworben hätten. In Großbritannien, belaufen sich diese Ausgaben auf 1,02 Pfund (oder 1,41 Euro). Zusätzlich beliefen sich die Ausgaben der Galerie Belvedere und des Kunsthistorischen Museums pro Besucher auf durchschnittlich 25,55 Euro. Diese betriebswirtschaftlichen Kosten werden dem Besucher zugerechnet, auch wenn sie nicht zwingend von diesen verursacht sind. Die Recherche in Jahresberichten von Museen in Großbritannien ergaben ähnliche Werte. Die gewichteten Durchschnittskosten pro Besucher im Manchester Museum, im British Museum, im Tate Britain und in der National Gallery werden mit 18,74 Pfund (26,05 Euro) beziffert. Die An- und Rückfahrtkosten zum Museum werden auf ungefähr 9,12 Euro geschätzt.

Zusammengefasst, die An- und Rückreise sowie der Besuch der Galerie Belvedere oder des Kunsthistorischen Museums in Österreich induzieren ökonomische Aktivitäten in der Höhe von 37,78 Euro. Daraus resultiert innerhalb Österreichs eine direkte Bruttowertschöpfung von 19,87 Euro. Weitere 8,21 Euro fließen indirekt ein – das heißt, sie generieren Wertschöpfung entlang der Produktions- und Lieferkette. Die gesamte Bruttowertschöpfung beläuft sich daher auf 28,9 Euro. Eine blinde Person, die das Manchester Museum besucht, induziert im Durchschnitt ökonomische Aktivitäten in der Höhe von 36,20 Euro, was einer Gesamtbruttowertschöpfung von 29,83 Euro entspricht. Davon fließen 22,03 Euro direkt und 7,79 indirekt in die Bruttowertschöpfung in Großbritannien.

Um nicht nur die ökonomischen Effekte in Ländern mit hohem Einkommen wie Österreich und Großbritannien miteinander zu vergleichen, wurden zusätzlich die Effekte von blinden und sehbehinderten Besuchern des Muzej Suvremene Umjetnosti (MSU, Museum für zeitgenössische Kunst) in Zagreb berechnet. Obwohl die Ergebnisse niedriger waren, sind sie unter Berücksichtigung der BIP- Unterschiede dennoch mit jenen Zahlen aus Österreich und Großbritannien vergleichbar.

Aus der gemeinsamen Betrachtung der Input-Output-Berechnung und der Ergebnisse der Befragung von blinden und sehbehinderten Besuchern konnte ein erwarteter Bruttowertschöpfungseffekt in allen EU- Mitgliedstaaten abgeleitet werden. Gemessen an der aktuellen Anzahl an blinden Menschen, welche Museen besuchen, berechnet sich die europaweite Bruttowertschöpfung auf 2,3 Millionen Euro. Da Museen in den allermeisten Fällen für sehende Personen konzipiert sind, können diese vergleichsweise

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kleinen Effekte als positives Zusatzergebnis zur eigentlichen Intention gewertet werden: Den Zugang zur Museumslandschaft blinden und sehbehinderten Personen zu ermöglichen.

Da kulturelle Güter aber nicht nur einen monetären, sondern auch einen sozio-ökonomischen Wert aufweisen, als sie etwa zur Förderung von Bildung und sozialem Zusammenhalt beitragen, soll der Einsatz neuer und innovativer Technologien vor allem auch in diesem Kontext zu einer stärkeren Teilhabe aller Bevölkerungsschichten anregen. Dementsprechend haben Museen, als Bewahrer kulturellen Reichtums, den barrierefreien Zugang zu einem ihrer Hauptanliegen gemacht. Die Investitionen in Technologien als Lernmaterialien, die es ermöglichen, das kulturelle Erbe auch für behinderte Menschen verfügbar zu machen, erhöhen nicht nur den Anteil der teilnehmen Personen, sondern fördern auch die weitere Entwicklung von technologischen Innovationen. Im Jahr 2003, dem europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen, verabschiedete der Rat der Europäischen Union die Entschließung über die Zugänglichkeit kultureller Einrichtungen und kultureller Aktivitäten für Menschen mit Behinderungen. Sie enthält für die Mitgliedsstaaten verschiedenste Strategievorschläge, die zu einer Verbesserung des barrierefreien Zuganges zu Kultur führen sollen. Ein spezieller Fokus liegt auf dem barrierefreien Zugang zu Kulturstätten, wobei die Inklusion von behinderten Menschen durch neue Technologien und Instrumente unterstützt werden soll.

Das Konzept, Museen als partizipatorische Institutionen weiterzuentwickeln, hat aufgrund technologischer Fortschritte in den vergangenen Jahren die Art und Form verändert, wie Kommunikation und Inklusion stattfindet. 3D-Technologien haben zur Teilhabe in Museen entscheidend beigetragen und vor allem die Wahrnehmung von pädagogischen Inhalten in und durch Museen verändert. Das Projekt AMBAVis, welches in Zusammenarbeit mit Museen und Verbänden für blinde und sehbehinderte Personen umgesetzt wurde, hat die Entwicklung von 3D-Technologien, mit deren Hilfe museale Ausstellungsobjekte und Bilder auch blinden und sehbeeinträchtigten Menschen zugänglich gemacht werden können, aufgegriffen und weiterverfolgt.

Gemäß einem WHO-Bericht aus dem Jahr 2012 leben in Europa pro 1 Million Einwohner ungefähr 3.000 Blinde und 28.700 sehbehinderte Menschen. Diese Daten wurden verwendet, um die Anzahl der zu erwartenden Besuche von blinden Personen beim stärkeren Einsatz von inklusiven Technologien abzuleiten. Nichtsdestotrotz muss man sich der Tatsache bewusst sein, dass diesen Zahlen Schätzungen zugrunde liegen, um die Steigerung der Anzahl von Besuchen durch blinde und sehbehinderte Menschen vorausberechnen zu können.

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Die Gesamtzahl der blinden Personen in Europa liegt gemäß einer WHO-Studie für das Jahr 2010 bei rund 1,5 Millionen Menschen (inkludiert man sehbehinderte Personen wäre das Ergebnis 10-mal höher).

Auf Basis der Umfrageergebnisse der beteiligten Museen wurde berechnet, dass etwa 5,5% aller blinden Menschen Museen besuchen. In den meisten Ländern geht aus Museumsstatistiken hingegen deutlich hervor, dass die Anzahl der Museumsbesuche die Bevölkerungsanzahl sogar übersteigt (das heißt, dass viele Personen öfters als einmal pro Jahr ein Museum besuchen). Dies zeigt, dass der Einsatz von inklusiven Technologien die Anzahl der Museumsbesuche von blinden und sehbehinderten Menschen drastisch steigern könnte.

Man kann daher annehmen, dass die Bruttowertschöpfungseffekte mit der erfolgreichen Implementierung von inklusiven Technologien deutlich ansteigen werden (Schätzungen zufolge auf 80 Millionen Euro für blinde Personen und mehr als 2 Milliarden Euro, wenn sehbehinderte Menschen hinzugezählt werden). Von dem Einsatz innovativer Technologien profitieren sowohl Museen als auch die Besucher selbst, wobei hierbei beidseitiges Commitment erforderlich ist, um deren Potential als Informationsquelle und Lerntool voll ausschöpfen zu können. Daraus kann geschlossen werden, dass 3D- Technologien neue Dimensionen partizipatorischer Möglichkeiten in und durch Museen eröffnen. Denn so kann die Museumslandschaft einem breiteren Publikum präsentiert und durch Innovation kulturelle Bildung näher gebracht werden.

Das Projekt (2014-1-AT01-KA204-001014) wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Diese Publikation gibt die Meinung der Verfasser wieder und die Nationalagentur und die Europäische Kommission haften nicht für die Nutzung der darin enthaltenen Inhalte.

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