Förderplanung vor dem Hintergrund des Lehrplans 21 (Lehrplan Volksschule Aargau)
Netzwerktreffen Heilpädagogik und Logopädie 2021 Workshop E
29. September 2021
Barbara Kunz-Egloff, Dozentin für Integrative Pädagogik, PH FHNW
Wo findet man die Beispiele?
29.09.2021
Institut Weiterbildung und Beratung Barbara Kunz-Egloff 2
https://www.schulen-aargau.ch/media/schulen-aargau/unterricht/besondere-foerderung/ihp/bksvs- foerderplanungen-erstellen.pdf [29.09.2021]
https://www.schul-in.ch/myUploadData/files/foerderplanung_def.pdf [29.09.2021]
Förderplanungen erstellen
im Kontext des Aargauer Lehrplans Volksschule
Grundlagen und leitende Überlegungen
29.09.2021
Institut Weiterbildung und Beratung Barbara Kunz-Egloff 3
In der Förderplanung müssen verschiedene Systematiken zusammengeführt werden.
Institut Weiterbildung und Beratung Barbara Kunz-Egloff 4
4
D.2 Lesen
B Verstehen von Sachtexten
1. Die Schülerinnen und Schüler können wichtige Informationen aus Sachtexten entnehmen.
Die Schülerinnen und Schüler …
1 a » können einfache Sachverhalte in Bildern und Aufträge in Bildform verstehen. MI.1.2a b » können kurze Sätze zu einem Sachthema mit Bild-Unterstützung oder unter Anleitung verstehen.
» können wichtige Wörter zum behandelten Thema lesen und verstehen.
c »können mithilfe von gezielten Fragen einen einfachen Sachtext als Ganzes verstehen und wichtige
Informationen entnehmen. BG.3.B.1.2.a
d »können aus kurzen, mit Titel und Absätzen übersichtlich strukturierten und illustrierten Sachtexten wesentliche Informationen entnehmen.
2 e »können übersichtliche Sachtexte mit Fotos und Abbildungen überblicken.
»können in kurzen Sachtexten mit Unterstützung Wesentliches markieren und Unklarheiten kennzeichnen.
f »können die Bedeutung von unbekannten Wörtern aus dem Kontext erschliessen, erfragen oder mit geeigneten Hilfsmitteln (z.B. Wörterbuch, Sachbuch, Internet) nachschlagen und damit ihren rezeptiven Wortschatz erweitern.
BG.3.B.1.2.b MI
g »können Sachtexte im Rahmen einer Recherche beschaffen (z.B. im Internet, in der Bibliothek) und die
darin enthaltenen Informationen mithilfe von Leitfragen für weitere Arbeiten nutzen (z.B. Referat). MINMG.9.1.a
3 h »können einen übersichtlich strukturierten Text als Ganzes verstehen sowie zentrale Elemente erkennen
und mit der eigenen Lebenswelt in Verbindung bringen (z.B. Artikel aus Jugendzeitschrift). BG.3.B.1.2.c
I »können sich eine eigene Meinung zu Aussagen und Wertvorstellungen aus Texten bilden und diese präsentieren.
»können Sachtexte aus dem Internet auf ihre Vertrauenswürdigkeit kritisch hinterfragen.
D.2.B.1
Querverweise LAT.2.D.1
Grundanspruch
Grundanspruch Grundanspruch
29.09.2021
Der Lehrplan ist im Grundsatz verbindlich für alle Schülerinnen und Schüler
Förderziele korrespondieren mit den Kompetenzen im Lehrplan.
Institut Weiterbildung und Beratung Barbara Kunz-Egloff 5
− Im ersten Zyklus orientiert sich der Unterricht stark an der Entwicklung der Kinder.
− Er ist vor allem zu Beginn fächerübergreifend organisiert und gestaltet.
− Das Spiel hat eine hohe Bedeutung.
(Überblick 2018: 8; Grundlagen 2018, 24 ff.)
1. Zyklus
KG und 1./2. Klasse
29.09.2021
Entwicklungsorientierte Zugänge (EZ) im Zyklus 1
EZ sind bei besonderem Bildungsbedarf über den 1. Zyklus hinaus relevant.
6
Personale
Kompetenzen Soziale
Kompetenzen
Methodische Kompetenzen
Dialog- / Kooperationsfähigkeit Konfliktfähigkeit
Umgang mit Vielfalt Selbstreflexion
Selbständigkeit Eigenständigkeit
Sprachfähigkeit
Informationen nutzen
Aufgaben/Probleme lösen (Grundlagen 2018: 13ff.)
29.09.2021
Überfachliche Kompetenzen (ÜK)
Die Förderung der ÜK gehört zum Auftrag in alle Zyklen und in jeden Fachbereich.
Institut Weiterbildung und Beratung Barbara Kunz-Egloff
29.09.2021
Institut Weiterbildung und Beratung Barbara Kunz-Egloff 7
(ICF = International Classification of Functioning, Disability and Health)
ICF mit Fokus auf Aktivitäten, Partizipation, Umweltfaktoren
Der Umgang mit Diagnosen & Kategorisierungen soll zurückhaltend sein.
Das Schulische Standortgespräche (SSG) als für die Schule adaptiertes ICF-Modell
Inklusionsorientierte Förderung basiert auf einem vertieften Verstehen der Lebens-
und Lernsituationen.
29.09.2021
Institut Weiterbildung und Beratung Barbara Kunz-Egloff 8
Bezüge zwischen ICF und Kompetenzen im Lehrplan müssen hergestellt werden
Fachbereiche und Module
• ÜK (PK; MK)
• Deutsch / NMG / alle Fachbereiche
• Deutsch
• Mathematik
• ÜK (PK)
• Deutsch / ÜK (SK; MK)
• Bewegung und Sport
• NMG / ÜK (PK)
• NMG / ÜK (PK)
• NMG / ÜK (PK)
ICF-Lebensbereiche (SSG)
• Allgemeines Lernen
• Spracherwerb und Begriffsbildung
• Lesen und Schreiben
• Mathematisches Lernen
• Umgang mit Anforderungen
• Kommunikation
• Bewegung und Mobilität
• Für sich selbst sorgen
• Umgang mit Menschen
• Freizeit, Erholung und Gemeinschaft
29.09.2021
Institut Weiterbildung und Beratung Barbara Kunz-Egloff 9
29.09.2021
Institut Weiterbildung und Beratung Barbara Kunz-Egloff 10
(Wegleitung zur Förderdokumentation 2019: 7)
Kommunikation (ICF)
Deutsch: Hören (D.1.B.1.a)
Umgang mit Anforderungen (ICF) Selbstständigkeit (PK)
Allgemeines Lernen (ICF)
Lernstrategien erwerben (MK)
Bezüge zwischen ICF und Lehrplan: Wozu befähigen?
Lesen und Schreiben (ICF) Deutsch: Lesen (D.2.A.1.a)
Allgemeines Lernen
Spracherwerb und Begriffsbildung
Umgang mit Anforderungen Kommunikation
Mathematisches Lernen
Lesen und Schreiben Die 10 Lebensbereiche
Förderziel:
Setzt anhand bekannter
Piktogramme Arbeitsaufträge selbstständig um.
Die Förderung ist stets umfänglicher als die Förderplanung.
11
Fokussierung auf «Befähigung», auf Noch-nicht-Vorhandenes statt auf aktuelle Schwierigkeiten
«Werden Kompetenzen nicht erwartungsgemäss aufgebaut, sind Lehrpersonen versucht, Kompetenzen wegzulassen oder auf vorgelagerte Kompetenzstufen auszuweichen. Im Schulalltag können so die übergeordneten Bildungsziele leicht vergessen gehen. Die Förderung wird auf die vorhandenen Schwierigkeiten aus- gerichtet und Verhaltensziele treten an die Stelle der Bildungsziele.
Als Orientierung dient das Gegenwärtige; der Blick dabei oft zurückgewandt, um Fortschritte aufzeigen zu können. Für die Bildungsplanung massgebend wäre jedoch das «Noch-nicht-Vorhandene», das, was in Zukunft einen Menschen zu einem guten Leben befähigt.»
(Hollenweger Haskell 2020: 38)
Institut Weiterbildung und Beratung Barbara Kunz-Egloff 29.09.2021
Erweiterungen der Fachbereiche für Schülerinnen und Schüler mit komplexen Behinderungen
29.09.2021
Institut Weiterbildung und Beratung Barbara Kunz-Egloff 12
(Abbildungen in Deutschschweizer Volksschulämterkonferenz 2019: 7; 13)
Einbettung der Förderplanung in Perspektive der Befähigung
29.09.2021
Institut Weiterbildung und Beratung Barbara Kunz-Egloff 13
Lern- und Verhaltens- voraussetzungen erfassen
und beschreiben
Unterricht, Lernangebote und Fördermassnahmen
planen und anpassen
Unterrichten,
Massnahmen umsetzen Auswirkungen und
Entwicklungen
erfassen und reflektieren Fragestellung,
Ausgangslage
planen, entscheiden
analysieren, verstehen Förderplanungs-
gespräch: gemeinsam Förderziele formulieren Behinderungssituation (Diagnose) Beteiligungssituation (ICF)
Bildungssituation (LP 21)
→ Perspektive der Befähigung
(Luder 2011, in Luder, Kunz, Müller-Bösch 2014, Abb. ergänzt von Barbara Kunz-Egloff; vgl. auch Hollenweger & Bühler 2021, in SZH 7-8: 9-16)
Die Fallbeispiele
29.09.2021
Institut Weiterbildung und Beratung Barbara Kunz-Egloff 14
Yannik Förderschwerpunkte: Personale und soziale Kompetenzen Maria Förderschwerpunkte: Deutsch als Zweitsprache
Flora Förder- und Befähigungsschwerpunkte: Erweiterungen in NMG Aron Förderschwerpunkte: Lesen und Schreiben
Lennja Schwerpunkt: Begabungsförderung: Überfachliche Kompetenzen, NT Tom Förderschwerpunkte: Mathematisches Lernen
https://www.schulen-aargau.ch/media/schulen-aargau/unterricht/besondere-foerderung/ihp/bksvs- foerderplanungen-erstellen.pdf [29.09.2021]
https://www.schul-in.ch/myUploadData/files/foerderplanung_def.pdf [29.09.2021]
Zyklus 1
Zyklus 2
Zyklus 3
Aufbau der Fallbeispiele
29.09.2021
Institut Weiterbildung und Beratung Barbara Kunz-Egloff 15
Lebens- und Lernsituation
• Perspektive der Schülerin / des Schülers
• Perspektive der Eltern
• Perspektive der Lehrpersonen
Aktuelle Situation innerhalb des Förderprozesses Längerfristige Perspektive der Befähigung
Fokussierte Förderschwerpunkte (ICF und Aargauer Lehrplan Volksschule) Förderplan
29.09.2021
Institut Weiterbildung und Beratung Barbara Kunz-Egloff 16
https://www.schulen-aargau.ch/media/schulen-aargau/unterricht/besondere-foerderung/ihp/bksvs- foerderplanungen-erstellen.pdf [29.08.2021]
Fallbeispiele erstellt durch das Institut Weiterbildung und Beratung der PH FHNW im Auftrag des Departements Bildung, Kultur und Sport (BKS)
29.09.2021
Institut Weiterbildung und Beratung Barbara Kunz-Egloff 17
Projektleitung
Dr. Patrik Widmer-Wolf, Themenverantwortlicher Integrative Pädagogik im Zentrum Professionen im Schulfeld, PH FHNW
Autorinnen
Sandra Däppen, Dozentin Professur für Inklusive Didaktik und Heterogenität, PH FHNW Barbara Haller, Dozentin für Integrative Pädagogik im Zentrum Professionen im Schulfeld, PH FHNW
Barbara Kunz-Egloff, Dozentin für Integrative Pädagogik im Zentrum Professionen im Schulfeld, PH FHNW
Dr. Ursula Ritzau, Dozentin an der Professur Deutschdidaktik und Mehrsprachigkeit im Kindesalter, PH FHNW
Beratung durch Fachexpertinnen und Fachexperten
Martin Rothenbacher, Dozent an der Professur Mathematikdidaktik und ihre Disziplinen, PH FHNW
Dr. Afra Sturm, Leiterin Zentrum Lesen, Medien, Schrift, PH FHNW
Literatur
Kanton Aargau (2018): Aargauer Lehrplan Volksschule. Aarau: Departement Bildung, Kultur und Sport BKS. [https://ag.lehrplan.ch; 28.09.2021]
Deutschschweizer Volksschulämterkonferenz (2019): Anwendung des Lehrplans 21 für Schülerinnen und Schüler mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen. Autorinnen: Judith Hollenweger und Ariane Bühler.
[https://regionalkonferenzen.ch; 15.10.2020]
Hollenweger, Judith (2020): «Befähigung» als Bildungsziel im Deutschschweizer Lehrplan 21. In: Lernen konkret, Nr. 2, 38-39.
Hollenweger, Judith & Bühler Ariane (2021): Förderdiagnostik im Kontext des Lehrplans 21. In: Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Nr. 7-8, 9-16.
Luder, R., Kunz, A. & Müller Bösch, C. (Hrsg.) (2014). Inklusive Pädagogik und Didaktik. Zürich: Pädagogische Hochschule PHZH.
29.09.2021
Institut Weiterbildung und Beratung Barbara Kunz-Egloff 18