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Archiv "Nutzen der Intensivtherapie bei Aids-Erkrankung in Europa" (24.11.2000)

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A3190 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 47½½½½24. November 2000

wirkungen auf, die den Patienten sub- jektiv beeinträchtigen.

In der Neurologischen Klinik des Klinikum Kassel wurden im Laufe ei- nes Jahres 25 Patienten erstmalig we- gen eines Spasmus facialis mit Botuli- numtoxin behandelt. Das mittlere Al- ter der behandelten Patienten betrug bei Erstvorstellung 60 Jahre (39 bis 75 Jahre), die Symptomatik hatte bei erstmaliger Vorstellung im Durch- schnitt sechs Jahre bestanden (sechs Monate bis 23 Jahre). Beide Seiten waren gleich häufig betroffen.

Bei allen Patienten traten klonische Zuckungen auf, bei etwa jedem zwei- ten Patienten zusätzlich tonische Kon- traktionen, die bei drei Patienten hauptsächlich für die subjektive Be- einträchtigung verantwortlich waren.

Die Patienten waren zuvor medi- kamentös mit Carbamazepin bezie- hungsweise Botox-Injektionen behan- delt worden.

Die Therapie mit Botulinumtoxin bewirkte bei 24 Prozent der Patienten ein vollständiges Sistieren von Spas- men. Bei weiteren 56 Prozent der Pati- enten führte die Behandlung zu Be- schwerdefreiheit bei einzelnen, gege- benenfalls nach Provokation durch willkürliche Kontraktion der mimi- schen Muskulatur, noch auslösbaren klonischen Zuckungen.

Bei vier Patienten kam es zu einer deutlichen Reduktion der Spasmen- intensität und -frequenz, die Spasmen wurden jedoch von den Patienten noch als subjektiv störend empfunden.

Nur bei einem Patienten blieb eine Injektion ohne wesentlichen Effekt.

Bei acht Injektionen trat eine transi- ente leichtgradige Ptose ohne Sicht- behinderung auf, bei drei Patienten wurde vorübergehend ein Zilienzei- chen ohne Ptose gefunden. Die mitt- lere Wirkdauer bis zur Durchführung der nächsten Injektion betrug 5,6 Mo- nate.

Vergleichbare Ergebnisse wurden von anderen Kliniken mit mehrjähri- ger Erfahrung mit der Injektion von Botulinumtoxin berichtet (11, 16, 47, 67). Nur in sehr seltenen Fällen bleibt die Injektion von Botulinumtoxin bei Wiederholungen aufgrund der Bil- dung von Antikörpern ohne anhalten- den Effekt (35).

Resümee

Nach Diagnosestellung eines Spasmus facialis sollte die Beratung des Patien- ten hinsichtlich der Wahl der Behand- lungsmethode gemeinsam durch Neu- rologen und Neurochirurgen erfolgen.

Ob die hochwirksame symptomati- sche Therapie mit Botulinumtoxin oder die bewährte operative Therapie durch Dekompression des N. facialis im Einzelfall zu bevorzugen ist, hängt von objektiven Parametern wie auch von den individuellen Wünschen des Patienten ab. Jüngeren Patienten mit schwerer Symptomatik wird man eher zu einer Operation raten als älteren Patienten mit höherem Operationsri-

siko, die bereit sind, regelmäßige In- jektionsbehandlungen durchführen zu lassen. Im Falle des – seltenen – Versa- gens einer der Methoden kann die an- dere komplementär eingesetzt wer- den.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 2000; 97: A3184–3190 [Heft 47]

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.

Anschrift für die Verfasser:

Dr. med. Andreas Schulze-Bonhage Sektion Prächirurgische Epilepsiediagnostik am Neurozentrum der Universität Freiburg Breisacher Straße 64, 79106 Freiburg E-Mail: schulzeb@nz.ukl.uni-freiburg.de

Das Erscheinungsbild der HIV-Infek- tion ist in Europa in ständigem Wan- del begriffen. Ursache dieser Ent- wicklung ist die zunehmende Anwen- dung von antiretroviralen Kombinati- onstherapien (Haart, hochaktive anti- retrovirale Therapien) bei HIV-Infek- tionen. Beobachtet wird bei diesem Vorgehen auch ein erheblicher Rück- gang der Inzidenz von Aids-anzeigen- den oder mit Aids verbundenen (Fol- ge-) Krankheiten (Adi, Aids-defining illnesses).

Im Rahmen der „Europäischen Aids-Studie“ an der 52 Ambulanzen aus ganz Europa teilnahmen, zeigte sich, das die Anzahl der dort regi- strierten Adi von 500 im Jahr 1994 auf 92 im Jahr 1998 zurückging.

Die durchschnittliche Zahl der CD4+-Zellen bei Ausbruch einer Adi stieg dabei von 28 Zellen/ml auf 125 Zellen/ml an. Dieser Anstieg hing da- mit zusammen, dass der Anteil der un- ter Intensivtherapie stehenden betrof- fenen Patienten immer größer wurde.

Diejenigen, bei denen eine Aids-Fol- gekrankheit festgestellt wurde, waren im Durchschnitt „gesünder“. Verscho-

ben hat sich dabei der Anteil der ver- schiedenen Folgekrankheiten. So wur- den weniger Infektionen der Retina durch Cytomegalievieren und Er- krankungen, die durch Mycobacteri- um avium hervorgerufen wurden, fest- gestellt. Allerdings erhöhte sich der Anteil von Non-Hodgkin-Lymphom deutlich (1994: 6 Prozent der Erkran- kungen, 1998: 16 Prozent).

Insgesamt kann aber gesagt wer- den, dass die intensive antiretrovirale Kombinationstherapie sich segens-

reich auswirkt. bt

Mocroft A, Katlama C, Johnson AM et al.: Aids across Europe, 1994–98: The EuroSIDA study. Lancet 2000;

356: 291–296.

Dr. J. D. Lundgren, eurosida@inet.uni2.dk

Nutzen der Intensivtherapie bei Aids-Erkrankung in Europa

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