Abschlussarbeit Risikobewertung von Nanomaterialien, Karin Michel, 20.4.2008
Zusammenfassung
Die Nanotechnologie ist eine viel versprechende und zukunftsweisende Disziplin, die in den nächsten Jahren in vielen Bereichen der Technik, Chemie oder Medizin große Marktanteile gewinnen wird. Auf der Seite der Chancen und technischen Mögl ichkeiten dieser neuen Technologie wurde bereits viel Wissen generiert und es werden mehr und mehr neue Anwendungen in den Markt gebracht. Dagegen sind die Kenntnisse auf der Seite der Risikobewertung gering und Forderungen nach verstärkter Risikoforschung erscheinen daher berechtigt.
Die vorliegende Arbeit liefert auf Basis des derzeitigen Kenntnisstands einen Überblick darüber, welche Bereiche bei der Risikobewertung von Nanomaterialien hinsichtlich der menschlichen Gesundheit berücksichtigt werden müssen und wie an eine Risikobewertung von Nanomaterialien herangegangen werden könnte.
Ein Risiko ausgelöst durch die Anwendung von Chemikalien kann nur bewertet werden, wenn man sowohl das Gefährdungspotenzial des interessierenden Materials als auch die möglichen Expositionswege kennt. Auf beide Bereiche wird genauer eingegangen, wobei die Schwierigkeiten bei der Charakterisierung von Nanomaterialien und die Anstrengungen zur Standardisierung ebenso dargestellt werden wie das momentan vorherrschende rechtliche Umfeld. Inerte Nanopartikel scheinen insbesondere nach inhalativer Aufnahme ein Potenzial zur Schädigung der Lunge aufzuweisen, daher wird darauf ein Schwerpunkt gelegt sowie auf damit möglicherweise zusammenhängende zelluläre Reaktionen.
Da unter dem Begriff Nanotechnologie eine Technologie zu Verstehen ist, die sich mit Phänomenen in einem sehr kleinen Größenbereich auseinandersetzt und die je nach Anwendung unterschiedliche chemische Verbindungen umfasst, ist eine verallgemeinernde Vorgehensweise zur Risikobewertung kaum möglich. Daher wird eine Fall-zu-Fall Betrachtung für notwendig erachtet, um die Risiken von Nanopartikeln und Nanomaterialien in bestimmten Anwendungen zu bewerten. Eine differenzierte Betrachtung muss hinsichtlich des Materials und der Anwendung erfolgen. Für die Bewertung wird ein stufenweises Vorgehen vorgeschlagen, das sich an den bekannten Methoden der Risikobewertung orientiert. Eine detaillierte physikalische -chemische Beschreibung des Materials vor und während der experimentellen Absicherung ist dabei eine Grundvoraussetzung, bevor in vitro oder in vivo Versuche vorgenommen werden.
Hinsichtlich der Exposition sollte eine frühzeitige Differenzierung erfolgen, ob Nanomaterial während des gesamten Lebenszyklus frei vorliegt und zu einer Exposition führen kann, oder in feste Matrices gebunden und nicht freisetzbar ist. Das Produkt aus Gefährdungspotenzial und Exposition stellt auch für Nanomaterialien das zu erwartende Risiko dar. Für die Bewertung der einzelnen Bereiche können spezifische Anpassungen der Methodiken notwendig sein.