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Arachnologische Mitteilungen 9, 1995

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ARACHNOLOGISCHE MITTEILUNGEN

Heft9 Basel, Juli 1995

ISSN 1018 - 4171

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Arachnologische Mitteilungen

Herausgeber:

Arachnologische Arbeitsgemeinschaften Deutschlands Schriftleitung:

Dr. Elisabeth BauchhenB, Weingartenweg 4, D-97422 Schweinfurt, Tel./Fax 09721-16611 Dr. Peter Sacher, August-Winnig-Str. 6, D-38889 Blankenburg a. Harz, Tel. 03943-550225,

Fax 03943-550237 Redaktion:

Theo Blick, Hummeltal

Or. Rainer F. Foelix, Aarau (englischsprachige Texte) Dr. Ambros Hanggi, Basel

Franz Renner, Bad Wurzach Gestaltung:

Naturhistorisches Museum Basel Wissenschaftlicher Beirat:

Dr. Peter Bliss, Halle (D) Doz. Or. Jan Buchar, Prag (CZ) Dr. Volker Mahnert, Genf (CH)

Dr. Richard Maurer, Holderbank (CH) Dr. Ralph Platen, Berlin (D)

Prof. Dr. Jochen Martens, Mainz (D) Dr. sc. Dieter Martin, Waren (D)

Prof. Dr. Wojciech Starega, Bialystok (PL) UD Dr. Konrad Thaler, Innsbruck (A)

Erscheinungsweise:

Pro Jahr 2 Hefte. Die Hefte sind laufend durchnumeriert und jeweils abgeschlossen paginiert.

Der Umfang je Heft betragt ca. 60 Seiten. Erscheinungsort ist Basel.

Auflage 400 Expl., chlorfrei gebleichtes Papier, Druckerei Grabner/Altendorf bei Bamberg Bezug:

Der Preis fur das Jahresabonnement betragt: Privatpersonen DM 20.-, Institutionen DM 30.- Bestellungen sind zu richten an:

Franz Renner, Sonnentaustr.3, D-88410 Bad Wurzach

Die Bezahlung soli jeweils zu Jahresbeginn erfolgen auf das Konto:

- Arachnologische Arbeitsgemeinschaften, c/o Stefan Litsche Commerzbank, Berlin NO (BlZ 12040000), Kto.Nr. 061648200.

Zahlungen aus dem Ausland sind fOr die Herausgeber kostenfrei, wenn ein in DM ausgestellter Eurocheck zugeschickt wird.

Die KOndigung des Abonnements ist jederzeit moglich, sie tritt spatestens beim Obemachsten Heft in Kraft.

Titelbild: Claus Braunig, Halle

BerOcksichtigt in "Entomology Abstracts" and "Zoological Records"

Arachnol. Mitt. 9: 1-79 Basel, Juli 1995

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Arachnol. Mitt. 9:1-11 Basel, Juli 1995

Ernahrungsbiologie und Nahrungsspektrum der Gerandeten Jagdspinne Dolomedes fimbriatus (Araneae:

Pisauridae)

Sabine POPPE & Arthur HOll

Abstract: Feeding biology and prey of Dolomedes fimbriatus (Araneae: Pisauridae).

In 369 individuals of feeding Dolomedes fimbriatus (all stages/sizes) living in moorlands of Northwestern Germany, field studies were carried out, in particular concerning relations of spider size, kind/size of prey and lurking-site as well. Findings reveal extremely variable food types, depending on seasonal fluctuations of active prey species and of lurking-sites of Dolomedes. Largest prey (relative to spider size) is not captured by the big sized preadults or adults, but by juveniles of6-9mm length. The prey spectrum comprises also syntopical spiders and opilionids. Surprisingly cannibalism among Dolomedes individuals is rather frequent in spring and autumn and may serve to maintain the population when prey is rare.

Keywords: fishing spider, prey, feeding-periods, prey-size, euryphagy, cannibalism

EINlEITUNG

Die Gerandete Jagdspinne Dolomedes fimbriatus ist neben der nahe verwandten Art Dolomedes plantarius einziger in Deutschland heimischer Vertreter dieser weltweit mit ca. 100 Arten verbreiteten Gattung.

D. fimbriatus lebt semiaquatisch, meist an Ufern von sumpfigen Teichen, Moorweihern, in Bruchwaldern und auf Feuchtwiesen. Bis zur Geschlechtsreife, die die Spinne in MiUeleuropa erst nach der zweiten Oberwinterung erreicht, wachst sie nach jOngsten Untersuchungen in Nordwestdeutschland bis zu einer Korperlange von 15mm (Mannchen) bzw. 23mm (Weibchen) heran (POPPE 1994).

Dolomedes-Arten werden aufgrund ihrer besonderen Jagdstrategien auch als "fishing-spiders" bezeichnet (u.a. BlECKMANN & lOTZ 1987).

FOr D. fimbriatus lagen aber bisher lediglich kurze Angaben qualitativer Art zum Beutespektrum vor (u.a. BRISTOWE 1958, DAHl 1908 und 1927, SCHMIDT 1953 und 1957, PAPPENHEIM 1903).

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Tab.1 Fur Dolomedes fimbriatus ermittelte Beutetiere

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Im Rahmen umfangreicher freiland6kologischer Arbeiten in Heidemooren am Niederrhein (POPPE 1994) war die Ernahrungsbiologie dieser Spin ne Gegenstand der Untersuchungen. Hierbei warspeziell einzugehen auf das jahreszeitabhangige Nahrungsspektrum mit seinen quantitativen Taxa- Anteilen, auf die GraBenrelation Spinne/Beuteobjekte sowie auf die jeweiligen Fang-Loci. SchlieBlich sollte die Frage etwaiger Kannibalismus- Phanomene unter Dolomedes-Individuen geklart werden.

UNTERSUCHUNGSGEBIET UND METHODIK

Die in Nordrhein-Westfalen gelegenen Untersuchungsgebiete befinden sich im Norden und Westen des Niederrheinischen Tieflandes. Hier trifft man astlich von Maas und Rhein sowie nardlich der Lippe auf z.T. machtige BinnendOnen, in denen sich infolge stauenderBodenschichten Heidemoore bildeten. FOrdie Erfassungen wurden gut zugangliche kleinere und graBere Areale von insgesamt etwa 25'OOOm2 ausgewahlt.

In den Monaten Marz bis Oktober 1993 erfolgte die Erfassung aller FreBbeobachtungen, wobei die Befunde an insgesamt 369 fressenden D. fimbriatus erhoben wurden (in toto registrierte D. fimbriatus ca. 1'600).

GraBtenteils muBte den Spinnen die Beute abgenommen und im Labor bestimmt werden. Zum Aufzeigen eventueller geschlechtsspezifischer oder gr6Benklassenabhangiger Nahrungspraferenzen wurden die fressenden Spinnen nach Geschlecht (adulte Dolomedes) bzw. GraBe (praadulte/juvenile Dolomedes) unterteilt. Die Einteilung der Jungspinnen erfolgte in die GraBenklassen >9mm, 6-9mm und <6mm. Um die Gr6Benrelation zwischen der fressenden Spin ne und der Beutetiergr6Be aufzuzeigen, wurden zusammen mit den fressenden Individuen die von ihnen erbeuteten Organismen vermessen (alle Angaben in Langen ohne Extremitaten).

BEFUNDE

Der Oberwiegende Anteil (74%) an fressenden Dolomedes fimbriatus konnte wahrend der Monate Juli bis September registriert werden. Den Hauptbestandteil derNahrung bilden bei den Adulti Araneiden (insbesondere Pirata-Arten), Dipteren (vorwiegend Syrphiden und Tipuliden), Heteropteren und Odonaten. Mannchen und Weibchen zeigten grundsatzlich keine Unterschiede in bezug auf die erbeuteten Tiere. Bei den Juvenilen sind

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ebenfalls Dipteren (vorwiegend Syrphiden und Tipuliden), auBerdem Heteropteren und Odonaten (meist Lestes-Arten) , aber auch Zikaden (Cicadella viridis) und Individuen der eigenen Art die am haufigsten verzehrten Beutetiere (Tab. 1).

Weibchen, die bereits einen Kokon mit sich trugen, wurden nie bei der Nahrungsaufnahme beobachtet. Gleiches gilt fOr die Zeit, in der sie die geschlOpften Jungspinnen am Brutgespinst bewachen. Erst nach Beendigung der Brutpflege, d.h. voreinereventuell noch folgenden zweiten Eiablage, nehmen die Weibchen wieder Nahrung zu sich.

Die Gr6Ben der erbeuteten Tiere lagen zwischen 1 mm (Blattlaus) und 50mm (GroBlibelle). Fressende D. fimbriatus waren 2 bis 23 mm groB.

UnterZugrundelegung derD%medes-Gr6Benkategorien und derjeweiligen registrierten Beuteobjekte ergeben sich nach den hier vorliegenden Erfassungen recht bemerkenswerte Gr6Benbeziehungen zwischen Spinne und Beute (Abb. 1 a-e): Die kleinsten Beuteorganismen (Blattlause) werden zwar von juvenilen Spinnen unter 6mm K6rpergr6Be gefangen (Abb. 1 a), die gr6Bten Nahrungsobjekte aber keineswegs auch von den gr6Bten (namlich adulten) Spinnen. Vielmehr sind es Juvenile der Kategorie 6-9mm, von denen die - auch relativ zur eigenen K6rpergr6Be - eindeutig gr6Bten Organismen erbeutet werden (Abb. 1 c). Dies hangt offenbar damit zusammen, daB der Zeitraum der Hauptnahrungsaufnahme bei juvenilen Spinnen mit der Flugzeit der Libellen zusammenfallt (Juli bis September).

Libellen sind also als Beute geradezu pradestiniert. Reife Mannchen sind dagegen zur Flugzeit der Libellen schon abgestorben, wahrend reife Weibchen in dieser Periode keine Nahrung zu sich nehmen und somit als FreBfeinde fOr Libellen ebenfalls ausscheiden. Demzufolge fehlen diese groBen Beutetiere im Nahrungsspektrum der nur bis in den Fruhsommer hinein und dann wieder im Herbst (Weibchen) fressenden adulten Spinnen (Abb. 1 die).

Wie weitere Erhebungen zeigten, ist die Zusammensetzung des Nahrungsspektrums im Jahresverlauf sehr variabel. Genauere Hinweise ergibt der Anteil der ermittelten Beutetiergruppen am monatlichen Gesamt- nahrungsspektrum, bezogen auf alle Spinnengr6Benklassen (Abb. 2).

Bemerkenswert ist hier der hohe Prozentsatz an erbeuteten Arachniden (Araneida und Opilionida) im FrOhjahr und Herbst, die bei ansonsten geringem Nahrungsangebot zu diesen Jahreszeiten dominieren. Bei 22,4%

der gefressenen Spinnen handelt es sich gar um Individuen der eigenen Art, Kannibalismus ist also recht haufig. RegelmaBig werden so kleinere Dolomedes von Individuen der gleichen Generation erbeutet. Vorjahrige Jungspinnen sitzen zudem oft auf unbewachten Brutgespinsten der gerade

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Abb. 1 a-e: Abhangigkeit der BeutetiergreBe von der GreBe der Spin ne a) juv < 6mm, b) juv 6-9mm, c) juv > 9mm, d) Mannchen, e) Weibchen.

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geschlupften neuen Generation und fressen die nur 1 bis 2mm groBe Brut.

Ein gewisser Anteil der Fruhjuvenilen fallt somit schon bald den alteren Tieren zum Opfer. Niemals jedoch wurden Weibchen beobachtet, die ein Mannchen fraBen.

Die ubrigen Taxa erscheinen im Nahrungsspektrum entsprechend ihrem zeitlichen Auftreten wahrend der Vegetationsperiode. So uber- wiegen z.B. bei den Dipteren Syrphiden im Fruhjahr, wahrend zum Herbst hin fast nur noch Tipuliden erbeutet werden. Grundsatzlich wird alles als Beute genommen, was die jeweilige Saison "zu bieten" hat.

Einhergehend mit dem Spektrum der Beutetiere andert sich im Jahres- verlauf auch der Aufenthaltsort der Spinnen beim Beuteerwerb. Direkt- beobachtungen hierzu zeigten, daB die uberwaltigten Tiere an art und Stelle ausgesaugt werden. Erkennbar besteht ein Zusammenhang zwischen dem Aufenthaltsort der Spinnen bei Beuteerwerb und der Art der gemachten Beute. So wurden die zu Beginn und Ende des Jahres gefressenen Spinnen ausschlieBlich auf dem Wasser erbeutet. Im August dagegen, wenn Odonaten den Hauptbestandteil der Nahrung ausmachen, halten sich die lauernden Tiere hauptsachlich auf Flatterbinse und WolIgras uber dem Wasser auf. Die heranfliegenden Libellen werden hierbei von der

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Abb. 2: Anteil der Beutetiergruppen am monatlichen Gesamtnahrungs- spektrum

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am hochsten Punkt der Pflanze lauernden Spinne am Kopf gepackt und Oberwaltigt. Das Ergreifen der Schnaken erfolgt auf gleiche Weise, wahrend beispielsweise Cicaden nur von Pfeifengrasbulten aus erbeutet werden.

Dolomedes ist auch in der Lage, unter Wasser Beute zu machen. Dort fallen ihr hauptsachlich Dytisciden und Notonectiden zum Opfer. Diese aufgrund des starken Auftriebs der Spinne recht mOhselige Art des Beuteerwerbs wurde nur bei sehr schlechtem Nahrungsangebot und extrem niedrigem Wasserstand beobachtet, d.h. hOchst selten.

DISKUSSION

Grundsatzlich tal It zunachst auf, daB aquatile und semiaquatile Arthropoden nur einen relativ geringen Anteil der Beute ausmachen. Die Bezeichnung

"fischende Spin ne" ist fOr die untersuchte Art daher eher unzutreffend. Den Hauptbestandteil der Nahrung bilden vielmehr die von der Vegetation aus erbeuteten Landarthropoden (hier Odonaten, Tipuliden, Syrphiden und Zikaden). Wirklich "gefischt" wird in wenigen Fallen nur nach Dytisciden und Notonectiden. Zwar zeigt Dolomedes fimbriatus - insbesondere bei Flucht - ein ausgezeichnetes Tauchvermogen (hierbei wurden sogar Weibchen beobachtet, die mit Kokon vollstandig abtauchten), doch muB sich die Spin ne dann immer an submersen Vegetationsteilen festhalten, um dem Auftrieb entgegenzuwirken, der durch die anhangende LufthOlle entsteht. Eine Unterwasserjagd auf Beute oder gar ein Verfolgen derselben ist fOr die Spinne sehr mOhselig. Gleiches gilt fOr bloBes Ergreifen dort lebender Beuteorganismen vom Ufer aus. Fange solcher Art bilden demnach im Gegensatz zu den Beobachtungen anderer Autoren (BERTKAU 1880, SCHMIDT 1957) wohl eher die Ausnahme. Eine Beutestrategie, die auf dem Auflauern und plotzlichen Anspringen der anfliegenden Beute beruht, scheint somitauch aus energetischen GrOnden wesentlich sinnvoller.

Nach SCHMIDT (1953 und 1957), macht D. fimbriatus auch Jagd auf Wirbeltiere. Erwahnt werden Kaulquappen, Frosche und Fische (im Labor sogar Mause). Das Wasser der untersuchten Moore ist fOr ein Vorkommen von Fischen durchweg zu sauer, Frosche sind allerdings in z.T. recht hoher Anzahl vorhanden. Schmidt (1953) nennt insbesondere Weibchen

"zwischen Begattung und Eiablage" als potentielle Beutegreifer dieser Vertebraten. Das gesteigerte NahrungsbedOrfnis solcherWeibchen wurde ebenfalls registriert, doch fielen ihnen nach den hier vorliegenden Beobachtungen meist andere Spinnen der eigenen (nie Mannchen) oder

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anderer Arten sowie Dipteren zum Opfer. Eine Spin ne, die eine Kaulquappe oder gar einen Frosch verzehrte (bzw. daraus resultierende Skelettreste) wurde niemals gefunden. Auch gehalterte Individuen konnten nur selten zum Verzehr angebotener Guppies, aber keineswegs von Kaulquappen oder Jungfroschen gebracht werden. D. fimbriatus ist aber in der Lage, eine groBe Breite des Nahrungsangebotes in den Heidemooren zu nutzen.

Sie kann somit durchaus als euryphag bezeichnet werden. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die fernab vom Wasser auf Waldlichtungen gefundenen Jungspinnen, deren Nahrung sich aus den dort lebenden Organismen der gleichen Arthropodengruppen zusammensetzt. Da eine Spezialisierung aut die in den Mooren vorkommenden potentiellen Beuteorganismen nicht nachgewiesen werden konnte, ist deren Zusammen- setzung sicherkein GrundfOrdie Einnischung der Art. Die Frageallerdings, ob D. fimbriatus z.B. bei extremer Nahrungsknappheit auch unter Frei- landbedingungen kleine Wirbeltiere erbeutet, mOBte durch nahere Untersuchungen an geeigneten Gewassern mit durchweg geringerem Arthropodenangebot geklart werden.

Das fOr Dolomedes fimbriatus im FrOhjahr und Herbst recht haufig registrierte Fressen von kleineren Individuen der eigenen Art erscheint im Zusammenhang mit dem dann erheblich reduzierten Nahrungsangebot keineswegs ein nur fakultatives Phanomen zu sein. Bei recht hoher Abundanz der kleinen Jungspinnen kann damit sowohl eine hinreichende Nahrungsversorgung groBerer Individuen erreicht werden, als auch eine

"interne" Regulation der Populationsdichte.

ZUSAMMENFASSUNG

Erstmals wurden die Beutetiere von Individuen der Spezies Dolomedes fimbriatus, die in Heidemooren leben, qualitativ und auch quantitativ erfaBt.

Der Ansitz lauernder bzw. beutegreifender Spinnen korreliert danach jahresperiodisch mit dem Auftreten und dem Aufenthaltsort potentieller Beutetiere. FOr alle GroBen- und Altersklassen von Spinnen erweist sich das Nahrungsspektrum als breit gefachert, es umfaBt auch syntopische Spinnenarten. Insgesamt ist festzuhalten, daB anteilmaBig diejenigen Arten von Fluginsekten erbeutet werden, die zu den jeweiligen Jahres- zeiten auch die hOchsten Abundanzen im Gebiet aufweisen. Hieraus resultiert auch die auffallende Beutedimension fOr die 6-9mm groBe Dolomedes-Kategorie. Bemerkenswert ist zudem der hohe Beuteanteil von

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Individuen der eigenen Art im Fruhjahr und Herbst. Kannibalismus scheint so den Fortbestand der Population in Zeiten der Nahrungsknappheit zu sichern.

LlTERATUR

BERTKAU, P. (1880): Verzeichnis der bisher bei Bonn beobachteten Spinnen. - Verh. Naturhist.

Ver. Rheinl. Westf. 37: 215-343

BLECKMANN, H. & T.LOTZ (1987): The vertebrate-catching behaviour of the fishing spider Dolomedes triton(Araneae, Pisauridae). -Anim. Behav. 35: 641-651.

BRISTOWE, W.S. (1958): The world of spiders. Collins Clear-Type Press, London/Glasgow.

DAHL, F. (1908): Die Lycosiden oder Wolfsspinnen Deutschlands und ihre Stellung im Haushalte der Natur. Nach statistischen Untersuchungen dargestellt. - Nova Acta Abh.

Kaiserl. Leop.-Carol. Dtsch. Akad. d. Naturforscher 88: 174-678

DAHL, F. & M.DAHL (1927): Spinnentiere oder Arachnoidea 11: Lycosidae s.lat. (Wolfspinnen im weiteren Sinne).ln: F.DAHL (Hrsg.): Die Tierwelt Deutschlands undderangrenzenden Meeresteile. 5. Teil, Gustav Fischer, Jena.

PAPPENHEIM, P. (1903): Beitrage zur Kenntnisder Entwicklungsgeschichte vonDolomedes fimbriatus CLERCK, mit besonderer BerOcksichtigung der Bildung des Gehirns und der Augen. - Z. wiss. Zool. 74: 109-153

POPPE, S. (1994): Populationsi:ikologie, Habitatpraferenz und Lebenszyklus der Gerandeten JagdspinneDolomedes fimbriatus(CLERCK, 1757). Diplomarbeit, Justus Liebig Universitat Giessen. 89 S.

SCHMIDT, G. (1953): Eine deutsche Spinne, die Wirbeltiere friBt. - Orion 8: 310-311 SCHMIDT, G. (1957): Einige Notizen Ober Dolomedes fimbriatus (CL). - Zool. Anz. 158: 83-97

Sabine POPPE, Breiter Weg 21 b, 0-35440 Linden-leihgestern

Prof. Dr. Arthur HOll, Universitat Giessen, Institut f. AlIgemeine u.

Spezielle Zoologie, StephanstraBe 24, 0-35390 Giessen

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Arachnol. Mitt. 9:12-25 Basel, Juli 1995

Spinnenaufsammlungen aus Ostosterreich mit vier Erstnachweisen fur Osterreich

Peter JAGER

Abstract: Spider collections from Eastern Austria with four first records for Austria.

95 species of spiders are reported, which were collected by hand and sweep-net during an excursion to Lower Austria and Burgenland in June 1993. New for Austria are: Larinia bonneti SPASSKY, 1939,Philodromus buddenbrockiBRAUN, 1965,Philodromus pulchellusLUCAS, 1946 and Tmarus stellio SIMON, 1875. Taxonomic characters of the last three species are documented.

Key words: Araneae, faunistics, taxonomy, Austria, first records

Dank: FOr die Bestimmung und OberprOfung von Material, die Beschaffung von Literatur sowie BemOhungen um Vergleichsmaterial danke ich den Herren T. BLlCK (Hummeltal), Dr. J. GRUBER (Wien), Dr. P. HORAK (Graz), Prof. Dr. E. KULLMANN (Koln), S. LOKSA (Bergheim), H. SEGERS (Belgien), Dr. K. THALER (Innsbruck) und J. WUNDERLlCH (Straubenhardt). FOr hilfreiche Hinweise zur Abfassung des Manuskriptes danke ich Frau Dr. E. BAUCHHENSS (Schweinfurt) und den Herren H. J. HOFFMANN (Koln), H. SEGERS und Dr. K. THALER.

EINLEITUNG

Wahrend einer Exkursion der Universitat Koln in die Umgebung von Bad Deutsch-Altenburg und zum Neusiedler See (Osterreich) vom 1. bis 6. Juni 1993 wurden per Hand und mit dem Streitkescher Spinnen gesammelt.

Einige interessante Funde sollen hier dargestellt werden.

FUNDORTE

1: Braunsberg bei Hainburg a.d. Donau (Niederosterreich), 346 m O. NN, Trockenrasen mit vereinzelt am Rande stehenden BOschen; gekeschert wurde var allem in der Kraut(Gras-)schicht, z.T. auch an niederen Zweigen van Strauchern.

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2: Regelsbrunn (Niederosterreich), 145 m u. NN, Auwald und Ufer- vegetation an der Donau; gekeschert wurde in der Krautschicht und an niedrig hangenden Zweigen der Baume entlang der Wege.

3: Stopfenreuth (Niederosterreich), 142 m u. NN, Auwald, Wiesen und Ufervegetation zwischen Donau und Marchfelddamm, vor allem im Bereich des RoBkopfarmes; gekeschert wurde wie bei 2, auBerdem Handfange unter Steinen, an Steindammen und unter einer Brucke.

4: Neusiedler See (Burgenland), um 117 m u. NN, div. Fangorte: IIlmitz (in und um Biologische Station), Zick Lacke, Kirchsee, Oberstinkersee (Hochstatten), Weiden (nahe Ungerberg). Gekeschert wurde in der ausgetrockneten Salzlacken, bzw. an deren Randern in der Ufer- vegetation, Handfange wurden in der Station und an einigen Stellen unter Steinen gemacht.

5-7: Bad Deutsch-Altenburg (Niederosterreich), um 150 m u. NN:

5: Auen zwischen Donau und deren Seitenarm, der zum 1. Amphithea- ter fUhrt; gekeschert wurde entlang des Weges in der Krautschicht, Handfange wurden vor allem unter Steinen der Uferboschung gemacht.

6: Untersuchungsschiff der Universitat Wien, bzw. ein Schlepper, nur Handfange.

7: Ortskern ink!. Park nahe der Donau, nur Handfange.

MATERIAL UND ERGEBNISSE

Insgesamt wurden 286 Spinnen, die zu 97 Arten gehOren, bestimmt (Verteilung auf die Fangorte siehe Tab.1. Jungtiere wurden nicht berucksichtigt.) Darunter befinden sich vier Erstnachweise fUr Osterreich.

Das Belegmaterial befindet sich in der Sammlung des Verfassers.

Erstnachweise fUr Osterreich

Larinia bonneti SPASSKY, 1939

Material: 1 d', 4 Q Q (leg. + Coil. JAG ER, det. WUNDERLlCH)

Fundort: Die Exemplare wurden mit dem Streifkescher in der Salzlacken- vegetation des Neusiedler Sees gefangen.

13

(16)

Tab. 1: Spinnen aus den Donauauen und vom Neusiedler See, gesammelt wahrend einer Exkursion des Institutes fUr Zoologie der Universitat Koln, 1.-6. Juni 1993. Angegeben sind die Fangzahlen (d' / Q). Fundorte:

1 Braunsberg bei Hainburg a.d. Donau, 2 Regelsbrunn,3 Stopfenreuth, 4 Neusiedler See, 5-7 Bad Deutsch-Altenburg. Nomenklatur und Jahreszahlen nach PLATNICK (1993)

Art Fundorte (Beschreibung im Text)

1 2 3 4 5 6 7

Pholcldae (Zlttersplnnen)

Pholcus opilionoides (SCHRANK, 1781) 1,1

Pholcus phalangioides (FUESSLlN, 1775) 1,0

Tetragnathldae (Streckersplnnen)

Metellina merianae (SCOPOLl, 1763) 1,0

Pachygnatha listeri SUNDEVALL, 1830 0,1

Tetragnatha extensa (LlNNAEUS, 1758) 2,1 0,3 3,1

Tetragnatha montana SIMON, 1874 1,1 2,2 3,2

Tetragnatha nigrita LENDL, 1886 2,0 Aranaldaa (Radnetzsplnnen)

Araneus sturmi (HAHN, 1831) 0,1

Araniella cucurbitina (CLERCK, 1757) 1,1

Hypsosinga heri (HAHN, 1831) 1,2

Larinia bonneti SPASSKY, 1939 1,4

Larinioides folium SCHRANK, 1803 0,1

Larinioides ixobolus (THORELL, 1873) 0,1

Larinioides sclopetarius (CLERCK, 1757) 0,1 1,5

Mangora acalypha (WALCKENAER, 1802) 0,1 0,1 1,1

Neoscona adianta (WALCKENAER, 1802) 3,2

Singa hamata (CLERCK, 1757) 3,1 0,1 2,2

Zilla diodia (WALCKENAER, 1802) 1,0

Linyphlldae (Baldachinsplnnen)

Araeoncus humilis (BLACKWALL, 1841) 1,0 Bathyphantes nigrinus (WESTRING, 1851) 1,0 Diplacephalus latifrons (O.P.-cAM3RlDGE, 1863) 1,0 Diplocephalus picinus (BLACKWALL, 1841) 1,0

Dip/ostyfa concolor(WIDER, 1834) 0,1

Gongylidium rufipes (SUNDEVALL, 1829) 0,1 1,1

Hylyphantes nigritus (SIMON, 1881) 2,0

(17)

1 2 3 4 5 6 7 Lepthyphantes nebulosl.S(SlNJEVALl, 183» 0,1

Meioneta rurestris (C.L.KOCH, 1836) 1,0

Neriene clathrata (SUNDEVALL, 1830) 0,1

Neriene montana (CLERCK, 1757) 0,1 1,3 0,1

Oedothorax retusus (WESTRING, 1851) 0,1 1,0

TheridIIdae (Kugelsplnnen)

Achaearanea lunata (CLERCK, 1757) 0,4 0,1

Achaearanea tepidariorum (C.L.KOCH, 1841) 0,1

Dipoena melanogaster (C.L.KOCH, 1837) 0,1

Enoplognatha ovata (CLERCK, 1757) 3,1 Enoplognatha thoracica (HAHN, 1833) 1,0 Euryopis quinqueguttata THORELL, 1875 0,2 Steatoda bipunctata (LlNNAEUS, 1758) 0,1

Steatoda castanea (CLERCK, 1757) 0,1 0,1

Theridion bimaculatum (LlNNAEUS, 1767) 0,3 3,0 Theridion impressum L.KOCH, 1881 1,0

Theridion mystaceum L.KOCH, 1870 0,2

Theridion pictum (WALCKENAER, 1802) 0,1 0,2 0,2 0,1 Lycosldae (Wolfssplnnen)

Alopecosa accentuata (LATREILLE, 1817) 0,1

A/opecosa pulverulenta (CLERCK, 1757) 0,1 Pardosa amentata (CLERCK, 1757) 1,3 3,7 5,3 Pardosa lugubris (WALCKENAER, 1802) 5.1. 0,7

Pardosa prativaga (L.KOCH, 1870) 0,2

Pardosa pullata (CLERCK, 1757) 1,0

Pirata hygrophilus THORELL, 1872 0,1

Pirata piraticus (CLERCK, 1757) 0,2

Trochosa terrico/a THORELL, 1856 0,1

Plsaurldae (Raubsplnnen)

Pisaura mirabilis (CLERCK, 1757) 0,2

Agelenldae (Trlchternetzsplnnen)

Tegenaria atrica C.L.KOCH, 1843 0,1

Dlctynldae (Kriiuselsplnnen)

Dictyna arundinacea (LlNNAEUS, 1758) 2,6 1,0

Dictyna civica (LUCAS, 1850) 2,4

Dictyna latens (FABRICIUS, 1775) 3,2

Dictyna uncinata THORELL, 1856 1,0

Nigma flavescens (WALCKENAER, 1830) 1,0

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1 2 3 4 5 6 7 Amauroblldae (Finstersplnnen)

Amaurobius ferox (WALCKENAER, 1825) 0,1

Amaurobius erberi (KEYSERLlNG, 1863) 0,1

Tltanoecldae (Kalkstelnsplnnen)

Titanoeca spec. (subadult) 3,1

Llocranldae (Feldsplnnen)

Phrurolithus festivus (C.L.KOCH, 1835) 1,0 Clublonldae (Sacksplnnen)

Cheiracanthium mildei L.KOCH, 1864 0,1

Cheiracanthium pennyiO.P.-CAM3RlOOE, 1873 1,0

Clubiona lutescens WESTRING, 1851 1,1 0,2

Clubiona pallidula (CLERCK, 1757) 0,1 Gnaphosldae (Glattbauchsplnnen)

Drassodes lapidosus (WALCKENAER, 1802) 0,1

Drassyllus praeflcus (L.KOCH, 1866) 0,1

Trachyzelotes pedestris (C.L.KOCH, 1837) 0,2 Zorldae (Wandersplnnen)

Zora spinimana (SUNDEVALL, 1833) 1,0

Heteropodldae (Rlesenkrabbensplnnen)

Micrommata virescens (CLERCK, 1757) 0,1 Philodromldae (Laufsplnnen)

Philodromus albidus KULCZVNSKI, 1911 0,1 0,1

Philodromus aureolus (CLERCK, 1757) 0,1 0,1

Philodromus buddenbrockiBRAUN, 1965 1,0

Philodromus cespitum (WALCKENAER, 1802) 0,1 0,1 2,3 3,1 Philodromus disparWALCKENAER, 1826 1,0

Philodromus histrio (LATREILLE, 1819) 0,1

Philodromus pu/Chellus LUCAS, 1846 1,7

Thanatus arenarius (THORELL, 1872) 0,1 Thanatus atratus SIMON, 1875 1,0

Tibellus oblongus (WALCKENAER 1802) 3,1 1,1 Thomlsldae (Krabbensplnnen)

Heriaeus graminicola (DOLESCHALL, 1852) 1,1 Heriaeus melloteei SIMON, 1886 4,0

Misumenops tricuspidatus (FABRICIUS, 1775) 2,1 1,0 1,0

Thomisus onustusWALCKENAER, 1806 1,0 3,2

Tmarus stellio SIMON, 1875 1,0

Xysticus cristatus (CLERCK, 1757) 0,1

(19)

1 2 3 4 5 6 7

Xysticus kochi THORELL, 1872 1,0 0,1

Xysticus ulmi (HAHN, 1826) 0,1

Saltlcldaa (Sprlngsplnnan)

Eris nidicolens (WALCKENAER, 1802) 1,0

Evarcha arcuata (CLERCK, 1757) 6,4

He/iophanus auratus C.L.KOCH, 1835 0,1 1,0 1,0 Heliophanus cupreus (WALCKENAER, 1802) 1,0

He/iophanus flavipes (HAHN, 1832) 0,3 1,0 1,0

Heliophanus kochilSIMON, 1868 1,0

Marpissa radiata (GRUBE, 1859) 0,1

Salticus scenius (CLERCK, 1757) 1,2 0,2

Individuenzahl (1: 286) 13 25 97 76 46 11 18

Artenzahl 8 14 45 32 19 5 12

Diagnose: Geschlechtsmerkmale entsprechen den Abbildungen bei MARUSIK (1986).

Verbreitung: West-Kaukasus (nach MARUSIK 1986), Ostosterreich.

Bemerkungen: Die Untersuchung des Typusmaterials von Singa phragmiteti NEMENZ, 1956 aus dem Naturhistorischen Museum Wien, und der Vergleich mit den Zeichnungen von Larinia elegans SPASSKY, 1939 bei MARUSIK (1986) erhiirteten die Annahme von WUNDERLlCH (in litt.) , S. phragmiteti NEMENZ, 1956 sei ein jungeres Synonym von L. e/egans SPASSKY, 1939.

Larinia bonneti und Larinia elegans sind im Katalog von PLATNICK (1993) nicht erwahnt. GRASSHOFF (1970) fuhrt sie mangels Vergleichs- material als species incertae sedis auf. Die genannten Arten sind die einzigen bisher nachgewiesenen Vertreter der Gattung in Mitteleuropa.

Philodromus buddenbrocki BRAUN, 1965 Material: 1 d' (leg. + Coli. JAG ER, det. SEGERS)

Fundort: Das d' wurde auf Vegetation im Augebiet bei Stopfenreuth (RoBkopfarm) gekeschert.

Diagnose: (Abb. 1, 2a, b) Cymbium relativ schlank. Embolus halbkreis- formig, in 7.30-Uhr-Position entspringend. Retrolaterale Tibialapophyse ca. 3.5mal so lang wie an ihrer Basis breit, von ventral gesehen breit, von lateral sehr schmal. Mittlere Apophyse schrag konisch, im oberen Teil am

17

(20)

1

28

2b

Abb. 1-2 Philodromus buddenbrocki. 1: dorsales Zeichnungsmuster des Mannchens. 2a: Pal pus von ventral. 2b: Tibialapophysen von lateral.

MaBstab: 1: 1 mm, 2a: 0.5 mm, 2b: 0.25 mm

(21)

7b

3 4

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.. ~::-:'. :::. :.:.

5 7a 6

Abb. 3-7 Philodromus pulchellus. 3/4: dorsales Zeichnungsmuster des Weibchens, zwei Varianten. 5/6: Epigyne (zwei Extreme). 7a: Pal pus von ventral. 7b: Tibialapophyse von lateral. MaBstab: 3-4: 1 mm, 5-7a: 0.2 mm, 7b: 0.05 mm}

(22)

auBeren Rand unpigmentiert und hautig durchscheinend. Ventralapophyse stark sklerotisiert und von retrolateral leicht eingebuchtet.

MaBe: Prosoma (UB): 2.6/2.5, Opisthosoma (UB): 3.4/2.0; KL: 5.9.

Verbreitung: AuBer dem Fund durch A. v. NORDEN (s.u.) wurde P. buddenbrocki in Bulgarien von SEGERS gefunden (in litt.).

Bemerkungen: Diese Art wurde von BRAUN 1965 beschrieben. Ihm lagen 1 d' und 1 Q aus der Coil. THORELL (Museum Stockholm) vor, die A. v. NOR DEN im heutigen Dnjepropetrowsk sammelte, wobei BRAUN nicht sic her behaupten kann, daB das d' zum Typus- Q gehOrt. Als Hinweis fUr eine Zusammengehorigkeit fUhrt er den Ober das Konduktorschildchen hinausragenden Embolus des d' und dieentsprechend langen EinfUhrgange in der Vulva an. Bei den KorpermaBen unserer Exemplare ergeben sich geringe Differenzen zur Beschreibung bei BRAUN. Die Dimensionen des Prosomas des d' Paratypus sind: 2.5/2.75 (BRAUN 1965).

Farbung: BRAUN ging in der Erstbeschreibung auf Farbmerkmale nicht ein, da sie aufgrund der langen Konservierung des Holotypus (Q) nicht mehr zu erkennen waren. In Abb. 1 wird das dorsale Zeichnungsmuster des d' dargestellt.

Philodromus pulchellus LUCAS, 1846

Material: 1 d', 7 Q Q (leg. + Coil. JAG ER, del. SEGERS)

Fundort: Die Tiere wurden am Neusiedler See im Seewinkel auf Vegetation von Salzlackenufern bzw. ausgetrockneten Salzlacken gekeschert.

Diagnose: d' (Abb. 7a, b): Cymbium auffallend zart, fast ganzlich unpigmentiert, mit wenigen, schwach gefiederten Haaren an seiner Spitze.

Verdeckter Embolus, von ventral nur schemenhaft durchscheinend zwischen hinterem Teil des Samenganges und Bulbusspitze erkennbar. Vorderer Teil des Samenschlauches aufrecht s-formig. Ventrale Tibialapophyse konisch zulaufend mit asymmetrisch gerundetem Ende. Laterale Apophyse sklerotisiert, spitz zulaufend und an ihrem Ende dorsad fast rechtwinklig abgebogen.

Q (Abb. 3-6): Epigyne etwas hoher als breit. Entfernung der durchscheinenden Receptacula voneinander schwankt von der Breite des Epigynen-Mittelstegs bis zur BerOhrung der Receptacula. Von den EinfUhroffnungen ziehen zwei schwach sklerotisierte Rander in einem leichten Bogen bis zu den Receptacula und kreuzen dabei die durch- scheinenden EinfOhrgange in ihrer oberen Halfte nahe den Offnungen.

(23)

MaBe: d': Prosoma (UB) 1.3/1.3, Opisthosoma (UB) 1.8/1.1, KL: 3.0.

Q : Prosoma (UB) 1.4-1.8/1.2-1.7, Opisthosoma (LIB) 2.1-2.6/

1.5-1.9, KL 3.3-4.4

Farbung: Bei der Farbung der Tiere fie I auf, daB sowohl fast rein weiBe Formen auftraten, als auch Tiere mit einem dunkleren Zeichnungsmuster.

Zwei Extreme werden in Abb. 3 und 4 gezeigt. Die Epigynen zeigten ebenfalls variable Farbung (vgl. Abb. 5 und 6), wobei die helleren bzw.

dunkleren Varianten in den Abb. 3-6 jeweils zu einem Individuum gehOren.

Das Zeichnungsmuster des d entsprach dem dunklen Typ. Die Prosoma- Langsbander und die zwei Fleckenpaare auf der hinteren Halfte des Opisthosomas traten bei alien Tieren aut, letztere allerdings in verschieden- artiger Auspragung.

Verbreitung: Das Verbreitungsgebiet dieser Art liegt nach ROEWER (1954) im westlichen Mittelmeergebiet. SEGERS kennt sie ebenfalls nur aus dem mediterranen Bereich (in litt.). Damit ist der Neusiedler See wohl der nordlichste bekannte Fundpunkt dieser Art.

Tmarus stellio SIMON, 1875

Material: 1 d' (leg. + Coil. JAGER, det. LOKSA)

Fundort: Das Tier wurde im Bereich der Donauauen um den RoBkopfarm gekeschert.

Diagnose: (Abb. 8-10) Cymbium fast kreisrund mit aufgesetzter zipfel- artiger Spitze. Embolus messerschneidenartig in 12-Uhr-Position entspringend. Ventrale Tibialapophyse schmal, distal knaufartig, prolateral umgebogen und schwach durchscheinend. Dorsale prolaterale Tibialapophyse stark sklerotisiert und spitz geschwungen ausgezogen, dorsale retrolaterale Tibialapophyse breiter, distal beidseitig schrag abgestutzt. Diese Art kann von den verwandten Arten Tmarus rimosus PAIK, 1973 und T. taishanensis ZHU & WEN, 1981 (Abbildungen bei DANILOV 1993) vor allem durch die Form der Tibialapophyse - von dorsal gesehen - unterschieden werden (SIMON 1932).

MaBe: Prosoma (UB): 1.7/1.7, Opisthosoma (LIB): 2.4/1.5, KL: 4.0.

Verbreitung: Diese Art ist S. LOKSA aus Ungarn bekannt (mdl. Mitt.).

ROEWER (1954) nennt Frankreich, Ungarn und Karakorum (Indien) als Verbreitungsgebiet.

(24)

8

Abb.8-10 Tmarus stellio. 8: dorsales Zeichnungsmuster des Mannchens.

9: Palpus von ventral. 10: Tibia von dorsal. MaBstab: 8: 1 mm, 9-10: 0.25 mm.

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Weitere erwahnenswerte Funde

Amaurobius erberi (KEYSERLlNG, 1863)

Diese in Osterreich selten gefundene Art wurde in Bad Deutsch-Altenburg an einer alten Bruchsteinmauer im Ortskern gefangen. Nach THALER (mdl. Mitt.) ein interessanter Fund im Hinblick auf das Verbreitungsgebiet, das das sOdl. Mitteleuropa, das Mittelmeergebiet und die Krim umfaBt (ROEWER 1954). Der Fundort entspricht der Beschreibung bei MAURER

& HANGGI (1990 " ... Mauerwerk, Blockschutt..."). In der Schweiz wurde

A. erberi nur im sCldlicher gelegenen Tessin gefunden.

Dictyna civica (LUCAS, 1849)

Die von HEIMER & NENTWIG (1991) als "selten gefunden" bezeichnete Art besiedelte im Ortskern in Bad Deutsch-Altenburg in Kolonien zahlreiche - auch mit glattem Putz versehene - Hauswande, an denen die ovalen bis kreisrunden, aus scheinbar ungeordneten Fangfaden bestehenden Netze mit ihrer in der Mitte liegenden Retraite bisweilen in hoher Dichte anzu- treffen waren.

Eris nidicolens (WALCKENAER, 1802)

E. nidicolenswird von WUNDERLlCH (1991) in die neue GattungMacaroeris gestellt, die nur durch diese Art auBerhalb der Makaronesischen Inseln vertreten ist.

HORAK (1992) fand die Art im Widerspruch zu HEIMER & NENTWIG (1991, " ... in der Krone gr. Nadelbaume ... ") auf einer Holzpergola und an einem Fenster in einem Garten in Thalwinkel bei Graz (Steiermark) und nennt weitere Funde von niederen Strata.

In den Auen bei Stopfenreuth wurden ebenfalls nur niedere Strata der Vegetation (Krautschicht und niedrig hangende Zweige von Baumen) bekeschert.

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Hylyphantes nigritus (SIMON, 1881)

Von dieser selten gefundenen Art (HEIMER & NENTWIG 1991, THALER, mdl. Mitt.) wurden zwei d'd' im Uferbereich der Donauauen bei Bad Deutsch-Altenburg gekeschert. WIEHLE (1960) nennt zwei Fundorte fUr Deutschland, wobei als Fundplatze "feuchte GehOlze" erwahnt werden. Der Verfasser sammelte H. nigritus in der Wahner Heide bei Koln an Grasern in der Nahe von kleinen, temporaren Gewassern in offenem Gelande (JAGER 1995).

Larinioides ixobolus (THORELL, 1873)

Das einzige Tier (1 Q ) wurde in Bad Deutsch-Altenburg in der Badgasse an einer nachts beleuchteten Vitrine gesammelt, die ca. 300 Meter vom nachsten Gewasser (Donau) entfernt war, wahrend L. sclopetarius nur an dem untersuchten Schiff, also in direkter Wassernahe gefangen wurde.

Diese Fundumstande sind eine weitere Untermauerung der Angabe von SACHER (1983), daB L. ixobolus als eusynanthrope Art weiter entfernt vom Wasser zu finden ist als L. sclopetarius.

Theridion pictum (WALCKENAER, 1802)

Auf Anraten von Herrn THALER OberprOfte ich die von mir als T. pictum bestimmten weiblichen Spinnen auf eine denkbare Zugehorigkeit zu T. hemerobius SIMON, 1914 (vgl. BLlCKet al. 1993). Die weitere Bearbeitung durch Herrn BLlCK und mich ergab, daB die Tiere Epigynen-Merkmale von T. pictumund Vulva-Merkmale von T. hemerobius aufwiesen. HerrTHALER bestimmte die Tiere als T. pictum. Da noch nicht geklart ist, wie die Vulvastrukturen zu werten sind, bedarf dieses Material noch weiterer Untersuchungen.

L1TERATUR

BLlCK, T., T. SAMMOREY & D. MARTIN (1993): Spinnenaufsammlungen im NSG "GroBer Schwerin mit Steinhorn" (Mecklenburg-Vorpommern), mit Anmerkungen zu Tetragnatha reimoseri (syn. Eucta kaestnen), Theridion hemerobius und Philodromus praedatus (Araneae). - Arachnol. Mitt. 6: 26-33

(27)

BRAUN, R. (1965): Beitrag zu einer Revision der palaarktischen Arten der Philodromus aureolus-Gruppe (Arach., Araneae). - Senckenbergiana bioI. 46: 369-428

DANILOV, S.N. (1993): Crab spiders (Aranei Thomisidae Philodromidae) of Transbaikalia. 1.

- Arthropoda Selecta 2(1): 61-67

GRASSHOFF, M. (1970): Die Tribus Mangorini. I. Die Gattungen Eustala, Larinia s.str., Larinopa n. gen. (Arachnida: Araneae: Araneidae-Araneinae). - Senckenbergiana bioi.

51:209-234

HEIMER, S. & W. NENTWIG (1991): Spinnen Mitteleuropas. Parey, Berlin und Hamburg. 543 S.

HORAK, P. (1992): Bemerkenswerte Spinnenfunde (Arachnida: Araneae) aus der Steiermark.

- Mitt. naturwiss. Ver. Steiermark 122: 161-166

JAG ER, P. (1995): Faunistische Untersuchungen an Spinnen (Araneae) der Wahner Heide (Nordrhein-Westfalen) mit Anmerkungen zur Biologie und Taxonomie. Diplomarbeit Univ. Koln, 179 S.

MARUSIK, Y. M. (1986): The Orb-Weaver genus Larinia Simon in the USSR. - Spixiana 9:245-254

MAURER, R. & A. HANGGI (1990): Katalog der Schweizerischen Spinnen. Catalogue des Araignees de Suisse. Doc. Faun. Helv. 12, Centre suisse de cartographie de la faune (CSCF), NeucMtel.

NEMENZ, H. (1956): Oberdie Artengruppen Singa und Hyposinga nebst Beschreibung einer neuen Art, Singa phragmiteti novo spec .. - Anz. Osterr. Akad. Wiss., math.-nat. KI., 6:60-66

PLATNICK, N.I. (1993): Advances in spider taxonomy 1988-1991. With synonymies and transfers 1940-1980. Entomol. Soc. & Am. Mus. Nat. Hist., New York. 846 S.

ROEWER, C.F. (1954): Katalog der Araneae. 2.Bd., Abt. a, b. Briissel. 1751 S.

SACHER, P. (1983): Spinnen (Araneae)an und in Gebauden - Versuch einer Analyse dersyn- anthropen Spinnenfauna in der DDR. - Ent. Nachr. Ber. 27: 97-104,141-152,153-204,224 SIMON, E. (1932): Les Arachnides de France 6 (4), Encyclopedie Roret, Paris. S. 781 WIEHLE; H. (1960): Spinnentiere oder Arachnoidea, XI. Micryphantidae - Zwergspinnen.

In: F. DAHL, M. DAHL & H. BISCHOFF (Hrsg.): Die Tierwelt Deutschlands 47. Teil, G. Fischer, Jena. 602 S.

WUNDERLlCH, J. (1991): Die Spinnen-Fauna der Makaronesischen Inseln. Beitrage zur Araneologie 1.619 S.

Peter JAGER, Im Frankenfeld 15, 0-51503 R6srath

25

(28)

Arachnol. Mitt. 9:26-35 Kurzmitteilungen Basel, Juli 1995

Theo BLlCK, Jurgen FISCHER, Roland MOLENDA &

Ingmar WEISS: Nachweise von Clubiona alpicola in Deutschland und Tschechien (Araneida, Clubionidae)

Records of Clubiona alpicola in Germany and Czechia (Araneida, Clubionidae)

C/ubiona a/pico/a KULCZYNSKI, 1881 ist aus den Hochgebirgen und einigen Mittelgebirgen Europas bekannt. Nachweise der Art aus der Bundesrepublik Deutschland lagen bislang nichtvor. Historische Meldungen der Art fOr Deutschland beziehen sich auf den jetzt polnischen Teil des Riesengebirges. WIEHLE (1965) vermutete die Art in den deutschen Alpen; von dort ist bisher jedoch noch kein Fund belegt.

Bestimmung

WIEHLE (1965), MILLER (1971),THALER (1981),STERGHIU (1985: sub a/pica), s. auch Abb. 1-3 (Zeichnungen FISCHER). Es lag Vergleichs- material aus den osterreichischen Hohen Tauern vor (Coil. REL VS, BLlCK vid.).

Nachweise aus Deutschland (vgl. Karte 1)

C/ubiona a/pico/a kann nun von vier Blockhalden aus Deutschlands Mittelgebirgen gemeldet werden.

Harz: Blockhalde an den Hahnenkleeklippen zwischen St. Andreasberg und Braunlage (Niedersachsen), 590 m NN, ca. 40° westexponiert, 51 ,72° N,

10,5r 0, TK 4229 Braunlage (MOLENDA LDr.).

Die aus Grauwacken aufgebauten Blockhalden im Odertal zwischen St. Andreasberg und Braunlage erstrecken sich vom FuB der Hahnenkleeklippen (Nahrfelsen) abwarts bis hin zu den Seitenmoranen-Wallen des wOrmeiszeitlichen Oder-Talgletscher.

Klima: Jahresmittel in Braunlage 7°C, Jahresniederschlag 1339 mm an der Station Oderhaus.

Vegetation: Die Fichtenkultur im FuBbereich der Halden wird im Einzugsbereich der Kaltluftaus-

(29)

tritte durch standorttypische Pflanzen der Blockhalden (Vaccinium myrfillus, Oxalisacetosella, Sorbus aucuparia sowie dichte Moos- und Flechtenbestande) abgelost. Den Kopf der Halde besiedeln dagegen thermophile Arten, wie z.B. Sedum album.

Material: 2 Q Q, Bodenfallen in der Halde (Methode nach RUZICKA 1988a), 5.5.-30.7.1992 (leg. MOLENDA, det. & Coli. BLlCK, THALER vid.).

Der Nachweis im Harz erweitert das bisher bekannte Areal der Art erheblich nach Nordwesten. Der Fundort zeigt zudem die geringste Meeresh6he der bisher bekannten Fundorte (nicht fUr alle sind H6henangaben publiziert).

Fichtelgebirge: Blockmeer im G ipfelbereich der Platte (Naturschutzgebiet, gesamt 4,1 ha, Oberfranken, Bayern, s. KRONBERGER 1954),880 m NN, nordost-exponiert mit wechselnder Neigung, 50,02° N, 11,87° 0, TK 5937 Fichtelberg.

Das Blockmeer (GroBe ca. 1 ha) ist das pleistozane Zerfallsprodukt eines Granitturmes (porphyrischer Fichtelgebirgs-Randgranit), dessen Reste am sOdostlichen Rand der Flache aufragen. Die Granitbl6cke sind mitepilithischen Rhizocarbon-Gyrophora-Flechtengesellschaften bewachsen. Rings urn das Blockmeer herrscht hercynischer Waldreitgras-Fichtenwald vor (Calamagrosto villosae-Piceetum), der im Bereich des Plattengipfels immissionsbedingt ab- stirbt (botanische Aufnahmen von TITZE, Mitt. des Landratsamtes Wunsiedel). Zoologische Oaten aus dem NSG liegen, mit Ausnahme des Nachweises von Sitticus saxicola durch FISCHER (1993), nicht vor.

Material: 2d' d' /2 Q Q Handfang 30.4.1994 (leg., det. & Coli. FISCHER, Q Q: BLlCK &

THALER vid.). 1 d' Handfang 31.5.1994 (leg., det. & Coil. BLlCK). Beobachtung zahlreicher junger und subadulter Exemplare (FISCHER, BLlCK).

Bayerischer Wald: Beide Fundorte liegen im Gebiet des Nationalparkes

"Bayerischer Wald" (Niederbayern, Bayern).

Klima: JahresmitteI4,5° C, ca. 1500 mm Niederschlag, mittlere Schneedeckenzeit 6 Monate.

Hohe Sonneneinstrahlung, bedingtdurch Hangneigung und Exposition, fOh rt an derOberflache der be id en untersuchten Blockhalden zu speziellen mikroklimatischen Verhil.ltnissen. Im zentralen Bereich der Blockhalden, insbesondere am Farren-Berg, tritt die Vegetation ganz zurOck, die Granitblocke sind jedoch reichlich mit Krustenflechten Oberzogen. Wo das Spalten- system teilweise mit Rohhumus angefOllt ist, kommen kleinflachig Zwergstrauchheiden (Vaccinio-Empetretum) vor. Im "Teufelsloch"sind die Blockfelder nur als schmaler Saum einer tiefen Schlucht (Kleine Ohe) ausgebildet und teilweise mit Fichten bestockt.

Lusen, "Teufelsloch", sOdexponierte Blockfelder, 1150 m NN, 48,95° N, 13,45° 0, TK 7046 Spiegelau.

Material: 3Q Q/2 subad. Q Q/2 juv., Handfang 8.7.1992 (leg., det. & Coli. WEISS), Beobachtung reifer Weibchen mit Kokon in"Kolonien" unter den gleichen Steinen.

Mauther Forst, Farren-Berg, sOdwestexponierte Blockfelder, 1100 m NN, 48,95 N, 13,53° 0, TK 7047 Finsterau.

Material: 1d' 17.9.-1.10.1993,5 juv. 24.7.-19.10.1993, 1d' 24.6.-22.7.1994 und 1d' 22.7.-17.8.1994ausBarberfallen, 1 subad. Q 17.9.1993 Handfang (leg., det. &CoII.WEISS).

(30)

Abb. 1: Clubiona alpicola (Fichtelgebirge): Epigyne

An beiden Standorten werden von C. alpicola insbesondere die thermisch gunstigen Oberflachenbereiche der Halden genutzt, d.h. der Einzugsbereich der Kaltluftaustritte und tiefere Schichten der Blockfelderwerden gemieden.

Das gleichzeitige Vorkommen verschiedener Jugendstadien und adulter Tiere (Fichtelgebirge und Bayerischer Wald) kann als Hinweis auf eine Eurychronie der Art gewertet werden.

Nachweise aus Tschechien (vgl. Karte 1)

Es liegen Nachweise vor aus dem

- Riesengebirge/Krkonose Mts.: BUCHAR (1967: subalpica, ca. 1400 m);

RUZICKA &ZACHARDA (1994): 4 Fundorte (Lucnf Hora mt., 1400 m, 1 Q ;

(31)

Abb. 2: Clubiona alpicola (Harz): Vulva ventral

Abb. 3: Clubiona alpicola (Fichtelgebirge): Vulva dorsal 29

(32)

Maly Sisak mt., 1400 m, 29 9; Modry Dui Tal, zwischen Studnicnf und Lucnf mts., 1400 m, 1 d'; Certova Zahradka, 1000 m, 1 d') (TK 5259 &

5260); zum Nachweis durch SCHENKEL (1929) s.u.

- Elbsandstein- und Lausitzer-Gebirge (Jizerske und Luzicke mts.):

RUZICKA et al. (1989): Jested, 1012 m, TK 5255; 1 d'12 9 9; Studenec, 736 m, 1 d', TK 5125

- Altvatergebirge/High-Jesenlk: ROEWER (1933: 3 juv.); MILLER (1951:

399); Ztracene Kameny, 19, Sut' Mt., 1200 m, 1911 juv., Bridlicina Mt., 1350 m, 2d' d'12 9 912 juv., - alle TK 5969 (RUZICKA in Iitt.) - Glatzer Gebirge, Kralicky Sneznfk Mt.lGr. Schneeberg, 1400 m,

6d'd'/49 9/1 juv., TK 5767 (RUZICKA in IiU.) - B6hmerwald (Sumava):

- Gipfel von Jezernf Stena, 1 9, 1343 m (NOSEK 1895)

- zwischen Jezernf Hora Mt. und Svaroh Mt. (Zwercheck), oberhalb Cerne Jezero ( .. schwarzer See"), 1300 m, 3d' d'/3 9 9, TK 6845 (RUZICKA in litt.)

Buzosna, Losenice Valley, 800 m, 1 9, TK 6847 (RUZICKA 1988b:

sub C. frutetorum, rev. RUZICKA in IiU.)

Verbreitung und Lebensraum

AuBer den Nachweisen aus Deutschland und Tschechien sind folgende Funde bekannt:

Alpen (Schweiz, Osterreich, Italien/SOdtirol): naturnahe Habitate oberhalb der Waldstufe (z. B. THALER 1981)

Riesengebirge (Polen):SCHENKEL (1929) nennt die Art, oh ne anzugeben, ob sie aut der schlesischen (Agnetendorf) oder b6hmischen Seite (Petzer) gefangen wurden; PROSZYNSKI & STAREGA (1971: sub a/pica) beziehen diesen Fund in den polnischen Katalog ein.

Hohe Tatra und BeskidenIWestkarpaten (Polen): KULCZYNSKI (1881, 1882a, 1882b) beschreibt die Art aus der Tatra und den westlichen Beskiden, nennt zahlreiche Fundorte und bezeichnetsie in derTatra als

"sehr verbreitet" (1882b) in H6hen von 1100 bis 2300 m.

Niedere Tatra (Slowakei): aktuell z.B. durch GAJDOS (1986: sub a/pica, 800 m, 1 d' ~ RUZICKA (1989: 1300-1800 m, 4d' d' 1139 9) und BUCHAR (1992b bzw. in liU.) nachgewiesen.

(33)

cz

(

Karte1: Fundorte von C/ubiona a/pico/ain Mittelgebirgen Deutschlands und Tschechiens (1 - Harz, 2 - Fichtelgebirge, 3 - 8ayerischer Wald, 4 - Bohmerwald, 5 - Elbsandsteingebirge, 6 - Lausitzer Geblrge, 7 - Riesengebirge, 8 - Altvatergebirge, 9 - Glatzer Gebirge; vgl. Text) . Vorlage: Westermanns UmriBkarte. Zurbesseren Lokalisierung des Harz- Fundortes wurde die ehemalige deutsch-deutsche Grenze in der Karte belassen.

Karpaten (Rumanien):

- Sudkarpaten, Retezat- und Giumalau-Gebirge (1200-1800 m NN) (STERGHIU 1985: sub a/pica)

- Sudkarpaten, Retezat- und Parang-Gebirge (jeweils 2100 m), 79911.7.83,10"/499 19.7.1983 (RUZICKA 1992)

- Sudkarpaten, Fogarascher Gebirge, 30.7.1976, 20" 0" 129 9, unter Steinen, 1600 m, leg. & det. WEISS, Coli. Naturhist. Mus. Sibiu 21.2.1/1-Nr. 855

Witoscha-Gebirge (Bulgarien): 1 9 6.7.1976, unter Steinen (DELTSHEV 1980: sub a/pica); Pirin-Gebirge, 2000-2914 m NN (DEL TSHEV 1990).

31

(34)

Ukraine, Kaukasus unci Turkmenistan: MIKHAILOV (1992) nennt erganzend: Ukraine (Krim, Waldkarpaten), Kaukasus (Armenien, Aserbaidschan, Georgien; und er interpretiert ohne Sichtung des Materials KOCHs [1866/67] Fundmeldung "Kaukasus" von C. frutetarum als C.

a/pica/a), Turkmenistan (Kopetdagh Mts.). Weiterhin halterVorkommen in der TOrkei fOr moglich.

Ob die disjunkten Vorkommen der Art (insbesondere in Hohen unter 1000 m) in den Mittelgebirgen Deutschlands und Tschechiens glaziale oder post- glaziale Reliktvorkommen darstellen oder ob die Art auch zur Neubesiedlung entsprechender Habitate fahig ist, kann mit den bisherigen Kenntnissen nicht geklart werden.

Die Mehrzahl der Nachweise von C. a/pica/a stammt aus Blockhalden oder Blockfeldern. Abweichend sind lediglich die Lebensraumangaben in den Meldungen von MILLER (1951: Altvatergebirge, ,,3 Weibchen auf Kiefernbiiumen") und MIKHAILOV (1992: Krim, Simferopol, "in a garden").

In den Mittelgebirgen ist die Art nach bisheriger Kenntnis streng an Block- halden gebunden (BUCHAR 1992a: "Reliktart 1. Ordnung"). In den Hoch- gebirgen ist ihre Biotopbindung wohl nicht so eng (KULCZYNSKI 1882b:

"trockene, steinige Stellen oberhalb der Waldgrenze"; THALER 1981:

"Grasheide mit reicher Steinauflage, Blockhalden"; auch REL YS pers.

Mitt.). BUCHAR (1992a) bezeichnet sie als psychrophil und RUZICKA (1990) nennt sie unter den lithobionten Arten.

Taxonomie und Systematik

Welchen Status hat C/ubiana a/pica?

THALER (1981) hat diese Frage zwar langst geklart, da jedoch der Name noch weiterhin auftaucht, sollen THALERs Zuordnungen hier zum Teil noch einmal wiedergegeben und neue Nennungen von "a/picd' interpretiert werden:

- a/pica L.KOCH, 1866 ist ein Synonym zu C. similis (THALER 1981) - a/pica sensu REIMOSER (1937: Abbildung, nicht Fundorte!) ist

C. hilaris (THALER 1981)

- Die vonPROSZYNSKI & STAREGA (1971) vorgenommene Synonymi- sierung von a/pica/a mit a/pica wird von THALER (1981) revidiert.

Bei C. a/pica sensu DELTSHEV (1980), STERGHIU (1985) und GAJDOS (1986) handelt es sich daher um C. a/pica/a.

(35)

Jahr der Erstbeschreibung

Meist wird fOr Clubiona alpicola 1882 als Erstbeschreibungsjahr genannt, obwohl die erste Beschreibung bereits von KULCZYNSKI (1881) auf polnisch erfolgte. Daher ist 1881 das korrekte Jahr der Erstbeschreibung.

Die Jahreszahl ,,1862" in mehreren Arbeiten von RUZICKA ist als Schreibfehler anzusehen.

Artengruppe/Untergattung

C. alpicola gehOrt zu derjenigen Artengruppe, fOr dieLOHMANDER (1944) die Untergattung Heteroc/ubiona errichtete. MIKHAILOV (1990,1992,1995) hingegen verwendet die Bezeichnung "Iutescens-group". In Berufung auf die Typus-Art der LOHMANDERschen Untergattung halten wir die Bezeichnung "terrestris-Gruppe" fOr diese Artengruppe fOr eher gerecht- fertigt.

Dank: Herm V.REL VS (Badgastein bzw. Vilnius) dankenwirfOrdasAusleihenvon Vergleichs- material und Herm R. BURVN (Bayreuth) fOr die Obersetzung polnischer Passagen KULCZVNSKls. Die Artzugehorigkeit der Weibchen aus dem Harz und dem Fichtelgebirge wurde von Herm Doz. Dr. K. THALER (Innsbruck) freundlicherweise bestatigt. FOr wichtige Hinweise und Angaben danken wir Doz. Dr. J.BUCHAR (Praha) und der Unteren Naturschutz- behorde in Wunsiedel (Fichtelgebirge). Besonders danken wir Dr. V. RUZICKA (Ceske Budejovice) fOr die Mitteilung unpublizierter Funde und weitere Hinweise.

LlTERATUR

BUCHAR, J. (1967): Pavoucf fauna Pancicke Louky a blfzkeho okolf. [Die Spinnenfauna der Pancicka Louka und der nahen Umgebung]. - Opera Corcontica 4: 79-93; Praha BUCHAR, J. (1992a): Komentierte [sic] Artenliste der Spinnen Bohmens (Araneida). - Acta

Univ. Carol. BioI. 36: 383-428; Praha

BUCHAR, J. (1992b): Pavoukovci (Arachnida). S. 39-53. In: L. SKAPEC (ed.): Cervena kniha 3. Ohrozenych a vzacnych druhu rostlin a zivocichu CSFR. Bezobratlf. Bratislava; 155 S.

DELTSHEV, C.D. (1980): [Spiders (Araneae) from the high altitude belt of the Vitosha Mountain]. - Acta Zool. Bulg. 15: 78-92; Sofia

DEL TSHEV, C.D. (1990): The high altitude spiders (Araneae) in the Pirin Mountains, Bulgaria.

- Acta Zool. Fennica 190 (Proc. Int. Congr. Arachnol. 11. Turku 1989): 111-116; Helsinki FISCHER, J. (1993): Wiederfunde der Springspinne Sitticus saxico/a in Bayem (Araneae:

Salticidae). - Arachnol. Mitt. 6: 34-35; Basel

GAJDOS, P. (1986): Pavuky (Araneae) vybranych lokalft pohoria Trfbec [Spiders of selected localities of Tribec Mountains]. - Rosalia 3: 135-150; Nitra

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