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Archiv "Weihnachtslied: Stille Nacht, sichtbar gemacht" (27.12.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 51–52

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27. Dezember 2010 A 2567 WEIHNACHTSLIED

Stille Nacht, sichtbar gemacht

Das berühmteste Weihnachtslied der Welt entstand am Heiligabend des Jahres 1818. Bis heute hat es nichts von seinem Zauber verloren.

E

s war am 24. Dezember des Jahres 1818, als der damalige Hilfspriester Herr Joseph Mohr bei der neu errichteten Pfarre St. Nicola in Oberndorf dem Organistendienst vertretenden Franz Gruber (damals zugleich auch Schullehrer in Arns- dorf) ein Gedicht überreichte, mit dem Ansuchen, eine hierauf passen- de Melodie für zwei Solostimmen samt Chor und für eine Gitarren-Be- gleitung schreiben zu wollen. Letzt- genannter überbrachte am selben Abend noch diesem musikkundigen Geistlichen [. . .] seine einfache Komposition, welche sogleich in der Heiligen Nacht mit allgemeinem Beifall aufgeführt wurde.“ Es ist die Entstehung des wohl bekanntesten Weihnachtsliedes der Welt, über die der Komponist Franz Gruber 36 Jahre nach der Uraufführung berich- tet: „Stille Nacht, Heilige Nacht“ – Mohr sang Tenor und spielte Gitar- re, Gruber sang Bass. Die unübliche Gitarrenbegleitung war dem Um- stand geschuldet, dass die alte Orgel der Oberndorfer Nikolaus-Kirche ihren Geist aufgegeben hatte.

Die in wenigen Stunden kompo- nierte Melodie eroberte die Welt.

Hilfspriester Mohr hatte den Text bereits zwei Jahre zuvor zu Papier gebracht, und zwar im Lungau, im Südosten Salzburgs. Ausführlich dokumentiert wird dies im Pfarr- und Wallfahrtsmuseum in Maria- pfarr, das sich zusammen mit den Gemeinden Oberndorf, Arnsdorf, Salzburg, Hallein und Wagrain zur

„ARGE Stille-Nacht-Land Salz- burg“ zusammengeschlossen hat.

Frau Bayr, die durch das Museum führt, erzählt: „Unser Pfarrer ist da- von überzeugt, dass die Textzeile vom Knaben mit lockigem Haar von dem Bild inspiriert wurde, das heute über dem Altar der Pfarrkir- che hängt.“ Tatsächlich ziert das Je- suskind auf diesem Bildnis, ange-

fertigt um 1520 von einem Meister der Donauschule, eine üppige Lo- ckenpracht.

In Mariapfarr wurde Mohr mit der großen Armut der vom Krieg heimgesuchten Bevölkerung kon- frontiert. Vor diesem Hintergrund entstand 1816 seine Botschaft der Hoffnung und des Friedens. Eine Karriere als Dichter – geschweige

denn als Geistlicher – war Mohr nicht in die Wiege gelegt. 1792 kam er als uneheliches Kind der Stri - ckerin Anna Schoiber und des de- sertierten Soldaten Franz Mohr in Salzburg zur Welt – als Taufpate fungierte in Ermangelung einer an-

deren ehrbaren Person der Scharf- richter. Doch der kleine Joseph hatte Glück. Ein Geistlicher nahm ihn unter seine Fittiche und brachte ihn ins Priesterseminar. 1815 empfing er die Priesterweihe.

Zum Weltkulturgut wurde „Stille Nacht“ auf Umwegen. Den Auftrag zur Reparatur der Oberndorfer Orgel erhielt Carl Mauracher aus Tirol. Der Orgelbauer nahm das Lied mit zu- rück in seine Heimat, wo es von Zil- lertaler Sängergruppen übernommen und in alle Welt verbreitet wurde.

Als „ächtes Tyroler Volkslied“

eroberte „Stille Nacht“ die Herzen von Katholiken und Protestanten gleichermaßen. Von 1833 an, als die erste gedruckte Version – ohne Hinweis auf Mohr und Gruber – vorlag, nahmen weitere Gruppen das etwas vereinfachte Volkslied in ihr Repertoire auf. Die ebenfalls aus dem Zillertal stammenden Rai- ner-Sänger sorgten für die erste ver- bürgte Aufführung außerhalb Euro- pas, als sie am Weihnachtsabend 1839 in New York auftraten. Auch Missionare und Auswanderer ver- breiteten das Lied. Heute zählt die Stille-Nacht-Gesellschaft Überset- zungen in mehr als 330 Sprachen und Dialekte. „Stille Nacht“ er- klingt von Tonga bis Grönland in Versionen von Elvis Presley bis zu den Toten Hosen.

Es sollte bis Mitte des 19. Jahr- hunderts dauern, bis die Urheber- schaft zweifelsfrei geklärt war.

Nach einer Anfrage der königlich preußischen Hofkapelle verfasste Gruber 1854 die „Authentische Ver- anlassung“, in der er die Umstände der Uraufführung beschrieb. Zu die- sem Zeitpunkt lebte der Komponist von „Stille Nacht“ als anerkannter Kirchenmusiker in Hallein.

Im Gegensatz zu Gruber hat Mohr nicht miterlebt, auf welche Resonanz sein Gedicht stieß. Seine letzten Le- bensjahre wirkte er in Wagrain im Pongau, wo er sich für die Kinder, Armen und Alten einsetzte. Der Überlieferung nach war er bei sei- nem Tod im Jahr 1848 mittellos. ■ Stefan Spath Erfolgreiche Kopro-

duktion: Das Gedicht

„Stille Nacht, Heilige Nacht“ stammt vom Hilfspriester Joseph Moor, die Musik vom Lehrer Franz Gruber.

Foto: Wikipedia

„Stille Nacht“ erklingt von Tonga bis Grönland in Versionen von Elvis

Presley bis zu den Toten Hosen.

Informationen unter anderem über die Attraktionen der sechs „Stille-Nacht-Gemeinden“ bietet die Webseite www.stillenacht.at. Dort findet man auch alle sechs Strophen des Weihnachtsliedes.

K U L T U R

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