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Archiv "Vulkane Europas: Wo die Erde Feuer spuckt" (22.02.1990)

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Vulkane Europas Wo die Erde Feuer spuckt

Stinkend und zischend steigen die Dämpfe der Tiefe aus dem heißen Bo- den. Überall dort, wo sich die Hitze aus dem Innern der Erde nach oben kämpft, offenbart sich die Landschaft in urweltlicher Form: Farben, Gerüche und Geräusche. Wer den Spuren der lebenden Gesteine folgt, entdeckt in Italien und Island eine neue Dimension der Naturreise.

Bis zu 350 Meter hoch kann das Feuerwerk aus dem Stromboli (Bild rechts) aufsteigen. - Auf dem Krafla auf Island (Bild unten) haben Geologen und Ingenieure ein Kraftwerk errichtet, um den heißen Dampf auszunutzen Fotos (8): Christof Hug-Fleck

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enn das Meer so

spiegelglatt vor uns liegt wie heute", er- zählt Pietro, der Steuermann,

„kann ich die 6000-PS-Turbi- nen voll aufdrehen, und mein Tragflügelboot fliegt förmlich über das Tyrrhenische Meer - vorbei an Capri immer Rich- tung Süden." In vier Stunden sind wir dort: Stromboli, die Vulkaninsel, rund 60 Kilome- ter nördlich von Messina.

„Viel Glück und eine schöne Zeit", wünscht mir Pietro, als ich das Schnellboot verlasse, meinen Blick erwartungsvoll steil nach oben gerichtet - zum Vulkan: Eine gewaltige weiße Dampfwolke streicht vom Krater her über den . Grat, und in unregelmäßigen Abständen schießt eine schwarze Aschenwolke hoch in den Himmel. Er ist aktiv:

Hephaistos, göttlicher Hüter des unterweltlichen Feuers und Patron der Schmiede und Handwerker.

„An den steilen Berghän- gen oberhalb der Dörfer" er- zählt mir Umberto, mein Zimmerwirt, „zogen sich noch vor 50 Jahren die terras- sierten Gärten bis in 500 Me- ter Höhe hinauf, sie waren die schönsten des ganzen Ar- chipels: Oliven, Kapern, Zi- trusfrüchte und Gemüse hat schon mein Großvater mühe- voll von Hand gepflegt." Aber vor allem die Weinreben wa- ren sein Heiligtum: „Einen traumhaften Malvasia hatte er Jahr für Jahr gekeltert", schwärmt Umberto.

Hoch oben über der Feuerstraße Der bislang stärkste hi- storische Ausbruch des Stromboli ereignete sich am 11. September 1930. Viele Strombolesen mußten da- nach die Insel verlassen, denn die ausgeworfenen Ge- steinsblöcke - bis zu 30 Ton- nen schwer - zerstörten die Gärten und Dutzende der Häuser im typisch äolisch- kubischen Baustil. „Hier in St. Vincenzo und St. Bartolo starben vier Menschen", weiß Umberto von seinem

Vater. „Vor dem Ausbruch waren wir über 2000 Strom- bolesen. Heute leben hier nur noch 400."

„Der Fußweg beginnt gleich hinter St. Bartolo - im- mer geradeaus", erklärt ein alter Fischer und zeigt mir mit einer Hand die Richtung.

Ich frage mich, ob es wirklich richtig ist, zur schweißtrei-

benden Mittagshitze den stei- len Anstieg anzugehen. Doch ich weiß nur zu gut, daß die glühende Lavafontänen vor allem in der Abenddämme- rung und nachts am besten zu sehen sind. Also weiter:

Schritt für Schritt stapfe ich bergan, hoch oben über der

„Sciara del Fuoco", der Feu- erstraße: Ein steiler Schlak-

kenhang unterhalb des Kra- ters, wo viele der ausgeworfe- nen Lavafetzen krachend bis zum Meer rollen.

Aus unergründlichen Tie- fen kündigt sich grollend eine

neue Eruption an: Rasch stei- gert sich das Getöse, bei dem ich mein eigenes Wort kaum verstehen kann. Nach weni- gen Sekunden steigt ein neu-

Dt. Ärztebl. 87, Heft 8, 22. Februar 1990 (115) A-615

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REISEirear.de.

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er tiefschwarzer Aschenpilz direkt vor mir in den nacht- blauen Himmel — die ersten rotglühenden Lavafetzen schießen wie kopfgroße Pro- jektile aus der Bocca (ital.:

Maul oder Austrittsöffnung).

Die Eruption steigert sich rasch, und die Lavafetzen — sogenannte Schlacken — flie- gen höher und höher. Immer mehr glühende Lavafetzen schießen senkrecht empor.

Bei vielen Eruptionen, die ich beobachtet habe, stieg das Feuerwerk bis 350 Meter über den Krater.

Dampftätigkeit an dem inzwischen gut erforschten Stromboli

haben andere Vulkanpilger sich zum nächtlichen Biwak gerüstet oder gar Zelte auf dem schmalen Grat aufge- stellt. Mir war klar, daß ich nicht die Stunden zähle und die wärmenden Strahlen der aufgehenden Sonne zitternd herbeisehne. Gegen drei Uhr früh steige ich ab. Mit der Ta- schenlampe suche ich meinen Weg, und ich bin mir sicher:

Nirgends sonst auf der Welt kann man Vulkaneruptionen so „bequem" und sicher be- obachten wie hier — auf dem Gipfel des Stromboli.

Die Frage nach dem Komponisten Geowissenschaftler aus al- ler Welt haben sich in den letzten Jahrzehnten intensiv um die Geheimnisse des Vul- kanismus gekümmert und ei-

ne schier unüberschaubare Fülle an Daten gesammelt, Theorien entwickelt und Fak- ten gemessen. Überall auf der Welt — so auch im Mittel- meerraum — betrachten die Geologen die permanente Wanderung der Kontinente

und Meeresböden als Ursa- che des weltweiten Vulkanis- mus. Unaufhörlich wandert Afrika nach Norden gegen Europa, und mit durch- schnittlich zweieinhalb Zenti- meter pro Jahr schiebt sich dadurch der Mittelmeerbo- den unter Sizilien und zerrüt- tet die Erdkruste. Unter der rund 60 Kilometer dicken Erdkruste schmelzen im Erd- mantel große Bereiche an glühendem Gestein auf und steigen wegen ihres geringe- ren Gewichts entlang der Bruchzonen als Magma auf.

Das Strombolimagma — so ha- ben Wissenschaftler heraus- gefunden — schmilzt in rund 250 Kilometer Tiefe.

„Nimm die wärmsten Klei- der mit", hat mir Umberto ge- stern abend noch geraten. Er hatte recht: Ein eisiger Wind sticht mir hier oben über dem Krater seit Stunden ins Ge- sicht. Rings um mich herum

Feuer und Eis am Polarkreis

Sigurdur, der Pilot, winkt mich herbei. Die einmotorige Cessna ist aufgetankt und startklar: Der Motor heult auf, die Maschine beschleu- nigt, und der Start ist für eine Schotterpiste ungewöhnlich ruhig — wir heben ab. Hier im Myvatngebiet, im Norden Is- lands, beginnt ein Flug, der mich als Vulkanologe über ei- nes der interessantesten Vul- kangebiete der Welt führt.

Wenige Minuten nach dem Start sind wir mitten über dem Myvatn (isl.: Mük- kenwasser), das abendliche Streiflicht modelliert wie von Künstlerhand ein Relief von unzähligen Kraterhügeln in und um den flachen See. Di- rekt am Myvatn beginnt die unendliche Lavawüste des zentralisländischen Graben- bruches, der geologischen

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A-616 (116) Dt. Ärztebl. 87, Heft 8, 22. Februar 1990

Das Dorf Ginostra am Fuß des Stromboli

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Hauptkrater von Vulcano Grenze zwischen Europa und Amerika.

Daß Island genau auf die- ser Nahtstelle liegt, ist kein Zufall: Durch den ungeheuer aktiven Vulkanismus der letz- ten 17 Millionen Jahre ent- lang dieser Naht konnte sich hier die Vulkaninsel aus dem Meer erheben. Ein Schritt in dieser geologischen Entwick- lung war auch die Geburt der Vulkaninsel Surtsey 1963/64, unmittelbar vor der isländi- schen Südküste.

Kampf der Elemente Unsere Flugroute führt vom Myvatn weiter nach Sü- den über die Plattformen ma- jestätischer Tafelvulkane, die nur in Island und auf der rus- sischen Halbinsel Kamtschat- ka vorkommen. Sie zeugen von einer Zeit, als Island noch unter einem mächtigen

Eispanzer - bis zu 1000 Meter mächtig - verborgen lag.

Heute, rund 10 000 Jahre nach der letzten Eiszeit, steht der Tafelvulkan Herdubreid (isl.: die breite Schulter) be- freit von den Eismassen wie ein gigantischer Turm in der mondähnlichen Hochebene Zentralislands.

Wenige Flugminuten, aber gut drei Autostunden südlich der Herdubreid liegt das Vul- kanmassiv der Askja (isl.:

Schachtel). Sigurdur fliegt knapp über den Kraterrand und drückt die Cessna in den gewaltigen Kraterkessel mit direkter Richtung auf den stahlblauen Öskjuvatn, der erst vor rund 100 Jahren ent- stand: "Am 28. März 1875 brach hier die Hölle aus", er- zählt Sigurdur. "Über der Askja stieg eine schwerbela- dene Asche- und Bimsstein- wolke auf: Der Höllenkrater Viti wurde geboren." In

Schlammtümpel im isländischen Thermalgebiet von Namaskard

Schwefelablagerungen arn Krater von Vulcano knapp acht Stunden warf der

50 Meter weite Krater zwei- einhalb Milliarden Kubikme- ter Bimsstein bis zu 25 Kiloc meter in die Höhe, und zwei Tage später rieselte in Stock- holm die erste Bimsasche vom Himmel. "Alle Bauern-

höfe, die im Gebiet des Aschenregens lagen", beklagt Sigurdur, "mußten die Bau- ern aufgeben." In den folgen- den 30 Jahren - bis 1907 - senkte sich dann über der entleerten Magmakammer der Boden ein, und es ent-

Dt. Ärztebl. 87, Heft 8, 22. Februar 1990 (117) A-617

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stand der rund zehn Quadrat- kilometer große Öskjuvatn.

Nach zwei Stunden Flug bin ich von der isländischen

„Mondlandschaft" noch mehr begeistert, als ich sowieso schon durch meine vielen frü- heren Fahrten in dieses Ge- biet war. Ich bitte Sigurdur, auf dem Rückflug zum My- vatn noch einen kleinen Schlenker über das Thermal- gebiet von Nämaskard und den Vulkan Krafla zu ziehen.

Denn neben den Thermal- quellen von Hveravellir sind die Schlammtümpel von Nä- maskard - nur wenige Kilo- meter östlich des Myvatn - mit das Imposanteste, was Is- land zu bieten hat: Große blaugraue Schlammtöpfe kö- cheln vor sich hin - ein ande- rer hat eine kräftige Wärme- zufuhr aus der Tiefe, daß er ungestüm überkocht und sei- ne ölige Brühe mehrere Me- ter in die Höhe schleudert.

Hier und da öffnen sich Lö- cher mit zähem Schlamm, und jede Dampfblase, die aufsteigt, zeichnet ein Muster von schmalen dunklen Strei- fen. Für einen leidenschaft- lichen Fotografen ist dies ein Paradies, eine Herausforde- rung, die Ursprünglichkeit der Szenerie zu erfassen und dennoch die vielfältigen Ein- zelheiten darin einzubetten.

Nach zwei tiefen Umrun- dungen zieht Sigurdur seine Maschine nordwärts, wo strahlend weiße Dampffah- nen, vom Wind getrieben, dicht über die ockerfarbenen Hügel ziehen: Der Vulkan

Krafla, wo isländische Geolo- gen und Ingenieure ein Kraft- werk mitten auf den Vulkan gebaut haben. „Hier steht un- geheuer viel Dampf mit Tem- peraturen über 200 Grad Cel- sius zur Verfügung", erklärt mir nach dem Flug ein Tech- niker. „Eine Magmakammer von unbestimmter Größe be- wegt sich in einigen tausend Meter Tiefe teils mehrere Ki- lometer in einem ausgedehn- ten Spaltensystem. Diese Magmakammer speist den zur Zeit aktivsten Vulkan Is- lands und liefert unserem Kraftwerk die Energie", ver- rät mir der zuständige Geolo- ge. „Wir Isländer leben nicht nur auf einer Insel aus Teu- fels Küche, sondern wir sind so mutig und zapfen die Hölle an." Christof Hug-Fleck

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A-618 (118) Dt. Ärztebl. 87, Heft 8, 22. Februar 1990

Referenzen

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