Informationen für Patienten, Angehörige und Interessierte
Adipositaszentrum Mittelrhein
Liebe Patientinnen und Patienten, liebe Angehörige,
in Deutschland leiden mehr als die Hälfte der Menschen an Überge- wicht (BMI > 25 kg/m²) und mehr als 20 Prozent aller Bundesbürger sind adipös. Eine Vielzahl an schwerwiegenden Krankheiten wie unter anderem Diabe- tes mellitus (Zuckerkrankheit), Bluthochdruck, Herz-Kreis- lauf-Krankheiten, Gelenkbeschwerden, aber auch Tumoren und psychosoziale Probleme treten gehäuft bei Adipositas auf. Zu den von hochgradiger Adipositas erkrankten Per- sonen zählen 1,4 Millionen Bundesbürger und bedürften demnach – leitliniengerecht – einer dringenden Therapie.
Die Adipositaschirurgie im Gemeinschaftsklinikum Mittel rhein, Ev. Stift St. Martin besteht bereits seit 2003. Um das Ange- bot zu erweitern, haben wir gemeinsam mit dem Kemperhof 2021 das Adipositaszentrum Mittel rhein eingerichtet. Die chir- urgische Therapie wird weiterhin am Ev. Stift durchgeführt.
Die Beratung hinsichtlich einer eventuellen OP kann außer im Ev. Stift auch im Kemperhof erfolgen. Dort bietet Dr. Dirk Wasmuth, Oberarzt in der Klinik für Allgemein- und Viszeral- chirurgie im Kemperhof, eine Adipositassprechstunde an.
Das Adipositaszentrum Mittelrhein hat sich zum Ziel ge- setzt, Sie umfassend und bestmöglich auf dem Weg in ein gesundes Leben ohne Adipositas zu begleiten. Wir sehen es als Aufgabe, Sie zielführend zu informieren und individu- ell zu unterstützen. Dafür steht uns ein kompetentes, inter- disziplinäres und multiprofessionelles Team zur Verfügung.
VORBEREITUNG AUF EINE OPERATIVE THERAPIE
In Vorbereitung auf eine operative Therapie sollten alle Pa- tienten (außer Patienten, die die Kriterien der Fachgesell- schaften einer „Primärindikation“ erfüllen) ein multimodales Konzept (MMK) von mindestens 6 Monaten durchlaufen.
Der Nachweis dieses Konzepts wird von den Krankenkas- sen zur Genehmigung eines adipositaschirurgischen Ein- griffes verlangt. Das MMK setzt sich aus den drei Säulen Ernährung – Bewegung – Verhaltenstherapie zusammen:
LEISTUNGSSPEKTRUM
Prof. Dr. med.
Samir Said
Die Adipositaschirurgie gehört in Deutschland nicht zur Regelversorgung. Kostenübernahmen müssen individuell angefragt werden.
Ernährung
Ärztlich kontrollierte Ernährungsberatung über mindestens 6 Monate (für Personen, die einen BMI unter 50 haben und die medizinisch keine dringende Adipositas-Operation benötigen): Bestandteile sind beispielsweise das Anfertigen eines über 2 Wochen geführten Ernährungstagebuchs. Die Ernährungsfachkraft sollte eine Zulassung haben, damit die Kosten ggf. von der Kasse übernommen werden.
Bewegung
Begleitende körperliche Aktivität von mindestens 2,5 Stun- den / Woche: Infrage kommen zum Beispiel Sportkurse der Krankenkassen, vom Arzt verordneter Rehasport oder auch Fahrradfahren, Walken, Schwimmen oder Ähnliches – die Einheit wird jeweils selbst dokumentiert. Ab einem BMI
> 50 kg/m² bzw. bei Patienten, die beruflich schwere Arbeit verrichten (z. B. Bauarbeiter), kann, je nach Mitbeurteilung der Krankenkassen, auf das Modul Bewegung verzichtet werden. Ob die eigene Bewegungstherapie, die nicht von einer externen Institution (Fitnesseinrichtung, Rehasport, Schwimmbad ...) schriftlich bestätigt wird, von der Kranken- kasse/MDK akzeptiert wird, sollte bestenfalls vorab mit der eigenen Krankenkasse abgestimmt werden.
Psychologisches Gutachten/Verhalten
Im Allgemeinen wird von der Krankenkasse ein psycholo- gisches Gutachten gefordert. Sollten Sie in einer entspre- chenden Therapie sein, brauchen Sie von Ihrem behan- delnden Therapeuten eine psychologische Evaluation zum Ausschluss von Essstörungen und/oder anderen psychi- schen Erkrankungen, die gegen einen chirurgischen Eingriff sprechen. In der Therapie soll das Verhalten in Bezug auf Essen analysiert und optimiert werden.
Endokrinologische Untersuchung
Vor jedem adipositaschirurgischen Eingriff werden Labor- untersuchungen (Schilddrüsenhormonwerte-TSH, T3, T4 und Nebennierenwerte – Cortisol) gefordert, die hormonelle Ursachen für Adipositas ausschließen.
OPERATIONSVERFAHREN
Zur chirurgischen Behandlung der krankhaften Adipositas werden aktuell mehrere Operationsverfahren erfolgreich angewandt. Alle Operationen werden in unserer Klinik in der Regel mittels Schlüssellochchirurgie durchgeführt. Im Vorfeld erfolgt ein ausführliches Beratungsgespräch mit gemeinsamer Festlegung des für Sie geeigneten operati- ven Verfahrens. Für alle Patienten wird entsprechend den Leitlinien der Fachgesellschaften für eine regelmäßige Nachsorgeuntersuchung gesorgt. So lässt sich ein Lang- zeiterfolg sichern und Komplikationen können rechtzeitig erkannt und vermieden werden.
Schlauchmagen (Restriktion)
Bei der Herstellung eines Schlauchmagens wird mithilfe eines Klammernahtgerätes der größte Teil des Magens entfernt. Es verbleibt ein etwa 1,5 cm breiter schlauch- förmiger Magenrest, dessen Aufnahmekapazität ca. 80 bis 150 ml beträgt. Hierdurch wird das Magenvolumen beträchtlich vermindert und es werden nur noch kleine Nahrungsmengen aufgenommen.
Für Flüssigkeiten in kleinen Portionen gibt es keine Begrenzung. Durch die chirurgische Ausschaltung des Hungerhormons Ghrelin im oberen Anteil des Magens (Fundus, der mit entfernt wird) und die Dehnung der Ma- genwand wird ein frühzeitiges Sättigungsgefühl erzeugt.
Magen-Bypass (Restriktion und Malabsorption) Diese sogenannten Kombinationsverfahren reduzieren sowohl die zugeführte Nahrungsmenge durch Bildung eines kleinen Magenpouches (Gewebetasche) als auch die Aufnahme der Nahrung über den Dünndarm durch
Umleitung der Verdauungssekrete. Diese Verfahren fin- den insbesondere bei hohem Übergewicht, bei Sodbren- nen, Vorliegen eines Diabetes mellitus, aber auch bei Bevorzugung von Süßspeisen Anwendung.
Auch nach Durchführung dieser Verfahren sind regel- mäßige Nachsorgeuntersuchungen erforderlich. Ein regelmäßiger Einsatz von Vitaminen und Spurenelemen- ten wird ebenfalls stark empfohlen.
Umwandlungs- und Revisionsoperationen Bei anhaltenden Sodbrennen oder nicht ausreichen- der Gewichtsabnahme oder Gewichtszunahme, die konservativ nicht beherrscht werden kann, wird die Umwandlungsoperation vom Schlauchmagen in eine Magen-Bypass Operation empfohlen. Die Indikation zu den Umwandlungsoperationen sollte gemäß den Fachgesellschaften nur von erfahrenen Chirurgen und interdisziplinär gestellt werden. Im Einzelfall kann bei noch verbliebenem hohem Übergewicht als Zweiteingriff auch die laparoskopische Umwandlungsoperation in einen Ein-Anastomosen-Bypass (OAGB-Omega Loop, Mini-Gastric-Bypass) bzw. in den neueren Operations- methoden wie z. B. SADI-S (Single Anastomosis Duo- denal-Ileal Bypass-Sleeve) erforderlich werden.
Magenband
Die Implantation des Magenbandes wird international nur noch wenig durchgeführt, sodass das Magenband nicht mehr zum Standardeingriff gehört.
www.adipositaszentrum-mittelrhein.de PLASTISCH-ÄSTHETISCHE OPERATIONEN
Bei einer starken Gewichtsreduktion kann es durch die Erschlaffung der Haut zur Ausbildung von sogenannten Fettschürzen kommen. Nach Stabilisierung des Körper- gewichts (meist nach etwa 2 Jahren) erfolgt – im Rah- men der Nachsorgeuntersuchungen – eine Beurteilung, inwiefern eine medizinische Indikation zur operativen Wiederherstellung der Körperoberfläche besteht.
Wir helfen Ihnen bei der umfassenden Betreuung und Kostenübernahme. Mögliche Maßnahmen, die das Team um Chefarzt Dr. med. Andreas Sandner in unserer Klinik für Plastische, Hand-, Ästhetische und Verbrennungschi- rurgie anbietet, sind:
> Bauchdeckenstraffung
> Brustchirurgie
> Fettabsaugung
> Oberarmstraffung
> Oberschenkelstraffung
NACHSORGE UND KONTROLLE
Die operative Adipositas-Therapie ist der wichtigste Bau- stein, um schweres Übergewicht und die damit einherge- henden gesundheitsgefährdenden Folgen zu behandeln.
Die OP allein ist aber keineswegs ausreichend, um alle körperlichen und seelischen Probleme zu lösen, die mit dem Übergewicht zusammenhängen. Eine lebenslange Umstellung Ihrer bisherigen Gewohnheiten ist nötig, um die Erkrankung langfristig zu heilen.
Die Nachsorge ist wichtig, um mögliche Mangelerschei- nungen und körperliche wie seelische Probleme recht- zeitig zu erkennen und zu behandeln. Letztere können z. B. durch eine Wiederkehr oder Zunahme einer Ess- störung, einer Depression oder anderen psychischen Belastungen begründet sein und oft zu einer erneuten Gewichtszunahme führen.
ERNÄHRUNGSBERATUNG
Es gilt, eine langfristige Ernährungsgewohnheit zu entwi- ckeln, die eine nachhaltige Verbesserung Ihrer Gesund- heit und Lebensqualität ermöglicht.
www.adipositaszentrum-mittelrhein.de SELBSTHILFEGRUPPEN
Die Adipositas-Selbsthilfegruppe möchte als Wegweiser bei Adipositas informieren, motivieren und auch Hilfe zur Selbsthilfe geben. Sie trifft sich regelmäßig am letzten Freitag im Monat um 18 Uhr, Raum 01 Patientenschulung im Erdgeschoss im Sonderbau des Ev. Stift St. Martin.
Weitere Informationen erhalten Sie über unsere Zentrums- koordinatorin oder von Dorothea Schmitz-Hollender, Ansprechpartnerin der Selbsthilfegruppe, Telefon: 0157 39403681, E-Mail: dororthea.schmitz-hollender@gk.de.
PHYSIOTHERAPIE
Bewegung ist ein essenzieller Bestandteil einer gesunden Lebensweise und sollte in den Alltag integriert werden.
Der Fokus liegt hierbei auf der Mobilisierung und Bewe- gung in Form von Alltagsaktivitäten, Ausdauertraining und Trainingssteuerung.
Im Ev. Stift St. Martin wird Rehasport für Adipositas über den BASIS e.V. angeboten. Weitere Informationen erhalten Sie unter: 0261 137-1939 oder www.basisev.de.
PSYCHOLOGISCHE BERATUNG
Um Rückfälle in alte Verhaltensmuster zu verhindern, ist die psychologische Beratung während und nach der The- rapie von großer Bedeutung. Der wichtigste Prozess der Abnahme findet schließlich im Kopf statt. Um die Erfolge dauerhaft zu erhalten, wird sich in der psychologischen Beratung intensiv mit den Gedanken und Ängsten der Patienten beschäftigt.
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WIR SIND FÜR SIE DA
Prof. Dr. med. Samir Said Facharzt für Allgemein- Viszeral- Gefäßchirurgie, Proktologie und Spezielle Viszeralchirurgie Chefarzt, Ev. Stift St. Martin
Dr. med. Dirk Wasmuth Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Schwerpunkt Spezielle Viszeralchirurgie Oberarzt, Kemperhof
Das Adipositaszentrum Mittelrhein steht unter der Leitung von Prof. Dr. med. Samir Said.
SPRECHSTUNDEN
Ev. Stift St. Martin Mo., 10:00 bis 12:00 Uhr
13:00 bis 14:00 Uhr 14:30 bis 16:30 Uhr Di., 10:00 bis 12:00 Uhr 13:00 bis 14:00 Uhr Do., 13:00 bis 14:00 Uhr Terminvereinbarung unter Telefon: 0261 137-1985 Johannes-Müller-Straße 7 56068 Koblenz
Kemperhof
Do., 11:00 bis 14:00 Uhr Terminvereinbarung unter Telefon: 0261 137-1985 Koblenzer Straße 115-155 56073 Koblenz
Ingrid Neunheuser Zentrumskoordinatorin
Ansprechpartnerin für die Patienten unter Telefon: 0261 137-1985