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Freiraum schaffen - Umtriebe abbauen | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Wirtschaftspolitische Stellungnahmen

37 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 1/2-2006

Die Verwesentlichung von Regulierungen zeigt ein gemischtes Bild: Die vom Ständerat gutgeheissenen Änderungen bei Umweltver- träglichkeitsprüfungen etwa sind – sofern auch der Nationalrat dies unterstützt – ein gutes Beispiel für die Entlastungen der Unternehmen im Sinne der Schaffung von Wachstumsmög- lichkeiten. Hingegen würde beispielsweise die Revision des Datenschutzgesetzes zusätzliche Bürokratie ohne Nutzen bringen, wenn bei automatisierten Entscheiden noch eine spezi- elle Information erfolgen müsste. Das kritische Hinterfragen von bestehenden und neuen Re- gulierungen auf Notwendigkeit und Verhält- nismässigkeit bleibt eine Daueraufgabe.

Die Erfahrung zeigt, dass die Unternehmen vor allem bei der Abrechnung der Mehrwert- steuer, Umweltschutzauflagen, den Sozialver- sicherungen und statistischen Meldungen an die Behörde (z.B. Meldung von leer stehenden Büro- und Wohnflächen) administrativ be- sonders belastet sind. Hier besteht der grösste Handlungsbedarf. Mit einer elektronischen Abwicklung können der Aufwand reduziert und die Effizienz für Unternehmen wie Ver- waltung gesteigert werden.

Rückstand im E-Government

Bei den Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) nahm die Schweiz im Jahr 2004 mit pro-Kopf-Aus- gaben von über 2500 Euro, welche sich zu einem Anteil von über 7,5% des Bruttoinland- produkts summieren, im internationalen Vergleich eine Spitzenposition ein, nament- lich was die Infrastruktur und Gerätschaft angeht.1 Paradoxerweise besteht jedoch ein Rückstand bei der effektiven Anwendung von elektronischen Applikationen.2 Gerade in der Vernetzung der Gerätschaft liegen freilich der wesentliche Vorteil elektronischer Mittel und die Wachstum schaffenden Effekte.

Handlungsbedarf besteht vorab in der öf- fentlichen Verwaltung. So waren im Jahr 2004 lediglich 60% der grundlegenden Verwaltungs- angebote elektronisch verfügbar.3 Zum Ver- gleich: Verwaltungen in diesbezüglich fortge- schrittenen Ländern wie Schweden, Österreich oder dem Vereinigten Königreich erreichten eine elektronische Abdeckung des grundle- genden Verwaltungsangebots von fast 90%.

Die elektronische Abwicklung von Geschäfts-

fällen ist gar nur vereinzelt möglich (z.B. elek- tronische Anmeldung einer Einzelfirma, nicht aber einer Aktiengesellschaft). Der föderalisti- sche Aufbau der schweizerischen Verwaltung bewirkt eine Verzettelung mit 26 kantonalen Angeboten sowie Tausenden von Gemein- delösungen und erschweren die Zugänglich- keit. Zum Erhalt ihres eigenen Einflusses oder aus Datenschutzgründen stehen weite Teile der traditionellen Verwaltung zudem dem Aufbau eines elektronischen vernetzten Konkurren- zangebots skeptisch gegenüber.

Gewiss besteht für Behörden kein unmit- telbarer Wettbewerbsdruck, um Verwaltungs- prozesse zum Vorteil ihrer «Kunden» zu ver- einfachen. Jedoch wirkt eine Verwaltung, welche IKT nicht konsequent einzusetzen vermag, in der heutigen Informationsgesell- schaft wie ein altersgeschwächter Papiertiger.

Formularserver: Ein Projekt im Rahmen von ePower

Angesichts des Rückstandes in der schwei- zerischen Informationsgesellschaft haben Wirtschaftsvertreter und Parlamentarier ge- meinsam eine ePower-Initiative lanciert. Da- bei sollen unter anderem bis 2008 sämtliche Verwaltungsprozesse auf allen Stufen elektro- nisch verfügbar gemacht werden.

Zur Umsetzung arbeitet Economiesuisse gemeinsam mit der Bundeskanzlei und dem Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) an der Schaffung eines Formularservers, der eine umfassende Sammlung von Musterformula- ren bereitstellen wird und die elektronische Abwicklung von Verwaltungsprozessen mit den Unternehmen ermöglichen soll. Dieser Formularserver ist Bestandteil eines umfas- senden Angebots, welches die Vereinfachung der Regulierung für schweizerische Unterneh- men von der Gründung bis zu den laufenden Behördenkontakten mittels IKT anstrebt.

Die administrative Vereinfachung kann indes nicht genügen. Der Abbau von überhol- ten Vorschriften bringt nach wie vor die gröss- te Entlastung für die Unternehmen.

Freiraum schaffen – Umtriebe abbauen

Unternehmen sind auf Freiräume angewiesen. Nur so kann der Wirtschaftstandort Schweiz nach- haltig gestärkt werden. Trotz die- ser konstanten Forderung sieht sich die Wirtschaft mit immer dichteren Regulierungen konfron- tiert. Im Brennpunkt stehen Auf- lagen und Vorschriften, welche mit unverhältnismässigem Auf- wand und Kosten verbunden sind oder nur Partikularinteressen dienen. Ein grosses Potenzial zur Entlastung ist aber auch eine ef- fizientere Verwaltung. Konkrete Schritte für ein umfassendes elektronisches Verwaltungsange- bot schaffen bereits kurzfristig einen wesentlichen Beitrag zur Entlastung der Unternehmen von administrativen Umtrieben. Ge- fragt ist – last, but not least – auch ein praxisnahes Verhalten der Behörden.

Thomas Pletscher Mitglied der Geschäfts- leitung, Rechtsfragen, Informationsgesellschaft, Dienstleistungshandel, Economiesuisse, Zürich

1 Zahlen Bundesamt für Statistik.

2 Vgl. hierzu Comtesse, Xavier (2005), «Dartfish, Logitech, Swiss- quote und Co. – IT-Transformer, die neuen Akteure der Veränderung, Erfahrungsberichte von

10 IT-Unternehmen in der Schweiz», Zürich, Orell Füssli.

3 Zahlen Bundesamt für Statistik.

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