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Corona gefährdet Finanzstabilität | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Die Volkswirtschaft   4 / 2021 37 DIE SICHT DER CHEFÖKONOMEN

Carmen Reinhart ist Chefökonomin der Weltbank in Washington D.C.

Neben hohen Fallzahlen hat die Corona-Pan- demie vielerorts Lockdowns, massive Produk- tionseinbussen und mehr Armut zur Folge. Doch hinter diesen Trends gewinnt eine noch unauf- fälligere Krise im Finanzsektor an Bedeutung.

Die Finanzinstitutionen weltweit sehen sich mit einem deutlichen Anstieg an notleidenden Kre- diten konfrontiert. Denn die Covid-19-Krise ist auch eine regressive Krise: Überdurchschnittlich betroffen sind Haushalte mit geringem Einkom- men und kleinere Unternehmen mit wenig Mit- teln, um eine Insolvenz zu vermeiden.

Seit Beginn der Pandemie hat man mit makro- ökonomischen Strategien versucht, den Ein- bruch der Wirtschaftstätigkeit aufgrund der Lockdown-Massnahmen zu kompensieren.

Wohlhabendere Länder hatten dabei mehr Handlungsspielraum. In Entwicklungsländern haben auch die Kredite multilateraler Institutio- nen zur Finanzierung der Massnahmen gegen die Gesundheitskrise beigetragen.

Ergänzt wurden diese makroökonomischen Inter- ventionen durch temporäre Moratorien für Bank- kredite an Haushalte, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, und an Geschäfte, die ums Über- leben kämpfen. Die Finanzinstitute haben ihre Fristen zur Rückzahlung der Kredite verlängert mit der nachvollziehbaren Begründung, dass die Gesundheitskrise nur vorübergehend sei – und damit auch die finanziellen Engpässe von Firmen und Haushalten. Doch weil die Pandemie anhält, haben es viele Länder für notwendig erachtet, die Massnahmen auszuweiten und die Bankenregu- lierungen zu lockern. Oft wurden die Vorschriften aufgeweicht, was als notleidender Kredit gilt und wie damit umzugehen sei. Das Resultat: Das Aus- mass an ausfallgefährdeten Krediten wird derzeit wohl in vielen Ländern deutlich zu tief bemessen.

Hinzu kommt, dass die Herabstufung von staat-

EINBLICK VON CARMEN REINHART

Corona gefährdet Finanzstabilität

lichen Bonitätsbewertungen 2020 einen Rekord erreichte. Zwar blieben auch die Industrielän- der nicht verschont, doch folgenreicher sind die tieferen Ratings für Banken in Entwicklungslän- dern. Denn tritt der Extremfall ein, dass Staaten zahlungsunfähig werden, würden die Banken zudem Verluste auf ihren Positionen in Staats- papieren erleiden.

Bereits umfangreiche Schäden

Selbst wenn inzwischen Impfstoffe verfügbar sind, wurden die Bilanzen bereits stark in Mit- leidenschaft gezogen. Fristverlängerungen sind zwar ein wertvolles Instrument zur Bewälti- gung, doch jeder Aufschub hat irgendwann ein Ende. Das Jahr 2021 wird zeigen, ob das Pro- blem vieler Unternehmen und Haushalte die Insolvenz statt mangelnder Liquidität ist. Das hohe Verschuldungsniveau wird die Probleme des Finanzsektors zusätzlich verschärfen.

Die Sanierung solcher Bilanzen benötigt Zeit und leitet oft eine lange Phase des Schulden- abbaus ein. Dabei werden die Finanzinstitutio- nen vorsichtiger mit der Folge, dass eine Kredit- klemme den neuerlichen Aufschwung bremst.

Manchmal wachsen sich solche Finanzkrisen sogar zu Staatsschuldenkrisen aus. Denn ehe- mals private Schulden werden nach einem Bail- out zu öffentlichen Schulden.

Der erste Schritt zur Stärkung eines angeschla- genen Finanzsystems besteht deshalb darin, die Reichweite des Problems zu erkennen und notleidende Kredite rasch zu restrukturieren und abzuschreiben. Ressourcen in Zombie- kredite zu kanalisieren, ist hingegen ein Patent- rezept für einen verzögerten Aufschwung.

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