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u n d O r d n u n g Von P r o f e s s o r D r. C u g e n n o s e n l t o c k

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z e r f a l l

u n d O r d n u n g

d e s

3

n d u s l r i e o o l k s

V on

P r o f e s s o r D r . C u g e n n o s e n l t o c k

^ o n d e r.^ lb d ru c h a u s der

R h ein .M aiu isch en V oK ozeitung ^ r a u lf u r t a . M . V erlag der E arelu o .D ru ch ere^ ^ r a n ls u r t a. 111.

II ^ ^

(4)

Alle Rechte, besVRders das der Uebetse^uRq tu fremde sprachen, Vorbehalten. CVpHri^ht 1^3 bl) CarVlu^DMldierM m. b. H., Frankfurt a.

(5)

Der Verfasser der sVlaeudeu Aussatz^

reihe, jetzt PrBifessVr Au der Universität Breslau, ist al^ früherer Leiter der Akademie der Arbeit in Franksuri Am Main besonders beruseu ^u dem hier gegebenen Versuch einer Sinndeutuug der großen aeistiaen Krise. VVu der die Arbeiterschaft uuferer Zeit solch unerhörter Weise ergriffen wurde.

Die Schriftlei tuug der Rheiu^MAiuifcheu VVlkszeiiung.

I. d i e T o t e n g r ä b e

B ed a rf e s v ieler W orte, um die Krise der A r- beiterbew eguug zu keuuzeichueu? I n I t a lie n die Ge-

werkfchaften zerrieben und von einem ehem aligen A rbeiterführer M ussolini der S t a a t ausdrücklich uud seierlich auf den M ittelstand gegründet, in Frankreich, der Schweiz, Deutsch- Oesterreich, P o le n , Tscheche^ I u g o s la v ie u nsm. die A rbeiterbew egung rückläufig, zersplittert, ohn mächtig. I u R uß land keine Arbeiterschaft mehr vorhanden, sodaß der SV w jettvugreß die künstliche Schaffung von G roß- Industrie beschließt, damit es das industrielle P r o le - tariat w ieder gebe, auf das er fich stützt! I n N ord- Amerika barbarische S o z ia liß eu v er fo lg u n g e u gepaart mit kapitalistischen B ankgründungen dnrch Arbeiter^

beruisverhände.

Wo ist da S trö m en , S tu r m , B ew eg u n g , die Massenteilchen v o r w ä rts a u s ,Ziel riffe? Zerstreu- uug, V erebben, .Zersplitterung, A nflöfnng zeigen fich allenthalben. D ie RVvem uerfozialisten haben fich auf ein ebenso a lle s P fe rd geießt wie ihre politischen Gegner. D e r S o z i a l i s m u s iß ein T e il dessen, w a s alles sin ungeheurem V e r fa ll geistig stirbt. Heute also, w o Reiche, K ulturen, W eltanschauungen zittern, ift der S o z ia lis m u s nur ein Th^on unter den vie^

len T hronen, die bersten.

Erlischt mit der .^onstanem ug des T od es beim Arzte die Pflicht, den ihm anvertraute u Leidenden zu betreuen? S e in e Tresse wird doch w vhl h ie Pflicht esu schließen, diesem besonderen Tode uach.nv lauem W enn D in g e sterben, so sterben sie w ie Menschen sedes seinen eigenels Tod, D ie K risis der A rbeiter- bew egnng darf w id ern , in ihre)) eigenen T od es- gesetzen ec saßt ^ l werden.

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Und noch ein s: W ir haben vorstehend A rbeiter- bemegnng und S o z ia lis m u s durcheinander gebracht.

Aber w enn hente der S o z ia lis m u s allenthalben ^im Rückgang iß - besagt das schon etw as über die Ar^

heiterchewegnng? Oder beruht der Tod der Arbeiter- bemegnng vielleicht ans ihrer D nrchtlän tnn g m it dem S o z ia lis m u s? Vielleicht ist es auch umgekehrt.

Aber ob nun der S o z ia lis m u s an den A rbeitern stirbt, oder die A rbeiterbew egung am S o z ia lis m u s : so halten mir in dieser V erbindung jedenfalls den konkreten G ehalt der Krisis in fä n d e n . D e r eigene nnd besondere Tod der Arbenerklewegnng und der de^ S o z ia lis m u s rührt a n s ihrer B eziehu ng anf- einander. Aff der E rkenntnis des Tätlichen, da^ in dieser B eziehung ßeckt, mnß sich das Lebendige vom

T oten sondern lassen. D ie Sonde der Kritik., der die- ser Dienst aufgetragen iß, wird also S o z ia lis m u s nnd A rbeiterbew egung anseinand er zu lösen haben,

um zu feheu, w a s denn an beiden nußerbltch iß und a n s der ^ g eg e n w ä r tig e n Krise daher he rausgeh o- heu uud gerettet werden mnß.

D ie ^rbeilerhelvegnng stirbt heut am c o m m u n is- m us von links, am ^ a sz ism n s von rechts. D en n in diese beiden Gruppen strömen au^ der Arbeiterschaft die beweglichen E lem ente ab. W as zurückbleibt, ist konservativ, ängstlich beharrend, reaktionär, form al- demokratisch, ist mißtrauische, ihrer R ührer beraubte, ermüdete, ungläubige Masse, D ie sogenannte Sozial^

demokratie ist durch diesen B ln tIeeru n g sv o ra a n g in einer gransamell Lage: die eigenen Funktionäre reißen ßch lim die P frü nden einer bankerotten S ta a tso rd n u n g , rauben ihr also den Gedanken nnd das E lem ent des O pfers. D er ^ p m m n n ism n s über- trum pft sie durch den R a d ik a lism u s der Utopie. I e u e A u sro ttu n g der B ourgeoisie, die in R ußland h ei 89

P ro zen t Analphabethen möglich war, hält er aIB blutrünstige Vision feß. E r raubt damit der S o z ia l- demokratie das E lem ent uud die straft der Prophetie.

D er F a fz ism u s in deutscher G estalt R ativn alsvzia- lis m u s benannt, zeigt, w ie m au erfolgreich - durch R h iz iu u sö l uud durch das ganze In stru m en ta riu m , das der moderne K i n o f i l m nicht v erg eb en ^ seit einem Jahrzehnt in die G ehirne häm m ert - Ge- m alt auwendet. E r raubt der Sozialdem okratie da- m it auf rev v ln tiv u ä reu Wirklichkeit^- finu, auf A blehnuug alter ^bloßen Id eo lo g ie" .

O pfer, U topie, revolu tion äre G efin hun g: diefe drei E lem ente haben aber da^ W efen der sözialisti- fchen A rbeiterbew egung konstituiert. T ie U eberho-

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Iung durch die drei ne ne Mächte: den S treb er, den

^ olfchelviften und den N ationalisten, in diesen drei P unkten trifft sie an allen lebensw ichtigen S te lle n ih res O r g a n ism n s. D ie revolu tion äre G esinnung be- freite sie von jeder Auseinandersetzung m it dem G ei- Steserbe der V ergangenheit und erlanbte ihr: p r i - m i t i v zu sein. D ie utopische T heorie gab ihr den denkbar weitesten W erberadins in die Gesellschaft hinein, sie erlanbte ihr i n t e r n a t i o na l zu sein.

D ie Opferbereitschaft aber regenerierte imm er wieder die schvn anfgestellten P a rtew a d res, V erfolgu n g nnd ^ M a rtp rin m erlanbten ihr, gednldig nnd zähe zu

w arten . ^

^ ^ D e r Ranb dieser drei O n a litä ten dnrch die drei T otengräber märe nicht so lebensgefährdend, w ie er e s ist, w enn fremde, andere ^esellschaftsschichten die O uellenbereiche jener drei lieb erh v ln u g sv v rg ä u g e w ären . S o ist es aber nicht. K o m m u n ism u s ist eine B ew e g n n g gewisser Sondergrnp pen der Arbeiter^

schaft: u n gelernte A rbeiter, A rbeitslose, dnrch plö^- liche In d u striea lisieru n g einer Gegend neu prvleta- risierte Schichten siud die drei H aupthaufeu, a u s denen er gespeist w ird. M a n denke an die A rbeiter- schaft der Lennalverke bei Haue. ^ ie r find in w enigen f a h r e n feit dem K riege taufende von A rbeitern zn- Sammeugebracht w orden, auf aktkvufervativem V o lk s- bodeu, vhue alke Rücksicht auf W vhu-, Lebens- und N ah ru u gsverh ältu isfe dieser Tauseude. S v hat m an hier die S ü n d e n der G ründerzeit, der ^ e it um nnd nach 1800 in E ngland, der fü nfziger nnd fechziger ^ J a h r e bei u n s liu neuer S te ig e r u n g w iederholt. E nt- i tprecheud ist der K o m m u n ism u s die A utlvvrt darauf.

A ber diefer Z nfam m enhang gibt einen F in g erzeig ^

^ur A n sd eu tn n g des K v m m n n ism n s. Auch dieser ist ein Rückgriff auf U rftadien der A rbeiterbew egung.

A ls K o m m u n ism u s ist die A rbeiterbew egung ^nr W elt gekommen. E s ist eine abgelagerte ^ o rm , die Sich S ö z ia lis m n s nnd S oziald em okratie genannt hat.

Wo w ir A n fa n g szeiten der In d n ftr ie in perfönlicher, technischer und Spinaler Hinsicht haben, da finden w ir K o m m u n ism u s, die radikale U topie au uud fü r fich, rudfichts-, etufichts-, ja z ie llo s ; der N otanker einer ohne eine fvlche Auspeitschung geistig und m ateriell nicht zu rettenden ueuproletarischeu Schicht. D e u u w a s sind die drei G ruppeu, d es u u g eleru teu , des a rb eitslo seu uud des ueuindustrialisierten A rb eiters.

a n d ers a ls jene, die den V o rg a n g der "G ründung , der "DnrchkapitaliSierung", der I n d u s t r ia lis ie r u n g e in e s G ew erb es oder e in e s B ezirk es notw end ig be- g le ite n . D e r U n g elern te: das neue G ew erbe schafft im m er erst schrittweise neue B eru fe. E in bekanntes B e isp ie l ist der P ap ierarb eiter, der heute noch der Gewerkschaft der Fabrikarbeiter sd.h. der u n g elern -

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ten Arbeiter^ zngerechnet wird, inzwischen aber im Bvrschreiten der Technik b ereits eine spezielle, a u s - gebildete und hochbezahlte A rbeiterart darstellt D er A rbeitslose: gerade der Einbruch neuer In d u strien ,.

und die U m stellnng von alten läßt das, w a s M a rr die industrielle Reservearm ee genannt hat, recht ü u u - fällig in die Erscheinnug treten. D en n hier wird m it alißergewöhnlicheu, a ls A nreiz gedachten hvheu^erbe^

löhnen in ein Gleichgewichtsspstem hineingestoßen, nnd es bilden sich nnter dem Z uge dieser Lockung neue A rbeiterrekrutiernugsreservoire , nicht ohne v ie l O pfer nnd V erlust an O rdnung, Frieden nnd S te tig - reit. D er nenindnftrialifierte A rbeiter: d a s ^ ist

schließlich ein T n v n s, der dnrch den des nn gelernten und des arbeitslosen noch nicht m itum faßt iß , obw vhl er die Schicksale dieser beiden w ohl vst genug durchläuft. E r läßt sich bezeichnen a ls der, dessen Wefen noch erft alte B ed in gn n gen ansftoßen, neue daher noch uicht über sich nehm en kauu. Er kommt

"vom Laude", d. h. a u s einem ihm nicht mehr paf- senden, sin n los erscheinenden Erb leb eu. Er steht uoch im Bruch m it dem A lteu, nud dieser V organ g des Vrnches ist es, der von ihm in sv vielen B eziehungen:

Kirche, Ehe, P vlitik, V ergn ü gen , dnrchgeleiftet w er- den muß, daß die neue B in d u n g uur iu eiuer äuge- m eiusteu, uebekhgfteu Fassung für ihn I u h a lt habeu kanu. D ie beideu B elvegn ngeu des L öfeus und B in - dens find zw ar nicht zeitlich absolut auseiuand er gefpalten vorznfteuen. Aber führend ift je w e ils das eille oder das andere E lem ent. B eim neuinduftriali- Sterten, u eu p ro ieta liß erten A rbeiter drückt der Kom- m n n tsm n s aus, daß bei ihm au neuer Erbmaffe noch sv gut w ie nichts vorhanden ist.

S v gräbt der K o m m u n ism u s dem S o z ia lis m u s seine O n ellen ab. E r belebt die Rachwuchsgebiete.

D e r S o z ia lis m u s w ird A ngestellten- nud B eam ten- partei, w eil der neue A rbeiter nicht S o zia list w ird.

D e r K o m m u n ism u s zehrt daher d as u r e i g e n st e Kraftfeld des S o z ia lis m u s auf. Dadurch aber, daß er bloß Rückfallstufe der A rbeiterbew egung ist, eiu gei^

stiger Rückschlag, den m ir entsprechend ans v ielen G e- bieten - in der J u g en d b ew egu n g, der Wissenschaft, der P v litik - a ls K rieg sfo lg en Spüren, ist der Kom- m u nism u^ zur Uufruchtbarkeit verdam m t. D e n n w en n ein G ebilde ein gewisses W achstum erreicht hat, ist e s eiu Akt der G ew altsam keit, e s auf Seine erste S tu fe zurückführeu zu w v u eu . Dadurch w ird uicht etw a die Z artheit des jugeudlicheu O r g a u is m n s w ieder hergeftellt, die gerade d a s V erh eiß u n g sv o lle eiuer erstell S t u fe ausmacht. S o u d e rn e s w ird im G eg eu teil eine gew altsam e Einfachheit durch V erg rö - bernng erzlvuugen N u r d a s Z arte aber hat ^ukuuft.

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Grobheit und V erholznug find Endzustände. :^er K om m u n ism u s von heute ist gewaltsam e P r im itiv ^ täh nicht K indheitstraum . E r ertötet tu feinen ^:rä^

gern alle leisem vortönenden, anklingenden nnd

^ a h n u n g sv o llen Schw ingungen. E r tft Rud-fchlag im S in n e des S ch lagen s ohne inneren R hpthm ns nnd eigene S e e le .

Er macht dte A rbeiterbew egung, indem er ihre Onell^uflüsse abdrvffelt, nm eine große H offnung ärmer.

D er F a sz ism u s ift eb eu falls nur deshalb für die A rbeiterbew eguug fv bedrohlich, w eil er von A rbeit tersäuften vvrangetrageu w ird. Al^ O ffiziers-, Stu^

deuteu- uud B aueru au gelegeu h eit m äre er eher eine S tä rk u u g der A rbeiterbew eguug a ls eiue B e - drvhung, D e h n A ngriffe von außen erfrifchen und belveifem daß w ir leben. Aber fo ist es nicht, daß der N a tio n a lso z ia lism u s außerhalb der A rb eiterw elt stuude. Er ist vielm ehr eiue B ahn, auf der der A r- beiter zurückmündet in s Volk^ganze. D ie Klaffen- leidenschaft wird hier überw ütet und ubertvst Von der Rationalleideuschast. N eu er, stärkerer Haß tritt au die S tellen d es ältereu und ermöglicht es dadurch dem Genossen, sich a u s seiner blasse, in der er hassen gelernt hat, in s V vlk hinnberznhassem D e r Jud en haß ist deshalb ein unentbehrlicher B estaudteil tu der M tssivusapvtheke der R ativuälsozialistem I n der P o litik merdeu ja im m er Haß-, Kämpf-, A n g r iffs- fräste gebunden. Und da mnß alfv möglichft etndeu- tig die A n g riffsfrv n t fichtbar w erden. Ich einer Lage, w o alle äußere O rdnu ngen verfunkeu oder verachtet find, kann m au fich au nicht vielem Sichtbaren wetzen.

D a n n im m er w ird der A u tife m itism u s steigen, w e il in dem Angenblick der S t e r n des jüdischen V olk es am sichtbarsten w ird, in dem die T a gessvn n en der Macht je w e ils nn tergegangen sind.

D e r R ativn ak svzialism n s ist Anfbanrichtnng fü r den gesättigten, enttänschten nnd schon der zw eiten oder dritten G eneration angehörigen P r o le ta r ie r . Er seht ein e. gewisse Erbmasse an G rvßstadtver- flachung, Stam m tischverdum pfnng, K leinbürgerlich- keit v o r a u s. Er nim m t also der A rbeiterbew egung ihre Zukunft w eg. E r kappt ihre F o rtp fla n zu n g . E iu e s feiner stärksten M achtm ittel ist dabei der Haß gegen die A rbeiterführer selbst: die E rb itterung, m it ^ der ein e i t l e r den S k alp dersR ovem berverräteretor^ ^ ,,

derit zeigt, daß er einen guten Prvpagaudainstinkt ^ gerade in die Arbeiterschaft hinein hatt D e n n nie- maud muß Sich Sv Sehr an dem ueueu ^ ozialiß ifch eu ^ S ta a tsb ea m ten tu m ärgern, w ie der A rbeiter felber.

J e n e Persönlichkeiten aber innerhalb der A rbeiter- bew egnng, die a ls S o z ia lv e r r ä te r Verschrien in irgend einer F^vrm ihren Anschlnß an die bürgerliche

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oder staatliche W elt fischen, zapfess dem S v z ia lis m n s gerade die Schicht ab, durch die er sich bisher halb^

w eg s auf dem respektablen N iv ea u elner geistigen Macht hielt: den Dnrchschnittsnhrer. E^ handelt sich um die O r ts - und Lokalgrößem die alle in die O r ts - und Lokalstellen vom Landrat abw ärts, einrucken nnd dadnrch in den U ntergang de^i alten S t a a te s mit verstrickt werden.

Um gerecht ^u sein, muß man sich vor A ngen hal- ten, daß man ßch allenthalben um die M itarb eit der A rbeiterführer heiß beworben hat. E^ w ar ein nn^

a n sgeseh tes B etteln , Locken nnd A nerbieten, dem sie nachgegeben haben. Aber die f o l g e n sind deshalb nich: m cm gel tiefgehend, w eil der V organ g selber sehr begreiflich, ja nnvermeidlich ist. D enls alle jene führenden E lem ente treten nun in eine andere Klasse und ^nleresseulage hinüber. S i e können sich eiuer gewissen V eziehuug ^n a llen anderen K riegs- nnd R e v v ln tiv n sg e w in n ler n nicht entziehen. T ie R otte der R eklam ierten in a ll ihren A usgestaltungen hat Sen dem Kriege die besten Kräfte - die Ersatz runaen und die R eise der K riegsteiln eh m er ^ küust- lich ^ugeschüttet unter den Maschen der Phrase, des S ch len d rian s und der Pfründenbesvrgung. D e r A rbeitersührer, ob nun a ls neuer B eam ter im M ini^

sterium vder bei einer anderen B ehörde, w ird ^u die- ser Grlfppe vvn G ew in n lern auch dann gerechnet, w enn das eine offenbare Ungerechtigkeit gegen seine P erson darstellt. Aber die M a jo ritä t einer Gruppe ist für ihre sv^iale H altung nach anßen maßgebend.

Dadurch also erscheint die P frü n d e des A rbeiter- sü h rers nicht a ls ^rncht ein es pvlitischen Macht- ta m p fes - a ls folche m üßte m an sie nnd ihren I n - haber achten. S o n d ern sie erscheint innerhalb je n e s Gesamtschanspiels des V e r fa lls , bei dem sich noch möglichst v iele im lehten Augenblicke von dem gro- ßen Körper Bersvraen lassen w ollen .

Rach links, nach rechts nnd in den T a g ese rfo lg entlanfen und entweichen sv der A rbeiterbew egung Kräfte uud zw ar hinüber in nicht rein proletarische B ew eg u n g en . ^ a sz ism u s, R e v o lu tio n sg e m iu u uud K o m m u n ism u s Sind aue drei keine rein en A rbeiter- bew eguugen mehr.

Am ehesten trifft der Klassencharakter natürlich noch ans den K o m m u n ism u s zm Und e s ist ja, w ie w ir sehen, kein Z w eifel, daß er iu starkem M aß e he- stimmte A rbeitergruppen absäugt, die an der Schw elle der P rv le ta r isier u u g stehen. In d essen ist er durch deu E rfolg der Bvlschew iU in R uß laud von T a g zu T ag w en ig er eiue reiu e A rbeiterb ew egung.

D ie Schicht der D esperados, der R ationab- bvlschelvistem selbst beiseite gelassen, So ist inn erhalb des K o m m u n ism u s noch eine zw eite Schicht Stark v er-

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treten: der sinkende M ittelstand, z. B . Bankbeam te und Stenerbeam te, die das Elend nnd den Schw indel von innen her sehen, radikalisiert sich znm T e il w enigstens m it H ilfe des Kvm m nni^m u^. D ie hnstriearbeiterschaft der sechziger nnd siebziger J a h re,

a u s denen die Sozialdem okratie erlvnch^, kam vom Land in die Städ te. D er K om m untsm n^ fängt städ- tische B evölkernug auf, die zfvar absiflkt, aber w eil sie keinen M ilienm echsel vvrnim m t, eine ganze Erb- masse von G eistesw erten zunächst anfrecht erhalten kann. D iese Erbmasse besteht freilich a u s dem F litte r d es 19. Ja h rh u n d erts, ist also nicht sehr svlide, aber Sie verhindert eine rein proletarische Einstellnng. M it einem Schlagw ort kann man sagen, die marxistischen S o zia listen w aren gegen Nietzsche im m un. D ie deut- Scheu Kom m unisten vvu heute - m ögen sie e s wissen oder nicht - sind alle voll Rtepsche in irgend einem

Grade angerührt. B e i der K onzentration, in der ^ Nietzsche "Geist" verkörpert, genügt ein Tröpfchen ^ ^ ^ dieses G iftes, nm die G edankenw elten vornietzfche-

scher A rt svfprt aufznlvfen. W enn der Kpmmu- n is m u s A ufklärung ift, fo kommt durch Niebfches E in flu ß in die kommuniftifche B e w e- g u n g von heute - trv^ all ihrer P rogram m e - ein neuer Z ug, der die Klassenscheidung sprengt. E s ist d a s Kennzeichen echteu G eistesstrom es und wirk- licher Geisteskraft, daß der G eiß lveht, lvv er w ill, und sich m ithin seine O pfer in allen Klasfen, A ltern , Lagern nnd Lagen suchen kann. A rbeiterbelvegnng p llis R ie sc h e - d as ist eine Z erstörung ih res reinen

Arbeitercharakters. E s wird ja damit ein Stück nichtproletarischer, ja antiprvletarischer G eisteshal- tnng bejaht: die ganze I d e o lo g ie des M a r x is m u s beruhte aber auf dem M o n o p o l nnd dem ^Tassen- charakter seiner optimistischen E rk en n tn is nnd d es ganzen G eisteslebens, d as er predigt und anerkennt.

W enn nun sogar beim K om m u n ism u s ein ganz bestimmter T ropfen G ift die rein proletarische S tru k tu r - nnd zw ar zunehm end - zerse^t, so ist der N achw eis für F a v i s m u s und R e v v ln tio n s- gelvinn lertu m nicht noch eigen e zu erb rin gen , der dahin geht, daß hier A rbeiter m it audereü G esell- schaftsschichten sich zusamm^nschließen gegen andere T eile der Arbeiterschaft.

II. D ie M i t w i r k u n g

W ir stehen alfv vor der entscheidenden Tatsache - die eben den K ern der K r ifis ausmacht daß große G ruppen der Arbeiterschaft an andere V o lk s- gruppen näher heranrücken a ls an T e ile ihrer eine- neu A rb eitsk ollegen . D e r Brnderkam ps in der

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A rbeiterbew egung iß die fundam entale Tatsache, an deren Konfeaueuzen fich die A rbeiter zw ar heute noch im m er wieder vorbeischleichen möchten, die aber allen Prophezeiungen der A rbeiterbew egung in^ Gesicht schlägt. D ie A rbeitersolidarität ist im A bnehm er. T ie iinteruehm erSolidarität hingegen steigt.

D ie G egeubem egung gegen diese Katastrophe hat im alten sozialistischen Block Sehr bald eiugesept. D ie große Masse der O rganisierten erzw ang schon 19 2 1

das praktische Z nfam m engehen der 1i. S . P . und S . P . D ., das heißt der P a rteiteile, die ihre August 191 ^ H a ltu n g ^um Kriege vor dem N ovem ber 1918 revidiert hatten nnd derer, w ie Ebert und Scheide^

m ann, die erß am 9. N ovem ber selbst umschweultem 1922 hah^n danu die Massen über die Köpfe der alten F ü h rer weg die W iedervereinigung der beiden Par^

teteu erzw ungen. Aber dieser Schritt kam v ie l zu späh um irgend etw a s zu bedeuten. Breitscheid und HaaSe iam 1. August 19 14 genau Sv für die K riegs- kredite gestimmt hatten, w ie ihre m ehrheitssvinalisti- Scheu Genoßen^sd w ar die ganze S p a ltu u g trotz per- sönlicher Antipachten uud dergleichen 1 9 2 2 m eh r a ls sin n los geworden. 1923 folgte der tuuerdeutschen E in ig u n g die Verschmelzung der Amsterdamer uud W iener I n te r n a tio n a le - aber so v ie l G etöu auch um dieseu H am burger Kongreß augestim m t wurde, SV batte auch er keiue R esvuauz mehr, w e il die Eut- kräftung des altsozlaiiStischen Blocks schon zu w eit vorgeschritten iß durch ieue drei E ntziehungskauäle, die mir verfolgt haben

D iese B erein ig u n g en der Zurückgebliebenen sind a ls R e a k t i o n e n , a ls pflichtschuldige Rückwirkung gen aus die großen G efahren Vou außen, zu betrach- iem S ie find v ie l zu spat erfolgt, um große uud schöpferische politische B ed eu tun g zu haben. S i e sind z w a n g slä n fig e G egeubew egnngen. W ären Sie mehr, so hätte sich in ihnen eln n eu es begeisterudes F ü h rer- elem ent herausheben roll neu und müssen. D e n n der .^amps für ein n eu es, d a s heißt ein gew agtes, geistt- g e s Z ie l schafft ja im m er den neuen F ührertup. S o aber, w ie die D in g e wirklich gelaufeu siud, hat die B er e in ig u n g d as F öhreruiV eau eher uoch tiefer gesenkt. D e n n sie gin g eben über die Köpfe der F ü h - rer hinw eg vor sich, io daß die F ü h rer a u s diesem A n la ß noch ein w e ite re s Stück Ansehen und H altung

eingebnßt haben. ^

S o macht der Resl der alten Sozialistischen G arde un ter den betäubenden Schlägen, die ihn treffen, die verzw eifelten und gesetzlichen A bw ehrbew egnngem A ber diese R eflexe w erfen auf die Ohnmacht, tn der er Sich befindet, nur umso h e lle r es Licht. E s Sind die M illio n e n voll A nhängern heut in ezuepl G efä n g n is.

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welches vvn alle fl w eiten überflutet iß von W ogen, d ie unbegreiflich, rätselhaft über den S o z ia lis m u s hereinbrechen. E s ni die ganze A rbeiterbew egung, die davon betroffen mird.^ ^ w a r gibt es eine nicht- Sozialistische A rbeiterbew egung von beachtenswerter Stärke, die Sogenannten christlichen Gewerkschaften.

Und man könnte denken, daß Sie doch unberührt von der Krise des S o z ia lis m u s bleiben m üßteu. Aber dem ist nicht sv. D a s Wesen der uichtsvzialistischen A rbeiterbew egung ist von ihrem großeu B ru d er, dem S o z ia lis m u s abhängig. S in k t die Wichtigkeit der führenden A rbeiterbew egung, der sozialistischen. im B V lksganzen, so sinkt auch die Wichtigkeit der nicht sozialistischem D ie A n tithesis ist der Schatten der T h esis: kommt von dem Geseb nicht lo s , das ihr die T h esis vorschreibt. M a n kann das allenthalben ver- folgen, daß bloße G egeubelveguugeu e s uicht zu der Ursprünglichkeit eiuer selbstäudigeu Lebensgeschichte bringen. D e r G eguer, deu sie bekämpfen, biudet ihre K räfte. E r alleiu bat sie ebeu auch hervor- und wach- berufen. D ie christlichen Gewerkschaften erlebeu heut ihr D a m a sk u s; dadurch daß fie tu deu J a h r e n der R ev o lu tio n sich haben verfuhren lassen, von K öln nach B e r lin auszuw and erm D ieser Schritt w ar z w a n g slä u fig , w euu sie die Konkurrenz m it den freien Gewerkschaften aufnehm en lvvuten. Aber eben die Konkurrenz! W äreu Sie iu deu Sitzeu ihrer B e -

w eguua, K öln und Essen, geblieben, Sv hätten üe lm Augenblick der Ruhrbesetzung eine gau^ Ursprünge iiche und epochemachende R olle spielen können. Aber der Kampf gegen den S o z ia lis m n s hat ihre K linge

^ur M en su r auf dem B e r lin e r Asphalt uoch iu eiuem Z eitpuukt gebuudem 1vo dieser b ereits b ed eu tu u g slo s

^u w erden beginnt! Und es ist also auch hier kein H in a u s wachsen über die Kreise de r A rb eit e r beweg u ng

^n spüreu. D ie W itterung fü r die Zukunft oder doch d a s Aktuelle ist auch hier nicht bei der A rbeiterbew e- gu n g, Sondern bei ihren G egnern . W ie hat e s aber

^n einer Solchen E rm attung kommen können? Teil^

weise erklärt sich das a u s den Gesetzen der intern n a tio n a l Sich answ irkenden f o l g e n der proletarischen W eltrev o lu tio n iu R u ß laud. S i e macht Epoche. S i e

^ bedeutet einen Einschnitt. D e n n sie schafft eine neue W eltla g e. D a s W esen Solches realen E r fo lg e s ift aber i s

1

^ d a ß er n u r T e ile r fo lg fein kann. W a s m it Macht-

^ ^ gebärde in die Wirklichkeiten bricht, iß im m er nnr p artik u lar Stück und G lied und deshalb F ra g m en t und Bruchstück. ^ V orher aber hat e s d a s Gan^e ^u

^ein geschienen. ^ im W esen der Sozialistischen B e - m egnng lie g t sogar begründet, daß sie ihr Allseits^

n r e b e n zunächst m it einem M iß erfo lg bezahlt. D a r a u f

^ tSt noch einzugehen, ehe eine W iedergeburt der A rb eiterb ew egu n g in s A uge gefaßt w erden kann. ^

^

^ .

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f f f . D e r S o z i a l i s m u s a l s p o litisch e B e w e g u n g Während der K om m unism us die D iktatur des^

P r o le ta r ia te s w ill und vollzieht, ist das G eh eim n is de Li S o z ia lis m u s die D i k t a t u r d e r T h e o r i e

^ Ü b e r d a ^ P r o l e t a r i a t. D er jungfränliche B oden einer Masse enterbter, atvm iüerter, im D u n - kel lebender In d iv id n e n empfängt hier gläubig eine wissenschaftlich aufgemachte, in W ahrheit aber dog- matifch-feherüsch verkündete Lehre. Nicht wa^ der P ro leta rier w ill, fühlt, weiß, sondern wa^ die T heorie fühlt, w ill, w eiß, gibt den Ausschlag, D e r M a rx ism u s Verwertet und benützt die P ro leta rier.

I n allem , wa^ er deffen In stin k ten nachgibt, ist er nicht orig in ell: D em okraten und Radikale sind da durchans seine V orgänger, von denen er die ^ o r- dernugen und Program m punkte übernim m t. D ie

In stin k te der M aßen selber folgen daher diesen radikalen Suggestion en v ie l mehr, a ls dem M a r r is - m u s, dort wv sie fü h rerlo s sich ausw irken können.

S ie kapitulieren vvr deu form alen G ebilden, die Angst und Schmeichelei vvr der Masse hervorhriu^

gen. W as w ir seit dem 0. N ovem ber erlebten, ist Unausgesetzter Abfall vom S o z ia lis m u s , ein b lo ß es V erbellgen vor der S tra ß e und Massen R epublik, weltliche Schule, P a r la m e n ta rism u s, B etriebsdem o- krakle - das a lles ift keiue sozialistische, sondern eine M afseniuftinktpolitik und deshalb Eintags^

pvlitik.

D a s D ogm a, die reine Lehre birgt aber i u ihrem im ponierenden F a lten w u rf D in g e, hie fvnst anseinand ergelegt und getrennt gepflegt w erden muffen: Z ie l und M itte l und eigene^ B ew u ß tfein der B ew egten. D a s einzige Kam pfm ittel d es M a rrism u ^ ift nämlich die B ew ußtf e in sf chär fung und B ew ußtfeiuszuspitzuug de^ P r o le ta r ia ts. D a ^ B ew u ßtsein ift Selbftzweck! W enn ihr A rbeiter w ißen werdet, wer ihr seid und w ie eure klaffen - läge ist, so geschieht a lle s vou Selhft. D ie P red ig t

^ und M ission findet hier ihr eigentliches Feld. E in ^ eutkauSchter S o zia list sagte m ir: R uu . w en ig steu s haben w ir dem A rbeiter da^ B ew u ß tsein seiner

^ 1... K lasfenlage eingeim pft! Tatsachen p lu s B ew u ß tsein

^ der Tatsachen bringen deu Fortschritt hervor. M a r^

steht, w ie fein V erehrer .Heß schon von dem D r e i- uudzw anzigjährigeu gesagt hat, in der R eihe der . praßen A ufklärer V aple-H vlhach-B oltaire al^ Zer^ ^ 1 2

(15)

störer des D äm m erschlafes der Menschheit, aliZ V ollen - der ihres taghellen B ew ußtsein. W ir heute w iß en e in Lied zu finaen von den Krankheiten^ d e s B ew u ß tsein s. D a s B ew u ß tfein üb erlichtet, über-

hiht und übertreibt alles, w a s e^ ergreift. Bewußt^

fein ist agresfiv, zweifelsüchtig, streitbar. B ew u ß t- sein entzündet sich an Kampf und Gegensatz. E s w irkt freudezerstörend. B ew ußtsein ist M iß tran en .

^ V V ertra u en herrscht ist B ew u ß tsein Lu^us. I n m ein in d ivid u elles B ew u ßtsein mnß ich nnr die P ro - blem e hineinziehen, die unentschieden, fragw ürdig, .zweideutig siud. D ie Lebeusorduung, die versagt, die

muß ich m ir ,,klar" machen. Züchtuug de^ Klassen- sbewnßtsetns, koste es, w a s es w olle, zerstört den K redit, den jeder Mensch dem Leben möglichst lange

zu gewähren wünscht.

E s ist der S ie g der A ufklärung, den der S o z ia - lis m u s ermöglicht. die In tellek tu a lisieru n g des letz- ten V o lk sg eh irn s. es sei Kind oder G reis, Knecht oder M a g d . D a s "Co^ito er^o sum" des D e se a r te s

w ird hier in grandioser U ebertra^uug auf den letz- ten Sterblichen ansgebreitet, D a m it wird der Tnp des Philosophen zur N orm der Menschheit aeftem^

pelt. Aber der Mensch, der sich über die W elt den Kopf zerbricht, der Philosoph, ^ist eine A usnahm e innerhalb der Gesellschaft. D ie Philosophie, dieser gew ohnheitsm äßige Mißbrauch einer eig en s zu die- Sem Zwecke erfundenen T erm in o lo g ie, ist ein kost^

spielige^ G egengift in einem gebräuchlicher Weise v ertra u en sv o ll m iteinander sprechenden Volkskörper.

M assenbewußtsein de^ P ro leta ria t^ ift also U m w ertung aller W erte: der Mensch fleht auf dem Kopf! D a s , w a s in der französischen R e v o lu tio n

Sich vorbereitet hat: dieser Kvpfftand, da^ Abstellen auf die reine G öttin V ern u n ft w ird im S o z ia lis t m u s durch eiue iutellektueue U n ifo rm ieru n g der

M assen ausgem uuzt. W euu iu P a r is 1794 uoch Sichte bar eine G öttin diefe I d e e verkörpert hat, so ift beute gar fein e V erklärung diesem I d e a le m ehr möglich, w eil es zum bloßen trostlosen Tatbeftande

^erabgesunten ist.

W ahrend so der I n te lle k t a l s u n iform e Klassen- w affe zugespitzt w orden ist, sind die W aisen d es nor^

m a len , nnphilvsophischen G esellschaftsleb en s in Ab^

a a n g gekommen. I n einem V olkskörper, in dem statt des P hilosophen der angestammte V olkse aenosse ^ R orm alsau Vorausgesetzt w ird, ist ja das

1 3

(16)

A rsenal des öffentlichen Lebens durch Recht und Rede, U rteil und Gesetz ansgefüllt. D er n aive Volksgenosse denkt nicht, sondern er spricht, er kri^

tiü ert nicht, sondern er urteilt, er räsoniert nicht, sondern er findet da^ Recht, er lheoretisiert nicht, sondern er gibt das Gesetz Wer der abstrakten W ahrheit hnldigt, der hnldigt damit feinem eigenen Kopf- und V erstand san teil. Wer dem König hul- digt, der hnldigt damit seinem S ta m m e s-, G a ttn n g s- nnd edeblütsanteU. M it diesen geschlossenen V o lk s- körpern und adligen Stam m esord n u n gen räum t der S o z ia lis m u s ein für alle M a l ans. Er im pft den E in zeln en m it jenem T ropfen B em nßtfem , dnrch d a s er zum E inzelnen wird nnd kraft dessen er nie lvie^

der sn die einfache O rdnung von Recht, Spruch, K önigtum , Stän d en und S ip p en zurückfinden kann.

D a s M ittel, m it dem der S o z ia lis m u s diese alten Ausdrucksform en de^ V o lk stu m s ermordet, iß ihre .Herabsetzung aks Id e o lo g ie . D a m it werden die ge- wachse neu W ort- nnd G eistesform en a ls M asken entlarvt, das Recht, der G lanbe, die Wissenschaft w er- den zu Ueherhanten des Lebens. Während mau im m er gemeint halte, das chaotische Leben laffe sich nur an diesen seinen geschichtlichen A enßernngen:

Recht, S ta a t, Kirche niw . erfaßen, greift der

lism n ^ hinter a lles g esta ltete znrück in s iin aestal- tete, dort, wo freie T riebe, blinde Leidenschaften, Kampf u m s D asein nackte Arbeit - lauter e n t b l ö ß t e V orgänge de^ E h avs sich Vollziehen.

D a s G orgvnenhaupi dieser zügellosen Wirklichkeit läßt die f o r m e n der Gerechtigkeit, der R e lig io n , der S it t e zu Schemen erblassen. D a s Recht z. V., fü r jeden B ü rg er der Ansdruck des öffentlichen ^ r ie - dens, wird vom A rbeiter gew ertet al^ Waffe.

,,Arl)eitsrecht a ls M itte l im KlafsenkamPs^ lautete da^ Them a e in e s der erften freigew ählteu Aussätze, die ein sozialistischer Gewerkschaft ler auf der ^rank- furter Akademie der A rbeit ansgearb eitetet hat.^s

^Tasfenbewußtsein und die Auffassung des Lebens al^ tageswacher, friedloser ^am ps gehören zusam- men. D a s pflanzliche, harrende, empfangende,^ sin- neu de Leben w ird dabei vern ein t oder verdeckt oder Verschüttet, D a s animalische, organisierende, w ollende, aktivisnsche Leben w ird das allein wichtige.

D er S o z ia lis m u s iß uicht uur in dem gewöhnlichen S in n ^ aller politischen B ew eg u n g en M ännerbew e^

1 4 ^

(17)

gung. Er iß es noch in dem ganz ungeheuerlichen S in n e dazu, daß er auch die W eiber de^ V olkes die^

sem V e r m ä n n l i ch n n g s p r o z e ß unterzieht und Untere w irst. Er vermännlicht das ewig Weibliche in jedem Menschen. In d e m er den im M an n beschlossenen weiblichen T eil in Vergessenheit bringt, w eiß er auch der I r a n nur männliche Rechte zu geben, diese aber anch allesamt ahne A usnahm e. Er leugnet die Geschlechtsunterschiede, soweit das irgend möglich iß.

Erst an diesem Punkte wird ganz deutlich, w ie radikal er die I n t e lle ktn a l i si e r n n a bi:^ a n s bittere Ende treibt: Jederm an n wird intellektuell, das heißt also nicht etwa nur: man, sondern anch everv hodv, jeder Leih, auch die mes bliche g e sta lt wird in erster Linie a ls vereinzelter T räger von W illem V elvnßtsein, S tim m e und V ern u n ft an-

gesprochen.

I n alle dem spiegelt sich ein entfesselter g e se ll- fchastsznstand, in dem da^ Recht der Stärkeren stumm und tanh gegen alle dauerhafte O rdnung trium phiert. D a s Klasfenbewnßtsetn ist eine erschütternde Kritik der Entfesselung ^er T riebe, des

"^e^eufabhaths^ aller freien Geister", den Nlietzsche im 19. Jahrhundert geistig, M arx aber wirtschaftlich verwirklicht sah.

S o z ia lis m u s iß Gesellschaftskritik find Gesellschafts- thevrie. F ü r alle positive G estaltung aber hat er nur die in h a ltslo sen B eg riffe der ^Entwicklung" und der D iktatur, d .h . der militärischen G em alt und m ilita ri- scheu d iszip lin ierten O rdnung.

I n m ilitärischem Aufmarsch der Eutwickluug har- ren iß daher feine Zander form et. W ir Menschen sind alle S o ld a te n der A rbeit. T reten w ir in R eih und G lied. Schließen w ir u n s zu B a ta illo n en zusam m en.

D is z ip lin , S o lid a r itä t, U niform , O rgan isation - nnd der Kampf muß gew onnen werden. Wo aber gestaltet w erden mußte und muß, da macht man Ge lebe unter V erw endu ng der E rbvrdnungen: P a r - lameutarifche Prozed uren , all genlei ne BitldungI, öffentliche V ersam m lu ngen, Pressefreiheit: Kurz,

lauter schon vorgefundeue M itte l verw ertet m an, a lle s M itte l, die einen S t a a t zwischen den geselle schaftlichen K räften a ls dritten Faktor voraussehen.

D e r S o z ia lis m u s w eiß die Macht w oh l zu schätzen, w o h l zu begehreu, aber w a s a lle s dazu gehört, um Machte des ^ rieden^ zn gestalten, das w eiß er nicht.

D e n n zn jedem A ufbau gehört F rieden, V ertrau en , E ingab e, Selbständigkeit,^ U eberliefernng, schöpferi^

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Sches han d eln . F ü r all das borgt sich der S v z ia lis - m u s das In stru m en ta riu m beim alten S ta a t. I n R ußland beim A ^ t ä r , in Deutschland beim P a r la - m elltartsm u s. D ie rote Armee nnd der deutsche Reichstag find für den S o z ia lis m u s und vom S o z ia - lis m u s a u s gefeheu, beides In stru m en te, die er ent- lehuh beide haben in seiuem eigenen R epertoire keine S telle. E r lehnt fich m it ihnen an eine gestal- tete W elt an, d. h. er bricht nicht - w ie er behauptet - m it allen Id e o lo g ie n , die vvr lhm w aren : Arm ee, P a rla m en t usw., Sondern, er nutzt Sie aus, ohne ihnen irgend eln wesentliches Ellement htnzuzu- fügeis. W eil diese E lem ente aber auf vp rrevolu tiv- närem , vvrwzialißlschem B oden gewachsen sind, fv rächen fich diefe E lem ente nnter feiner Hand. Er ver- gröbert ße, und sie schlagen ihm znm Unsegeu an^.

S i e entnerven ihn, fuhren ihn von feiner eigeht- licheu Aufgabe ah. Er w ird das, lv a s er um keinen P r e is w erden durfte, w en n er fich selbst treu blieb:

unwirtschaftlich!

1918 konnte man A rbeiter trium phieren hören, w ie viele fürstliche Z iv il listen nun weg sie len und w a s für eine E rsparnis das für den S ta a t bedeute!

D a ß die D in g e nicht sv tr iv ia l lieg en und daß fchein- bar kvßfpielige Z ierrate Sparsamere Wirtschaft be- wirken können, da^ hat fich gezeigt. O rdnung ift nicht O rganisation, B V lksvrdnung lvächft langsam er a ls Gesellschaftsordnung. G en erationen w erden ver- braucht, nm gewisse L ebensform en hochzutreiben. D er S o z ia lis m u s aber hat keinerlei Weltmaßstäbe. Er w eiß nicht, daß er felbft, a ls K riegsglau b e eiue^

kämpferischen aktiv iftischen Geschlechts, w eg st erhell muß. damit F rieden w erden kann auf Erde 11. D a m it der A rbeiterbew egung ihr Recht wird, muß der S o -

^ la lism u s fallen. D e n n er kennt und anerkennt ja arun^fäplich nicht die verbindliche Kraft des Rechts.

E r kennt höchstens uebeu^ dem Recht de^ Stärkeren d a s Gesetz der großen Z ahl. E r kennt - a ils feiner demokratischen Abstam m ung - das M ajvrilätsp riu ^ zip, aber M ajo ritä ten sind zwar innerhalb einer de- Stehenden O rdnung all bestimm ter S t e lle ganz ge- eignete V en tile. Aber zerstörte O rdnungen w erden n ie a u s M ajoritäten w iedergeborem D a s W efeu der

^ erstöruug besteht ja gerade darin, daß die M ajori^

tä t eutordnet und nngeorduet ist. J ed er M a jo r itä t^

befchluß setzt E inberufu ng, Leitung, A utorität v or- a u s. W o käme sonst der R ahm en Sür die Abstim- m nng her?

D e r S o z ia lis m u s hat sich daher verzw eifelt a u f

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den T rü m m ern des sinkenden alten Staatsschisfs einschiffen müssen. Er gebraucht lind verbraucht die uoch vorhaudeueu Reste alter S ta a tsg esta ltu u g . E r Verwirtschaftet die B ürokratie, den Parlam entaris^

m u s. die W ährung, die Selb stverw altu n g. A lle s wird Von ihm ergriffen, w a s er doch nicht gemacht hat, uud w a s uun unter feiuen Händen zerfchmilzt, uoch Schneller, a ls es Sonst Schon geschehen w äre.

Deutschland iß ein elltform tes Land ohne Ord- nung. S o w e it O rdnung da ist, ist Sie unsozial istifche O rdnung. D a s fremde Wvrt^ S tru k tu r mgt deut^

licher, w a s der S o z ia lis m u s al^ militärische Oed- itnng nicht kennt. S tru k tu r iß O rdnung lebendiger G lieder zu einem V nu, in dem jeder Mensch ganz nmgeschmol^en und ganz eing^eschmolzen w ird zu einer ein zigartigen B estim m ung und Leistung für die Gemeinschaft. D e r S o z ia lis m u s exerziert gerade umgekehrt, Solange b is jeder dieselbe S tim m e und A rbeit innerhalb der M aße aufbringt. S v steht er im AugeubIick de^ Fvrm niederbruchs der W elt, die er bekämpft hat, nicht etw a a ls w irkfam es G egen- gewicht, fvndern a ls bloße ^erfetzungserfcheinung gegenüber. E r übertreibt die K om m ifswnen, die W ahlen, die parteipolitischen Schiebungen in s Lächerliche. D o r t, lvo M ilitäräh u lich es geleistet w er- den muß, im P olizeidieust, da feiert die sozialistische Führerschaft S ie g e und E rfolge. Selb st die Komm u- nisten im Ruhrbezirk organisieren zunächst und zu- erst eine P o lize i. Ob R vske, ob S e v e r in g , so iß die P o liz e i etw as, w a s dem Volke tief im B lu te liegt a u s feiner d iszip lin ierten V vrstellu n gsw elt.

I ^ . S o z i a l i s m u s a l s ^ e f e l i f c h a f t s l r i t i t . D ie militärisch disziplinierte B v rftellu n g sm elt des S o z ia lis m u s iß nicht etw a ans seinem eigenen B oden gewachsen. S ie knüpft unm ittelbar an das W efen der modernen Wirtschaft an. D ie militärische D iszip lin iß ein B estandteil der m odernen in du- strieuen W elt. W ir sagten. der S o z ia lis m u s ist die D iktatur der Theorie uher das P ro leta ria t. E r sei- der aber ist so sehr a u s kapitalistischem G eilte ge- bvreu, daß heute die U nternehm er e^ sind, die duxch- w eg marxistisch denken, fühlen und handeln. D ie p(iar

^ielfchlagw örter de^ M a r x is m u s sind Vergessen.

S e i n W efen ist doch eben Geseuschastskritik. Und a ls Ges ellschaStskritik Seiert der S o z ia lis m u s in dem Augenblick seine höchsten T rium phe, w o er politisch in Ohnmacht versinkt. B eiden hanat zusammen. J e

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richtiger, äsender, pessimistischer die Beschreibung des Tatbestandes, die I n v e n tu r des kapitalistischen P r o - zesfes durch Karl M a re iß, desto belangloser, ntvpi- fcher, kraftloser find seine Znknnftsgedankem Wer polnisch arbeitet, hat zu w ählen, ob er die Menschen zum Kampfe gegen die alte Ordnung oder zum Leben in einer neuen erziehen nnu. D er S o z ia lis m u s w ählt den .nampß Er bekämpft die Id e o lo g ie des politischen P a rteilv eien s. Aber er konstitniert sich selbst a ls P a rtei, Er bekämpft die P o lize i. Aber er übt selbst die kleinlichste S p iß elp v lizei. Er öe^

kämpft den M ilita t is m n s . Aber das Kennzeichen des M ilita r ls m n s , die U niform ierun g, die Gleich- mache rei übertreibt er inlZ Mfaßlvse, Er bekämpft das B ü rgertu m . Aber alle g eizig en Laster des liberalen B ü rg ertu m s: A th eism u s. D a r w in is m u s , Relativ v ism u s, M o n ism u s ufw. nsm. ahmt er w ie ein ge^

lehriger Schüler knechtisch nach. Er trägt andachtsvoll die abgelegten geistigen Kleiderm vden der B ü rger auf. G ellau mie die „alten" Bauerntrachten anfs Land gewanderte alte Büraerkostüm e a n s den S täd ten darßellen, w verführt der S v z ia I is m n s die A rbeiter zum T ragen der abgelegten G roßväter- ansichte )s der B ourgeoisie ; nnr w eil seine G ründer eben in diesen Großväteransichten groß geworden w aren. Er bekämpft das „M ittelalter" nnd führt eben dadurch flicht etwa den S ie g des S o z ia lis m u s , sondern die Trinm phe des m odernen Hochkapttalis- m u s herauf, T rium phe. die alles in Schatten stellen, w a s M a rr sich je hat träum en lassen. Hier stehen w ir an einer K ernfrage. D er S o z ia lis m u s lern t a n s der Geschichte h e 1V n ß t. u n d eben deshalb prellt er sich selbst nm seine Geschichte. D en n alle Ge- schichte kommt nicht durch B ew u ßtsein, sondern dnrch U eberm ältignng de^ B ew u ß tsein s zustande.

D ieser eine Punkt ist von zentraler B edentung.

E r zeigt nämlich, w a s es heißt, daß sich im S v z ia lis - m u s die Gesellschaftskritik bew ußt al^ Großmacht etabliert hat. An dem Punkte der historischen Nutz- anw endung wird es deutlich, daß P o litik und G e- seuschastskritik zw ei getrennte D in g e sind. D e r S o z ia lis m u s siegt a ls Gesellschaftskritik, w e il er a lle s Leben rücksichtslos uuter die Lupe de^ B e - w u ß tsein s nim m t, E r u n terlieg t at^ politische ^ raft, w e il er a u s B ew u ßtsein herau s die R e v o lu tio n de^

vierten S ta u des a u s der R e v o lu tio u de^ dritten S ta n d e s folgen läßt. W eil der dritte S ta u d in ge- schichtlicher S tu n d e au:sgerufeu hat: "W as ist her dritte S ta n d ? Nichts. W as kann er w erden? A lles" , 1 8

(21)

deshalb - so wird gefolgert - mnß der vierte Stand dasselbe Rezept anwenden. W eil 1789 das ancien reenme mit S tu m p f nnd S t i l allsge rottet morden iß, deshalb muß das P ro leta ria t das bürgerliche Regi^

ment m it S tn m p f nnd S t i l ansrotten. D ie Id e o lo g ie M a rx en s nnd L enins, Engels^ nnd T ro zk is lverdell 1n einer aeradezll erßannlichen Weise von diesem Bergleiche beherrscht. D ie Stadien des revvln tio- naren ^ am pses werden danach studiert und erwartet.

D ie P red igt des nrreVVlutwnären Charakters der Soziald em okratie w ar ein unentbehrliches R elnnüt seit dem B eg in n der B ew egun g, ^lher R ev o lu tio n w ird vergebens 70 I a h r e lang gepredigt. R evoln tivn ist im m er ein nnvvrhergesehenes E r e ig n is, iß Imnke in ein Pu lversaß, Kopfsprung nnd nnvernünstig. D ie R e v o lu tio n kann nnr eintreten. w enn die Leidenschas- ten mit den Menschen durchgehen. D ie siebzig^

jährige R ep vln tivn sp red igt bedeutet v iel eher eilte geistige B vrw egnahm e und Sch u lim p fu n g gegen die R e v o lu tio n a ls ih r e V orbereitu ng. Tolstoi nnd D vftv- iew sk i haben in R nßland nnd ans die Rnffeu ficher Viel revoltierender nnd revolutionierender gewirkt.

M a r x e n s offen - revolu tion äre Geschichtskonstrnkti^n Stimmt nicht, w e il eine vffen^revvlntionäre Lebens- haltuug, im m er nur a n s R ot, nie a n s B ew ußtsein fruchtbar werden tauu.

D ie lauge seßgehgltene revolu tion äre Phrafe kann zw ar im G ehirn die P lä ß e für alle fruchtbaren Gedanken beschlagnahmen nnd beleaen Aber fie kann, eben w eil sie die srllchtbaren Gedaukeu nieder- halt und an sjätet, n iem a ls den Kurzschluß einer elektrischen Strvm katastrophe mehr herbeisührem S ie entlädt die G ehirnzellen nnd macht sie stromschmach vor der Z eit, Und im entscheidenden Augenblick ist nichts mehr ^am E xplodieren da.

O hne B ild gesprochen: Nichts kaum in den M en - scheu hinein, w a s nicht irgendw ie in ihm schon von N a tu r gewesen iß . D e s M eu scheu N a tu r w ird die ersten dreißig I a h re sein es Lebeus zu Ende ge- boreu. D e r S ä u g lin g ist erst scheinbar ausgetraigeu.

I n W ahrheit geht er zu G runde. w enn ihn nicht eine sefte O rdnung noch Jahrzeh nte hindurch langsam a u s seinen Eierschalem W indeln. Schranken, ^ em - m ungen, V o ru rteilen , V erw irru n g en herauslvickelt nnd entwickelt. ^ D e r Riederschlag dieser Umwelt:^

E lte r n , E ltern h a u s, Schule H eim at, Lehre, B a te t- land, Genossen, Liebe n iw . in sein G em üt und in seiu

^ ir u bildet ihn ^um Menschen. ^ e positiver ach diese

^Bilder in ihm niederschlagen, desto kraftvoller w ird 1 9

(22)

der Erwachsene a n s diesen B ild ern wieder seiner^

je its wirtliche O rdnungen nach anßen hervvrbilden.

R ev o lu tio n iß Erschütterung. In fragestellu n g der alten B ild er, die ßch in u n s eingearaben haben. E b en deshalb darf R ev o lu tio n nur vorüberaeheud den ein^

deinen Menschen durchzucken und durchrasen. S i e muß genau w ie die Liebe^leideufchaft - fo in ten - fiv ein wirken, um eine V erw and lun g der auf^

gespeicherten Eindrücke ulid Gedaukeuhilder hervor- zu rufen. D e n n diese V erw and lun a erneuert die Eindrücke, so daß sie lebensnah und "m odern^ daß fie ver-"mend"bar werden. S i e darf umgekehrt nicht fo^

lauge daueru und So tief gehen, um das aufgespei- cherte geistige Erbgut zu zerstören. Wv nichts ift, da hat der Kaiser sein Recht verloren. I n zerstörte^

unbestellte, nicht m it S a a t bedeckte S e e le n n u d G e- hirne kauu der b u llte der R ev o lu tio n nie m it A u^- ficht auf E rfo lg schlagen. E s ift ja uichts zum V er- w andeln da. E in Monarchist, der nch zur R epublik bekehrt, der kann die ganze heiße Liebe, die er sei- nem K önige entgegen gebracht hat, auf die F r e ih e it des V olkes übertragen. E in Mensch, der nie eine O rdnung lieben, ehren und h eilig halten gelern t hat, der kann auch die revolutionärste O rdnung n u r m it demselben Geschimpf belegen w ie die alte. S ie h -

^ig I a h re R ev o lu tio n a ls unverm eidlichen Selbst- zweck predigen und alle R eform en verhöhnen: d a ^ heißt nicht etw a R ev o lu tio n machen. sondern die Ge^

sellschaftskritik zum R an ge e in e s ständigen S t a a ts - am tes erheben. D ie s aber ist in der T at die positive Leistung des M a r x ism u s. E r entdeckt, daß die G e- seuschaft ihreu offiziellen advaeatu s diabdu braucht, die proletarische wohlgem erkt genau w ie die bürge r- liche. D e r G eiß der R e v o lu tio n w ird in Per^

m anenz erklärt. D ie M asken der aefellschaftlichen Zustände m u ffen den Menschen unausgesetzt vom Gesicht gerissen werden. Gesellschaftskritik ist ein M itte l, um die Gesellschaft am Leben zu erhalten.

D ie V erw ertu n g de^ P r o le ta r ia ts sür diese A ufgabe ift eiue zeitbedingte. A ls Gesellschaftskritik ist der S o z ia lis m u s uicht au das P r o le ta r ia t im b isherigen S in n e gebunden. D e u u jede ^ e it hat i h r P r o - letariat. D er A rbeiter ist heute nicht der P r o le ta r ier im em iuenteu S in n e des W ortes. ^ u diesem Augen^

blicke aber hört er auch auf, der gegebene B o r^

kämpfe r des S o z ia lis m u s zu senk.

D ie Schärfe und S tärk e de^ S o z ia lis m u s lieg t in der E n tla rv u n g ideologisch verbräm ter Tat^

bestände. Gesellschaftskritik im S in u e einer rücksichts^

(23)

losen Nachprüfung der ^eü eh nn ask oßen jeder be^

stehenden O rdnnug, eines ^..Rüttelns an den G rund- lagen des B egehenden" stellt sich heute im Z eitalter der Masse a ls eine A ngelegenheit heraus, au der die Masse nur zeitweise und nur bedingt A n teil nim m t.

^Dre moderne Presse znm B eisp iel. einschließlich der Arbeiterpresse, zeigt ßch mehr nnd mehr dieser Auf^

gäbe nicht gewachsen. D ie ^esellschasiskritik sieht sich also daraus verwiesen, andere O rgane auszubilden,

^ um durch ße hindurch diese von M a rr klar erkannte notw endige Funktion im V olksleben fruchtbar a n s- üben zu können. T ie Wissenschasten der Hochichulen und d ie ^ lr ch en ^ a h e n ja zunehmend vor dem K riege eine Verherrlichung des Bestehenden anskommen lassen und ßnd dadurch kom prom ittiert. I e d e n sa lls handelt es sich bei dieser R olle des S o z ia lis m u s a ls eiu es Z u ch t m e i ß e r s um eine Ausgabe, die nicht entbehrt w erden kaum Uud in dieser Aufgaben^.

stellung ^scheint m ir die. bleibende B edeutung des S o z ia lis m u s zu liegen, denn er schasst der radikalen V ern ein u n g, dem N ih ilis m u s . seinen P Iaß in der W elt, w o er zu einem S p o rn für das Leben w ird.

W as politisch und ans ganze V v lk steile angew endet, zu einer Zerstörung der Schaffenskräfte und zu einer E ntkräftigung der verw andelnden E nergien im Volkskörper geführt hat. ist, cnm ^rano salis an- gewendet, ein unentbehrliches T eu fe lse li^ ie r .

E s iß hier nicht der O rt. ans diese selbständige E rbfolge des S o z ia lis m u s al:s Geseuschaftsklltik näher ein zu geh en ^ E s genügt, seStlnchalten. daß feiue Leistung sich wahrscheinlich nicht in seinem politischen Znfammenbrnch erschöpft. D aß aber vor feiner kriti- schen B loßstellun g wirtschaftlicher Tatbestände dio.

In d u strie heut weitgehend geistig kapituliert hat, macht die Lage zu einer so üb eraus verw orrenem D e r I n d u str ie lle sch ent sich heut nicht, die Menschen genau so in G eld esw ert ein^ukalkulieren, w ie a lle anderen D in g e. D e r Verkauf der W are A rbeitskraft durch den A rbeiter an den U nternehm er ist eine Vor^

Stellung, die G em eingut u n seres protetarierten V o l- kes gew orden zu sein scheint. D ie W ohnungsfrage w ird in der rohsten Weise aus lauter äußerlich ge- faßte Umstände (Leistung p lu s L ebensalter p lu s

^am ilieustaud) iu tppifch militaristischer Weise von A rbeitgeber und A rbeitnehm er ^urückgeführt. D e r A rbeiter w ird damit noch ausschließlicher in die U n iform de^ A rbeitssoldaten hiueiuaezw äugt. Die^

^bürgerliche Id eo lo g ie" , uach der jederm ann delr Marschallstab im T ornister trägt, ist zerstobeu. E ^

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trium phiert die marxistische Beschreibung des kapi- kaustischen Tatbestandes in demselben Augenblicke, Ivo der von M a rr angedentete Lösungsvorschlag leinen wirklichen G lauben mehr findet. M an 1 er- gegenw ärtige sich, w as das heißt: M a re selber hatte die G lut seiner wahrhaft mordet ischen .^rnik doch a n s dem g la u b e n an die iieberwnldbarkett dieses

kritischen Zustandes der W eltarbeit geschöpft, Er hatte die W elt nur deshalb a ls ^ ö lle aeschildert, w eil er ein Ende der Hölle ankändiate. ^ n der Art, w ie er oder w ie seine A nhänger die .^ölle in den Häm- m el um schlagen sahen, w ird der K a p ita lism u s nicht ausgehen. V on Trotz kt angesanaen glaubt niem and mehr in jenem lehten und tientell S in n e noch an da^

W under, daß er etwa danach handelte. Trvhki hat jüngst gesagt: der A rbeiter habe keine wirtschaftliche Z ukunftsaufaabe; er habe nnr noch eine kosmische, den A th e ism u s zu verkörpern. D a m it tut er da^, lva^

w ir weben verflicht ha bell: er aibt die politische R o lle des S o z ia lism n s p reis, nm feine B ed eu tun g a ls geistige Kritik ,^n retten. Er läßt eben damit die Lösllngsannahm e des M a r a s m u s fallen.

S v bejaht hente die Wettarbeiterschaft nnd die W eltindnstrie - am menten aber IInterllchm er und Arbeiter in Dentschland - die kapitalistische Hölle und bekennen sich zu ihr, ohne an iraeud ein Ent- rinnen daraus ^u alanben.

D er m lt geistiger Verantmvrtlichkeit beladene Lehrer, Forscher. Kritiker im Volke sieht sich darum p löblich isoliert. Weder die herrschende Schicht, da^

G roßbürgertum , nach die Abhängige. das lvhnarbei- teude Volk steht in lener S p a n n u n g , die a lle in den Menschen geistig erschließt, - in der S p a n n u n g zmi^

fcheu der Furcht von heute und der H offnung auf m orgen der H vsfnnng vvn hente und der Furcht Vor m orgen W as nüed es dem A nrißen. dem Histo- rtker, dem T heologen, daß ße die alte S ta a tsv r d - nu u g gepriesen und verherrlicht haben und damit die herrschenden Klaffen in ihrer Freude am Besitz, in ihrer Augst vor dem heraufziehenden G ew itter be- stärkt haben? D a^ heutige G roßbürgertum hat a lle herrschenden Schichten de^ akteu S ta a te s : Adel, M llitä r , B eam tu u g in ßch hineingeschlungen und m it seiner unverhüllt marxistischen A r b e it e nph W irtfchafsaufassuug jede V erklarung feiuer d^err- fchaft für überflüssig erklärt. Er glaubt, keiner B e r - herrltchung zu bedürfen, Umgekehrt kapitulieren die A rbeiter vor h er B lutvkratie. D e r A rbeiter ift zum Machtmen scheu durch die proletarische B em e-

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