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98 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Mai 2018 | www.diepta.de

K

osmetik lebt von

Innovationen, die manchmal tatsäch- lich bahnbrechende Wirkungen mit sich bringen, denkt man beispielsweise an Fruchtsäuren, Urea oder Hyalu-

ronsäure. Hoch im Kurs stehen derzeit bei Beauty-Bloggern, in sozialen Netzwerken und damit schließlich auch in Parfümerien und Drogeriemärkten Produkte mit Aktivkohle. Was können sie wirklich?

Schwarze Kosmetik bringt Kohle Vorreiter waren Mascara, Eyeliner, Kajal, Lidschatten und Zahnpasten mit tiefschwarzer Note. Dann folgten Gesichtspa- ckungen „Black Masks“, Sham- poo, Peelings sowie Produkte

zur Gesichtsreinigung. Neuer- dings gibt es sogar kohlehaltige Smoothies oder Kaffee Latte mit entsprechendem Zusatz. Die Preisspanne für kosmetische Produkte reicht dabei vom Dis- countbetrag bis in die hoch-

Black Beauty

Porentief rein: Gegen gestresste und unreine Haut sind zahlreiche Produkte wie Phönix aus der Asche entstiegen. Dank schwarzer Kosmetik sollen Zähne blütenweiß werden und die Haut ebenmäßig.

© petrenkod / iStock / Thinkstock

PRAXIS HAUT

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preisige Etage. Für eine Tube schwarze Zahnpasta sind man- che Kunden bereit bis zu 30 Euro zu berappen. Es sind geschickte Marketingstrategien, die dahin- ter stecken. Denn im Grunde ge nommen ist der Trend um Produkte mit Aktivkohle schon recht alt. Denkt man beispiels- weise an die alten Ägypter um Nofretete und Tutanchamum:

Für ihren schwarzen Lid- oder Kajalstrich bedienten sie sich an Kohle. Afrikaner und Asiaten nutzen Kohle seit alters her als Zahnputzmittel.

Schwarzmalerei auf der Verpackung Aktivkohle kommt ursprünglich aus der Medizin und wird erfolgreich bei Vergiftungen oder als Kohle- tablette bei Durchfall eingesetzt.

In Kläranlagen dient sie zur Wasserreinigung. Sogar in der Lebensmittelindustrie spielt sie eine Rolle: So werden zum Bei- spiel Biere, Suppenwürze oder Fruchtsäfte damit gereinigt.

Grund dafür ist ihre Fähigkeit, dank ihrer porösen Struktur und damit verbunden rie sengroßen inneren Oberfläche, Stoffe an sich zu binden. Aktivkohle wird bei sehr hohen Temperaturen aus verbranntem Holz, Torf, Braun- und Schwarzkohle, Fruchtkernen, Kokosnussscha- len und anderen kohlenstoff- haltigen Stoffen gewonnen.

Allerdings können dabei auch Schadstoffe entstehen. Deshalb lohnt sich der Blick auf die INCI-Deklaration. So bemän-

gelte beispielsweise die Zeit- schrift Ökotest in einem Test über Kosmetik mit Aktivkohle, dass eine Reihe davon polyzyk- lische aromatische Kohlenwas- serstoffe (PAK) enthält. Diese sind laut der Europäischen Kosmetikverordnung EU-weit verboten, weil sie im Verdacht stehen, eine krebserregende Wirkung zu haben. Klären Sie Ihre Kunden im Beratungsge- spräch auf. Steht auf schwarzer Kosmetik beispielsweise „De- tox-Effekt“, „Deep Black“ oder

„Zum Klären der Haut“, sagt

das nicht aus, ob tatsächlich echte Aktivkohle mit im Pro- dukt steckt. Hier kann es sich beispielsweise um CI 77266 be- ziehungsweise Carbon Black handeln. Mit Aktivkohle hat das wenig zu tun. Es ist schlichtweg Ruß, der besonders gerne für dekorative Kosmetik wie Wim- perntusche, Eyeliner, Kajal oder Lidschatten Verwendung findet.

Diese bringen lediglich Farbe, haben aber nicht die reinigende und entgiftende Wirkung, die mit Aktivkohle sonst assoziiert wird. Echte Aktivkohle-Kosme- tik erkennen Sie in der Inhalts- stoffübersicht an Begriffen wie

„activated charcoal“ oder „char- coal powder“. Auch wenn „mit Kohle“ auf der Produktvorder- seite steht, lohnt der Blick in die INCI-Liste.

Wirkungen sind fraglich Schwarze Masken und Zahnpas- ten sind besonders bei jungen

Frauen beliebt. Wohl auch dank der Verbreitung über soziale Kanäle wie Beautyblogs und Tu- torials, in denen genau erklärt wird, wie schwarze Kosmetik am besten angewendet wird. Dank ihrer schwammähnlichen, sehr porösen und damit großen Oberfläche ist Aktivkohle in der Lage Schmutz und Gifte zu bin- den. Deshalb heißt es auf ent- sprechenden Kosmetikproduk- ten gerne, dass sie für feinere Poren sorgt, unreine und fettige Haut klärt und mattiert sowie sämtliche Verfärbungen durch

Kaffee, Tee, Rotwein oder Nikotin von den Zähnen löst. Al- lerdings ist fraglich, wieviel Schmutz und Ablagerungen dank solcher Produkte von der Haut gelöst werden können, wenn Aktivkohle Bestandteil einer Creme oder Maske ist.

Denn in eine Grundlage eingear- beitet, bleibt von der Adsorp- tionsfähigkeit nichts mehr übrig.

Bei schwarzer Zahnpasta ist der reinigende Effekt wohl eher auf die scheuernde als adsorbierende Wirkung zurückzuführen.

Schwarzer Puder zieht keine Gifte und Bakterien wie ein Schwamm aus der Haut, sondern wenig selektiv alles was in seine Nähe kommt. Einerseits können das abgestorbene Hautschüpp- chen und Umweltgifte sein. An- dererseits aber auch Lipide, Vita- mine, Mineralstoffe oder zum Beispiel Lichtschutzfilter. So eig- nen sich Black Peelings und Masken für Kunden mit trocke-

ner Haut nicht, sie läuft Gefahr noch trockener zu werden.

Schwarz bindet alles – Vor- sicht bei Medikamenten Die Anwendung auf der Haut ist eine Sache. Die Einnahme bei- spielsweise als Zusatz in Smoo- thies, Kaffeegetränken oder Müsli eine andere, mit oft un- terschätzter Wirkung. Aktiv- kohle hilft nicht nur bei Durch- fall oder gegen verschiedene Gifte. Sie kann auch Einfluss auf die Wirkung von Arznei- mitteln haben. Deshalb ist vom

innerlichen Gebrauch, außer bei medizinischer Indikation, abzu raten. Ist eine Kundin auf der Suche nach Produkten zur Hautreinigung oder Verfeine- rung des Hautbildes, gibt es in der Apotheke bewährte Klas- siker wie Heilerde und Ton- mineralien. Daraus hergestellte Masken, Cremes und andere Reinigungsprodukte enthalten gut untersuchte Inhaltsstoffe.

Sie erfüllen den gleichen Zweck, ohne dabei negative Begleit- stoffe mitzubringen. Zur An- wendung auf der Haut sind Produkte mit Aktivkohle ein Trend bei fettiger und unrei- ner Haut. Für sensible, trockene oder faltige Haut empfehlen Sie bitte lieber gut verträgliche und wirksame Alternativpro- dukte. ■

Kirsten Metternich von Wolff, Freie Journalistin

Die Zeitschrift Ökotest beschäftigte sich im vergan- genen Jahr mit Aktivkohleprodukten für Haut, Haare

und Zähne. Keines der untersuchten Produkte kam über die Note „befriedigend“ hinaus.

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Mai 2018 | www.diepta.de

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