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Ödon von Horváth – Leben, Werk und Zeit

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Academic year: 2022

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ... 2

2. Ödon von Horváth – Leben, Werk und Zeit ... 4

2.1 Mischung der Kulturen ... 4

2.2 Murnau, München, Berlin ... 5

2.3 Die Bergbahn ... 6

2.4 Sladek der schwarze Reichswehrmann ... 7

2.5 Horváth – politische Einstellungen ...10

2.6 Der ewige Spießer ... 10

2.7 Horváth und seine Einstellung zum Nationalsozialismus ...11

2.8 Der Weg ins Exil ... 12

2.9 Die letzte Romane ... ... 14

3. Horváths Theaterstücke ... 15

4. Horváths Prosa ... 16

5. Das Zeitalter der Fische – Jugend ohne Gott, Ein Kind seiner Zeit ... 18

6. Jugend ohne Gott ... 19

6. 1 Erste Entwürfe ... 19

6.2 Interpretationsansätze ... 20

6.3 Jugend ohne Gott – Handlungsanalyse ... 21

6.3.1 Überblick ... 21

6.3.2 Die Ereignisse in der Schule ... 22

6.3.3 Im Zeltlager ... 26

6.3.4 Der Prozess ... 29

6.3.5 Die Jagd nach dem Mörder ... 30

7. Das Tod-Motiv ... 34

8. Chronik – Daten der Vorkriegszeit ... 36

9. Fazit ... 39

10. Verwendete Quellen ... 41

10.1 Primärliteratur ... 41

10.2 Sekundärliteratur ... 41

10.3 Internetquellen ... 42

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1. Einleitung

Ödon von Horváth ist ein Schriftsteller der eher als Dramatiker in der Literarwelt bekannt wird, und der in besonderem Maße als Bühnenautor rezipiert wird. In meiner Arbeit widme ich mich aber Horváth als Schriftsteller im allgemeinen, unter dem Aspekt seiner Prosawerken. Denn prosaistische Texte Horváths sind nicht weniger so interessant wie seine Theaterstücke. Ich versuche sowohl die Aspekten der Zeit, in der Horváth lebte, zu berücksichtigen, als auch ihre in den Texten ausgeprägte Reflektion zu erfassen. Ich widme mich den wichtigsten Ereignisse Horváths Leben, die sein literarisches Schaffen beinflussen konnten und die auch in seinen Texte widerspiegeln. Vorallem konzentriere ich mich an einen der letzten Romane Horváths, Jugend ohne Gott, der meiner Meinung nach ein von seinen besten Prosawerken überhaupt ist. Komplex den Roman zu befassen, ist aber eine Aufgabe für eine längere Literararbeit, deshalb widme ich mich vorallem der Handlungsanalyse des Romans auf Basis der Textanalyse und nicht umgekehrt. Trotzdem versuche ich die einzelnen Motive und Symbole, die beim Horváth wichtig sind, verarbeiten und diesen mit Hilfe der Handlungsanalyse aufklären und erklären.

Horváth benutzt im Roman Jugend ohne Gott eine Reihe von Symbolen und Motiven, die zusammen verbunden sind. Die Symbole und deren Bedeutung werden schrittweise entblößt und dem Leser eröffnet sich mit der Zeit eine große Welt der Fragen, der Fragen nach Leben, Tod und Glauben, bzw. Gott. Das sind ja auch die wichtigsten Themen, die Horváth interessieren: wie und von welchen Aspekten das Leben eines Menschen beeinflusst werden kann, und Tod auf verschiedene Art und aus verschiedenen Winkeln zu betrachten. Dem Tod- Motiv in diesem Roman widme ich auch eine ganze Kapitel (Kap. 7).

Horváth als Schriftsteller der Zwischenkriegszeit wird oft als Schriftsteller der antifaschistischen Literatur angesehen, doch er versucht näher zu treten und die antifaschistische Einstellung auch mit anderen Phänomenen zu verknüpfen, wie schon erwähnt wurde, mit dem Glauben, mit dem Göttlichen, mit der christlichen Ethik, mit der Moral. Dazu verwendet er Symbolik der Augen, in denen sich alles zeigen lässt, in denen sich alles widerspiegelt – alle Gedanken und alle Gefühle - Angst, Liebe, Hass, Demütigkeit, Hochmut und Stolz, Aggression, Gewalt, Anmut und Zärtlichkeit, Neid, Begehr und Sehnsucht, Leere und Einsamkeit, Wissbegier und Apathie, Kälte und Innigkeit.

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In diesem Roman spielen außer dem Augenmotiv und dem Tod-Motiv auch andere Motive eine erhebliche Rolle: das Fischmotiv, das Gottmotiv und die Jugend als Motiv. „Alle diese Motive verbinden sich zu einem Motivkreis, der den gesamten Text verklammert.“1 Ich verarbeite diese Motive in der Kapitel der Handlungsanalyse (Kap. 6), das aber nicht als Einzelteilen, sondern als eine zusammen verbundene Motivkette, die durch die ganze Handlung als ein roter Faden durchflechtet.

Eine nicht unwichtige Bedeutung in Horváths Werken, beziehungsweise im Roman Jugend ohne Gott, spielen auch die geistgeschichtlichen Bezüge – der philosophische und historische Aspekt, Verweisungen auf historische Begebenheiten und Verwendungen von vielen Zitaten.

Wie gerade im Roman Jugend ohne Gott, die Verweisungen auf Marie Antoinette oder auf die Plebejer, die die Macht in der Römischen Republik übernommen haben – sowie die Anhänger des neuen Zeitgeistes, in dem der Erzähler des Romans und Horváth selbst gelebt haben. Oder die Gestalt des ehemaligen Lehrers, des Julius Caesars, die eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit Psychologisieren (und Psychoanalyse von Sigmund Feud) spielt. Im Roman spielt er aber auch die Rolle des „Zitatenträger der alten Welt, die langsam von neuen Zeitgeist verdrängt wird.“2 Zitaten und Verweisungen vorallem auf biblische Texte und Gestalten, sind beim Horváth auch sehr wichtig – wie zB. in Jugend ohne Gott, spielt Horváth im Verwendung der Gestalten von Adam und Eva an, auf die biblischen Figuren und deren

„Versuchung und Fall“. Horváth benutzt oft Zitate aus der Bibel um seine Gestalten in den Zweifel an und über Leben, Tod und Gott zu stellen.

In meiner Arbeit widme ich mich auch dem Zeitgeist, in dem Horváth seine Werke schrieb und der sein Schaffen beinflusst hat. Am meisten wurde er aber in der Vorkriegszeit beeinflusst, in der Zeit der zunehmenden nationalsozialistischen Tendenzen, die seine pazifistische und später anti-nationalsozialistische Ansichten und Gedanken verstärkert haben und die Horváth auch in seinem Werk stark gezeigt hat.

1 Schlemmer, Ulrich: Ödon von Horváth, Jugend ohne Gott: Interpretation/von Ulrich Schlemmer. Oldenbourg 1993. S.35

2 ebenda S.45

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2. Ödon von Horváth - Leben, Werk und Zeit

2.1 Mischung der Kulturen

Ödon von Horváth (Taufname Edmund Josef) wurde am 9. Dezember 1901 als Sohn des österreichisch - ungarischen Diplomaten Dr. Edmund Josef Horváth und Maria Hermine Horváth (geb. Přehnal) im damals ungarischen Fiume (heutige Rijeka in Kroatien) geboren.

Der Stammbau Schriftstellers weist neben den ungarischen und kroatischen Vorfahren väterlicherseits auch tschechische und deutsche Vorfahren mütterlicherseits auf.

„Ich bin eine typisch altösterreichisch-ungarische Mischung: magyarisch, kroatisch, deutsch, tschechisch – mein Name ist magyarisch, meine Muttersprache ist deutsch. Ich spreche weitaus am besten Deutsch, schreibe nurmehr Deutsch, gehöre also dem deutschen Kulturkreis an, dem deutschen Volke. Allerdings: der Begriff »Vaterland«, nationalistisch gefälscht, ist mir fremd... Also, wie gesagt: Ich habe keine Heimat und leide natürlich nicht darunter, sondern freue mich meiner Heimatlosigkeit, denn sie befreit mich von einer unnötigen Sentimentalität.“ 3

Die Mischung der Kulturen begleitete den Schriftsteller sein ganzes Leben lang. Kurz nach seinem Geburt zog die Familie in Belgrad um, wo Horváth seine erste Lebensjahre verbrachte. Später besuchte er Schulen in Budapest, Bratislava, Wien und München.

„...Während meine Schulzeit wechselte ich viermal die Unterrichtssprache und beendete fast jede Klasse in einer anderen Stadt. Das Ergebnis war, daß ich keine Sprache ganz beherrschte. Als ich das erste Mal nach Deutschland kam, konnte ich keine Zeitung lesen, da ich keine gotische Buchstaben kannte, obwohl meine Muttersprache die deutsche ist. Erst mit vierzehn Jahren schrieb ich den ersten deutschen Satz...“ 4

Anschließend studierte Horváth Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft an der Münchner Universität, wo er auch seine erste Literararbeit „Das Buch der Tänze“ (erschien 1922 im El Schahin-Verlag München, in einer Auflage von 500 Exemplare) publizierte. Das

3 Krischke, Traugott. Prokop, Hans F.: Ödon von Horváth: Leben und Werk in Dokumenten und Bildern.

Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main 1972. S.13

4 ebenda S.22

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„Buch der Tänze“ ist eigentlich eine Pantomime, die von Siegfried Kallenberg in Musik gesetzt wurde. Horváth und Kallenberg „verfolgten die Absicht mit dieser ´Tanzdichtung´

eine ´innigere Verschmelzung von Dichtung und Musik, die durch die tänzerische Darstellung zur Einheit erhoben werden sollte´ zu erreichen.“5

2.2 Murnau, München, Berlin

Um 1923 zog Horváth in das Landhaus seine Eltern nach Murnau um, wo er sich intensiv der schriftstellerischen Arbeit widmet. Hier enstanden „die Fragmente von „Dósa“ und des Schauspiels „Mord in der Mohrengasse“, aus dem einzelne Motive in späteren Volkstücken wieder auftauchen.“6

In Murnau schreibt Horváth auch seine ersten Prosaskizzen „Sportmärchen“, die später in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften erschienen wurden. Wie zB. „Was ist das?“,

„Start und Ziel“ und „Vom artigen Ringkämpfer“, die im November 1924 in der Berliner Zeitung gedruckt wurden. Zwei seinen „Sportmärchen“ - „Legende vom Fußballplatz“ und

„Himmelwärter“ – handeln um einen armen Bube, der Fussball überalles liebte und der bei jedem Wetter auf der Tribüne saß und dem Fussballkampf seines beliebten Fussballmanschafts zuschaute. Bei einem Fussballspiel erkältete sich der Bube aber und starb.

„Aber die Engel bringen ihn zum überirdischen Fußballwettspiel »mit den Besten der seligen Fußballspieler«.“7

Das Motiv dieser Geschichte benutzt Horváth später auch in seinem Roman „Jugend ohne Gott“ in der Kapitel „Der Tormann“, in dem „ein Tormann an das Krankenbett eines Junges gerufen wurde, der sich erkältet hat.“8 Diesem Motiv und dieser Geschichte widme ich mich in meiner Arbeit noch später, in den Kapiteln 5.3.2 Die Ereignisse in der Schule und 6.

Das Tod-Motiv.

5 Krischke, Traugott: Ödon von Horváth: Kind seiner Zeit/Traugott Krischke, Ullstein. Berlin 1998. S.38

6 Karlavaris-Bremer, Ute. Müller, Karl. Schulenburg, Ulrich N.: Geboren in Fiume: Ödon von Horváth: 1901- 1938: Lebensbilder eines Humanisten. Löcker Verlag/Thomas Sessler Verlag. Wien 2001. S.228

7 Krischke, Traugott: Ödon von Horváth: Kind seiner Zeit/Traugott Krischke, Ullstein. Berlin 1998. S.54

8 ebenda S.55

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Seit 1923 wirkte Horváth auch als Journalisten. Er arbeitete für die Münchner satirischen Wochenzeitung „Simplicissimus“, für die Berliner „Berliner Volkszeitung“ und „BZ“, wo er auch seine erste Prosatexte „Sportmärchen“ publizierte (s.o.).

Die Pariser-Reise, die Horváth mit seinem Bruder Lajos im Herbst 1923 machte, bedeutete für jungen Ödon einen neuen Impuls für sein nächstes Leben und seine literarische Arbeit.

Horváth entschloss sich nach Berlin umzuziehen. Das Millieu der Großstadt bot nicht nur bessere Verdienstmöglichkeiten, sondern auch neue Eindrücke und Anregungen, denn Berlin der zwanzigen Jahren war ein kulturelles Zentrum des Deutschen Reiches.

„In der Groβstadt habe ich mehr Eindrücke, sehe ich mehr und wichtigeres für unsere Zeit als auf dem Lande... Bekanntlich braucht man zum Denken einen Stuhl, auf dem man sitzt. Es hat sich allmählich herumgesprochen, daβ das Materielle unentbehrlich ist. Und das bietet dem jungen Schriftsteller nur Berlin, von allen deutschen Städten.“ 9

2.3 Die Bergbahn

Horváth blieb in Berlin aber nicht die ganze Zeit. Er lebte teilweise in Berlin und in Murnau.

Immer wieder zog es ihn zurück in die „erholsame Stille“ von Murnau, wo er mehr als die Hälfte des Jahres verbrachte. Hier entstand auch unter anderen das Volksstück „Revolte auf Côte 3018“, das 1927 im Thalia-Theater in Hamburg urauffgeführt wurde. Carl Müller- Rastatt schrieb in seiner Rezension für die Zeitschrift Die Literatur: „Ein Stück, das noch keins ist. Allenfalls eine Studie. Vielleicht eine Talentprobe. Aber jedenfalls ohne Spur einer persönlichen Note des Autor.“10 Nach der Uraufführung bearbeitete Horváth dieses Stück noch einmal und in demselben Theater wurde dieses unter den Titel „Die Bergbahn“ noch einmal aufgeführt. 1929 wird dann „Die Bergbahn“ im „Theater am Bülowplatz“ von der Berliner Volksbühne urauffgeführt. Es fanden etwa zwanzig Aufführungen statt und Horváth feierte seinen ersten großen Erfolg. „Es war einer der größten Erfolge in dieser Saison, schreibt Ödon von Horváth an seine Murnauer Bekannte Charlotte Fahr...“ 11 Als Motiv diente dem Schriftsteller Begebenheiten während des Baues der österreichischen

9 Krischke, Traugott: Ödon von Horváth: Kind seiner Zeit/Traugott Krischke, Ullstein. Berlin 1998. S.58

10 ebenda S.63

11 ebenda S.66

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Zugspitzbahn, in dessen Verlauf drei Arbeiter getötet wurden. Das ganze Stück wurde im Dialekt geschrieben. „Er habe versucht, Dialekt als Charaktereigenschaft der Umwelt, des Individuums oder auch nur eine Situation zu gestalten.“12 Das selbe Jahr lernte Ödon von Horváth den zweiunddreißigjährigen Carl Zuckmayer kennen. Zwischen den beiden entwickelte sich eine Freundschaft und Zuckmayer empfohl Horváth seinem Verlag Ullstein – zu jener Zeit dem größten Verlagshaus der Welt.

„Heinz Ullstein erklärt später: ´Was mir an Horváth immer besonders auffiel, das war seine außerordentliche Bescheidenheit, ich meine seine menschliche Bescheidenheit. Über sein absolutes Können war er sich durchaus im klaren. An sich sprach ich oft mit ihm über seine Stücke, und er hatte dabei eine ganz naive Freude, und ich hatte oft das Gefühl, als spräche ich mit einem Kind über sein Spielzeug. Horváth war durchaus kein unpolitischer Mensch, aber, er war kein Revolutionär. Er war trotz seiner kritischen Einstellungen sehr konservativ und irgendwie ein Neinsager, so dass man ihn eigentlich etwa einreihen kann unter Bernard Shaw oder Sternheim, dem er überhaupt irgendwie verwandt war, wenn er auch nichts von dessen übersteigertem Selbstbewußtsein hatte und auch nichts von seiner Koketterie.

Für uns war Horváth einer der beliebtesten Autoren, und wir waren sehr glücklich, daß wir ihn neben Zuckmayer eigentlich als den bedeutendsten Dramatiker in unserem Bühnenvertrieb hatten...Na ja, Ödon von Horváth – das ist in Edelstein im Ullstein.«“ 13

2.4 Sladek der schwarze Reichswehrmann

In Berlin fand Horváth Anregungen und Impulse für seine andere Werke. Er ist tätig in der

„Deutschen Liga für Menschenrechte“, wo er Materialien und Dokumente für eine Denkschrift zusammenstellte und wo er auch in den Kontakt mit Berichten über die von der sogenannten Schwarzen Reichswehr14 verübten Fememorde kam.

12 Krischke, Traugott: Ödon von Horváth: Kind seiner Zeit/Traugott Krischke, Ullstein. Berlin 1998. S.59

13 ebenda S.67

14 Als Schwarze Reichswehr werden die illegalen paramilitärischen Formationen zur Zeit der Weimarer Republik

bezeichnet, die unter Bruch des Versailler Friedensvertrags von 1919 von der offiziellen deutschen Reichswehr

gefördert und zum Teil selbst unterhalten wurden. Die Schwarze Reichswehr sollte sowohl den "inneren Feind"

wie zusammen mit der Reichswehr für einen Kampf gegen äußere Feinde bereit stehen. So wurde die Schwarze

Reichswehr ab 1923 intensiv auf einen Krieg gegen Frankreich vorbereitet. Die Reichswehrgeneralität und

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Von diesen Materialien ging er aus beim Schreiben seines ganz provokatives Stückes „Sladek oder die Schwarze Armee“, das er später bearbeitete, und das 1929 als die Neufassung unter dem Titel „Sladek der schwarze Reichswehrmann“, eine „Historie aus dem Zeitalter der Inflation in drie Akten“ von dem Ensemble „Aktuelles Bühne“ im Berliner „Lessingtheater“

vorgestellt wurde. Über die Figur Sladeks sagte Horváth in einem Interwiev mit der Berliner Zeitung Tempo anlässlich der Uraufführung: „Sladek ist als Figur ein völlig aus unserer Zeit herausgeborener und nur durch sie erklärbarer Typ: er ist... eine Gestalt, die zwischen Büchners Wozzeck und dem Schwejk liegt. Ein ausgesprochener Vertreter jener Jugend, jenes

»Jahrgangs 1902«, der in seiner Pubertät die große Zeit, Krieg und Inflation, mitgemacht hat, ist er der Typus des Traditionslosen, Entwurzelten, dem jedes feste Fundament fehlt und der so zum Prototyp des Mitläufers wird.“15

Die politische Diskussion in der Weimarer Republik, Diskussionen des Mittelstandes über den Klassenunterschiede, Infaltion, die Zeit des Überganges, Kriegsjugend – das alles steht im Mittelpunkt Horváths Interesse. In Sladek spiegeln sich die politische Stellungen der normalen Leuten wider und „kleine“ Leuten besaßen Horváths Sympatie. Er benutzt verständliche Sprache, Sprache der Menschen des Mittelstandes. Horváth beobachtete sie in Bierlokalen und auf der Straße, unterhielt sich mit ihnen und verarbeitete diese Erlebnisse direkt in seinen Stücken.

„Horváth hat diese Menschen kennengelernt. In seiner Münchner Zeit in den Cafés, als während der Hitlerbewegung Norddeutsche nach Bayern versprengt waren. Überall spricht er nur die Klasse, auf die es ihm ankommt. »Ich kenne die Welt nur von der Aschingerseite aus.«16 Aber er kennt sie gerade darum gründlich.“17

Reichswehrminister Otto Geßler leugneten die Existenz der Schwarzen Reichswehr.

(http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarze_Reichswehr)

15 Krischke, Traugott: Dokumentation: Horváth auf der Bühne: 1926-1938. Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei. Wien 1991. S.63

16 „...August und Carl Aschinger gründeten in Berlin ab 1892 sogenannte „Bierquellen“ und später auch Restaurants, in denen man schnell, gut und billig essen konnte. In den zwanzigen Jahren war die Kette von ,Aschinger-Bierlokalen´ sehr beliebt unter Kleinbürgern, Angestellen, Studenten und der Berliner Bohème.“

(http://de.wikipedia.org/wiki/Aschinger)

17 Horváth, Ödon von: Sladek.Gesammelte Werke 2. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main 1983. S.148

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Er selbst stellte sich Frage: „Wieso kommt es, daß diese Menschen, die heute nicht mehr haben, statt sich sozialistischen Gewerkschaftlern, Kommunisten anzuschließen, in die Kreise der schwarzen Reichswehr geraten?“ 18

Das Publikum reagierte teils zurückhaltend, teils mit Unruhe an die Aufführung Sladeks.

Unterschiedlicher Meinunge waren auch die Kritiker. Vorallem erregte das Stück aber Aufmerksamkeit und nicht weniger provozierte es auch heftige Angriffe der Nationalsozialisten. „Für den späteren NS-Reichsdramaturgen Rainer Schlösser war Horváths Sladek dünnstes, dümmstes, lebloses, politisch tendenziöses Zeittheater, von keinerlei dramatischem Können angekränkelt.“19 Paul Fechter in seine Kritik für Deutsche Allgemeine Zeitung schreibt: „Urteilte man nur nach dieser Fememordkomödie, so müßte man sagen, der sympathischste Zug an diesem Autor ist, daß er sich scheut, in seiner Muttersprache zu dichten. Daß er jedoch unser geliebtes Deutsch zur Herstellung seiner Dramen benutzt, ist nicht edel und bundesbrüderlich von ihm. ...Die Geschichte ist kindisch dramatisierte Schauergeschichte aus dem Feme-Märchenbuch der deutschen Linksparteien – dauernd so dicht an der Grenze kindlicher Komik entlanggedichtet, daß im dritten Akt die Zuschauer in drohender Heiterkeit begannen mitzuspielen. ...Von Herrn Horváth wär´s nett, wenn er vielleicht am Ende doch anfinge, ungarisch zu dichten.“20 Aus der Berliner Welt am Abend:

„Hier kan man nicht einmal nachsichtig erklären: der Geist ist stark, aber das Fleisch ist schwach. Denn auch der Geist ist schwach. Vergebliches Bemühen, dem Faschismus mit dünnem Pazifismus beizukommen. ...Selbst die Effekte an den Aktschlüssen, Mord und Totschlag, bleiben wirkungslos. Ein großes Thema ist rettungslos verpfuscht. Spuren von Begabung sind unleugbar. So ist die Millieu der Hakenkreuzler (Hof, zwischen Küche und Abort) gut erfaßt. Auch eine Szene, wo die Verschwörer um einen Tisch herumsitzen und läppisches Zeug reden, ist nicht übel. Das ist aber auch alles.“21 Auch das Berliner Abendblatt nur einen Tag nach der Uraufführung reagierte ganz aufgeregt und nannte Horváth als „eine Zierde des deutschen Kommunistenlagers“22

2.5 Horváth - politsche Einstellungen

18 ebenda S.148

19 Horváth, Ödon von: Sladek.Gesammelte Werke 2. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main 1983. S.149

20 Krischke, Traugott: Dokumentation: Horváth auf der Bühne: 1926-1938. Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei. Wien 1991. S.66

21 ebenda S.67

22 Krischke, Traugott: Ödon von Horváth: Kind seiner Zeit/Traugott Krischke, Ullstein. Berlin 1998. S.70

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Horváth war zwar politisch aktiv, nicht aber in seinen Reden, sondern in seiner Haltung. Sein Bruder Lajos berichtete, dass die beiden zwar zusammen kommunistische Flugblätter aus den Zugfenster warfen, dass Ödon aber „jede parteipolitische Bindung, jeden Zwang, ablehnte.“23 Sogar auch das Kommunistische Manifest hatte Horváth gelesen. Die Zitate daraus schrieb er aber um und nutzte die gerne in satirischer Absicht.

„Den Satz aus dem kommunistischen Manifest: ,Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigener, Zunftbürger und Gesell, kurz, Unterdrücker und Unterdrückte standen in stetem Gegensatz zueinander.´ formulierte Horváth in einem Typoskript zu seinem Roman Der ewige Spießer wie folgt um:

,Seit es Götter und Menschen, Pharaos und Sklaven, Priester und Laien, Patrizier und Plebejer, Kaiser und Knechte, Ritter und Leibeigene, Herren und Hörige, Beichtväter und Beichtkinder, Adelige und Bürger, Aufsichtsräte und Arbeiter, Abteilungschefs und Verkäuferinnen, Familienväter und Dienstmädchen, Generaldirektoren und Privatsekretärinnen – kurz: Herrscher und Beherrschte gibt, seit der Zeit gilt der Satz: ,Im Anfang war die Prostitution!´“24

2.6 Der ewige Spießer

Der Roman Der ewige Spießer spielt im Münchner Kleinbürgermilieu während der Weltwirtschaftkrise 1929. Ödon von Horváth beobachtet seine Figuren mit einem ironischen Distanz, er hört den zu und erzählt, was sie denken, wovor sie Angst haben, wonach sie sehnen. In den ersten Teil „Herr Kobler wird Panneuropäer“ spiegeln sich Horváths eigene Erlebnisse von der Spanien-Reise und der 1929 in Barcelona stattgefundenden Weltausstellung wider. In „Fräulein Pollinger wird praktisch“ (Teil 2) beschreibt Horváth den Weg der arbeitslosen Anna Pollinger in die Prostitution. Im dritten Teil „Herr Reithofer wird selbstlos“ rettet der arbeitslose Kellner Eugen Reithofer Anna Pollinger und vermittelt ihr eine Stelle als Schneiderin. Der ewige Spießer erschien 1930 im Propyläen-Verlag Berlin, in dessen Theaterabteilung – Arcadia – auch seine Theaterstücke erschienen. Aufgrund aufgefundener Briefe Horváths wurde festgestellt, dass Horváth die Geschichte über Anna Pollinger „als selbstständigen Roman unter dem Titel Dreiunddreißig Stunden 1928

23 Krischke, Traugott: Ödon von Horváth: Kind seiner Zeit/Traugott Krischke, Ullstein. Berlin 1998. S.71

24http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/brandt-karsten-2005-02-03/PDF/brandt.pdf

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konzipierte und schrieb, und erst Ende 1929, gekürzt und leicht verändert, in den Roman Der ewige Spießer einarbeitete.“25

Trozt, dass Horváths Stück Sladek keinen besonderen Nachhall beim Publikum und bei den Kritikern fand, bedeutete die Berliner Ära für Horváth die Zeit des Aufschwungs. Er schrieb seinen ersten Roman Sechsunddreißig Stunden, beziehungsweise den Roman Der ewige Spieβer (1930), aber auch seine die besten Dramas; wie zB. Italienische Nacht (1931), Geschichten aus dem Wienerwald (1931), Glaube Liebe Hoffnung (1932), Kasimir und Karoline (1932).

1931 erhielt Ödon von Horváth zusammen mit Erik Reger sogar den Kleist-Preis. „In der Begründung Carl Zuckmayers heißt es: ,Es ist anzunehmend, daß er der dramatischen Kunst, die immer ohne Einschränkung eine Kunst der Menschen- und Wortgestaltung bleibt, neue lebensvolle Werte zuführen wird.`“26

Im November 1932 wurde der Vertrag zwichen Ullstein-Verlag und Horváth aufgrund gegenseitiges freundschaftlichen Übereinkommens gelöst.

2.7 Horváth und seine Einstellung zum Nationalsozialismus

Horváth als links denkende Mensch fühlt das Erstarken der Nationalsozialstischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und warnt in seinen Stücken zunehmend vor den Gefahren des Faschismus. Wie zum Beispiel in seinen Stücken Sladek, der schwarze Reichswehrmann und Italienische Nacht, oder in der Prosatexten Der mildernde Umstand und Wie der Tafelhuber Toni seinen Hitler verleugnet hat. Im Juli 1931 stand Horváth sogar als Augenzeuge vor dem Gericht und belastete Angehörige der NSDAP in einem Saalschlacht-Prozess. Mit seiner Aussage zeigte Horváth seine Stellung gegen die nationalistische Bewegung öffentlich, nicht nur durch seine Werke. Die Nazis wurden von hochkräftigen Anwälten vertreten, unter ihnen auch Dr. Hans Frank, Hitlers Rechtberater und später ,Generalgouverneur´ des besetzten Polen. „Vor dem Landgericht München II bekräftigte Horváth Ende Oktober 1931, er habe den ,bestimmten Eindruck gehabt, dass die Schlägerei von den Nationalsozialisten

25 Horváth, Ödon von: Sechsunddreißig Stunden: Die Geschichte vom Fräulein Pollinger. Suhrkamp Verlag.

Frankfurt am Main 1979. S.156

26 Krischke,Traugott: Horváth – Chronik: Daten zu Leben und Werk. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main 1988.

S.75

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plannmäßig vorbereitet war.´“27 Fast alle von den nationalistischen Angeklagten wurden freigesprochen. Horváth wurde heftig von den Nationalsozialisten angegriffen und als

„Salonkomunist“ bezeichnet. Die Lokalzeitung ,Staffelsee-Bote´ berichtete darüber:

„Bei der Rede des Reichskanzlers Adolf Hitler, die jedem, der noch Ideale hat und sein Vaterland liebt, bis in Innerste bewegte, konnte es der Schrifsteller Ödon von Horváth nicht unterlassen in einem öffentlichen Lokal durch Bemerkungen schlimmster Art herauszufordern. Es wäre beinahe zu einem ernsten Zwischenfall gekommen, wenn Kreisleiter Engelbrecht auf Horváths Bitten diesen nicht geschützt hätte. Zwei S.A. Leute begleiteten ihn als Deckung nach Hause. Herr Horváth soll inzwischen abgereist sein.“28

In Bemerkungen zu seinem Stück Glaube Liebe Hoffnung schreibt Horváth:

„Ich schreibe nichts gegen, ich zeige es nur – ich schreibe auch allerdings nie für jemand, und es besteht die Möglichkeit, daß es dann gleich ,gegen´ wirkt.

Ich habe nur zwei Dinge gegen die ich schreibe das ist die Dummheit und Lüge. Und zwei wofür ich eintrete, das ist die Vernunft und die Aufrichtigkeit.“29

2.8 Der Weg ins Exil

Horváth fühlte sich in Deutschland nicht mehr sicher und nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verließ er im März 1933 Murnau und Berlin und fuhr nach Salzburg und anschließend nach Wien. Auch den Eltern Horváths war in Murnau zu gefährlich geworden, und sie verkauften 1934 das Haus. Die Murnauer Gendarmeriestation bestätigte am 18. Januar 1935, dass Horváth „einige Tage nach dem 30. Juni 1933 Murnau verlassen und sich seitdem hier nicht mehr sehen lassen habe. In dem ,Verzeichnis aller Kommunisten, die anläßlich der nationalen Erhebung flüchtig gegangen sind´, wird Ödon von Horváth als einziger aufgeführt.“30

27 Lunzer, Heinz. Lunzer-Talos, Victoria. Tworek, Elisabeth.: Horváth: einem Schriftsteller auf der Spur.

Residenz Verlag. Salzburg-Wien-Frankfur/Main 2001. S.84

28 Krischke, Traugott: Horváths Prosa. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main 1989. S.26

29 Lunzer, Heinz. Lunzer-Talos, Victoria. Tworek, Elisabeth.: Horváth: einem Schriftsteller auf der Spur.

Residenz Verlag. Salzburg-Wien-Frankfur/Main 2001. S.84

30 ebenda S. 107

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Am 10. 5. 1933 wurden in fast allen deutschen Universitätsstädten Bücher jüdischer, kommunistsicher und sozialistischer Schriftstellern verbrannt. Die Bücherverbrennung wurde vor allem von Nationalsozialistische Studenten als Protest wider der undeutschen Geist provoziert. Auch Horváths Bücher wurden nicht verschont und auf dem Königsplatz in München verbrannt. Auf dem Berliner Bebelplatz (damaligen Opernplatz) erinnert daran heutzutage das Denkmal „Versunkene Bibliothek“ mit an dem Gedenktafel zitierten Worten Heinrich Heines: „Das war ein Vorspiel nur. Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“ In dieser Zeit sollte sich auch Horváth selbst in Berlin aufhalten und später sollte er seinem Freund Géza von Cziffra erzählen:

„Dieser Goebbels ist ein gerissener Hund! Nach außen hin hat nicht die SA die Bücher verbrannt, sondern Studenten in vollem Wichs, und ihr Anführer war ein Universitätsprofessr Namens Dr. Bäumler. ,Brenne, Thomas Mann, brenne!´ rief der Herr Professor sehr dramatisch. ....“ 31

„Angesichts der Flammen hielt Goebbels eine flammende Rede, die in den Satz gipfelte: ,Der Geist ist erwacht!´ Er wusste nicht, wie recht er hatte. Seine Leute konnten nur Bücher verbrennen, Papier und Druckerschwärze, nicht aber den Geist, der in diesen Büchern lebte.“32

In dieser Zeit reiste Horváth noch nach Budapest, um die ungarische Staatsbürgerschaft zu behalten. Dieses Erlebniss spiegelt sich in seiner Posse Hin und Her, die 1934 in Zürich uraufgeführt wurde.

Sowohl in Deutschland als auch in Österreich Horváths Werke zu veröffentlichen wurde verboten. Horváth hielt sich vor allem in Wien auf, reiste aber teilweise auch zurück nach Berlin, obwohl sein Aufenthalt in Deutschland sehr riskant war. In Wien heiratete er im Dezember 1933 die Schauspielerin Maria Elsner. Binnen einem Jahr wurde die Ehe aber wieder geschieden. 1934 hielte sich Horváth eine Zeit in Berlin auf, wo er Anschluss an die Filmindustrie gewann, Film-Dialoge schreibte und Themen wie „Kean“ und „Brüderlein fein!“ adaptierte. Von seiner Filmarbeit distanzierte sich Horváth aber später. Hier lernte er

31 Krischke, Traugott: Ödon von Horváth: Kind seiner Zeit/Traugott Krischke, Ullstein. Berlin 1998. S.175

32 ebenda

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auch die junge Schauspielerin Wera Liessem (1911-1991) kennen, die dem Autor auch nach Wien folgte und die oft als „seine Braut“ bezeichnet wurde.

Die finanzielle Situation Autors wurde in Wien verschlechtet, weil die groβen Theater nicht seine Dramen aufführen wollten und egentlich auch nicht konnten. Er entschied sich also ein Lustspiel Mit dem Kopf durch die Wand auf Auftrag zu schreiben. Dieses Stück wurde aber völlig durchgefallen. Horváth gab trotzdem nicht auf und schrieb weiter. Während des Jahres 1936 stellte er seine Dramen wie Der jüngste Tag, Ein Dorf ohne Männer oder Figaro läβt sich scheiden fertig. Die zwei letztgenannten wurden 1937 in Prag uraufgeführt. Die Zeit in Wien verbrachte Ödon unter Freunden wie Carl Zuckmayer und Franz Werfel im Kreis des literarischen Salons von Alma Mahler-Werfel.

2.9 Die letzte Romane

Im Jahre 1937 beendete Ödon von Horváth seine Romane Jugend ohne Gott und Ein Kind unserer Zeit, die unter dem gemeinsamen Titel Die Zeitalter des Fisches bei Allert de Lange Verlag in Amsterdam herausgegeben wurde. Die Herausgabe von Jugend ohne Gott bedeutete ein groβes Erfolg und zahlreiche ausländische Agenturen erwerben Übersetzungsrechte. 1938 begann Horváth seine Skizzen zum Roman Adieu Europa zu schreiben. Im März wurde aber Österreich von den Nazisten besetzt und Horváth musste durch Ungarn, Jugoslawien und Italien nach Zürich und später nach Amsterdam zu seinem Verleger entflohen. Im April 1938 hielt sich Ödon von Horváth noch kurz bei der Schauspielerin Lydia Busch in Teplitz- Schönau (Tschechoslowakei) auf. Von hier aus schreibt er an seinen Freund:

„Ich kann jetzt nicht kommen, muß hier bleiben und fahre Ende nächster Woche nach Zürich und Amsterdam, über Budapest, Jugoslawien und Milano. Jaja, die Welt wird immer größer… Aus Wien höre ich nichts, das heißt, nichts direktes, nur was in den Zeitungen steht.

Es ist nichts schönes, mein Gott!... Wo ich landen werde weiß ich noch nicht. Am liebsten würde ich in die französische Schweiz fahren oder in Frankreich irgendwo in der Nähe von Genf am Alpenrand sitzen. Ich hab ein neues großes Buch vor.“ 33

33 Krischke, Traugott. Prokop, Hans F.: Ödon von Horváth: Leben und Werk in Dokumenten und Bildern.

Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main 1972. S.138

(15)

Im Mai 1938 reiste Ödon von Horváth nach Paris um sich mit einem amerikanischen Filmproduzenten Robert Siodmak zu treffen und über die Verfilmung des Romans Jugend ohne Gott zu sprechen. Am 1. Juni 1938, als er auf der Weg von der Besprechung mit dem Produzenten war, wurde am Champs Elysses eine alte Kastanie vom Blitz getroffen und ein herunter fallende Ast hatte Ödon von Horváth getötet.

„Ja, dem Kleinen und Kleinsten gehörte Deine besondere Art von Liebe – den Anonymen – denen, die ´Masse´ sind und Masse bilden, ohne es zu wissen und ohne sich zu bekennen – und die doch in der steten und unbegriffenen Sehnsucht leben, Mensch zu werden und eines edleren Menschentums teilhaftig zu sein.

Du hast ihre Sprache verstanden. Du hast oft die Seelenlosigkeit ihrer Zufallsworte enthüllt, und doch erspürtest Du dahinter die geheimen Herztöne der Unerlösigkeit, der Not, der Trauer, der Hoffnung aller Kreatur. Und aus der schmucklosen, der unverblümten Sprache des dumpfsten, des zeitgebundenen Alltags erwuchs Dir ein ganz persönliches und neu geartes, ein zartes und kraftvolles Dichtertum.“

(Carl Zuckmayer, Abschied von Ödon von Horváth. Gesprochen an seinem Grab, Paris, 7. Juni1938, in: Zuckmayer, Aufrug zum Leben, 217)34

3. Horváths Theaterstücke

Die Theaterstücke Ödon von Horváths stehen in der Tradition des Wiener Volksstücks35 und der österreichischen sprachskeptischen Literatur. Vor allem durch die Demaskierung kleinbürgerlicher Sprache ("Bildungsjargon"), wie im Stück Die Bergbahn, und Verhaltensweisen übte er radikale Sozialkritik, wobei besonders die Frauen als Opfer erscheinen, wie zum Beispiel Anna Pollinger (Der ewige Spießer – im zweiten Teil Fräulein Pollinger wird praktisch). Bildungsjargon ist für Horváth sehr wichtig – er läßt seine Gestalten Bildungjargon zu sprechen um die Menschen wirklich realistisch zu schildern. Der Mensch wird lebendig durch die Sprache. „Der Bildungsjargon (und seine Ursachen) fordert

34 Lunzer, Heinz. Lunzer-Talos, Victoria. Tworek, Elisabeth.: Horváth: einem Schriftsteller auf der Spur.

Residenz Verlag. Salzburg-Wien-Frankfur/Main 2001. S.155

35 Das Volksstück bezeichnet eine Form des Theaters für und über das Volk mit dem Ziel, die mittleren und unteren Gesellschaftsschichten in einer für sie verständlichen Form zu unterhalten und aufzuklären. Dem modernen Volksstück liegt die Auseinandersetzung mit dem Alt-Wiener Volksstück des ausklingenden 19.Jahrhunderts zugrunde. Es zeichnet sich aus durch den Anspruch der Identifikation mit den Schauspielern, die durch eine Darstellung von bekannten Problemkreisen, Milieus und einer angemessenen Sprache erreicht

(16)

aber natürlich zur Kritik heraus - und so entsteht der Dialog des neuen Volksstücks36, und damit der Mensch und damit erst die dramatische Handlung -- eine Synthese aus Ernst und Ironie.“37 Horváth schreibt in seinem Essay Zur Erneuerung des Volkstückes: „Nun besteht aber Deutschland, wie alle übrigen europäischen Staaten zu neunzig Prozent aus Kleinbürger... Will ich also das Volk schildern, darf ich natürlich nicht nur die zehn Prozent schildern, sondern als treuer Chronist meiner Zeit, die große Masse. Das ganze Deutschland muss es sein!“38

4. Horváths Prosa

Obwohl Ödon von Horváth eher als ein Dramatiker bezeichnet wird, haben auch seine prosaistische Texte eine interessante literarische Bedeutung. Von Kritikern werden sie als fragmentarische, als kleinere Skizzen zu einem groβen Werk bezeichnet, den Horváth leider keine Chance zu schrieben hatte, weil er zu früh gestorben ist. Vielleicht konnte sein größter prosaistischer Text der letzte Roman „Adieu Europa“ sein, den Horváth kurz vor seinem Tod vorbereitete und zu dem gerade nur Skizzen und Fragmente erhalten wurden. Der Roman, der wahrscheinlich ein „Abschied mit Europa“ als seine Heimat bedeuten sollte. Horváth wollte nämlich aus Paris nach Amerika emigrieren, weil Europa damals nicht ein „sicheres“ Ort war, vorallem nicht für einem Schriftsteller, der antifaschistische Texte schrieb und der sich gegen der nazistische und faschistishe Ideologie öffentlich äuβerte. Unerwartet kam aber der tödliche Unfall und Paris sollte die letzte Stadt sein, die Horváth besuchen sollte.

Horváths kurze Prosatexte wurden von dem ersten Weltkrieg und von der Entstehung des nationalen Sozialismus beeinfluβt. Er erzählt Geschichte von normalen Menschen in gewöhnlichen Situationen der ungewöhnlichen Zeiten. Das Hauptthema seiner Werken bilden die deutschen Kleinbürger in der Weimarer Republik: Arbeiter ohne Arbeit, entlassene

werden soll. (http://de.wikipedia.org/wiki/Volksst%C3%BCck)

36 Unter anderem Bertolt Brecht und Ödön von Horváth setzten im 20. Jahrhundert neue Schwerpunkte, was die Form des Volksstückes betrifft. Durch gesellschaftliche und politische Veränderungen wurde ein neuer Umgang mit dem Begriff "Volk" gefordert, und so richteten die Autoren ihr Augenmerk zunehmend auf Themen wie soziale Entfremdung, Kommunikations- und Sprachlosigkeit der Bürger. Die Dramaturgie der Stücke wurde dementsprechend verändert und verzichtete auf eine einheitliche und durchgehende Handlung zugunsten von einzelnen, aneinander gereihten Bildern oder Tableaus. Auch das sonst glückliche Ende und damit die Darstellung einer heilen Welt gab es nicht mehr. (http://de.wikipedia.org/wiki/Volksst%C3%BCck)

37 (http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/Horvath/mats1.htm)

38 Hildebrandt, Dieter. Krischke, Traugott.: Über Ödon von Horváth. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main 1972.

S.16

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Soldaten ohne Zukunft (wie z.B. im Roman „Ein Kind unserer Zeit), mittellose Mädchen ohne Berufsausbildung (Gestalt von Eva im Roman „Jugend ohne Gott“), ehemals bessere Herrschaften, die nun verarmt sind. Ödon von Horváth beobachtet und nimmt das soziale Millieu wahr, steht in Position eines kritischen und skeptischen Zeuges und betrachtet die aktuelle Fenomene des politischen Lebens. Er schrieb zwar keine politische Texte und zeigt keine Sympathie zu einer bestimmten politischen Ideologie in seinen Werken, die Stellung zur Politik ist aber kaum zu übersehen. Er stellt die traditionelle konservative Tendenzen und den extremen rechtlichen Radikalismus und Antisemitismus gegeneinander.

Er konzentriert sich vor allem an die Warnung vor den nazionalistischen und faschistischen Tendenzen. Die Kritik wird oft nicht direkt ausgesprochen, sondern eher als eine zwischen den Zeilen stehende Mitteilung. Die Unsinnigkeit und die Gefährlichkeit des Faschismus stellt er an Beispiele der Dialogen von seiner Gestalten, deren Benehmen und Gedanken dar.

Er befasst sich mit der sozialen und politischen Situation der Zwischenkriegszeit. Die wirtschaftliche Situation nach dem ersten Weltkrieg wurde von Inflation und Arbeitslosigkeit beeinflusst, das Bürgertum hat seine Stellung verloren. Horváths Kritik ist auch an das kapitalistische Verständnis der modernen Gesselschaft gezielt. Die Gewalt der großen Betriebe, Arbeitslosigkeit und trauriges Schicksal der armen Kinder, die allmählich

„Outsiders der Gesellschaft“ werden.

Horváth zeigt, wie eine soziale Armut zu eine politische Armut führen kann. Und dadurch sind vorallem auch seine Prosatexte sehr wichtig. Sie dienen als „Dokumente für den Zustand jener Jahre zwischen Erstem Weltkrieg und Hitlerbarbarei. Sie zeigen Bewußtsein von Menschen, für die Hitler nicht als Überraschung vom Himmel fallen mußte.“39

5. Das Zeitalter der Fische - Jugend ohne Gott, Ein Kind unserer Zeit

39 Karasek, Hellmuth: Das Prosawerk von Ödon von Horváth. In: Hildebrandt, Dieter. Krischke, Traugott.: Über Ödon von Horváth. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main 1972. S.82

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Die Romane „Jugend ohne Gott“ (1937) und „Ein Kind unserer Zeit“ (1938) wurden später (1953) unter dem gemeinsamen Titel „Zeitalter der Fische“ erschienen. Sie hängen eng zusammen, beide sind eine Warnung vor dem Krieg, vor der Gefahr einer tödlichen Ideologie, der faschistisch-nationalsozialistischen Ideologie. Es ist ein direkter „Angriff“ an sich gewalttätig gebärdener Nationalismus und eine zunehmend aggressive Einstellung gegenüber allem Andersartigen und Fremden. Horváth interessiert sich aber in diesen seinen beiden Stücken nicht direkt für die nationalistische Ideologie in sich selbst; er konzentriert sich eher an Einzelpersonen, die ihre eigene Ansichten an die ganze Gesellschaft dieser Zeit formen und sie mit ihren eigenen Idealen konfrontieren. Die Einzelne, die durch diese nationalsozialistischen Ideen beinflusst werden. Im Grunde beschäftigt sich Horváth damit, wie die Menschen und Nationen miteinander umgehen. Es geht ihm „um die Auseinandersetzung mit fremden Kulturen und Lebensweisen sowie um die Achtung und den Schutz der Menschenrechten.“40 Die Geschichten der beiden Romane spielen sich an näher unbestimmte Orten und in einer näher unbestimmte Zeit ab. Auch deshalb sind wahrscheinlich seine Romane auch heutzutage noch aktuell. Obwohl Horváth keine bestimmte Bezeichnungen der Zeit oder der Ideologien benutzt, ist es mehr als klar worauf er verweist. Gerade wegen der versteckten Erteilung der Geschichten und wegen Angst vor hochstwahrscheinlich folgenden „Gestapo-Reinigung“ emigrierte Ödon von Horváth nach Paris. „Jugend ohne Gott“ wurde demnächst nach dem Erscheinen im Amsterdamer Allert de Lange Verlag in acht anderen Sprachen übersetzt (unter anderen auch ins Tschechisch).

Auf Bitten der „Geheimen Staatspolizei Berlin an den Präsidenten der Reichsschrifttumskammer“ und weiter „an das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda“ wurden im März 1938 Horváths Romane „Jugend ohne Gott“ und „Ein Kind unserer Zeit“ in die „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ aufgenommen.

„Bemerkenswert ist auch die Begründung des Verbotes. Es sind nicht die deutlichen, unübersehenden und provozierenden Anspielungen auf das NS-Regime, es sind die pazifistische Tendenzen des Romans, derentwegen er verboten sind.“41

40 Schlemmer, Ulrich: Ödon von Horváth, Jugend ohne Gott: Interpretation/von Ulrich Schlemmer. Oldenbourg 1993. S.7

41 ebenda S.14

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6. Jugend ohne Gott

6.1 Erste Entwürfe

Horváths Roman Jugend ohne Gott wird als ein antifaschistisches Werk bezeichnet. Wie schon vorher geschrieben wurde, befasst sich Horváth mit der Thematik der damalige politische Situation, dem Vorschein des nationalsozialistischen Gedanken in der damaligen deutschen Gesellschaft und mit den aggressiven Einstellungen gegenüber allem Fremden und Andersartigen. Theodor Csokors Worte nach, sollte Horváth einen Roman „über die Jugend unserer Zeit, die er (Horváth) gegenüber unseren Vätern als durchaus reaktionäre Jugend ansieht.“42

Erste Entwürfe zum Roman „Jugend ohne Gott“ sind schon mit Ende 1935 datierbar und das unter dem Titel „Auf der Suche nach den Idealen der Menschheit“. In diesen Skizzen ist es Rede von einem unbekannten Dichter, der ein Tagebuch schon lange beginnen wollte. „Dass ich jetzt beginne, ist die Folge der Erkenntnis, dass ich niemandem habe, mit dem ich reden kann.“ 43. Die Enwürfe werden schon in der Form der Ich-Erzählung geschrieben. In den Skizzen wird weiter auch ein Lehrer heutiger Zeit erwähnt, der „Lesen und Schreiben lehrt.“44 Dieses schreibt Horváth in seinen Skizzen über das geplannte Buch (s. im Anhang Jugend ohne Gott):

„Es ist ein Buch gegen die [geistigen] Analphabeten, gegen die, die wohl lesen und schreiben können, aber nichts wissen, was sie schreiben und nicht verstehen, was sie lesen. Und ich hab ein Büch für die Jugend geschrieben, die heute bereits wieder ganz anders aussieht, als die fetten Philister, die sich Jugend dünken. Aus den Schlacken und Dreck verkommener Generationen steigt eine neue Jugend empor. Der sei mein Buch erweiht! Sie möge lernen aus useren Fehlern und Zweifeln! Und wenn nur einer dies Buch liebt, bin ich glücklich! [Und es ist alles wahr, so wahr mir Gott helfe! Ich glaube nämlich an Gott. Ich glaube, dass es so etwas gibt, das uns lenkt. Ich glaube, dass es einen Herrn des Zufalls gibt. Auch das Böse hat seine Schattenseiten. Denn Schatten sind <manchmal> immer gut.]“45

42 Schlemmer, Ulrich: Ödon von Horváth, Jugend ohne Gott: Interpretation/von Ulrich Schlemmer. Oldenbourg 1993. S.10

43 Horváth, Ödon von: Jugend ohne Gott. Sukrkamp Verlag. Frankfurt am Main 2001. S. 153.

44 ebenda S.154

45 Ebenda S.154

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6.2 Interpretationsansätze

Von den Literarforscher wurde der Roman unterschiedlich interpretiert und aus unterschiedlichen Aspekten angesehen. Franz Kadrnoskas orientierte sich bei seiner Untersuchung an „die sozial- und ideologiekritische Bedeutung von Horváths Roman“46 Eine besondere Beachtung verdient sich dann, Kadrnoska nach, der „historische Vergleich, wie ihn z.B. der Schuldirektor und der Lehrer zwischen einer bestimmten Epoche der römischen Geschichte und den eigenen Zeitumständen anstellen. Dadurch könne Geschichte zu einem modellhaften Aufriss für Wirklichkeitsbezug werden und zu einer Kategorie des diskursives Denkens.“47

Wolf Kaiser widmet dann seine Aufmerksamkeit der Frage, ob Horváths „Jugend ohne Gott“

als antifaschistische Literatur des Exils bezeichnet werden kann. Die antifaschistische Exilliteratur ist dazu geignet „den Widerstand gegen den Faschismus zu fördern.“48 Er behauptet, dass Horváth eine für ihm bekannte Diktatur beschreibt, also die Diktatur Hitlers, mit dem Absicht „das Wesen der faschistischen Diktatur und die moralischen Entscheidungen, die die politischen Verhältnisse vom Einzelnen verlangen, allgemein darzustellen. Horváths Perspektive erfasse nicht die Totalität der gesellschaftlichen Beziehungen, sondern bleibe auf das Individuelle, Moralische beschränkt. Dafür gelinge es ihm, zwei wichtige Themen eindringlich zu gestalten, nämlich die ideologische und moralische Deformierung der Jugend im Faschismus und die Überwindung opportunistischer Anpassung an den Faschismus.“49

Der Frage des Detektivischen in diesem Roman widmet sich Adolf Hasslinger, der dem Detektivischen eine integrierende Funktion zuschreibt, indem sie die anderen thematischen Strukturen spannend auf den Höhepunkt führt. Unter anderen thematischen Strukturen

46 Schlemmer, Ulrich: Ödon von Horváth, Jugend ohne Gott: Interpretation/von Ulrich Schlemmer. Oldenbourg 1993. S.12

47 Schlemmer, Ulrich: Ödon von Horváth, Jugend ohne Gott: Interpretation/von Ulrich Schlemmer. Oldenbourg 1993. S.12

48 ebenda S.12

49 ebenda S.13

(21)

versteht Hasslinger „eine sogenannte politische, eine sozialkritische und eine religiöse Struktur.“50

Dem Roman „Jugend ohne Gott“ kann man keine oben genannte Funktion oder Charakteristik verweigern. Horváths Roman enthielt sowohl detektivische als auch historische Elemente, beschreibt die Zeit einer Diktatur, der faschistischen Diktatur, und entblößt die Einstellungen der damaligen Gesellschaft, die durch nationalsozialistische Ideologie beeinflusst wurde. Der Roman zeigt u.a. den inneren Kampf der Romangestalten mit seiner eigenen Moral, mit seinem eigenen Glauben und mit der sozialen und politischen Anpassung in dem faschistischen Deutschland.

6.3 Jugend ohne Gott - Handlungsanalyse

6.3.1 Überblick

Erzählt wird die Geschichte von einem Ich-Erzähler, dem Gymnasiallehrer, der in der Zeit des faschistischen Regimes eine reine Buben Klasse im Alter 14-15 Jahre unterrichtet. In 44 nicht durchnummerierten Kapitel folgt Horváth moral-psychologische Entwicklung des Lehrers, der vor dem Hintergrund einer kriminalen Geschichte Änderungen nicht nur seines Glaubens, sondern auch seine Einsichten an die Gesellschaft durchgeht.

Bei der Handlungsanalyse verwende ich die Interpretation des Romanes von Ulrich Schlemmer, ich erlaubte mich auch seine Gliederung der Romanhandlung auf meiner Handlungsanalyse anwenden, sowohl auch seine Nummerierung der Kapitel für eine leichtere Orientierung im Text. Die Handlung des Romans wird in diesen vier größeren Erzählschritten geteilt, je nach dem, wie die Handlungsorte des Erzählens wechseln:

1. Handlung des ersten Erzählschrittes (Kapitel 1-7, S. 11-34) spielt sich in der Schule und in der Stadt. Dem Leser wird von den Ereignissen in der Schule berichtet und werden ihm auch fast alle die wichtigen Gestalten des ganzen Romans vorgestellt, bzw. die Schüler, die eine Schlüsselstellung in der ganze Handlung haben. Der Erzähler – Lehrer – kommt ins Konflikt mit seinen Schülern, und mit dem Zeitgeist,

50 ebenda S.13

(22)

also mit der gesellschaftliche und politische Situation. Es kommt auch zur Begegnung des Lehrers mit Julius Caesar, ehemaligen Kollegen, mit dem er sich in einer seelischen Verfassung verwandt fühlt.

2. In dem zweiten Handlungschritt (Kapitel 8-21, S. 34-82) fährt der Lehrer mit seiner Klasse in einem Zeltlager, dass als eine vormilitäriche Ausbildung der Schüler dienen soll. Im Mittelpunkt dieses Erzählschrittes steht der Mord an einem Schüler der Klasse.

3. In dem dritten Schritt (Kapitel 22-29, S. 82-107) kommt es zum Prozess und der Mord wurde vor Gericht verhandelt. Als Handlungsort steht wieder die Stadt, vorallem aber der Gerichtssaal und das Gerichtsgebäude. Im Höhepunkt des dritten Teiles steht die Aussage des Lehrers, als Zeuges, die von dem bis hierher Verdächtigen Schüler den Verdacht ablenkt.

4. Handlungsort für den vierten Erzählschritt (Kapitel 30-44, S. 107-149) ist die ganze Stadt, die Wohnung des Lehrers sowohl auch Wohnungen anderer Gestalten des Romans, schließlich auch das Mutterhaus des Schülers, an dem Lehrers Verdacht fällt.

Die ganze Handlung widmet sich der Bemühung des Lehrers den richtigen Täter zu entlarven und ihn zum Geständnis seiner Schuld zu bringen. Das ganze Roman endet mit der Abgang des Lehrers nach der Arbeit, genauer mit der Emigration in Afrika.

6.3.2 Die Ereignisse in der Schule51

Die Handlung setzt an einem 25. März, dem vierunddreißigsten Geburtstag des Erzählers, ein.

„Auf meinem Tische stehen Blumen. Lieblich. Ein Geschenk meiner braven Hausfrau, denn heute ist mein Geburtstag.“ 52

Er sitzt am Tisch und korrigiert Schüleraufsätze auf Thema: „Warum müssen wir Kolonien haben?“ Dabei denkt er über sein eigenes Leben nach, ob er wirklich glücklich ist. Trotz seiner beruflich scheinbar gesicherten Position, ist er unzufrieden. Er ist unzufrieden und besorgt über die Situation in der Gesellschaft, er ist beunruhigt von sogenanntem Zeitgeist. Er ist besorgt über die aufkommende Vorurteile der Kinder, seiner Schülern, gegenüber

51 Schlemmer, Ulrich: Ödon von Horváth, Jugend ohne Gott: Interpretation/von Ulrich Schlemmer. Oldenbourg 1993. S.17

52 Horváth, Ödon von: Jugend ohne Gott. Sukrkamp Verlag. Frankfurt am Main 2001. S.11

(23)

Schwarzen. Der Schüler N schreibt in seiner Arbeit: „Alle Neger sind hinterlistig, feig und faul.“53. Der Lehrer darf aber nur das Grammatische, Sprachgefühl und Formalitäten korrigieren, man hatte „gegen den Inhalt der Aufsätze vorschriftsgemäß nicht einzuwenden.“54 Trotzdem könnte er sich nicht zurückhalten und sagte dem Schüler N:

„Du schreibst, dass wir Weißen kulturell und zivilisatorisch über den Neger stehen, und das dürfte auch stimmen. Aber du darfst doch nicht schreiben, dass es auf die Neger nicht ankommt, ob sie nämlich leben können oder nicht. Auch die Neger sind doch Menschen.“ 55

Diese Bemerkung des Lehrers hat aber ein Nachspiel, wenn sich Vater des Schülers N beschwert. Der Lehrer wurde vom Schuldirektor vorgerufen und es wurde ihm mittgeteilt, dass er (der Lehrer) die Neger nicht zu verteidigen hat. Es wurde ihm deutlich mittgeteilt, dass die Bemerkung gegenüber N nicht nur der Meinung des Vaters von Schüler N widerspricht, sondern auch „durch das Radio und geheime Dienstanweisungen verbreiteten offiziellen Sprachregelung. Als eigentlicher und viel gefährlicher Gegner wird der Staatsapparat erkennbar.“56

Dem Lehrer wurde später ein von allen Schülern untergeschriebener Brief übergegeben, in dem die Schüler um eine andere Lehrkraft bitten, denn sie nach dem Vorgefallenen kein Vertrauen mehr zu dem Lehrer haben. Der Konflikt steigert noch weiter, wenn der Lehrer ermittelt, dass ihn zumindest ein Teil der Klasse durch heimliche Mitschriften seiner Äußerungen bespitzelt. Die bereits gespannte Verhältnisse zwischen dem Lehrer und den Schülern „wandelt sich in eine offene Feindschaft, die der Lehrer als existenzbedrohend empfindet, denn die Haltung der Klasse fasst er als Hass und Vernichtungswillen auf, denen er eine pauschal verurteilende Verachtung entgegensetzt.“57

Der Lehrer fragt sich, woher die Böswilligkeit und Grausamkeit in den Kindern aufkommt, wohin das führen soll, wenn die Jugend ohne Gedanken an die 10 Gottes Gebote lebt. „Was

53 ebenda S.13

54 ebenda S.16

55 ebenda S.17

56 Schlemmer, Ulrich: Ödon von Horváth, Jugend ohne Gott: Interpretation/von Ulrich Schlemmer. Oldenbourg 1993. S.18

57 ebenda S.18

(24)

wird das für eine Generation? Eine harte oder nur eine rohe?“58 „Bereits in den ersten Kapiteln erkennt Leser deutlich, dass der Erzähler in einer fremden, ja feindlich gesinnten Umgebung lebt.“59 Die Distanz zu seiner Klasse zeigt sich zum Beispiel daran, dass der Lehrer seine Schüler nur mit den Anfangsbuchstaben des Familiensnamens nennt. Er benutzt weder Vor- noch Familiennamen. Das zeigt eine Entfremdung von den Schülern. Die Benutzung nur des Anfangsbuchstaben könne auch eine andere Bedeutung haben, als nur eine Entfremdung auszudrücken. Das Alphabet, das Verzeichnis irgendwelcher hinter sich in einer unlogischen Reihe gehenden Buchstaben, Verzeichnis der Buchstaben, das man meistens schnell und ohne Nachdenken aufzählen kann. Könne dieses Motiv der Namen auch das auszudrücken, dass die Schüler eigentlich nur „Buchstaben“, nur irgendwelche „Zahlen“

eines „Verzeichnis“ seien sollten? Einfache Zahlen, einfache Buchstaben, einfache Soldaten.... kein Wert des einzelnen Menschen, kein Wert des selbstständig stehenden und selbstständig denkenden Menschen. Dadurch soll genau die Tatsache verstärkt werden, dass die Schüler keine eigene Meinung haben, dass sie keine eigene Individualität besitzen, dass sie einfach nur Zahlen sind, die für den Krieg und für das Morden ausgeübt seien sollten.

„Sie vergessen das geheime Rundschreiben 5679u/33! Wir müssen von der Jugend alles fernhalten, was nur in irgendeiner Weise ihre zukünftigen militärischen Fähigkeiten beeinträchtigen könnte – das heißt: wir müssen sie moralisch zum Krieg erziehen. Punkt!“ 60

Sagt dem Lehrer der Schuldirektor in Reaktion an den klagenden Brief des Vaters von Schüler N an Aufsichtsbehörde.

Der Lehrer stellt sich wieder die Fragen über der junge Generation, der nichts heilig ist, die keine Interesse an eigenem Nachdenken haben, die keine Interesse an Kenntnisnahme und Selbsterkenntnisse haben. Die junge Generation ohne Glauben, die Jugend ohne Gott. Die nur das aufnehmen, was ihnen durch das Radio, durch die Medien, durch den Zeitgeist vorgelegt wird. Die Jugend ohne Glauben an sich selbst, die Jugend, die eine Ideologie blind und ohne Nachdenken nur als eine „Schafherde“ folgen.

58 Horváth, Ödon von: Jugend ohne Gott. Sukrkamp Verlag. Frankfurt am Main 2001. S.16

59 Schlemmer, Ulrich: Ödon von Horváth, Jugend ohne Gott: Interpretation/von Ulrich Schlemmer. Oldenbourg 1993. S.18

60 Horváth, Ödon von: Jugend ohne Gott. Sukrkamp Verlag. Frankfurt am Main 2001. S.20

(25)

„Dass diese Burschen alles ablehnen, was mir heilig ist, wär zwar noch nicht so schlimm.

Schlimmer ist schon, wie sie es ablehnen, nämlich: ohne es zu kennen. Aber das Schlimmste ist, dass sie es überhaupt nicht kennenlernen wollen!

Alles Denken ist ihnen verhasst!...

Sie pfeifen auf den Menschen!“61

Der Erzähler hat tragische Vorahnung. Er beginnt stärker über der Existenz Gottes zu zweifeln. Die einzige helle Momente sind für ihm die Gespräche in einer Bar mit einem ehemaligen Lehrer Julius Caesar, der nach einem Skandal mit einer minderjährigen Schülerin als Außenseiter der Gesellschaft lebt. Mit ihm fühlt sich der Lehrer in einer seelischen Verfassung verbunden. „Sie vertiefen sich bald in ein Gespräch, in dessen Mittelpunkt Julius Caesar pessimistische Analyse der gegenwärtigen psychischen und moralischen Verfassung der Jugend steht, die er in der Metapher vom heraufziehenden Zeitalter der Fische zusammenfasst.“62

„Es kommen kalte Zeiten, das Zeitalter der Fische.... Ich bin zwar nur ein Amateurastrolog, aber die Erde dreht sich in das Zeichen der Fische hinein. Da wird die Seele des Menschen unbeweglich wie das Antlitz eines Fisches.“63

Das Zeitalter der Fische und das Fisch-Motiv überhaupt wird seit diesem Punkt zu leitmotivische Bedeutung. Als anderes Leitmotiv wird dann Augenmotiv eingeführt und das im Kapitel Der Tormann. In diesem Kapitel taucht es sich auch zum ersten mal im Roman das Motiv des Todes auf. Schüler W, der sich beim Fussball im Stadion erkältet hat, und der in der Schule in den letzten Tagen nicht anwesend war und der auch keinen Aufsatz geschrieben hat und auch nicht mal den Brief gegen dem Lehrer untergeschrieben hat, stirbt in der Anwesenheit seines Ideal-Fussballspielers, eines Tormannes. Bei der Beerdigung „fällt dem Lehrer einer seiner Schüler – es ist T – auf, genauer gesagt dessen Fischaugen. Damit sind aus der bisher anonymen Klasse neben W zwei Schüler, N und T, herausgehoben, die imme deutlicher zu Gegenspielern des Lehrers werden.“64

61 ebenda S.22

62 Schlemmer, Ulrich: Ödon von Horváth, Jugend ohne Gott: Interpretation/von Ulrich Schlemmer. Oldenbourg 1993. S.19

63 Horváth, Ödon von: Jugend ohne Gott. Sukrkamp Verlag. Frankfurt am Main 2001. S.30

64 Schlemmer, Ulrich: Ödon von Horváth, Jugend ohne Gott: Interpretation/von Ulrich Schlemmer. Oldenbourg

(26)

„Er lächelte leise, überlegen und spöttisch....

Er lächelte noch immer, seltsam starr.

Zwei helle runde Augen schauen mich an. Ohne Schimmer, ohne Glanz.

Ein Fisch?“ 65

6.3.3 Im Zeltlager

Kurz danach, in der Osterwoche, fährt die Klasse mit dem Lehrer in ein Zeltlager, wo sich die Jungen auf seine Militärdienst vorbereiten. „Unter Zeltlager verstand man eine vormilitärische Ausbildung. Die Schüler mussten klassenweise auf zehn Tage in die sogenannte freie Natur hinaus und dort, wie die Soldaten, in Zelten kampieren, unter Aufsicht des Klassenvorstands.“66 Die Schule im Faschismus hat jedoch die Aufgabe die Jugend moralisch zum Krieg zu erziehen und alles von ihr fernzuhalten, was irgendeiner Weise die zukünftigen militärischen Fähigkeit beeinträchtigen könnte. In den Zeltlager wird versucht, den Individualismus der Jugend abzubauen und sie künftigen „Kampfmaschinen“

auszubilden.

„Sie wollen Maschinen sein, Schrauben, Räder, Kolben, Riemen – doch noch lieber als Maschinen wären sie Munition: Bomben, Schrapnells, Granaten. Wie gerne würden sie krepieren auf irgendeinem Feld! Der Name auf einem Kriegerdenkmal ist der Traum ihrer Pubertät.

Doch halt! Ist es nicht eine große Tugend, diese Bereitschaft zum höchsten Opfer?

Gewiss, wenn es um eine gerechte Sache geht – Um was geht es hier?“67

Der zweite Tag in dem Zeltlager geht der Lehrer spazieren und ist dabei zum Zeuge einen Raubüberfall einer Jugendbande auf eine alte, blinde Frau, deren Hilflosigkeit von den Jugendlichen hemmungslos ausgenutzt wird. Wenig später wird auch etwas aus dem Lager gestohlen, und so werden jeden Tag vier Wachposten aufgestellt. Als der Feldwebel, der das

1993. S.19

65 Horváth, Ödon von: Jugend ohne Gott. Sukrkamp Verlag. Frankfurt am Main 2001. S.34

66 ebenda S.34

67 Horváth, Ödon von: Jugend ohne Gott. Sukrkamp Verlag. Frankfurt am Main 2001. S.23

(27)

Lager leitet, und der Lehrer bemerken, dass trotz der Wachen einige Sachen geklaut werden, beschließen sie die Wache gehemlich zu kontrolieren. Als der Lehrer die Wache heimlich beobachtet, sieht er, wie sich Schüler Z, der auf der Wache steht, mit jemandem heimlich unterhaltet. Es ist ein Junge, der dem Z einen Brief übergibt. Der Lehrer verdächtigt Z, dass dieses heimliche nächtliche Treffen und die gestohlene Sachen irgendwie verbunden sind.

Dann kommt es zwischen Schüler Z und N zu mehreren Streite, da Z und N Zeltgenossen sind. Z schreibt abends sein Tagebuch, N stört das Licht von der Kerze und erregt die Streite mit Z. N verurteilt den Z: „Immer weckt er mich auf...Weil er sein Blödsinn schreibt....Er schreibt sein Tagebuch... Er ist blöd. Das Tagebuchschreiben ist der typische Ausdruck der typischen Überschätzung des eigenen Ichs.... Der Z hat sich extra ein Kästchen mitgenommen, dort sperrt er sein Tagebuch ein.“ 68

Der Lehrer verdächtigt aber Z, dass er etwas mit den Diebstählen zu tun hat, und denkt nach:

„Soll ich ihn jetzt fragen, wer ihm den Brief schrieb und was in dem Brief steht? Nein. Denn es steht bei mir bereits fest, dass ich das Tagebuch lesen werde...Er denkt über sich nach, hat er gesagt. Ich werde seine Gedanken lesen. Das Tagebuch des Z.“ 69 So entscheidet sich der Lehrer das Tagebuch von Z und den heimlichen Brief zu lesen, um seinen Verdacht entweder zu bekräftigen oder zu entkräften. Er bricht es mit einem Draht in das abgesperrten Kästchen auf, und erfährt beim Lesen über die Beziehung zwischen Z und Eva (Leiterin der Räuberbande). In dem Tagebuch lässt es sich auch erklären, dass Z in Eva verliebt ist und während sich die beiden nachts treffen, stehlen andere Jugendliche aus Evas Räuberbande die Sachen aus den Zelten. Z weißt davon, ist aber entschlossen Eva zu schützen. Er schreibt:

„Oh Eva, ich werde immer für dich da sein! Du kommst in keine Besserungsanstalt mehr, in keine mehr, das schwör ich dir zu! Ich werde dich immer beschützen! Der N schreit, er wird mein Kästchen zertrümmern, morgen, er soll es nur wagen! Denn hier sind meine innersten Geheimnisse drinne, die niemand was angehen. Jeder, der mein Kästchen anrührt, stirbt!“ 70

68 ebenda S.61

69 ebenda S.62

70 Horváth, Ödon von: Jugend ohne Gott. Sukrkamp Verlag. Frankfurt am Main 2001. S.69

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